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ID1807706000

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    Plenarprotokoll 18/77 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 22: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: zur UN-Klima- konferenz in Lima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7386 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 7387 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7388 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7389 D Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7391 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7392 C Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7394 A Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7394 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7396 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7397 B Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gute Arbeit und eine sanktions- freie Mindestsicherung statt Hartz IV Drucksache 18/3549 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7398 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7398 B Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7399 C Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 7400 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 7402 D Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7403 C Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7405 A Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7406 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7406 B Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7408 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7408 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7409 C Albert Stegemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7410 C Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7412 A Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7413 B Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7414 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Regionale Wirtschaftspolitik – Die richtigen Weichen für die Zukunft stel- len Drucksache 18/3404 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Koordinierungsrahmen der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regio- nalen Wirtschaftsstruktur“ ab 1. Juli 2014 Drucksache 18/2200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 D Thomas Nord (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7417 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7417 D Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7418 D Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7420 A Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gentechnik-Anbau- verbot bundeseinheitlich und konsequent umsetzen Drucksache 18/3550 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7422 B Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7423 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 7423 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 7424 C Carola Stauche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7425 C Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7427 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7428 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7429 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7429 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7383 (A) (C) (D)(B) 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7429 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 19.12.2014 Becker, Dirk SPD 19.12.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 19.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 19.12.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 19.12.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 19.12.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 19.12.2014 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Jung, Andreas CDU/CSU 19.12.2014 Kaczmarek, Oliver SPD 19.12.2014 Kassner, Kerstin DIE LINKE 19.12.2014 Kauder, Volker CDU/CSU 19.12.2014 Kovac, Kordula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 19.12.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 19.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 19.12.2014 Petry, Christian SPD 19.12.2014 Pilger, Detlev SPD 19.12.2014 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Schiewerling, Karl CDU/CSU 19.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 19.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 19.12.2014 Tank, Azize DIE LINKE 19.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 19.12.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 19.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 19.12.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 19.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2014 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 25 Titel 671 01 – Erstattung an Dritte für die Durchführung der Fluggast- und Reisege- päckkontrollen – bis zur Höhe von 26 Mio. Euro Drucksachen 18/2885, 18/3108 Nr. 1 Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Evaluationsbericht 2013 der Deutschen Welle Drucksache 17/14285 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7430 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.2 EuB-BReg 75/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.3 Ratsdokument 10060/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.4 Ratsdokument 10062/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.5 Ratsdokument 10063/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.2 Ratsdokument 10297/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/544 Nr. A.24 Ratsdokument 17509/13 Drucksache 18/2533 Nr. A.26 Ratsdokument 12184/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3362 Nr. A.9 Ratsdokument 14590/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/3362 Nr. A.13 EP P8_TA-PROV(2014)0041 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/3362 Nr. A.14 Ratsdokument 14755/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.15 Ratsdokument 14757/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.16 Ratsdokument 14758/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/1935 Nr. A.13 Ratsdokument 10108/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.65 Ratsdokument 12570/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. A.186 Ratsdokument 13002/13 Drucksache 18/419 Nr. A.187 Ratsdokument 13920/13 Drucksache 18/419 Nr. A.194 Ratsdokument 16118/13 Drucksache 18/419 Nr. A.195 Ratsdokument 16171/13 Drucksache 18/419 Nr. A.196 Ratsdokument 16348/13 Drucksache 18/642 Nr. A.14 Ratsdokument 5634/14 Drucksache 18/1048 Nr. A.18 EP P7_TA-PROV(2014)0128 Drucksache 18/2055 Nr. A.12 Ratsdokument 10582/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.14 Ratsdokument 10679/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.68 Ratsdokument 10648/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.71 Ratsdokument 12425/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 77. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Regierungserklärung zur UN-Klimakonferenz TOP 23 Gute Arbeit und sanktionsfreie Mindestsicherung TOP 24 Regionale Wirtschaftspolitik TOP 26 Gentechnik-Anbauverbot Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Andrea Wicklein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Heute beraten wir den Antrag der Fraktionen
    der CDU/CSU und SPD „Regionale Wirtschaftspolitik –
    Die richtigen Weichen für die Zukunft stellen“. Kern der
    regionalen Wirtschaftspolitik ist die Gemeinschaftsauf-
    gabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“,
    GRW, zur Unterstützung strukturschwacher Regionen.
    Wir, die Koalitionsfraktionen, bekennen uns mit unse-
    rem Antrag zu diesem bewährten Förderinstrument.

    Die GRW ist eine Erfolgsgeschichte. Allein zwischen
    1991 und 2013 wurden mit 45 Milliarden Euro GRW-
    Mitteln Investitionen der gewerblichen Wirtschaft in
    Höhe von sage und schreibe 239 Milliarden Euro ausge-
    löst. Dadurch wurden 1,2 Millionen Arbeitsplätze ge-
    schaffen sowie über 2,3 Millionen Arbeitsplätze gesi-
    chert.

    7416 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014

    Andrea Wicklein


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Diese Bilanz zeigt: Ohne die GRW hätten viele Investi-
    tionen nicht stattgefunden, hätten sich viele Regionen in
    unserem Land nicht so gut entwickeln können. Die
    GRW ist deshalb ein Stück gelebter Solidarität zwischen
    dem Bund und den Ländern. Darauf können wir mit
    Recht stolz sein.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Was viele nicht wissen: Die GRW ist nicht erst nach
    der deutschen Einheit erfunden worden, um die neuen
    Bundesländer zu unterstützen. Sie besteht bereits seit
    45 Jahren. Sie wurde damals gemeinsam mit anderen
    Gemeinschaftsaufgaben, zum Beispiel der Gemeinschafts-
    aufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küs-
    tenschutzes“ im Grundgesetz verankert. Bereits in den
    60er-Jahren ging es nämlich um die Frage, ob und wie
    Bund und Länder bei wichtigen gesamtstaatlichen Auf-
    gaben zusammenwirken können. Damals waren es Län-
    der wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Rhein-
    land-Pfalz, die auf Bundeshilfe angewiesen waren.

    Damals war die Bund-Länder-Zusammenarbeit übri-
    gens sehr umstritten. 1967 zitierte Der Spiegel Kanzler
    Kiesinger bei einem Treffen mit den Ministerpräsidenten
    der Länder zur Reform der Finanzbeziehungen mit fol-
    genden Worten:

    Diese Reform ist der Prüfstein der Großen Koali-
    tion. Wenn sie scheitert, dann scheitert auch die Ko-
    alition.

    Keine Sorge, liebe Kolleginnen und Kollegen,


    (Klaus Barthel [SPD]: Nicht noch vor Weihnachten! – Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    diese Zeiten sind vorbei. Heute sind wir uns in diesem
    Hohen Hause, glaube ich, alle einig, dass es eine ge-
    meinsame Verantwortung von Bund und Ländern geben
    muss, dass sie sinnvoll ist, um strukturelle Unterschiede
    zwischen den Regionen auszugleichen, und dass wir
    eine solche Gemeinschaftsaufgabe auch zukünftig brau-
    chen. Unser Ziel sind gleichwertige Lebensverhältnisse
    in unserem Land. Dieses Ziel ist grundgesetzlich ver-
    brieft und ist deshalb eine Verpflichtung für die Politik.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Markus Tressel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wie sieht die Situation in unserem Land heute aus?
    Der aktuelle Raumordnungsbericht des Bundesinstituts
    für Bau-, Stadt- und Raumforschung zeigt, dass die Ent-
    wicklungsunterschiede im gesamten Bundesgebiet nach
    wie vor sehr groß sind. Er zeigt die regionalen Disparitä-
    ten in Bezug auf Demografie, Wirtschaft, Arbeitsmarkt,
    Wohlstand und Infrastruktur. So liegt beispielsweise das
    Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung im
    ländlichen Trier oder auch in Mecklenburg-Strelitz bei
    unter 20 000 Euro. In den Städten Erlangen oder Re-
    gensburg beträgt es dagegen mehr als 60 000 Euro. Bei
    der Arbeitslosigkeit sieht die Spreizung ähnlich aus: In
    Gelsenkirchen, Bremerhaven und der Uckermark liegt
    sie bei 14 Prozent, während sie in Donau-Ries, Pfaffen-
    hofen an der Ilm oder Erding gerade einmal 2 Prozent
    beträgt.


    (Zuruf des Abg. Willi Brase [SPD])


    – Auch dort, Willi Brase.

    In dem Bericht wird deshalb vor einer negativen Ab-
    wärtsspirale aus Abwanderung, zurückgehenden Be-
    triebsansiedlungen und zurückgehenden Finanzen in die-
    sen Regionen gewarnt. Genau hier setzt die GRW gezielt
    an: Sie unterstützt schwächere Regionen im Struktur-
    wandel, verbessert die Standortbedingungen und schafft
    wettbewerbsfähige Arbeitsplätze.

    Ein gelungenes Beispiel ist das frühere Stahlwerkge-
    lände im Dortmunder Stadtteil Hörde: Land und Bund
    fördern hier den Ausbau zum Technologiestandort
    Phoenix. Hier entstehen auf über 200 Hektar Entwick-
    lungsfläche Räume für Mikro- und Nanotechnologie,
    Softwareschmieden, Wohnen und Freizeit im Grünen.
    Das ist eine Fläche annähernd so groß wie 300 Fußball-
    felder.

    Oder nehmen wir Rostock: In der Hansestadt wurden
    seit 2007 Investitionen in Höhe von rund 850 Millionen
    Euro durch die GRW ausgelöst. Dadurch wurden Tau-
    sende Arbeitsplätze gesichert oder geschaffen, beispiels-
    weise durch die Ansiedlung des Unternehmens Liebherr,
    das Schiffs- und Offshorekrane entwickelt und fertigt.

    Diese Beispiele zeigen: Die gemeinsame Wirtschafts-
    politik von Bund und Ländern zahlt sich aus. Wir wollen
    deshalb die GRW weiterentwickeln und stärken. Das ha-
    ben wir im Koalitionsvertrag beschlossen.

    Der heute von den Koalitionsfraktionen vorgelegte
    Antrag verfolgt dieses Ziel und kommt genau zur rech-
    ten Zeit. Aktuell laufen die Bund-Länder-Finanzver-
    handlungen. Dabei muss eines klar sein: Auch ein neuer
    Länderfinanzausgleich wird die Strukturschwäche von
    Regionen nicht ausreichend berücksichtigen können.
    Deshalb ist Kern unseres Antrags, dass wir auch nach
    2020 ein Fördersystem für strukturschwache Regionen
    brauchen. Deshalb müssen wir schon jetzt die Weichen
    für ein gesamtdeutsches System der regionalen Wirt-
    schaftsförderung stellen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Für den Haushalt 2015 haben wir die Bundesmittel
    für die GRW auf 600 Millionen Euro aufgestockt. In den
    kommenden Jahren werden wir diese Mittel weiter erhö-
    hen. Zusammen mit den Ländermitteln wird die GRW
    dann über 1 Milliarde Euro betragen.

    Mit dem beschlossenen Haushalt und unserem Antrag
    machen wir deutlich, dass sich die Menschen auch zu-
    künftig darauf verlassen können, dass Bund und Länder
    miteinander daran arbeiten, dass sich die Lebensverhält-
    nisse in Ost und West, in Nord und Süd weiter anglei-
    chen und keine Region abgehängt wird.

    In diesem Sinne vielen Dank und schöne Weihnach-
    ten.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7417


    (A) (C)



    (D)(B)



Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner spricht Thomas Nord von der

Linken.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Nord


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

    und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Um es
    vorwegzunehmen: Die Linke wird diesem Antrag der
    Regierungskoalition zustimmen. Das kommt ja nicht
    allzu oft vor. Deswegen lassen Sie mich kurz etwas dazu
    sagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja wie Weihnachten!)


    – Zu Weihnachten kommen wir noch. – Zunächst sei ge-
    sagt, dass mein Wahlkreis im äußersten Osten der Repu-
    blik liegt. Er gehörte schon bisher zu den Profiteuren der
    Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen
    Wirtschaftsstruktur“. Auch die jetzt vorgenommenen
    Anpassungen zum Koordinierungsrahmen fallen zu-
    gunsten meines Wahlkreises aus. Aber auch der Osten
    insgesamt profitiert von diesem Instrument; das wurde
    hier bereits gesagt. Dieses Instrument kann nicht alle
    Probleme, zum Beispiel in meiner Heimatstadt Frank-
    furt/Oder, klären – so ist es bei weitem leider nicht –, ei-
    nes ist aber sicher: Ohne die Gemeinschaftsaufgabe wä-
    ren die Probleme noch größer.

    Die Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur
    wird seit 1969 durch Bund und Länder gleichermaßen
    als Gemeinschaftsaufgabe ausgeführt. Denn durch starke
    regionale Ungleichheit der wirtschaftlichen und sozialen
    Lebensverhältnisse kann, wenn sie dauerhaft besteht,
    eine so große Unzufriedenheit entstehen, dass hieraus re-
    gionale Fliehkräfte erwachsen. Bei den letzten Landtags-
    wahlen in Sachsen und Brandenburg war das zum Bei-
    spiel auch an den Wahlergebnissen der AfD abzulesen.
    Bei mir in Frankfurt/Oder erhielt diese Partei knapp
    20 Prozent der Stimmen.

    Das grundgesetzlich verankerte Ziel der Herstellung
    gleichwertiger Lebensverhältnisse im ganzen Bundesge-
    biet muss daher jetzt und auch in Zukunft energisch wei-
    terverfolgt werden. Seit den 90er-Jahren spielt die Ge-
    meinschaftsaufgabe eine zentrale Rolle beim Aufbau
    von wirtschaftlich tragfähigen Strukturen in den ostdeut-
    schen Ländern. Zusammen mit den Struktur- und Inves-
    titionsfonds der Europäischen Union ist sie eine der we-
    sentlichen Maßnahmen beim Abbau wirtschaftlicher
    Unterschiede. Heute kommen zunehmend Gebiete im
    Westen in den Förderbereich. Die regionalen Wirt-
    schaftsleistungen differenzieren sich auch in den alten
    Bundesländern aus. Aber die ostdeutschen Länder blei-
    ben ein zentraler Förderschwerpunkt. Meine Fraktion
    und ich halten das auch für notwendig.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Darüber hinaus enthält der Antrag eine ganze Reihe
    von Maßnahmen zur Ausgestaltung der neuen Förderge-
    bietskarte und des Koordinierungsrahmens, von denen
    ich zwei positiv hervorheben möchte.

    Erstens. Das Fördergefälle von Förderregionen in
    Deutschland zu angrenzenden Höchstfördergebieten an-
    derer EU-Nachbarstaaten wurde begrenzt. Insbesondere
    an der Oder ist das für eine ausgeglichene wirtschaftli-
    che Entwicklung der deutschen wie der polnischen Seite
    von besonderer Bedeutung.

    Zweitens. Die Mittelverteilung soll sich durch eine
    einheitliche und transparente Berechnungssystematik
    nun noch stärker an der regionalen Strukturschwäche
    orientieren und sich zu einem System der gesamtdeut-
    schen Regionalförderung entwickeln. Dies entspricht
    den Forderungen meiner Partei vollständig.

    Wir begrüßen auch, dass die Bundesregierung durch
    den Antrag für die Jahre nach 2020 dazu aufgefordert
    wird, erstens die Gleichwertigkeit der Lebensverhält-
    nisse weiter zu erfüllen und die Gemeinschaftsaufgabe
    entsprechend weiterzuführen, zweitens gleichzeitig da-
    bei zu berücksichtigen – das finde ich besonders wichtig –,
    dass insbesondere die strukturschwachen Länder einer-
    seits durch die Pflicht zur Einhaltung der Schulden-
    bremse und andererseits durch die rückläufigen Zuwei-
    sungen von Bund und Europäischer Union in ihren
    finanzpolitischen Handlungsspielräumen stärker ein-
    geschränkt sind, drittens der Strukturschwäche in ländli-
    chen Räumen entgegenzuwirken, indem neue Förder-
    schwerpunkte und verstärkt neue Impulse für
    Innovationsförderung verankert werden, viertens darauf
    hinzuwirken, dass auch künftig hilferechtliche Regelun-
    gen der Europäischen Union den grundgesetzlichen Auf-
    trag zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse
    nicht behindern. All dies finden wir richtig und unter-
    stützen es. Wir werden darauf achten, dass die Koalition
    ihre Versprechen an dieser Stelle einhält.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Warum soll man dann zu Weihnachten nicht auch einmal
    einem Antrag der Koalitionsfraktionen zustimmen?

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Klaus Barthel [SPD]: Oh, vorbildlich!)