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ID1806906300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Alois Karl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren Kollegen! Sehr geehrter Herr Bun-
    desaußenminister, lieber Herr Steinmeier! Die sehr
    geehrten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und insbeson-
    dere Frau Staatsministerin Professor Böhmer und Staats-
    minister Michael Roth seien nun schon angesprochen;
    ihnen sei, damit ich das nicht vergesse, von vornherein
    für die gute Zusammenarbeit gedankt, die wir in den
    letzten Wochen und Monaten gepflegt haben.

    Lieber Herr Dr. Lindner, das Rechnen ist nicht Ihre
    ganz große Stärke.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Echt?)


    Sie haben bestimmt viele Stärken, aber man hat an der
    einen oder anderen Stelle auch Schwächen.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann rechnen Sie einmal vor!)


    Sie basteln sich hier zusammen, dass der Haushalt abge-
    nommen hat. Das ist schon ein Kunststück. Man kann
    über alles diskutieren, bloß nicht über Adam Riese. Die
    Zahlen stehen fest.

    Wir haben vor wenigen Wochen einen Haushaltsent-
    wurf vorgelegt bekommen, den wir beraten haben. Im
    Haushaltsausschuss haben wir 200 Änderungsanträge
    durchgehechelt. Wir haben zwar den Haushalt um
    400 Millionen Euro gekürzt, aber den Etat des Bundes-
    außenministers dennoch deutlich erhöhen können. Das
    war eine gute Sache, auch wenn das nicht bei allen große
    Freude hervorgerufen hat. Ich werde darauf noch einge-
    hen.

    Tempus fugit, könnte man sagen. Die Zeit verfliegt,
    geht rasant dahin. Ein Blick in den Kalender zeigt: Heute
    in vier Wochen ist Heiliger Abend. Für Sie, Herr Außen-
    minister, gibt es heute schon einen Teil der Bescherung;


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir haben aber schon den 26.! Der Heilige Abend ist dann schon vorbei!)


    denn die Wünsche, die Sie an den Haushaltsausschuss
    gerichtet haben, konnten zum großen Teil, nicht alle, er-
    füllt werden. Wir haben die letzten zehn Wochen ge-
    nutzt, um den Etat des Bundesaußenministers zu beraten.

    Tempus fugit – das gilt auch für die zahlreichen
    Rückschauen, die in diesem Jahr Gegenstand unserer
    Betrachtungen und auch unserer Politik waren. Wir ha-
    ben festgestellt: Wie schnell geht die Zeit vorbei! Man-
    ches wendet sich zum Besseren.

    Wir haben auf die Zeit vor 100 Jahren zurückgeblickt.
    Im Jahr 1914 begann in Europa der Erste Weltkrieg. Die-
    ser Krieg hat viele Opfer gefordert; es gab 20 Millionen
    Tote. Die Diplomatie – so hat man gesagt – habe damals
    versagt, sowohl zu Beginn als auch zum Ende des Ersten
    Weltkrieges. Der Vertrag von Versailles hat wahrlich kei-
    nen Frieden gestiftet, sondern er hat die Auseinander-
    setzung erst weiter aufleben lassen. Nach dem Motto
    „Vae victis“ haben dereinst die Vandalen die Römer er-
    niedrigt. Ähnliches hat man damals in der Diplomatie er-
    lebt. Heute wollen wir das alles besser machen.

    Wir haben auf die Zeit vor 75 Jahren zurückgeschaut,
    auf den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, der in einer
    verheerenden Art und Weise, von Deutschland ausge-
    hend, die Welt in Brand gesetzt hat.

    Es gibt auch gute Zeiten, auf die wir zurückschauen
    konnten: Ich denke an die Zeit vor 25 Jahren, den Fall
    der Berliner Mauer 1989, der uns unglaubliche Freude
    bereitet hat.

    Ich denke daran, dass vor 25 Jahren in den Weingär-
    ten in der Nähe von Sopron in Ungarn der Eiserne Vor-
    hang durch den Außenminister von Österreich, Alois
    Mock, und den Außenminister von Ungarn, Gyula Horn,
    zum ersten Mal durchschnitten worden ist. Tausende von
    DDR-Flüchtlingen konnten den Weg in die Freiheit an-
    treten.

    Ich habe mich auch sehr gefreut, dass wir in diesen
    Tagen an den sogenannten Baltischen Weg, an die Sin-
    gende Revolution gedacht haben, als sich etwa 1,5 Mil-





    Alois Karl


    (A) (C)



    (D)(B)

    lionen Menschen von Tallinn in Estland über Riga in
    Lettland nach Vilnius in Litauen die Hände gereicht und
    bekundet haben, dass sie nicht mehr zum sowjetischen
    Reich gehören wollen, und das exakt 50 Jahre nachdem
    1939 der Hitler-Stalin-Pakt geschlossen worden ist und
    man Osteuropa aufgeteilt und die Balten unter die Herr-
    schaft der Russen bzw. Sowjets gestellt hat.

    Wir haben 25 Jahre Fall der Berliner Mauer gefeiert,
    und das war auch richtig so. Mehr als 1 Million Men-
    schen haben am Brandenburger Tor gefeiert. Es haben
    viele Feierlichkeiten stattgefunden. Ich weiß nicht, ob es
    Ihnen ähnlich ergangen ist wie mir. In den vielen An-
    sprachen war Helmut Kohl nur eine Fußnote und mehr
    nicht. Es war für mich und auch andere ein wenig be-
    schämend, dass man sein Wirken nicht besser in den Re-
    den würdigen konnte.

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe
    auch daran gedacht, dass es einige Zeit her ist – 1973 –,
    seit das Bundesverfassungsgericht eine wegweisende
    Entscheidung getroffen hat. Die Bayerische Staatsregie-
    rung, angetrieben auch von dem damaligen CSU-Vorsit-
    zenden Franz Josef Strauß, hat damals das Bundesver-
    fassungsgericht angerufen, um klären zu lassen, dass
    Deutschland ungeteilt ist, dass wir ein Volk sind und alle
    Repräsentanten und Institutionen des Landes auf die
    Einheit hinarbeiten müssen. Auch das war ein wichtiger
    Punkt, der zu diesem Ereignis des 9. November geführt
    hat.

    Ich danke allen ganz herzlich, die in diesem Jahr gute
    deutsche Außenpolitik mitbetrieben haben.

    Herr Bundesaußenminister, Sie sagten, die Welt sei
    aus den Fugen geraten. So hat es jedenfalls den An-
    schein angesichts der Flüchtlingsströme aus dem Mittel-
    meerraum, die nach Europa drängen, sowie der Krisen-
    herde in der Ukraine, im Irak, in Syrien und anderen
    Gegenden, die ich nicht alle aufzählen möchte, oder
    auch auf der Krim. Auch wenn die Ereignisse auf der
    Krim jetzt ein gutes halbes Jahr her sind, müssen wir
    weiterhin sagen, dass es Unrecht war und bleibt und wir
    die russische Politik des Sich-Einverleibens niemals gut-
    heißen können. Was ist denn da schon ein halbes Jahr?
    Welche Geschichtsvergessenheit haben manche in unse-
    rem Lande heute und publizieren das auch noch!


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich danke Ihnen, Herr Steinmeier, dass Sie in den Kri-
    sengebieten, gerade in der Ukraine, fast dauerhaft unter-
    wegs sind.


    (Zuruf des Abg. Alexander Ulrich [DIE LINKE])


    Mit diesen Reisen übertreffen Sie ja fast schon Hans-
    Dietrich Genscher mit seiner „Pendeldiplomatie“. Wir
    müssen einen langen Atem haben, darin gebe ich Ihnen
    recht. Ich denke auch, dass die deutsche Politik gut bera-
    ten ist, gemeinschaftlich aufzutreten. Ich danke der
    Bundeskanzlerin, dass sie eindeutig gesagt hat, dass zwi-
    schen dem Bundesaußenminister und ihr keine Differen-
    zen bestehen, sondern dass wir eine Außenpolitik „aus
    einem Guss“ betreiben.

    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Was macht Seehofer?)


    Die humanitären Hilfsmaßnahmen sind angesprochen
    worden. Dort haben wir gut miteinander gearbeitet – da-
    rin beziehe ich auch die Kollegen Leutert und
    Dr. Lindner ein, liebe Kollegin Barnett –, sodass wir die-
    sen Ansatz auf 400 Millionen Euro erhöhen konnten.
    Das ist nicht unbedingt ein Ausdruck großer Freude. Hu-
    manitäre Hilfsmaßnahmen müssen nämlich nur deshalb
    ergriffen und der Haushaltsansatz muss so hoch gesetzt
    werden, weil auf der Welt viel Leid geschieht und wir
    unsere Arbeit leisten müssen – beispielsweise bei der hu-
    manitären Ernährungshilfe und der Trinkwassernotver-
    sorgung. Wir helfen den Ärmsten der Armen, wenn es
    darum geht, ihr blankes Überleben zu sichern – und dies
    möglichst noch in Würde und Sicherheit.

    Dafür haben wir die Ansätze hochgefahren. Der Bun-
    desfinanzminister sagte sehr deutlich: Da wird es am
    Geld nicht fehlen. – Ich danke dem Bundesfinanzminis-
    ter Schäuble, aber auch Ihnen, lieber Herr Kampeter, so-
    wie Ihrem Kollegen Herrn Gatzer, mit dem wir manches
    gut durchsetzen konnten, zum Beispiel, die Hilfe für die
    Deutschen im Ausland drastisch zu erhöhen.

    Unsere Auswärtige Kulturpolitik ist bestens ausge-
    stattet worden – auch ein Ausweis unserer Aktivitäten
    im Ausland. Der Kollege Gauweiler wird darauf in sei-
    ner Rede, denke ich, noch profund eingehen. Goethe-In-
    stitut und Deutscher Akademischer Austauschdienst –
    alle sind bessergestellt als eigentlich erwartet, und wir
    freuen uns, dass wir uns auch auf diese Art und Weise in
    der Welt gut darstellen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulla Schmidt [Aachen] [SPD])


    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein Punkt,
    der mich sehr gefreut hat, ist, dass wir auch für den Er-
    halt der deutschen Sprache und der deutschen Kultur in
    Rumänien einen kleinen Ansatz mit 750 000 Euro in den
    Haushalt einbringen konnten. Seit mehr als 1 000 Jahren
    wird dort deutsche kulturelle Arbeit betrieben. Über
    Jahrhunderte wurden hervorragende deutsche Schulen
    aufgebaut, die von Rumänen genauso besucht werden
    wie von Deutschen und die eine hohe Anerkennung ge-
    funden haben. Was die Siebenbürger Sachsen und die
    Banater Schwaben vor Jahrhunderten grundgelegt ha-
    ben, soll heute nicht geschliffen werden. Bis auf den
    heutigen Tag – nicht einmal Ceausescu und andere kom-
    munistische Führer haben gewagt, das einzuebnen – ist
    deren Situation hervorragend. Auch der neue Staatsprä-
    sident Iohannis war Schüler einer dieser Schulen und er-
    griff später den Beruf des Physikers. Das ist ja heute ein
    Ausweis für höchste Ämter in der Politik.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


    Er hat uns bei unserem Besuch gezeigt, wie toll sich die
    Dinge auch in einem früher sozialistischen Land wie Ru-
    mänien entwickeln können. Ich danke dir, lieber Kollege
    Christoph Bergner, dass du mir da auch ein bisschen den
    Weg gewiesen hast. Ich wäre von mir aus nicht darauf
    gekommen, dass wir diesen Ansatz wählen müssen, da-





    Alois Karl


    (A) (C)



    (D)(B)

    mit wir in diesem Land, das ja mittlerweile zur EU ge-
    hört, Fuß fassen und präsent sind.

    Ich danke auch dir, liebe Kollegin Barnett, herzlich,
    dass du nicht lange Widerstand geleistet hast, als es da-
    rum gegangen ist, die Internationale Akademie Nürnber-
    ger Prinzipien mit zu unterstützen. Diese Stiftung wird
    in diesem Jahr mit 1,9 Millionen Euro gefördert. Ich war
    am letzten Samstag in Nürnberg. Ein Ministerialdirektor
    Ihres Hauses hat den Bund vertreten. Der Freistaat Bay-
    ern war mit zwei Ministern, die Stadt Nürnberg mit dem
    Oberbürgermeister vertreten. Mir kam gerade der Ge-
    danke: Die Präsenz der jeweiligen Träger der Stiftung
    verhält sich geradezu reziprok zu ihrem finanziellen
    Engagement.


    (Doris Barnett [SPD]: Genau!)


    Auf gut Deutsch heißt das: Je mehr einer zahlt, desto we-
    niger dominant ist er vertreten.

    Wir haben dort in der Tat eine ganz hervorragende
    Einrichtung, die die Fortentwicklung des Völkerrechtes
    und des Völkerstrafrechtes dokumentiert. Was 1945/46
    in den Nürnberger Prozessen begonnen worden ist, ist
    heute Grundsatz jeglicher völkerrechtlichen Rechtspre-
    chung auf der gesamten Welt: Keine Einzelperson kann
    sich mehr darauf berufen, dass sie eigentlich nach einem
    formalen Gesetz gehandelt habe. Über dem formalen
    Gesetz steht das Recht; nicht das Recht des Stärkeren,
    sondern das Recht ist ausschlaggebend. Keiner, der in
    der Politik, in einer Staatsführung oder als Leiter einer
    militärischen Einheit tätig ist, kann sich damit herausre-
    den, dass er aufgrund eines Befehls oder eines formellen
    Gesetzes gehandelt habe.



Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Kollege!


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alois Karl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Ich danke für den Hinweis und komme zum Ende. –

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich danke Ih-
    nen ganz herzlich, dass wir in dieser kollegialen Art den
    Haushalt aufstellen konnten, dass wir auch für das
    nächste Jahr dem Außenminister das finanzielle Rüst-
    zeug geben, eine gestaltende Außenpolitik aus Deutsch-
    land für Europa und in der Welt zu machen.

    Ich danke sehr herzlich und bitte Sie um Zustimmung
    zu unserem Haushalt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)