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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/85 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 I n h a l t : Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 A Absetzung der Tagesordnungspunkte 6 und 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 C Würdigung von Bundespräsident Richard von Weizäcker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 D Tagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der Finanz- aufsicht über Versicherungen Drucksachen 18/2956, 18/3252, 18/3900 . . . . 8010 D Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8011 A Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8012 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8014 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8016 C Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8018 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8020 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 8020 D Cansel Kiziltepe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8021 D Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 8023 A Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8024 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8025 C Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8026 B Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Brigitte Pothmer, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Für ein modernes Einwanderungsgesetz Drucksache 18/3915 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8031 A Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8033 A Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8034 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 8036 B Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8036 D Dr. Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . 8038 B Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8039 C Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8040 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8042 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8043 B Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8044 D Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8046 C Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8048 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8049 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Tagesordnungspunkt 5: Vereinbarte Debatte: Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 . . . . . . . . . 8051 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8051 D Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8053 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8054 C Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8056 A Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 8057 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8058 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8059 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8060 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8060 D Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8061 B Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8062 A Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8062 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8063 C Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 8064 D Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8066 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8066 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8067 D Tagesordnungspunkt 21: a) Antrag der Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden), Lisa Paus, Matthias Gastel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Elektromo- bilität entschlossen fördern – Chance für eine zukunftsfähige Mobilität nutzen Drucksache 18/3912 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D b) Beratung der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat: Stellungnahme des Deutschen Ethikrates: Biosicherheit – Freiheit und Verantwortung in der Wis- senschaft Drucksache 18/1380 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Dr. Valerie Wilms, Luise Amtsberg, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz herstel- len und Verhandlungen über den Ausstieg aus dem Staatsvertrag über den Bau einer festen Fehmarnbelt-Querung aufnehmen Drucksache 18/3917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 A Tagesordnungspunkt 22: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Kultur und Medien zu dem An- trag der Abgeordneten Marco Wanderwitz, Ute Bertram, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Siegmund Ehrmann, Burkhard Blienert, Marco Bülow, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Welt neu denken – Der 100. Jahrestag der Gründung des Bau- hauses im Jahre 2019 Drucksachen 18/3727, 18/3911 . . . . . . . . . 8069 B b)–f) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 144, 145, 146, 147 und 148 zu Peti- tionen Drucksachen 18/3844, 18/3845, 18/3846, 18/3847, 18/3848. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Teilumsetzung der Energie- effizienzrichtlinie und zur Verschiebung des Außerkrafttretens des § 47 g Absatz 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrän- kungen Drucksachen 18/3373, 18/3788, 18/3934 . . . 8069 D Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8070 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 8071 D Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 8071 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8074 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8075 C Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einstieg in die Weiterent- wicklung der Gewerbesteuer zu einer Gemeindewirtschaftsteuer – Freie Be- rufe in die Gewerbesteuerpflicht einbe- ziehen Drucksache 18/3838 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8077 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Ge- meindewirtschaftsteuer einführen – Kom- munalfinanzen stärken Drucksachen 18/1094, 18/2929 . . . . . . . . 8077 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 III Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8077 C Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 8078 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8080 B Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 8081 C Margaret Horb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8083 A Frank Junge (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8084 D Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der Militärmission der Europäi- schen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) auf Grundlage des Ersuchens der mali- schen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/34/GASP und 2013/87/GASP des Ra- tes der Europäischen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbindung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012), 2100 (2013) des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie 2164 (2014) vom 25. Juni 2014 Drucksache 18/3836 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 A Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8087 A Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8088 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8089 B Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8090 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 8091 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 8092 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Dr. Frithjof Schmidt, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Bundestag in die Entscheidung über die neue schnelle NATO-Eingreiftruppe einbe- ziehen Drucksache 18/3922 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Dr. Alexander S. Neu, Jan van Aken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Demilitarisierung statt Eskalation – Keine NATO-Eingreiftruppe im Osten Europas Drucksache 18/3913 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 8094 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8095 B Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8096 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8098 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8099 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8100 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8100 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8101 D Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8102 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8103 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8104 A Tagesordnungspunkt 12: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstif- tung Baukultur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 B Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 8105 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . 8107 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8108 B Ulrich Hampel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8109 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 8110 B Tagesordnungspunkt 11: a) Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Ulla Jelpke, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Finanzielle Anerkennung von NS-Un- recht für sowjetische Kriegsgefangene Drucksache 18/3316 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D b) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Claudia Roth (Augsburg), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Anerkennung der an den ehema- ligen sowjetischen Kriegsgefangenen begangenen Verbrechen als nationalso- IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 zialistisches Unrecht und Gewährung eines symbolischen finanziellen Aner- kennungsbetrages für diese Opfer- gruppe Drucksache 18/2694 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8112 A Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8112 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8113 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 8115 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 8116 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8117 B Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8117 C Tagesordnungspunkt 14: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu der Verordnung der Bundesregierung: Verord- nung zur Weiterentwicklung des bundes- weiten Ausgleichsmechanismus nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und zur Än- derung anderer Verordnungen Drucksachen 18/3416, 18/3482 Nr. 2, 18/3935 8118 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8118 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 8119 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8120 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8121 A Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8122 A Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr und digitale Infrastruktur zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms, Beate Walter-Rosenheimer, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Maritime Ausbildung in Kooperation mit den Küs- tenländern neu ausrichten Drucksachen 18/2748, 18/3895 . . . . . . . . . . . 8123 C Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . 8123 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8124 D Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . 8125 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8126 D Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . 8127 D Tagesordnungspunkt 9: b) Antrag der Abgeordneten Niema Movassat, Dr. Axel Troost, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für ein internationales Staaten- insolvenzverfahren Drucksache 18/3743 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B a) Antrag der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Dr. Gerhard Schick, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Resolution der Vereinten Nationen für ein multila- terales Rahmenwerk zur Restrukturie- rung von Staatsschulden umsetzen – Jetzt aktiv den Arbeitsprozess der Ver- einten Nationen mitgestalten Drucksache 18/3916 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8129 C Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 8130 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8131 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8132 C Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8133 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8135 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8135 B Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8136 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8137 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8139 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8009 (A) (C) (D)(B) 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8139 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 05.02.2015 Baehrens, Heike SPD 05.02.2015 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 05.02.2015 Bulmahn, Edelgard SPD 05.02.2015 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 05.02.2015 Freitag, Dagmar SPD 05.02.2015 Gerster, Martin SPD 05.02.2015 Heinrich, Gabriela SPD 05.02.2015 Henn, Heidtrud SPD 05.02.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Hoppenstedt, Hendrik CDU/CSU 05.02.2015 Jung, Xaver CDU/CSU 05.02.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 05.02.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 05.02.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 05.02.2015 Monstadt, Dietrich CDU/CSU 05.02.2015 Post (Minden), Achim SPD 05.02.2015 Radomski, Kerstin CDU/CSU 05.02.2015 Rohde, Dennis SPD 05.02.2015 Röspel, René SPD 05.02.2015 Rützel, Bernd SPD 05.02.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 05.02.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 05.02.2015 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 05.02.2015 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 05.02.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 05.02.2015 Vaatz, Arnold CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 05.02.2015 Weber, Gabi SPD 05.02.2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 85. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 3 Finanzaufsicht über Versicherungen TOP 4 Modernes Einwanderungsrecht TOP 5 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 TOP 21, ZP 1 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 22 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 8 Teilumsetzung der Energieeffizienzrichtlinie TOP 7 Weiterentwicklung der Gewerbesteuer TOP 10 Bundeswehreinsatz in Mali (EUTM Mali) ZP 2 u. 3 NATO-Eingreiftruppe TOP 12 Baukulturbericht 2014/15 TOP 11 Entschädigung für sowjetische Kriegsgefangene TOP 14 Ausgleichsmechanismus nach dem EEG TOP 13 Maritime Ausbildung TOP 9 VN-Resolution zur Staateninsolvenz Anlagen
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    Rede von Ralph Brinkhaus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Donners-

    tagmorgens um zehn nach neun ist für uns die Prime-
    time, die Zeit der großen Debatten. Es geht um Regie-
    rungserklärungen, Weltpolitik, Mindestlohn und was es
    da sonst noch alles gibt. Heute unterhalten wir uns hier
    über den Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung der
    Finanzaufsicht über Versicherungen. Sie hier im Saal,
    die Gäste auf der Tribüne und unser treues Stammpubli-
    kum bei Phoenix werden sich fragen: Ist denn dieses
    Thema wirklich so wichtig? Ich kann Ihnen nur sagen:
    Es ist sehr wichtig. Es geht um Versicherungen. Jeder
    von uns hat irgendwelche Versicherungen. Wem das
    nicht reicht: Es geht auch um Lebensversicherungen. Da
    reden wir über 90 Millionen Verträge in Deutschland,
    und wir reden über ein Anlagevolumen von 900 Milliar-
    den Euro. Wir wollen diese Versicherungen sicherer und
    besser machen.

    Deswegen sagen wir: Versicherungen brauchen mehr
    Kapital, damit sie in Krisenzeiten stärker dastehen. Ver-
    sicherungen brauchen andere Risikomanagementsys-
    teme, damit sie weniger Fehler machen. Versicherungen
    müssen besser an die Aufseher berichten, damit dieser
    ganze Prozess auch kontrolliert werden kann. Deswegen
    setzen wir heute die Solvency-II-Richtlinie in deutsches
    Recht um. Das ist ein Mammutwerk. Über zehn Jahre ist
    auf europäischer Ebene und in Deutschland an diesem
    Prozess gearbeitet worden. Um ganz ehrlich zu sein: Wir
    werden mit diesem Gesetz ziemlich vielen Leuten ziem-
    lich viel Arbeit machen. Denn das, was die Mitarbeite-
    rinnen und Mitarbeiter der Versicherungen nun umsetzen
    müssen, ist wahrlich ein Jahrhundertwerk.

    Wer infrage stellt, ob das alles so richtig und wichtig
    ist, den möchte ich aus dem Februar 2015 in den Okto-
    ber 2008 mitnehmen. Wir alle erinnern uns noch, was
    damals geschehen ist: Finanzinstitutionen standen kurz
    vor der Insolvenz oder sind in die Insolvenz, in die
    Pleite, gegangen. Banken haben anderen Banken kein
    Geld mehr geliehen. Die Konjunktur ist eingebrochen.
    Wir hatten eine hohe Arbeitslosigkeit und Steueraus-
    fälle, die uns alle vor ganz enorme Schwierigkeiten ge-
    stellt haben. Alle, die damals dabei waren, haben sich
    gesagt: Wir möchten nie wieder erleben, dass es möglich
    ist, dass Finanzinstitutionen ganze Volkswirtschaften in
    den Abgrund reißen.

    Was danach gefolgt ist, ist meines Erachtens eines der
    bemerkenswertesten Projekte, die die deutsche Politik
    seit dem Zweiten Weltkrieg gesehen hat. Damals haben
    sich Menschen zusammengesetzt – ich sehe zum Bei-
    spiel Peer Steinbrück, der im Saal sitzt; die Bundeskanz-
    lerin und viele andere – und haben in unglaublich kurzer
    Zeit sehr viel auf den Weg gebracht. Sie haben zunächst
    einmal den Patienten, den Finanzmarkt, stabilisiert.
    „Stabilisiert“ heißt, dass wir einen Rettungsfonds aufge-
    legt haben: mit Investitionssummen, mit Garantien, mit
    Kapitalbeteiligungen von über 200 Milliarden Euro; das
    meiste davon ist übrigens zurückgezahlt worden. Die
    Bundesländer haben sehr viel Geld in die Hand genom-
    men, um die Landesbanken zu sanieren. Wir alle erin-
    nern uns auch an die legendäre Pressekonferenz unserer
    Bundeskanzlerin und des damaligen Bundesfinanzminis-
    ters, in der gesagt worden ist, dass die Spareinlagen vom
    Staat geschützt werden. Das war der erste Schritt. Aber
    allen war klar, dass diese Stabilisierung nicht reichen
    wird, sondern dass wir neue Regeln brauchen.

    Dann hat man auf internationaler Ebene, auf europäi-
    scher Ebene und in Deutschland ein Regelpaket auf den
    Weg gebracht, das seinesgleichen sucht.

    Damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, was in den
    letzten sechs Jahren passiert ist, nur einige Beispiele:
    Wir haben die Aufsicht über die Ratingagenturen geän-
    dert. Wir haben die Vergütungsregeln bei Banken geän-
    dert. Wir haben Leerverkäufe verboten. Wir haben ein
    Banken-Restrukturierungsgesetz auf den Weg gebracht.
    Wir haben neue Regeln für Verbriefungen, für Großkre-
    dite auf den Weg gebracht. Wir haben die Anlagebera-
    tung bei Banken und bei Finanzanlagevermittlern geän-
    dert. Wir haben die nationale Finanzaufsicht verändert.
    Wir haben europäische Institutionen zur Finanzaufsicht
    auf den Weg gebracht. Wir haben internationale Organi-
    sationen wie den IWF gestärkt. Wir haben dafür gesorgt,
    dass Finanzkonglomerate anders beaufsichtigt werden.
    Wir haben ein neues Börsengesetz auf den Weg ge-
    bracht. Wir haben Veränderungen bei den besonders to-
    xischen Derivaten vorgenommen und haben diese auf
    eine komplett neue Grundlage gestellt. Wir haben den
    Hochfrequenzhandel reguliert. Wir haben Stufe eins der
    Bankenunion umgesetzt, indem wir eine europäische
    Bankenaufsicht installiert haben. Wir haben Stufe zwei
    der Bankenunion umgesetzt, indem wir einen gemeinsa-
    men europäischen Restrukturierungsmechanismus auf
    den Weg gebracht haben. Wir sind dabei, Stufe drei der
    Bankenunion umzusetzen, nämlich eine neue Einlagen-
    sicherung auf den Weg zu bringen. Wir haben ein Trenn-
    bankengesetz gemacht. Wir haben die Strafvorschriften
    für Vorstände von Banken verändert. Wir haben Banken
    gezwungen, Testamente zu machen. Wir haben kürzlich
    erst die Lebensversicherungen fit gemacht für die Nied-
    rigzinsphase. Heute werden wir das große Werk Sol-
    vency II, die komplette Neuordnung der Versicherungs-
    aufsicht, auf den Weg bringen, übrigens eines der ganz
    wenigen Projekte, die schon vor der Krise, im Jahr 2005,
    begonnen worden sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das alles ist sehr erstaunlich. Wir haben europäisches
    Recht umgesetzt, wir haben uns in die europäische
    Rechtsetzung eingebracht, indem wir für die Interessen
    unserer Sparkassen, unserer Volksbanken, unserer mit-
    telständischen Banken und unseres Mittelstandes ge-
    kämpft haben, und werden weitere Projekte auf den Weg
    bringen. Wir werden uns mit Schattenbanken beschäfti-
    gen und werden uns im Rahmen des Kleinanlegerschutz-
    gesetzes um den Verbraucherschutz kümmern. Wir ha-
    ben – davon könnte sich der eine oder andere in Europa
    eine Scheibe abschneiden – die Zeit, die wir uns 2008
    mit der Rettung der Finanzsysteme erkauft haben, ge-
    nutzt. Wir haben sie genutzt, um die Finanzmärkte zu





    Ralph Brinkhaus


    (A) (C)



    (D)(B)

    verändern. Wir haben nicht den Anspruch, dass wir per-
    fekt sind, und können auch niemandem garantieren, dass
    es keine weiteren Krisen gibt, aber wir haben daran gear-
    beitet, dass Finanzinstitutionen weniger Fehler machen,
    dass sie krisenfester sind, dass sie besser beaufsichtigt
    werden, als das in der Vergangenheit der Fall war, dass
    sie abgewickelt werden können, ohne ganze Wirtschaf-
    ten mit in den Abgrund zu reißen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn Sie jetzt das Gefühl haben, dass das alles un-
    glaublich viel und unglaublich schnell war, dann können
    Sie sich ungefähr in die Menschen hineinversetzen, die
    das alles umsetzen müssen, nämlich die Mitarbeiterin-
    nen und Mitarbeiter der Banken und Versicherungen, die
    Aufseher, die Wirtschaftsprüfer und die Berater, die
    Zehntausende von Seiten in ihre tägliche praktische Ar-
    beit einbringen müssen. Das ist wahrhaft ein Mammut-
    werk.

    Deswegen wäre meine Bitte, dass wir vielleicht an
    dieser Stelle, an der wir einen ganz großen Schritt nach
    vorne gekommen sind, innehalten und überlegen: Was
    haben wir da eigentlich gemacht? War all das so richtig?
    Welche Auswirkungen hat das auf die Realwirtschaft?
    Können wir noch Kredite an Mittelständler vergeben?
    Können Zins- und Währungsrisiken noch vernünftig ab-
    gesichert werden? Wie sieht es mit der Langfristfinan-
    zierung aus? Wie sieht es – ein ganz aktuelles Thema –
    mit der Finanzierung von Unternehmensgründern und
    Venture Capital aus? Haben wir Widersprüche in diesem
    System, bei diesen unglaublich vielen Initiativen, die
    gleichzeitig gelaufen sind? Haben wir unnütze Bürokra-
    tie aufgebaut? Gibt es noch die Möglichkeit, tatsächlich
    in einer Marktwirtschaft zu agieren, oder ist alles so re-
    guliert, dass man nichts mehr machen kann? Und vor al-
    len Dingen: Welche Veränderungen bringt das in der
    Wirtschaftsstruktur mit sich? Was haben wir eigentlich
    für Auswirkungen bei mittelständischen Unternehmen,
    bei Sparkassen, bei Volksbanken, bei kleinen Versiche-
    rungen? Was bedeutet diese Regulierung für deren Zu-
    kunft?

    Um jetzt wieder auf den Gesetzentwurf zurückzu-
    kommen: Wir haben uns genau des Punktes, den ich als
    Letztes angesprochen habe, angenommen, nämlich: Wir
    wollen durch die unglaubliche Regulierung in diesem
    Gesetz nicht die kleinen und mittleren Versicherungen
    plattmachen. Sie brauchen Luft zum Atmen, müssen
    auch weiterhin ihr Geschäft machen können und sollen
    sich nicht den ganzen Tag damit beschäftigen müssen,
    irgendwelche Meldebögen auszufüllen. Wo wir das
    konnten, haben wir das auch in das Gesetz hineinge-
    schrieben. Weil wir das nicht immer in das Gesetz hi-
    neinschreiben konnten, haben wir in unserem Aus-
    schussbericht den Aufsehern der BaFin mit auf den Weg
    gegeben: Behandelt die Kleinen anders als die Großen,
    erdrückt sie nicht mit Bürokratie, mit Meldevorschrif-
    ten! Das ist uns ganz wichtig. Wir haben zusammen ver-
    einbart, dass wir uns in zwei Jahren ansehen werden, ob
    das auch so gehandhabt wird. Insofern ist eine Nachricht
    und eine Erkenntnis aus diesem ganzen Prozess: Wir
    werden nicht zulassen, dass bei all diesen Regulierungen
    der deutsche Mittelstand auf der Strecke bleibt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Um darunter einmal einen Strich zu ziehen: Wir ver-
    abschieden heute ein großes Gesetzespaket. Das wird
    Versicherungen besser und sicherer machen. Das wird
    die Anlagen von Ihnen allen bei den Versicherungen bes-
    ser schützen. Das wird dazu führen, dass im Falle einer
    Krise eben nicht zuerst der Steuerzahler einspringen
    muss, wie es im Jahr 2008 der Fall war. Das ist gut und
    richtig. Wir haben dieses Gesetz – ich schaue jetzt die
    Berichterstatter Manfred Zöllmer und Anja Karliczek
    und die Opposition an – in einem, glaube ich, sehr ver-
    nünftigen Verfahren entwickelt. Dafür herzlichen Dank!
    Herzlichen Dank auch der Opposition für den konstruk-
    tiven Teil der Kritik, die geäußert worden ist. Herzlichen
    Dank an die Bundesregierung, aber auch an unsere euro-
    päischen Kollegen, die die eigentliche Last bei der
    Schaffung dieses Gesetzes getragen haben, indem sie
    nämlich auf europäischer Ebene mit den entsprechenden
    Richtlinien vorgearbeitet haben. Wir hätten uns vorstel-
    len können, dass das ein bisschen schneller und schlan-
    ker erfolgt; aber okay: Mit so vielen Ländern ist das
    nicht ganz einfach. Wir haben jetzt ein Ergebnis. Damit
    müssen wir arbeiten, und damit werden wir arbeiten.

    Wir werden weitermachen. Wir haben die nächsten
    Projekte – ich habe das bereits erwähnt – vor der Brust.
    Diese werden wir mit dem gleichen Engagement ange-
    hen. Ich denke, auch das wird gut und richtig werden.
    Ich freue mich auf die weiteren Finanzmarktprojekte.

    Wie gesagt: Das, was in den letzten sechs Jahren er-
    reicht worden ist, ist sicherlich eines der bemerkenswer-
    testen Gesamtprojekte, die wir gemacht haben. Noch nie
    ist so schnell so viel gemacht und so viel verändert wor-
    den. Unsere Aufgabe ist es jetzt, dafür zu sorgen, dass
    das auch alles vernünftig umgesetzt wird, dass die Wirt-
    schaftsstrukturen in Deutschland entsprechend erhalten
    bleiben. Dem werden wir uns widmen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun die Kollegin Karawanskij für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Susanna Karawanskij


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Meine Damen und Herren! Nachdem es ja ei-
    nige Zeit etwas ruhig schien, ist in den letzten drei Wo-
    chen doch wieder einiges in den Zeitungen und Zeit-
    schriften zum Thema Versicherungen zu lesen, zum Teil
    mit ganz dramatischen Überschriften wie: „Ausschüttun-
    gen gestoppt“, „Kunden auf Nulldiät“, „Kunden gehen
    leer aus“. Oder wie jüngst im Handelsblatt zu lesen war:
    Lebensversicherer investieren riskanter und schütten
    dennoch weniger Geld an ihre Kunden aus. – Es zeigt





    Susanna Karawanskij


    (A) (C)



    (D)(B)

    sich einmal mehr: Versicherungskunden brauchen eine
    starke Lobby, die dafür sorgt, dass die Kundenansprüche
    und die Kundengelder erhalten bleiben und dass diese
    Gelder nicht der Risikoabsicherung von Versicherungen
    und deren Gewinnmaximierung dienen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Bundesregierung steht hier an der Seite der Versi-
    cherungen, der Versicherungslobby. Wir, die Linke, sind
    an dieser Stelle die Lobby für Versicherte.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es geht heute um ein Gesetz, welches als Solvency-II-
    Richtlinie seinen Ursprung auf der europäischen Ebene
    hat. Diese Richtlinie soll heute mit der Modernisierung
    der Finanzaufsicht über Versicherungen in deutsches
    Recht umgesetzt werden. Das Aufsichtsrecht über Versi-
    cherungen soll harmonisiert werden. Das ist – wir haben
    es gerade gehört – ohne Zweifel ein Mammutprojekt,
    das der Versicherungsbranche einiges abverlangt. Natür-
    lich brauchen diese Umstellungen Zeit. Ob aber die ver-
    anschlagten 16 Jahre und länger der passende Zeitrah-
    men dafür sind, steht auf einem anderen Blatt.

    Als Erkenntnis aus der Finanzmarktkrise sollen die
    Versicherungen einen Großteil ihrer Kapitalanlagen nun
    nach Marktrisiken bewerten und einer strengen und ko-
    ordinierten europäischen Aufsicht unterstellt werden.
    Das ist grundsätzlich zu begrüßen. Aber es muss auch
    dafür gesorgt werden, dass die richtigen Schlussfolge-
    rungen aus der Krise gezogen werden. Das Gesetz soll
    hier für dreierlei sorgen: zum Ersten soll es die syste-
    mischen Finanzmarktrisiken senken, und zwar wir-
    kungsvoll, zum Zweiten soll die Stabilität des Versi-
    cherungssystems ohne den Einsatz von Steuermitteln
    gewährleistet werden, zum Dritten sollen die Verluste
    der Versicherten weitestgehend reduziert werden, also
    Versichertenschutz betrieben werden. Wenn ich mir
    diese Punkte vor Augen führe, komme ich zu dem
    Schluss, dass die Mission gescheitert ist und dass das
    Ziel verfehlt wurde.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich möchte einige Gründe für dieses Scheitern aufzei-
    gen.

    Die Eigenmittelanforderungen an die Versicherungen
    sind ein Kernstück, um für mehr Stabilität zu sorgen. Die
    Versicherungslobby in Brüssel hat dafür gesorgt, dass
    genau diese über die Zeit Stück für Stück eingedampft
    wurden. Sie sind insgesamt zu gering, um im Krisenfall
    wirken zu können. Wenn es hart auf hart kommt, wird
    auch Solvency II nicht vor Insolvenzen in der Versiche-
    rungsbranche schützen können. Hier wird ein Plan B be-
    nötigt.

    Während auf der einen Seite die Eigenmittelanforde-
    rungen der Unternehmen nach unten gedrückt werden,
    bleiben auf der anderen Seite mehr Gewinne, die aus-
    schüttungsfähig sind, im Unternehmen. Das ist für die
    Aktionäre sehr erfreulich; denn sie profitieren von den
    Gewinnausschüttungen. Sie werden im Gegensatz zu
    den Kunden, den Versicherten, bevorzugt behandelt. Ja,
    ich weiß, es gibt eine Ausschüttungssperre für die Divi-
    denden. Die ist allerdings Augenwischerei geblieben.
    Sie kann umgangen werden.

    Sie haben es schon beim Reformgesetz für die Le-
    bensversicherungen letztes Jahr versäumt, dieses Un-
    gleichgewicht zu beenden. Sie beenden es auch jetzt
    nicht. Das geht ungerechterweise zulasten der Kunden.
    Dies ist nicht hinnehmbar. Hier muss der Grundsatz ver-
    folgt werden, dass die Versicherten bei der Zuweisung
    und damit der Auskehrung der Gewinne keinesfalls
    schlechtergestellt werden als Aktionäre.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es ist ein ganz einfaches und nachvollziehbares Prinzip:
    Gelder, die den Kunden zustehen, müssen auch an die
    Kunden ausgezahlt werden – und das nicht nur in ho-
    möopathischen Dosen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Auch was die Senkungen der Finanzmarktrisiken be-
    trifft, bleibt das Gesetz hinter den Erwartungen zurück.
    Wir Linken lehnen es ab, dass Versicherungen das ihnen
    anvertraute Geld der Versicherten in hochspekulative
    Produkte wie Hedgefonds oder Private Equity Fonds an-
    legen können. Es besteht doch weiterhin die Gefahr, dass
    in hochriskante Marktbereiche und Finanzinstrumente
    angelegt wird, was sowohl die Marktrisiken nicht senkt
    als auch die Stabilität der Kundengelder gefährdet. Auch
    dem schiebt Solvency II keinen Riegel vor.

    Es ist brisant, dass mit diesem Gesetz den Versiche-
    rungen im Rahmen der Anlagemöglichkeiten weiter der
    Weg geebnet wird, in den Ausbau der öffentlichen Infra-
    struktur – Stichwort „Gabriel-Plan“ – zu investieren. Wir
    sind strikt dagegen, für private Investitionen in Infra-
    strukturmaßnahmen die Eigenmittelanforderungen der
    Versicherungen zu senken.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Einer Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge
    und Infrastruktur darf hier nicht weiter Vorschub geleis-
    tet werden. Versicherungen hoffen, damit ihre Garantie-
    versprechen leichter erfüllen zu können; aber die Risiken
    tragen letztendlich die Kunden. Hier wird privates Kapi-
    tal durch die Hintertür zu Risikokapital. Das ist kein Ver-
    sichertenschutz, und es beeinträchtigt auch die Finanz-
    marktstabilität.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich habe den Eindruck, dass Herr Gabriel – leider ist
    er gerade nicht da – nichts dazugelernt hat. Wie viele
    deutsche Kommunen haben sich zum Teil in undurch-
    sichtige Finanzspekulationen verrannt, die sich im Nach-
    hinein als grotesk erwiesen haben! Sie stehen nun vor
    den Scherben. Hier wird weiter dem Irrweg von ÖPP-
    Projekten – also der privaten Beteiligung an der öffentli-
    chen Daseinsvorsorge – Vorschub geleistet. Es wird wei-
    ter der Weg beschritten, dass privates Risikokapital in
    die öffentliche Hand geleitet wird.

    Ich frage: Was passiert denn, wenn die Versicherungs-
    leistungen bei den renditeträchtigen, aber riskanten





    Susanna Karawanskij


    (A) (C)



    (D)(B)

    ÖPP-Projekten ausfallen? Wer trägt denn dann die Ver-
    luste? Das muss dann wieder die öffentliche Hand über-
    nehmen. Sie muss die Verluste bzw. Ausfälle ausglei-
    chen. Die Versicherten tragen also nicht nur als Kunden
    die Risiken, sondern sie werden gleichzeitig auch als
    Steuerzahler zur Kasse gebeten. Daraus muss man doch
    die entsprechenden Schlüsse ziehen und darf nicht wei-
    ter falsche Wege beschreiten!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Seit längerem ist bekannt, dass ein Bereich aus den
    Überschusstöpfen, die aus Kundengeldern bestehen
    – die sogenannten freien Rückstellungen für Beitrags-
    rückerstattung, also die freien RfB –, von den Versiche-
    rungen als Eigenmittelersatz genutzt werden kann. An
    dieser Stelle wird die ganze Intransparenz der Über-
    schusstöpfe sichtbar.

    Große Teile der Eigenmittel werden einfach durch
    Kundengelder ersetzt. Dadurch sinkt in der Folge die
    Überschussbeteiligung der Versicherten, sprich: Die Kun-
    den bekommen weniger Geld. Es bleibt völlig unklar,
    wann wie viel von diesem Geld wieder an die Versicher-
    ten zurückfließt und nicht nur in einen Überschusstopf ge-
    bucht, sondern letztendlich auch wieder ausgezahlt wird.

    Sie verstecken sich hinter der formulierten Absicht,
    lediglich die Richtlinie umzusetzen. Jetzt haben Sie die
    Möglichkeit, hier nachzusteuern, sich an die Seite der
    Versicherten zu stellen und für klare Verhältnisse zu sor-
    gen. Sie haben die Möglichkeit, klarzustellen, wie die
    Kundengelder, die in den Überschusstöpfen geparkt
    sind, letztendlich wieder zurückfließen. Das kann näm-
    lich – so, wie es jetzt der Fall ist – nachträglich nicht
    überprüft werden. Auch ist das Ganze nicht durchsichtig.

    Ich möchte es noch einmal betonen: Den Kunden
    werden voreilig Bewertungsreserven gekürzt. Sie müs-
    sen Abstriche hinnehmen, damit Versicherungen über
    ihre freien RfB Eigenmittel bekommen, die sie, wie es
    scheint, auch behalten. Kunden finanzieren ungewollt
    auch noch den Reservepuffer namens Zinszusatzreserve
    mit eigenem Geld. Das ist ein Dreiklang des Kunden-
    schröpfens und keine versichertenfreundliche und trans-
    parente Politik.

    Wir Linke lehnen den Gesetzentwurf ab; denn er ver-
    mag weder Finanzmarktrisiken deutlich zu senken noch
    für ausreichende Stabilität und einen verbesserten Versi-
    chertenschutz zu sorgen. Diesen falschen Weg können
    wir nicht mitgehen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Fehlentscheidung!)