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    Plenarprotokoll 18/88 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 88. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Brigitte Pothmer . . . . . . . . . . . . . . . . . 8257 A Wahl des Abgeordneten Fritz Güntzler als Mitglied des Finanzmarktgremiums . . . . . . 8257 B Wahl des Abgeordneten Matern von Marschall als ordentliches Mitglied des Ver- waltungsrates des Deutsch-Französischen Jugendwerks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8257 B Wahl der Abgeordneten Jens Spahn und Bärbel Bas als Mitglieder des Stiftungsrates der Stiftung „Humanitäre Hilfe für durch Blutproben HIV-infizierte Personen“ . . . . . 8257 B Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8257 B Absetzung des Tagesordnungspunktes 18 . . . 8258 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 8258 C Nachruf auf das ehemalige Mitglied des Deut- schen Bundestages Heinrich Windelen . . . . 8258 D Tagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Einführung einer Infrastruk- turabgabe für die Benutzung von Bundesfernstraßen Drucksache 18/3990 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8259 C b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Verkehrsteueränderungsgeset- zes (VerkehrStÄndG 2) Drucksache 18/3991 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8259 C Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8259 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8262 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8263 B Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8264 A Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8265 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8266 C Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8267 C Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8269 A Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8270 D Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 8271 C Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8273 D Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8274 A Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 8275 B Andreas Schwarz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8277 B Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8278 B Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8279 A Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8280 A Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8281 B Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8283 A Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8283 B Tagesordnungspunkt 4: a) Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Sabine Weiss (Wesel I), Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Dr. Bärbel Kofler, Axel Schäfer (Bochum), Heinz-Joachim Barchmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: UN-Ziele für nach- haltige Entwicklung global gestalten – Post 2015-Agenda auf den Weg bringen Drucksache 18/4088 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8283 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Eine Agenda für den Wandel zu nach- haltiger Entwicklung weltweit – Die deutsche Position für die Verhandlun- gen über die Post 2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung Drucksache 18/3604 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8283 C c) Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Armut und soziale Ungleichheit weltweit überwinden, natürliche Grundlagen bewahren Drucksache 18/4091 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8283 D Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8284 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 8286 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8287 C Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8288 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 8290 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8291 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8292 C Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8294 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8295 A Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8296 B Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8297 B Matthias Ilgen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8298 C Dr. Andreas Nick (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8299 B Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8300 D Tagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Ulle Schauws, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur ab- schließenden Beendigung der verfassungs- widrigen Diskriminierung eingetragener Lebenspartnerschaften Drucksache 18/3031 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8301 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8302 A Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU/CSU) . . . . 8303 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 8305 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 8306 A Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8307 C Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . 8308 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8308 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8309 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 8309 D Dr. Katarina Barley (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8311 A Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8312 A Gudrun Zollner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8313 A Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8314 B Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8315 C Tagesordnungspunkt 23: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Beschluss des Rates vom 26. Mai 2014 über das Eigenmittelsys- tem der Europäischen Union Drucksache 18/4047 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8317 B b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 19. Septem- ber 2014 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik der Philippinen über Soziale Sicherheit Drucksache 18/4048 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8317 B c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Neufassung der Anhänge F und G zum Übereinkommen vom 9. Mai 1980 über den internationalen Eisenbahnver- kehr (COTIF) Drucksache 18/4049 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8317 C d) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Renate Künast, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pflege-TÜV hat versagt – Jetzt echte Transparenz schaffen: Pfle- genoten aussetzen und Ergebnisqualität voranbringen Drucksache 18/3551 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8317 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 III Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 11. April 2014 über die Beteiligung der Republik Kroa- tien am Europäischen Wirtschaftsraum Drucksache 18/4052 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8317 C Tagesordnungspunkt 24: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Energie zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und SPD: Regionale Wirtschafts- politik – Die richtigen Weichen für die Zukunft stellen Drucksachen 18/3404, 18/4100 . . . . . . . . 8317 D b) Beratung der Zweiten Beschlussempfeh- lung des Wahlprüfungsausschusses: zu Einsprüchen gegen die Gültigkeit der Wahl zum 8. Europäischen Parlament am 25. Mai 2014 Drucksache 18/4000 (neu) . . . . . . . . . . . . 8318 A c)–d) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 149 und 150 zu Petitionen Drucksachen 18/3929, 18/3930 . . . . . . . . 8318 A Tagesordnungspunkt 6: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Militärmission der Europäischen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) auf Grundlage des Ersu- chens der malischen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/34/GASP und 2013/87/GASP des Rates der Europäi- schen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbin- dung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012), 2100 (2013) des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie 2164 (2014) vom 25. Juni 2014 Drucksachen 18/3836, 18/4109 . . . . . . . . 8318 B – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/4117 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8318 B Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8318 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8319 C Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . 8320 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8321 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8322 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8323 D Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8324 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 8326 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8328 C Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Portugal: Vorzeitige teilweise Rück- zahlung der IWF-Finanzhilfe; – Einholung eines zustimmenden Beschlusses des Deut- schen Bundestages nach § 3 Absatz 2 Num- mer 2 des Stabilisierungsmechanismusge- setzes Drucksache 18/4030 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8326 B Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8326 C Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 8327 B Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 8330 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8332 A Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8333 B Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8334 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8335 A Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Kerstin Kassner, Susanna Karawanskij, Caren Lay, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Verbindliches Mitwirkungsrecht für Kom- munen bei der Erarbeitung von Gesetzent- würfen und Verordnungen sowie im Ge- setzgebungsverfahren Drucksache 18/3413 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8336 A Kerstin Kassner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 8336 B Dr. Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 8337 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8338 C Mahmut Özdemir (Duisburg) (SPD) . . . . . . . 8339 C Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8341 C Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8342 D Tagesordnungspunkt 9: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steigerung der IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 Attraktivität des Dienstes in der Bun- deswehr (Bundeswehr-Attraktivitäts- steigerungsgesetz – Bw-AttraktStG) Drucksachen 18/3697, 18/4119 . . . . . . . . 8343 C – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/4120 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8343 C Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8343 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8344 D Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8345 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8347 A Robert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8348 B Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8349 A Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8349 D Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Maria Klein- Schmeink, Corinna Rüffer, Elisabeth Scharfenberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinderung menschenrechtskonform gestalten Drucksache 18/3155 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8350 D Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8351 A Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8352 A Birgit Wöllert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8354 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8355 A Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8356 B Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8358 A Birgit Wöllert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8358 C Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8359 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 8360 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Vier- ten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (5. SGB IV-ÄndG) Drucksachen 18/3699, 18/4114 . . . . . . . . . . . 8361 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von den Abge- ordneten Kordula Schulz-Asche, Ulle Schauws, Elisabeth Scharfenberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Entlassung der Pille danach aus der Verschreibungspflicht und zur Ermöglichung der kostenlosen Ab- gabe an junge Frauen (Änderung der Arz- neimittelverschreibungsverordnung und des Fünften Buches Sozialgesetzbuch – Ge- setzliche Krankenversicherung) Drucksachen 18/3834, 18/4116 . . . . . . . . . . . 8361 D Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 8362 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 8363 A Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . 8364 B Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8366 A Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8367 A Tagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Dr. André Hahn, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Aufhebung des Betätigungsverbots für die Arbeiter- partei Kurdistans PKK und Streichung der PKK von der EU-Terrorliste Drucksache 18/3575 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8368 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 8368 B Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 8369 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8369 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8369 D Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8370 C Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8371 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8372 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8373 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8374 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8375 B Tagesordnungspunkt 13: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 5. De- zember 2014 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen zum Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 V Export besonderer Leistungen für berech- tigte Personen, die im Hoheitsgebiet der Republik Polen wohnhaft sind Drucksachen 18/3787, 18/4051, 18/4108 . . . . 8376 C Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8376 D Azize Tank (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 8377 D Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 8378 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8379 C Gabriele Lösekrug-Möller, Parl. Staats- sekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8380 C Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 8381 B Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Irene Mihalic, Dr. Konstantin von Notz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Private Sicherheits- firmen umfassend regulieren und zertifizie- ren Drucksache 18/3555 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8382 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8382 C Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8383 C Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8384 D Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8385 C Tagesordnungspunkt 15: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und SPD: Bildung in Deutschland gemeinsam voranbringen, Lehren aus dem nationalen Bildungsbericht 2014 ziehen, Chancen der Inklusion nutzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Rosemarie Hein, Sigrid Hupach, Sabine Zimmermann (Zwickau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bildungsverantwortung ge- meinsam wahrnehmen – Konsequen- zen aus dem Bildungsbericht ziehen – zu dem Antrag der Abgeordneten Özcan Mutlu, Kai Gehring, Beate Walter- Rosenheimer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Bildung schafft Teilhabe und Chancengleichheit – Empfehlungen des Nationalen Bildungsberichts 2014 zü- gig umsetzen Drucksachen 18/3546, 18/3728, 18/3412, 18/4086 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8387 A Xaver Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 8387 B Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . 8388 B Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 8389 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8390 D Uda Heller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8391 D Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Andrej Hunko, Azize Tank, Katja Kipping, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: 50 Jahre Europäische Sozialcharta – Deutschlands Verpflichtungen einhalten und die Sozialcharta weiterentwickeln Drucksache 18/4092 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8393 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8393 A Dr. Martin Pätzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8394 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 8394 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8395 C Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8396 C Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Geset- zes zur Änderung des Bundesfernstraßen- mautgesetzes Drucksache 18/3923 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8397 D Dorothee Bär, Parl. Staatssekretärin BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8397 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8399 A Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 8400 A Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8401 B Oliver Wittke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8402 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8403 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8405 A VI Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Corinna Rüffer, Peter Meiwald und Hans- Christian Ströbele (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an der Militärmission der Europäischen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streit- kräfte (EUTM Mali) (Tagesordnungspunkt 6) 8405 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 8257 (A) (C) (D)(B) 88. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 8405 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.02.2015 Dr. Bartke, Matthias SPD 26.02.2015 Binder, Karin DIE LINKE 26.02.2015 Brase, Willi SPD 26.02.2015 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 26.02.2015 Gottschalck, Ulrike SPD 26.02.2015 Groneberg, Gabriele SPD 26.02.2015 Hajduk, Anja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.02.2015 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 26.02.2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 26.02.2015 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 26.02.2015 Junge, Frank SPD 26.02.2015 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 26.02.2015 Kretschmer, Michael CDU/CSU 26.02.2015 Dr. Krings, Günter CDU/CSU 26.02.2015 Kühn (Dresden), Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.02.2015 Lanzinger, Barbara CDU/CSU 26.02.2015 Dr. Lötzsch, Gesine DIE LINKE 26.02.2015 Mißfelder, Philipp CDU/CSU 26.02.2015 Mittag, Susanne SPD 26.02.2015 Petzold (Havelland), Harald DIE LINKE 26.02.2015 Rachel, Thomas CDU/CSU 26.02.2015 Rebmann, Stefan SPD 26.02.2015 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 26.02.2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.02.2015 Scheuer, Andreas CDU/CSU 26.02.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 26.02.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 26.02.2015 Spinrath, Norbert SPD 26.02.2015 Strässer, Christoph SPD 26.02.2015 Wichtel, Peter CDU/CSU 26.02.2015 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.02.2015 Zdebel, Hubertus DIE LINKE 26.02.2015 Ziegler, Dagmar SPD 26.02.2015 Zimmermann, Pia DIE LINKE 26.02.2015 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Corinna Rüffer, Peter Meiwald und Hans-Christian Ströbele (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Mili- tärmission der Europäischen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) (Tagesordnungspunkt 6) Den Antrag der Bundesregierung, rund zwölf weitere Monate – bis einschließlich 31. Mai 2016 – Bundes- wehrsoldatinnen und -soldaten zur Ausbildung und Be- ratung der dortigen Armee nach Mali zu entsenden, die hierfür veranschlagte Erhöhung der Kosten um 6,8 Mil- lionen Euro im Vergleich zum vergangenen Mandats- zeitraum sowie die weiterhin angedachte Anhebung der Mandatsgrenze von 250 auf bis zu 350 Soldatinnen und Soldaten lehnen wir ab und stimmen mit Nein. Mali braucht einen staatlichen Neubeginn unter mög- lichst stabilen Rahmenbedingungen. Dies steht außer Frage, und wir stimmen mit der Bundesregierung weiter- hin völlig darin überein, dass unser Land hier aufgefordert ist, substanziell Verantwortung für eine Verbesserung der Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 8406 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 88. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. Februar 2015 (A) (C) (D)(B) Lebensbedingungen der Menschen Malis zu überneh- men. Festzustellen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass sich im Nachgang der bisherigen militärischen Interven- tion afrikanischer und europäischer Truppen zwar die direkte militärische Gefährdung des malischen Staates nicht mehr so darstellt wie vor drei Jahren. Allerdings ist ebenso zu konstatieren, dass das aktuelle Mandat der Bundeswehr trotz aller Bemühungen auch nicht dazu ge- führt hat, die drängende Herausforderung des staatlichen Wiederaufbaus Malis entscheidend voranzubringen. Im Gegenteil. Da ein echtes Gesamtkonzept zur Rückgewinnung staatlicher Souveränität einer legitimen Regierung für ganz Mali, welches vom malischen Volk, seiner gewählten Regierung – unterstützt durch die inter- nationale Gemeinschaft – getragen wird, weiterhin ekla- tant fehlt, besteht aus unserer Sicht das große Risiko, dass sich die mit deutscher Militärhilfe gestärkte mali- sche Armee nicht unbedingt als stabilisierendes Element im Entwicklungsprozess positionieren muss, sondern als eigenständiger Akteur in auch zukünftig noch drohenden Machtkämpfen agieren könnte. Diese Befürchtung besteht auch deshalb, weil die Ar- mee Malis schon einmal bis 2012 von deutschen Solda- ten monatelang ausgebildet worden war, dann aber ge- gen die damals legitime Regierung geputscht hatte. Danach kam es zu blutigen Auseinandersetzungen inner- halb dieser Armee. Die damalige Bundesregierung hatte deshalb die Militärhilfe eingestellt. Wenn auch der Put- schistenführer inzwischen in Haft ist, zeigt die damalige Entwicklung, dass deutsche Militärausbildung keines- wegs zur Demokratisierung, Disziplinierung oder Loya- lität der Soldaten gegenüber der legitimen Regierung und Stabilität des Landes führt. Die vom deutschen Mili- tär ausgebildete Armee soll sogar an schweren Men- schenrechtsverletzungen während ihres Einsatzes im Norden Malis gegen die dort ansässige Zivilbevölkerung beteiligt gewesen sein. Im Sinne eines echten Capacity-Building-Ansatzes für den fragilen Staat Mali stehen wesentliche andere Aufgaben auf der Agenda als die militärische Ausbil- dung einzelner Einheiten. Beispielhaft seien genannt: Moderation und Unterstützung des Versöhnungsprozes- ses, wirtschaftliche Aufbauhilfe, die Stärkung der poli- zeilichen Kräfte im Land, Korruptionsbekämpfung, Bil- dung und Ausbildung. Hierzu sind aus unserer Sicht die Instrumente der staatlichen und nichtstaatlichen Ent- wicklungszusammenarbeit, der politischen Stiftungen und der polizeilichen Ausbildung sowie die Stärkung regionaler, afrikanischer Initiativen deutlich besser ge- eignet als der im EUTM-Mandat vorgesehene Bundes- wehreinsatz. Daneben sehen wir ein weiteres ernstes Problem mit dem vorgelegten Mandat. Auf die weiterhin sehr insta- bile Lage in der Nordregion gibt das EUTM-Mandat keine Antwort. Eine echte Friedens- und Versöhnungsin- itiative für Mali, die letztlich die Grundlage für einen staatlichen Wiederaufbau darstellt, wird auch für diese Region Antworten geben müssen, damit sie nicht von vornherein die Probleme lediglich verschiebt oder verla- gert. Eine Rechtfertigung über die Responsibility to Pro- tect, RTP, ist vor diesem Hintergrund für das vorgelegte Mandat nicht gegeben. Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 88. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 3 Pkw-Maut TOP 4 UN-Nachhaltigkeitsziele TOP 5 Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaft TOP 23, ZP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 24 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 6 Bundeswehreinsatz in Mali (EUTM Mali) TOP 7 Portugal: Rückzahlung der IWF-Finanzhilfe TOP 8 Mitwirkungsrecht für Kommunen bei Gesetzgebung TOP 9 Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz TOP 10 Versorgung von Menschen mit Behinderung TOP 11, ZP 3 SGB IV – optimiertes Meldeverfahren – TOP 12 Betätigungsverbot für die Arbeiterpartei Kurdistans TOP 13 Abkommen mit Polen zur Zahlung von Ghetto-Renten TOP 14 Regulierung privater Sicherheitsfirmen TOP 15 Umsetzung des Nationalen Bildungsberichts 2014 TOP 16 50 Jahre Europäische Sozialcharta TOP 22 Bundesfernstraßenmautgesetz – Lkw-Maut – Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Ich schließe die Aussprache.

    Interfraktionell wird die Überweisung der Gesetzent-
    würfe auf den Drucksachen 18/3990 und 18/3991 an die
    in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
    schlagen. Gibt es dazu andere Vorschläge? – Das ist
    nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
    schlossen.

    Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 c auf:

    a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sibylle
    Pfeiffer, Sabine Weiss (Wesel I), Frank Heinrich

    (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der

    Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
    Dr. Bärbel Kofler, Axel Schäfer (Bochum),
    Heinz-Joachim Barchmann, weiterer Abgeord-
    neter und der Fraktion der SPD

    UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung global
    gestalten – Post 2015-Agenda auf den Weg
    bringen

    Drucksache 18/4088
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
    Entwicklung (f)

    Auswärtiger Ausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Wirtschaft und Energie
    Ausschuss für Arbeit und Soziales
    Ausschuss für Gesundheit
    Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und
    Reaktorsicherheit
    Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

    b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
    regierung

    Eine Agenda für den Wandel zu nachhaltiger
    Entwicklung weltweit – Die deutsche Position
    für die Verhandlungen über die Post 2015-
    Agenda für nachhaltige Entwicklung

    Drucksache 18/3604
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
    Entwicklung (f)

    Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
    Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und
    Reaktorsicherheit
    Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
    Ausschuss für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung
    Ausschuss für Kultur und Medien

    c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Heike
    Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke,
    weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
    LINKE

    Armut und soziale Ungleichheit weltweit
    überwinden, natürliche Grundlagen bewah-
    ren

    Drucksache 18/4091
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
    Entwicklung (f)

    Auswärtiger Ausschuss
    Ausschuss für Wirtschaft und Energie
    Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
    Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und
    Reaktorsicherheit
    Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe





    Vizepräsident Peter Hintze


    (A) (C)



    (D)(B)

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    die Aussprache 96 Minuten vorgesehen. Gibt es dazu
    Widerspruch? – Das sehe ich nicht. Dann ist so beschlos-
    sen.

    Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
    ner Bundesminister Dr. Gerd Müller für die Bundes-
    regierung das Wort.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche
    Zusammenarbeit und Entwicklung:

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich danke
    Ihnen allen, auch den Verkehrspolitikern und den Frak-
    tionspolitikern, die hier bleiben, aber ganz besonders
    meinen Freunden in den Fraktionen der CDU/CSU und
    SPD für diese wichtige Debatte.

    Wo kommen wir her, und wo gehen wir hin? Das ist
    die Grundsatzfrage, die sich jeder stellen muss, der die
    Zukunftsfähigkeit unserer Politik bewertet und der ge-
    staltet. Richten wir doch mal einen kurzen Blick auf die
    Erdgeschichte, meine Damen und Herren, liebe junge
    Zuhörer: Schon vor Milliarden von Jahren bestand die-
    ses Sonnensystem. Auf unserem Planeten, der Erde, spa-
    zierten nicht wir, sondern Dinosaurier über den Konti-
    nent und zwischen den Kontinenten,


    (Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sind aber nicht alle ausgestorben, Gerd! Da gibt’s immer noch ein paar!)


    durch die Regenwälder, von Amerika nach Europa.
    Liebe Claudia Roth, es gab Eiszeiten, es gab Dürreperio-
    den, es gab Naturkatastrophen gewaltigen Ausmaßes,


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weiß ich!)


    und das alles, bevor es die Grünen und uns Menschen
    überhaupt gab. Warum sage ich das? Ich sage das, um
    uns Menschen einzuordnen. Wir Menschen nehmen uns
    sehr wichtig, vielleicht zu wichtig. Verkürzt man die
    Erdgeschichte auf 24 Stunden, so tritt der Mensch, also
    wir, erst in den letzten fünf Minuten auf diesen Planeten.
    So kurz ist das Menschenzeitalter, das Anthropozän, wie
    es Nobelpreisträger Paul Crutzen nennt.

    Wir Menschen hinterlassen aber einen gewaltigen
    ökologischen Fußabdruck, auch die Verkehrspolitiker.
    Ich möchte Ihnen das an einem Beispiel verdeutlichen:
    Wenn man die weltweit pro Jahr verkauften Plastikwas-
    serflaschen, die zumindest für uns in Deutschland ei-
    gentlich nicht notwendig sind – wir können Wasser aus
    dem Glas oder direkt aus dem Hahn trinken –, aneinan-
    derreiht, dann kommt man 50-mal zum Mond. Wir hin-
    terlassen einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck, ja,
    wir haben das Potenzial, die Erde an den Rand der
    Apokalypse zu führen.

    Da ist zum einen die gewaltige Explosion der Weltbe-
    völkerung. In Zeiten Jesu lebten Hundert Millionen
    Menschen auf dem Planeten, auf der gesamten Erde. Vor
    gut 200 Jahren, zu Zeiten Goethes, lebte 1 Milliarde
    Menschen. Heute sind es 7,5 Milliarden Menschen.
    Heute, am 26. Februar 2015, reden wir hier im Deut-
    schen Bundestag nicht nur über die Maut, sondern es
    kommen auch 230 000 Menschen auf unserem Planeten
    hinzu. Sie wollen essen, sie wollen trinken, und sie wol-
    len in Würde leben. Das sind mehr als 80 Millionen
    Menschen im Jahr. Die Bevölkerung Afrikas wird sich
    verdoppeln. Alle diese Menschen haben einen legitimen
    Anspruch auf ein Leben in Würde, in Frieden, ohne
    Hunger – weltweit, in Afrika und Europa, in Syrien und
    im Sudan, die Flüchtlingskinder in den Flüchtlingslagern
    in den Krisen- und Kriegsgebieten im und um den Irak.

    Wir leben heute in einer Welt. Das Denken „erste
    Welt, zweite Welt, dritte Welt“ ist im Zeitalter der Glo-
    balisierung ein Denken von gestern. Denn jeder kann
    jedem schaden. Nur gemeinsam können wir die Über-
    lebensfragen der Menschheit lösen: Frieden schaffen
    durch Abrüstung und Reduzierung des ABC-Waffen-
    potenzials – ich sage das als Entwicklungsminister ganz
    bewusst; das Thema ist in den vergangenen Jahrzehnten
    etwas beiseitegerutscht –, die Schöpfung erhalten – von
    der Arktis bis zum Regenwald –, Ernährung, Gesund-
    heit, Energie für alle schaffen, ein Leben in Würde er-
    möglichen.

    In diesem Jahr, dem sogenannten Entwicklungsjahr
    2015, werden in der Weltgemeinschaft wichtige Ent-
    scheidungen fallen: beim G-7-Gipfel in Elmau, beim
    Klimagipfel in Paris, beim Entwicklungsfinanzierungs-
    treffen in Addis Abeba, beim UN-Gipfel in New York.
    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen, es geht um nicht weniger und um nicht mehr als um
    einen neuen Weltzukunftsvertrag, eine neue Partner-
    schaft, die wir für die Völker der Erde vereinbaren. Da-
    bei stellt sich die Frage der globalen Gerechtigkeit
    ebenso wie die neue Frage der weltsozialen Verteilung.
    Gleiche Rechte für alle Weltbürger – darüber sollten wir
    uns einmal über diese Debatte hinaus unterhalten. Oder
    darüber: Wer erhält wie viel vom Kuchen der Erdtafel?

    Wenn heute die reichsten 100 Menschen auf der Erde
    – Oxfam sagt, die reichsten 85 Menschen –, also so
    viele, wie auf der Besuchertribüne sitzen, genauso viel
    besitzen wie die 3,5 Milliarden ärmsten Menschen, die
    Hälfte der Menschheit, und wir, die reichen Industrie-
    staaten, die G 7, die nicht einmal 20 Prozent der Weltbe-
    völkerung ausmachen, 80 Prozent der Ressourcen des
    Planeten Erde beanspruchen, dann ist klar: Wir haben
    ein Gerechtigkeits- und ein Verteilungsproblem. Die
    Antwort kann nicht ein „Weiter so“ sein, sondern muss
    „Globalisierung“ heißen. Der Markt braucht Regeln,
    Grenzen, soziale und ökologische Vorgaben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Das sind spannende Fragen und Prozesse, die über die
    Tagespolitik hinausgehen. Wir müssen aber diese Fragen
    und Prozesse, welche über die Zukunft des Planeten und
    der Menschheit entscheiden, gestalten.

    Meine Damen und Herren, die Probleme und Zusam-
    menhänge sind global. Sie sind schwierig, aber lösbar.





    Bundesminister Dr. Gerd Müller


    (A) (C)



    (D)(B)

    Deutschland leistet einen entscheidenden Beitrag im
    Rahmen der G-7-Präsidentschaft. Unsere Bundeskanzle-
    rin Angela Merkel hat eine ehrgeizige Agenda erstellt
    und geht entschlossen voraus. Das macht sie neben allen
    tagespolitischen Herausforderungen. Ich habe großen
    Respekt vor der Bundeskanzlerin, dass sie sich auch die-
    sen grundsätzlichen Themen stellt und hier ihre Verant-
    wortung in der Weltgemeinschaft zeigt.

    Deutschland geht in Europa voran. Das geschieht mit
    einer hier verabschiedeten Nachhaltigkeitsagenda, beim
    Klimaschutz mit der Finanzierung des Green Climate
    Fund, im Gesundheitsbereich mit der Finanzierung des
    GAVI-Fonds sowie in der Entwicklungszusammen-
    arbeit. Wir gestalten die internationalen Prozesse in
    Freundschaft und Partnerschaft. Vielen Dank, Frau Kol-
    legin Umweltministerin Hendricks. Ein gemeinsamer
    Auftritt der Bundesregierung in internationalen Gremien
    führt zum Erfolg.

    Im UN-Prozess wurden jetzt 17 Weltentwicklungs-
    ziele formuliert. Die Fraktionen haben das in ihren An-
    trägen dargelegt und dazu Stellung genommen. Wir wer-
    den dies natürlich in die Beratungen aufnehmen. Dies ist
    ein Entwicklungspfad in die Zukunft. Wichtig ist mir
    bzw. uns, dass wir unsere Kernbotschaften aus diesen
    17 Zielen entwickeln und dass die Ziele und Unterziele
    konkret messbar und überprüfbar sind. Das ist etwas
    Neues gegenüber den Millenniums- und Nachhaltig-
    keitszielen.

    Zukünftig müssen alle über das Erreichte oder Nicht-
    erreichte Rechenschaft ablegen. Nur dann werden die
    nachhaltigen Entwicklungsziele ein wirklicher Zukunfts-
    vertrag, mit dem man Politik gestalten, vorantreiben und
    die Welt verändern kann; denn Messbares kann man ein-
    fordern. Das ist gerade für die Zivilgesellschaften – ich
    bedanke mich bei der deutschen Zivilgesellschaft sehr
    für die großartige Unterstützung und Beteiligung – sehr
    wertvoll. Auch Deutschland wird sich messen lassen
    müssen. Auch wir werden noch mehr gefordert sein,
    meine Damen und Herren. Darüber wird hier im Bun-
    destag entschieden. Es wird darüber entschieden, ob wir
    es schaffen, die Ziele in nationale Politik umzusetzen, ob
    uns Budgets und Gesetze unserem Ziel näherbringen und
    ob wir unsere Finanzzusagen gegenüber den Entwick-
    lungsländern einhalten. Alle Politikbereiche sind tan-
    giert: Umwelt-, Entwicklungs-, Wirtschafts-, Außenwirt-
    schafts-, Handels-, Agrar- und Energiepolitik.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich danke
    den Kolleginnen und Kollegen hier im Bundestag. Über
    alle Fraktionsgrenzen hinweg hat die Entwicklungspoli-
    tik in dieser Zeit durch Sie einen neuen Stellenwert be-
    kommen. Meine Damen und Herren, Frau Kofler, Frau
    Pfeiffer, wir reden nicht nur, wir handeln auch. Unsere
    Initiativen zeigen auch Wirkung. Frau Roth wird nach-
    her gleich die Frage stellen: Was passiert konkret?


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau!)


    Deshalb erkläre ich Ihnen anhand einiger weniger
    Punkte, was konkret zur Problemlösung in Deutschland
    und darüber hinaus unser Beitrag ist.
    Unsere Initiativen zeigen Wirkung. „EINEWELT
    ohne Hunger“ schafft Zukunft für die Landwirtschaft in
    Afrika. Ich habe elf neue Innovationszentren in Partner-
    ländern Afrikas auf den Weg gebracht. 500 Millionen
    Kinder konnten auch aufgrund des deutschen Beitrags in
    den vergangenen zehn Jahren gegen Tuberkulose und
    Kinderlähmung geimpft werden. Auch Aids wurde be-
    kämpft. Vor drei Wochen haben wir hier in Deutschland
    eine Finanzierungszusagevereinbarung mit der Weltge-
    meinschaft, mit vielen Gebern abgeschlossen: Zusätzlich
    300 Millionen Kinder werden in den nächsten zehn Jah-
    ren gegen Krankheiten und Seuchen geimpft bzw. im-
    munisiert werden.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir starten
    eine neue Berufsbildungsoffensive. Darüber werden wir
    mit den Fraktionen und dem deutschen Handwerk noch
    diskutieren. Ich habe gestern mit dem Handwerkspräsi-
    denten darüber gesprochen. Wir haben uns per Hand-
    schlag das Versprechen gegeben, mit dem deutschen
    Handwerk für die Jugend in den Kriegs- und Krisenge-
    bieten und mit der Jugend in Afrika Ausbildungspartner-
    schaften zu schließen und berufliche Bildung zu einem
    neuen, verstärkten Schwerpunkt zu machen. Wir entwi-
    ckeln außerdem ein neues Infrastrukturprogramm – ich
    werde es im Rahmen der Haushaltsberatungen vorstel-
    len –, um Flüchtlingen in und um Syrien – dort allein
    gibt es 15 Millionen Flüchtlinge – und in der Ukraine zu
    Hause, in ihren Ländern eine Lebensperspektive zu ge-
    ben. Wir müssen dort mehr Verantwortung übernehmen.


    (Beifall der Abg. Dr. Daniela De Ridder [SPD])


    – Danke schön. – Deshalb freue ich mich, dass die Euro-
    päische Union – was viele nicht geglaubt haben – meiner
    Forderung nachgekommen ist und diese Initiativen mit
    einer Sondermilliarde aus Brüssel unterstützt. Das kann
    der Einstieg in eine Neukonzeption des europäischen
    Engagements sein.

    Wir in Deutschland können all die anstehenden He-
    rausforderungen nicht alleine bewältigen. Deshalb ist
    dieser neue Weltzukunftsvertrag – so nenne ich ihn; in
    Kennerkreisen ist er bekannt als „Post-2015-Agenda“ –
    so wichtig. Es geht um eine Welt in Balance, es geht um
    fairen Handel – nicht um freien Handel –, und es geht
    um eine faire Partnerschaft zwischen Industrie-, Schwel-
    len- und Entwicklungsländern. Dabei lautet unsere Ge-
    nerationenaufgabe: die Reichtümer unserer Erde teilen,
    damit alle Menschen ein Leben in Würde führen können,
    und ihre Begrenzungen respektieren, damit künftigen
    Generationen, der Jugend, ein Leben auf diesem Plane-
    ten möglich bleibt.

    Die Herausforderungen sind lösbar. Nutzen wir un-
    sere Möglichkeiten! Unsere Kinder werden uns daran
    messen.

    Vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







    (A) (C)



    (D)(B)



Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächste Rednerin erteile ich das Wort der Abge-

ordneten Heike Hänsel, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Heike Hänsel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

    nen und Kollegen! Die Welt diskutiert über eine neue
    globale Agenda für nachhaltige Entwicklung, und das ist
    auch bitter nötig; denn wir leben in einer Welt, in der die
    Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher
    werden. Diese Entwicklung muss umgekehrt werden,
    wenn wir ernsthaft globale soziale Gerechtigkeit errei-
    chen wollen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Oxfam-Studie vom letzten Jahr wurde vielfach
    zitiert. Auch ich möchte noch einmal die Zahlen nennen.
    Demzufolge hat sich das Vermögen der 85 reichsten
    Menschen weltweit in den letzten fünf Jahren verdoppelt
    und entspricht damit dem gesamten Vermögen der ärme-
    ren Hälfte der Weltbevölkerung. Der Grund dafür liegt in
    diesem herrschenden Wirtschafts- und Finanzsystem.
    Der Papst hat dies in einem einfachen, aber klaren Satz
    ausgedrückt: „Diese Wirtschaft tötet.“ Deshalb kann es
    in dieser Wirtschafts- und Finanzpolitik kein Weiter-so
    geben.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir fordern von der Bundesregierung im Rahmen der
    Agenda, den Kampf gegen die weltweite soziale Un-
    gleichheit zwischen Staaten und auch innerhalb unserer
    eigenen Gesellschaft zu einem zentralen Ziel der neuen
    Entwicklungsagenda zu machen. Ich sage ausdrücklich:
    Ein klares Bekenntnis von der Bundesregierung dazu
    fehlt mir bisher.

    Herr Minister Müller, mit Blick nach Bayern kann ich
    nur sagen: Dumpfe Sprüche wie „Wir sind nicht das
    Weltsozialamt“ von Ministerpräsident Seehofer – dieser
    Spruch ist übrigens auch von der NPD plakatiert worden –
    sind der Diskussion über die globale Agenda abträglich.
    Das muss doch ein Schlag in Ihre Magengrube gewesen
    sein. Wir lehnen solche Sprüche ab.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Dafür habt ihr andere!)


    Es muss nicht nur die Armut bekämpft werden, son-
    dern auch der extreme Reichtum. Die enorme Konzen-
    tration von Eigentum und wirtschaftlicher Macht gefähr-
    det Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Die Politik für
    die Interessen der Reichen setzt sich praktisch automa-
    tisch fort. Um das zu ändern, brauchen wir unabdingbar
    ein gerechtes Steuersystem, das endlich die Reichen hier
    in Deutschland, in Europa und weltweit massiv besteuert
    und Steuerflucht weltweit konsequent bekämpft.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Die Bundesregierung hat sich mit der Aussage, kei-
    nerlei Steuererhöhungen vorzunehmen und keine Ver-
    mögens- bzw. Reichensteuer einzuführen, gegen diese
    soziale Umverteilung gestellt und diesem Anspruch eine
    Absage erteilt, und das bei 12,5 Millionen armen Men-
    schen in Deutschland und weltweit über 1 Milliarde
    Menschen, die in Armut leben. Das ist in meinen Augen
    ein völlig falsches Signal. Damit nehmen Sie hinsicht-
    lich der neuen Agenda für nachhaltige Entwicklung
    keine Vorreiterrolle ein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wie sehen die realen politischen Entscheidungen aus?
    Wir diskutieren über viele Papiere – das ist auch wichtig –,
    aber wie sieht es konkret aus? Es werden doch politisch
    Fakten geschaffen, die den hehren Zielen der neuen
    Agenda eigentlich zuwiderlaufen. Ein Beispiel: Auf dem
    Weltwirtschaftsforum in Davos trafen sich im Januar
    Vertreter der reichsten Wirtschaftsnationen. Auch die
    Bundesregierung war mit Merkel, Gabriel und Schäuble
    präsent. Dort waren die Nachhaltigkeitsziele eigentlich
    überhaupt gar kein Thema. Es ging um die Ausweitung
    der Profitzone, insbesondere um die Ausweitung des
    schädlichen Freihandels, der zu mehr Armut und nicht
    zu mehr Entwicklung beiträgt. Vor allem Sigmar Gabriel
    hat dort für TTIP geworben und gesagt, dass er dieses
    Abkommen vorantreiben will.

    Herr Müller, Ihr Ministerium hat eine Studie in Auf-
    trag gegeben, die zu dem Ergebnis kam, dass ausgerech-
    net TTIP, also die Freihandelszone, die unsere Standards
    bedroht, die die Arbeitsbedingungen weltweit ver-
    schlechtern wird, die mehr Konkurrenz bedeutet, die die
    öffentliche Daseinsvorsorge insgesamt bedroht, die die
    Demokratie in Europa und in den USA fundamental be-
    droht, ein Segen für die Länder des Südens sein soll. Es
    wurde sogar formuliert, TTIP könne der Keim für ein
    neues, faires Welthandelssystem sein. Dazu kann ich nur
    sagen: Das ist Wahnsinn. TTIP wird in keiner Weise zu
    einem fairen Welthandelssystem beitragen. TTIP muss
    gestoppt werden. Das ist der beste Beitrag zu einer nach-
    haltigen Entwicklung.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es gibt viele Studien, die belegen, dass TTIP auch für
    die Länder des Südens zu massiven Nachteilen führen
    wird. Deswegen kann ich nur sagen: Geben Sie einmal
    eine neue Studie in Auftrag bei einem Institut, das viel-
    leicht ein bisschen seriöser arbeitet.

    Wir fragen uns natürlich auch: Was bedeuten die Dis-
    kussionen über eine nachhaltige Entwicklung für die
    derzeitige Außen- und Verteidigungspolitik? Will die
    NATO allen Ernstes nun eine neue Aufrüstungsspirale in
    Gang setzen? Alle NATO-Staaten wurden aufgefordert,
    2 Prozent des BIP, also des jährlichen Bruttoinlandspro-
    dukts, für das Militär aufzuwenden. 2 Prozent des BIP
    wären in Deutschland 52 Milliarden Euro. Dabei haben
    wir es bis heute nicht geschafft, 0,7 Prozent des BIP, also
    weniger als die Hälfte von diesen 2 Prozent, pro Jahr für
    Entwicklungshilfe auszugeben. Das ist doch ein Wahn-
    sinn!





    Heike Hänsel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir setzen uns dafür ein, dass diese Aufrüstungs-
    spirale und diese Diskussion über eine neue Kriegspoli-
    tik der NATO in Europa und international beendet wer-
    den. Wir brauchen endlich konkrete Abrüstungsziele, die
    in die globale Agenda für die Finanzierung von Entwick-
    lungshilfe und Klimaschutz aufgenommen werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir haben konkrete Vorschläge unterbreitet. Darüber
    wurde bereits in der Zeit der Wirtschaftskrise, 2008/2009,
    diskutiert. Damals wurde gesagt: Wir können so nicht
    mehr weitermachen; wir brauchen grundlegende Refor-
    men der Finanzmärkte und unseres Wirtschaftssystems;
    wir brauchen Regulierung. Selbst Angela Merkel hat
    sich für einen Weltwirtschaftsrat eingesetzt, der von der
    Stiglitz-Kommission vorgeschlagen wurde. Davon ist
    jetzt überhaupt nicht mehr die Rede. Alles geht genau so
    weiter wie bisher, was zu mehr Armut beiträgt. Deshalb
    fordern wir, die Idee eines Weltwirtschaftsrates wieder
    aufzugreifen. Wir fordern auch, dass die UN demokrati-
    siert werden; denn wenn wir wollen, dass die globalen
    Ziele für alle gelten, dann müssen auch alle Staaten
    gleichberechtigt entscheiden können. Diese Demokrati-
    sierung ist mit Blick auf eine weltweite Agenda überfäl-
    lig.

    Weil Frau Hendricks nach mir sprechen wird, sage ich
    zum Schluss: Wir fordern auch, dass bei den Vereinten
    Nationen eine Art Kompensationsfonds zur Klimafinan-
    zierung eingerichtet wird. Wir wollen nämlich nicht,
    dass der Umgang mit klimafreundlicher Technologie
    nach wie vor der Logik des Profitstrebens folgt. Wir
    wollen, dass es einen Kompensationsfonds gibt, über
    den solche Technologien solidarisch den Ländern des
    Südens umsonst zur Verfügung gestellt werden, weil die
    Rettung des Planeten und damit die Klimaschutzpolitik
    über dem Profitstreben stehen muss.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deshalb – mein letzter Satz – braucht es zusätzliches
    Geld für die Klimaschutz- und Anpassungsfinanzierung.
    Wir haben den Green Climate Fund, aber wir wollen,
    dass es auch zusätzliches Geld für die Klimaschutzfinan-
    zierung gibt.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Das ist aber ein langer Satz!)


    Es darf nicht verrechnet werden, schon gar nicht mit den
    Geldern für die Entwicklung. Soziale Entwicklungen
    und der Schutz des Planeten dürfen nicht gegeneinander
    aufgerechnet werden.

    Danke.


    (Beifall bei der LINKEN)