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ID1808310700

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    15. SPD-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/83 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr (Bundeswehr-Attraktivi- tätssteigerungsgesetz – BwAttraktStG) Drucksache 18/3697 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7895 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des Vertei- digungsausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Agnieszka Brugger, Dr. Tobias Lindner, Doris Wagner, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Mehr Gerechtigkeit bei der Entschä- digung von Einsatzunfällen Drucksachen 18/2874, 18/3126 . . . . . . . . . . . 7895 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7895 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7897 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7899 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7901 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7802 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 7904 A Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7905 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7907 C Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7908 D Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7910 C Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7912 B Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7913 A Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungs- positionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst Drucksache 18/3784 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Erfahrungsbericht der Bundes- regierung zum Bundesgleichstellungs- gesetz (Berichtszeitraum 1. Juli 2004 bis 30. Juni 2009) Drucksache 17/4307 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 B c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fünfter Gremienbericht der Bundes- regierung zum Bundesgremienbeset- zungsgesetz (Berichtszeitraum: 30. Juni 2005 bis 30. Juni 2009) Drucksache 17/4308 (neu) . . . . . . . . . . . . 7914 C Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7916 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7917 D Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7920 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7921 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7923 C Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7924 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7925 D Gudrun Zollner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7927 A Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7928 C Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7929 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7931 C Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7932 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7933 C Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Hans-Christian Ströbele, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bericht über das Inhaftierungs- und Verhörprogramm der CIA vollständig und ungeschwärzt übermitteln Drucksache 18/3558 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7934 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7934 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 7935 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 7937 A Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7938 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7938 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 7940 B Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7940 D Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7942 B Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Personalausweisgesetzes zur Einfüh- rung eines Ersatz-Personalausweises und zur Änderung des Passgesetzes Drucksache 18/3831 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7943 B Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7943 C Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7944 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7945 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7947 A Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 7948 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7949 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 7950 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7951 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 7952 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7953 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 7953 B Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Abgeordneten Marcus Weinberg (Hamburg), Christina Schwarzer, Ursula Groden-Kranich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Sönke Rix, Susann Rüthrich, Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch sicherstellen Drucksache 18/3833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7953 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7953 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 7955 A Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7956 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7957 A Christina Schwarzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7958 B Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7959 C Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7960 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7960 D Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Kerstin Kassner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Übernahme der Energienetze durch Stadt- werke erleichtern Drucksache 18/3745 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7961 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7962 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7963 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 7964 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7966 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7967 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 III Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7968 C Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7969 C Florian Post (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7970 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7971 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 7973 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7973 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 7895 (A) (C) (D)(B) 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 7973 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 30.01.2015 Dr. Brandl, Reinhard CDU/CSU 30.01.2015 Dr. Castellucci, Lars SPD 30.01.2015 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 30.01.2015 Gabriel, Sigmar SPD 30.01.2015 Groß, Michael SPD 30.01.2015 Groth, Annette DIE LINKE 30.01.2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 30.01.2015 Dr. Hendricks, Barbara SPD 30.01.2015 Henn, Heidtrud SPD 30.01.2015 Hochbaum, Robert CDU/CSU 30.01.2015 Hübinger, Anette CDU/CSU 30.01.2015 Jelpke, Ulla DIE LINKE 30.01.2015 Jung, Andreas CDU/CSU 30.01.2015 Kaczmarek, Oliver SPD 30.01.2015 Kapschack, Ralf SPD 30.01.2015 Kiesewetter, Roderich CDU/CSU 30.01.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2015 Kühn-Mengel, Helga SPD 30.01.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 30.01.2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 30.01.2015 Ludwig, Daniela CDU/CSU 30.01.2015 Lühmann, Kirsten SPD 30.01.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 30.01.2015 Özoğuz, Aydan SPD 30.01.2015 Rawert, Mechthild SPD 30.01.2015 Dr. Scheer, Nina SPD 30.01.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 30.01.2015 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 30.01.2015 Schwabe, Frank SPD 30.01.2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 30.01.2015 Storjohann, Gero CDU/CSU 30.01.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 30.01.2015 Tank, Azize DIE LINKE 30.01.2015 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 30.01.2015 Weber, Gabi SPD 30.01.2015 Wegner, Kai CDU/CSU 30.01.2015 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 30.01.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 1. bis 5. Oktober 2012 Drucksachen 18/3522, 18/3762 Nr. 1.1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit Deutschlands 2014 Drucksache 18/760 (neu) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung und Innovation 2014 Drucksache 18/1510 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7974 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 (A) (C) (B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Die neue Hightech-Strategie – Innovationen für Deutschland Drucksache 18/2497 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3765 Nr. A.1 Ratsdokument 16046/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.2 Ratsdokument 16391/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.105 EP P7_TA-PROV(2013)0380 Drucksache 18/419 Nr. A.106 EP P7_TA-PROV(2013)0381 Drucksache 18/419 Nr. A.107 Ratsdokument 12773/13 Drucksache 18/3362 Nr. A.10 Ratsdokument 11620/14 Drucksache 18/3477 Nr. A.3 Ratsdokument 14908/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.1 Ratsdokument 15075/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.2 Ratsdokument 15193/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.3 Ratsdokument 15365/14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/1524 Nr. A.10 Ratsdokument 8925/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.11 Ratsdokument 8997/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.51 Ratsdokument 11112/14 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 83. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 16, ZP 7 Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz TOP 17 Gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen TOP 18 Aufklärung der Foltervorwürfe gegen die CIA TOP 19 Personalausweisgesetz TOP 20 Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch TOP 21 Rekommunalisierung von Energienetzen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen

    und Kollegen! Liebe Besucher auf den Tribünen! Es ist
    Teil der menschlichen Zivilisationsgeschichte, es sollte
    fraktionsübergreifend unser aller Ziel sein, Gewalt aus
    zwischenmenschlichen, aus politischen und aus gesell-
    schaftlichen Beziehungen zu verdrängen. Sexueller
    Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist eine be-
    sonders schreckliche Form von Gewalt; er ist ein funda-
    mentaler Eingriff in das Recht auf freie Entfaltung der
    Persönlichkeit und körperliche Unversehrtheit und steht
    damit in eklatantem Widerspruch zu unserer Verfassung
    und zur UN-Kinderrechtskonvention.

    Sexueller Missbrauch von Kindern ist dabei kein Pro-
    blem, das nur in – ich zitiere Pastor Klaus Mertes –
    „männerbündisch verengten homosozialen Strukturen
    des Klerus“ stattfindet; er ist ein gesellschaftliches Pro-
    blem mit vielen Gesichtern. Er kann an staatlichen Ein-
    richtungen wie an privaten Einrichtungen stattfinden. Ja,
    wir wissen auch: Die meisten Fälle betreffen am Ende
    den familiären Raum.

    Strafrechtlich werden sexueller Missbrauch von Kin-
    dern und Misshandlung von Schutzbefohlenen aus Sicht
    der Linken angemessen geahndet – sofern die Tat be-
    kannt ist; Sie haben völlig zu Recht die hohe Dunkelzif-
    fer angesprochen.

    Der Missbrauch von Schutzbefohlenen verursacht
    gravierende seelische Wunden, verursacht Scham und
    Angst. Die Betroffenen leiden meist im Stillen. Nur we-
    nige finden den Mut und die Kraft, sich als Kind oder
    später im Erwachsenenalter anderen anzuvertrauen. Dies
    ist jedoch die Voraussetzung dafür, betroffenen Men-
    schen Unterstützung dabei zu bieten, Traumata zu verar-
    beiten und einen Umgang mit dem Erlebten zu finden.
    Was die Schaffung einer Kultur angeht, die es den Men-
    schen ermöglicht, sich zu offenbaren und einen Umgang
    zu finden, sind wir in den letzten Jahren sicherlich wei-
    tergekommen.

    Erst durch das Bekanntwerden der Tat haben Strafver-
    folgungsbehörden – bei aller Verschärfung des Straf-
    rechts – die Chance, die Täter anzuklagen und die Kons-
    titutionsbedingungen der Tätersysteme zu analysieren
    und diese abzuschaffen. Hierfür braucht es Institutionen,
    die einen transparenten politischen und gesellschaftli-
    chen Diskurs überhaupt erst ermöglichen und anhand der
    Bearbeitung konkreter Fälle die systematischen Bedin-
    gungen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugend-
    lichen überwinden.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Mit dem Bekanntwerden der Missbrauchsstrukturen
    am Berliner Canisius-Kolleg, an der Odenwaldschule,
    aber auch an den Jugendwerkhöfen, der Nordkirche und
    in vielen weiteren Fällen in den letzten fünf Jahren trat
    der Widerspruch zwischen Anspruch und Realität ekla-
    tant zutage. Die daraufhin seit 2010 geführte Debatte
    über Aufklärung, Opferinteressen, Täterbestrafung, Ur-
    sachenforschung, Entschädigung, Institutionswandel
    und eine offene Kultur, aber auch über Prävention haben
    wir immer unterstützt und befördert. Durch die Arbeit
    des Runden Tisches und des Unabhängigen Beauftragten
    wurden erste notwendige Reformen initiiert. Ich schließe
    mich dem Dank an Herrn Rörig an.


    (Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es hat sich allerdings gezeigt, dass beide Instrumente
    dem Umfang der notwendigen Aufarbeitung alleine
    nicht gewachsen waren. Hier, Herr Weinberg, gibt es
    noch ein Stück weit Differenz zwischen uns. Die Aufar-
    beitung von Missbrauch in Institutionen stellt diese
    selbst und ihren soziopolitischen Kontext infrage. Das
    ist notwendig und auch gut so, führt aber auch zu Ab-
    wehrreaktionen bzw. Abwehrreflexen. Betroffene Insti-
    tutionen verweigern noch immer die Aufarbeitung von
    Unrecht unter dem eigenen Dach. Aufklärungsprozesse
    werden durch zu schwache Untersuchungsrechte er-
    schwert, Akteneinsichten verwehrt oder Unterlagen ver-
    nichtet.

    Den vom Unabhängigen Beauftragten erarbeiteten
    Vorschlag für eine Kommission zur Aufarbeitung von
    Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendli-
    chen begrüßen wir als Linke ebenfalls. Damit diese
    Kommission mit der dem Thema angemessenen Schlag-
    kraft ausgestattet wird, bedarf es folgender vier Ergän-
    zungen bzw. Änderungen Ihres Antrags, liebe Kollegin-
    nen und Kollegen der Koalition.

    Erstens. Die Kommission muss auf gesetzlicher
    Grundlage konstituiert werden. Dies stärkt die Unabhän-
    gigkeit und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit. Not-
    wendig ist eine Evaluation der Handlungsspielräume
    und Grenzen einer solchen Kommission zu Beginn der
    19. Legislaturperiode.

    Zweitens. Die Kommission benötigt eine tragfähige
    und langfristige Finanzierungsgrundlage zur Bewälti-
    gung ihrer Aufgaben.

    Drittens. Die angedachte Befristung der Arbeit der
    Kommission bis zum März 2019 ist völlig unzureichend,
    genauso wie die Formulierung in Ihrem Antrag, dass es
    nur um Fälle der Vergangenheit geht; denn sexueller
    Missbrauch ist auch nach 2010 Thema geblieben und
    wird es auch in Zukunft sein. Die Linke spricht sich des-
    wegen für die Einrichtung einer dauerhaften Kommis-





    Norbert Müller (Potsdam)



    (A) (C)



    (D)(B)

    sion zur Bearbeitung auch gegenwärtiger und zukünfti-
    ger Fälle aus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Viertens. Sexueller Missbrauch von Kindern ist ein
    umfangreiches Problemfeld. Die Kommission muss ihre
    Arbeit auf Themenbereiche konzentrieren – darin sind
    wir uns einig – und diese in Zusammenarbeit mit dem
    Unabhängigen Beauftragten und dem Betroffenenbeirat
    regelmäßig überprüfen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn diese vier Bedingungen Eingang finden, liebe
    Kolleginnen und Kollegen der Koalition, wird die Linke
    Ihre Forderung nach Aufarbeitung als Ziel anerkennen
    und ein gemeinsames Vorgehen mittragen. Wir freuen
    uns auf die Beratungen im Ausschuss.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Norbert Müller. – Nächste Rednerin in

der Debatte ist Susann Rüthrich von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Susann Rüthrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Vor allem liebe Gäste! Liebe Betroffene! Vie-
    len Dank, dass Sie heute an unserer Debatte teilnehmen.

    Vor fünf Jahren hallte ein Aufschrei durch das Land.
    Der Leiter einer Berliner Bildungseinrichtung entschul-
    digte sich bei seinen Schülern für die jahrelange sexuelle
    Gewalt, die ihnen in dieser Einrichtung angetan wurde.
    Viele weitere Opfer fanden daraufhin den Mut, das ihnen
    angetane Leid ebenfalls öffentlich zu machen. Ich denke,
    ich spreche für uns alle: Wir erschraken über diese Art
    von Beziehungstaten von Menschen, die ein enges Ver-
    hältnis zu Kindern und Jugendlichen hatten. Da wären
    eigentlich Schutz und Begleitung beim Erwachsenwer-
    den zu erwarten gewesen. Stattdessen missbrauchten
    diese Erwachsenen ihre Macht und taten ihren Schützlin-
    gen furchtbare Gewalt an. Opfer wurden sichtbar, Täter
    und Täterinnen ebenfalls. Doch oft wussten viel mehr
    Menschen im Umfeld von dem, was geschah. Doch auch
    sie schützten die Kinder nicht.

    Warum? Warum schaut man weg? Warum macht man
    offene Geheimnisse nicht zum Thema? Warum sind
    Schweigen und Tatenlosigkeit offenbar leichter zu ertra-
    gen, als Verantwortung zu übernehmen und Kindern das
    Leid zu ersparen, Opfer sexueller Gewalt zu werden?
    Antworten auf diese Fragen zu finden, das ist für mich
    der Grund, eine unabhängige Aufarbeitungskommission
    einzurichten.

    Wie wichtig das ist, zeigt sich, wenn wir kurz darüber
    nachdenken, was passieren würde, wenn wir nicht zu-
    rückschauen würden. Weitere Kinder würden Opfer, und
    zwar auf genau dieselbe Art und Weise, wie es viel zu
    viele vor ihnen wurden. Täter und Täterinnen könnten
    sich weiter sicher sein, dass unsere Scham, unsere blin-
    den Flecken und unser Nicht-Wahrhaben-Wollen sie de-
    cken.

    Der Schutz und die Hilfe für die heutigen Kinder wä-
    ren ohne sicheres Fundament, und die Prävention wäre
    an vielen Stellen zwar gut gemeint, aber nicht gut. Herr
    Rörig, der Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung
    des sexuellen Kindesmissbrauchs, sagte dazu an diesem
    Montag:

    Solange nicht alle uns bekannten Handlungsmög-
    lichkeiten ausgeschöpft werden, bleibt Missbrauch
    weiterhin ein Skandal in Deutschland!

    Genau so ist es.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Kommission wird zeigen, wo und wie wir unsere
    Möglichkeiten besser ausschöpfen können, um sexuelle
    Ausbeutung und Gewalt zu verhindern.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir versetzen also
    den Unabhängigen Beauftragen in den Stand, die Aufar-
    beitung zu starten, ein Konzept zu erstellen, Fachleute
    aus verschiedenen Professionen zu benennen und uns bis
    zum Ende seiner aktuellen Amtszeit 2019 Empfehlungen
    zu geben, was praktisch und politisch getan werden
    muss, um sexuelle Gewalt an Kindern zu verhindern,
    und zwar in allen Bereichen, in Familien, im sozialen
    Umfeld, in Institutionen, bei Menschen mit und ohne
    Behinderung.

    Es wird Anhörungen geben. Bisher vorgelegte Stu-
    dien und Aufarbeitungsakten werden gesammelt, gebün-
    delt, ausgewertet. Es wird selbst geforscht und recher-
    chiert, und am Ende wird uns ein Ergebnis vorgelegt.
    Doch es ist nicht nur wichtig, dass das gemacht wird,
    sondern es kommt darauf an, wie es gemacht wird. Da
    kommt es eben nicht nur auf das Konzept an, das jetzt
    erarbeitet wird, sondern es kommt auf uns an. Dabei rede
    ich noch nicht einmal davon, dass die Aufarbeitung Geld
    kosten wird, Geld, das wir alle werden aufbringen müs-
    sen, weil es sich um eine gesamtgesellschaftliche Auf-
    gabe handelt.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Viel mehr als vom Geld rede ich aber davon, dass die
    Kommission unsere dauerhafte und starke Unterstützung
    brauchen wird, und zwar gerade dann, wenn es schwer
    wird, sich dem zu stellen, was da auf den Tisch kommt.
    Es ist heute kaum absehbar, was genau zum Vorschein
    kommen wird. Allein die Aufarbeitung von einzelnen
    Fällen in einzelnen Institutionen ist schnell viel funda-
    mentaler geworden, als sich das die Beteiligten vorher
    gedacht haben.

    Wie wird es dann erst sein, wenn wir alles zusammen
    betrachten, wenn der gesellschaftliche Rahmen ange-
    schaut wird, in dem sexuelle Gewalt an Kindern möglich
    wird? Genau dann werden wir stark sein müssen, und





    Susann Rüthrich


    (A) (C)



    (D)(B)

    zwar nicht in der Abwehr, sondern indem wir Verant-
    wortung übernehmen.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Am Ende steht für mich noch eines: Auch wenn die
    Arbeit der Kommission zeitlich begrenzt ist, haben wir
    hier eine Daueraufgabe vor uns, wenn wir den Skandal,
    den ich anfangs erwähnte, tatsächlich beenden wollen;
    denn es wird wohl neue Fälle geben – leider. Es wird
    aber auch gesellschaftliche Veränderungen geben, viel-
    leicht zum Glück. Es wird zu prüfen sein, wie und ob die
    gewonnenen Erkenntnisse wirken. Um dem gerecht zu
    werden, braucht es den Unabhängigen Beauftragten zur
    Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs unab-
    hängig von Legislaturen und Amtszeiten auf Dauer.

    Vielen Dank.


    (Beifall im ganzen Hause)