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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/85 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 I n h a l t : Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 A Absetzung der Tagesordnungspunkte 6 und 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 C Würdigung von Bundespräsident Richard von Weizäcker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 D Tagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der Finanz- aufsicht über Versicherungen Drucksachen 18/2956, 18/3252, 18/3900 . . . . 8010 D Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8011 A Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8012 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8014 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8016 C Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8018 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8020 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 8020 D Cansel Kiziltepe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8021 D Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 8023 A Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8024 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8025 C Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8026 B Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Brigitte Pothmer, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Für ein modernes Einwanderungsgesetz Drucksache 18/3915 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8031 A Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8033 A Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8034 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 8036 B Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8036 D Dr. Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . 8038 B Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8039 C Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8040 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8042 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8043 B Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8044 D Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8046 C Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8048 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8049 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Tagesordnungspunkt 5: Vereinbarte Debatte: Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 . . . . . . . . . 8051 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8051 D Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8053 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8054 C Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8056 A Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 8057 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8058 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8059 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8060 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8060 D Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8061 B Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8062 A Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8062 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8063 C Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 8064 D Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8066 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8066 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8067 D Tagesordnungspunkt 21: a) Antrag der Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden), Lisa Paus, Matthias Gastel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Elektromo- bilität entschlossen fördern – Chance für eine zukunftsfähige Mobilität nutzen Drucksache 18/3912 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D b) Beratung der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat: Stellungnahme des Deutschen Ethikrates: Biosicherheit – Freiheit und Verantwortung in der Wis- senschaft Drucksache 18/1380 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Dr. Valerie Wilms, Luise Amtsberg, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz herstel- len und Verhandlungen über den Ausstieg aus dem Staatsvertrag über den Bau einer festen Fehmarnbelt-Querung aufnehmen Drucksache 18/3917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 A Tagesordnungspunkt 22: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Kultur und Medien zu dem An- trag der Abgeordneten Marco Wanderwitz, Ute Bertram, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Siegmund Ehrmann, Burkhard Blienert, Marco Bülow, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Welt neu denken – Der 100. Jahrestag der Gründung des Bau- hauses im Jahre 2019 Drucksachen 18/3727, 18/3911 . . . . . . . . . 8069 B b)–f) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 144, 145, 146, 147 und 148 zu Peti- tionen Drucksachen 18/3844, 18/3845, 18/3846, 18/3847, 18/3848. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Teilumsetzung der Energie- effizienzrichtlinie und zur Verschiebung des Außerkrafttretens des § 47 g Absatz 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrän- kungen Drucksachen 18/3373, 18/3788, 18/3934 . . . 8069 D Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8070 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 8071 D Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 8071 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8074 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8075 C Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einstieg in die Weiterent- wicklung der Gewerbesteuer zu einer Gemeindewirtschaftsteuer – Freie Be- rufe in die Gewerbesteuerpflicht einbe- ziehen Drucksache 18/3838 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8077 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Ge- meindewirtschaftsteuer einführen – Kom- munalfinanzen stärken Drucksachen 18/1094, 18/2929 . . . . . . . . 8077 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 III Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8077 C Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 8078 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8080 B Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 8081 C Margaret Horb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8083 A Frank Junge (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8084 D Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der Militärmission der Europäi- schen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) auf Grundlage des Ersuchens der mali- schen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/34/GASP und 2013/87/GASP des Ra- tes der Europäischen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbindung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012), 2100 (2013) des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie 2164 (2014) vom 25. Juni 2014 Drucksache 18/3836 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 A Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8087 A Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8088 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8089 B Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8090 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 8091 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 8092 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Dr. Frithjof Schmidt, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Bundestag in die Entscheidung über die neue schnelle NATO-Eingreiftruppe einbe- ziehen Drucksache 18/3922 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Dr. Alexander S. Neu, Jan van Aken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Demilitarisierung statt Eskalation – Keine NATO-Eingreiftruppe im Osten Europas Drucksache 18/3913 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 8094 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8095 B Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8096 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8098 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8099 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8100 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8100 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8101 D Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8102 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8103 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8104 A Tagesordnungspunkt 12: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstif- tung Baukultur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 B Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 8105 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . 8107 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8108 B Ulrich Hampel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8109 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 8110 B Tagesordnungspunkt 11: a) Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Ulla Jelpke, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Finanzielle Anerkennung von NS-Un- recht für sowjetische Kriegsgefangene Drucksache 18/3316 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D b) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Claudia Roth (Augsburg), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Anerkennung der an den ehema- ligen sowjetischen Kriegsgefangenen begangenen Verbrechen als nationalso- IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 zialistisches Unrecht und Gewährung eines symbolischen finanziellen Aner- kennungsbetrages für diese Opfer- gruppe Drucksache 18/2694 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8112 A Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8112 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8113 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 8115 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 8116 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8117 B Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8117 C Tagesordnungspunkt 14: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu der Verordnung der Bundesregierung: Verord- nung zur Weiterentwicklung des bundes- weiten Ausgleichsmechanismus nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und zur Än- derung anderer Verordnungen Drucksachen 18/3416, 18/3482 Nr. 2, 18/3935 8118 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8118 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 8119 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8120 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8121 A Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8122 A Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr und digitale Infrastruktur zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms, Beate Walter-Rosenheimer, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Maritime Ausbildung in Kooperation mit den Küs- tenländern neu ausrichten Drucksachen 18/2748, 18/3895 . . . . . . . . . . . 8123 C Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . 8123 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8124 D Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . 8125 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8126 D Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . 8127 D Tagesordnungspunkt 9: b) Antrag der Abgeordneten Niema Movassat, Dr. Axel Troost, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für ein internationales Staaten- insolvenzverfahren Drucksache 18/3743 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B a) Antrag der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Dr. Gerhard Schick, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Resolution der Vereinten Nationen für ein multila- terales Rahmenwerk zur Restrukturie- rung von Staatsschulden umsetzen – Jetzt aktiv den Arbeitsprozess der Ver- einten Nationen mitgestalten Drucksache 18/3916 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8129 C Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 8130 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8131 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8132 C Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8133 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8135 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8135 B Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8136 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8137 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8139 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8009 (A) (C) (D)(B) 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8139 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 05.02.2015 Baehrens, Heike SPD 05.02.2015 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 05.02.2015 Bulmahn, Edelgard SPD 05.02.2015 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 05.02.2015 Freitag, Dagmar SPD 05.02.2015 Gerster, Martin SPD 05.02.2015 Heinrich, Gabriela SPD 05.02.2015 Henn, Heidtrud SPD 05.02.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Hoppenstedt, Hendrik CDU/CSU 05.02.2015 Jung, Xaver CDU/CSU 05.02.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 05.02.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 05.02.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 05.02.2015 Monstadt, Dietrich CDU/CSU 05.02.2015 Post (Minden), Achim SPD 05.02.2015 Radomski, Kerstin CDU/CSU 05.02.2015 Rohde, Dennis SPD 05.02.2015 Röspel, René SPD 05.02.2015 Rützel, Bernd SPD 05.02.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 05.02.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 05.02.2015 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 05.02.2015 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 05.02.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 05.02.2015 Vaatz, Arnold CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 05.02.2015 Weber, Gabi SPD 05.02.2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 85. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 3 Finanzaufsicht über Versicherungen TOP 4 Modernes Einwanderungsrecht TOP 5 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 TOP 21, ZP 1 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 22 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 8 Teilumsetzung der Energieeffizienzrichtlinie TOP 7 Weiterentwicklung der Gewerbesteuer TOP 10 Bundeswehreinsatz in Mali (EUTM Mali) ZP 2 u. 3 NATO-Eingreiftruppe TOP 12 Baukulturbericht 2014/15 TOP 11 Entschädigung für sowjetische Kriegsgefangene TOP 14 Ausgleichsmechanismus nach dem EEG TOP 13 Maritime Ausbildung TOP 9 VN-Resolution zur Staateninsolvenz Anlagen
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    Rede von Norbert Spinrath


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrte Damen und Herren! Kommissionspräsident
    Juncker beschrieb in seinen politischen Leitlinien für die
    neue Europäische Kommission seine Prioritäten mit fol-
    genden Worten – ich zitiere –:





    Norbert Spinrath


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wieder Wachstum zu schaffen und Menschen zu-
    rück in Arbeit zu bringen – das wird mein oberstes
    Ziel sein.

    Er sagte auch, er wolle das Konzept der Kommission für
    eine vertiefte und echte Wirtschafts- und Währungs-
    union stützen und die soziale Dimension Europas nie aus
    den Augen verlieren.

    Das nun vorgelegte Programm dieser Kommission ist
    sehr viel politischer als das ihrer Vorgänger. Es enthält
    eine starke Konzentration auf die Kernpunkte Europas:
    das Investitionspaket, die Energieunion, den Daten-
    schutz, die Finanztransaktionsteuer, die europäische
    Nachbarschaftspolitik, die digitale Agenda und den Bü-
    rokratieabbau.

    Es überrascht nicht, dass dieses Programm sehr viel
    programmatischer und politischer geworden ist als die
    Programme der Vorgängerkommissionen. Es überrascht
    nicht nach einem auch sehr politisch geführten Wahl-
    kampf mit Spitzenkandidaten der beiden großen europäi-
    schen Parteifamilien.

    Ich glaube, es ist richtig, sich aus einem Sammelsu-
    rium von üblicherweise 180 Maßnahmenpaketen auf die
    Kernpunkte zu konzentrieren; das begrüße ich ausdrück-
    lich.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dennoch, liebe Kolleginnen und Kollegen, gibt es
    wichtige Themen, die derzeit die Menschen in Europa
    bewegen, Themen, die sich unter den angekündigten
    Projekten aber nur unzureichend wiederfinden oder noch
    farb- oder konturlos bleiben, so der Kampf gegen die
    Steuerhinterziehung und der Kampf gegen die Steuer-
    flucht gerade von Reichen und Unternehmen.

    Ganz wesentlich fehlt auf den ersten Blick der ausge-
    schriebene Begriff „soziales Europa“. Ich kann den Zusi-
    cherungen der Kommission nur glauben, dass dahinter
    keine politische Grundausrichtung steht und sie es ver-
    stehen wird, die sozialen Aspekte an die Kernpunkte an-
    zudocken.

    Besondere Priorität bei der Ausrichtung des Arbeits-
    programms der Kommission muss deshalb darauf liegen,
    das wachsende Ungleichgewicht in und zwischen den
    Mitgliedstaaten zu beseitigen, die nach wie vor viel zu
    hohe Arbeitslosigkeit insbesondere der Jugendlichen in
    einigen Ländern Europas zu bekämpfen, das wachsende
    Lohndumping zu verhindern und die Auswüchse prekä-
    rer Arbeit bis hin zum massiven Missbrauch von Arbeit-
    nehmerrechten und zu kriminellen Machenschaften zum
    Beispiel bei Entsendungen, bei Subunternehmen, bei ge-
    zielter Ausnutzung von Regelungslücken bei grenzüber-
    schreitender Beschäftigung zu bekämpfen.


    (Zuruf von der SPD: Sehr gut!)


    Zu den Auswüchsen prekärer Arbeit: Ich will nicht
    akzeptieren, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass die
    Maßeinheiten in Europa neu definiert werden und wie
    zufällig ab dem 1. Januar – passend zur Einführung des
    gesetzlichen Mindestlohns – die Stunde plötzlich 90 statt
    60 Minuten hat, die Stunde plötzlich durch Stückzahlen
    oder Quadratmeter ersetzt wird, der Taxifahrer plötzlich
    nur noch für reine Fahrzeiten, nicht aber für Stand- und
    Wartezeiten bezahlt wird. Wo bleibt, frage ich, liebe
    Kolleginnen und Kollegen, hier der Aufstand der An-
    ständigen, und damit meine ich, auch der Aufstand der
    anständigen Arbeitgeber?


    (Beifall bei der SPD – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wer regiert denn hier, frage ich!)


    Dies passiert mitten in Deutschland. Deutschland ist
    mitten in Europa. Auch deshalb brauchen wir ein sozia-
    les Europa. Und es irrten schon immer diejenigen, die
    sagten: Sozial ist, was Arbeit schafft. – Es war schon im-
    mer richtig, dass sozial ist, was gute Arbeit schafft, liebe
    Kolleginnen und Kollegen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Selbstverständlich zählt zu einem sozialen Europa auch
    die Gleichstellung von Frauen und Männern in der EU:
    Frauenquote, Mutterschutzrichtlinie, Equal Pay. Ge-
    schlechtsspezifische Differenzen bei den Renten, Frauen,
    die oft – und sehr viel öfter als Männer – in unsicheren
    Beschäftigungsverhältnissen, in Teilzeit- und Leiharbeits-
    verträgen sind – die Liste der strukturellen Geschlechter-
    diskriminierung ist lang.


    (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist die Bundesregierung gefordert!)


    Auf freiwilliger Basis hat das alles nicht funktioniert;
    wir haben es ausprobiert. Auch hier, denke ich, ist die
    Kommission aufgefordert, das auf europäischer Ebene
    nachzuarbeiten.


    (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Bundesregierung!)


    Die Kommission muss bei jedem ihrer 23 Kernpunkte
    die sozialen Aspekte als zentrales Element verstehen.
    Das von Kommissionspräsident Juncker vorgestellte In-
    vestitionspaket soll private und staatliche Investitionen
    bündeln, Wachstum und Beschäftigung nachhaltig an-
    kurbeln. Daraus könnte ein immenser Beitrag zur Be-
    kämpfung der hohen Arbeitslosigkeit entstehen.


    (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Könnte!)


    Aber selbst wenn es nicht gelingt, Herr Kollege, dann
    bin ich schon froh darüber, dass Europa, Herr Juncker
    und die Europäische Kommission nach den letzten Jah-
    ren verstanden haben, dass es zwingend notwendig ist,
    neben einem Kurs der Sparpolitik, der Konsolidierung
    der Haushalte endlich auch Investitionen aufzulegen, um
    mit den Problemen umzugehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Andrej Hunko [DIE LINKE]: Und so tun als ob!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, in der Flüchtlings-
    politik muss die EU neue Mittel und Wege finden. Auch
    das gehört zu einem sozialen Europa. Darüber haben wir





    Norbert Spinrath


    (A) (C)



    (D)(B)

    vorhin diskutiert. Es ist nicht der Kern des Problems, nur
    die Symptome zu diskutieren. Akute Hilfe ist notwendig,
    so bei humanitären Katastrophen auf dem Mittelmeer.
    Wir müssen insgesamt eine menschenwürdige europäi-
    sche Asyl- und Flüchtlingspolitik finden, die den huma-
    nitären Bedürfnissen und Grundrechten der flüchtenden
    Menschen gerecht wird. Wir brauchen eine nachhaltige
    und progressive Entwicklungspolitik, um die Lebensbe-
    dingungen in den Herkunftsländern zu verbessern und
    die Fluchtursachen zu beseitigen. Auch hier muss die
    Kommission für eine echte gemeinsame Flüchtlingspoli-
    tik nacharbeiten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das zentrale Ziel der neuen Kommission muss darin
    bestehen, das europäische Sozialmodell nachhaltig zu
    etablieren und widerstandsfähiger zu machen. Sie muss
    es als Modell etablieren, auf das man in der EU stolz
    sein kann und mit dem man weltweit eine führende Rolle
    einnehmen kann; denn eines haben die Krisen und
    Entwicklungen in den letzten Jahren deutlich gezeigt:
    Ein rein auf Wirtschaftsfragen reduziertes Europa zer-
    stört das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in das
    Projekt EU.

    Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. Liebe
    Kolleginnen und Kollegen, verbunden mit dem Dank für
    Ihre Aufmerksamkeit erinnere ich an dieser Stelle an die
    ursprüngliche Bedeutung der durch den ehemaligen
    Kommissionspräsidenten Jacques Delors geprägten
    Begrifflichkeit ESM. ESM – dafür haben wir heute an-
    dere Bezeichnungen – stand einmal für das europäische
    Sozialmodell, mit dem Delors Europa bereits in den
    90er-Jahren eine soziale Dimension verleihen wollte.
    Aus der Vergangenheit lernend, um die Probleme der
    Gegenwart zu lösen und die Herausforderungen der Zu-
    kunft anzunehmen, hat die neue Kommission jetzt die
    Chance, ein neues Europa der Bürgerinnen und Bürger,
    ein soziales Europa, zu schaffen,


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke, Herr Kollege Spinrath. – Nächster Redner in

der Debatte ist Alexander Ulrich für die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alexander Ulrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Die Chance, in diesen Tagen, in denen die Medien viel
    über die Auswirkungen einer sehr erfolgreichen Wahl in
    Griechenland berichten, im Bundestag über Griechen-
    land zu reden, sollten wir nicht an uns vorbeiziehen las-
    sen. Herr Spinrath, wenn man über ein soziales Europa
    reden will – Sie selbst sagen, dass das Arbeitsprogramm
    der EU-Kommission noch zu wenig Inhalte für ein so-
    ziales Europa bietet –, dann ist das Eingeständnis not-
    wendig, dass die EU-Kommission in den letzten Jahren
    mit ihrer verheerenden Troika-Politik kräftig daran mit-
    gearbeitet hat, dass das soziale Europa ein Stück weit
    zerstört wurde.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Es muss klar sein: In Griechenland wurde eine Partei
    gewählt, die im Prinzip das aufräumen muss, was die
    korrupten Schwesterparteien von CDU/CSU und SPD in
    den vergangenen Jahren angestellt haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ihre korrupten Schwesterparteien haben sich Griechen-
    land zur Beute gemacht. Jetzt muss Syriza versuchen,
    das Land einigermaßen nach vorne zu bringen.


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dass die Gewerkschaftsspitzen in Deutschland und
    viele Prominente ein Stück weiter sind als Sie, zeigt ein
    aktueller Aufruf, in dem es heißt: Das, was in Griechen-
    land passiert, ist tatsächlich eine Chance für ein demo-
    kratisches und soziales Europa. – Diese Chance sollte
    nicht durch CDU/CSU und SPD bekämpft werden, son-
    dern wir sollten die griechische Regierung bei diesem
    Weg unterstützen, ein soziales Europa mitzugestalten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der EU-Parlamentspräsident Schulz, ein Sozialdemo-
    krat, hat letzte Woche im Fernsehen gesagt, er habe kei-
    nen „Bock“ – das war sein wörtlicher Ausspruch –, über
    eine notwendige Neuorientierung der Europapolitik mit
    den Griechen zu reden. Die Gewerkschaftsspitzen in die-
    sem Land sind hier ein Stück weiter.

    Syriza tritt an, um die Grundlagen für ein anderes Eu-
    ropa zu stellen. Das, was Syriza vorschlägt, liebe Sozial-
    demokraten, ist eigentlich ursozialdemokratisch. Sie
    sollten es unterstützen und nicht bekämpfen.


    (Beifall bei der LINKEN – Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal etwas zum Koalitionspartner, Herr Kollege!)


    Die erste und wichtigste Voraussetzung für dieses an-
    dere Europa ist ein Ende des Kürzungswahns. Dieses
    Ende wurde bereits in die Wege geleitet. Eine der ersten
    Maßnahmen von Syriza war es, dass die Troika – hier ist
    die EU-Kommission dabei – vor die Tür gesetzt wurde.

    Damit uns klar wird, worum es geht:


    (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier geht es eigentlich um das Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission!)


    Ein Viertel der Griechinnen und Griechen ist heute ar-
    beitslos. 6 von 11 Millionen Griechen leben in Armut
    oder sind von Armut bedroht. Das Ganze wurde ja ge-
    macht, um der Schuldenkrise Herr zu werden. Die
    Schulden in Griechenland sind aber von 146 Prozent auf
    176 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen, trotz
    dieser verheerenden Politik.

    Die Politik der Troika, der EU-Kommission, angeord-
    net von Bundeskanzlerin Angela Merkel, ist grandios
    gescheitert. Nicht Griechenland ist „Geisterfahrer“ – wie
    der Spiegel schreibt –; die deutsche Bundesregierung
    war jahrelang Geisterfahrer in Europa.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Alexander Ulrich


    (A) (C)



    (D)(B)

    Deshalb ist es jetzt zwingend notwendig, dass wir die
    Chance ergreifen, die durch die Wahl in Griechenland
    möglich ist. Denn nur so kriegen wir es hin, ein soziale-
    res Europa zu gestalten. Wer nur will, dass weiter ge-
    kürzt wird, der wird den Kopf dafür hinhalten müssen,
    dass die Jugendarbeitslosigkeit, Herr Spinrath, nicht ab-
    gebaut wird.

    Wir brauchen tatsächlich eine Schuldenkonferenz, so
    wie sie 1953 Deutschland geholfen hat.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Wir brauchen einen fairen Ausgleich zwischen den Grie-
    chen sowie den anderen Schuldnerländern und den Gläu-
    bigern. Nur so ist eine Chance vorhanden. Gerade wir
    Deutschen sollten dieser historischen Verantwortung ge-
    recht werden. Wir hätten nie nach dem Zweiten Welt-
    krieg diese Chancen gehabt, wenn es nicht auch einen
    Schuldenerlass für Deutschland gegeben hätte. Das Glei-
    che muss jetzt Griechenland zugutekommen.


    (Beifall bei der LINKEN)

    EU-Kommissionspräsident Juncker hat jetzt den Jun-

    cker-Plan als das Projekt vorgeschlagen. Was wir zwin-
    gend und dringend brauchen, sind tatsächlich mehr öf-
    fentliche Investitionen, aber nicht das, was Juncker
    vorschlägt: Er will aus Geldern in Höhe von 21 Milliar-
    den Euro, die er irgendwie aus den verschiedenen EU-
    Töpfen auftreibt, 315 Milliarden Euro machen. Das ist
    Voodoo-Ökonomie. Das würde am Schluss nicht zu den
    gewünschten Ergebnissen führen. Deshalb fordern wir
    Linke, dass europaweit öffentliche Gelder in Höhe von
    mindestens 500 Milliarden Euro in einen sozial-ökologi-
    schen Umbau investiert werden. Finanziert werden
    könnte das tatsächlich über eine drastische Besteuerung
    von Reichtum, Finanzgeschäften an den Börsen und Ver-
    mögen.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 500 Milliarden?)


    Was Sigmar Gabriel anscheinend auch unterstützt, ist,
    dass der Juncker-Plan mit PPP-Projekten umgesetzt
    wird. Bei PPP-Projekten ist es am Schluss so, dass die
    Gewinne der Privatwirtschaft zufließen und die Risiken
    der Steuerzahler zu tragen hat. Solche Programme leh-
    nen wir Linke ab.


    (Norbert Spinrath [SPD]: Erst mal lesen, bevor Sie sprechen!)


    Wir wollen, dass Private haften, wenn sie falsche Ge-
    schäfte machen.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Deshalb brauchen wir ein Zukunftsinvestitionspro-
    gramm mit öffentlichen Geldern.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Ganz zum Schluss – ich komme zum Ende, Frau Prä-

    sidentin –: Wenn die EU-Kommission in diesem Jahr
    wirklich etwas Vernünftiges hinbekommen will, sollte
    sie sofort die Verhandlungen über TTIP und CETA stop-
    pen.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Wir brauchen keinen neuen Angriff auf Arbeitnehmer-
    rechte, Sozialstandards und Verbraucherschutzstandards.
    Wenn diese Abkommen umgesetzt werden, Herr
    Spinrath, werden wir ein noch unsozialeres Europa be-
    kommen. Aber leider reicht die SPD auch da die Hand.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)