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    Plenarprotokoll 18/98 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 98. Sitzung Berlin, Freitag, den 27. März 2015 I n h a l t : Begrüßung der neuen Abgeordneten Birgit Menz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9317 A Zur Geschäftsordnung Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 9317 B Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 9318 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9319 C Zusatztagesordnungspunkt 4: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen Drucksachen 18/3990, 18/4455 . . . . . . 9320 D – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/4459 . . . . . . . . . . . . . . 9320 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr und digitale In- frastruktur zu dem Antrag der Abgeordne- ten Herbert Behrens, Sabine Leidig, Thomas Lutze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Einfüh- rung einer Pkw-Maut in Deutschland Drucksachen 18/806, 18/4455 . . . . . . . . . 9320 D c) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Verkehrsteuerän- derungsgesetzes (VerkehrStÄndG 2) Drucksachen 18/3991, 18/4448 . . . . . . 9321 A – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/4458 . . . . . . . . . . . . . . 9321 A Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9321 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9322 B Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9324 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 9325 B Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9327 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9328 D Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 9331 A Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9331 D Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 9332 D Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 9333 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9334 C Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 9336 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9338 B Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 9338 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9340 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9341 A Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9342 D Andreas Schwarz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9344 B Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 9345 B Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9347 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 Namentliche Abstimmungen . . . . 9347 D, 9348 A, 9353 A/D, 9359 A Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . 9348 C, 9350 B, 9354 C, 9356 D, 9360 C Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von den Abgeordneten Arnold Vaatz, Erika Steinbach, Elisabeth Winkelmeier-Becker, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich, Frank Schwabe, Dr. Johannes Fechner, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion der SPD einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über die Rechtsstellung und Aufgaben des Deut- schen Instituts für Menschenrechte (DIMRG) Drucksache 18/4421 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9359 B Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9359 C Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 9362 B Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9363 D Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9365 A Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9366 B Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 9367 B Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9368 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9369 D Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9370 D Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 9371 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 9373 A Tagesordnungspunkt 22: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, Caren Lay, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Privatisierung von Bundeslie- genschaften stoppen – Liegenschaftspo- litik des Bundes nachhaltig reformieren Drucksache 18/4419 . . . . . . . . . . . . . . . . . 9373 A b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, Caren Lay, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der Liegenschaftsveräuße- rungen (Liegenschaftsveräußerungsre- formgesetz) Drucksachen 18/2882, 18/3873 . . . . . . . . 9373 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen), Dr. Tobias Lindner, Britta Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine nachhaltige und zukunftsweisende Lie- genschaftspolitik des Bundes Drucksachen 18/3044, 18/3873 . . . . . . . . 9373 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 9373 C Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 9374 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9376 B Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9377 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9378 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9379 A Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 9379 B Klaus Mindrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9380 D Namentliche Abstimmungen . . . . 9382 B, 9382 C Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9384 C, 9386 B Tagesordnungspunkt 23: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Auslaufen der Milchquote – Wett- bewerbsfähigkeit der Milchviehhalter sichern Drucksache 18/4424 . . . . . . . . . . . . . . . . . 9382 C b) Antrag der Abgeordneten Friedrich Ostendorff, Nicole Maisch, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Landwirt- schaft braucht flächendeckende Milch- viehhaltung – Bäuerliche Milcherzeu- ger stärken – Milchpreise stabilisieren Drucksache 18/4330 . . . . . . . . . . . . . . . . . 9382 D Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9383 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 9388 B Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . 9390 A Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9391 A Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9392 A Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9393 B Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9394 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 III Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Sabine Weiss (Wesel I), Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord- neten Gabriela Heinrich, Dr. Bärbel Kofler, Axel Schäfer (Bochum), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD: Entwicklungs- politische Chancen der Urbanisierung nut- zen Drucksache 18/4425 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9395 B Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Katharina Dröge, Kerstin Andreae, Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Nationales Reform- programm 2015 – Wirtschaftspolitische Steuerung in der EU ernst nehmen und In- vestitionen stärken Drucksache 18/4464 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9395 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9395 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 9397 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Lothar Binding (Heidelberg), Dr. Matthias Bartke, Ingrid Arndt-Brauer, Petra Crone, Michaela Engelmeier, Karin Evers-Meyer, Martin Gerster, Josip Juratovic, Christina Kampmann, Steffen-Claudio Lemme, Christian Petry, Stefan Rebmann, Dr. Dorothee Schlegel, Rüdiger Veit (alle SPD) zu der na- mentlichen Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf ei- nes Gesetzes zur Einführung einer Infrastruk- turabgabe für die Benutzung von Bundesfern- straßen (Zusatztagesordnungspunkt 4 a) . . . . 9398 A Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zu der namentli- chen Abstimmung über den von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurf eines Geset- zes zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen (Zusatztagesordnungspunkt 4 a) . . . . . . . . . . . 9399 A Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9399 B Andreas Rimkus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9399 D Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) . . . . . 9400 B Udo Schiefner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9400 D Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9401 B Stefan Zierke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9401 C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Heike Baehrens, Dr. Karamba Diaby, Saskia Esken, Dr. Ute Finckh-Krämer, Gabriele Groneberg, Wolfgang Hellmich, Gabriele Hiller-Ohm, Christina Jantz, Oliver Kaczmarek, Ralf Kapschack, Caren Marks, Hilde Mattheis, Susanne Mittag, Ulli Nissen, Sabine Poschmann, Dr. Martin Rosemann, Bernd Rützel, Matthias Schmidt (Berlin), Ursula Schulte, Stefan Schwartze, Dr. Carsten Sieling, Michael Thews, Franz Thönnes, Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zu den namentlichen Abstimmungen über – den von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurf eines Gesetzes zur Einfüh- rung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen (Zu- satztagesordnungspunkt 4 a) – den von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurf eines Zweiten Verkehrsteu- eränderungsgesetzes (VerkehrStÄndG 2) (Zusatztagesordnungspunkt 4 c) . . . . . . . . 9402 A Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elke Ferner, Gabriele Katzmarek und Gülistan Yüksel (alle SPD) zu den namentli- chen Abstimmungen über – den von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurf eines Gesetzes zur Einfüh- rung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen (Zu- satztagesordnungspunkt 4 a) – den von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurf eines Zweiten Verkehrsteu- eränderungsgesetzes (VerkehrStÄndG 2) (Zusatztagesordnungspunkt 4 c) . . . . . . . . 9402 D Anlage 6 Erklärungen nach § 31 GO zu den namentli- chen Abstimmungen über – den von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurf eines Gesetzes zur Einfüh- rung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen (Zu- satztagesordnungspunkt 4 a) – den von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurf eines Zweiten Verkehrsteu- eränderungsgesetzes (VerkehrStÄndG 2) (Zusatztagesordnungspunkt 4 c) . . . . . . . . 9403 B IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9403 C Heinz-Joachim Barchmann (SPD) . . . . . . . 9403 C Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9404 A Frank Junge (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9404 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9405 A Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9405 C Dr. Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9406 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9406 A Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9406 C Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9407 A Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9407 B Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9407 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9407 D Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Fritz Felgentreu, Dr. Ute Finckh-Krämer, Cansel Kiziltepe, Mechthild Rawert, Matthias Schmidt (Berlin) und Swen Schulz (Spandau) (alle SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, Caren Lay, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Re- form der Liegenschaftsveräußerungen (Tages- ordnungspunkt 22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9408 B Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Entwicklungspolitische Chancen der Urbanisierung nutzen (Tagesordnungs- punkt 24) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9408 D Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9408 D Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 9410 A Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9411 B Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 9412 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9413 C Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Nationales Reformprogramm 2015 – Wirtschaftspolitische Steuerung in der EU ernst nehmen und Investitionen stärken (Tagesordnungspunkt 25) . . . . . . . . . . . . . . . . 9414 B Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . 9414 B Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 9416 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9417 C Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9418 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 9419 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9420 A Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9420 D Anlage 10 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9421 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9317 (A) (C) (D)(B) 98. Sitzung Berlin, Freitag, den 27. März 2015 Beginn: 9.00 Uhr
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    1) Anlage 8 2) Anlage 9 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9397 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 27.03.2015 Auernhammer, Artur CDU/CSU 27.03.2015 Barthel, Klaus SPD 27.03.2015 Becker, Dirk SPD 27.03.2015 Beckmeyer, Uwe SPD 27.03.2015 Behrens (Börde), Manfred CDU/CSU 27.03.2015 Binninger, Clemens CDU/CSU 27.03.2015 Dr. Brantner, Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.03.2015 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.03.2015 Bulmahn, Edelgard SPD 27.03.2015 Ernstberger, Petra SPD 27.03.2015 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 27.03.2015 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 27.03.2015 Dr. Franke, Edgar SPD 27.03.2015 Freitag, Dagmar SPD 27.03.2015 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 27.03.2015 Gottschalck, Ulrike SPD 27.03.2015 Gunkel, Wolfgang SPD 27.03.2015 Hänsel, Heike DIE LINKE 27.03.2015 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 27.03.2015 Hochbaum, Robert CDU/CSU 27.03.2015 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.03.2015 Klimke, Jürgen CDU/CSU 27.03.2015 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 27.03.2015 Kunert, Katrin DIE LINKE 27.03.2015 Dr. Lammert, Norbert CDU/CSU 27.03.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 27.03.2015 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 27.03.2015 Dr. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 27.03.2015 Nahles, Andrea SPD 27.03.2015 Pflugradt, Jeannine SPD 27.03.2015 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 27.03.2015 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.03.2015 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.03.2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.03.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 27.03.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 27.03.2015 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 27.03.2015 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 27.03.2015 Spahn, Jens CDU/CSU 27.03.2015 Steinbrück, Peer SPD 27.03.2015 Stockhofe, Rita CDU/CSU 27.03.2015 Strässer, Christoph SPD 27.03.2015 Stritzl, Thomas CDU/CSU 27.03.2015 Dr. Sütterlin-Waack, Sabine CDU/CSU 27.03.2015 Tack, Kerstin SPD 27.03.2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 9398 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Lothar Binding (Heidelberg), Dr. Matthias Bartke, Ingrid Arndt-Brauer, Petra Crone, Michaela Engelmeier, Karin Evers-Meyer, Martin Gerster, Josip Juratovic, Christina Kampmann, Steffen-Claudio Lemme, Christian Petry, Stefan Rebmann, Dr. Dorothee Schlegel, Rüdiger Veit (alle SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Infrastrukturab- gabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen (Zusatztagesordnungspunkt 4 a) Sie heißt Maut. Und wer Maut meint, soll auch Maut sagen. Maut ist ein etwa 1 000 Jahre alter Begriff. Er ist aus dem Gotischen mōta und dem Althochdeutschen mūta abgeleitet und bedeutet Wegzoll. Die CSU hat die Pkw-Maut zu ihrem programmatischen Hauptanliegen in der Legislaturperiode 2013 bis 2017 gemacht: ohne Pkw-Maut keine Koalition, ohne Koalition keine Regie- rung, ohne Regierung Neuwahlen. Koste es, was es wolle. So weit die CSU. Nicht ganz so weit liegt das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück zurück. Das war am Sonntag, dem 1. September 2013. Richtig fair und im besten Sinne wurde über die Einführung eines gesetzli- chen Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde gestritten, darüber, wie hoch bestimmte Steuern sein sollten, wie die Bankenkrise zu bewältigen sei und unter anderem auch über die von der CSU geforderte Maut. Horst Seehofer, CSU, hatte die Einführung der Pkw-Maut in Deutschland schon vor der Wahl zu einer harten Bedin- gung für die Unterschrift unter einen Koalitionsvertrag gemacht. In diesem TV-Duell am 1. September 2013 sagte die Kanzlerin: „Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben!“ Und so, wie wir sicher sein konnten, dass sich Peer Steinbrück für den Mindestlohn einsetzen würde, haben wir der Kanzlerin natürlich diesen schlichten Satz geglaubt: Mit Angela Merkel „wird es keine PKW-Maut geben“. So weit die Kanzlerin. Im Koalitionsvertrag wurden nun sehr viele einzelne Vorhaben vereinbart. Viele Punkte stammen aus dem SPD-Programm. Unser Stolz. Leider musste natürlich für jeden Punkt aus dem SPD-Programm ein Programm- punkt von CDU/CSU akzeptiert werden. Unser Ärger. Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.03.2015 Ulrich, Alexander DIE LINKE 27.03.2015 Weber, Gabi SPD 27.03.2015 Wegner, Kai CDU/CSU 27.03.2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Um es exemplarisch anzudeuten: Für die SPD ist der Mindestlohn essenziell gewesen, weil wir es nicht länger akzeptieren wollten, dass Menschen für eine Stunde ih- rer Lebenszeit beispielsweise unanständige drei bis vier Euro erhalten. Dafür mussten wir ärgerliche Kompro- misse machen, beispielsweise die Pkw-Maut von CSU/ CDU in den Verhandlungen über den Koalitionsvertrag akzeptieren. Deshalb wird mit Angela Merkel heute die Pkw-Maut in Deutschland eingeführt. Die Kanzlerin wird das erklären müssen. Es sei daran erinnert, wie schwer es Kolleginnen und Kollegen aus der CDU/CSU gefallen sein mag, dem Mindestlohn oder der Frauenquote zuzustimmen – und ihnen dies nur in Würdigung des Koalitionsvertrags möglich war. So schwer fällt es uns heute, gegen unsere Überzeu- gung einem CSU-Mautgesetz zuzustimmen, das den be- sonderen Makel trägt, entstehungsgeschichtlich nicht ganz frei von ausländerfeindlichem Ressentiment zu sein. Gibt es nichts Gutes im Schlechten? Manchmal ist es schon die bestmögliche Politik, wenn es gelingt noch Schlimmeres zu verhindern: Deshalb hat die SPD-Frak- tion für die „Pkw-Maut“ wichtige Voraussetzungen defi- niert: Das Gesetz muss mit europäischen Gesetzen ver- einbar sein. (Versteht sich natürlich von selbst.) Deutsche Autofahrer und Autofahrerinnen dürfen durch die Maut nicht zusätzlich belastet werden. (Sie bezahlen schon Kfz-Steuer) Es muss ein bedeutender finanzieller Beitrag eingenommen werden, der für die Verkehrsinfra- struktur Verwendung findet. (Damit die Verwaltungskos- ten der Maut sie nicht vollständig aufzehren.) Da in die Verkehrsinfrastruktur jährlich mehrere Milliarden Euro investiert werden, mit der Maut aber Einnahmeerwartungen von wenigen 100 Millionen Euro verknüpft werden, haben wir schon heute eine Evaluie- rung in zwei Jahren – einen verbindlichen Bürokratie- und Einnahmecheck – gesetzlich festgeschrieben. Der erwartete Beitrag aus der Maut zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur ist marginal, der Bürokratie- bzw. Erhebungsaufwand enorm. Auch hier bin bin ich froh, dass die SPD-Kollegen im Verkehrsausschuss erheblich zur Verbesserungen der Gesetzesvorlage beitragen konnten: Zunächst durch den Gedanken, Zeitvignetten für ausländische Kfz-Halterin- nen und Kfz-Halter einzuführen, um eine bessere Gleichbehandlung zu erreichen. Aber auch durch die Verkürzung der Speicherfristen für persönliche Daten der Kfz-Halterinnen und Kfz-Halter. Dennoch bereiten einige Punkte weiterhin Sorge. Bei der Durchführung des Gesetzes muss besonders auf den Datenschutz geachtet werden. Der Bürokratieaufwand für Bürgerinnen und Bürger aller Staaten muss sich in Grenzen halten, und der Verkehr in den Grenzregionen darf nicht zusätzlich belastet werden. Die SPD-Fraktion wird auf diese kritischen Punkte bei der Durchführung des Gesetzes besonders Acht geben. So sollen die Wir- kungen kritischer Punkte, die der gesetzlichen Regulie- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9399 (A) (C) (D)(B) rung innewohnen, später noch im Vollzug gemildert werden. Mit dieser Erklärung und vorbestimmt durch den Ko- alitionsvertrag stimmen wir heute der Maut – inzwi- schen: „Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bun- desfernstraßen“ genannt – widerwillig zu. Aber in Erinnerung daran, dass wir kürzlich den gesetzlichen Mindestlohn, die Mietpreisbremse oder die Frauenquote eingeführt haben, verlangt der faire Umgang mit Verein- barungen bzw. Verträgen, auch Koalitionsverträgen, nun heute auch unsere Zustimmung. Viele Bürgerinnen und Bürger schreiben uns, das Mautgesetz einfach abzulehnen und nur unserem Gewis- sen zu folgen. Die Erwartung, dass wir unseren Gewis- sen folgen, erfüllen wir gern, denn dies ist in der SPD- Fraktion einer der wichtigsten Maßstäbe, wenn nicht der wichtigste Maßstab. Die Pkw-Maut, eine Straßenbenut- zungsgebühr, gehört in unserem Wertekanon allerdings nicht zu den Gewissensentscheidungen. Nun hoffen wir, dass durch unseren Beschluss we- nigstens ein echter zusätzlicher Beitrag zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur übrig bleibt, von dem sowohl deutsche als auch ausländische Autofahrerinnen und Au- tofahrer profitieren werden. Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zu der namentlichen Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf ei- nes Gesetzes zur Einführung einer Infrastruk- turabgabe für die Benutzung von Bundesfern- straßen (Zusatztagesordnungspunkt 4 a) Markus Paschke (SPD): Ich komme aus einer Re- gion, in der eine sehr gute Nachbarschaft mit den Men- schen in den Niederlanden gelebt wird. In beide Rich- tungen gibt es einen regen Austausch, sowohl privat als auch wirtschaftlich. Konkret für meinen Wahlkreis kommt hinzu, dass die Niederlande den Bau der A 31 wesentlich mitfinanziert haben. Ohne diese niederländi- sche Finanzierung wäre der Lückenschluss dieser Auto- bahn bis heute nicht realisiert worden. Es ist unseren Nachbarn nicht zu erklären, dass sie jetzt für die Benut- zung einer von ihnen mitfinanzierten Straße auch noch zu zahlen haben. Hinzu kommt, dass unsere niederländi- schen Nachbarn nach wie vor bereit sind, in die Schie- neninfrastruktur auf deutscher Seite zu investieren. Diese Investitionsbereitschaft sehe ich durch den heute abzustimmenden Gesetzentwurf massiv gefährdet. Zudem gibt es in meinem Wahlkreis wenige Verbin- dungen außerhalb der Autobahnen. Die zu erwartende Ausweichreaktion der Autofahrerinnen und -fahrer stellt eine erhebliche Belastung nicht nur für die Dörfer und Städte in Grenzregionen, sondern vor allem für die dort lebenden Menschen dar. Der Gesetzentwurf gefährdet meiner Meinung nach ganz konkret den wirtschaftlichen Grenzverkehr, die da- mit verbundenen Arbeitsplätze und in Gänze die guten Beziehungen zu unseren Nachbarstaaten. Dies hat auch sehr deutlich eine von der Ems-Dollart-Region in Auf- trag gegebene Umfrage unter im Grenzgebiet lebenden Niederländern ergeben. Danach gaben rund 35 Prozent der Befragten an, derzeit wöchentlich über die Grenze zu fahren. Nach Einführung einer Maut würden dies nur noch 8 Prozent tun. 75 Prozent der befragten Niederlän- der lehnen den Kauf einer Vignette rigoros ab. Hinzu kommt, dass die Umsetzung des Gesetzes mit enormem bürokratischen Aufwand verbunden sein wird. Die daraus resultierende Belastung steht aus meiner Sicht in keinem vernünftigen Verhältnis zu der beabsich- tigten finanziellen Entlastung. Ich stehe zu den im Koalitionsvertrag formulierten Vereinbarungen. Die Maut ist ebenso Bestandteil dieses Vertrages wie der kürzlich eingeführte Mindestlohn. Aber ohne Ausnahmen für die Grenzregionen kann ich dem vorliegenden Gesetzentwurf nicht zustimmen. Ich hätte mir gewünscht, dass den vielfach formulierten Be- denken Rechnung getragen worden wäre und Ausnah- men, wie sie zum Beispiel der Bundesrat in seiner Stel- lungnahme gefordert hat, mit in den Gesetzentwurf aufgenommen worden wären. Statt Barrieren abzubauen, errichtet dieser Gesetzentwurf zusätzliche Hürden zwi- schen den Menschen. Eine Enthaltung kommt daher für mich nicht infrage, und so stimme ich mit „Nein“ gegen den Gesetzentwurf zur „Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benut- zung von Bundesfernstraßen“. Andreas Rimkus (SPD): Die Einführung einer Infrastrukturabgabe – der sogenannten Pkw-Maut – ist weder für die SPD-Bundestagsfraktion noch für mich persönlich ein verkehrspolitisches Kernanliegen. Sie ist jedoch Teil unseres Koalitionsvertrags, dem im Herbst 2013 75,96 Prozent unserer Mitglieder zugestimmt ha- ben. In den vergangenen Monaten konnten bereits viele wichtige politische Forderungen der SPD im Deutschen Bundestag umgesetzt werden, darunter der gesetzliche Mindestlohn, die Rente mit 63 oder die Frauenquote. Auf der anderen Seite hat sich die SPD unter klaren Be- dingungen bereit erklärt, dem Vorhaben von CDU/CSU zur Einführung einer Pkw-Maut nicht im Wege zu ste- hen. Zum einen muss die Pkw-Maut europakonform aus- gestaltet sein und darf nicht zu einer höheren Belastung inländischer Kfz-Halter führen. Zum anderen soll sie ei- nen substanziellen Beitrag für die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur erwirtschaften. Diese Bedingun- gen sind mit dem vorliegenden Gesetzentwurf gegeben. Im Zuge der umfangreichen und intensiven parlamen- tarischen Beratungen ist es der SPD-Bundestagsfraktion gelungen, den ursprünglichen Gesetzentwurf entschie- den zu verbessern. So verknüpfen wir die Einführung der Pkw-Maut durch unseren Entschließungsantrag mit verbindlichen Rahmenbedingungen zur Lkw-Maut und dem Bundesverkehrswegeplan 2015. Spätestens im Sommer 2016 wird der Beschluss über die Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen in das Kabi- nett kommen, und die Verkehrsinvestitionen sollen dort- 9400 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) hin fließen, wo sie am nötigsten gebraucht werden. So soll der Erhalt – besonders von Brücken und Schleusen – Vorrang vor dem Aus- und Neubau haben. Beim Neubau sollen 80 Prozent der Mittel für überregional wichtige Knoten und Hauptachsen reserviert werden. Bei der konkreten Ausgestaltung der Pkw-Maut ha- ben wir folgende Punkte durchgesetzt: Im Zuge der Mauterhebung dürfen persönliche Daten statt drei nur noch ein Jahr gespeichert werden, und das Gesetz wird zwei Jahre nach der technischen Einführung einem Bü- rokratie- und Einnahmecheck unterzogen. Besonders wichtig dabei wird auch die Evaluierung von möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Grenzregionen sein. Das ist ein zentraler Punkt. Als Abgeordneter mit einem Wahlkreis in der Nähe des Dreiländerecks Deutschland – Niederlande – Belgien hatte ich dies- bezügliche Bedenken. Auch hier hat die SPD wichtige Verbesserungen durchgesetzt. So wird die Maut für im Ausland zugelassene Pkw nicht mehr auf allen Straßen, sondern nur noch auf Bundesautobahnen erhoben. So kann der kleine Grenzverkehr in den meisten Regionen über Bundesstraßen und dem nachgeordneten Straßen- netz weitgehend ungehindert stattfinden. Ich hätte mir an dieser Stelle noch weitergehende Regeln zum Schutz der Grenzregion gewünscht. In den Verhandlungen mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat die SPD-Bundestags- fraktion mit großem Nachdruck den Vorschlag des Bun- desrates und der kommunalen Spitzenverbände aufge- griffen und eine weitergehende Ausnahmeregelung für die ersten 30 Kilometer Wegstrecke an den grenznahen Bundesautobahn gefordert. Ich bedauere, dass dieser Vorschlag an dem erbitterten Widerstand der CDU/CSU- Bundestagsfraktion gescheitert ist. Wir konnten gute Verhandlungsergebnisse erzielen, doch es bleiben Bedenken. Es wird noch zu klären sein, ob das Gesetz europarechtskonform ist. Dies wird Ge- genstand einer gesonderten Prüfung der Kommission bzw. des EuGH sein. Es kann auch nicht abschließend geklärt werden, ob eine Infrastrukturabgabe langfristig wirklich keine Mehrbelastung für inländische Kfz-Halter birgt. Auch für die Grenzregionen hätte ich mir mehr erhofft. Vor diesem Hintergrund erwarte ich mir von der Evaluierung zwei Jahre nach der Einführung der Infra- strukturabgabe erste Erkenntnisse, anhand derer es gegebenenfalls gilt, die bestehenden Regelungen anzu- passen. Trotz der ausgeführten Punkte werde ich aus den ge- nannten Gründen und aus Koalitionsräson dem heutigen Gesetzentwurf zustimmen. Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD): Ich stimme dem vorgelegten Gesetzentwurf heute nur zu, weil sich meine Partei in den Koalitionsverhandlungen zur Bil- dung einer gemeinsamen Regierung mit CDU und CSU dazu verpflichtet hat. Bis jetzt sehe ich die vereinbarten Voraussetzungen für die Verabschiedung dieses Gesetzes als nicht hinrei- chend erfüllt an. Vereinbart ist, dass kein Fahrzeughalter in Deutsch- land stärker belastet wird als heute. Zudem soll die Aus- gestaltung EU-rechtskonform sein. Schließlich macht ein solches Vorhaben nur dann Sinn, wenn die auf die- sem Wege erzielten Einnahmen in einem vertretbaren Verhältnis zum Aufwand stehen. In der Debatte um das Gesetzgebungsvorhaben konn- ten die Zweifel, ob diese drei Bedingungen nunmehr er- füllt sind, nicht ausgeräumt werden. Minister Dobrindt versichert seinerseits, alle drei Bedingungen hätten Be- rücksichtigung gefunden. Insofern hat er damit die poli- tische Verantwortung für dieses Gesetz übernommen und wird sich gegebenenfalls rechtfertigen müssen, wenn die deutschen Autofahrer erheblich mehr belastet werden, weil bislang mautfreie Autobahnnutzungen in unseren Nachbarländern gleichfalls mautpflichtig ge- macht werden, wenn sich im Klageverfahren erweisen sollte, dass ausländische Benutzer deutscher Straßen durch diese Regelung diskriminiert werden sowie, wenn die Aufwendungen zur Erhebung der Maut in Relation mit den dabei erzielten Einnahmen sich als unvertretbar erweisen sollten. Die SPD hat im Beratungsverfahren durchgesetzt, dass in zwei Jahren Bürokratieaufwand und Einnahme- situation kritisch gewichtet werden können. Insofern vertraue ich darauf, dass in zwei Jahren vielleicht auf- grund einer gewachsenen besseren Einsicht auch beim Koalitionspartner Christlich-Soziale Union eine Rück- nahme des Gesetzes möglich ist und Verhandlungen mit allen Anrainerstaaten über gegenseitigen Verzicht auf die Erhebung von Mautgebühren eingeleitet werden können. Udo Schiefner (SPD): Die Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen, die sogenannte PKW-Maut, war nie und ist auch heute kein verkehrs- politisches Anliegen der SPD. Die Pkw-Maut war und ist das Hauptanliegen der CSU. Im Koalitionsvertrag mit der CDU und CSU konnte die SPD im Gegenzug zen- trale gesellschaftspolitische Forderungen verankern. Der Koalitionsvertrag ist sozialdemokratisch geprägt. Zum Beispiel mit dem gesetzlichen Mindestlohn, der Rente mit 63 und der Frauenquote haben wir bedeutende gesellschaftspolitische Schritte bereits verwirklicht. Er- reichen konnten wir das nur, indem wir uns verpflichtet haben, auch der Pkw-Maut zuzustimmen. Klare Bedingungen müssen allerdings erfüllt sein: Die Pkw-Maut muss europakonform sein, inländische Kfz-Halter dürfen nicht höher belastet werden, und es muss ein substanzieller Beitrag zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur generiert werden. Die vorliegenden Gesetzentwürfe wurden von den zuständigen Ministern intensiv beraten und beschlossen. Die EU-Rechtskonfor- mität ist demzufolge gewährleistet, die Einnahmeprog- nosen sollen plausibel sein, und eine Mehrbelastung inländischer Kfz-Halter wird ausgeschlossen. Diese An- nahmen konnten weder in den Anhörungen noch in den Ausschussberatungen hinreichend widerlegt werden. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9401 (A) (C) (D)(B) Die SPD-Bundestagsfraktion hat für ihre Zustim- mung trotzdem weitere Bedingungen benannt, wichtige Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Gesetzent- wurf durchgesetzt und CDU und CSU einen richtungs- weisenden Entschließungsantrag abgerungen, den wir gemeinsam mit der Pkw-Maut beschließen. Damit wird heute ein verkehrspolitisches Gesamtpa- ket verabschiedet, zu dem neben der Pkw-Maut wichtige Festlegungen zur Lkw-Maut und eine klare Priorisierung bei den Verkehrsinvestitionen gehören. Spätestens im Sommer 2016 wird der Beschluss über die Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen ins Kabinett kommen, und die Verkehrsinvestitionen fließen künftig dorthin, wo sie am nötigsten gebraucht werden. Besonders wichtig ist mir, dass wir den Einnahme- und Bürokratiecheck durchsetzen konnten. Der Bundes- tag muss sich zwei Jahre nach Beginn der Abgabeerhe- bung automatisch mit den realen Nettoeinnahmen und dem bürokratischen Aufwand beschäftigen. Zudem muss über die Auswirkungen der Pkw-Maut auf die Grenzregionen berichtet werden. Den Bericht über die Grenzregionen brauchen wir. Speziell mit Blick auf den Grenzverkehr in Nordrhein- Westfalen sehe ich die Maut sehr kritisch. Die Landes- und Gemeindestraßen wurden erfreulicherweise schon früh aus den Plänen des Ministers gestrichen. Ich hätte mir noch weitergehende Regeln zum Schutz der Grenz- region gewünscht. Die sind ärgerlicherweise am Wider- stand von CDU und CSU gescheitert. Das öffentliche mautkritische Auftreten gerade der CDU in NRW hat die Verhandler von CDU und CSU im Bundestag offenbar nicht beeindruckt. Unsere SPD-Vertreter mussten jedes Zugeständnis in stundenlangen Sitzungen mühevoll durchsetzen. Ich werde dem Gesetzentwurf zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfern- straßen zustimmen. Der Koalitionsvertrag, der mit über- großer Mehrheit von unseren Parteimitgliedern mitbe- schlossen wurde, fordert dies von mir. Die guten Verhandlungsergebnisse der letzten Wochen machen mir diese Entscheidung leichter. Glücklich bin ich dabei nicht. Dirk Wiese (SPD): Im Koalitionsvertrag ist die Ein- führung einer Pkw-Maut zwischen der CDU/CSU und SPD vereinbart worden. Die SPD hat dem Vorhaben, das die CSU in den Koalitionsvertrag hineinverhandelt hat, unter drei Bedingungen zugestimmt: Es darf kein deut- scher Autofahrer zusätzlich belastet werden, die gesetz- liche Regelung muss mit europäischem Recht vereinbar sein, und es muss ein substanzieller Beitrag für die In- vestitionen in die Verkehrsinfrastruktur erwirtschaftet werden. Auf Grundlage dieser Forderungen der SPD- Bundestagsfraktion schlagen die Verkehrspolitiker der Koalition ein Gesamtpaket, bestehend aus einem umfas- senden Änderungsantrag zum Gesetzentwurf und einem detaillierten Entschließungsantrag, zur Zustimmung vor. Mit beiden Vorlagen werden die Forderungen der SPD- Bundestagsfraktion erfüllt. Für mich gilt der Koalitionsvertrag, und ich entziehe mich der daraus resultierenden Verantwortung als Abge- ordneter der SPD-Bundestagsfraktion nicht. Deshalb werde ich zustimmen, verweise jedoch gleichzeitig da- rauf, dass es wünschenswert gewesen wäre, Sonderrege- lungen für Touristen einzuführen. In meinem Wahlkreis, dem Hochsauerlandkreis, stellt die Mehrheit der hollän- dischen Touristen eine bedeutende Kaufkraft dar und ist deshalb Antriebsmotor für den Tourismus vor Ort. Die Einführung der Maut darf nicht zu einem Rückgang an Touristen führen und damit die Tourismusregionen in Deutschland schwächen. Das muss der Gesetzgeber un- bedingt im Auge behalten und gegebenenfalls aktiv wer- den. Stefan Zierke (SPD): Die Einführung einer Infra- strukturabgabe – der sogenannten Pkw-Maut – ist weder für die SPD-Bundestagsfraktion noch für mich persön- lich ein verkehrspolitisches Kernanliegen. Dennoch ist sie Teil unseres Koalitionsvertrags, dem im Herbst 2013 75,96 Prozent unserer Mitglieder zugestimmt haben. In den vergangenen Monaten konnten bereits viele wich- tige politische Forderungen der SPD im Deutschen Bun- destag umgesetzt werden, darunter der gesetzliche Min- destlohn, die Rente mit 63 oder die Frauenquote. Auf der anderen Seite hat sich die SPD bereit erklärt, dem Vorha- ben von CDU/CSU zur Einführung einer Pkw-Maut nicht im Wege zu stehen. Dafür haben wir im Koali- tionsvertrag allerdings klare Bedingungen formuliert: Die Pkw-Maut muss europakonform ausgestaltet sein und darf nicht zu einer höheren Belastung inländischer Kfz-Halter führen. Darüber hinaus haben wir als SPD hi- neinverhandelt, dass die Pkw-Maut einen substanziellen Beitrag für die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur erwirtschaften muss. Diese Bedingungen sind mit dem vorliegenden Gesetzentwurf erfüllt. Im Zuge der umfangreichen und intensiven parlamen- tarischen Beratungen ist es der SPD-Bundestagsfraktion mit einigen Klarstellungen gelungen, den ursprünglichen Gesetzentwurf entschieden zu verbessern. So verknüp- fen wir die Einführung der Pkw-Maut durch unseren Entschließungsantrag mit einer verbindliche Festlegung zur Lkw-Maut und einer neuen Priorisierung der Ver- kehrsinvestitionen. Spätestens im Sommer 2016 wird der Beschluss über die Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen in das Kabinett kommen, und die Verkehrsinvestitionen fließen künftig dorthin, wo sie am nötigsten gebraucht werden. So soll der Erhalt – beson- ders von Brücken und Schleusen – Vorrang vor dem Aus- und Neubau haben. Beim Neubau sollen 80 Pro- zent der Mittel für überregional wichtige Knoten und Hauptachsen reserviert werden. Bei der konkreten Ausgestaltung der Pkw-Maut ha- ben wir folgende Punkte durchgesetzt: Im Zuge der Mauterhebung dürfen persönliche Daten statt drei nur noch ein Jahr gespeichert werden, und das Gesetz wird zwei Jahre nach der technischen Einführung einem Bü- rokratie- und Einnahmecheck unterzogen. Bestandteil dieses Checks ist auch die Evaluierung von möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Grenzregionen. Das ist ein großer Erfolg. Als Abgeordneter mit einem Wahlkreis an der deutsch-polnischen Grenze hatte ich 9402 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) diesbezügliche Bedenken. Auch hier hat die SPD wich- tige Verbesserungen durchgesetzt. So wird die Maut für im Ausland zugelassene Pkws nicht mehr auf allen Stra- ßen, sondern nur noch auf Bundesautobahnen erhoben. So kann der kleine Grenzverkehr in den meisten Regio- nen über Bundesstraßen und dem nachgeordneten Stra- ßennetz weitgehend ungehindert stattfinden. Ich hätte mir an dieser Stelle noch weitergehende Regeln zum Schutz der Grenzregion gewünscht. Diese sind jedoch am Widerstand von CDU und CSU gescheitert. Trotz der guten Verhandlungsergebnisse habe ich bei einigen Punkten weiterhin Bedenken. Das betrifft zum einen die Europarechtskonformität, die Gegenstand ei- ner gesonderten Prüfung der Kommission bzw. des EuGH sein wird, und zum anderen halte ich es nach wie vor für fragwürdig, ob eine Infrastrukturabgabe langfris- tig wirklich keine Mehrbelastung für inländische Kfz- Halter birgt. Auch sehe ich das Verhältnis zwischen bü- rokratischem und technischem Aufwand einerseits und den tatsächlichen Einnahmen andererseits kritisch. Vor diesem Hintergrund erwarte ich mir von der Evaluierung zwei Jahre nach der Einführung der Pkw-Maut erste Er- kenntnisse, anhand derer es gegebenenfalls gilt, die be- stehenden Regelungen anzupassen. Trotz dieser Bedenken werde ich aus den genannten Gründen und aus Koalitionsräson dem heutigen Gesetz- entwurf zustimmen. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Heike Baehrens, Dr. Karamba Diaby, Saskia Esken, Dr. Ute Finckh-Krämer, Gabriele Groneberg, Wolfgang Hellmich, Gabriele Hiller-Ohm, Christina Jantz, Oliver Kaczmarek, Ralf Kapschack, Caren Marks, Hilde Mattheis, Susanne Mittag, Ulli Nissen, Sabine Poschmann, Dr. Martin Rosemann, Bernd Rützel, Matthias Schmidt (Berlin), Ursula Schulte, Stefan Schwartze, Dr. Carsten Sieling, Michael Thews, Franz Thönnes, Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zu den namentlichen Abstimmungen über – den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung ei- ner Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen (Zusatztagesordnungs- punkt 4 a) – den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Zweiten Verkehrsteuerände- rungsgesetzes (VerkehrStÄndG 2) (Zusatz- tagesordnungspunkt 4 c) Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Ge- setzentwurf zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen sowie den Ent- wurf eines Zweiten Verkehrsteueränderungsgesetzes ab. Diese „PKW-Maut“ ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch verpflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Vo- raussetzungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Die SPD hat dem Vorhaben, dem sie immer kritisch gegenüberstand und das die CSU in den Koalitionsver- trag hineinverhandelt hat, in den Koalitionsverhandlun- gen unter drei Bedingungen zugestimmt: Es darf kein deutscher Autofahrer zusätzlich belastet werden, die ge- setzliche Regelung muss mit europäischem Recht ver- einbar sein, und es muss einen substanziellen Beitrag für die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur erwirt- schaftet werden. Im parlamentarischen Verfahren hat die SPD-Bundes- tagsfraktion weitreichende Änderungen an dem Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen gegen den Wi- derstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion durchge- setzt: Es wird verhindert, dass die geplanten Zeitvignet- ten zu einer Diskriminierung von EU-Ausländerinnen und -Ausländern führen. Wir haben für ein Mehr an Da- tenschutz gesorgt und die Speicherfristen für persönliche Daten der Halterinnen und Halter von drei auf ein Jahr reduziert. Es wird ein verbindlicher Bürokratie- und Ein- nahmecheck zwei Jahre nach der technischen Einfüh- rung der Pkw-Maut gesetzlich festgeschrieben. Dabei sollen auch Auswirkungen der Pkw-Maut auf die Grenz- regionen untersucht werden. Damit sind die Bedingungen des Koalitionsvertrags erfüllt. Wir stimmen daher heute trotz großer Bedenken den vorliegenden Gesetzentwürfen zu. Die SPD-Bun- destagsfraktion hat in den parlamentarischen Beratungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt, das so- zialdemokratische Kernforderungen in die Tat umsetzt. Es gibt ein klares Bekenntnis aller Mitglieder der Koali- tionsfraktionen zur Ausdehnung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen und zu einer detaillierten Priorisie- rungsstrategie für die Investitionen in die Bundesver- kehrswege. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elke Ferner, Gabriele Katzmarek und Gülistan Yüksel (alle SPD) zu den namentlichen Abstimmungen über – den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung ei- ner Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen (Zusatztagesord- nungspunkt 4 a) – den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Zweiten Verkehrsteuerände- rungsgesetzes (VerkehrStÄndG 2) (Zusatz- tagesordnungspunkt 4 c) Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Ge- setzentwurf zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9403 (A) (C) (D)(B) die Benutzung von Bundesfernstraßen sowie den Ent- wurf eines Zweiten Verkehrsteueränderungsgesetzes ab. Diese „PKW-Maut“ ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch verpflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Vo- raussetzungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Der Druck von SPD-Politikerinnen und -Politikern hat dafür gesorgt, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits im Vorfeld des Kabinettsbeschlusses im Dezem- ber 2014 gravierende Änderungen an ihrem Konzept vornehmen mussten: Die Maut für im Ausland zugelas- sene PKW wird nicht mehr auf allen Straßen, sondern nur noch auf Bundesautobahnen erhoben. So kann der kleine Grenzverkehr in den meisten Regionen über Bundesstraßen und das nachgeordnete Straßennetz weit- gehend ungehindert stattfinden. Dennoch befürchten die örtlichen Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Kirchen und Verbände in den Grenzregionen, dass die Einführung einer Pkw-Maut zu negativen wirtschaftlichen und kul- turellen Konsequenzen führen wird. Wir nehmen die Bedenken der Menschen vor Ort sehr ernst. Daher hat die SPD-Bundestagsfraktion in den Ver- handlungen mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit großem Nachdruck den Vorschlag des Bundesrates und der kommunalen Spitzenverbände aufgegriffen und eine weiter gehende Ausnahmeregelung für die ersten 30 Ki- lometer Wegstrecke an den grenznahen Bundesautobah- nen gefordert. Wir bedauern, dass dieser Vorschlag an dem erbitterten Widerstand der CDU/CSU-Bundestags- fraktion gescheitert ist. Wir stimmen heute trotz großer Bedenken den vor- liegenden Gesetzentwürfen zu, weil die SPD-Bundes- tagsfraktion in den parlamentarischen Beratungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt hat, das so- zialdemokratische Kernforderungen in die Tat umsetzt. Dabei hat die SPD-Bundestagsfraktion auch dafür ge- sorgt, dass die Auswirkungen auf die Grenzregionen zwei Jahre nach der Einführung der Pkw-Maut evaluiert werden. Da der Koalitionspartner CDU/CSU eine 30-Kilome- ter-Sonderregelung für die Grenzregionen ablehnt, sehen wir uns gezwungen, aus Koalitionstreue den vorliegen- den Antrag, weitere Ausnahmen für die Grenzregionen einzuführen, abzulehnen. Anlage 6 Erklärungen nach § 31 GO zu den namentlichen Abstimmungen über – den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung ei- ner Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen (Zusatztagesord- nungspunkt 4 a) – den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Zweiten Verkehrsteuerände- rungsgesetzes (VerkehrStÄndG 2) (Zusatz- tagesordnungspunkt 4 c) Dorothee Bär (CDU/CSU): Ich stimme dem Gesetz zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benut- zung von Bundesfernstraßen ausdrücklich zu. Heinz-Joachim Barchmann (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen sowie den Entwurf eines Zwei- ten Verkehrsteueränderungsgesetzes ab. Diese „PKW-Maut“ ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch verpflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Vo- raussetzungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Der Druck von SPD-Politikerinnen und -Politikern hat dafür gesorgt, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits im Vorfeld des Kabinettsbeschlusses im Dezem- ber 2014 gravierende Änderungen an ihrem Konzept vornehmen mussten: Die Maut für im Ausland zugelas- sene PKW wird nicht mehr auf allen Straßen, sondern nur noch auf Bundesautobahnen erhoben. So kann der kleine Grenzverkehr in den meisten Regionen über Bun- desstraßen und dem nachgeordneten Straßennetz weitge- hend ungehindert stattfinden. Dennoch befürchten die örtlichen Industrie- und Han- delskammern, Handwerkskammern, Kirchen und Ver- bände in den Grenzregionen, dass die Einführung einer Pkw-Maut zu negativen wirtschaftlichen und kulturellen Konsequenzen führen wird. Wir nehmen die Bedenken der Menschen vor Ort sehr ernst. Daher hat die SPD-Bundestagsfraktion in den Ver- handlungen mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit großem Nachdruck den Vorschlag des Bundesrates und der kommunalen Spitzenverbände aufgegriffen und eine weitergehende Ausnahmeregelung für die ersten 30 Ki- lometer Wegstrecke an den grenznahen Bundesautobah- nen gefordert. Ich bedauere, dass dieser Vorschlag an dem erbitterten Widerstand der CDU/CSU-Bundestags- fraktion gescheitert ist. Ich stimme heute trotz großer Bedenken den vorliegen- den Gesetzentwürfen zu, weil die SPD-Bundestagsfraktion in den parlamentarischen Beratungen ein verkehrspoliti- sches Gesamtpaket verhandelt hat, das sozialdemokrati- sche Kernforderungen in die Tat umsetzt. Dabei hat die SPD-Bundestagsfraktion auch dafür gesorgt, dass die Auswirkungen auf die Grenzregionen zwei Jahre nach der Einführung der Pkw-Maut evaluiert werden. Da der Koalitionspartner CDU/CSU eine 30-Kilome- ter-Sonderregelung für die Grenzregionen ablehnt, sehe 9404 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) ich mich gezwungen, aus Koalitionstreue den vorliegen- den Antrag, weitere Ausnahmen für die Grenzregionen einzuführen, abzulehnen. Bärbel Bas (SPD): Die Einführung der sogenannten Pkw-Maut ist kein verkehrspolitisches Anliegen der SPD. Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition und in den vergangenen Monaten im Deutschen Bundestag konnten viele wichtige politische Forderungen der SPD umgesetzt werden: beispielsweise der gesetzliche Mindestlohn, die Rente mit 63 oder die Frauenquote. Auf der anderen Seite hat sich die SPD bereit erklärt, dem Vorhaben von CDU/CSU zur Einführung dieser Pkw-Maut nicht im Wege zu stehen. Dafür haben wir im Koalitionsvertrag klare Bedingungen formuliert: Diese Pkw-Maut muss europakonform ausgestaltet sein und darf nicht zu einer höheren Belastung inländischer Kfz- Halter führen. Diese Bedingungen sind mit dem vorlie- genden Gesetzentwurf erfüllt. Im Zuge der parlamentarischen Beratungen ist es der SPD-Bundestagsfraktion gelungen, ein verkehrspoliti- sches Gesamtpaket mit Änderungen bei der Pkw-Maut, Festlegungen zur Lkw-Maut und einer neuen Priorisie- rung der Verkehrsinvestitionen durchzusetzen. Spätes- tens im Sommer 2016 wird der Beschluss über die Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen ins Kabinett kommen, und die Verkehrsinvestitionen fließen künftig dorthin, wo sie am nötigsten gebraucht werden. So soll der Erhalt – besonders von Brücken und Schleusen – Vorrang vor dem Aus- und Neubau haben. Beim Neubau sollen 80 Prozent der Mittel für überregio- nal wichtige Knoten und Hauptachsen reserviert werden. Das ist insbesondere für NRW und das Ruhrgebiet sehr wichtig, wie wir gerade zum Beispiel bei der A-40- Brücke in Duisburg sehen können. Beim Datenschutz konnte außerdem eine wichtige Verbesserung durchgesetzt werden: Personalisierte Da- ten aus der Mauterhebung dürfen nur ein Jahr statt drei Jahre gespeichert werden. Auch wurde vereinbart, dass das Gesetz nach zwei Jahren einem Bürokratie- und Ein- nahmecheck unterzogen wird. Ich sehe diese Pkw-Maut insbesondere mit Blick auf den Grenzverkehr in Nordrhein-Westfalen weiterhin sehr kritisch. Wie die SPD-Bundestagsfraktion, so bedauere auch ich ausdrücklich, dass bessere Regeln zum Schutz der Grenzregionen noch in den vergangenen Tagen am Widerstand von CDU und CSU gescheitert sind. Die Aussage des verkehrspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ulrich Lange, dass das „kulturelle Leben in den Grenzregionen auch mit Maut weiter blühen“ werde, steht leider im Widerspruch zu verschiedenen Aussagen des Vorsitzenden der CDU Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet. Dieser hatte zum Beispiel am 27. August 2014 in der Frankfurter Rundschau beklagt, dass die Pkw-Maut „Bürokratie, Wegelagerei und neue Grenzen“ schaffe, die die Wirt- schaft in den Grenzgebieten massiv beeinträchtigen. Da sich die CDU in Nordrhein-Westfalen, wie auch ihr Vor- sitzender, in den vergangenen Tagen nicht mehr zu dem vorliegenden Gesetzentwurf geäußert haben, zeigt dies, dass sich die Bürgerinnen und Bürger in den Grenzregio- nen nicht auf die CDU verlassen können. Im Koalitionsvertrag haben sich die Bundestags- fraktionen von CDU/CSU und SPD auf ein einheitliches Abstimmungsverhalten im Deutschen Bundestag ver- ständigt. Daher werde ich dem Gesetzentwurf zustim- men. Frank Junge (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung ei- ner Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundes- fernstraßen sowie den Entwurf eines Zweiten Verkehr- steueränderungsgesetzes ab. Die „Pkw-Maut“ ist kein Kernanliegen der SPD. Mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch zuge- sagt, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Voraussetzun- gen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Die SPD hat dem Vorhaben, das die CSU in den Koalitionsvertrag gebracht hat, immer kritisch gegen- übergestanden. Allerdings haben wir unsere Zustimmung von drei Bedingungen abhängig gemacht: Erstens. Es darf kein deutscher Autofahrer zusätzlich belastet werden. Zweitens. Die gesetzliche Regelung muss mit euro- päischem Recht vereinbar sein. Drittens. Es muss ein substanzieller Beitrag für die In- vestitionen in die Verkehrsinfrastruktur erwirtschaftet werden. SPD-Politikerinnen und -Politiker haben dafür ge- sorgt, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits im Vorfeld des Kabinettsbeschlusses im Dezember 2014 gravierende Änderungen an ihrem Konzept vornehmen mussten. Die wichtigste ist die, dass die Maut für im Ausland zugelassene Pkw wird nicht mehr auf allen Straßen, sondern nur noch auf Bundesautobahnen erho- ben wird. So kann der kleine Grenzverkehr in den meis- ten Regionen über Bundesstraßen und dem nachgeord- neten Straßennetz weitgehend ungehindert stattfinden. Dennoch befürchten die örtlichen Industrie- und Han- delskammern, Handwerkskammern, Kirchen und Ver- bände in den Grenzregionen, dass die Einführung einer Pkw-Maut zu negativen wirtschaftlichen und kulturellen Konsequenzen führen wird. Wir nehmen diese Bedenken sehr ernst. Daher hat die SPD-Bundestagsfraktion in den Verhandlungen mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit großem Nachdruck den Vorschlag des Bundesrates und der kommunalen Spitzenverbände aufgegriffen und eine weitergehende Ausnahmeregelung für die ersten 30 Kilometer Wegstre- cke an den grenznahen Bundesautobahnen gefordert. Ich bedauere, dass dieser Vorschlag an dem erbitterten Wi- derstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gescheitert ist. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9405 (A) (C) (D)(B) Allerdings hat die SPD-Bundestagsfraktion im parla- mentarischen Verfahren andere weitreichende Änderun- gen an dem Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfern- straßen gegen den Widerstand der CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion durchgesetzt: Es wird verhindert, dass die geplanten Zeitvignetten zu einer Diskriminierung von EU-Ausländerinnen und -Ausländern führt; wir haben für ein Mehr an Datenschutz gesorgt und die Speicher- fristen für persönliche Daten der Halterinnen und Halter von drei auf ein Jahr reduziert; es wird ein verbindliche Bürokratie- und Einnahmecheck zwei Jahre nach der technischen Einführung der Pkw-Maut gesetzlich festge- schrieben. Dabei sollen auch Auswirkungen der Pkw- Maut auf die Grenzregionen untersucht werden. Damit sind die Bedingungen des Koalitionsvertrags erfüllt. Ich stimme daher heute trotz großer Bedenken den vorliegenden Gesetzentwürfen zu. Die SPD-Bun- destagsfraktion hat in den parlamentarischen Beratungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt, das so- zialdemokratische Kernforderungen in die Tat umsetzt. Es gibt ein klares Bekenntnis aller Mitglieder der Koali- tionsfraktionen zur Ausdehnung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen und zu einer detaillierten Priorisie- rungsstrategie für die Investitionen in die Bundesver- kehrswege. Thomas Jurk (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung ei- ner Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundes- fernstraßen sowie den Entwurf eines Zweiten Verkehr- steueränderungsgesetzes ab. Diese Pkw-Maut ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch ver- pflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Vorausset- zungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag verein- bart haben. Der Druck von SPD-Politikerinnen und -Politikern hat dafür gesorgt, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits im Vorfeld des Kabinettsbeschlusses im Dezem- ber 2014 gravierende Änderungen an ihrem Konzept vornehmen mussten: Die Maut für im Ausland zugelas- sene Pkw wird nicht mehr auf allen Straßen, sondern nur noch auf Bundesautobahnen erhoben. So kann der kleine Grenzverkehr in den meisten Regionen über Bundesstra- ßen und dem nachgeordneten Straßennetz weitgehend ungehindert stattfinden. Dennoch befürchten die örtlichen Industrie- und Han- delskammern, Handwerksammern und Verbände in den Grenzregionen, dass die Einführung einer Pkw-Maut zu negativen wirtschaftlichen und kulturellen Konsequen- zen führen wird. Wir nehmen die Bedenken der Menschen vor Ort sehr ernst. Daher hat die SPD-Bundestagsfraktion in den Ver- handlungen mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit großem Nachdruck den Vorschlag des Bundesrates und der kommunalen Spitzenverbände aufgegriffen und eine weiter gehende Ausnahmeregelung für die ersten 30 Ki- lometer Wegstrecke an den grenznahen Bundesautobahn gefordert. Ich bedauere, dass dieser Vorschlag an dem erbitterten Widerstand der CDU/CSU-Bundestagsfrak- tion gescheitert ist. Ich stimme heute trotz großer Bedenken den vorlie- genden Gesetzentwürfen zu, weil die SPD-Bundestags- fraktion in den parlamentarischen Beratungen ein ver- kehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt hat, das sozialdemokratische Kernforderungen in die Tat um- setzt. Dabei hat die SPD-Bundestagsfraktion auch dafür gesorgt, dass die Auswirkungen auf die Grenzregionen zwei Jahre nach der Einführung der Pkw-Maut evaluiert werden. Katja Mast (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung einer In- frastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfern- straßen sowie den Entwurf eines Zweiten Verkehrsteu- eränderungsgesetzes ab. Diese „Pkw-Maut ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch verpflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Vo- raussetzungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Die SPD hat dem Vorhaben, dem sie immer kritisch gegenüberstand und das die CSU in den Koalitionsver- trag hineinverhandelt hat, in den Koalitionsverhandlun- gen unter drei Bedingungen zugestimmt: Es darf kein deutscher Autofahrer zusätzlich belastet werden, die ge- setzliche Regelung muss mit europäischem Recht ver- einbar sein, und es muss ein substanzieller Beitrag für die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur erwirt- schaftet werden. Im parlamentarischen Verfahren hat die SPD-Bundes- tagsfraktion weitreichende Änderungen an dem Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen gegen den Wi- derstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion durchge- setzt: Es wird verhindert, dass die geplanten Zeitvignet- ten zu einer Diskriminierung von EU-Ausländerinnen und Ausländern führt. Wir haben für ein Mehr an Daten- schutz gesorgt und die Speicherfristen für persönliche Daten der Halterinnen und Halter von drei auf ein Jahr reduziert. Es wird einen verbindlichen Bürokratie- und Einnahmecheck zwei Jahre nach der technischen Einfüh- rung der Pkw-Maut gesetzlich festgeschrieben. Dabei sollen auch Auswirkungen der Pkw-Maut auf die Grenz- regionen untersucht werden. Damit sind die Bedingungen des Koalitionsvertrags erfüllt. Ich stimme daher heute trotz großer Bedenken den vorliegenden Gesetzentwürfen zu. Die SPD-Bun- destagsfraktion hat in den parlamentarischen Beratungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt, das so- zialdemokratische Kernforderungen in die Tat umsetzt. Es gibt ein klares Bekenntnis aller Mitglieder der Koali- tionsfraktionen zur Ausdehnung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen und zu einer detaillierten Priorisie- 9406 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) rungsstrategie für die Investitionen in die Bundesver- kehrswege. Ich gehe davon aus, dass davon in meinem Wahlkreis Pforzheim/Enzkreis auch das für uns zentrale Verkehrsprojekt für den Nordschwarzwald – die West- tangente – eine Baufreigabe durch den Bund erhält. In der Prioritätenliste des Landes Baden-Württemberg steht sie auf Platz 1. Dr. Simone Raatz (SPD): Das Gesetzgebungsvorha- ben besteht aus zwei Teilen: Die Maut selbst soll durch ein Infrastrukturabgabegesetz eingeführt werden, das im Wesentlichen für Inländer wie für Ausländer gleicher- maßen gilt. Den Steuerschuldnern für inländische und ausländische Fahrzeuge aber, die in den Anwendungs- bereich der Infrastrukturabgabe fallen, soll durch ein weiteres Gesetz zur Vermeidung einer Doppelbelastung bei der Kraftfahrzeugsteuer ein Steuerentlastungsbetrag in gleicher Höhe gewährt werden. Es bestehen berechtigte Zweifel, ob die geplante Infrastrukturabgabe Überschüsse generiert und damit ih- ren gesetzgeberischen Zweck, nämlich den Erhalt der In- frastruktur, erfüllt. Meines Erachtens stehen Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis zueinander. Da ich schon während des Bundestagswahlkampfes 2013 aber auch bei vielen Diskussionen danach das Vorhaben „Pkw-Maut“ als unsinnig eingestuft habe, werde ich den Gesetzentwürfen nicht zustimmen und mich der Stimme enthalten. Mechthild Rawert (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung ei- ner Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundes- fernstraßen sowie den Entwurf eines Zweiten Verkehr- steueränderungsgesetzes ab. Diese „Pkw-Maut“, von der die Bundeskanzlerin im Wahlkampf noch behauptet hat, dass sie mit ihr nicht kommen wird, ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch ver- pflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Vorausset- zungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag verein- bart haben. Die SPD hat dem Vorhaben, dem sie immer kritisch gegenüberstand und das die CSU in den Koalitionsver- trag hineinverhandelt hat, in den Koalitionsverhandlun- gen unter drei Bedingungen zugestimmt: Es dürfen keine deutschen Autofahrerinnen und Autofahrer zusätzlich belastet werden, die gesetzliche Regelung muss mit europäischem Recht vereinbar sein, und es muss einen substanziellen Beitrag für die Investitionen in die Ver- kehrsinfrastruktur erwirtschaftet werden. Im parlamentarischen Verfahren hat die SPD-Bundes- tagsfraktion weitreichende Änderungen an dem Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen gegen den Wi- derstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion durchge- setzt: Es wird verhindert, dass die geplanten Zeitvignet- ten zu einer Diskriminierung von EU-Ausländerinnen und -Ausländern führt; wir haben für ein Mehr an Daten- schutz gesorgt und die Speicherfristen für persönliche Daten der Halterinnen und Halter von drei auf ein Jahr reduziert; es wird ein verbindlicher Bürokratie- und Ein- nahmecheck zwei Jahre nach der technischen Einfüh- rung der Pkw-Maut gesetzlich festgeschrieben. Dabei sollen auch Auswirkungen der Pkw-Maut auf die Grenz- regionen evaluiert werden. Ob das Gesetz mit europäischem Recht vereinbar ist, werden wir erst später erfahren. Die SPD-Bundestags- fraktion hat in den parlamentarischen Beratungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt, das sozial- demokratische Kernforderungen in die Tat umsetzt. Es gibt ein klares Bekenntnis aller Mitglieder der Koali- tionsfraktionen zur Ausdehnung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen und zu einer detaillierten Priorisie- rungsstrategie für die Investitionen in die Bundesver- kehrswege. Ich stimme daher heute trotz großer Bedenken den vorliegenden Gesetzentwürfen aus Koalitionstreue zu – nicht, weil ich die „Pkw-Maut“ für sinnvoll erachte. Susann Rüthrich (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bun- desfernstraßen sowie den Entwurf eines Zweiten Ver- kehrsteueränderungsgesetzes ab. Diese „Pkw-Maut“ ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch verpflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Vo- raussetzungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Der Druck von SPD-Politikerinnen und -Politikern hat dafür gesorgt, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits im Vorfeld des Kabinettsbeschlusses im Dezem- ber 2014 gravierende Änderungen an ihrem Konzept vornehmen mussten: Die Maut für im Ausland zugelas- sene Pkw wird nicht mehr auf allen Straßen, sondern nur noch auf Bundesautobahnen erhoben. So kann der kleine Grenzverkehr in den meisten Regionen über Bundesstra- ßen und dem nachgeordneten Straßennetz weitgehend ungehindert stattfinden. Dennoch befürchten die örtlichen Industrie- und Han- delskammern, Handwerkskammern, Kirchen und Ver- bände in den Grenzregionen, dass die Einführung einer Pkw-Maut zu negativen wirtschaftlichen und kulturellen Konsequenzen führen wird. Wir nehmen die Bedenken der Menschen vor Ort sehr ernst. Daher hat die SPD-Bundestagsfraktion in den Ver- handlungen mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit großem Nachdruck den Vorschlag des Bundesrates und der kommunalen Spitzenverbände aufgegriffen und eine weiter gehende Ausnahmeregelung für die ersten 30 Ki- lometer Wegstrecke an den grenznahen Bundesautobahn gefordert. Ich bedauere, dass dieser Vorschlag an dem erbitterten Widerstand der CDU/CSU-Bundestagsfrak- tion gescheitert ist. Ich stimme heute trotz großer Bedenken den vor- liegenden Gesetzentwürfen zu, weil die SPD-Bundes- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9407 (A) (C) (D)(B) tagsfraktion in den parlamentarischen Beratungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt hat, das so- zialdemokratische Kernforderungen in die Tat umsetzt. Dabei hat die SPD-Bundestagsfraktion auch dafür ge- sorgt, dass die Auswirkungen auf die Grenzregionen zwei Jahre nach der Einführung der Pkw-Maut evaluiert werden. Da der Koalitionspartner CDU/CSU eine 30-Kilome- ter-Sonderregelung für die Grenzregionen ablehnt, sehe ich mich aus Koalitionstreue gezwungen, den vorliegen- den Antrag, weitere Ausnahmen für die Grenzregionen einzuführen, abzulehnen. Dr. Nina Scheer (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen sowie den Entwurf eines Zweiten Verkehrsteueränderungsgesetzes ab. Die Pkw-Maut ist ein im Koalitionsvertrag veranker- tes Zugeständnis an den Koalitionspartner, das aber auf Drängen der SPD an Bedingungen geknüpft wurde: Es darf kein deutscher Autofahrer zusätzlich belastet wer- den, die gesetzliche Regelung muss mit europäischem Recht vereinbar sein, und es muss ein substanzieller Bei- trag für Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur erwirt- schaftet werden. Mit der Pkw-Maut wird offensichtlich ein nur über- schaubarer Beitrag für Verkehrsinfrastrukturinvestitio- nen geleistet. Zudem finde ich das Motiv für eine „PKW-Maut“ mit Blick auf die hierdurch teilweise aus- lösbaren Ressentiments gegenüber Ausländerinnen und Ausländern problematisch. Da aber die Bedingungen des Koalitionsvertrags von heute aus gesehen insgesamt als erfüllt anzusehen sind, stimme ich trotz der genannten Vorbehalte den vorliegenden Gesetzentwürfen zu. Die Regelungen müssen aber auch bei ihrer Umset- zung weiterhin auf ihre Vereinbarkeit mit den genannten und weiteren rechtsstaatlichen Bedingungen überprüft werden. Andernfalls kann die Umsetzung schon rein rechtlich nicht fortgeführt werden. Die SPD-Bundestagsfraktion hat in den parlamentari- schen Beratungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt, womit auch eine sozialdemokratische Kern- forderungen in die Tat umgesetzt werden wird: die Aus- dehnung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen und eine detaillierte Priorisierungsstrategie für die Investitio- nen in die Bundesverkehrswege. Ewald Schurer (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen sowie den Entwurf eines Zweiten Verkehrsteueränderungsgesetzes ab. Diese „Pkw-Maut“ ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch verpflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Vo- raussetzungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Die SPD hat dem Vorhaben, dem sie immer kritisch gegenüber stand und das die CSU in den Koalitionsver- trag hineinverhandelt hat, in den Koalitionsverhandlun- gen unter drei Bedingungen zugestimmt: Es darf kein deutscher Autofahrer zusätzlich belastet werden, die gesetzliche Regelung muss mit europäischem Recht vereinbar sein und es muss ein substanzieller Beitrag für die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur erwirt- schaftet werden. Im parlamentarischen Verfahren hat die SPD-Bundes- tagsfraktion weitreichende Änderungen an dem Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen gegen den Widerstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion durch- gesetzt: Es wird verhindert, dass die geplanten Zeitvignetten zu einer Diskriminierung von EU-Ausländerinnen und Ausländern führt. Wir haben für ein Mehr an Datenschutzes gesorgt und die Speicherfristen für persönliche Daten der Halterin- nen und Halter von drei auf ein Jahr reduziert. Es wird ein verbindlicher Bürokratie- und Einnahme- check zwei Jahre nach der technischen Einführung der Pkw-Maut gesetzlich festgeschrieben. Dabei sollen auch Auswirkungen der Pkw-Maut auf die Grenzregionen un- tersucht werden. Damit sind die Bedingungen des Koalitionsvertrags erfüllt. Ich stimme daher heute trotz großer Bedenken den vorliegenden Gesetzentwürfen zu. Die SPD- Bundestagsfraktion hat in den parlamentarischen Bera- tungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt, das sozialdemokratische Kernforderungen in die Tat umsetzt. Es gibt ein klares Bekenntnis aller Mitglieder der Koalitionsfraktionen zur Ausdehnung der Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen und zu einer detaillierten Priorisierungsstrategie für die Investitionen in die Bun- desverkehrswege. Frank Schwabe (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung ei- ner Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundes- fernstraßen sowie den Entwurf eines Zweiten Verkehr- steueränderungsgesetzes ab. Ich werde dem Gesetz zur Pkw-Maut zustimmen. Dieses ausschließlich deshalb, weil es dazu eine Verab- redung auf Grundlage des Koalitionsvertrags gibt. Mir sind der Mindestlohn, die Frauenquote, die Mietpreis- bremse unter anderem besonders wichtig. Zu einem Pa- ket von Verabredungen in der Koalition gehört leider auch die Pkw-Maut. Norbert Spinrath (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Gesetzentwurf zur Einführung ei- ner Infrastrukturabgabe für die Benutzung von Bundes- fernstraßen sowie den Entwurf eines Zweiten Verkehr- steueränderungsgesetzes ab. Diese „Pkw-Maut“ ist kein Kernanliegen der SPD – mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags haben sich die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion jedoch 9408 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) verpflichtet, dem Gesetz zuzustimmen, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, die wir im Koalitionsver- trag vereinbart haben. Der Druck von SPD-Politikerinnen und -Politikern hat dafür gesorgt, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits im Vorfeld des Kabinettsbeschlusses im Dezem- ber 2014 gravierende Änderungen an ihrem Konzept vornehmen mussten: Die Maut für im Ausland zugelas- sene Pkw wird nicht mehr auf allen Straßen, sondern nur noch auf Bundesautobahnen erhoben. So kann der kleine Grenzverkehr in den meisten Regionen über Bundesstra- ßen und das nachgeordnete Straßennetz weitgehend un- gehindert stattfinden. Dennoch befürchten die örtlichen Industrie- und Han- delskammern, Handwerkskammern, Kirchen und Ver- bände in den Grenzregionen, dass die Einführung einer Pkw-Maut zu negativen wirtschaftlichen und kulturellen Konsequenzen führen wird. Wir nehmen die Bedenken der Menschen vor Ort sehr ernst. Daher hat die SPD-Bundestagsfraktion in den Ver- handlungen mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit großem Nachdruck den Vorschlag des Bundesrates und der kommunalen Spitzenverbände aufgegriffen und eine weitergehende Ausnahmeregelung für die ersten 30 Ki- lometer Wegstrecke an den grenznahen Bundesautobah- nen gefordert. Ich bedauere, dass dieser Vorschlag an dem erbitterten Widerstand der CDU/CSU-Bundestags- fraktion gescheitert ist. Ich stimme heute trotz großer Bedenken den vorlie- genden Gesetzentwürfen zu, weil die SPD-Bundestags- fraktion in den parlamentarischen Beratungen ein verkehrspolitisches Gesamtpaket verhandelt hat, das so- zialdemokratische Kernforderungen in die Tat umsetzt. Dabei hat die SPD-Bundestagsfraktion auch dafür ge- sorgt, dass die Auswirkungen auf die Grenzregionen zwei Jahre nach der Einführung der Pkw-Maut evaluiert werden. Da der Koalitionspartner CDU/CSU eine 30-Kilome- ter-Sonderregelung für die Grenzregionen ablehnt, sehe ich mich gezwungen, aus Koalitionstreue den vorliegen- den Antrag – weitere Ausnahmen für die Grenzregionen einzuführen – abzulehnen. Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Fritz Felgentreu, Dr. Ute Finckh-Krämer, Cansel Kiziltepe, Mechthild Rawert, Matthias Schmidt (Berlin) und Swen Schulz (Spandau) (alle SPD) zu der namentli- chen Abstimmung über den von den Abgeordne- ten Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, Caren Lay, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Ge- setzes zur Reform der Liegenschaftsveräußerun- gen (Tagesordnungspunkt 22) Die SPD-Fraktion hat zusammen mit der CDU/CSU- Fraktion im Deutschen Bundestag eine Reihe von Rege- lungen auf den Weg gebracht, die den Preisanstieg von Mietwohnungen dämpfen, Neubau von Wohnungen an- kurbeln und Wohnraum bezahlbar halten sollen. Hierzu gehören die Mietpreisbremse, das Bündnis für bezahlba- res Wohnen und Bauen und die erst kürzlich auf den Weg gebrachte Wohngelderhöhung. Das Anliegen der Fraktionen der Linken und der Grü- nen können wir verstehen und teilen wir. In angespann- ten Wohnungsmärkten vor allem in Großstädten bereitet es den Ländern und Kommunen zunehmend Probleme, geeignete Flächen für die Schaffung von Wohnraum be- reitzustellen. Diese Situation wird dadurch verschärft, dass sie kaum eine Möglichkeit haben, im Bieterverfah- ren der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gegen privatwirtschaftliche Investoren mitzuhalten und sich so Flächen zu sichern. Durch die hohen Verkaufspreise von begehrten Innenstadtflächen entstehen darüber hinaus mietpreistreibende Effekte. Deshalb hat die SPD-Bundestagsfraktion schon im November 2014 ein Positionspapier für eine Neuausrich- tung der Liegenschaftspolitik für bezahlbares Wohnen und Bauen beschlossen. Unter diesem Titel ist auch eine Neuausrichtung der Bundesanstalt für Immobilienaufga- ben gefordert. Vor allem soll die BImA vermehrt Kon- zeptverfahren zur Vergabe von Grundstücken anwenden, die soziale, städtebauliche und energetische Kriterien enthalten. Zu diesen Punkten wollen wir in den Verhand- lungen mit CDU und CSU zügig Ergebnisse erreichen. Wir stimmen heute gegen die Initiativen der Fraktio- nen der Linken und der Grünen, weil sie fachlich nicht geeignet sind, eine Neuausrichtung der Liegenschafts- politik zu erreichen. Die SPD verfolgt hier einen sozia- len Ansatz, der sowohl für die Bewertung als auch die Verwendung der Liegenschaften einen Spielraum schafft, um die Interessen des Bundes und der Kommunen nach den jeweiligen regionalen Erfordernissen in Überein- stimmung zu bringen. Dem Bund wollen wir die Mög- lichkeit geben, seiner Vorbildrolle im Bereich der nachhaltigen Stadtentwicklung und der sozialen Mieten- politik gerecht zu werden. Unser Ziel sind lebendige Städte mit bezahlbaren Mieten. Den Kommunen soll bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben in der Stadtentwick- lungspolitik durch einen partnerschaftlichen Umgang bei der Veräußerung von Liegenschaften geholfen werden. Die Koalition kooperiert mit der BImA, um hier zu wei- teren Lösungen zu gelangen. Diesen Weg werden wir fortsetzen. Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Entwicklungspoliti- sche Chancen der Urbanisierung nutzen (Tages- ordnungspunkt 24) Johannes Selle (CDU/CSU): Die in unserem An- trag genannten Zahlen demonstrieren eindrucksvoll die ungebrochene Anziehungskraft der Städte. Es wird da- von ausgegangen, dass im Jahre 2050 zwei Drittel der Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9409 (A) (C) (D)(B) Menschen in Städten leben. Das sind so viel Leute, wie wir heute auf Erden haben. Dem Thema Urbanisierung begegnen wir natürlich nicht erst im entwicklungspolitischen Kontext. Den Trend „Vom Land hin zur Stadt“ beobachten wir im deutschen und europäischen Kontext, mit all den daraus entstehenden Konsequenzen. Nicht umsonst fordern wir in unserem Antrag dazu auf, dass sich Deutschland mit seiner Expertise auf diesem Gebiet verstärkt in entspre- chende globale Prozesse einbringen soll. Im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit be- kommt Urbanisierung natürlich eine ganz andere Quali- tät. Allein in Afrika wird die Zahl der in Städten lebenden Bevölkerung bis 2050 nach den heutigen Schätzungen um rund eine Milliarde steigen. Vielen Menschen erscheint die Stadt als Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie verspricht Arbeitsmöglichkeiten, eine bessere Versorgung als auf dem Lande, Schutz vor gewaltsamen Konflikten. Das könnten Städte leisten und der Mythos lebt ja fort, weil es auch Menschen gelingt, im Stadtumfeld besser zu leben. Aber die Wirklichkeit kennt Verelendung und riesige Slums mit menschenunwürdigen Bedingungen. Die Ab- wässer rinnen in Kloaken neben der Straße. Der Müll brennt. Die Luft wird von dem Gestank verpestet. Die Plastiktüten verstopfen die Kanäle und fliegen im Wind. Kinder baden in Pfützen und sauberes Trinkwasser fehlt. Die Straßen sind unbefestigt, und ausreichend öffentli- che Verkehrsverbindungen gibt es nicht. Medizinische Einrichtungen, wenn überhaupt vorhanden, sind ungenü- gend ausgestattet. Die vielfach ungelernten Kräfte ver- dingen sich als Hilfsarbeiter und Tagelöhner, sofern sie überhaupt die Möglichkeit erhalten, ein geregeltes Ein- kommen zu beziehen. Die Hoffnungen, die die Menschen mit der Stadt ver- binden, erfüllen sich nicht für alle. Unkontrolliert, unge- steuert, ungeplant wachsen die Städte in die Landschaft mit den Risiken des Einstürzens, des Verschüttetwer- dens, der ungezügelten Kriminalität. Urbanisierung und Verstädterung waren furchteinflö- ßend, unbeherrschbar und wurden mit dem Niedergang verbunden. Wir sehen das mit unserem Antrag anders und ver- stärken die Aufmerksamkeit auf mögliche Chancen. Diese Hoffnung gibt es, und es gibt gute Beispiele. Un- begleitete Urbanisierung kann den Schrecken annehmen, der sich damit verbindet für die Betroffenen und für die ganze Menschheit durch die ökologischen Wirkungen. Die Chancen, die sich aus der verdichteten Urbanisie- rung ergeben, werden vertan und können nicht genutzt werden. Mit unserem Antrag wollen wir auf die Bedeu- tung der zunehmenden Konzentration für die Mensch- heit eben die Chancen betonen, die sich aus dem richti- gen Management der Urbanisierung ergeben. Lagos ist die bevölkerungsreichste Stadt Afrikas mit 10 Millionen bis 20 Millionen Einwohnern. Patrick Sawyer, liberianisch-amerikanischer Anwalt, bricht im Juli 2014 aus Liberia kommend am Flughafen zusam- men. Fünf Tage später ist er tot. In Hektik gerät die Öf- fentlichkeit erst nach dem Tod der Krankenschwester, die ihn betreute und wenige Tage später ebenfalls starb. Dann wurde festgestellt, dass Patrick Sawyer an Ebola erkrankt war. Für die Ausbreitung des Virus bot Lagos die ideale Umgebung. Die Menschen leben dicht ge- drängt, sanitäre Anlagen fehlen. Aber die Ausgangslage ist anders, auf einen Arzt kommen in Lagos 2 900 Pa- tienten, in Liberia sind es immer noch 86 000. Die Ver- waltungsstrukturen funktionieren, und die 177 mitge- reisten Passagiere werden überwacht, die Katastrophe kann verhindert werden. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig gute Strukturen in einer Stadt sind. Dieses Beispiel zeigt auch, wie man in einer Stadt dieser Größenordnung mit dem systemati- schen Aufbau von Strukturen innerhalb einer Dekade er- folgreich sein kann. Vor den riesigen Problemen einer unkontrolliert gewachsenen Stadt muss man nicht mehr resignieren. Man kann fragen, wie so etwas erreicht werden kann. Lagos zum Beispiel setzt nicht auf eine zentrale Regie- rung. Es hat Abstand vom Prinzip des Zentralismus ge- nommen und 16 lokale Regierungen gebildet. Offen- sichtlich macht es einen Unterschied, ob man sich in der Nähe der Probleme befindet, für die man zuständig ist, und ob man näher an den Leuten ist, für die man Verant- wortung trägt und die einen ansprechen können. Lagos nicht das einzige Beispiel, wie auf städtischer Ebene einer nationalen Fehlentwicklung die Stirn gebo- ten werden kann. Auch in Medellin, Kolumbiens größter Stadt, gelang die Trendwende. Die Stadt hat ihre weltweit höchste Kriminalitätsrate zurückgeführt (auf ein Zehntel) und den Sustainable Transport Award 2012 gewonnen. Ganz wichtig bleibt, den Städten die entsprechenden Mittel zu verschaffen, mit denen sie ihre Probleme be- wältigen können. Dezentralisierung scheint hier durch größere Subsidiarität ein Baustein zu sein. Die Regierun- gen der Länder geben den Reichtum, der durchaus vor- handen ist, nur ungenügend bis gar nicht weiter. In der Diskussion mit Experten wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Bedeutung mittlerer Städte in diesem Kontext nicht zu unterschätzen ist. Sie zu ent- wickeln für die nach Wohlstand strebenden Menschen, kann die Ballungsräume entlasten und zu einer verbes- serten Administration beitragen. Die Chancen der Urbanisierung in den Blick zu neh- men, darf nicht bedeuten, die Fluchtursachen und die rückständigen Verhältnisse fernab von den Zentren aus dem Blick zu verlieren. Das eine ist nach unserer Auf- fassung zu tun, ohne das andere deshalb zu lassen. Aus der Erfahrung mit den Stadtregierungen ergibt sich, dass sehr viel davon abhängt, wie das Bewusstsein für integrale Stadtentwicklung geschaffen werden kann. Unter dem Druck einzelner Probleme erliegt man oft er Versuchung, punktuell ein Defizit zu beseitigen und dem Übel zu entkommen. Auf Dauer entkommt man dem Übel nur durch die permanente Anstrengung in die Rich- 9410 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) tung eines korruptionsfreien, demokratischen und sozia- len Gemeinwesens. Deutschland kann eine Menge an Erfahrungen beitra- gen. Wir haben uns längst daran gewöhnt, jeden Qua- dratmeter in jedem Dorf regelmäßig zu überplanen. Urbanisierung galt als Fluch, heute sieht man auch die Chancen. Und weil wir dem Prozess ohnehin nicht aus- weichen können, wollen und müssen wir die Chancen nutzen. Das ist der Sinn unseres Antrags. Peter Stein (CDU/CSU): Globale Urbanisierung ist eigentlich ein Megathema, fristet aber eher ein Dasein als „Hidden Champion“, zwischen Millenniums- und Klimazielen, beinahe in einer eher zurückgedrängten öf- fentlichen Wahrnehmung. Das wollen wir ändern! Wir wollen mit diesem Koalitionsantrag zu den Chancen der Urbanisierung nicht nur das Thema in den Fokus rücken, sondern formulieren tatsächlich umfassende Arbeitsauf- träge an verschiedene Adressaten. Es ist ein sehr umfas- sender Antrag. Die Absicht, feste Siedlungen zu errichten, aus denen heraus auch gesellschaftliche, politische Führung gege- ben wird, ist ein besonderes Merkmal einer höheren Zi- vilisation. Früher wie heute eröffnet erst der Siedlungs- bau, die Urbanisierung, zusätzliche gesellschaftliche Potenziale für die Herausforderungen und Entwicklun- gen ihrer jeweiligen Zeit. Heute ist Urbanisierung gleichzeitig auch selber zu einer dieser großen Heraus- forderungen in vielen Regionen der Erde geworden. Ra- santes Städtewachstum ist Ausdruck von Bevölkerungs- wachstum, es entspringt aus Krisenfolgen, aber auch dem Ergreifen persönlicher Chancen aufgrund verbes- serter Bildung. Wirtschaftliches Wachstum und entste- hender Mittelstand ist oft am selben Platz anzutreffen wie hoffnungslose Armut. 2050 werden bis zu 10 Milliarden Menschen auf die- sem Planeten leben. Wenn wir heute 7 Milliarden auf der Erde haben, werden dann 7 Milliarden alleine in Städten leben, 90 Prozent der Verstädterung findet in Entwick- lungs- und Schwellenländern statt. Mehr als die Hälfte davon unter 18 Jahre alt. Dies ist besonders deswegen ein Thema für die EZ. Dieses Thema muss also mit ei- nem viel höheren Gewicht auf die politische Agenda. Mit der nächstes Jahr anstehenden UN-Habitat-III- Konferenz ist dazu ein wichtiger Termin aufgerufen, aus dem heraus eine „Neue Urbane Agenda“ entstehen soll. In diesem Kontext begrüße ich außerordentlich, dass die Bundesregierung derzeit an einem neuen Urbanisie- rungskonzept arbeitet und für den Habitat, aber auch den SDG-Prozess auch europäische Positionen entwickelt werden. Viele internationale Projekte laufen weltweit unter deutscher technischer und finanzieller Begleitung. Un- sere hohe Expertise, was Planer und Ingenieure, Archi- tekten und Entwickler im internationalen Einsatz be- trifft, ist weltweit nachgefragt und willkommen. Als Ingenieur liegt mir dabei besonders eine vorausschau- ende Planung am Herzen. Bauliche Strukturen schreiben über lange Zeiträume hin fest, wie inklusiv, wie wirt- schaftlich erfolgreich, wie energieeffizient und nachhal- tig sich eine Stadt entwickeln wird. Wir in Deutschland arbeiteten mit unseren Instrumen- ten der Raumordnung und Bauleitplanung vorbildlich auf diesem Gebiet. Dieses Wissen muss auch durch ei- nen Rahmen aus GIZ, KfW und den anderen Durchfüh- rungsorganisationen und auch durch das Agieren der Bundesregierung weitergegeben werden. Ich würde mir zum Beispiel auch einen Ausbau unserer SES wünschen. Ich wünsche mir auch mehr Initiativen im Bereich Katasterwesen und Bodenrechtssicherung. Ein Ziel wäre dabei vielleicht sogar eine bei den Vereinten Nationen angesiedelte Einheit, ich nenne sie gerne „Planer mit Blauhelmen“, die quasi als „Peacekeeper, Städten wie Staaten in den kritischen Brennpunkten und diesen Fra- gen grundlegende, neutrale und fachlich hoch fundierte Hilfe leistet. Die deutsche EZ sollte sich meiner Meinung nach auf die Klein- und Mittelstädte konzentrieren. Entscheidend dabei ist nämlich, dass in absoluten Zahlen die meisten Menschen nicht in den Megacitys, sondern zu fast 90 Prozent in den kleineren Zentren leben. Diese können letztlich auch, viel stärker, als es die Riesenstädte tun, dem ländlichen Umfeld zur Versorgung dienen. Be- stimmte Einrichtungen benötigen jedoch immer einen urbanen Rahmen, eine städtische Infrastruktur: Hoch- schulen, Regierung/Verwaltung, Flughäfen, Medizini- sche Zentren usw. Wir sollten daher auch einen dezentra- len Ansatz fördern, der Eigeninitiative von Kommunen und Städten unterstützt, auch im Budgetrecht. Wir wol- len dazu auch besonders kommunale Partnerschaften fördern, die kommunales Know-how in einen Austausch bringen helfen. Wir müssen den Klimawandel durch CO2-Minderung gerade in den Städten bekämpfen und uns gleichzeitig jetzt schon auf seine unvermeidlichen Auswirkungen einstellen. Knapp 80 Prozent des CO2-Ausstoßes, aber auch 80 Prozent der Wirtschaftsleistung finden in unse- ren Stadtregionen statt. 80 Prozent des Bevölkerungswachstums findet in ur- banen Räumen statt, 20 Prozent jedoch weiterhin auf dem Land. Das bedeutet also, dass es auch auf dem Land weiterhin zu Verdichtungen kommt und auch zukünftig kleine urbane Zentren entstehen können, nicht nur in großen Ballungsgebieten. Ich denke, dass wir in Anbetracht der enormen Ge- schwindigkeit, mit der die Urbanisierung voranschreitet, mit allen Auswirkungen auch auf den ländlichen Raum, auf das regionale Wirtschaftswachstum, die Bevölke- rungskontrolle und auf unser Klima, eine höhere Tak- tung der UN-Habitat-Konferenzen brauchen können. Alle 20 Jahre Habitat halte ich unter aktueller Betrach- tung für deutlich zu wenig. Andere urbane Foren haben leider bisher nicht die starke, insbesondere öffentliche und politische Wirkung, die wir dringend benötigen. Der Städtebau spricht in Plänen und Konstruktionen für alle Fachleute weltweit die gleiche Sprache. Europäi- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9411 (A) (C) (D)(B) sche Erfahrungen, angewendet in Südamerika oder Asien müssen in Afrika nicht falsch sein. Im Gegenteil! Man kann auf diesem Gebiet immer voneinander lernen. Stadtentwicklung, Umweltschutz, soziale Standards und Menschenrechte sind global vergleichbar, ebenso wie die Sehnsüchte und Hoffnungen gerade junger Men- schen auf eine gute Zukunft. Gerade in Afrika entwickelt sich aus einer boomenden Stadtentwicklung ein großer Stolz. Urbanisierung in Afrika ist jedoch bei weitem nicht nur „Hochglanz“, sondern findet meist zu Fuß statt. Es sind meist die Mittellosen, die die Stadtränder, oft in prekären Lagen, mit Armut füllen. Flüchtlinge, die heute zu uns nach Europa kommen, verlassen zuerst ihr Dorf auf der Suche nach Perspektive und später dann die Stadt, in der sie zwischendurch gelandet sind. Das heißt, wir müssen uns auch intensiv um die informellen Sied- lungen, die Slums kümmern und im Besonderen auch um die Flüchtlingslager, die teilweise längst schon von ihrer Dimension und Dauerhaftigkeit her Stadtteile oder Städte sind. Wenn wir hier Fehler machen und nicht aus- reichend reagieren, werden 2050 3 Milliarden Men- schen in diesen prekären Siedlungen leben. Ein Schre- ckensszenario! Funktionierende Städte, die ihren neuen Bewohnern Perspektiven bieten, insbesondere die Klein- und Mittel- städte, sind daher ein wesentlicher Helfer im Anliegen der Bundesregierung, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Dazu bietet es sich meines Erachtens an, parallel zu den zehn „Grünen Zentren“ des BMZ modellhaft auch zehn „Urbane Zentren“ zu definieren und diese gezielt durch Programme und, das liegt mir besonders am Herzen, durch kommunale Partnerschaften zu unterstützen. Mit unseren Entscheidungen von heute nehmen wir massiven Einfluss darauf, wie und vor allen Dingen wo die Leute von morgen und übermorgen leben werden; bei uns in Europa und in der Welt. Es ist vorhersehbar, welche Konsequenzen sich daraus für unsere Gesell- schaften und für den Planeten als Ganzen ergeben. Gabriela Heinrich (SPD): Rostige Wellblechdächer, verrotteter Müll, stinkende Fäkalien! Stellen Sie sich vor, Sie leben mit Ihrer Familie in einer winzigen Well- blechhütte, die weder eine Toilette hat noch eine Dusche. Sie verrichten jeden Toilettengang in einer Plastiktüte. Die Plastiktüte schleudern Sie anschließend möglichst weit weg von ihrer Wellblechhütte. Leitungswasser be- kommen Sie nur einmal am Tag für wenige Stunden aus einem Gemeinschaftsanschluss. Das Wasser können Sie aber auch nur abgekocht trinken, weil Sie sonst krank werden. Sollten Sie die Möglichkeit haben zu arbeiten, dann müssen Sie zwei Stunden zu Fuß zur Arbeit lau- fen – und zwei Stunden wieder zurück. Stellen Sie sich vor, Sie leben in einer Gegend, in der Mord die häufigste Todesursache ist. Das alles beschreibt die Lebenswirklichkeit von 1 Milliarde Menschen. So sieht das Leben von Bewoh- nerinnen und Bewohnern von Slums in den Entwick- lungs- und Schwellenländern aus. Wenn wir heute über Urbanisierung reden, dann reden wir auch über die 1 Milliarde Slumbewohner, deren Zahl sich bis zum Jahr 2050 verdreifachen wird. Viele dieser Menschen ziehen in die Stadt, weil sie Arbeit suchen, weil sie ihre Kinder ernähren wollen – und sie kommen mit der Hoffnung auf ein besseres Le- ben. Zusammen mit dem Bevölkerungswachstum führt das dazu, dass die Zahl der Stadtbewohner bis zum Jahr 2050 um 2,5 Milliarden steigen wird. 90 Prozent dieses Wachstums findet in den Entwicklungs- und Schwellen- ländern statt. Allein in Afrika werden künftig 900 Mil- lionen Menschen mehr in Städten leben als heute. Diese Entwicklung führt zu immer mehr sogenannten Mega-Citys wie Kairo, Jakarta und Mexiko-Stadt mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. Klein- und Mittel- städte wachsen ebenfalls stark an. Diese wollen wir in den Fokus nehmen; denn die meisten dieser Städte sind überfordert. Sie schaffen es nicht, eine adäquate Infra- struktur für die neuen und alten Stadtbewohner aufzu- bauen. Daneben gibt es viele andere Probleme. In Ägypten sind zum Beispiel lediglich 10 Prozent der Grundstücke überhaupt amtlich beurkundet und registriert. Die weit- verbreitete Unsicherheit über Land- und Eigentums- rechte, über Besitz- und Nutzungsrechte erschwert die Planung. Die Menschen müssen ständig fürchten, von heute auf morgen vertrieben zu werden. Mit unserem Antrag wollen wir eine Grundlage für die Strukturierung, Planung und Gestaltung von Urbani- sierung schaffen. Wir wollen die Bereiche Stadtplanung, Stadtentwicklung und Dezentralisierung in der Entwick- lungspolitik stärken: international im Rahmen der „New Urban Agenda“, die im nächsten Jahr auf der Habitat- III-Konferenz beschlossen werden soll, in der deutschen Entwicklungspolitik unter anderem durch eine stärkere Förderung der Zusammenarbeit deutscher Kommunen mit Kommunen in Entwicklungs- und Schwellenlän- dern. Deutsche Kommunen haben ganz viel Erfahrung, die sie weitergeben können und sollten, auch bei der Per- sonalqualifizierung für Planung, Kataster, Bodenrecht und Statistik und auch bei der Registrierung von Gebur- ten. Man kann keine Schulen und keine Gesundheitsfür- sorge für Kinder planen, wenn man nicht weiß, wie viele es gibt. Die Planung von Städten und Stadtteilen allein kann jedoch die Probleme nicht lösen. Es gibt bereits einige Beispiele für Geisterstädte, zum Beispiel in China, wo Städte ohne Beteiligung der Bevölkerung geplant und er- richtet wurden und wo dann niemand freiwillig leben will. Stadtplanung muss die Bedeutung der Kultur für den Zusammenhalt und die Identifikation mit den Städ- ten berücksichtigen, wenn eine stabile Gemeinschaft mit wachsender Lebensqualität entstehen soll. Stadtplanung muss partizipativ sein. Wir wollen deshalb die Stadtpla- nung stärker mit Good-Governance-Prinzipien verbin- den. Wir setzen uns dafür ein, dass die Zivilgesellschaft einbezogen wird und dass die Gleichberechtigung der Geschlechter, diskriminierungsfreier Zugang zu öffentli- chen Dienstleistungen, Menschenrechte, Kinderrechte sowie Minderheitenrechte berücksichtigt werden. Stadt- 9412 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) entwicklung und Demokratisierung gehören zusammen. In dieser Verbindung liegt eine große Chance. Slumbildung ist nur eine Facette der Urbanisierung. Sie zeigt aber sehr deutlich, was passiert, wenn Urbani- sierung nicht gestaltet wird. Denn wenn eine Wasser- und Abwasserversorgung fehlt, wird die Ausbreitung von Infektionskrankheiten begünstigt. Unhaltbare hygie- nische Bedingungen führen zu einer hohen Mütter- und Kindersterblichkeit. Armut, der Mangel an Perspektiven und das dichte Zusammenleben auf engstem Raum fördern Spannungen, Kriminalität und Gewalt. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass diese Ungleichheit in den Städten zu weiteren Konflikten füh- ren wird. Wenn sich niemand um Sicherheit kümmert, wenn Rechte nicht staatlich geschützt werden, dann zählt nur noch das Recht des Stärkeren. Wenn die Städte heute keine Unterstützung für ihre eigene Entwicklung finden, werden im Jahr 2050 3 Milliarden Menschen ab- gehängt und perspektivlos in Slums leben. An dieser Stelle möchte ich das Thema Flüchtlinge ansprechen. Weit über 50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Viele sind Binnenflüchtlinge; viele fliehen in ein Nachbarland, wo sie in Zeltstädten oder in Containern untergebracht werden. Diese Camps werden in der Regel als temporäre Lösung gesehen. Die meisten aufnehmenden Länder können gar nicht wollen, dass die Flüchtlinge lange bleiben – zu groß ist die Armut im eigenen Land, zu groß wird der Konkurrenz- druck auch im Hinblick auf die Wasserversorgung. Wenn die Rückkehr aber nicht möglich ist, entwickeln sich Zeltstädte und Flüchtlingslager oft zu festen Sied- lungen, ob man will oder nicht. Wir werden uns diesem Problem stellen müssen. Das größte Flüchtlingslager der Welt, das Lager Dadaab in Kenia, besteht seit über 20 Jahren und beher- bergt etwa 400 000 meist aus Somalia stammende Flüchtlinge. Kinder werden dort geboren; vielleicht ler- nen sie noch Lesen und Schreiben. Aber was werden sie mit ihrem Leben anfangen? Es mangelt an Basisversor- gung und an psychologischer Betreuung für Traumati- sierte. In der Regel gibt es keine Arbeitserlaubnis und kaum eine sinnvolle Beschäftigung. Morde, Gewalt und sexuelle Übergriffe erzeugen in vielen Lagern ein Klima der Angst. Wir wollen deshalb das Thema Flüchtlings- städte in die Initiative „Fluchtursachen bekämpfen“ des BMZ stärker integrieren. Vorausschauende Planung kann uns dabei helfen, die Auswirkungen der Urbanisierung auf den Klimawandel im Rahmen zu halten. Städte sind bereits heute für 70 Prozent des Energieverbrauchs und 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Die Ent- wicklung von Energieverbrauch und Umweltverschmut- zung in Städten wird die Weichen dafür stellen, ob wir es schaffen, die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad zu beschränken. Wir wollen und müssen daher in der Entwicklungszusammenarbeit auf nachhaltige Ener- gielösungen, erneuerbare Energie und die Steigerung der Energieeffizienz setzen. Auch das Thema Mobilität müssen wir beachten, und zwar nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes. Extrem wichtig ist, die Verknüpfung von städtischem und ländli- chem Raum mitzudenken. Stadt und Land profitieren voneinander, wenn wir sie besser verbinden. In der Stadt belasten Dauerstaus und Verkehrschaos durch zuneh- menden Individualverkehr die wirtschaftliche Entwick- lung. Sie legen die Städte komplett lahm. Manila zum Beispiel verliert 4 Prozent seiner Wirtschaftsleistung durch Staus. Wichtig sind daher die Reduzierung des Individual- verkehrs und der Ausbau des öffentlichen Personennah- verkehrs. ÖPNV in Entwicklungs- und Schwellenlän- dern sichert gesellschaftliche Teilhabe. Er sorgt schlicht dafür, dass die Einwohner zuverlässig zu einem Arbeits- platz oder zur Schule kommen. Öffentlicher Transport trägt zur Smogreduzierung bei und verbessert damit die Lebensqualität. In Bogota, Kolumbien, transportiert ein Schnellbussystem mittlerweile mehr als 2,1 Millionen Menschen pro Tag, auch weil es für die Bevölkerung be- zahlbar ist. Mobilität ist Entwicklung, und wir brauchen vor allem klimafreundliche Mobilität. Die schnell wachsenden Städte sind nicht nur Verur- sacher des Klimawandels, sie sind auch besonders von ihm betroffen; darauf hat der Welt-Risiko-Bericht hinge- wiesen. Naturkatastrophen, Extremwetter, Überschwem- mungen und Dürren verstärken in Entwicklungsländern bestehende Probleme wie Hunger und Armut. Es sind die Wellblechhütten, die weggeschwemmt oder ver- schüttet werden. Deswegen wollen und müssen wir Städte widerstandsfähiger machen. Katastrophenschutz ist hier das Stichwort. Diese Stärkung der Resilienz rettet Menschenleben und mindert die Kosten für den Wieder- aufbau und für die wirtschaftlichen Verluste nach einer Katastrophe. Städte sind die Taktgeber für wirtschaftliche Entwick- lung, Innovation, für gesellschaftlichen Fortschritt und Demokratisierung. Mit unserem Antrag wollen wir die Maßnahmen im Bereich Urbanisierung bündeln und strukturieren. Auf europäischer Ebene fordern wir Urba- nisierungspartnerschaften mit Entwicklungsländern, und wir fordern für die deutsche Entwicklungspolitik ein Urbanisierungskonzept und regelmäßig vorgelegte Ur- banisierungsberichte. Mit unserem Antrag wollen wir dazu beitragen, jetzt die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen. In diesem Sinne freuen wir uns auf die kom- mende Ausschussberatung. Wir hoffen auf eine breite Unterstützung unseres Antrags. Ungeplante Urbanisierung ist ein Entwicklungsrisiko für viele Länder dieser Welt. Geplante Urbanisierung bietet dagegen viele Chancen, das Leben der Menschen wenigstens ein bisschen zu verbessern. Annette Groth (DIE LINKE): Heute leben etwa 3,8 Milliarden Menschen – das sind 54 Prozent der Welt- bevölkerung – in Städten. Im Jahr 2050 werden es etwa 70 Prozent sein. Die OECD rechnet damit, dass bis zum Jahr 2020 allein in China weitere 100 Millionen Men- schen vom Land in die Städte ziehen. Jedes Jahr wachsen die Städte um rund 70 Millionen Menschen, jede Woche also wandern 1,4 Millionen in Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9413 (A) (C) (D)(B) urbane Zentren. Dort findet jedoch die Mehrzahl der neuen Einwohner statt der erträumten Befreiung von Ar- mut und sozialen Fesseln nur neues Elend. Viele finden keine Arbeit und müssen sich im informellen Sektor über Wasser halten. Dieser informelle Sektor hat sich in vielen Städten inzwischen zu einer „Ökonomie der Mehrheit“ entwickelt, wie es eine Studie von Brot für die Welt bezeichnet. Die neoliberal organisierte Globalisierung hat die Verarmungstendenzen in den städtischen Ballungszen- tren gesteigert. Billigimporte aus der hochsubventionier- ten industrialisierten Landwirtschaft der USA oder der EU verdrängen lokale Bauern von den heimischen Märkten und zwingen sie zur Landflucht. Der Antrag der Regierungsparteien beschreibt treffend die Situation der Urbanisierung, zeigt Probleme auf – aber eine grundlegende Antwort gibt er leider nicht. Die Situation der Menschen in den Städten des globa- len Südens ist mehr als dramatisch: Viele müssen in selbst gebaute und illegale Barackenstädte, Squattersied- lungen und Slums ziehen. In diesen Siedlungen gibt es häufig keine Schulen; der Müll wird nicht abtranspor- tiert. Das verschmutzte Wasser macht die Menschen krank. Gleichzeitig entstehen Ghettos der Reichen, die von privaten Sicherheitsdiensten bewacht werden. Heute leben 1 Milliarde Menschen in informellen Siedlungsstrukturen. Es sind vor allem junge Leute, die den ländlichen Raum verlassen, da sie dort keine Le- bensperspektive mehr sehen. Dem ländlichen Raum geht dadurch die gesellschaftlich und wirtschaftlich aktivste Bevölkerungsgruppe verloren. Klima- und Umweltpolitik müssen sich genau wie Entwicklungs-, Wirtschafts- und Verkehrspolitik diesen neuen Herausforderungen stellen und eine Antwort auf die sich dramatisch verschlechternde Situation der Be- völkerung in den Städten geben. In den Städten mangelt es zunehmend an sauberem Wasser, sauberer Luft, Schutz vor Lärm und Giften, ge- sunden Lebensmitteln oder menschenwürdigem Wohn- raum. Die bisherige Entwicklung in den Städten kann so nicht weiter fortgesetzt werden. Neben sauberer Luft brauchen Menschen sauberes Wasser zum Überleben. Mehr als 700 Millionen Men- schen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Spätestens im Jahr 2030 wird die Nachfrage nach saube- rem Süßwasser das Angebot um etwa 40 Prozent über- steigen. In Brasilien sitzen aufgrund des Klimawandels, der Folgen der Abholzungen im Amazonas und des un- gebremsten Wasserverbrauchs Städte wie Sao Paulo und Rio de Janeiro fast auf dem Trockenen. In den Vorstäd- ten Sao Paulos ist das Wasser bereits rationiert. Marode Wasserrohre, verschmutzte Flüsse und extreme Trocken- heit tragen dazu bei, dass hier wegen des zunehmenden Kampfes um sauberes und bezahlbares Trinkwasser eine explosive Mischung entsteht. Im Pentagon-Klima-Re- port vom Oktober 2014 wird der Klimawandel als „Be- drohungsmultiplikator“ bezeichnet, der das Potenzial hat, „bestehende Probleme noch zu verschärfen“. Die Förderung des Ausbaus der Trinkwasser- und Abwasser- netze und der Sanierung von Abwasserreinigungsanla- gen sollte daher eine zentrale Aufgabe in der Entwick- lungszusammenarbeit sein. Es sollte uns sehr zu denken geben, dass der Bürger- meister von Beijing vor einiger Zeit sagte, dass die gro- ßen chinesischen Städte aufgrund der Luftverschmut- zung eigentlich nicht mehr bewohnbar seien. Statt weiterhin auf den Export von Autos zu setzen, sollte die deutsche Politik endlich den öffentlichen Nahverkehr fördern. Die Linke fordert, Basisinitiativen und Selbstorgani- sationskräfte zu unterstützen und zu einer Demokratisie- rung der Entscheidungen zu kommen. Entwicklungszu- sammenarbeit muss dazu beitragen, dass die Betroffenen über die Entwicklungen „ihrer Städte“ mitbestimmen können. Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die zunehmende Urbanisierung stellt viele Länder vor viel- fältige Herausforderungen. Seit langem wissen wir, dass es im globalen und damit auch in unserem Interesse liegt, diese Herausforderungen gut zu meistern. Leider müssen wir aber oftmals feststellen, dass die dringend notwendige positive Gestaltung des Lebensraums Stadt nicht engagiert genug angegangen wird – zum Teil aus Ignoranz, zum Teil aus Überforderung. Natürlich: Der fi- nanzielle, planerische und organisatorische Aufwand ist gigantisch. Allerdings gilt auch: Die heute bestehende Ignoranz gegenüber den deutlich sichtbaren Aufgaben wird die sozialen und ökologischen Probleme drama- tisch verschlechtern – wie gesagt: mit regionalen, aber auch globalen Folgen. Ihr Antrag beschreibt den Lebensraum Stadt als den Ort der „Innovation, der wirtschaftlichen Leistungs- fähigkeit und des Wandels“. Diese Aussage ist isoliert betrachtet natürlich nicht falsch, trotzdem ist sie nicht problemlos. Der Antrag versäumt es, diese Aussage in Relation zum Lebensraum Land zu stellen. Auch das Land unterliegt dem Wandel; der kann auch innovativ sein. Deshalb bietet der ländliche Raum stets das Poten- zial, die Problementstehung im städtischen Bereich zu- mindest teilweise zu kompensieren. Dieser wichtige An- satz wird im Antrag vergessen. Urbanisierung muss auch immer die Frage klären, welche Prozesse notwendig sind, die Bedürfnisse der Menschen unterschiedlicher Wohn- und Arbeitsräume zu berücksichtigen. Zukünftig muss es verstärkt darum gehen, die betroffenen Menschen in Veränderungspro- zesse einzubinden. Immer muss dabei das Ziel dominie- ren, die Entwicklung inklusiv zu gestalten. Diese Erkenntnisse sind nicht besonders neu. Aber was nützen Erkenntnisse, wenn sie nicht umgesetzt wer- den? Eine große Chance, auf diesem Gebiet besser zu werden, bietet das Gipfeljahr. Wir wünschen uns alle weitreichende, positive Ergebnisse in New York und Pa- ris, die dann hoffentlich in die UN-Konferenz Habitat III 2016 einfließen werden. Eine besondere Bedeutung wird die Finanzierungskonferenz in Addis im Juli erhalten. Ohne substanzielle Finanzierung wird es gar nicht erst 9414 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) zu ambitionierten Vorhaben, die auch im Punkt 11 der SDGs formuliert sind, kommen. Es wird sich zeigen, ob wir der viel diskutierten ge- meinsamen, aber differenzierten Verantwortung gerecht werden. Da wäre es schon sehr schön gewesen, wenn Ihr Antrag genau dazu auch etwas sagen würde. Finanzie- rung ist nun einmal keine Petitesse. Ihr Antrag greift auch das Thema der Slums auf. Es ist ja nicht falsch, was da steht; allerdings ist er diesbe- züglich nicht zielführend. Sie greifen daneben, wenn Sie „informelle Ansiedlungen“ – Slums – auf Orte hoher Kriminalität, Krankheit, Bildungsferne reduzieren. In- formelle Siedlungen entstehen vor allem aus Mangel an integriertem und strukturiertem Wohnraum. Wohnraum, der durch private und staatliche Träger geschaffen wer- den müsste. Menschen flüchten, warum auch immer, in Slums. Sie sind also zunächst Flüchtlinge, die Men- schenrechte haben wie wir auch. Eine solche Beschrei- bung zeigt per se ganz andere Verantwortungszusam- menhänge, aber auch Lösungsansätze auf. Es müssen Wege gefunden werden, wie die Bewohner informeller Siedlungen verbindliche Eigentums- oder Nutzungs- rechte erlangen können; denn nur, wenn sich die Men- schen sicher sein können, dass sie dort eine Zukunft ha- ben, werden sie bereit sein, selbst zur Verbesserung ihres Lebensraumes beizutragen. Ihr Antrag enthält einige Schwachstellen, allerdings auch viele Forderungen, die wir unterstützen. Insbeson- dere ist zu begrüßen, dass der Antrag auf weitere VN- Prozesse wie Habitat III positiv Bezug nimmt. Sehr posi- tiv ist aber auch, dass Sie mit Ihrem Antrag das Thema auf die Tagesordnung gesetzt haben. Wir freuen uns so sehr darüber, dass wir dem Antrag trotz einiger Schwä- chen zustimmen werden. Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Nationales Reform- programm 2015 – Wirtschaftspolitische Steue- rung in der EU ernst nehmen und Investitionen stärken (Tagesordnungspunkt 25) Dr. Matthias Heider (CDU/CSU): Erstens zur Ver- bindung der Währungspolitik zur Fiskal-(Haushalts-) und Wirtschaftspolitik: In Europa haben wir in den letz- ten Jahren unter der Eurokrise zu leiden gehabt. Als Re- aktion auf diese Krise wurden viele Maßnahmen auf na- tionaler und europäischer Ebene unternommen. Hier sind zu nennen: die Haushaltskonsolidierungen und Strukturreformen, gerade in den ESM-Programmstaaten; die geldpolitischen Krisenmaßnahmen; die Stärkung des Bankensystems; die Rettungsschirme gegen die Krise (EFSF und ESM) und schließlich unser heutiges Thema: die engere wirtschaftspolitische Abstimmung in der Währungsunion. Dazu zählt neben der Stärkung des „Stabilitäts- und Wachstumspaktes“ und dem „Fiskal- pakt“ auch das „Europäische Semester“. Zweitens zur Funktion der NRP im Rahmen des Eu- ropäischen Semesters: Das Europäische Semester wurde 2010 im Rahmen der Europa-2020-Strategie als Instru- ment der wirtschafts-, finanz- und beschäftigungspoliti- schen Koordinierung eingeführt. Ich möchte kurz den Ablauf darstellen: Die Mitgliedstaaten übersenden der EU-Kommission im Vorfeld ihrer nationalen Haushalts- verfahren ihre Haushaltsentwürfe, die Stabilitäts- bzw. Konvergenzprogramme und eben die Reformpro- gramme. Unter Berücksichtigung der spezifischen sozia- len und ökonomischen Herausforderungen erstellt die Kommission auf dieser Grundlage dann individuelle Handlungsempfehlungen und politische Leitlinien für die einzelnen Mitgliedstaaten. Die Nationalen Reform- programme dokumentieren wiederum die Fortschritte bei der Umsetzung der Europa-2020-Strategie und be- richten insbesondere über die Maßnahmen, mit denen die Regierungen die länderspezifischen Empfehlungen des Rates der Europäischen Union umsetzen. Drittens. Bei dem Instrument des Europäischen Se- mesters ist zu bedenken, dass Europa, seine Mitglied- staaten und der Binnenmarkt sehr unterschiedlich sind. Manche Länder weisen einen Leistungsbilanzüberschuss auf, einige ein Defizit, daher brauchen sie alle eine spe- zielle Betrachtung. Die Grundzüge der gemeinsamen Wirtschaftspolitik, so wie im Vertrag von Maastricht ge- nannt, bleiben aber gleich und sollten weiterhin unsere verbindenden Komponenten sein: ein dauerhaftes, nicht inflationäres Wachstum, die Konvergenz der Wirt- schaftsleistungen, ein hohes Beschäftigungsniveau und die Förderung des wirtschaftlichen Zusammenhalts und der Solidarität. Viertens. Blicken wir auf unsere deutsche Wirtschaft. Zunächst lässt sich festhalten: Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist gut! Die deutsche Wirt- schaft expandiert: Das BIP hat nach schwacher Entwick- lung in den Vorjahren (0,1 bzw. 0,4 Prozent) 2014 um 1,6 Prozent zugenommen; 2015 soll es um circa 1,5 Pro- zent wachsen. Damit liegt das Wirtschaftswachstum in Deutschland zum sechsten Mal in Folge über dem Durchschnitt des Euroraums. Der Beschäftigungsaufbau erreicht dieses Jahr einen Rekordwert mit einem Zu- wachs von 170 000 Erwerbstätigen; die positive Lohn- und Beschäftigungsentwicklung erhöht die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte um 2,7 Prozent. Das außenwirtschaftliche Umfeld ist aufgrund geopolitischer Spannungen und der Eurokrise schwierig, aber eine langsame Beschleunigung der Weltwirtschaft und des Welthandels ist – auch aufgrund des gesunkenen Ölprei- ses – zu erwarten. Dadurch erhöht sich Investitionsbe- reitschaft in der exportorientierten deutschen Wirtschaft. Außerdem erhöhen die robuste binnenwirtschaftliche Entwicklung und die zunehmenden Exporte die Nach- frage nach Importen. Da Unternehmen aufgrund gesun- kener Rohölpreise von Kosten entlastet werden, verbes- sern sich ihre Gewinne. Fünftens. Aber natürlich gibt es auch Verbesserungs- potenzial. Das hat uns die EU-Kommission in ihren Empfehlungen aufgezeigt. Das deutsche Nationale Re- formprogramm wiederum demonstriert, dass die Bun- desregierung die ausgesprochenen Empfehlungen sehr Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9415 (A) (C) (D)(B) ernst nimmt und sich an vielen Stellen darum bemüht hat, den aufgezeigten Fehlentwicklungen entgegenzu- wirken. Kommen wir zu einigen Empfehlungen im Speziel- len: Eine Empfehlung lautete, Deutschland solle „eine wachstumsfreundliche Finanzpolitik betreiben und eine solide Haushaltsposition beibehalten, die sicherstellt, dass das mittelfristige Haushaltsziel während des gesam- ten Stabilitätsprogrammzeitraums weiterhin eingehalten wird.“ Dazu möchte ich auf einen großen Erfolg der Union und damit auch der Großen Koalition eingehen: Wir haben schon 2014, also ein Jahr früher als geplant, die schwarze Null erreicht. Es ist der erste Haushalt seit 1969, der ohne Neuverschuldung auskommt! Doch will ich nicht nur die Erfolge nennen, sondern mich natürlich auch mit einem der Kernpunkte der Emp- fehlungen befassen. Die EU-Kommission hat Deutsch- land aufgegeben, „Spielraum für mehr und effizientere öffentliche Investitionen“ zu schaffen. Die EU-Kommis- sion hat uns einen Leistungsbilanzüberschuss attestiert, der hauptsächlich auf zu wenige Inlandsinvestitionen zu- rückzuführen ist. Fakt ist: Sowohl öffentliche als auch private Investitionen wurden in den letzten Jahren nur unzureichend vorgenommen; daher muss hier etwas ge- tan werden! Das hat die Bundesregierung auch erkannt. Sie hat die Förderung von Investitionen zu einem der wichtigsten Ziele für diese Legislaturperiode erklärt und eine Investitionsoffensive gestartet. Um öffentliche Investitionsausgaben zu erhöhen, setzt die Bundesregierung im Rahmen dieser Offensive auf wichtige Impulse bei der Verkehrs- und Breitbandin- frastruktur und im Bereich Bildung und Forschung: Bis 2017 hat sie 5 Milliarden Euro zusätzlich für die Ver- kehrs- und digitale Infrastruktur bereitgestellt. Für Bil- dung und Forschung werden in dieser Legislaturperiode insgesamt 9 Milliarden Euro zusätzlich für Investitionen zur Verfügung stehen; 6 Milliarden Euro davon sind zur Entlastung von Ländern und Gemeinden vorgesehen. Von 2016 bis 2018 will die Bundesregierung erneut zu- sätzliche Mittel in Höhe von insgesamt 10 Milliarden Euro für öffentliche Investitionen bereitstellen. Insbesondere die Kommunen sollen zu mehr Investi- tionen animiert werden. Daher stellt der Bund den Kom- munen im Jahr 2017 zusätzliche 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung; außerdem will er dieses Jahr ein Sonderver- mögen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro errichten, des- sen Mittel der Förderung von Investitionen in finanz- schwachen Gemeinden und Gemeindeverbänden bis 2018 zugutekommen sollen. Das hilft, die Schere zwi- schen finanzstarken und -schwächeren Kommunen zu schließen. Diese Investitionsinitiative ist ein Schritt in die richtige Richtung; die dadurch realisierbaren öffent- lichen Investitionen bilden eine wichtige Voraussetzung für private Investitionen. Eine weitere Empfehlung der EU-Kommission lau- tete, „zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um die Kosteneffizienz der öffentlichen Ausgaben für Ge- sundheitswesen und Pflege zu steigern.“ Auch in diesem Bereich haben wir schon vieles auf den Weg gebracht: Im zum 1. Januar 2015 in Kraft getretenen Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung werden die Fi- nanzierungsgrundlagen der GKV nachhaltig ausgestal- tet; der allgemeine Beitragssatz wurde von 15,5 Prozent auf 14,6 Prozent gesenkt. In der Pflege kann die Kosten- effizienz der Ausgaben insbesondere durch die Stärkung der ambulanten Versorgung von Pflegebedürftigen ein- gehalten werden; im Ersten Pflegestärkungsgesetz, das am 1. Januar 2015 in Kraft getreten ist, haben wir daher einen Schwerpunkt auf die Unterstützung der häuslichen Pflege gelegt. Schließlich möchte ich auf den Bereich Wettbewerb eingehen. Hier hatte die EU-Kommission empfohlen, den „Wettbewerb im Dienstleistungssektor weiter zu be- leben.“ Ich als zuständiger Berichterstatter für Wettbe- werbsrecht kann diese Aussage zunächst unterstützen: Wettbewerb ist als eines der Kernelemente unserer so- zialen Marktwirtschaft notwendig und sinnvoll! Jedoch schließe ich mich der Bundesregierung in ihrer Auffas- sung an, dass es weiterhin möglich sein muss, gerecht- fertigte und verhältnismäßige Regulierungen im Dienst- leistungssektor zu erhalten. Es muss beispielsweise erlaubt sein, Regulierungen aufrecht zu erhalten, die die Qualität einer Dienstleistung sichern oder die Unabhän- gigkeit der Berufsausübung wahren. Wir haben in Deutschland 152 reglementierte Berufe, zu denen nicht nur die freien Berufe wie Anwälte oder Wirtschaftsprü- fer, sondern auch handwerkliche Berufe gehören. Die Regulierungen in diesen Bereichen sind wichtig. Die Transparenzinitiative der EU-Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, die nationalen Berufsrechte zu überprüfen. In diesem Rahmen prüft die Bundesregierung, ob die geltenden Regulierungen in Deutschland ihren Zweck erfüllen, ob sie unbeabsichtigte Nebeneffekte erzeugen und ob es andere, weniger belastende Wege gibt, die ge- wünschten Resultate zu erreichen. Auch im Einzelhandel muss Wettbewerb gewährleis- tet sein. Die Empfehlungen fordern hier, „die Anstren- gungen zur Beseitigung ungerechtfertigter Planungsvor- schriften, die Markteintritte im Einzelhandel behindern, zu verstärken.“ Der Länderbericht der EU-Kommission für 2015 attestiert uns einen insgesamt gut funktionie- renden Einzelhandelssektor. Nur könnten Planungsvor- schriften in einigen Bundesländern zu Marktzutrittsbar- rieren führen. Solche Planungsvorschriften werden aufgrund des Strukturwandels im Einzelhandel beschlos- sen. Der stationäre Einzelhandel befindet sich aufgrund des zunehmenden Onlinehandels und der demografi- schen Veränderungen in einem Umbruch. Diesen Wan- del müssen wir ganzheitlich begleiten. Ich begrüße es daher, dass das Wirtschaftsministerium im Rahmen der „Dialogplattform Einzelhandel“ Lösungswege erarbei- ten möchte. Sechstens: zum Ergebnis. So liebe Grünen, nun zum Schluss zu eurem Antrag. Wie ihr gesehen habt, sind wir uns der Probleme, die die EU-Kommission Deutschland aufgezeigt hat, bewusst. Die Bundesregierung arbeitet an Lösungsmöglichkeiten. Daher lehne ich euren Antrag ab. Ich habe aber einige Kalauer in eurem Antrag gefun- den, die ich uns heute nicht vorenthalten möchte. 9416 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) Der erste lautet – ich zitiere von Seite 2 –: „Das Na- tionale Reformprogramm darf keine Aufzählung von oh- nehin schon geplanten Maßnahmen aus dem Regie- rungsprogramm sein. Das Regierungshandeln muss stattdessen mit dem Nationalen Reformprogramm an die länderspezifischen Empfehlungen der Kommission an- gepasst werden.“ Dazu möchte ich darauf hinweisen, dass die EU kein Bundesstaat, sondern ein Staatenbund ist. Wir befolgen die europarechtlichen Gebote der Ef- fektivität und der Subsidiarität. Das Europarecht inte- grieren wir in unsere Politik – nicht andersherum. Das zweite Zitat findet man auf Seite 3 des Antrags: „Nachdem die EU-Kommission die länderspezifischen Empfehlungen vorgeschlagen hat, sollte im Plenum in Anwesenheit und mit Rederecht eines EU-Kommissi- onsvertreters bzw. einer EU-Kommissionsvertreterin über die Ausgestaltung der länderspezifischen Empfeh- lungen für Deutschland debattiert werden.“ Auch wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordern eine offenere politische Debatte zwischen Rat und Kommission durch eine noch engere Abstimmung mit dem Deutschen Bun- destag. Doch die Forderung nach einem Rederecht von Kommissionbeamten im Plenum geht eindeutig zu weit! Abschließend möchte ich festhalten, dass unsere Poli- tik sich immer an den Erwartungen der Bürger messen lassen muss. Die Bürger erwarten von uns einen ausge- glichenen wirtschaftlichen Kurs, der ihnen nicht zu viele Belastungen auferlegt. Ich denke, diese Erwartungen er- füllen wir mit der aktuellen Politik. Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Bündnis 90/Die Grünen stellen wieder einmal einen Antrag zum Natio- nalen Reformprogramm. Was letztes Jahr noch „Natio- nales Reformprogramm 2014 – wirtschaftspolitische Steuerung in der EU ernst nehmen und Investitionen stärken“ hieß, wird dieses Jahr einfach „Wirtschaftspoli- tische Koordinierung in der EU ernst nehmen und Inves- titionen stärken“ genannt, und damit ist auch das Span- nendste bereits vorweggenommen. Ihr Antrag wird weder neuer noch besser, je häufiger Sie ihn stellen. Man könnte fast meinen, es gibt bei den Grünen Fleißkarten für die Anzahl gestellter Anträge. Ich kann nur wieder- holen: Wir nutzen das Reformprogramm, um die deut- sche Wirtschaft voranzubringen! Unsere Außenhandelsüberschüsse sind ein Zeichen der hohen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirt- schaft; Sie kritisieren dies. Deutsche Unternehmen, da- runter zahlreiche kleine und mittelständische Unterneh- men, sind in vielen Bereichen Weltmarktführer. Hier muss noch einmal klar betont werden, dass die Kommis- sion für Deutschland eben gerade keine „zukunfts- und stabilitätsgefährdenden“ Ungleichgewichte festgestellt hat. Es handelt sich laut Kommission zwar um Ungleich- gewichte, aber um keine exzessiven Ungleichgewichte. Im Übrigen wäre es wohl besser, die Maastricht-Krite- rien strenger zu überprüfen, als sich auf außenwirtschaft- liche Ungleichgewichte zu fokussieren. Von der deutschen Wettbewerbsfähigkeit profitieren die gesamten EU-Länder: 58 Prozent aller deutschen Im- porte stammen aus anderen EU-Mitgliedstaaten! Das schafft Beschäftigung und Wohlstand nicht nur bei uns, sondern auch in den anderen EU-Ländern. Es lässt sich überdies feststellen, dass der Anteil der deutschen Exporte an Länder außerhalb der Euro-Zone zunehmend wächst. So beträgt der Anteil der Handels- überschüsse außerhalb der Euro-Zone 156 Milliarden Euro – also 72 Prozent. Beispielsweise stiegen die Ex- porte nach Amerika um 4 Prozent auf 135,5 Milliarden Euro, während die Importe sogar fielen. Es schadet also nicht, auch hier eine europäische Perspektive einzuneh- men. Die Euro-Zone als Ganzes betrachtet konnte sogar einen Handelsbilanzüberschuss erzielen. Es ist offensichtlich, dass die EZB-Politik zur Erhö- hung des deutschen Außenhandelsüberschusses beige- tragen hat. Der Euro verlor durch die EZB-Zinspolitik im letzten Jahr über 10 Prozent seines Wertes, das stei- gert natürlich auch gerade die Preisattraktivität deutscher Waren im Ausland. Wenn jetzt die EZB den hohen Au- ßenhandelsüberschuss Deutschlands, wie gestern erfolgt, kritisiert, dann ist das doch im Umkehrschluss eine Kri- tik an der eigenen Politik. Das Jahresgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage betont im Übrigen ausdrücklich, dass keine Maßnahmen ergrif- fen werden sollten, die allein darauf abzielen, den deut- schen Leistungsbilanzüberschuss zu reduzieren. Viel- leicht lesen Sie das auch mal. Sie bemängeln in Ihrem Antrag die zu geringe Bin- nennachfrage. Wir hatten 2014 einen Bruttolohnzuwachs von 3,2 Prozent und einen Reallohnzuwachs von 1,6 Prozent, die größte Zunahme seit 2010. Die Zahl der Beschäftigten steigt in 2015 voraussichtlich um 170 000. Damit stehen wir vor einem erneuten Beschäftigungsre- kord. 2015 werden 42,8 Millionen Menschen erwerbstä- tig sein – so viele wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Mehr als 3,5 Millionen Menschen ha- ben seit 2005 eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufgenommen. Auf diese Entwicklung können wir stolz sein. Deutschland hat im Hinblick auf die Europa-2020- Ziele in den Bereichen Beschäftigung, Bildung und Ar- mut alle Zielwerte übererfüllt. So lag die Erwerbstäti- genquote für die 20- bis 64-Jährigen mit 78,1 Prozent 2014 deutlich über der Zielmarke von 75 Prozent. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist zwischen 2008 und 2012 um rund 40 Prozent gesunken. Besonders stark stieg der Anteil der Beschäftigung von ausländischen Mitbürgern. Diese trugen im letzten Jahr zu annähernd 40 Prozent des Beschäftigungswachstums bei – im Übri- gen ganz ohne Einwanderungsgesetz. Für dieses Job- wunder brauchen wir auch weiterhin einen flexiblen und aufnahmefähigen Arbeitsmarkt. Trotz der hohen Flexibi- lität unseres Arbeitsmarktes stieg das Vertrauen in die Jobsicherheit auf ein Rekordniveau. 91 Prozent halten ihren Arbeitsplatz für sicher. Flexibilität und Vertrauen müssen also kein Gegensatz sein. Professor Feld, Leiter des Walter-Eucken-Instituts an der Uni Freiburg wähnt Deutschland so nah am magischen Viereck aus hoher Beschäftigung, angemessenem Wirtschaftswachstum, sta- bilem Preisniveau und außenwirtschaftlichem Gleichge- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9417 (A) (C) (D)(B) wicht wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepu- blik. Sie bemängeln die hohe Belastung geringer Einkom- men mit Steuern und Sozialabgaben in Ihrem Antrag. Wir haben die Rentenbeiträge gesenkt. Wenn wir Sie zu- sätzlich beim Abbau der kalten Progression auf unserer Seite haben, dann umso besser. Sie bemängeln, dass Deutschland beim EU-2020-Ziel bei der Quote der Hoch- schulabsolventen „hinterherhinke“, so wörtlich. Man sieht hier einmal mehr, wo Sie Ihre Prioritäten setzen. Wir wissen, was wir an der beruflichen Bildung haben. Eine solide Fachkräftebasis ist die Grundlage für Wachstum und Investitionen. Auch die OECD, die Deutschland lange wegen der im Vergleich niedrigen Akademikerrate kritisiert hatte, erkennt dies mittlerweile an. Nur Sie nicht! Sie fordern einen Ausbau der Kinderbetreuung. Das machen wir bereits. Wir investieren 6 Milliarden Euro in die Bildung und Betreuung. Wir wollen Wahlfreiheit für die Eltern – Sie wollen Bevormundung. Ich möchte betonen, dass wir die Belebung der priva- ten und öffentlichen Investitionen für Deutschland zu ei- nem Schwerpunkt dieser Legislaturperiode erklärt ha- ben. Erste umfangreiche Maßnahmen sind durch die Umsetzung des Koalitionsvertrags bereits auf den Weg gebracht: Wir investieren insgesamt 20 Milliarden Euro. Das zusätzliche Investitionsprogramm der Bundesregie- rung umfasst im Zeitraum 2016 bis 2018 weitere zusätz- liche Mittel für öffentliche Investitionen in Höhe von 10 Milliarden Euro. Hiervon gehen 4,35 Milliarden Euro in den Ausbau der Infrastruktur, in Bundesfernstraßen und Schienenwege. Ein Schwerpunkt wird auch auf den Breitbandausbau gelegt. Wir investieren also nicht nur in die von Ihnen geforderten Fahrradautobahnen. Wir schaffen eine flächendeckende Grundversorgung mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde in ganz Deutsch- land. Aber auch in Energieeffizienz und CO2-Minimie- rung wird investiert, nämlich insgesamt 2,1 Milliarden Euro. Diese zusätzlichen Investitionen werden ohne neue Schulden geleistet. Wir setzen die Sanierung der öffentlichen Haushalte konsequent fort. Wenn Sie jetzt glauben, dieses Investitionsprogramm sei wegen Ihnen und Ihren Anfragen entstanden, dann ist das in etwa so, wie wenn der Hahn morgens meint, die Sonne ginge we- gen seinem Krähen auf. Nun ist es so, dass von den jährlichen Investitionen in Deutschland in Höhe von circa 460 Milliarden Euro le- diglich 9 Prozent auf den öffentlichen Sektor fallen. Von diesen 9 Prozent investieren die Kommunen über die Hälfte. Wir entlasten die Kommunen auch deshalb jähr- lich um 5 Milliarden Euro. Über 90 Prozent der Investi- tionen werden vom privaten Sektor geleistet. Wir brau- chen also Konzepte, wie privates Kapital mobilisiert werden kann. Die Gründung einer privaten „Verkehrsin- frastrukturgesellschaft“ ist ein Vorschlag, der aus der Ex- pertenkommission des Wirtschaftsministeriums bereits an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Wir brauchen aber vor allem ein weiterhin investi- tionsfreundliches Klima, eine wachstumsfreundliche Wirtschaftspolitik, beispielsweise auch dadurch, dass wir die Steuern für Unternehmen nicht erhöhen. Deshalb ist es uns wichtig, eine mittelstands- und unternehmens- freundliche Regelung für die anstehende Änderung bei der Erbschaftsteuer zu erreichen, für Arbeitsplätze und Investitionen. Wir sollten das europäische Semester auch dazu nutzen, Steuerflucht und Steuervermeidung auf euro- päischer Ebene einzudämmen. Dazu ist eine bessere internationale Abstimmung national geprägter Steuer- rechtssysteme und deren Behörden notwendig. Wir le- gen also die Grundlagen für eine weiterhin positive Ent- wicklung und schaffen Stabilität für Investitionen. Wir brauchen sicher eine noch bessere Koordinierung der eu- ropäischen Wirtschaftspolitik. Das europäische Semester kann ganz wesentlich dazu beitragen. Die Koalitions- fraktionen haben hierzu einen entsprechenden Antrag auf den Weg gebracht. Ihr Antrag würde die deutsche Wirtschaft jedoch nicht stärken, sondern schwächen. Deshalb lehnen wir ihn ab. Christian Petry (SPD): Heute diskutieren wir einen Antrag der Grünen zum Europäischen Semester. Bevor ich auf die Forderungen, die im Antrag formuliert sind, eingehe, möchte ich einige grundsätzliche Worte zum Europäischen Semester sagen. Der Vertrag von Maastricht ist dabei ein Schlüsselmo- ment: Hier wurde der Grundstein für eine gemeinsame Währung gelegt. Damit einhergehend wurde mit der Ko- ordinierung und Überwachung der nationalen Finanzpo- litiken in der EU begonnen. Hier wurde jahrelang ein Schwerpunkt auf die Haus- haltsdefizite und die nationalen Schuldenstände gelegt. Diese einseitige Betrachtung wurde Stück für Stück um eine wirtschaftspolitische Koordinierung ergänzt. Das Herzstück dieser Koordinierung bildet seit 2010 das Europäische Semester. Im Rahmen der nationalen Haushaltsplanungen übermitteln die EU-Mitgliedstaa- ten der Kommission ihre Haushaltspläne zur Überprü- fung. Hieraus leitet die Kommission individuelle Hand- lungsempfehlungen und politische Leitlinien ab. Das war vor fünf Jahren ein absolutes Novum in der Ge- schichte der europäischen Integration. Zu diesem Verfahren haben wir in der heutigen De- batte schon viel gehört. Dabei waren auch kritische Stimmen zu hören, die ich in Teilen gut nachvollziehen kann. Dennoch: das Europäische Semester ist grundsätzlich gut dafür geeignet, die Wirtschaftspolitiken der EU-Mit- gliedstaaten besser miteinander abzustimmen. Im Detail gibt es hier natürlich noch Verbesserungsbedarf. Ich denke etwa an eine grundsätzliche Straffung des Verfah- rens und mehr Transparenz. Klar ist auch: In den letzten Jahren hat die Kommis- sion zu einseitig auf makroökonomische Verschuldungs- stände geschaut. Ich bin froh, dass sich dies mit der neuen Kommission unter Jean-Claude Juncker geändert hat. 9418 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) Wir Sozialdemokraten haben in diesem Zusammen- hang immer darauf gedrungen, dass eine nachhaltige Haushaltskonsolidierung nur dann funktionieren kann, wenn nötige Investitionen dadurch nicht verhindert wer- den. Beides sind notwendige Elemente einer wachstums- orientierten Wirtschaftspolitik. Dies ist ja auch ein zentraler Punkt im Antrag der Grünen, über den wir heute sprechen. Ich will Ihnen sa- gen, dass ich mit vielen Ihrer Forderungen einverstanden bin. Sie sprechen die Schwachstellen im Europäischen Semester treffend an und fordern dann eine Investitions- offensive für Deutschland. Über konkrete Zahlen lässt es sich da bekanntlich ausgiebig streiten. Ich möchte Ihnen allerdings an drei ganz konkreten Punkten zeigen, dass in den letzten Mo- naten auf der Investitionsseite sowohl in Europa als auch in Deutschland viel passiert ist: Erstens. Die Kommission will die bestehende Flexibi- lität bei der Anwendung des Stabilitäts- und Wachstums- paktes verstärkt nutzen. So sollen nötige Investitionen und Teile der Kosten für Strukturreformen nicht bei den nationalen Verschuldungsgrenzen angerechnet werden. Das ist absolut richtig! Schließlich befinden sich viele Mitgliedstaaten in einem Umfeld aus hoher Arbeitslosig- keit und schwacher Konjunktur. Wir alle hier im Saal wissen, dass Deutschland da die glückliche Ausnahme bildet. Zweitens. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Ein- richtung eines Europäischen Fonds für strategische In- vestitionen. Über den so genannten EFSI haben wir schon viel diskutiert – insbesondere im Europaaus- schuss. Und auch wenn es bei den Detailfragen mit Si- cherheit noch offene Punkte gibt, so darf die Debatte um den EFSI doch eines nicht überschatten: die grundsätzli- che Abkehr der Kommission von einer einseitigen, neo- liberalen Sparpolitik. Ich finde, dass dies nicht oft genug betont werden kann. Ich freue mich, dass dieser Verhandlungserfolg unse- rer europäischen Sozialdemokraten in allen Fraktionen im Deutschen Bundestag positiv aufgenommen wurde. An dieser Stelle möchte ich dann auch den Appell an uns alle richten: lassen Sie uns den EFSI nicht im Klein- Klein des Parlamentsalltags zerreden. Wir brauchen – gerade auch aus dem deutschen Parlament – ein positi- ves Signal an unsere europäischen Nachbarn. Drittens. In meinem letzten Punkt möchte ich noch die nationale Ebene bei den Investitionen ansprechen. Hier hat die SPD ein umfangreiches Entlastungs- und In- vestitionspaket für finanzschwache Kommunen durch- gesetzt. Zusätzlich zu den bereits angekündigten 10 Milliar- den Euro für Investitionen in Deutschland stehen da- durch jetzt noch einmal zusätzliche 3,5 Milliarden Euro für einen kommunalen Investitionsfonds zur Verfügung. Aus diesem Fonds werden in den Jahren 2015 bis 2018 Investitionen in finanzschwachen Kommunen gefördert. Der Fördersatz beträgt dabei bis zu 90 Prozent. Ich bin überzeugt, dass wir damit einen richtigen Schritt machen, damit die Kommunen wieder hand- lungsfähig werden und nötige Investitionen in Deutsch- land getätigt werden können. Ich glaube, dass die Kolleginnen und Kollegen der Grünen in ihrem Antrag diese Investitionsoffensive der Bundesregierung schlicht vergessen haben. Da komme ich dann als Vertreter der Regierungskoalition gerne ins Spiel und erinnere Sie an unsere guten Beschlüsse. Die genannten Beschlüsse zur Stärkung von Investi- tionstätigkeiten in Europa sind ein wichtiger Schritt hin zu einem neuen Verständnis einer wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik. Ich bin überzeugt, dass hier noch weitere Schritte folgen werden. Das Europäische Semester spielt in diesem Zusam- menhang eine wichtige Rolle. Wenn es uns gelingt, das Verfahren zu straffen und transparenter zu gestalten, dann glaube ich, dass wir hier ein gutes Instrument für die wirtschaftspolitische Koordinierung der EU-Staaten haben. In Europa denken wir oft in den langen Linien. Und so verstehe ich auch das Europäische Semester: als einen offenen Prozess, den es sinnvoll weiterzuentwickeln gilt. Bernd Westphal (SPD): Es liegt ein sehr umfangrei- cher Antrag der Grünen vor. Sie haben sich viel Mühe damit gemacht und viele wichtige Punkte beschrieben. Im Grundsatz geht es um die Koordinierung der Wirt- schaftspolitik der Mitgliedstaaten der EU. Das Europäi- sche Semester beinhaltet Instrumente der Wirtschafts-, der Finanz- und der Beschäftigungspolitik. Im Vorder- grund steht das Erreichen der Europa-2020-Ziele. Mit dieser Strategie soll Wachstum und Beschäftigung geför- dert werden. Die Ziele lassen sich durch die Berichte in Zahlen ausdrücken und bewerten. Wir können also sehr genau sagen, in welchen Bereichen Fortschritte zu ver- zeichnen sind, aber auch den Nachholbedarf erkennen. Wir haben eine gute Basis für unsere politischen Ent- scheidungen. Neben dem Nationalen Reformprogramm aus dem Europäischen Semester haben aber auch die Maastricht-Kriterien und die Indikatoren zur Nachhaltig- keit in der Europäischen Union weiterhin Relevanz. Im Hinblick auf die Europa-2020-Ziele kann Deutschland laut Nationalem Reformprogramm 2015 Erfolge verzeichnen. Dies gilt für eine bessere Erwerbs- tätigenquote, die Reduzierung der Langzeitarbeitslosig- keit und eine höhere Quote beim Hochschul- oder ver- gleichbarem Bildungsabschluss. Deutschland nimmt seine Verpflichtungen ernst und kann Erfolge erkennbar nachweisen. Natürlich helfen auch Wechselkurs und bil- liges Öl. Der Exportüberschuss wird oft unberechtigt kritisiert. Von deutschen Exporten außerhalb Europas profitieren auch die Mitgliedstaaten der EU, weil sie zu- liefern. Die Bundesregierung hat also die Weichen rich- tig gestellt. Einige Aspekte werden im Antrag der Grünen ge- nannt. Eine ganze Reihe sind allerdings bereits umge- setzt wie zum Beispiel der Mindestlohn oder die Rente mit 63. Die Forderung nach mehr Transparenz und De- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9419 (A) (C) (D)(B) batten in Ausschüssen des Parlaments sind überlegens- wert, aber auch schon teilweise Realität. Interessant ist der Vorschlag, dass ein Vertreter der EU-Kommission im Ausschuss berichten soll. Allerdings sollten wir nicht so tun, als wenn noch nie ein EU-Kommissar im Ausschuss berichtet hätte. Auch national gibt es noch einiges zu tun, zum Bei- spiel bei der Nettoinvestitionsquote, der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Wir brauchen auch bessere Rahmenbedingungen für die Bildung und die Berück- sichtigung der Nachhaltigkeitsaspekte bei Investitions- entscheidungen. Wir brauchen ein investitionsfreundli- ches Umfeld zum Ausbau einer modernen Infrastruktur, wie zum Beispiel Breitbandausbau. Auch Investitionen in die Energiewende oder Energieeffizienz sind notwen- dig. Dazu gehört auch eine verlässliche Ausstattung mit Kapital. Die Expertenkommission im Auftrag des Bundeswirt- schaftsministers Sigmar Gabriel wird zur Umgehung der öffentlichen und privaten Investitionsschwäche geeig- nete Vorschläge unterbreiten. Darüber hinaus setzt die Bundesregierung wichtige Impulse, um öffentliche In- vestitionsausgaben zu erhöhen. Unter anderem werden bis 2017 zusätzlich 5 Milliarden Euro für Verkehrsinfra- struktur, 9 Milliarden Euro für Bildung und Forschung, davon 3 Milliarden Euro für Forschung und Entwick- lung, 6 Milliarden zur Entlastung von Ländern und Ge- meinden und von 2016 bis 2018 erneut zusätzliche Mit- tel in Höhe von 10 Milliarden Euro für öffentliche Investitionen bereitgestellt. Die Bundesregierung stärkt damit die Investitionsspielräume der Länder und Ge- meinden. Der Juncker-Plan soll Investitionen von 315 Milliarden Euro auf den Weg bringen. Die Billigung des Investitionspaketes ist durch die EU bereits bis Anfang März erfolgt. Dies zeigt den festen Willen, die Zukunft Europas gestalten zu wollen – nicht nur Haushaltskonsolidierung, sondern Investitionen in die Zukunft. Deutschland braucht ein starkes Europa. Die ökono- mische Stärke muss auch zu sozialem und ökologischem Fortschritt führen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen weiter- hin bestehen bleibt; denn auch für die gesamte europäi- sche Wirtschaft sind unsere Unternehmen eine wichtige Stütze. Ich freue mich auf die Debatte im Ausschuss. Andrej Hunko (DIE LINKE): In zwei Punkten stim- men wir mit dem Grünen-Antrag überein: Es ist ganz schlechter Stil seitens der Bundesregierung, dass Regeln und Vorgaben der länderspezifischen Empfehlungen für sie selbst vermeintlich nicht gelten. Hausaufgaben hätten nur die anderen zu machen. Und wir stimmen auch darin überein, dass die EU nicht etwa an einem Zuviel, son- dern an fehlender wirtschaftspolitischer Koordinierung krankt. Da enden unsere Gemeinsamkeiten aber auch schon. Denn das gegenwärtige Verfahren zur wirtschaftspoli- tischen Koordinierung folgt der neoliberalen Ideologie, der Ideologie, die die Banken- und Finanzmarktkrise verursacht hat, die aber durch ihre Verfechter – allen voran Angela Merkel – auf perfide Art und Weise in eine Staatsschuldenkrise umgedeutet wurde. Anknüpfend an diese Lesart wurde zur Einführung des Europäischen Semesters 2010 von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen und dementsprechend eine ebenso falsche Politik verfolgt, von der wir doch sehen, dass sie ge- scheitert ist. Das strukturelle Problem der öffentlichen Haushalte in der EU besteht nicht auf der Ausgaben-, sondern auf der Einnahmeseite; denn infolge des Steuerwettbewerbs im liberalisierten und deregulierten EU-Binnenmarkt wurden Unternehmen und reiche Privatpersonen immer weiter entlastet, während den Steuerzahlern dank der Sozialisierung privater Schulden durch diverse Banken- rettungspakete schwindlig wird, wenn sie sich den öffentlichen Schuldenstand anschauen. Mantraartig aber werden immer nur die Erhöhung der Wettbewerbsfähig- keit und eine Liberalisierung der Märkte empfohlen, als sei das Selbstzweck. Wirtschaftspolitische Koordinierung darf nicht in ei- nen rasanten Unterbietungswettbewerb der nationalen Politiken münden, sondern muss durch Harmonisierung erfolgen. Das heißt für uns Linke, es braucht soziale Mindeststandards auf hohem Niveau, EU-weit koordi- nierte Mindestlöhne, eine soziale Fortschrittsklausel, und das Steuerdumping muss endlich angegangen werden. Da könnte Deutschland entweder mit gutem Beispiel vorangehen oder hätte noch ordentlich Nachholbedarf, wie ja mittlerweile endlich auch die Kommission für die exorbitanten Leistungsbilanzüberschüsse bescheinigt. Diese Leistungsbilanzüberschüsse sind nämlich kein Ausweis für besondere Tüchtigkeit oder Investitions- und Innova- tionsfreude. Nein, sie sind Ergebnis einer zunehmend aggressiven, auf Lohn- und Sozialdumping basierenden Exportstrategie. Wenn sich die deutschen Exporteure am nächsten Rekordergebnis erfreuen, hat der Arbeiter im Werk nämlich nichts davon, außer durch die jahrelange Niedriglohnpolitik und den erst geschaffenen Niedrig- lohnsektor – der zweitgrößte in der EU! – dafür mitge- zahlt. Seit der Euro-Einführung sind in Deutschland die Gewinn- und Unternehmereinkünfte um 66 Prozent ge- stiegen, die Arbeitnehmerentgelte nur um 27 Prozent. 8,6 Prozent der Erwerbstätigen leben unterhalb der Armutsgrenze, unter den Erwerbslosen sind es sogar 69,3 Prozent – wesentlich mehr als in jedem anderen EU-Mitgliedstaat. Armes Deutschland. Beim Investitionsniveau sieht es genauso schauerlich aus: Laut DIW weist Deutschland seit 1999 eine addierte Investitionslücke von 1 Billion Euro auf. Während 1970 der Anteil der Investitionen an der Wirtschaftsleistung noch mehr als 28 Prozent betrug, sind es heute nur noch magere 17 Prozent. 1991 investierte das Kapital noch rund 40 Prozent seines Einkommens in die Realwirt- schaft. 2012 waren es noch 10 Prozent und letztes Jahr nur noch 9 Prozent. 9420 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 (A) (C) (D)(B) Würde die Bundesregierung die „schwarze Null“ auf- geben, könnte sie sich derzeit am Kapitalmarkt für 0,8 Prozent Zins zehn Jahre Geld leihen. Für 30 Jahre wären es 1,7 Prozent. Günstiger geht’s kaum. Die Bundesregierung setzt jedoch vor allem auf private In- vestitionen. Die Privaten sind aber bei weitem nicht so günstig. Allianz-Chef Faulhaber beispielsweise forderte in einem Interview 7 Prozent Rendite – bei sicheren Geschäften. Das ist doch irre. Dass der Mann es wagt, dies so offen zu sagen, heißt doch nur, dass er sich sicher sein kann, in der GroKo treue Gefährten für diesen Wahnsinn zu haben. Selbst mit ihrer unsinnigen Schuldenbremse wären bis zu 18 Milliarden Euro mehr Investitionen möglich. Hausaufgaben gäbe es also auch für Deutschland mehr als genug. Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ist traurig: Beim Nationalen Reformprogramm haben Sie sich im letzten Jahr keinen Millimeter bewegt. Die Rede, die ich hier vor einem Jahr gehalten habe, könnte ich heute im Wortlaut noch einmal halten. Schon 2014 haben Sie das Nationale Reformpro- gramm auf die leichte Schulter genommen. Sie haben es ohne ordentliche Debatte im Parlament nach Brüssel ge- schickt, und die Vorschläge, die Sie damals gemacht ha- ben, um den Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands zu reduzieren, bestanden nur aus einem Sammelsurium an Punkten, die Sie eh bereits auf der Agenda stehen hatten. Auch jetzt versuchen Sie, zu verhindern, dass das Natio- nale Reformprogramm überhaupt in der Öffentlichkeit bemerkt wird. Mitte April müssen Sie Ihre Stellungnahme nach Brüssel schicken – also in der Osterpause, wenn das Par- lament nicht darüber beraten kann. Bis heute kennen wir als Abgeordnete den finalen Entwurf nicht. Also heißt es wieder: keine Debatte im Bundestag, keine öffentliche Diskussion. Das ist ein Offenbarungseid. Sie zeigen da- mit überdeutlich, wie wenig ernst Sie und wie wenig ernst die Bundesregierung eine gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik nehmen. Als Krönung haben Herr Gabriel und Herr Schäuble Ende letzten Jahres auch noch einen Brief nach Brüssel geschickt, in dem sie bedauern, dass die Mitgliedstaaten so gut wie nie eine politische Debatte über die Empfeh- lungen führen. Es wäre schon interessant, von ihnen zu erfahren, ob sie diese Kritik auch auf sich selbst bezie- hen; denn es liegt ja in ihrer Hand, das Parlament, den Bundestag, zu beteiligen. Doch dies geschah letztes Jahr nicht – und dieses Jahr ganz offensichtlich auch nicht. Die Koordinierung der Wirtschaftspolitik in Europa ist keine Nebensache. Sie ist zentral für die Lösung der aktuellen Wirtschaftskrise. Nur wenn die Ungleichge- wichte in Europa abgebaut werden, kann die europäische Wirtschafts- und Währungsunion langfristig funktionie- ren. Die Krisenländer haben ihre Außenhandelsdefizite weitgehend abgebaut. Es ist überfällig, dass nun Deutsch- land seine Überschüsse abbaut. Ich habe allerdings auch eine Vermutung, warum es Ihnen so recht ist, wenn niemand über das Europäische Semester redet. Denn es mag sein, dass Sie hoffen, dass so niemand bemerkt, wie dreist Sie in der europäischen Wirtschaftspolitik mit zweierlei Maß messen. In der eu- ropäischen Debatte ist die deutsche Bundesregierung im- mer die Erste, die von anderen die Einhaltung von Ver- trägen, von europäischen Vereinbarungen fordert; in der Griechenland-Debatte tut sie das gerade wöchentlich. Ich muss Ihnen allerdings sagen: Die Glaubwürdigkeit solcher Kritik – die bemisst sich daran, wie man damit umgeht, wenn man einmal selbst in der Verantwortung steht, Reformen voranzutreiben, um europäische Ziele zu erfüllen. Dabei sage ich ganz klar: Es geht nicht darum, dass man immer ohne Wenn und Aber alles gutheißen muss, was an Vorgaben von der Kommission kommt. Auch wir formulieren in unserem Antrag einige Kritikpunkte am jetzigen Prozess des Europäischen Semesters. Aus unse- rer Sicht ist der Fokus zu eng. Nachhaltigkeitsziele wie etwa die EU-2020-Strategie finden keine ausreichende Beachtung. Hier können Sie sich konstruktiv in Brüssel einbringen. Aber die Stabilitätskriterien des Europäi- schen Semesters gelten auch für Deutschland. Und eines dieser Stabilitätskriterien überschreitet Deutschland nun schon seit Jahren. Seit über vier Jahren verzeichnet Deutschland jetzt schon einen Leistungsbilanzüberschuss von 6 Prozent und mehr. Die Kommission hat Ihnen des- halb schon 2014 eine Stabilitätswarnung geschickt und Ihnen auch einige Dinge aufgeschrieben, was Sie dage- gen tun könnten. Passiert ist ganz offensichtlich kaum etwas. Denn was finden wir im Länderbericht 2015 für Deutschland? Wei- terhin viel zu geringe Investitionen, keine Fortschritte bei der Eindämmung prekärer Arbeit, viel zu niedrige Bildungsausgaben. Insgesamt gibt es keinen spürbaren Fortschritt, bei der Rente sogar einen Rückschritt. – Eine unzureichende Antwort der Politik. Wir haben Ihnen in unserem Antrag eine ganze Reihe an Vorschlägen gemacht, wie Sie die Leistungsbilanz- überschüsse abbauen können. Wir appellieren dringend an Sie: Nehmen Sie sich diese zu Herzen, bevor Sie das Nationale Reformprogramm nach Brüssel schicken! Und machen Sie die Parlamentsbeteiligung künftig besser! Das wäre ein klares Zeichen dafür, dass Sie das Europäi- sche Semester künftig ernster nehmen, und das wäre dann auch ein wichtiges Signal für Europa. Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir alle wissen, dass die Lehre aus der Krise lautet: Schluss mit wirtschaftspolitischer Kleinstaaterei, hin zu einer echten wirtschaftspolitischen Steuerung in der EU. Denn eines hat die Krise deutlich gezeigt: Was in einem EU-Mitgliedstaat finanz- oder wirtschaftspolitisch pas- siert, hat direkte Auswirkungen auf alle anderen EU- Mitgliedstaaten. Das EU-Semester und der reformierte Stabilitäts- und Wachstumspakt sind wichtige Instrumente für diese dringend notwendig gewordene wirtschaftspolitische Steuerung. Nur wenn sie von allen ernstgenommen wird, Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 98. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. März 2015 9421 (A) (C) (D)(B) können die entstandenen Ungleichgewichte in der EU abgebaut und die für die Zukunft Europas wichtigen Ziele der EU-2020-Strategie erreicht werden. Leider erweist sich die bisherige Umsetzung des Eu- ropäischen Semesters als unzureichend. 2012/2013 ha- ben die EU-Mitgliedstaaten nur magere 12 Prozent der länderspezifischen Empfehlungen von EU-Kommission und Rat auch tatsächlich umgesetzt. 2013/2014 waren es noch weniger: nur 10 Prozent. Auch die Bundesregie- rung gehört bei der Umsetzung zu den Schlusslichtern. Zudem wurden die Kernziele der EU-2020-Strategie bei den Empfehlungen teilweise einfach ausgeblendet. Wich- tige Ziele wie der Ausbau der Erneuerbaren gerieten so in den Hintergrund. Für uns Grüne ist daher klar: Das EU-Semester muss gestärkt und weiterentwickelt werden! Verfahren und Ziele brauchen mehr inhaltliche Steuerung und mehr Verbindlichkeit. Das EU-Semester muss also stärker als bisher auf die Ziele der EU-2020-Strategie ausgerichtet, und nationale Zielvorgaben sowie die Länderspezifischen Empfehlungen müssen verbindlich werden. Das Verfah- ren braucht außerdem mehr europäische und nationale Parlamentsbeteiligung und mehr Transparenz durch öf- fentliche Debatte. Das heißt, das EU-Parlament muss mitentscheiden beim Jahreswachstumsbericht und den Länderspezifischen Empfehlungen. Die nationalen Par- lamente müssen mehr Verantwortung übernehmen, das Nationale Reformprogramm mitentscheiden und bei der Entstehung der Länderspezifischen Empfehlungen stär- ker mit der EU-Kommission zusammenarbeiten. Für diese Verbesserungen müssen sich auch die Koali- tionsfraktionen und die Bundesregierung einsetzen. Es reicht nicht, die immense Bedeutung des Europäischen Semesters rauf und runter zu beten. Taten zählen, Herr Gabriel, Herr Schäuble, und die blieben bisher weitest- gehend aus. Wir Grüne werden uns auch in Zukunft für diese not- wendigen Integrationsschritte einsetzen. Anlage 10 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Zukunft der bäuerlichen Milchviehhaltung sichern auf Drucksache 18/976 zu- rückzieht. Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstiftung Baukul- tur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Finanzausschuss Drucksache 18/4253 Nr. A.1 Ratsdokument 5923/15 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/4253 Nr. A.2 Ratsdokument 6107/15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/1393 Nr. A.34 EP P7_TA-PROV(2014)0236 Drucksache 18/2935 Nr. A.6 Ratsdokument 13690/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 98. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 4 a - 4 c Pkw-Maut TOP 21 Deutsches Institut für Menschenrechte TOP 22 Liegenschaftspolitik des Bundes TOP 23 Milchviehhaltung TOP 24 Entwicklungspolitische Chancen der Urbanisierung TOP 25 Wirtschaftspolitische Koordinierung in der EU Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Achten Sie auf die Zeit.



Rede von Andreas Schwarz
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

– dass es keine Mehrbelastung für die inländischen Au-

tofahrerinnen und Autofahrer geben wird. Dieses Verspre-
chen haben wir gehalten.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Abge-

    ordneten Ulrich Lange, CDU/CSU-Fraktion.


    (Beifall bei der CDU/CSU)