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ID1807704200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/77 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 22: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: zur UN-Klima- konferenz in Lima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7386 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 7387 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7388 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7389 D Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7391 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7392 C Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7394 A Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7394 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7396 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7397 B Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gute Arbeit und eine sanktions- freie Mindestsicherung statt Hartz IV Drucksache 18/3549 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7398 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7398 B Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7399 C Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 7400 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 7402 D Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7403 C Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7405 A Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7406 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7406 B Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7408 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7408 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7409 C Albert Stegemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7410 C Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7412 A Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7413 B Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7414 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Regionale Wirtschaftspolitik – Die richtigen Weichen für die Zukunft stel- len Drucksache 18/3404 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Koordinierungsrahmen der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regio- nalen Wirtschaftsstruktur“ ab 1. Juli 2014 Drucksache 18/2200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 D Thomas Nord (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7417 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7417 D Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7418 D Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7420 A Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gentechnik-Anbau- verbot bundeseinheitlich und konsequent umsetzen Drucksache 18/3550 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7422 B Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7423 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 7423 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 7424 C Carola Stauche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7425 C Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7427 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7428 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7429 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7429 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7383 (A) (C) (D)(B) 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7429 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 19.12.2014 Becker, Dirk SPD 19.12.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 19.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 19.12.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 19.12.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 19.12.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 19.12.2014 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Jung, Andreas CDU/CSU 19.12.2014 Kaczmarek, Oliver SPD 19.12.2014 Kassner, Kerstin DIE LINKE 19.12.2014 Kauder, Volker CDU/CSU 19.12.2014 Kovac, Kordula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 19.12.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 19.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 19.12.2014 Petry, Christian SPD 19.12.2014 Pilger, Detlev SPD 19.12.2014 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Schiewerling, Karl CDU/CSU 19.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 19.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 19.12.2014 Tank, Azize DIE LINKE 19.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 19.12.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 19.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 19.12.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 19.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2014 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 25 Titel 671 01 – Erstattung an Dritte für die Durchführung der Fluggast- und Reisege- päckkontrollen – bis zur Höhe von 26 Mio. Euro Drucksachen 18/2885, 18/3108 Nr. 1 Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Evaluationsbericht 2013 der Deutschen Welle Drucksache 17/14285 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7430 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.2 EuB-BReg 75/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.3 Ratsdokument 10060/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.4 Ratsdokument 10062/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.5 Ratsdokument 10063/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.2 Ratsdokument 10297/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/544 Nr. A.24 Ratsdokument 17509/13 Drucksache 18/2533 Nr. A.26 Ratsdokument 12184/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3362 Nr. A.9 Ratsdokument 14590/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/3362 Nr. A.13 EP P8_TA-PROV(2014)0041 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/3362 Nr. A.14 Ratsdokument 14755/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.15 Ratsdokument 14757/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.16 Ratsdokument 14758/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/1935 Nr. A.13 Ratsdokument 10108/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.65 Ratsdokument 12570/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. A.186 Ratsdokument 13002/13 Drucksache 18/419 Nr. A.187 Ratsdokument 13920/13 Drucksache 18/419 Nr. A.194 Ratsdokument 16118/13 Drucksache 18/419 Nr. A.195 Ratsdokument 16171/13 Drucksache 18/419 Nr. A.196 Ratsdokument 16348/13 Drucksache 18/642 Nr. A.14 Ratsdokument 5634/14 Drucksache 18/1048 Nr. A.18 EP P7_TA-PROV(2014)0128 Drucksache 18/2055 Nr. A.12 Ratsdokument 10582/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.14 Ratsdokument 10679/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.68 Ratsdokument 10648/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.71 Ratsdokument 12425/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 77. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Regierungserklärung zur UN-Klimakonferenz TOP 23 Gute Arbeit und sanktionsfreie Mindestsicherung TOP 24 Regionale Wirtschaftspolitik TOP 26 Gentechnik-Anbauverbot Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Sabine Zimmermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Lieber Professor Zimmer, ich schätze Sie
    sehr, aber ich glaube, dass Sie unseren Antrag nicht gele-
    sen oder nicht begriffen haben. Es geht hier nicht um das
    bedingungslose Grundeinkommen,


    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    sondern darum, dass die Menschen eine menschenwür-
    dige Existenzsicherung sanktionsfrei bekommen. Es geht
    darum, dass die Menschen ihr Leben in Würde gestalten
    können. Begreifen Sie endlich, dass es nicht um das be-
    dingungslose Grundeinkommen geht!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Meine Damen und Herren von der Großen Koalition,
    Sie sagen: Zehn Jahre Agenda 2010 einschließlich
    Hartz-Reformen sind ein Grund zum Feiern. Wir sagen:
    Dank der Hartz-Reformen ist die Spaltung zwischen
    Arm und Reich in diesem Land viel größer geworden.


    (Beifall bei der LINKEN – Kai Whittaker [CDU/CSU]: Das ist eine Mär!)


    Sie sagen: Mit 43 Millionen gibt es so viele Erwerbstä-
    tige wie nie zuvor.


    (Kai Whittaker [CDU/CSU]: Richtig!)


    Wir sagen: Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ist
    heute genauso hoch wie im Jahr 2000. Also hat das Ar-
    beitsvolumen nicht zugenommen. Die vorhandene Ar-
    beit ist bloß auf mehr Schultern verteilt worden.


    (Kai Whittaker [CDU/CSU]: Das wollten Sie doch die ganze Zeit! – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Die Produktivität ist gestiegen!)


    Die Menschen haben teilweise zwei oder drei Jobs, um
    leben zu können, meine Herren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie sagen: Deutschland ist dank der Agenda gut durch
    die Krise gekommen, und davon profitieren die Men-
    schen. Wir sagen: Wovon profitieren denn etwa 13 Mil-
    lionen von Armut bedrohte Menschen? Das ist jeder
    Sechste in unserem Land. Über 2 Millionen Kinder le-
    ben in Armut. Das ist beschämend für ein reiches Land
    wie Deutschland.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Es reicht eben nicht, wenn es der Wirtschaft und den
    Banken gut geht und dabei die Schere zwischen Arm
    und Reich immer weiter auseinandergeht.

    Meine Damen und Herren der Sozialdemokratie, es
    ist beschämend für eine sozialdemokratische Arbeiter-
    partei, so etwas überhaupt in Deutschland initiiert zu ha-
    ben.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU)


    – Sie brauchen gar nicht zu lachen. Sie alle in diesem
    Hohen Hause sind daran beteiligt, nur die Linke nicht.


    (Beifall bei der LINKEN – Kai Whittaker [CDU/ CSU]: Jetzt haben wir aber Angst!)


    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7407

    Sabine Zimmermann (Zwickau)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Professor Zimmer, Sie sagen, dass wir ein katastro-
    phales Bild zeichnen, das durch die Wirklichkeit nicht
    gedeckt ist. Ich sage Ihnen: Jede unserer Aussagen ist
    überprüfbar und durch Fakten gedeckt.


    (Kai Whittaker [CDU/CSU]: Deshalb haben Sie nur 8 Prozent!)


    Sie weigern sich, die Realität wahrzunehmen, weil Sie
    die hässlichen Flecken auf der Agenda 2010 nicht zur
    Kenntnis nehmen wollen. Wir haben Ihnen die Realität
    gezeigt und erklärt, wie es wirklich ist. Aber das wollen
    Sie einfach nicht zur Kenntnis nehmen.


    (Beifall bei der LINKEN – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Das ist der Treppenwitz des Tages!)


    Sie machen sich die Welt, wie sie Ihnen gefällt.

    Ein Beispiel. Kürzlich hat mir eine alleinerziehende
    Mutter, die mit ihren drei Kindern – eines davon chro-
    nisch krank – auf Hartz IV angewiesen ist, berichtet,
    dass ihr der Strom abgestellt wird, weil sie ihre Rech-
    nungen nicht mehr bezahlen kann.


    (Zuruf von der LINKEN: Unglaublich!)


    Sie sagen wahrscheinlich, dass das ein Einzelfall ist. Ich
    sage Ihnen: Die Bundesnetzagentur zählt für 2013
    344 798 Stromsperren. Ist das sozial?


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Kai Whittaker [CDU/CSU]: Das sind nicht nur Hartz-IVEmpfänger!)


    – Nein, es geht nicht nur um Hartz IV, wie Sie immer
    denken. Vielmehr geht es darum, wie die Agenda 2010
    auf Deutschland und die Gesellschaft gewirkt hat. Das
    müssen Sie endlich zur Kenntnis nehmen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Eines der reichsten Länder der Erde darf nicht so mit
    den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft umgehen.
    Das ist eine Frage des Anstandes und der Menschen-
    würde.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mit der Agenda 2010 haben Sie zuerst und vor allem
    das Vorurteil von den faulen Leistungsempfängern in der
    Hängematte bedient. „Fördern und Fordern“ war Ihr Slo-
    gan. Gefordert haben Sie tatsächlich und haben Ihre For-
    derungen häufig genug mit Sanktionen durchgesetzt.
    Auf das Fördern warten viele Erwerbslose bis heute ver-
    geblich. Angesichts der Kürzungen in der Arbeitsmarkt-
    politik ist in Zukunft keine Förderung mehr möglich.

    Zuletzt haben Sie von der CDU/CSU vor allen Din-
    gen das Hohelied auf die Flexibilisierung durch die
    Agenda 2010 gesungen. Was bedeutet denn Flexibilisie-
    rung? Ich will Ihnen das sagen: Der Anteil des Niedrig-
    lohnbereichs hat über die Jahre deutlich auf 24 Prozent
    zugenommen. Deutschland hat übrigens den größten
    Niedriglohnsektor in Europa.

    (Albert Stegemann [CDU/CSU]: Aber die geringste Arbeitslosigkeit!)


    Ja, das ist wahrscheinlich der große Erfolg von Hartz IV;
    denn das Hartz-IV-System ist ein wesentlicher Motor der
    Niedriglöhne. Durch die Abschaffung jedweder Zumut-
    barkeitskriterien werden die Menschen gezwungen, na-
    hezu jede Beschäftigung anzunehmen. Ansonsten droht
    ihnen der Entzug ihrer Existenzgrundlage. Das ist Er-
    pressung und nichts anderes. Das verkaufen Sie als Er-
    folgsmodell. Es ist unfassbar!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deshalb war und ist Hartz IV ein Generalangriff auf
    das Lohnniveau. 1,2 Millionen abhängig Beschäftigte
    können von ihrem Lohn nicht leben und beziehen ergän-
    zende Hartz-IV-Leistungen, oft schon seit vielen Jahren.
    Mancher Arbeitgeber sagt sogar: Du bekommst von mir
    5 Euro, und den Rest holst du dir vom Amt.


    (Dr. Martin Rosemann [SPD]: Haben wir doch abgestellt!)


    Ist das die Form, die Sie sich vorstellen?


    (Dr. Matthias Bartke [SPD]: Noch zwei Wochen, und dann gibt es den Mindestlohn!)


    Soll der Staat die Löhne in Milliardenhöhe subventionie-
    ren?


    (Beifall bei der LINKEN)


    2,5 Millionen Beschäftigte gehen mittlerweile einem
    Zweitjob nach. Es ließe sich noch viel dazu sagen: stei-
    gende Altersarmut, zunehmende Überschuldung. Aber
    aus Zeitgründen lasse ich das weg.


    (Dr. Martin Rosemann [SPD]: Das ist die Rede vom letzten Jahr!)


    – Nein. Herr Rosemann, hören Sie mir zu, dann kann ich
    Ihnen das erklären. – Mit Hartz IV wurde vor allem ei-
    nes erreicht: Der soziale Konsens in diesem Lande
    wurde aufgekündigt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das hat zu einer tiefen Verunsicherung der Menschen
    geführt.

    Ich fasse zusammen. Hören Sie auf, Hartz IV über
    den grünen Klee zu loben. Dieses System gehört endlich
    abgeschafft.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das ist ganz einfach – hören Sie mir zu! Darüber können
    Sie unter dem Weihnachtsbaum nachdenken –:


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Seien Sie nicht so oberlehrerhaft!)


    Erstens. Ersetzen Sie Hartz IV durch eine sanktions-
    freie menschenwürdige Mindestsicherung.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie lassen keine andere Meinung gelten!)


    Zweitens. Stellen Sie die Schaffung von guter Arbeit
    in den Mittelpunkt. Dazu gehört auch ein Mindestlohn,

    7408 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014

    Sabine Zimmermann (Zwickau)



    (A) (C)



    (D)(B)

    der flächendeckend ist und der keine Ausnahmen hat,
    der zumindest so hoch ist, dass man dadurch nicht in Al-
    tersarmut gerät. Nehmen Sie Geld für die Arbeitsmarkt-
    politik in die Hand, anstatt die Erwerbslosen abzuschrei-
    ben. So geht eine erfolgreiche Politik mit links. Denken
    Sie darüber nach.

    Ich wünsche Ihnen schöne Weihnachten.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner spricht der Kollege Dr. Matthias

Bartke von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Matthias Bartke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Der vorliegende Antrag der Linken ist ein
    echter Rundumschlag.


    (Kai Whittaker [CDU/CSU]: Fehlschlag!)


    Es geht nach dem Motto: Was ich immer schon einmal
    sagen wollte. – Sie behaupten, eine kritische Bilanz des
    Hartz-IV-Systems zu ziehen. Das machen Sie aber nicht.
    Was Sie machen, ist, eine reine Anklageschrift zu verle-
    sen. Kritisch Bilanz ziehen, heißt, Positives und Negati-
    ves gegeneinander abzuwägen.

    Ich sage Ihnen: Die seinerzeitige Zusammenführung
    von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe war die größte So-
    zialrechtsreform in der Bundesrepublik Deutschland.


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Leider!)


    Damit wurden zwei Systeme zusammengelegt, die prak-
    tisch identisch waren, aber völlig losgelöst voneinander
    gewesen sind.


    (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die waren sehr unterschiedlich!)


    Vor allem für ehemalige Sozialhilfebezieher bedeu-
    tete das in der Regel durchaus eine Einkommensverbes-
    serung. Das ist übrigens in der FAZ von heute nachzule-
    sen. Herr Birkwald, Sie haben den Artikel zitiert. Ich
    war relativ irritiert darüber, wie Sie den Artikel zusam-
    mengefasst haben, insbesondere vor dem Hintergrund,
    dass die Überschrift des Artikels lautete: „Hartz IV hat
    die Ärmsten reicher gemacht.“


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Reicher gemacht?)


    – Reicher gemacht! So ist der Titel des Artikels.

    Sie kritisieren in Ihrem Antrag, dass die Hartz-IV-Re-
    form ein Anwachsen des Niedriglohnsektors bewirkt
    hat. Ich sage Ihnen: Das trifft zu. Das war eine Fehlent-
    wicklung. Wenn man merkt, dass sich Dinge falsch ent-
    wickeln, dann muss man reagieren. Wir haben reagiert,
    und wir haben gegengehalten, und am 1. Januar 2015
    wird es den gesetzlichen Mindestlohn geben.

    (Beifall bei der SPD – Katja Kipping [DIE LINKE]: Mit ein paar Ausnahmen für Langzeiterwerbslose!)


    Das Gleiche gilt für die Leiharbeit. Leiharbeit ist
    durchaus in vielen Fällen sinnvoll. Die Zahl der Leihar-
    beitnehmer ist aber in den letzten Jahren dramatisch an-
    gestiegen, geradezu explodiert. Das heißt, dass wir auch
    hier gegensteuern müssen.