Rede:
ID1806908000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 15
    1. Vielen: 1
    2. Dank,: 1
    3. Kollege: 1
    4. Mißfelder.: 1
    5. –: 1
    6. Nächster: 1
    7. Rednerin: 1
    8. der: 1
    9. Debatte: 1
    10. ist: 1
    11. Omid: 1
    12. Nouripour: 1
    13. für: 1
    14. Bündnis: 1
    15. 90/DieGrünen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Philipp Mißfelder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Grundsätzlich bin ich der Meinung – wir haben uns

    damit ausführlich beschäftigt –, dass es in den Kurden-
    gebieten insgesamt dringend einer Militärreform bedarf.
    Wir wollen nicht, dass perspektivisch weiterhin jeder
    Stamm quasi über seine eigenen Einheiten verfügt. Viel-
    mehr wären an dieser Stelle Zentralisierung und Demo-
    kratisierung dringend geboten.


    (Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Lieferungen sind aber vorher erfolgt!)






    Philipp Mißfelder


    (A) (C)



    (D)(B)

    – Ja, weil Gefahr in Verzug war, Herr Nouripour. Wir
    standen im August bzw. Anfang September vor einer
    schwierigen Entscheidung: Entweder existiert Kurdistan
    weiter, oder Kurdistan wird von ISIS überrollt. In dieser
    Situation haben wir uns für diesen schwierigen Weg ent-
    schieden, der – das beantwortet zum Teil Ihre Frage –
    von Anfang an das Risiko beinhaltet, dass man, wenn
    man Waffen aus der Hand gibt, nie wissen kann, wo
    diese Waffen letztendlich landen.

    Ich weise aber darauf hin, dass bisher das Verspre-
    chen Talabanis und Barsanis, diese Waffen nicht an wei-
    tere Kampfeinheiten zu geben, nicht gebrochen worden
    ist. Es gibt zwar jetzt Formationen, die kooperieren – das
    stimmt –, aber bisher haben keine Waffenübergaben
    stattgefunden. Ich weiß nicht, ob dies in der Zukunft so
    bleibt. Ich hoffe, dass wir auf das Versprechen, das uns
    gegeben wurde, setzen können. Wir sind bislang auch
    nicht enttäuscht worden.

    Zur Lage im Nahen Osten möchte ich noch anmerken
    – insbesondere nachdem wir von der Bundesregierung
    unmittelbar über die Iran-Gespräche informiert worden
    sind; ich bin froh über das, was der Bundesaußenminis-
    ter dazu gesagt hat –, dass wir sicherlich in manchen
    Punkten weitergekommen sind, aber wir sind noch weit
    davon entfernt, mit dem Iran zu einem Ergebnis zu kom-
    men.

    Der Iran ist eine der größten Gefahren für die Exis-
    tenz des jüdischen Staates Israel. Israel wird nicht nur
    vom Iran bedroht, sondern auch von innen heraus. Wenn
    man bedenkt, mit welcher Brutalität Terrorakte dort
    stattfinden, dann muss man trotz vieler kritischer Punkte,
    die man hinsichtlich der israelischen Politik vorbringen
    darf und vorbringen muss, sehen, dass die einzige De-
    mokratie in der gesamten Region unter enorm großem
    Druck steht und dass selbst Gotteshäuser keine Sicher-
    heit bieten. Das ist aus meiner Sicht definitiv eine neue
    abstoßende und brutale Form von Gewalt, die wir alle
    verurteilen sollten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Im Übrigen ist die Ursache nicht im israelischen Ver-
    halten zu suchen; sie liegt vielmehr in einer besonders
    brutalen Ausprägung von Gewalt, die auch nicht durch
    Religion entschuldbar ist oder durch religiöse Motive
    verdeckt werden sollte. Ich glaube, das hat mit dem Is-
    lam viel weniger zu tun, als diejenigen, die den Dschihad
    für sich in Anspruch nehmen, behaupten. Das sind ein-
    fach Exzesse, die mit Toleranz und Respekt gegenüber
    Religionen insgesamt nichts zu tun haben.

    Ein anderes wichtiges Thema, das meiner Fraktion
    sehr am Herzen liegt und das unser Fraktionsvorsitzen-
    der seit Jahren auf die Tagesordnung setzt – dieses
    Thema haben wir in diesem Jahr gerade vor dem Hinter-
    grund der großen Flüchtlingswellen im Nahen und Mitt-
    leren Osten besonders berücksichtigt; Syrien und der
    Nordirak sind bereits als Stichworte gefallen –, ist die
    Lage der Christinnen und Christen. Wir als CDU/CSU-
    Bundestagsfraktion haben uns insbesondere im Haus-
    haltsausschuss dafür eingesetzt – lieber Alois Karl, dafür
    danke ich dir ganz besonders –, dass die Vertreter der
    Religion, die vor allem unser Land geprägt hat, in ihren
    Heimatländern einen sicheren Hafen und viel Unterstüt-
    zung von außen bekommen. Uns kann es nicht egal sein,
    wie Christen im Nahen Osten präsent sind und dass
    Städte, die über Jahrtausende durch die Gemeinsamkeit
    der Religionen geprägt worden sind, über Nacht für
    christenfrei erklärt werden und dass dort entsprechende
    Ultimaten ausgesprochen werden. Wir haben daher nicht
    zugeschaut, sondern haben unsere Partner gestärkt, da-
    gegen vorzugehen. Wir haben im Rahmen unserer Mög-
    lichkeiten gerade im humanitären Bereich alles getan,
    um die Situation der Christen in dieser Region zu ver-
    bessern.

    Dabei sollten wir es nicht belassen. Wir sollten uns
    noch viel mehr Gedanken darüber machen, was nun im
    Winter passiert und wie wir auf eventuelle Epidemien
    reagieren können. Ich finde es sehr professionell, wie
    unsere Regierung – ich weise hier insbesondere auf das
    Zusammenspiel von Entwicklungshilfeministerium und
    Auswärtigem Amt hin – agiert hat. Das Technische
    Hilfswerk leistet hervorragende Arbeit. Wenn das unter
    mehr Verantwortung für Christinnen und Christen im
    Nahen Osten, wo sie in existenzieller Gefahr sind, zu
    verstehen ist, dann muss ich feststellen, dass wir in die-
    sem Jahr sehr gute Arbeit geleistet haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Zur Ukraine möchte ich nur Folgendes kurz anmer-
    ken, weil wir bereits eine intensive Diskussion in der Ar-
    beitsgruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zur Zu-
    kunft des Petersburger Dialogs geführt haben. Sicherlich
    sind sich die Kritiker des Petersburger Dialogs nicht in
    allen Fragen einig. Wenn dieses Forum aber eine Zu-
    kunft haben soll, dann muss es dringend reformiert wer-
    den.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie haben völlig recht, Herr Minister: Es sollte kein
    Monolog sein. Wir sollten nicht nur unter uns darüber re-
    den. Wir können uns sicherlich stundenlang über Russ-
    land und darüber streiten, wer wen wann besucht hat;
    das gehört dazu und hat häufig auch mit innenpolitischen
    Aspekten zu tun. Wenn wir aber den Petersburger Dialog
    als gesellschaftliches Vehikel zwischen unserer Gesell-
    schaft und der russischen Gesellschaft aufrechterhalten
    wollen, dann bedarf es einer dringenden Reform. Mehr
    Offenheit wird dieser Organisation nicht schaden. Es
    darf keine Scheuklappen geben, weder in die eine noch
    in die andere Richtung.

    Natürlich müssen am Petersburger Dialog auch regie-
    rungsnahe Vertreter aus Russland teilnehmen, am besten
    hochrangige. Ich wünsche mir, dass dieser Dialog auf
    höchstem Niveau stattfindet und dass dort die Spitzen-
    vertreter beider Länder zusammenkommen, also diejeni-
    gen, die auch etwas zu sagen haben. Es nutzt nichts, da-
    raus einen Debattierklub von NGOs zu machen, die
    nicht wissen, wie sie in ihrem Land vorankommen sol-





    Philipp Mißfelder


    (A) (C)



    (D)(B)

    len. Auch diejenigen, die etwas entscheiden können,
    müssen mit am Tisch sitzen.

    Ich bin dafür, dieses Forum zu verjüngen und es für
    Teilnehmer zu öffnen, die nicht schon zehnmal daran
    teilgenommen haben. Die entsprechenden Auswahlver-
    fahren müssen aus meiner Sicht optimiert werden. Wir
    haben intensiv darüber diskutiert, dass der Lenkungsaus-
    schuss deckungsgleich mit den Mitgliedern ist. Ich selbst
    bin genauso wie der Außenminister nur Gast bei den
    Veranstaltungen. Aber eine Öffnung wird dieser Organi-
    sation überhaupt nicht schaden, sondern sozusagen zu
    einem Upgrade dieser Veranstaltung beitragen. Ich spre-
    che mich für den Erhalt dieser Veranstaltung aus, aber
    unter der Bedingung, dass Reformen umgesetzt werden
    und dass diejenigen, die Verantwortung tragen, die Re-
    formen aktiv vorantreiben und nicht darauf warten, dass
    Reformen vorangetrieben werden.

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Kollege Mißfelder. – Nächster Redner

in der Debatte ist Omid Nouripour für Bündnis 90/Die
Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Omid Nouripour


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

    Kollege Mißfelder, ich bin nicht der Meinung, dass alles,
    was der Kollege van Aken gesagt hat, falsch ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es gab einzelne Sätze, die ich richtig fand. Ich distan-
    ziere mich selbstverständlich nicht nur von der Tonlage
    seiner Rede, sondern auch davon, dass er den Herrn Au-
    ßenminister persönlich als Schuldigen für die Toten im
    Mittelmeer benannt hat. Das ist nicht die Art und Weise,
    wie wir hier in diesem Hohen Hause diskutieren sollten.


    (Zuruf der Abg. Kathrin Vogler [DIE LINKE])


    – Er hat das Wort „schuld“ verwendet. Schauen Sie
    nach!

    Es geht aber auch nicht, dass Sie, Herr Mißfelder, die
    persönliche Verfehlung des Kollegen van Aken zum An-
    lass nehmen, um den Wählerwillen in Thüringen zu dis-
    kreditieren. Das gehört sich nicht. Das gehört nicht zu-
    sammen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Außenminister, Sie haben in den Anfangsmona-
    ten, als Sie neu im Amt waren, der Außenpolitik wieder
    Kontur und Gewicht gegeben. Sie haben auch die Über-
    schrift „Mehr Verantwortung“ kreiert, die wir nicht in
    erster Linie als Militarisierung der deutschen Außenpoli-
    tik verstanden haben. Sie haben den Review-Prozess ini-
    tiiert, den wir richtig finden, und die Frage gestellt: Was
    haben wir falsch gemacht? Da dieser Haushalt nun der
    zweite Haushalt mit der Überschrift „Mehr Verantwor-
    tung“ ist, bietet es sich an, zu fragen, ob sich das im
    Haushalt tatsächlich niederschlägt.
    Da wird es eindeutig. Ja, wir haben sehr viele Krisen
    in unserer Zeit; sie sind omnipräsent, aber sie sind nicht
    vom Himmel gefallen. Die meisten Krisen entstehen
    nicht einfach so, sondern haben einen Vorlauf. Deswe-
    gen ist es notwendig, dass man genau hinschaut. Dass
    die Eskalation in Mali vor zwei Jahren erfolgt ist, war
    absehbar, wenn man sich angeschaut hat, was in Libyen
    passiert ist. Die Situation in den Ländern, die von Ebola
    betroffen sind, ist seit März bekannt. Die Bundesregie-
    rung hat ein halbes Jahr gebraucht, bis sie überhaupt da-
    rauf reagiert hat. ISIS ist nicht erst seit der Einnahme
    von Mossul im Juni dieses Jahres, sondern seit einein-
    halb Jahren auf dem Vormarsch. Zentral ist, dass man
    rechtzeitig hinschauen muss. Das passiert nicht. Die
    Bundesregierung ist beim Hinschauen, beim Antizipie-
    ren von Konflikten, bei der zivilen Krisenprävention ein-
    fach zu langsam; sie macht zu wenig und ist zu zöger-
    lich.


    (Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Sie bedienen, wie viele andere auch, leider die Auf-
    merksamkeitsökonomie. Die Welt schaut auf Sindschar,
    dann schaut die Welt auf Kobane – dort geschehen ganz
    schreckliche Dinge –, und dann wendet sich die Auf-
    merksamkeit anderen Krisenherden zu. Dass sehr viele
    Leute auf Kobane schauen, ist berechtigt, aber dass im
    Windschatten der Ereignisse von Kobane in Aleppo
    Fassbomben des Assad-Regimes nur so vom Himmel
    regnen, wird nicht beachtet. Es ist nicht so, dass wir das
    Gefühl haben, dass die Bundesregierung tatsächlich anti-
    zipiert, was jenseits der großen Konflikte, die Schlagzei-
    len machen, passiert. Dafür braucht man Expertise. Aber
    diese Expertise findet sich nicht, in diesem Haushalt erst
    recht nicht. Das ist der zweite Haushalt hintereinander,
    in dem der Etat für zivile Krisenprävention gekürzt ist.
    Das wird der realen Situation draußen und vor allem den
    Notwendigkeiten überhaupt nicht gerecht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Auch die Institutionen fehlen. Die Institutionen
    braucht man aber, wenn man ressortübergreifend arbei-
    ten will. Wir haben eine Verteidigungsministerin, die
    jetzt ein Weißbuch schreiben will. Sie haben den Re-
    view-Prozess begonnen. Was hat das miteinander zu
    tun? Ich habe das Gefühl: gar nichts. Wenn man sich die
    Welt ernsthaft anschauen und Konflikte antizipieren
    will, dann muss man ressortübergreifend arbeiten. Ich
    gebe zu: Es ist nicht in erster Linie Ihre Verantwortung,
    dass das nicht immer geschieht; aber wir haben nicht das
    Gefühl, dass die Häuser Hand in Hand arbeiten. Bei der
    humanitären Hilfe wird das deutlich. Erst kürzen Sie den
    Etat, dann machen wir, die NGOs und die Kolleginnen
    und Kollegen aus der Koalition Druck, und dann wird
    der Ansatz wieder erhöht. Das ist im Endergebnis nicht
    das, was wir uns gewünscht haben, wenn es auch besser
    als Ihr Entwurf ist. Aber mit Verlässlichkeit und mit
    Haushaltsklarheit hat das überhaupt nichts mehr zu tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich habe meine Rede mit Lob angefangen. Ich möchte
    noch einmal loben. Sie selbst haben in München gesagt:





    Omid Nouripour


    (A) (C)



    (D)(B)

    Verantwortungsübernahme ist immer konkret. – Ich
    finde zwar, dass es sich nicht gehört, den Petersburger
    Dialog unter der Überschrift „Dialog mit der Zivilgesell-
    schaft“ zu führen, ohne dass die Zivilgesellschaft da ist;
    aber unter dem Strich kommen wir zu dem Ergebnis,
    dass wir sehr an Ihrer Seite stehen, was Ihre Aktivitäten
    in der Ukraine und Ihr Engagement bei der Befriedung
    der Situation vor Ort angeht. Wir sind auch sehr dankbar
    für die Worte, die die Frau Bundeskanzlerin heute Mor-
    gen in dieser Sache gefunden hat.

    Aber wenn es konkret wird und Sie eine Konferenz zu
    der Situation der Flüchtlinge machen, –