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ID1808300100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/83 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr (Bundeswehr-Attraktivi- tätssteigerungsgesetz – BwAttraktStG) Drucksache 18/3697 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7895 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des Vertei- digungsausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Agnieszka Brugger, Dr. Tobias Lindner, Doris Wagner, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Mehr Gerechtigkeit bei der Entschä- digung von Einsatzunfällen Drucksachen 18/2874, 18/3126 . . . . . . . . . . . 7895 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7895 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7897 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7899 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7901 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7802 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 7904 A Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7905 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7907 C Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7908 D Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7910 C Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7912 B Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7913 A Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungs- positionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst Drucksache 18/3784 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Erfahrungsbericht der Bundes- regierung zum Bundesgleichstellungs- gesetz (Berichtszeitraum 1. Juli 2004 bis 30. Juni 2009) Drucksache 17/4307 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 B c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fünfter Gremienbericht der Bundes- regierung zum Bundesgremienbeset- zungsgesetz (Berichtszeitraum: 30. Juni 2005 bis 30. Juni 2009) Drucksache 17/4308 (neu) . . . . . . . . . . . . 7914 C Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7916 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7917 D Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7920 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7921 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7923 C Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7924 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7925 D Gudrun Zollner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7927 A Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7928 C Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7929 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7931 C Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7932 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7933 C Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Hans-Christian Ströbele, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bericht über das Inhaftierungs- und Verhörprogramm der CIA vollständig und ungeschwärzt übermitteln Drucksache 18/3558 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7934 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7934 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 7935 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 7937 A Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7938 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7938 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 7940 B Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7940 D Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7942 B Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Personalausweisgesetzes zur Einfüh- rung eines Ersatz-Personalausweises und zur Änderung des Passgesetzes Drucksache 18/3831 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7943 B Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7943 C Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7944 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7945 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7947 A Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 7948 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7949 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 7950 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7951 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 7952 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7953 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 7953 B Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Abgeordneten Marcus Weinberg (Hamburg), Christina Schwarzer, Ursula Groden-Kranich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Sönke Rix, Susann Rüthrich, Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch sicherstellen Drucksache 18/3833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7953 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7953 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 7955 A Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7956 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7957 A Christina Schwarzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7958 B Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7959 C Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7960 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7960 D Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Kerstin Kassner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Übernahme der Energienetze durch Stadt- werke erleichtern Drucksache 18/3745 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7961 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7962 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7963 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 7964 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7966 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7967 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 III Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7968 C Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7969 C Florian Post (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7970 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7971 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 7973 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7973 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 7895 (A) (C) (D)(B) 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 7973 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 30.01.2015 Dr. Brandl, Reinhard CDU/CSU 30.01.2015 Dr. Castellucci, Lars SPD 30.01.2015 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 30.01.2015 Gabriel, Sigmar SPD 30.01.2015 Groß, Michael SPD 30.01.2015 Groth, Annette DIE LINKE 30.01.2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 30.01.2015 Dr. Hendricks, Barbara SPD 30.01.2015 Henn, Heidtrud SPD 30.01.2015 Hochbaum, Robert CDU/CSU 30.01.2015 Hübinger, Anette CDU/CSU 30.01.2015 Jelpke, Ulla DIE LINKE 30.01.2015 Jung, Andreas CDU/CSU 30.01.2015 Kaczmarek, Oliver SPD 30.01.2015 Kapschack, Ralf SPD 30.01.2015 Kiesewetter, Roderich CDU/CSU 30.01.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2015 Kühn-Mengel, Helga SPD 30.01.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 30.01.2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 30.01.2015 Ludwig, Daniela CDU/CSU 30.01.2015 Lühmann, Kirsten SPD 30.01.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 30.01.2015 Özoğuz, Aydan SPD 30.01.2015 Rawert, Mechthild SPD 30.01.2015 Dr. Scheer, Nina SPD 30.01.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 30.01.2015 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 30.01.2015 Schwabe, Frank SPD 30.01.2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 30.01.2015 Storjohann, Gero CDU/CSU 30.01.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 30.01.2015 Tank, Azize DIE LINKE 30.01.2015 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 30.01.2015 Weber, Gabi SPD 30.01.2015 Wegner, Kai CDU/CSU 30.01.2015 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 30.01.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 1. bis 5. Oktober 2012 Drucksachen 18/3522, 18/3762 Nr. 1.1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit Deutschlands 2014 Drucksache 18/760 (neu) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung und Innovation 2014 Drucksache 18/1510 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7974 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 (A) (C) (B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Die neue Hightech-Strategie – Innovationen für Deutschland Drucksache 18/2497 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3765 Nr. A.1 Ratsdokument 16046/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.2 Ratsdokument 16391/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.105 EP P7_TA-PROV(2013)0380 Drucksache 18/419 Nr. A.106 EP P7_TA-PROV(2013)0381 Drucksache 18/419 Nr. A.107 Ratsdokument 12773/13 Drucksache 18/3362 Nr. A.10 Ratsdokument 11620/14 Drucksache 18/3477 Nr. A.3 Ratsdokument 14908/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.1 Ratsdokument 15075/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.2 Ratsdokument 15193/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.3 Ratsdokument 15365/14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/1524 Nr. A.10 Ratsdokument 8925/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.11 Ratsdokument 8997/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.51 Ratsdokument 11112/14 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 83. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 16, ZP 7 Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz TOP 17 Gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen TOP 18 Aufklärung der Foltervorwürfe gegen die CIA TOP 19 Personalausweisgesetz TOP 20 Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch TOP 21 Rekommunalisierung von Energienetzen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    begrüße Sie alle herzlich. Es gibt keine weiteren Verän-
    derungen der gestern modifizierten Tagesordnung, so-
    dass wir gleich mit dem Tagesordnungspunkt 16 sowie
    dem Zusatzpunkt 7 beginnen können:

    16 Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steige-
    rung der Attraktivität des Dienstes in der

    (Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz – BwAttraktStG)


    Drucksache 18/3697
    Überweisungsvorschlag:
    Verteidigungsausschuss (f)

    Innenausschuss
    Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
    Ausschuss für Arbeit und Soziales
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 der GO

    ZP 7 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

    (12. Ausschuss)

    Agnieszka Brugger, Dr. Tobias Lindner, Doris
    Wagner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
    BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    Mehr Gerechtigkeit bei der Entschädigung
    von Einsatzunfällen

    Drucksachen 18/2874, 18/3126

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    die Aussprache 96 Minuten vorgesehen. – Ich höre kei-
    nen Widerspruch. Also können wir so verfahren.

    Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
    nächst der Bundesministerin der Verteidigung, Ursula
    von der Leyen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin der
    Verteidigung:

    Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine Damen und
    Herren! Wer heute einen Computer kaufen will, der re-
    cherchiert erst einmal im Internet und schaut im Ver-
    gleich zu anderen Computern, was er kostet, was er leis-
    ten kann, und vor allem, wie andere die Leistung des
    Computers bewerten. Das heißt, niemand kauft mehr die
    sprichwörtliche Katze im Sack. Genauso ist das heute
    auch auf dem Arbeitsmarkt. Wenn man sich irgendwo
    bewerben will, geht niemand mehr zum „Arbeitgeber im
    Sack“. Vielmehr schauen die jungen Leute ganz genau,
    wohin sie gehen und wie vor allem andere das bewerten.

    Umfragen zufolge schaut jeder Dritte im Internet, wie
    Arbeitgeber bewertet werden, was sie bieten, was sie
    können, ob es sich lohnt, sich dort zu bewerben, und wie
    andere über den jeweiligen Arbeitgeber sprechen. Wir
    haben uns deshalb einmal angeschaut, wie die Bundes-
    wehr bei einem Jobzufriedenheitsbarometer abschneidet.
    Da stehen dann zum Beispiel als Pros: „Gutes Gehalt
    – Gute Ausbildung – Gutes Essen“, und als Kontras: „Zu
    kleine Betten – Standortwechsel sehr schwer“. Dieses
    kleine Beispiel macht sehr deutlich, wie vollständig sich
    der Arbeitsmarkt inzwischen gedreht hat. Die jungen
    Menschen stehen nicht mehr Schlange nach offenen
    Ausbildungsstellen. Vielmehr sitzen wir, die Bundes-
    wehr, buchstäblich mitten im Schaufenster neben vielen
    anderen Arbeitgebern und werden ganz kritisch beäugt.

    Der Arbeitsmarkt hat sich inzwischen so gedreht, dass
    es seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland
    noch nie so viele offene Stellen in deutschen Betrieben
    gegeben hat. Offene Stellen heißt: Man kann sie nicht
    mehr besetzen, weil man keine qualifizierten Bewerbe-
    rinnen und Bewerber findet. – Wenn man sich die Be-
    rufe, die offene Stellen bieten, anschaut, dann stellt man
    fest, dass es sich genau um die Berufsfelder handelt, in
    denen auch wir händeringend suchen: Logistik, Technik,
    Ingenieur- und Gesundheitswesen.

    Schauen wir uns auch einmal an, was die Betriebe den
    Bewerbern auf dem Arbeitsmarkt alles anbieten. Die Be-
    triebe bieten den Azubis Begrüßungsgeld, Auslandsauf-
    enthalte und teilweise schon einen Dienstwagen, um zur





    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


    (A) (C)



    (D)(B)

    Arbeit zu kommen. Arbeitgeber konkurrieren um die
    klügsten, um die geschicktesten Schulabgänger, und wir
    sind mittendrin und müssen uns dem auch stellen. Wir
    haben keine Wehrpflicht mehr. Die Jahrgänge werden
    kleiner. Das heißt, wir müssen uns bei einer schrump-
    fenden Rekrutierungsbasis gegen eine wachsende Kon-
    kurrenz behaupten, und das bei einer veränderten,
    schwierigeren sicherheitspolitischen Lage, die wachsende
    Herausforderungen an uns stellt.

    Meine Damen und Herren, wenn wir eine starke, eine
    einsatzfähige, eine flexible Bundeswehr haben wollen,
    dann kommen wir gar nicht mehr darum herum, uns um
    die Attraktivität der Bundeswehr zu kümmern.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Vor diesem Lagebild müssen wir uns zentrale Fragen
    stellen.

    Die erste ist: Sind wir präsent genug bei den jungen
    Leuten, die sich potenziell für einen Arbeitgeber ent-
    scheiden? Genau hier ist der Anfang der Agenda Attrak-
    tivität. Wir sind im letzten Jahr neue Wege gegangen,
    wir sind ungewöhnliche Wege gegangen. Wir haben uns
    deutlich geöffnet, wir sind in Medien hereingegangen,
    die typischerweise nicht über die Vielfalt und die Aus-
    prägung der Bundeswehr berichten. Das geht nicht ohne
    Schrammen ab. Da gibt es auch schon einmal Hohn und
    Spott. Aber die Bundeswehr ist sichtbarer geworden.

    Wenn man sich die Liste der Top-100-Arbeitgeber im
    IT-Sektor anschaut, dann stellt man fest, dass die Bun-
    deswehr zum allerersten Mal in dieser Liste vertreten ist,
    und zwar im guten Mittelfeld. Nur damit man weiß, wer
    ganz oben ist: Das sind Google, SAP und BMW. Mit de-
    nen konkurrieren wir.

    Bei Schülerinnen und Schülern ist die Bundeswehr im
    letzten Jahr auf Platz 2 der interessantesten und belieb-
    testen Arbeitgeber aufgestiegen, bei denen man sich
    potenziell bewirbt. Warum sind die Schülerinnen und
    Schüler so wichtig? Wir wissen, dass die Jahrgänge
    schrumpfen. Bald werden wir 600 000 junge Menschen
    in den Jahrgängen der Abschlussklassen haben. Wir
    brauchen 60 000 Bewerbungen, um genügend junge
    Leute zu rekrutieren, und zwar nicht nur in der Masse,
    sondern auch in der Qualität. Das heißt, es ist nötig, dass
    sich 10 Prozent eines Jahrgangs potenziell bei uns be-
    werben. Kein anderes Unternehmen in Deutschland hat
    so hohe Ansprüche.

    Konkret zeigt sich, dass wir sichtbarer geworden sind:
    Die Bewerberzahlen sind so hoch wie seit Jahren nicht.
    Das ist gut. Wir haben rund 11 000 freiwillig Wehr-
    dienstleistende. Das ist mit der höchste Stand seit dem
    Aussetzen der Wehrpflicht – und das bei einer Erwerbs-
    quote, die noch nie so hoch war wie jetzt. Was mich per-
    sönlich besonders freut: Noch nie haben sich so viele
    junge Frauen bei der Bundeswehr beworben. Das zeigt,
    meine Damen und Herren: Wir wagen diese Öffnung,
    wir sind andere Wege gegangen, wir haben die Informa-
    tionskampagne breit angelegt; und die ist richtig, sie
    zahlt sich aus.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die zweite Frage: Holen wir die jungen Menschen,
    wenn sie dann zu uns kommen, in ein modernes Arbeits-
    umfeld? Meine Antwort ist: Das ist das Ziel, aber es ist
    auch ein langer Weg dorthin. Genau dafür haben wir die
    Agenda Attraktivität auf den Weg gebracht. Da geht es
    um selbstbestimmtes Arbeiten, flexible Dienstzeiten, es
    geht natürlich um den Verdienst, um soziale Absiche-
    rung, Karriereaussichten, familienfreundliches Klima
    usw. usf. In allen diesen Feldern müssen wir besser wer-
    den.

    Ich will damit sagen: Mit der Agenda und dem Arti-
    kelgesetz sind wir gewiss kein Trendsetter in Deutsch-
    land, sondern wir gehen jetzt ganz viele Dinge an, die ei-
    gentlich woanders schon Selbstverständlichkeiten sind.
    Mit dem Artikelgesetz garantieren wir zum Beispiel un-
    seren Soldatinnen und Soldaten hier in Deutschland zum
    ersten Mal seit Bestehen der Bundeswehr eine geregelte
    Dienstzeit im regulären Betrieb. Ich halte das für eine
    Selbstverständlichkeit.

    Ich bekomme ganz oft zu hören: Ja, aber das ist kein
    Beruf wie jeder andere. – Natürlich ist Soldat oder Sol-
    datin zu sein kein Beruf wie jeder andere; denn diese
    Menschen sind bereit, im Ernstfall im Auslandseinsatz
    ihr Leben für Freiheit und Demokratie einzusetzen, weil
    die Parlamentsarmee diesen Auftrag bekommen hat. Ist
    das denn ein Grund, weil sie mehr einzusetzen bereit
    sind als jeder andere und das eben kein Beruf wie jeder
    andere ist, sie hier zu Hause schlechter zu behandeln als
    andere? Nein, im Gegenteil, wir müssen sie besser be-
    handeln, und deshalb ist es jetzt auch allerhöchste Zeit,
    aufzuholen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Mit dem Artikelgesetz erhöhen wir zum ersten Mal
    seit der Wiedervereinigung Zulagen für soldatenspezifi-
    sche Tätigkeiten. Diese Zulagen sind berechtigt. Ich
    spreche von U-Boot-Fahrern, ich spreche von Minentau-
    chern, ich spreche von Kampfmittelräumern. Das sind
    Menschen, die mit großer Expertise, mit großem Finger-
    spitzengefühl einen hochriskanten Job ausüben. Das
    muss bezahlt werden, liebe Kolleginnen und Kollegen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir verbessern die soziale Absicherung der Soldatin-
    nen und Soldaten durch eine verbesserte Nachversiche-
    rung in der gesetzlichen Rentenversicherung. Wir über-
    holen da nicht alle anderen; wir holen da gerade einmal
    auf.

    Auch unterhalb der Gesetzesschwelle modernisieren
    wir; Stichworte sind: Onlinebewerbungsmöglichkeiten
    – ich habe eben vom Verhalten junger Menschen er-
    zählt –, Ausbau der Kinderbetreuung, freie Kommunika-
    tion im Einsatz, betriebliches Gesundheitsmanagement.

    Meine Damen und Herren, wir tun das nicht, weil wir
    Altruisten sind, weil wir Gutmenschen sind, sondern wir
    tun das, weil wir unseren Soldatinnen und Soldaten
    enorm viel abverlangen. Wir wollen die besten; wir





    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


    (A) (C)



    (D)(B)

    brauchen die besten. Also müssen wir auch die besten
    Arbeitsbedingungen bieten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Zu den Unterkünften. Ich gebe unserem Wehrbeauf-
    tragten recht: Wir haben gute Unterkünfte – gar keine
    Frage –; es gibt aber auch Unterkünfte, die einfach ma-
    rode sind. Da geht es zunächst einmal um Geld. In den
    nächsten drei Jahren investieren wir auf der Grundlage
    eines Sofortprogramms 750 Millionen Euro in die Sanie-
    rung von Unterkünften. Die ersten Arbeiten konnten in
    den letzten Monaten bereits erledigt werden. Als wir die
    Analyse der Unterkünfte gemacht haben, haben wir
    3 100 Sofortmaßnahmen identifiziert, also Maßnahmen
    dort, wo es allerhöchste Zeit ist. Davon sind 800 inzwi-
    schen abgeschlossen.

    Neben Geld geht es in diesem Zusammenhang auch
    um Geschwindigkeit. Alle hier im Raum wissen, wie zäh
    und mühsam es bisweilen ist, Geld, das wir haben, auf
    die Straße bzw. in die Gebäude zu bringen, sodass ein
    Bau oder eine Sanierung tatsächlich beginnen und auch
    abgeschlossen werden kann. Das heißt, es geht um die
    Verfahren. Wir haben die Verfahren durchforstet. Man
    kann nicht alles beschleunigen – das weiß ich auch –;
    aber man kann manches beschleunigen.

    Wir werden uns jetzt mit den anderen Beteiligten zu-
    sammensetzen, nicht nur mit denen auf Bundes-, son-
    dern vor allem mit denen auf Landesebene. Ich kann
    nämlich nicht verstehen, dass die Dinge so langsam vor-
    angehen. Es haben alle etwas davon, wenn es schneller
    geht: Es haben nicht nur die Soldatinnen und Soldaten in
    ihren Unterkünften etwas davon, wenn dieses Geld jetzt
    tatsächlich eingesetzt wird, das heißt, wenn saniert wird,
    sondern auch die lokalen Baufirmen und Handwerksun-
    ternehmen. Es sollte also im gemeinsamen Interesse von
    uns und den Ländern liegen, dass die Verfahren schneller
    umgesetzt werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich möchte unserem Wehrbeauftragten an dieser
    Stelle noch einmal ausdrücklich für seine konstruktiven
    Hinweise in diesem „Jahr der Wahrheit“, wie er es in sei-
    nem Jahresbericht 2014 nannte, danken. Mein Dank gilt
    auch dem Vorsitzenden des Deutschen BundeswehrVer-
    bandes, Oberstleutnant Wüstner. Denn sein ständiger
    kritischer Blick und der seines Verbandes helfen uns,
    Schwachstellen offenzulegen. Das ist ein Ansporn, tiefer
    zu bohren, Lösungen zu finden und aus der Truppe ganz
    viel darüber zu erfahren, wie die Dinge tatsächlich ste-
    hen.

    Da wir bei den Bruchstellen sind: Natürlich sind nicht
    nur die Arbeitsbedingungen wichtig, sondern auch die
    Ausstattung ist wichtig. Wir haben im Herbst die
    Agenda Rüstung auf den Weg gebracht. Das ist ein
    Thema für eine andere Debatte. Ich will dazu nur so viel
    sagen: Wir haben erhebliche Probleme, wir haben viele
    Schwierigkeiten offengelegt, auch und gerade bei uns.
    Dass wir die Ursachen kennen, heißt aber noch lange
    nicht, dass alle Fehler der Vergangenheit damit abge-
    stellt sind. Vor uns liegt noch eine lange Buckelpiste.
    Aber wir wissen, was zu machen ist, wo wir besser wer-
    den müssen, und vor allen Dingen, dass wir mit der In-
    dustrie mehr Tacheles reden müssen, was Lieferungen
    angeht.


    (Zuruf von der LINKEN: Bessere Verträge schließen!)


    Meine Damen und Herren, ohne moderne Ausrüstung
    ist die Bundeswehr weder attraktiv noch einsatzfähig.
    Das heißt, es geht bei Attraktivität und Ausrüstung nicht
    um ein Entweder-oder, sondern es geht um ein Sowohl-
    als-auch, und das wollen wir auf den Weg bringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn wir das Artikelgesetz in Kraft gesetzt haben, ist
    die erste wichtige Etappe geschafft. Wir feiern in diesem
    Jahr 60 Jahre Bundeswehr. Wenn man einmal zurück-
    schaut, dann sieht man, dass es viele Abschnitte mit spe-
    zifischen Schwierigkeiten, Herausforderungen und Be-
    sonderheiten gab: die Zeit des Aufbaus, den Kalten
    Krieg, die Wiedervereinigung, internationale Einsätze
    – ich erinnere zum Beispiel an unsere Erfahrungen in
    Afghanistan –, die Aussetzung der Wehrpflicht, die Neu-
    ausrichtung. In jeder Phase haben wir gelernt; in jeder
    Phase sind wir weitergekommen.

    Wichtig ist, dass wir, wenn wir jetzt die nächsten
    Schritte gehen, uns nicht nur über die ersten zarten
    Pflänzchen des Erfolges, wenn ich das einmal so nennen
    darf, freuen und die Hände in den Schoß legen, wenn das
    Artikelgesetz in Kraft ist. Denn Attraktivität ist keine
    Einmalaktion, sondern bedeutet tägliche Arbeit. Wir alle
    wissen, dass sich die Attraktivität eines Arbeitsplatzes
    auch, aber nicht nur durch Paragrafen und Finanzen stei-
    gern lässt; sie muss auch gelebt werden.

    Damit will ich sagen: Vor uns liegt kein Sprint, son-
    dern vor uns liegt ein ziemlicher Marathon. Dieser Lauf
    erfordert Hinsehen, Prüfen, Handeln, Tempo vor allem;
    und dafür, meine Damen und Herren, ist insbesondere
    auch die Unterstützung des Parlaments wichtig. Ich
    konnte mir dieser immer gewiss sein. Ich weiß, dass die
    Bundeswehr sich dieser auch in den vergangenen 60 Jah-
    ren gewiss sein konnte. Ich bitte um Ihre Unterstützung
    auch in diesem Falle.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Christine Buchholz ist die nächste Rednerin für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christine Buchholz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun-

    desregierung will mit dem vorliegenden Gesetz die At-
    traktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber steigern;


    (Dr. Karl A. Lamers [CDU/CSU]: Gut erkannt!)






    Christine Buchholz


    (A) (C)



    (D)(B)

    denn der Dienst ist mehr als unattraktiv, und die Neube-
    werberquoten bei der Bundeswehr fallen seit Jahren. Der
    Grund dafür liegt aber nicht in erster Linie am Zustand
    der Kasernen oder an zu kleinen Betten oder an der
    wachsenden Konkurrenz am Arbeitsmarkt; das Kernpro-
    blem liegt in der ganzen Ausrichtung der Truppe.


    (Beifall bei der LINKEN – Rainer Arnold [SPD]: Woher wissen Sie das?)


    Die Bundesregierung weitet die Auslandseinsätze im-
    mer weiter aus. Gerade gestern haben wir Soldaten an ei-
    nen neuen Kriegsschauplatz geschickt, nämlich in den
    Irak. Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt solche Ein-
    sätze ab. Und ich sage Ihnen: völlig zu Recht.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Karl A. Lamers [CDU/CSU]: Wir sind anderer Meinung!)


    Bevor Sie überlegen, wie die Bundeswehr ein attrakti-
    ver Arbeitgeber sein könnte, sollten Sie sich fragen: Wo-
    für haben über 50 deutsche Soldaten im Kampfeinsatz in
    Afghanistan ihr Leben verloren? Wie viele Afghanen
    wurden durch den Einsatz der Bundeswehr getötet?
    Denn das sind die Fragen, die junge Frauen und Männer
    und ihre Familien umtreiben, wenn sie über ihre Per-
    spektiven und auch über die Rekrutierungsversuche der
    Bundeswehr reden. Deshalb gehen so wenig junge Leute
    zur Bundeswehr. Und ich sage Ihnen: Das ist auch gut
    so.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Für die Linke geht es nicht darum, die Bundeswehr in
    ihrer jetzigen Ausrichtung attraktiver zu machen; uns
    geht es auch in dieser Diskussion darum, die Belastung
    für die Soldatenfamilien zu senken. Denn auch das ge-
    hört zur Wahrheit: Die Umgestaltung der Bundeswehr zu
    einer Armee im globalen Dauereinsatz wird auf dem Rü-
    cken der Soldatinnen und Soldaten und ihrer Familien
    ausgetragen. Mit diesem Gesetz, Frau von der Leyen,
    wollen Sie jetzt einen Widerspruch überbrücken, der
    nicht zu überbrücken ist.


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Welchen denn?)


    Auch wenn wir die Absicht hinter dem Gesetz ableh-
    nen, heißt das nicht, dass wir uns gegen jede einzelne
    Maßnahme stellen. Schauen wir uns die Beispiele ge-
    nauer an:

    Die Arbeitszeit. Bisher war die Arbeitszeit für Solda-
    ten gesetzlich nicht geregelt und der Willkür der Vorge-
    setzten unterworfen.


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: „Willkür der Vorgesetzten“ – so ein Quatsch!)


    Nun soll sie geregelt werden, und das ist eine seit Jahr-
    zehnten überfällige Beendigung eines arbeitsrechtlichen
    Niemandslandes. Allerdings: Mit dem neuen Gesetz
    wird eine Lücke gelassen, die den Vorgesetzten weiter-
    hin zu viele Spielräume lässt. Beispielsweise gibt es
    Ausnahmeregelungen, soweit es die Besonderheiten des
    Dienstes erfordern. Wir denken, dass das zu viele Spiel-
    räume sind, die dann wieder dazu führen, dass die Ar-
    beitszeit willkürlich ausgedehnt wird. Im Übrigen gilt
    die 41-Stunden-Woche nach der Gesetzesvorlage nicht
    für Soldaten im Auslandseinsatz, auf See oder in Manö-
    vern, sondern nur im Grundbetrieb in Deutschland. In
    Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr soll weiterhin so-
    gar bis zu 54 Stunden in der Woche gearbeitet werden.
    Das sind keine attraktiven Arbeitszeiten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie wollen den Eindruck erwecken, die Bundeswehr
    würde auch auf die Familien und den Einzelnen Rück-
    sicht nehmen. Das gilt allerdings nur so lange, wie die
    Vereinbarkeit von Familie und Dienst nicht im Wider-
    spruch zur Verwendung im Ausland steht.

    Auch die Teilzeitmöglichkeiten, die für die Berufssol-
    daten jetzt diskutiert werden, bestehen nur, wenn ein
    Kind oder ein pflegebedürftiger Angehöriger tatsächlich
    zu Hause betreut wird – dies auch nur nach einer Dienst-
    zeit von vier Jahren und auch nur, soweit dienstliche
    Gründe nicht entgegenstehen. Und: Sie gelten mithin
    nicht für Soldaten im Auslandseinsatz. Tatsächlich lehnt
    es das Ministerium bis heute ab, alleinerziehende Väter
    und Mütter von Kindern unter drei Jahren von diesen
    Einsätzen auszunehmen. Das zeigt doch, wie weit es mit
    der Familienfreundlichkeit her ist.

    Frau von der Leyen, Sie wollen jetzt mit Lockprämien
    und Zulagen Anreize schaffen, dass junge Menschen in
    die Bundeswehr kommen. Sie haben eben noch einmal
    sehr plastisch gesagt, was für ein Druck da auf Ihnen las-
    tet. Ich will Ihnen ganz klar sagen: Auch bei dieser Ab-
    sicht, zum Beispiel die Stellen- oder Erschwerniszulagen
    zu erhöhen, sehen wir ganz genau, wo der Hase eigent-
    lich längs läuft. Seit 1990 wurden die Zulagen etwa für
    Feldwebel nicht mehr erhöht. Sie sollen nun um 80 Euro
    angehoben werden, doch die Kommandosoldaten im
    Einsatz sollen eine Sonderzulage von 900 Euro bekom-
    men.


    (Oswin Veith [CDU/CSU]: Das ist in Ordnung! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Völlig richtig!)


    Ich sage Ihnen: Die Linke ist dagegen, dass Einheiten
    wie das Kommando Spezialkräfte, die in Afghanistan ei-
    nen geheimen Krieg an der Seite der US-Armee führen,
    belohnt werden. Sie müssen aufgelöst werden.


    (Beifall bei der LINKEN – Rainer Arnold [SPD]: Verschwörungstheorien!)


    Richtig ist: Soldatinnen und Soldaten leiden unter
    denselben sozialen Problemen wie viele Beschäftigte in
    den zivilen Bereichen. So führt die verbreitete Einstel-
    lung von Soldaten auf Zeit zu enormen Problemen. Was
    machen diese Zeitsoldaten nach zwölf Jahren? Wie ist
    das mit der Altersabsicherung? Das ist übrigens ein Pro-
    blem, das Millionen von Familien in Deutschland haben,
    die durch die Einführung grundlos befristeter Arbeits-
    verträge und die Absenkung des Rentenniveaus in so-
    ziale Unsicherheit gestürzt werden.

    Bei den Soldaten fällt Ihnen nun auf, dass die Alters-
    bezüge in den nächsten Jahren nicht ausreichend sein
    werden. Das ist erfreulich, weil es einen gewissen Er-
    kenntnisgewinn darstellt. Aber Sie wollen jetzt mit dem





    Christine Buchholz


    (A) (C)



    (D)(B)

    Gesetz für Soldaten Sonderbemessungsgrenzen zur Er-
    höhung von Rentenansprüchen einführen, von denen im
    Übrigen vor allen Dingen die hohen Besoldungsgruppen
    profitieren werden. Die Linke bleibt bei ihrer Forderung,
    die Beitragsbemessungsgrenzen für alle Beschäftigten in
    einer solchen Art und Weise anzuheben, damit alle Be-
    schäftigten und Soldaten eine armutssichere Rente erhal-
    ten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich fasse zusammen: Es mag Sie wundern, aber wir
    sind nicht dagegen, dass die Einkommenssituation und
    die soziale Absicherung für die niedrigen und mittleren
    Dienstgrade in der Bundeswehr verbessert werden. Aber
    – Frau von der Leyen hat dies ja eben noch einmal sehr
    deutlich gemacht – das Gesetz fügt sich in eine ganze
    Reihe von Maßnahmen des sogenannten Attraktivitäts-
    programms ein. Und dieses ganze Programm zielt darauf
    ab, mehr junge Menschen in die Einsätze der Bundes-
    wehr zu locken. Diese Absicht lehnen wir ab.

    Frau von der Leyen, machen Sie den Leuten nichts
    vor! Es geht nicht darum, ihnen eine persönliche Le-
    bensperspektive zu schaffen, sondern es geht darum, die
    Bundeswehr als Armee im Einsatz handlungsfähig zu
    machen. Wir werden diesen Weg nicht mitgehen.


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Gott sei Dank!)