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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Claudia Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vielen Dank, Kollege Alois Karl. – Unser nächster

    Redner in der Debatte ist Bundesaußenminister
    Dr. Frank-Walter Steinmeier.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
    Auswärtigen:

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Alois Karl hat es eben gesagt: Viel Gutes, viel Erfreuli-
    ches ist aus den internationalen Beziehungen, aus der in-
    ternationalen Politik im Augenblick nicht zu berichten.
    Deshalb kommt es umso mehr darauf an, dass man sich
    der wenigen Sternstunden, die es in diesem Jahr gegeben
    hat, noch einmal vergewissert. Ich finde, es war schon
    eine Sternstunde, als hier in Berlin vor zweieinhalb Wo-
    chen Tausende von weißen Ballons in den Abendhimmel
    stiegen und uns noch einmal daran erinnert haben, dass
    dieser Tag vor 25 Jahren ein wirklicher Glücksmoment
    in der deutschen Geschichte war und dass wir uns dessen
    wirklich sicher und gewiss sein sollen.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich sage das nicht ohne Grund ganz am Anfang. Für
    mich und meine Generation ist es ja so, dass einem an ei-
    nem solchen Tag noch einmal klar wird: Wir, die wir
    nach dem Krieg geboren sind und heute an unterschiedli-
    chen Stellen Verantwortung tragen, sind diejenigen, die
    von der Geschichte begünstigt sind. Wir durften sieben
    Jahrzehnte in einem Europa ohne Krieg leben. Uns sollte
    bewusst sein, dass das auf ganz vieles zurückzuführen
    ist, vor allen Dingen auf mutige Bürgerinnen und Bürger
    in vielen Staaten Osteuropas, besonders in der früheren
    DDR, dass das aber auch auf viele Generationen Außen-
    politik zurückgeht, die uns diesem Ziel, nämlich dem
    Fall der Mauer, über die Jahre hinweg nähergebracht hat.

    Was sagt uns das heute, meine Damen und Herren?
    Aus meiner Sicht, dass wir, die wir heute miteinander
    Verantwortung tragen, uns nicht nur der Erinnerung an
    das Glück, das wir alle miteinander gehabt haben, versi-
    chern dürfen, sondern dass wir dieses Glück als histori-
    sche Verantwortung, als historische Pflicht begreifen
    müssen, nie wieder zuzulassen, dass dieses Europa an
    anderer Stelle neu gespalten wird. Das ist unsere Verant-
    wortung.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dazu brauchen wir aktive Außenpolitik. Gleich zu
    Beginn meiner Rede will ich diesem Hohen Haus mei-
    nen Dank dafür aussprechen, dass es die Bemühungen
    unserer Außenpolitik ausdrücklich unterstützt, und zwar
    nicht nur rhetorisch, dass diese Unterstützung ihren Nie-
    derschlag auch im Haushalt findet. Mein Dank gilt na-
    türlich ganz besonders den Berichterstattern, die eben
    geredet haben, Doris Barnett, Alois Karl, Michael
    Leutert, Tobias Lindner, für konstruktive Diskussionen,
    die wir lang und ausführlich miteinander geführt haben,
    und für hilfreiche Ergebnisse. Ihnen danke ich stellver-
    tretend für das ganze Parlament. Ich sage aufrichtig:
    Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung, meine Damen
    und Herren.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Diesen Dank beziehe ich ganz besonders auf zwei Be-
    reiche, die meistens im Schatten der öffentlichen Debat-
    ten stehen:

    Das gilt erstens für die humanitäre Hilfe, die Sie alle
    auf unterschiedliche Weise angesprochen haben. Wir





    Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier


    (A) (C)



    (D)(B)

    dürfen unseren Blick nicht abwenden vom Elend in die-
    ser Welt. Wir sind uns gewiss: Wir werden es alleine
    nicht abwenden, aber wir müssen unseren Teil beitragen,
    unerträgliches Leid wenigstens zu mindern. Seien es die
    Flüchtlinge aus Syrien, seien es die Opfer des IS-Terrors
    im Nordirak, seien es die Menschen in der Ostukraine
    oder seien es die Gesellschaften in Westafrika, die vom
    Ebolavirus immer noch heimgesucht werden – ihnen al-
    len kommt die humanitäre Hilfe zugute, für die Sie die
    Mittel im Haushalt immerhin verdoppelt haben. Dafür
    danke ich ganz herzlich.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Der zweite Bereich, den ich hervorheben möchte, der
    ebenfalls regelmäßig unter den Tisch fällt, wenn wir im
    Deutschen Bundestag über Außenpolitik reden, ist die
    Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Ich will das
    ausdrücklich sagen: Das ist nicht ein „nice to have“, das
    ist nicht einfach eine nette Draufgabe, sondern das ist ein
    Teil der Außenpolitik, für den es einen dringenden Be-
    darf gibt, der sogar von Jahr zu Jahr weiter wächst.
    Schaut man nur auf die gefährlichsten Konflikte um uns
    herum – ob Syrien, ob Irak, ob Naher Osten oder Nord-
    afrika –, stellt man fest, dass es in jedem dieser Konflikte
    eigentlich weniger um die klassischen politisch-territoria-
    len Auseinandersetzungen geht. Alle diese Konflikte
    sind mindestens überlagert von religiösen, ethnischen
    oder kulturellen Konflikten, die wir – das ist mein Plä-
    doyer – wenigstens verstehen sollten, bevor wir uns ent-
    scheiden, ob und auf welcher Seite des Konfliktes wir
    uns engagieren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    – Danke. – Die Langzeitfolge der militärischen Interven-
    tion im Irak sollte uns – das wird deutlich, wenn wir uns
    das noch einmal genau anschauen – eigentlich eine
    Lehre sein. Wiederholungen dieser Art müssen für die
    Zukunft jedenfalls vermieden werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Gerade weil sich die Welt nicht mehr allein um die
    europäische Sonne dreht, sondern weil China, Indien,
    Südamerika und Afrika mit großem Selbstbewusstsein
    mit Blick auf die eigene Geschichte, Kultur und Philoso-
    phie in der Welt auftreten, müssen auch wir – auch das
    ist Teil von Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik –
    unsere Werte und unsere Überzeugungen besser ver-
    ständlich machen, als wir das in der Vergangenheit, viel-
    leicht in großer Selbstsicherheit, getan haben.

    Mit diesem Haushalt stärken wir nicht nur das Flagg-
    schiff der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, das
    Goethe-Institut, das jetzt endlich einigermaßen ordent-
    lich ausgestattet ist. Dadurch, dass wir dem Deutschen
    Akademischen Austauschdienst neue Stipendienmög-
    lichkeiten zur Verfügung stellen, können wir auch mehr
    junge Leute aus aller Welt zu uns holen. An anderer
    Stelle habe ich gesagt: Man darf den Erfolg nicht unter
    den Tisch fallen lassen, dass wir innerhalb der letzten
    sechs Jahre ungefähr 1 500 Partnerschulen überall auf
    der Welt geschaffen haben, in denen junge Leute zum
    ersten Mal mit deutscher Sprache, auch mit deutschen
    Wertvorstellungen in Berührung kommen. Das alles ist
    nur möglich aufgrund der Haushaltsausstattung, die Sie
    uns gewähren. Deshalb auch dafür meinen ganz herzli-
    chen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich fange mit den Punkten an, die positiv sind. Aber
    ich kann natürlich nicht über Folgendes hinwegsehen:
    Die Welt ist eine andere geworden. Sie ist schwieriger
    denn je. „Eine Welt aus den Fugen“, habe ich an anderer
    Stelle gesagt. Die Bilder aus den Konfliktgebieten, die
    uns jeden Abend in unseren Wohnzimmern erreichen,
    sind unerträglich. Auch wenn ich täglich damit zu tun
    habe, verstehe ich natürlich den Ruf der Menschen, die
    uns auf unterschiedliche Art und Weise kundtun: Jetzt
    tut endlich etwas, damit diese Konflikte gelöst werden.

    Viele haben den Eindruck, bei der Außenpolitik dau-
    ert alles viel zu lange. Das stimmt auch. Es dauert häufig
    viel zu lange, bis sich Engagement und Aktivität wirk-
    lich positiv bemerkbar machen. Aber diejenigen, die hier
    sind, wissen: Man muss manchmal mit dem Ansatz her-
    angehen, dass bei sehr festgefahrenen Konflikten die
    Aufgabe der Außenpolitik eben auch darin besteht,
    Schlimmeres zu verhüten und einen noch schlimmeren
    Zustand nicht eintreten zu lassen. Mit dem Vorwurf, dass
    es zu lange dauert, kann ich also leben.

    Mit dem anderen Vorwurf, dass Außenpolitik eigent-
    lich ein vergebliches Unterfangen ist, kann ich schon
    weniger leben. Man betrachte nur einmal ein Wochen-
    ende wie das, das wir gerade in Wien erlebt haben. Na-
    türlich sage auch ich mir: Mein Ehrgeiz und meine Er-
    wartungen an die Verhandlungen mit dem Iran, die zum
    Ziel haben, den Atomkonflikt endlich zu Ende zu brin-
    gen, waren größer. Es hat aber nicht sollen sein. Es hat
    nicht gereicht. Wir sind nach drei Tagen und zwei Näch-
    ten Verhandlungen nicht an den Punkt gekommen, wo
    wir hätten sicher sein können, dass alle Nebenwege und
    Umleitungen, vielleicht doch zur Atombombe zu kom-
    men, ausgeschlossen sind. Dennoch würde ich nicht un-
    terschreiben, dass Außenpolitik deshalb vergeblich ist.
    Man muss vielmehr versuchen – das ist immerhin ge-
    schehen –, auch über drei Tage und zwei Nächte die un-
    terschiedlichen Positionen ein ganz kleines Stück zuein-
    anderzubringen.

    Rückblickend auf die letzten zehn Jahre sage ich: Wir
    haben im letzten Jahr mehr geschafft als in den neun Jah-
    ren zuvor. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die Lö-
    sung nicht unmöglich, sondern immer noch möglich ist.
    Deshalb habe ich der Verlängerung der Frist für die Ver-
    handlungen um ein weiteres Vierteljahr und dann um
    zwei weitere Monate für die technischen Details aus-
    drücklich zugestimmt. Ich bleibe zuversichtlich, dass das
    am Ende kein ganz unlösbarer Konflikt ist.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






    Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier


    (A) (C)



    (D)(B)

    Mit Blick auf einige Krisenbilder und langandauernde
    Auseinandersetzungen – Syrien ist vielleicht eine davon,
    ebenso die Ukraine – ziehen viele Leute gelegentlich den
    gefährlichen Schluss: Wenn man sich die Bilder ansieht,
    dann denkt man, dass das doch alles überflüssig ist. Die
    Leute hören doch in Wahrheit nicht auf Sie. – Es stimmt:
    Der Gipfel von Vilnius liegt nun schon ein Jahr zurück.
    Seither ist der Ukraine-Konflikt durch viele Aggregat-
    zustände gegangen: von den bürgerkriegsähnlichen
    Verhältnissen in Kiew über die völkerrechtswidrige An-
    nexion der Krim bis hin zur gewaltsamen Auseinander-
    setzung und Gewaltexzessen in der Ostukraine.

    Trotzdem, sage ich Ihnen, darf Außenpolitik sich nie
    in den Zustand der Aussichtslosigkeit begeben. Das war
    auch der Grund, weshalb ich jetzt noch einmal nach
    Kiew und Moskau gefahren bin und eines der 100 Ge-
    spräche, von denen die Kanzlerin heute Morgen gespro-
    chen hat, geführt habe. Ich glaube, wir haben gar keine
    andere Möglichkeit, als mit den Konfliktparteien Einver-
    nehmen darüber zu erzielen, dass das einzige Dokument,
    das im direkten Gespräch miteinander wirklich erreicht
    worden ist, nämlich die Minsker Vereinbarung, nicht der
    Geschichte überantwortet wird, sondern dass wir noch
    Anstrengungen unternehmen müssen, sie wirklich zur
    Grundlage der Entschärfung des Konfliktes und hoffent-
    lich anschließend zur Grundlage für politische Lösungen
    zu machen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die schwierige Aufgabe, die Ukraine zu stabilisieren,
    liegt vor uns – ökonomisch und politisch eine große
    Aufgabe, die wir in Europa zu schultern haben. Das Ver-
    hältnis zu Russland wird sicherlich neu vermessen wer-
    den müssen. Wo wir in 10 oder 15 Jahren stehen, wie die
    europäische Sicherheitsarchitektur dann aussieht, weiß
    auch ich nicht. Ich bin mir nur gewiss: Es wird über-
    haupt nur dann eine Sicherheitsarchitektur geben, wenn
    wir nicht sämtliche Gesprächsformate, die jetzt noch zur
    Verfügung stehen – es sind wenige –, entwerten und in
    den Mülleimer der Geschichte werfen.

    Das gilt für vieles. Das gilt, wenn ich das sagen darf,
    Marieluise Beck, auch für den Petersburger Dialog. Mir
    ist völlig klar: In dem Maße, in dem der gesellschaftliche
    Freiraum in Russland in den letzten Jahren kleiner ge-
    worden ist, ist der Dialog schwieriger geworden.



Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

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der angesprochenen Kollegin?

Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Bitte.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Claudia Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Beck.
    Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
    GRÜNEN):

    Lieber Herr Außenminister, lieber Frank-Walter
    Steinmeier, ich möchte hier sehr deutlich machen, dass ich
    mich für eine Reform des Petersburger Dialogs ausge-
    sprochen habe, immer für eine Reform und nie für seine
    Abschaffung; nur damit das hier in diesem Haus klar ist.

    Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
    Auswärtigen:

    Herzlichen Dank für die Frage.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN – Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Es muss ja keine Frage sein!)