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    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rainer Arnold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Nur ein Satz an die Linke, damit jeder sieht, welcher Un-
    fug dort geredet wird: Bei dieser Regierung stehen alle
    Zeichen auf Militär.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Frau Kollegin, es sind 3 300 Soldaten in internationa-
    len Friedensmissionen,


    (Christine Buchholz [DIE LINKE]: Herr Oberlehrer!)


    meist im Auftrag der Vereinten Nationen. In der Spitze
    waren es knapp 11 000. Es sind also deutlich weniger
    geworden – und nicht mehr, so wie Sie tun.


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Aber mehr Mandate!)


    Richtlinie und Richtschnur für das Handeln dieser
    Regierung ist auch im Verteidigungsbereich der Koali-
    tionsvertrag. Herr Kollege Lindner, Sie mögen ja kriti-
    sieren, dass die Regierung und die Ministerin das Fal-
    sche tun; das ist Ihre Aufgabe. Aber so zu tun, als ob
    nichts getan werde, das geht wirklich an der Sache vor-
    bei. Schauen Sie in den Koalitionsvertrag, und Sie wer-
    den feststellen: Alles, und zwar wirklich alles, was wir
    damals aufgeschrieben haben, ist entweder abgearbeitet
    oder bereits aufs Gleis gesetzt. Das gilt für die Evaluie-
    rung, die wir in den nächsten Wochen diskutieren wer-
    den und bei der wir feststellen werden, dass sich die
    Welt verändert hat und man heute andere Antworten ge-
    ben muss.

    Das gilt natürlich auch für die Attraktivität des Solda-
    tenberufes. Alle konkreten Forderungen, die wir aufge-
    schrieben haben, hat die Ministerin in einem sehr großen
    Paket aufs Gleis gesetzt. Dabei ist uns ein Punkt beson-
    ders wichtig: Wir wollen, dass die Zeitsoldaten bei ihrer
    sozialen Altersabsicherung den Angestellten im öffentli-
    chen Bereich gleichgestellt werden. Ich denke, darüber
    werden wir in den nächsten Wochen noch ein wenig dis-
    kutieren und noch einiges verbessern können.


    (Beifall bei der SPD)


    Dies gilt auch für die Neustrukturierung der Beschaf-
    fungsprozesse. Natürlich war die Kumulierung der Pro-
    bleme in den letzten Wochen ein Weckruf. Die einzelnen
    Fakten sind uns nicht wirklich neu, aber ihre Kumulie-
    rung hat zu Recht eine hohe Aufmerksamkeit geweckt.
    Dabei zeigt sich natürlich schon – Sie sprachen das
    Thema Boxer an –, dass alte Anordnungen, wie zum
    Beispiel die Befüllung eines Gerätes statt zu 100 Prozent
    nur zu 70 Prozent, letztlich ein Irrweg sind. Dort haben
    Betriebswirte und Sparkommissare formuliert und nicht
    Sicherheitspolitiker. Wir Sicherheitspolitiker wissen,
    dass die Geräte und die personelle Vorhaltung bei Streit-
    kräften eben nicht betriebswirtschaftlich, sondern Vor-
    sorge sind. Das heißt, Redundanzen und Reserven sind
    in diesem System immer erforderlich, und wir werden in
    dieser Koalition versuchen, in den nächsten Jahren auch
    dort Veränderungen herbeizuführen.

    Dazu gehört auch der Auftrag im Koalitionsvertrag,
    Verantwortung für die Rüstungswirtschaft zu überneh-
    men. Auch dies werden wir tun. Die Ministerin hat die-
    sen schwierigen Prozess der Neu- und besseren Struktu-
    rierung der Beschaffungsprozesse benannt. Ich nenne ein
    weiteres Thema: Wir wollen auch die Debatte über
    Kernfähigkeiten zügig abschließen. In den verteidi-
    gungspolitischen Richtlinien für das Jahr 2011 – diese
    haben wir nicht verfasst, trotzdem steht dort an einer
    Stelle etwas wirklich Richtiges drin – heißt es: Kernfä-
    higkeiten sind auch dort, wo die Bundeswehr signifi-
    kante und international anerkannte Fähigkeiten ein-
    bringt.

    Damit ist klar: Die Verteidigungsministerin muss an
    dieser Stelle sagen, wo wir diese anerkannten Fähigkei-
    ten haben. Die anderen Ressorts müssen ihren sicher-
    heitspolitischen Beitrag leisten, und das Wirtschaftsres-
    sort muss die Frage klären: Wie hilft man den
    Unternehmen bei den schwierigen Anpassungsprozessen
    in den nächsten Jahren? Deshalb begrüßen wir es, dass
    es eine Staatssekretärsrunde gibt, die diese Themen zu-
    künftig kooperativ bearbeiten will. Die Kernfähigkeiten
    sind kein Pingpongspiel, das zwischen den Ressorts hin-
    und hergeht. Es ist eine gemeinsame Verantwortung die-
    ser Koalition.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Nach dieser Anforderung aus den alten Verteidi-
    gungspolitischen Richtlinien ist natürlich auch klar, dass
    Gefechtsfahrzeuge, Raketenabwehr und U-Boote in
    Deutschland eine besondere Ausprägung haben und des-
    halb auch zu diesen Schlüsselfähigkeiten gehören müs-
    sen. Wenn wir dies ernst nehmen, werden wir in den
    nächsten Jahren auch über Forschung sprechen müssen.
    Ich bin nicht der Auffassung – wir diskutieren das als
    Parlamentarier schon lange –, dass die etwa 300 Millio-





    Rainer Arnold


    (A) (C)



    (D)(B)

    nen Euro tatsächlich dem Technologieland Deutschland
    entsprechend dem Haushalt zur Verfügung stehen. Wir
    werden die Forschungsmittel genau dort, wo wir Kernfä-
    higkeiten definiert haben, in den nächsten Jahren ver-
    stärken müssen, damit wir auch im Jahr 2030 moderne
    Streitkräfte haben.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


    Wenn der Koalitionsvertrag abgearbeitet wird, ist
    trotzdem nicht alles gut; das wissen wir, denn die Welt
    hat sich verändert.

    Niemand hätte sich vorgestellt, dass in Europa mit
    Waffengewalt Grenzen verändert werden. Das hat Aus-
    wirkungen auf die Debatten in der NATO. Die NATO
    muss sich deshalb mit Sicherheit nicht neu erfinden.
    Aber die Reaktionsfähigkeiten und die -geschwindigkei-
    ten in der NATO werden sich verändern, und das wird
    auch Auswirkungen auf die Organisation der Bundes-
    wehr haben. Entscheidend bleibt aber: Es darf nicht der
    geringste Zweifel entstehen, dass Artikel 5 für alle gilt.
    Die NATO ist politisch entschlossen, das durchzusetzen
    und damit zu zeigen: Wir sind verlässlich.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Entscheidend ist und bleibt auch in Zukunft, dass die
    NATO ihre Fähigkeiten so sichtbar zur Schau stellt, dass
    jeder weiß, er hat dagegen keine Chance, dass jeder
    weiß, die NATO ist ein überlegenes Bündnis. Das wollen
    wir deshalb, weil wir wissen, dass dann, wenn unsere
    Fähigkeiten sichtbar sind, wir sie aller Wahrscheinlich-
    keit nach nicht brauchen werden. Das ist das eigentliche
    Ziel.

    Die zweite Veränderung in der Welt – darüber wurde
    schon viel gesprochen – ist das Auftreten der brutalen
    Terroristen des sogenannten IS. Es handelt sich nicht
    mehr – das ist schon neu – um diese alte asymmetrische
    Bedrohung, über die wir jahrelang gesprochen haben.
    Das ist jetzt nicht mehr asymmetrisch. Es haben sich
    möglicherweise sogar die Vorzeichen bei der Symmetrie
    verschoben. Es wird nämlich Staatlichkeit durch Terro-
    risten organisiert. Ich fand es schon beeindruckend, was
    die Königin Rania von Jordanien zu diesem Thema ge-
    sagt hat. Sie vertrat zum einen deutlich ihre Meinung,
    auch gegenüber der arabischen Welt, dass jeder Verant-
    wortung trägt und dass hinter den Angriffen dieser Ideo-
    logen eine übelste Ideologie und ein globaler Machtan-
    spruch steckt. Zugleich sagte sie: Ideologien sind nicht
    mit Kugeln zu beseitigen.

    Das Thema wird uns also noch lange beschäftigen,
    und auch die Menschen in Deutschland – wir sehen das
    derzeit bei vielen Diskussionen – merken, wie ernsthaft
    das ist. Sie verstehen auch, dass in bestimmten Situatio-
    nen Diplomatie aktiv bleiben muss – die Bundesregie-
    rung leistet hier Vorbildliches; das wurde schon häufig
    gesagt –, man sich gleichzeitig aber solch brutalem fun-
    damentalen Terrorismus notfalls auch mit Waffengewalt
    entgegenstellen muss. Wenn man das nicht selber kann,
    wenn man das nicht selber will, weil das vielleicht auch
    nicht besonders effektiv ist – das hat man im Irak bei den
    Amerikanern gesehen –, bleibt eben nur der Weg, denje-
    nigen zu helfen, die das auch in unserem Interesse tun.

    Vor diesem Hintergrund ist es richtig, dass ein neues
    Weißbuch aufgelegt wird. Im Ergebnis wird darin die
    Veränderung in dieser Welt sichtbar, und am Ende wer-
    den wir aus meiner Sicht eine neue Debatte bekommen,
    und zwar nicht über eine neue Bundeswehr oder eine
    ganz neue Reform, sondern darüber, was die Streitkräfte
    in Zukunft können müssen. Dies darf in Zukunft nicht,
    wie in der Vergangenheit allzu häufig geschehen, vom
    Diktat der leeren Kassen abgeleitet werden,


    (Zurufe von der LINKEN)


    sondern es muss davon abgeleitet werden, was wir als
    Deutsche in die internationale Politik einbringen können
    und einbringen wollen.

    Manche Soldaten haben in den letzten Jahren ja im-
    mer wieder gesagt: Was wollt ihr mit eurer Debatte errei-
    chen? Wir bieten euch doch ein möglichst breites Spekt-
    rum an Fähigkeiten an, damit ihr Politikerinnen und
    Politiker auswählen könnt. – Das ist der falsche Ansatz,
    um es ganz klar zu sagen. Wir Politiker definieren, wel-
    che Fähigkeiten unsere Streitkräfte brauchen. Die Solda-
    ten setzen das dann operativ um. Das ist die richtige Rei-
    henfolge. Damit kommt allerdings auch Verantwortung
    auf uns zu: Wenn wir diese Aufgaben definiert haben,
    müssen wir schon dafür sorgen, dass die Streitkräfte die
    dafür notwendigen Mittel bekommen.

    Deshalb bin ich dankbar, dass unsere Haushälterin
    – ihr möchte ich an dieser Stelle wirklich danken – nicht
    nur die schwarze Null im Auge hatte, sondern immer
    auch im Blick hatte, dass es bei der Bundeswehr nicht
    nur um Waffen geht, sondern in erster Linie auch um
    Menschen. Sie hat vor diesem Hintergrund wichtige Bei-
    träge geleistet, dass der Haushalt im nächsten Jahr aus-
    kömmlich ist. Herzlichen Dank! In Zukunft werden wir
    Debatten führen, bei denen das ebenfalls sichtbar wird.
    So wird das Attraktivitätsprogramm seriös und nachhal-
    tig in zukünftigen Haushalten abgebildet werden. Das ist
    ganz wichtig für die Glaubwürdigkeit.

    In diesem Sinne: Recht herzlichen Dank. Ich denke,
    wir sind auf einem guten Weg. In drei Jahren wird man
    sagen können: Diese Große Koalition hat die Herausfor-
    derung angenommen, die Chancen, die sich für die Bun-
    deswehr boten, ergriffen und ihre Aufgaben erledigt.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Nächster Redner ist Henning Otte,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Henning Otte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als
    wir vor einem Jahr den Koalitionsvertrag beraten haben,
    konnten wir nicht vorhersehen, vor welchen sicherheits-





    Henning Otte


    (A) (C)



    (D)(B)

    politischen Herausforderungen wir stehen würden. Lie-
    ber Kollege Rainer Arnold, wir kämpfen dafür, wir ar-
    beiten dafür, wir werben dafür, dass wir die notwendigen
    Mittel bekommen; aber wenn die Politik festlegen soll,
    welche Herausforderungen in Zukunft auf uns zukom-
    men, dann verkennen wir die Gefahr, dass sich politische
    Lagen schnell verändern können. In der Ukraine hat sich
    beispielsweise eine Lage entwickelt, in der ein militäri-
    sches Vorgehen durch uns quasi ausgeschlossen war,
    weil wir nicht annehmen wollten und auch nicht anneh-
    men konnten, dass man militärisch agiert, um eine De-
    stabilisierung zu erzeugen, um eine Landnahme voran-
    zutreiben. Das gab es in keiner Planungsmappe mehr bei
    uns. Deswegen müssen wir darauf vorbereitet sein, dass
    auch unvorhergesehene sicherheitspolitische Herausfor-
    derungen auf uns zukommen.

    Frau Kunert, dabei geht es nicht darum, dass Russ-
    land eingedämmt wird, wie Sie es bezeichnet haben
    – wenn ich das richtig verstanden habe –, sondern es geht
    darum, dass die Ukraine davon ausgehen durfte, dass ihre
    Souveränität nicht angezweifelt und schon gar nicht ange-
    griffen wird. Ich glaube, Sie sollten sich diesbezüglich die
    völkerrechtliche Lage noch einmal anschauen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das völlig entfesselte Vorgehen der IS-Terroristen ist
    dargestellt worden. Das sind unfassbare Gräueltaten, die
    aus einer regionalen Destabilisierung resultieren und
    mittlerweile eine Weltbedrohung darstellen. Weg-
    schauen ist dabei für uns keine Option. Verantwortung
    ist für uns der Maßstab. Das Einstehen für Menschen-
    rechte, für Religionsfreiheit, für Rechtsstaatlichkeit, das
    ist auch Ausdruck von Menschlichkeit. Umso wichtiger
    war es, dass wir die Rolle Deutschlands im Koalitions-
    vertrag und noch einmal explizit auf der Münchener Si-
    cherheitskonferenz so definiert haben, dass wir bereit
    sind, mehr Verantwortung für Frieden und Freiheit in un-
    serer Welt zu übernehmen. Ich bin unserer Ministerin
    wie dem Außenminister und dem Bundespräsidenten
    sehr dankbar, dass sie das so klar angesprochen haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die
    Peschmerga war keine leichte Entscheidung, aber sie
    war richtig und notwendig und daher konsequent. Men-
    schen, die auf der Flucht sind, die Nahrung und Medizin
    dringend brauchen, ist es doch nicht zuzumuten, dass
    man ihnen das elementare Grundrecht auf Sicherheit
    verwehrt, dass man dieses Grundrecht ignoriert. Auch
    hier muss Deutschland Verantwortung übernehmen.
    Deutschland hat diese Verantwortung übernommen,
    auch weil wir gesagt haben: Ein zweites Ruanda darf es
    nicht geben. Wer das nicht so schlussfolgern will, der ist
    entweder zynisch oder ignoriert die Lage vor Ort.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Christine Buchholz [DIE LINKE]: Zynisch sind Sie mit Ihrer Flüchtlingspolitik!)

    Es gibt Konflikte mit altbekannten Gesichtern: Land-
    nahme durch Militär, Destabilisierung, Einschüchterung
    ganz Osteuropas durch Russland. Hier werden Elemente
    des Kalten Krieges übernommen, und es wird mit mo-
    dernen Mitteln gearbeitet. Hybride Kriegsführung nennt
    man dies. Die gesamte Breite der Möglichkeiten wird
    heute genutzt: Propaganda, Medienarbeit, irreguläre
    Kräfte. Konventionelle Streitkräfte mit Panzern und
    Jagdflugzeugen unterstützen diese Drohkulisse in Osteu-
    ropa, greifen direkt ein, nehmen Einfluss. Langstrecken-
    flugzeuge und Marineschiffe provozieren an der Grenze
    der NATO. Auf diese Weise soll in osteuropäischen Län-
    dern Einfluss genommen werden. Ich glaube, dass wir
    uns diese sicherheitspolitische Lage ganz konkret vor
    Augen führen müssen. Wir wollen nicht, dass militäri-
    sche Mittel eingesetzt werden müssen. Wir wollen dafür
    sorgen, dass wir eine diplomatische Lösung finden; aber
    wir müssen deutlich machen: Wenn du friedlich mit mir
    umgehst, gehe auch ich friedlich mit dir um; aber wenn
    du angreifst, dann musst du auch wissen, dass wir uns
    wehren können. Diese Devise hat den Frieden auf dem
    europäischen Kontinent bisher realisiert und ist Aus-
    druck der NATO-Politik. Deswegen ist es gut, dass wir
    in der Konsequenz gemeinsam Rückschlüsse aus dem
    NATO-Gipfel in Wales ziehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die Ausrichtung der Bundeswehr muss flexibel blei-
    ben, damit wir lageabhängig reagieren können. Wir müs-
    sen Fähigkeitsschwerpunkte bilden. Geben wir eine
    Möglichkeit einer Fähigkeit erst einmal auf oder geben
    wir sie ab, ist es umso schwieriger, sie wieder zurückzu-
    holen und neu aufzustellen. Zumindest wird es wesent-
    lich teurer, diese Fähigkeiten wiederzugewinnen. Daher
    brauchen wir atmende Strukturen.

    Genau dafür gehen wir bilaterale Kooperationen ein.
    Mit den Niederlanden funktioniert das wunderbar. Mit
    Polen wird es in guten Gesprächen angestrebt. Diese
    Vernetzung innerhalb Europas, die Stärkung bilateraler
    Achsen mit dem Ziel, europäisch gemeinsam aufzutre-
    ten, halte ich für richtig.

    Daher müssen wir die Ausrichtung der Bundeswehr
    mit einem universellen Fähigkeitsanspruch so aufbauen,
    dass wir zu jeder Zeit auch Kooperationen eingehen kön-
    nen. Das ist ebenfalls Ausdruck von Verantwortung für
    unsere Sicherheitspolitik. Wir müssen die richtigen
    Rückschlüsse ziehen. Die Zeit der Friedensdividende ist
    vorbei. Die logischen Schlussfolgerungen sind daraus
    gezogen worden. Wie richtig festgestellt wurde, wird
    dies mittlerweile auch akzeptiert.

    Wir sollten unsere gesamten Sicherheitssysteme nicht
    weiter durch den Entzug von Mitteln schwächen, son-
    dern die Verantwortung annehmen und den Einzelplan
    14 entsprechend anpassen. Daher bin ich sowohl dem
    Haushaltsausschuss als auch dem Bundesfinanzminister
    sehr dankbar dafür, dass die notwendigen Konsequenzen
    schon im Haushalt 2015 gezogen worden sind. Anträge
    in Höhe von über 700 Millionen Euro sind angenommen
    worden, zum Beispiel für den Kauf von 131 neuen
    Transportpanzern des Typs Boxer. Das ist in Anpassung
    an die Sicherheitslage geschehen. Wir steigern dadurch
    die Sicherheit unseres Landes, die Stabilität und die Mo-





    Henning Otte


    (A) (C)



    (D)(B)

    dernisierung. Deswegen bedanke ich mich bei den Haus-
    hältern herzlich dafür, dass sie dies umgesetzt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Modernität erfordert nicht nur, dass wir schneller mo-
    dernes Gerät in der Truppe haben, sondern auch, dass
    dieses Gerät einsatzbereit und verfügbar ist. Die Streit-
    kräfte benötigen nicht nur wegen der aktuellen Heraus-
    forderungen ein Mehr an Ersatzteilen und Betriebsstof-
    fen, sondern das Niveau muss auch grundsätzlich
    angehoben werden.