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    Plenarprotokoll 18/85 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 I n h a l t : Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 A Absetzung der Tagesordnungspunkte 6 und 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 C Würdigung von Bundespräsident Richard von Weizäcker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 D Tagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der Finanz- aufsicht über Versicherungen Drucksachen 18/2956, 18/3252, 18/3900 . . . . 8010 D Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8011 A Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8012 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8014 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8016 C Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8018 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8020 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 8020 D Cansel Kiziltepe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8021 D Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 8023 A Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8024 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8025 C Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8026 B Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Brigitte Pothmer, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Für ein modernes Einwanderungsgesetz Drucksache 18/3915 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8031 A Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8033 A Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8034 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 8036 B Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8036 D Dr. Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . 8038 B Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8039 C Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8040 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8042 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8043 B Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8044 D Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8046 C Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8048 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8049 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Tagesordnungspunkt 5: Vereinbarte Debatte: Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 . . . . . . . . . 8051 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8051 D Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8053 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8054 C Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8056 A Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 8057 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8058 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8059 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8060 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8060 D Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8061 B Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8062 A Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8062 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8063 C Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 8064 D Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8066 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8066 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8067 D Tagesordnungspunkt 21: a) Antrag der Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden), Lisa Paus, Matthias Gastel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Elektromo- bilität entschlossen fördern – Chance für eine zukunftsfähige Mobilität nutzen Drucksache 18/3912 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D b) Beratung der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat: Stellungnahme des Deutschen Ethikrates: Biosicherheit – Freiheit und Verantwortung in der Wis- senschaft Drucksache 18/1380 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Dr. Valerie Wilms, Luise Amtsberg, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz herstel- len und Verhandlungen über den Ausstieg aus dem Staatsvertrag über den Bau einer festen Fehmarnbelt-Querung aufnehmen Drucksache 18/3917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 A Tagesordnungspunkt 22: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Kultur und Medien zu dem An- trag der Abgeordneten Marco Wanderwitz, Ute Bertram, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Siegmund Ehrmann, Burkhard Blienert, Marco Bülow, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Welt neu denken – Der 100. Jahrestag der Gründung des Bau- hauses im Jahre 2019 Drucksachen 18/3727, 18/3911 . . . . . . . . . 8069 B b)–f) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 144, 145, 146, 147 und 148 zu Peti- tionen Drucksachen 18/3844, 18/3845, 18/3846, 18/3847, 18/3848. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Teilumsetzung der Energie- effizienzrichtlinie und zur Verschiebung des Außerkrafttretens des § 47 g Absatz 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrän- kungen Drucksachen 18/3373, 18/3788, 18/3934 . . . 8069 D Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8070 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 8071 D Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 8071 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8074 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8075 C Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einstieg in die Weiterent- wicklung der Gewerbesteuer zu einer Gemeindewirtschaftsteuer – Freie Be- rufe in die Gewerbesteuerpflicht einbe- ziehen Drucksache 18/3838 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8077 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Ge- meindewirtschaftsteuer einführen – Kom- munalfinanzen stärken Drucksachen 18/1094, 18/2929 . . . . . . . . 8077 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 III Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8077 C Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 8078 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8080 B Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 8081 C Margaret Horb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8083 A Frank Junge (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8084 D Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der Militärmission der Europäi- schen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) auf Grundlage des Ersuchens der mali- schen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/34/GASP und 2013/87/GASP des Ra- tes der Europäischen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbindung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012), 2100 (2013) des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie 2164 (2014) vom 25. Juni 2014 Drucksache 18/3836 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 A Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8087 A Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8088 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8089 B Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8090 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 8091 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 8092 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Dr. Frithjof Schmidt, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Bundestag in die Entscheidung über die neue schnelle NATO-Eingreiftruppe einbe- ziehen Drucksache 18/3922 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Dr. Alexander S. Neu, Jan van Aken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Demilitarisierung statt Eskalation – Keine NATO-Eingreiftruppe im Osten Europas Drucksache 18/3913 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 8094 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8095 B Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8096 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8098 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8099 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8100 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8100 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8101 D Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8102 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8103 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8104 A Tagesordnungspunkt 12: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstif- tung Baukultur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 B Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 8105 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . 8107 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8108 B Ulrich Hampel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8109 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 8110 B Tagesordnungspunkt 11: a) Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Ulla Jelpke, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Finanzielle Anerkennung von NS-Un- recht für sowjetische Kriegsgefangene Drucksache 18/3316 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D b) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Claudia Roth (Augsburg), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Anerkennung der an den ehema- ligen sowjetischen Kriegsgefangenen begangenen Verbrechen als nationalso- IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 zialistisches Unrecht und Gewährung eines symbolischen finanziellen Aner- kennungsbetrages für diese Opfer- gruppe Drucksache 18/2694 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8112 A Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8112 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8113 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 8115 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 8116 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8117 B Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8117 C Tagesordnungspunkt 14: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu der Verordnung der Bundesregierung: Verord- nung zur Weiterentwicklung des bundes- weiten Ausgleichsmechanismus nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und zur Än- derung anderer Verordnungen Drucksachen 18/3416, 18/3482 Nr. 2, 18/3935 8118 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8118 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 8119 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8120 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8121 A Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8122 A Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr und digitale Infrastruktur zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms, Beate Walter-Rosenheimer, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Maritime Ausbildung in Kooperation mit den Küs- tenländern neu ausrichten Drucksachen 18/2748, 18/3895 . . . . . . . . . . . 8123 C Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . 8123 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8124 D Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . 8125 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8126 D Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . 8127 D Tagesordnungspunkt 9: b) Antrag der Abgeordneten Niema Movassat, Dr. Axel Troost, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für ein internationales Staaten- insolvenzverfahren Drucksache 18/3743 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B a) Antrag der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Dr. Gerhard Schick, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Resolution der Vereinten Nationen für ein multila- terales Rahmenwerk zur Restrukturie- rung von Staatsschulden umsetzen – Jetzt aktiv den Arbeitsprozess der Ver- einten Nationen mitgestalten Drucksache 18/3916 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8129 C Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 8130 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8131 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8132 C Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8133 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8135 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8135 B Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8136 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8137 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8139 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8009 (A) (C) (D)(B) 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8139 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 05.02.2015 Baehrens, Heike SPD 05.02.2015 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 05.02.2015 Bulmahn, Edelgard SPD 05.02.2015 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 05.02.2015 Freitag, Dagmar SPD 05.02.2015 Gerster, Martin SPD 05.02.2015 Heinrich, Gabriela SPD 05.02.2015 Henn, Heidtrud SPD 05.02.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Hoppenstedt, Hendrik CDU/CSU 05.02.2015 Jung, Xaver CDU/CSU 05.02.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 05.02.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 05.02.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 05.02.2015 Monstadt, Dietrich CDU/CSU 05.02.2015 Post (Minden), Achim SPD 05.02.2015 Radomski, Kerstin CDU/CSU 05.02.2015 Rohde, Dennis SPD 05.02.2015 Röspel, René SPD 05.02.2015 Rützel, Bernd SPD 05.02.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 05.02.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 05.02.2015 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 05.02.2015 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 05.02.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 05.02.2015 Vaatz, Arnold CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 05.02.2015 Weber, Gabi SPD 05.02.2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 85. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 3 Finanzaufsicht über Versicherungen TOP 4 Modernes Einwanderungsrecht TOP 5 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 TOP 21, ZP 1 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 22 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 8 Teilumsetzung der Energieeffizienzrichtlinie TOP 7 Weiterentwicklung der Gewerbesteuer TOP 10 Bundeswehreinsatz in Mali (EUTM Mali) ZP 2 u. 3 NATO-Eingreiftruppe TOP 12 Baukulturbericht 2014/15 TOP 11 Entschädigung für sowjetische Kriegsgefangene TOP 14 Ausgleichsmechanismus nach dem EEG TOP 13 Maritime Ausbildung TOP 9 VN-Resolution zur Staateninsolvenz Anlagen
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    Rede von Eva-Maria Bulling-Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wir hoffen jetzt, dass das Teilgesetz, das wir heute er-
    neut debattieren, nicht beispielgebend für die Gesetze
    und Verordnungen ist, die in diesem Jahr im Bereich
    Energieeffizienz – da muss ja noch etwas kommen – zu
    erwarten sind. Wir sagen Ihnen: Dieses Teilgesetz ist
    Stückwerk.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es ist der erste konkrete Aufschlag, den die Bundesre-
    gierung nach dem 3. Dezember vergangenen Jahres
    macht. Sie wollte sich mit dem Aktionsplan Klimaschutz
    und dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz in der





    Eva Bulling-Schröter


    (A) (C)



    (D)(B)

    Öffentlichkeit als Klimaretterin in Szene setzen. Das Er-
    gebnis ist eine harte Landung auf dem Boden der Tatsa-
    chen. Es ist wirklich nur ein müder Abklatsch von den
    Sonntagsreden zur Energieeffizienz und zu den Energie-
    effizienzzielen, eine kraftlose und mutlose Minimallö-
    sung.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich frage Sie von der Bundesregierung: Wo ist denn
    nun der Wille, den schlafenden Riesen namens Energie-
    effizienz zu wecken? Haben Sie insgeheim schon aufge-
    geben? Denken Sie, mit einer solchen Zaghaftigkeit
    kann man einen Riesen wecken? Ich erwarte da mehr
    Schwung und Begeisterung.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Mark Hauptmann [CDU/CSU]: Das erwarten wir von Ihrer Rede auch!)


    Ich erinnere noch einmal daran, dass vonseiten der
    EU bereits ein Klageverfahren zur Umsetzung der Ener-
    gieeffizienzrichtlinie anhängig ist – viele von den Zuhö-
    rerinnen und Zuhörern wissen das nicht –, weil die Um-
    setzung bereits im Juni vergangenen Jahres hätte passiert
    sein müssen. Ich halte es für einen peinlichen Vorgang,
    wenn in einer sogenannten Teilumsetzung die Energie-
    audits für größere Unternehmen in Gesetzesform gegos-
    sen werden, damit wenigstens eine von der EU vorgege-
    bene Frist – sie endet im Dezember 2015 – eingehalten
    werden kann.

    Der Gesetzentwurf zur Teilumsetzung fällt wenig am-
    bitioniert aus. Er erfüllt eins zu eins die Vorgaben der
    EU; nicht weniger, aber auch nicht mehr. Man könnte
    auch sagen: Die Bundesregierung macht Dienst nach
    Vorschrift.


    (Dr. Julia Verlinden [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Matthias Ilgen [SPD]: Sie machen Dienstverweigerung!)


    Für ein Land, das sich innerhalb der EU gerne immer
    wieder in Bezug auf Energie- und Klimaziele wie ein
    Musterschüler benimmt, ist diese Leistung – in Noten
    ausgedrückt – gerade einmal ausreichend, also eine Vier.


    (Beifall bei der LINKEN – Mark Hauptmann [CDU/CSU]: Besser als eine Sechs von Ihnen!)


    Wir erwarten von der Bundesregierung aber kein Stück-
    werk, sondern wir erwarten, dass sie glaubhaften Willen
    und echten Ehrgeiz zeigt, um die Energiesparziele bis
    2020 wirklich zu erreichen. Mit Dienst nach Vorschrift
    wird das nicht gelingen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Da die Bundesregierung dieses Thema verschleppt
    hat, ergibt sich für die circa 50 000 betroffenen Unter-
    nehmen nun ein praktisches Problem: Sie müssen ganz
    schnell handeln, um bis zum 5. Dezember 2015 ein
    Energieaudit durchzuführen oder zumindest zu begin-
    nen. In den nächsten Wochen und Monaten wird dann
    ein Run auf die begrenzte Zahl von Auditoren und Inge-
    nieurbüros einsetzen. Viele von ihnen wissen nicht ein-
    mal, dass sie spätestens nach zehn Monaten eine Zertifi-
    zierung durchlaufen müssen. Das ist ein Problem.

    Wir wissen aber, dass nicht nur in den großen Unter-
    nehmen Potenziale schlummern, die durch die Umset-
    zung freigesetzt werden können. Das gilt ebenso für die
    mittleren und kleinen Unternehmen, die die Masse der
    Unternehmen in Deutschland bilden. Gerade diejenigen
    Betriebe, die von Energievergünstigungen profitieren,
    zum Beispiel bei der EEG-Umlage oder beim Spitzen-
    ausgleich, sind weniger motiviert, Energie einzusparen.
    Deshalb sollten sie grundsätzlich zu Energiemanage-
    mentsystemen und zu Einsparmaßnahmen verpflichtet
    werden.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dann kommen wir zu der eigentlich interessanten
    Frage: Wie wird gewährleistet, dass die Einsparmaßnah-
    men auch umgesetzt werden? Keines der auditierten Un-
    ternehmen ist an irgendwelche Energiesparmaßnahmen
    gebunden. Die Ergebnisse der Audits brauchen nicht
    umgesetzt zu werden, es gibt nur eine Dokumentations-
    pflicht. Würde die Bundesregierung hingegen die Kli-
    maschutzlücke und ihre eigenen Einsparziele ernst neh-
    men, dann wäre sie ambitionierter vorgegangen.

    Reden wir über die Sachverständigen, die in der An-
    hörung festgestellt haben, dass Audits nur ein erster
    Schritt sind. Es müsste eigentlich darum gehen, Energie-
    managementsysteme bei den Unternehmen einzuführen,
    weil diese wesentlich erfolgversprechender sind. Also
    tun Sie es doch!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sollen wir nun ein Loblied auf die Bundesregierung
    singen,


    (Matthias Ilgen [SPD]: Ja, bitte!)


    weil sie zwei Jahre nach Inkrafttreten der EU-Energieef-
    fizienzrichtlinie endlich ein ausreichendes Ergebnis ab-
    geliefert hat?


    (Mark Hauptmann [CDU/CSU]: Ja!)


    Wir sagen: Nein! Auch wenn es Ihnen nicht passt: Das
    ist eher ein jämmerliches Bild. Wir hätten wirklich mehr
    erwartet.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Danke schön. – Nächste Rednerin ist Dr. Herlind

Gundelach, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herlind Gundelach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Die Kollegin von der Fraktion Die Linke hat versucht,





    Dr. Herlind Gundelach


    (A) (C)



    (D)(B)

    hier den Eindruck zu erwecken, dass das Thema Ener-
    gieeffizienz in diesem Haus nicht bekannt ist


    (Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Bei Ihnen nicht!)


    und auch in der Bundesrepublik Deutschland und der
    Wirtschaft nicht.


    (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Das habe ich nicht gesagt! Das habe ich gar nicht gesagt!)


    Dazu muss ich sagen: Ich glaube, dem ist nicht so. Die
    Industrie hat – so ehrlich sollten wir sein – schon lange
    vor uns verstanden, wie wichtig Energieeffizienz ist.


    (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Ich habe früher in der Industrie gearbeitet, im Gegensatz zu Ihnen!)


    Deswegen propagiert sie dieses Thema schon seit langer
    Zeit und macht auch schon eine ganze Menge.

    Viele Unternehmen in Deutschland, vor allen Dingen
    die Unternehmen, die stromintensiv produzieren, sind
    weltweit Vorreiter, wenn es um energieeffiziente Lö-
    sungskonzepte und Produktionsweisen geht. Dafür gibt
    es auch hinlänglich Belege. Die Gründe dafür sind denk-
    bar einfach: Das Eigeninteresse der Firmen und der
    Markt steuern die Unternehmen fast zwangsläufig in
    diese Richtung.


    (Dr. Julia Verlinden [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können wir nach Hause gehen! Dann braucht es die Politik ja nicht!)


    Es gibt Firmen, die schon sehr früh auf innovative Tech-
    nik gesetzt haben, auch aus Überzeugung. So können wir
    heute feststellen, dass die energieintensiven Industrieun-
    ternehmen in Deutschland bereits jetzt die Effizienzstan-
    dardziele von 2050 erreichen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Nur so haben wir es in der Bundesrepublik Deutsch-
    land geschafft, das Wirtschaftswachstum vom Energie-
    verbrauch abzukoppeln. Das ist uns übrigens schon im
    letzten Jahrhundert – jetzt darf man das ja sagen – gelun-
    gen. In den letzten Jahren haben das Gewerbe, der Han-
    del und die Industrie jährlich durchschnittlich 10 Prozent
    Energie einsparen können. Das ist meines Erachtens
    überaus erfreulich. Dennoch gibt es selbstverständlich
    noch immer erhebliche ungenutzte Potenziale. Genau
    hier setzen die europäische Effizienzrichtlinie und der
    im Dezember letzten Jahres verabschiedete Nationale
    Aktionsplan Energieeffizienz an.

    Ich denke, wir sind uns darüber im Klaren, dass, wenn
    man bereits energieeffiziente Lösungen nutzt, es nicht so
    ganz einfach ist, sich zu steigern, als wenn man bei null
    anfängt. Es bedarf daher einer ganz genauen Analyse,
    welche Hemmnisse und Barrieren bestehen. Die Rah-
    menbedingungen in Deutschland sind, insgesamt be-
    trachtet, gut. Man muss vor allem aufpassen, dass man
    die erzielten Erfolge nicht durch neue Regelungen zu-
    nichtemacht. Augenmaß ist hier ganz besonders wichtig.
    Die Vergangenheit hat eines ganz klar gezeigt: Bei
    den Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz
    muss man auch auf die Wirtschaftlichkeit achten. Diese
    Maßgabe ist für uns, die CDU/CSU-Fraktion, nicht ver-
    handelbar. Deshalb haben wir darauf auch bei der Ausar-
    beitung des heute zu verabschiedenden Gesetzentwurfs
    unser Augenmerk gelegt. Die Koalitionsfraktionen flan-
    kieren den Gesetzentwurf durch einen gemeinsamen
    Entschließungsantrag und einen Änderungsantrag.

    Ich glaube, ich brauche nicht konkret darauf einzuge-
    hen, was mit diesem Gesetz geregelt werden soll. Start
    soll – die Kollegin Scheer hat das hier schon gesagt – im
    Dezember dieses Jahres sein. Das stellt für die Unterneh-
    men die erste Hürde dar. Da wir aus den unterschied-
    lichsten Gründen hinsichtlich der Umsetzung der EED
    – das muss man zugeben – ein wenig der Zeit hinterher-
    hinken, ist jetzt natürlich auch die Umsetzungsfrist für
    die Unternehmen etwas kurz. Darauf haben wir reagiert;
    das werde ich gleich noch erläutern.

    Die Anhörung in der vergangenen Woche hat gezeigt,
    dass es auch an weiteren Punkten der Klarstellung be-
    darf. Worum geht es dabei? Wie schon erwähnt, werden
    Nicht-KMU, ausgehend von einer eigenständigen EU-
    Definition von KMU, verpflichtet, ein Energieaudit
    durchzuführen. Konkret sind nach EU-Definition kleine
    und mittelständische Unternehmen, die, die weniger als
    250 Beschäftigte haben, maximal 50 Millionen Euro
    Umsatzerlös oder maximal 43 Millionen Euro Bilanz-
    summe. Unsere Nachbarn in Frankreich haben eine ei-
    genständige Definition gewählt und diese ins Gesetz ge-
    schrieben. Das dient der Reduzierung der Zahl der in
    Frankreich betroffenen Unternehmen. Nach unserer Auf-
    fassung ist dies nicht europarechtskonform. Deswegen
    haben wir uns für eine klassische Eins-zu-eins-Umset-
    zung entschieden, was wir im Übrigen auch in vielen an-
    deren Fällen machen.

    Auf der Grundlage des Gesetzes müssen in Deutsch-
    land jetzt circa 50 000 Unternehmen Energieaudits
    durchführen. Im Rahmen eines Energieaudits werden an-
    hand anerkannter Standards die Verbräuche eines Unter-
    nehmens festgestellt und Handlungsempfehlungen für
    Einsparungen verfasst. Schätzungen zufolge können Ener-
    gieaudits Energieeinsparpotenziale von bis zu 20 Prozent
    aufzeigen. Man muss aber beachten, wie ich schon aus-
    geführt habe, dass viele der betroffenen Unternehmen
    aus Eigeninteresse bereits höchst energieeffizient arbei-
    ten. Überdies werden im Rahmen eines Audits – da
    stimme ich Ihnen zu, Frau Bulling-Schröter – nur die
    Verbräuche festgestellt. Damit wird noch nichts einge-
    spart. Man sollte daher nicht zu hohe Erwartungen an die
    Auditpflicht haben.

    Grundsätzlich sind Audits ein wichtiger Schritt in die
    richtige Richtung. Denn auf der Grundlage dieser aner-
    kannten Standards verbessern wir die Datenlage erheb-
    lich und erlangen nunmehr vor allen Dingen eine genaue
    Erkenntnis über die spezifischen Energieverbräuche der
    einzelnen Unternehmen. Daraus wiederum lassen sich
    wichtige Schlüsse ziehen.

    Audits sind ein guter Zwischenschritt für die Errei-
    chung unserer Effizienzziele. In der Regel – das hat die





    Dr. Herlind Gundelach


    (A) (C)



    (D)(B)

    Vergangenheit auch gezeigt – sind sie ein Ansporn für
    Unternehmen, die noch nicht gehobenen Potenziale auch
    tatsächlich zu nutzen, wie uns die Implementierung von
    EMAS schon vor vielen Jahren eindrucksvoll bewiesen
    hat.

    Audits führen, wie gesagt, nicht zwangsläufig zu Ein-
    sparungen. Um aus der Einführung von verpflichtenden
    Energieaudits einen möglichst hohen Nutzen zur Steige-
    rung der Energieeffizienz zu ziehen, ist es von Bedeu-
    tung, dass wir kein Kapital unnötig binden. Folglich ist
    es richtig, den bürokratischen Aufwand so gering wie
    möglich zu halten. Darüber hinaus sollten nicht zielfüh-
    rende Maßnahmen tunlichst vermieden werden. Denn es
    ist ganz einfach: Geld, das für den bürokratischen Auf-
    wand ausgegeben wird, ist in der Regel nicht mehr da,
    um es in die Energieeffizienzsteigerung zu investieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Julia Verlinden [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles ist immer bürokratischer Aufwand!)


    Genau an diesem Gedanken setzen unser Entschlie-
    ßungs- und unser Änderungsantrag an. Wir möchten da-
    mit erreichen, dass im Vollzug die Hauptzielrichtung
    nicht außer Acht gelassen wird. So fordern wir, dass es
    für Unternehmen mit einer Filialstruktur, sofern diese
    gleichartige Standorte haben, möglich sein muss, die Er-
    kenntnisse aus den Untersuchungen zu übertragen und
    die notwendigen Daten im Rahmen eines Multi-Site-
    Verfahrens zu erfassen. Ich glaube, das bedeutet für viele
    dieser Betriebe eine Erleichterung.

    Ebenso erachten wir es beim Vollzug für sinnvoll,
    Amortisationszeiten mit Lebenszykluskostenanalysen
    gleichzusetzen, sofern die Erstellung von Lebenszyklus-
    kostenanalysen einen nicht vertretbaren Mehraufwand
    bedeutet.

    Genauso wichtig ist es uns, dass qualifiziertes Perso-
    nal in den Unternehmen auch weiterhin Audits durch-
    führen kann. Denn hier muss eine praxisgerechte Lösung
    gefunden werden, da auch sonst unnötige Kosten verur-
    sacht werden.

    Ich habe bereits erwähnt, dass wir ein wenig in Ver-
    zug sind. Deswegen sprechen wir uns dafür aus, dass im
    Vollzug darauf geachtet wird, dass Unternehmen, die
    umfassende Energiemanagementsysteme als Antwort
    auf die Auditpflicht einführen wollen – Freu Scheer hat
    darauf schon hingewiesen – und damit sogar noch einen
    Schritt weiter gehen, als durch die Richtlinie von ihnen
    gefordert, nicht für die Verzögerung durch uns bestraft
    werden.

    Aber auch diejenigen, die nur das geforderte Audit
    durchführen, sollen, sofern sie nachweisen können, dass
    die Verzögerung nicht durch Eigenverschulden herbeige-
    führt wurde, nicht mit Pönalen belegt werden, wie sie die
    EED im Übrigen vorsieht. Ich denke, das sind praktika-
    ble Vorschläge, die wir gemacht haben, die auch das
    Bundeswirtschaftsministerium – so hat man uns zuge-
    sagt – im Rahmen des Vollzugs berücksichtigen wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

    Energieeffizienz ist zweifellos eine Chance. An die-
    sem Gedanken sollten wir festhalten. Deswegen hoffe
    und setze ich darauf, dass wir im Rahmen der Umset-
    zung des NAPE und der vielen Maßnahmen und Rege-
    lungen, die noch vor uns stehen, weiterhin konstruktiv
    zusammenarbeiten.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)