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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/83 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr (Bundeswehr-Attraktivi- tätssteigerungsgesetz – BwAttraktStG) Drucksache 18/3697 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7895 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des Vertei- digungsausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Agnieszka Brugger, Dr. Tobias Lindner, Doris Wagner, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Mehr Gerechtigkeit bei der Entschä- digung von Einsatzunfällen Drucksachen 18/2874, 18/3126 . . . . . . . . . . . 7895 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7895 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7897 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7899 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7901 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7802 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 7904 A Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7905 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7907 C Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7908 D Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7910 C Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7912 B Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7913 A Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungs- positionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst Drucksache 18/3784 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Erfahrungsbericht der Bundes- regierung zum Bundesgleichstellungs- gesetz (Berichtszeitraum 1. Juli 2004 bis 30. Juni 2009) Drucksache 17/4307 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 B c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fünfter Gremienbericht der Bundes- regierung zum Bundesgremienbeset- zungsgesetz (Berichtszeitraum: 30. Juni 2005 bis 30. Juni 2009) Drucksache 17/4308 (neu) . . . . . . . . . . . . 7914 C Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7916 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7917 D Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7920 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7921 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7923 C Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7924 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7925 D Gudrun Zollner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7927 A Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7928 C Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7929 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7931 C Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7932 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7933 C Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Hans-Christian Ströbele, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bericht über das Inhaftierungs- und Verhörprogramm der CIA vollständig und ungeschwärzt übermitteln Drucksache 18/3558 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7934 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7934 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 7935 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 7937 A Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7938 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7938 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 7940 B Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7940 D Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7942 B Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Personalausweisgesetzes zur Einfüh- rung eines Ersatz-Personalausweises und zur Änderung des Passgesetzes Drucksache 18/3831 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7943 B Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7943 C Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7944 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7945 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7947 A Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 7948 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7949 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 7950 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7951 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 7952 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7953 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 7953 B Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Abgeordneten Marcus Weinberg (Hamburg), Christina Schwarzer, Ursula Groden-Kranich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Sönke Rix, Susann Rüthrich, Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch sicherstellen Drucksache 18/3833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7953 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7953 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 7955 A Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7956 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7957 A Christina Schwarzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7958 B Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7959 C Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7960 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7960 D Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Kerstin Kassner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Übernahme der Energienetze durch Stadt- werke erleichtern Drucksache 18/3745 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7961 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7962 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7963 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 7964 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7966 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7967 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 III Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7968 C Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7969 C Florian Post (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7970 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7971 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 7973 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7973 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 7895 (A) (C) (D)(B) 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 7973 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 30.01.2015 Dr. Brandl, Reinhard CDU/CSU 30.01.2015 Dr. Castellucci, Lars SPD 30.01.2015 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 30.01.2015 Gabriel, Sigmar SPD 30.01.2015 Groß, Michael SPD 30.01.2015 Groth, Annette DIE LINKE 30.01.2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 30.01.2015 Dr. Hendricks, Barbara SPD 30.01.2015 Henn, Heidtrud SPD 30.01.2015 Hochbaum, Robert CDU/CSU 30.01.2015 Hübinger, Anette CDU/CSU 30.01.2015 Jelpke, Ulla DIE LINKE 30.01.2015 Jung, Andreas CDU/CSU 30.01.2015 Kaczmarek, Oliver SPD 30.01.2015 Kapschack, Ralf SPD 30.01.2015 Kiesewetter, Roderich CDU/CSU 30.01.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2015 Kühn-Mengel, Helga SPD 30.01.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 30.01.2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 30.01.2015 Ludwig, Daniela CDU/CSU 30.01.2015 Lühmann, Kirsten SPD 30.01.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 30.01.2015 Özoğuz, Aydan SPD 30.01.2015 Rawert, Mechthild SPD 30.01.2015 Dr. Scheer, Nina SPD 30.01.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 30.01.2015 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 30.01.2015 Schwabe, Frank SPD 30.01.2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 30.01.2015 Storjohann, Gero CDU/CSU 30.01.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 30.01.2015 Tank, Azize DIE LINKE 30.01.2015 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 30.01.2015 Weber, Gabi SPD 30.01.2015 Wegner, Kai CDU/CSU 30.01.2015 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 30.01.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 1. bis 5. Oktober 2012 Drucksachen 18/3522, 18/3762 Nr. 1.1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit Deutschlands 2014 Drucksache 18/760 (neu) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung und Innovation 2014 Drucksache 18/1510 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7974 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 (A) (C) (B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Die neue Hightech-Strategie – Innovationen für Deutschland Drucksache 18/2497 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3765 Nr. A.1 Ratsdokument 16046/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.2 Ratsdokument 16391/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.105 EP P7_TA-PROV(2013)0380 Drucksache 18/419 Nr. A.106 EP P7_TA-PROV(2013)0381 Drucksache 18/419 Nr. A.107 Ratsdokument 12773/13 Drucksache 18/3362 Nr. A.10 Ratsdokument 11620/14 Drucksache 18/3477 Nr. A.3 Ratsdokument 14908/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.1 Ratsdokument 15075/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.2 Ratsdokument 15193/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.3 Ratsdokument 15365/14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/1524 Nr. A.10 Ratsdokument 8925/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.11 Ratsdokument 8997/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.51 Ratsdokument 11112/14 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 83. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 16, ZP 7 Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz TOP 17 Gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen TOP 18 Aufklärung der Foltervorwürfe gegen die CIA TOP 19 Personalausweisgesetz TOP 20 Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch TOP 21 Rekommunalisierung von Energienetzen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Irene Mihalic


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

    Liebe Kollegen! Natürlich: Nicht erst die schrecklichen
    Anschläge von Paris machen Maßnahmen gegen den
    Terrorismus notwendig; das ist völlig richtig. Das ist
    eine Debatte, die wir schon viel länger und auch völlig
    zu Recht führen. Dabei ist aber eine Sache ganz beson-
    ders wichtig: eben nicht in Aktionismus zu verfallen,
    sondern die Terrorgefahr sauber zu analysieren, Kräfte
    und Kompetenzen in der Sache zu bündeln und sorgfäl-
    tig Maßnahmen zu entwickeln, die wirklich greifen, Herr
    Minister.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Leider geht Ihr Gesetzentwurf zum Terroristen-Perso-
    nalausweis völlig am Thema vorbei. Sie betreiben hier
    eine unausgegorene Symbolpolitik, mit der Sie hektisch
    zu überdecken versuchen, dass Sie weder gründlich ana-
    lysieren noch die Maßnahmen irgendwie koordinieren
    und dass Sie alles in allem keine richtige Antiterrorstra-
    tegie haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Der Ersatz-Personalausweis für Terroristen ist nicht
    nur sicherheitspolitisch vollkommen nutzlos und rechts-
    staatlich fragwürdig, sondern das Ganze ist auch noch
    gefährlich. Ich will Ihnen ein praktisches Beispiel nen-
    nen: Angenommen, Sie haben einen Gefährder ermittelt,
    also einen mutmaßlichen Terroristen; es soll ja eine statt-
    liche dreistellige Anzahl von Personen geben, die die
    Absicht haben, nach Syrien auszureisen. Jetzt fordern
    Sie diese Person auf Grundlage des neuen Gesetzes auf,
    den alten Personalausweis abzugeben und gegen einen
    Ersatz-Personalausweis einzutauschen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen Gebühr!)


    Was glauben Sie denn, was dann passiert? Glauben
    Sie denn tatsächlich, er geht dann brav zum Bürgeramt,
    um dort seinen Personalausweis abzugeben? Wohl eher
    nicht. Glauben Sie, dass der mutmaßliche Terrorist völ-
    lig geknickt seine Pläne einfach so aufgeben wird? Wohl
    kaum. Er wird doch vielmehr sagen: Jetzt oder nie. Er
    wird versuchen, alles, was er vorhatte, also eben auch
    die Ausreise, sofort in die Tat umzusetzen, und zwar vor
    dem Zugriff der Sicherheitsbehörden. Das kann nicht in
    unserem Interesse sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)

    Es gibt noch ein weiteres praktisches Problem. Neh-
    men wir einmal an, der mutmaßliche Terrorist geht
    tatsächlich zum Amt, um sich diesen Ersatz-Personal-
    ausweis abzuholen. Ohne große Fantasie lässt sich vo-
    raussehen – das hat Kollege Tempel schon angespro-
    chen –, dass der richtige Personalausweis dann plötzlich
    verloren gegangen ist, gestohlen gemeldet wird, auf je-
    den Fall irgendwie abhandengekommen ist. Jedenfalls
    können Sie ganz sicher sein, dass der verschwundene
    Ausweis wieder auftaucht und die Person ihn munter
    weiter nutzen und auch bei der Ausreise an der Grenze
    vorlegen wird. Es wird wohl kaum einen mutmaßlichen
    Dschihadisten geben, der an den EU-Außengrenzen die-
    sen Terror-Ersatzausweis vorlegen wird.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht wirklich!)


    Das glauben Sie doch nicht ernsthaft. Dieser Gesetzent-
    wurf ist völlig realitätsfern.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Sie bewirken mit diesem Ersatz-Personalausweis im
    Wesentlichen zwei Dinge:

    Erstens. Sie desensibilisieren die Grenzbeamten.
    Denn wieso sollte ein Kontrolleur einen richtigen Perso-
    nalausweis in den Datenbanken, zum Beispiel in der Da-
    tenbank verlorener oder gestohlener Reisedokumente,
    überprüfen, wenn er erwartet, dass er einen Terroristen
    gleich am Ersatz-Personalausweis erkennt?


    (Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    Zweitens. Sie fördern mit diesem Gesetz die Radikali-
    sierung solcher Leute. Denn am Ende sind die Gefährder
    vielleicht sogar noch stolz darauf, mit einem amtlichen
    Dokument endlich als IS-treue Dschihadisten eingestuft
    zu werden. Mit der Übergabe des Ersatz-Personalaus-
    weises machen Sie aus einem Gefährder einen staatlich
    anerkannten Terroristen. Das muss so manchem ja wie
    eine Auszeichnung vorkommen. Aber das ist das Gegen-
    teil von Gefahrenabwehr.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Statt diesem Irrweg weiter zu folgen, sollten Sie Ihre
    Hausaufgaben machen. Sorgen Sie endlich dafür, dass
    die Sicherheitsbehörden vor allen Dingen personell ver-
    nünftig ausgestattet sind.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    Gewährleisten Sie möglichst dichte Kontrollen bei der
    Ausreise aus dem Schengen-Gebiet. Legen Sie endlich
    ein mit den Ländern wirklich abgestimmtes Präventions-
    und Deradikalisierungskonzept vor. Die Länder haben
    dazu ja schon Initiativen angekündigt. Deswegen: Ver-
    harren Sie da bitte nicht in der Zuschauerrolle, sondern
    gestalten und koordinieren Sie diesen Prozess aktiv mit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)






    Irene Mihalic


    (A) (C)



    (D)(B)

    Und: Ziehen Sie diesen Gesetzentwurf bitte schnellst-
    möglich zurück, damit er keinen Schaden anrichtet.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die innere Sicher-
    heit ist ein hohes Gut. Sie darf nicht durch aktionistische
    Symbolpolitik, die auch noch rechtsstaatlich fragwürdig
    ist, in Gefahr gebracht werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Da müssen Sie ja selber lachen!)


    Eine Sache möchte ich gerne noch ansprechen, weil
    ich sie zugegebenermaßen recht amüsant fand. Man
    konnte neulich auf Twitter sinngemäß die Frage lesen:
    Wir haben biometrische Ausweise wegen der Terrorge-
    fahr, und mutmaßlichen Terroristen nehmen wir sie jetzt
    weg?


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Frage!)


    Ich finde, sie bringt die Widersprüchlichkeit Ihrer Anti-
    terrorpolitik richtig schön auf den Punkt. Vielleicht den-
    ken Sie auch darüber noch einmal nach.

    Ganz herzlichen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächster Redner in der

Debatte – jetzt sind Sie dran –: Clemens Binninger für
die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Clemens Binninger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

    gen! Man überlegt sich ja immer, wie man in eine Rede
    einsteigt. Ihr Beitrag, Frau Kollegin Mihalic, veranlasst
    mich dazu, mein Konzept zu ändern und gleich auf Ihre
    Rede einzugehen.


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür bin ich sehr dankbar! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, die hat gesessen! Das fand ich auch!)


    Man kann ja in der Sache unterschiedlicher Meinung
    sein; das wird nie ganz ausbleiben. Dass Sie aber in die-
    ser Art und Weise, so ironisierend, über eine Bedro-
    hungslage, die uns allen Sorgen macht, und über dieses
    Gesetzesvorhaben reden,


    (Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo war denn da die Ironie?)


    die Gefahrenlage mit keinem Wort beschreiben und so
    tun, als ob wir hier einfach irgendetwas machen, geht
    völlig an der Realität und an der Bedrohungslage vorbei.
    Völlig!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber so ist es doch! Genau so ist es! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Scheinpolitik!)


    Dann haben Sie auch noch munter alles Mögliche
    durcheinandergeworfen. Sie haben zum Beispiel das
    Thema Biometrie angesprochen. Der biometrische Rei-
    sepass ist unter Rot-Grün auf den Weg gebracht worden,
    und zwar von Otto Schily mit dankbarer Unterstützung
    der Grünen;


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie das jetzt etwa zurückholen, oder was?)


    damals haben Sie noch eine vernünftige Innenpolitik ge-
    macht. Das Thema Biometrie haben Sie mit dem Ersatz-
    ausweis vermischt. Das passt nicht. Es geht hierbei näm-
    lich auch darum – vielleicht finden Sie ja, da sollte man
    auch ironisieren –, eine Resolution des Sicherheitsrates
    der Vereinten Nationen umzusetzen, in der alle Staaten
    aufgefordert werden, alles Mögliche zu tun, um Reisebe-
    wegungen von Terrorverdächtigen zu erschweren bzw.
    zu unterbinden. Genau das tun wir mit diesem Gesetz.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann verstärken Sie doch die Kontrollen an den Schengen-Außengrenzen! – Frank Tempel [DIE LINKE]: Das ist ungeeignet!)


    Da Sie immer wieder auf unseren gemeinsamen Be-
    rufsstand abheben, sage ich Ihnen: Sie alle wissen – da
    sollten wir redlich miteinander umgehen –, dass es kein
    Gesetz gibt, mit dem man alle Ziele erreichen kann;


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, dann tun Sie nicht so!)


    das behauptet auch niemand. Da wir aber wissen, dass es
    in Europa 3 500 Terrorverdächtige gibt, die in die
    Kampfgebiete des IS reisen und dort mutmaßlich mit-
    kämpfen, dass es alleine in Deutschland


    (Frank Tempel [DIE LINKE]: 20 in Deutschland!)


    – wenn wir nur 20 entdeckt haben, macht es das nicht
    besser – 600 Gefährder gibt, die dorthin reisen – Ten-
    denz zunehmend –, dass für diese Reise kein Reisepass
    mehr notwendig ist, weil diese Krisenregion nicht am
    Hindukusch, sondern direkt am Mittelmeer liegt und für
    die Reise dorthin der Personalausweis ausreicht, muss
    man doch darüber nachdenken, wie man diese Reisebe-
    wegungen erschweren oder – noch besser – verhindern
    kann, indem man im Hinblick auf den Personalausweis
    etwas verändert. Genau das tun wir. Da gibt es doch kei-
    nen Grund, zu ironisieren. Ich sehe einen solchen Grund
    nirgends.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Jetzt zu der Frage: Was tun wir? Kollege Tempel, ich
    habe vorhin einen Zwischenruf gemacht, weil Sie sugge-
    riert haben, man könne die Ausreise heute schon unter-
    sagen





    Clemens Binninger


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Abg. Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


    – ich habe heute keine Zeit; sonst immer gerne –


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich kann ja Herrn Mayer fragen! – Frank Tempel [DIE LINKE]: Ich habe nicht gesagt: „heute schon“!)


    und man müsse, da das ja gespeichert sei, den Personal-
    ausweis nicht entziehen.


    (Frank Tempel [DIE LINKE]: Ich habe nicht gesagt: „heute schon“! Das ist falsch!)


    – So klang es aber. – Das stellt uns vor ein Problem:
    Wenn wir auf EU-Ebene etwas dagegen tun wollten,
    würde das zweieinhalb Jahre dauern. Deshalb ist der
    richtige Weg: Es muss aus dem Dokument ersichtlich
    sein, dass eine Person nicht reisen darf. Dafür ist die
    Ausstellung eines Ersatzausweises bei Entziehung des
    alten Personalausweises genau das richtige Instrument.
    Das wird funktionieren; das ist der richtige Ansatz.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den legt er doch gar nicht erst vor!)


    Vor allen Dingen aber, Frau Kollegin, ist dies ein An-
    satz, der sofort umgesetzt werden kann. Wenn Sie den
    Schengen-Kodex ändern wollten, müssen Sie dafür min-
    destens zweieinhalb Jahre veranschlagen. Das können
    wir uns angesichts der Bedrohungslage nicht erlauben;
    das wäre unverantwortlich.

    Richtig ist: Das ist nur ein Baustein, so wie die UN-
    Resolution auch verlangt, Fluggastdaten auszutauschen.
    Das wollen Sie ja auch nicht; aber die UN-Resolution
    verlangt es. Es ist eine Reihe von Bausteinen notwendig,
    um dieser Terrorgefahr Herr zu werden. Heute debattie-
    ren wir über einen Baustein, der wichtig ist und der
    funktionieren wird.


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zeigen Sie mal die Stelle in der Resolution, wo ein Ersatzausweis gefordert wird!)


    Natürlich reicht das allein nicht aus, natürlich gehören
    andere Dinge dazu: Terrorabwehrzentrum, Antiterrorda-
    tei und andere Maßnahmen, über die wir noch zu spre-
    chen haben. Aber es muss uns doch eines leiten, Kolle-
    gen: Wir müssen als Gesetzgeber die Voraussetzungen
    dafür schaffen, dass die Sicherheitsbehörden in der Lage
    sind, Terrorverdächtige ins Visier zu nehmen – nicht Un-
    beteiligte, sondern Terrorverdächtige. Von denen müssen
    wir dann so viel wissen wie möglich – mit wem sie tele-
    fonieren, wohin das Geld fließt –, und wir müssen ihnen
    das Reisen erschweren. An diesem Ansatz kann man ei-
    gentlich nicht herumkritteln. Deshalb habe ich Ihren
    Beitrag wirklich hinten und vorne nicht verstanden.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie noch einmal im Protokoll nachlesen! – Abg. Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


    – Für dich gilt das Gleiche: Ich habe heute keine Zeit.

    Der vorliegende Gesetzentwurf ist, wie gesagt, ein
    wichtiger Schritt auf dem Weg zur Bekämpfung des Ter-
    rorismus, andere werden folgen. Die Ausstattung der Si-
    cherheitsbehörden gehört natürlich immer mit dazu, Prä-
    vention gehört ebenfalls dazu. Es geht um ein Paket an
    Maßnahmen. Ich bin dankbar, dass die Bundesregierung
    hier einen guten und wichtigen Schritt gemacht hat.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)