Rede:
ID1806900600

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. die: 1
    5. Bundeskanzlerin: 1
    6. Frau: 1
    7. Dr.: 1
    8. AngelaMerkel.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Sahra Wagenknecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Ich nehme zur Kenntnis, dass die CDU das Trauma

    von Thüringen immer noch so bewegt, dass Sie das
    selbst in diese Haushaltsdebatte tragen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn ich der SPD vorwerfe, dass sie mit ihrer Politik
    alles dafür tut, dass sie ihre Glaubwürdigkeit nicht wie-
    dergewinnt und damit auch bei Wahlergebnissen von
    26 Prozent bleibt und dass sie damit nie wieder den
    Kanzler stellen wird, dann geschieht das aus Sorge um
    dieses Land,


    (Lachen bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    weil ich mir wünsche, dass Frau Merkel nicht ewig Bun-
    deskanzlerin bleibt und dass Sie nicht ewig den Bundes-
    kanzler stellen können,


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

    und weil ich mir wünsche, dass es eine andere und linke
    Politik in diesem Land geben kann.

    Aber ich darf Sie beruhigen: Ich werde gleich die
    SPD noch in einem Punkt loben. Auch das werden Sie
    noch zu hören bekommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

    Ich würde mir auch wünschen, dass es in Zukunft mehr
    Gründe geben würde, die SPD zu loben. Das fände ich
    zumindest sehr gut.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

    Ich war bei Brzezinski, der NATO-Osterweiterung

    und der deutschen Politik in dieser Hinsicht stehen ge-
    blieben. Frau Merkel, jetzt haben Sie Deutschland in die
    Neuauflage eines Kalten Krieges mit Russland hineinge-
    trieben, der das politische Klima vergiftet und den Frie-
    den in ganz Europa gefährdet.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

    Sie haben einen sinnlosen Wirtschaftskrieg angezettelt,
    der vor allem der deutschen und der europäischen Wirt-
    schaft massiv schadet.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

    – Da Sie so stöhnen: Sie müssen ja nicht in den Unter-
    nehmen sitzen, denen die Aufträge wegbrechen. Sie sind
    da nicht Arbeitnehmer oder Unternehmer. Sie müssen
    das nicht ausbaden, was Sie angerichtet haben.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Sie warnen vor einem Flächenbrand, Frau Merkel.

    Aber Sie gehören doch zu denen, die mit brennendem
    Zündholz herumlaufen. „Verbale Aufrüstung war noch





    Dr. Sahra Wagenknecht


    (A) (C)



    (D)(B)

    immer der Anfang von Schlimmerem.“ Das hat Ihnen
    Hans-Dietrich Genscher nach Ihrer Rede in Sydney zu-
    gerufen.

    Nein, man muss Putin wirklich nicht mögen. Man
    muss auch den russischen Kapitalismus mit seinen Oli-
    garchen nicht mögen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Aber Diplomatie heißt, die Interessen des Gegenübers
    ernst zu nehmen und sich nicht ignorant über sie hinweg-
    zusetzen. Es fällt schon auf, dass Helmut Kohl und
    Michail Gorbatschow nahezu wortgleich warnen, dass
    ohne eine deutsch-russische Partnerschaft keine Stabili-
    tät und keine Sicherheit in Europa möglich sind. Der frü-
    here SPD-Vorsitzende Platzeck hat darauf hingewiesen,
    dass der Handel zwischen Russland und den USA in die-
    sem Jahr zugenommen hat, während der Handel zwi-
    schen Russland und Europa und vor allen Dingen
    Deutschland massive Einbrüche erlebt hat. Als Reaktion
    arbeitet die CDU/CSU daran, sogenannte vermeintliche
    Russland-Versteher wie Herrn Platzeck aus dem Peters-
    burger Dialog herauszudrängen.

    Statt auf Verstehen setzen Sie offenbar lieber auf Un-
    verstand. In der Ukraine kooperieren Sie mit einem Re-
    gime, in dem wichtige Funktionen des Polizei- und Si-
    cherheitsapparates mit ausgewiesenen Nazis besetzt
    werden. Der Präsident Poroschenko redet vom totalen
    Krieg und hat den Krankenhäusern und den Rentnern in
    der Ostukraine alle Zahlungen abgeklemmt. Für Premier
    Jazenjuk sind die Aufständischen – ich zitiere – „Un-
    menschen, die es auszulöschen gilt“. Statt sich mit sol-
    chen Hasardeuren zu verbünden,


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ja, sind die gewählt oder sind die nicht gewählt?)


    brauchen wir endlich wieder eine deutsche Außenpoli-
    tik, der Sicherheit und Frieden in Europa wichtiger sind
    als Anweisungen aus Washington.


    (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


    In einem Jahr, in dem sich der Beginn des Ersten
    Weltkriegs zum 100. und der Beginn des Zweiten Welt-
    kriegs zum 75. Mal jährt, wäre es dringend angebracht,
    sich an die Aussage Willy Brandts zu erinnern: „Krieg
    ist nicht mehr die Ultima Ratio, sondern die Ultima Irra-
    tio.“ Krieg darf kein Mittel der Politik mehr sein, Frau
    Merkel.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deshalb: Kehren Sie auf den Weg der Diplomatie zu-
    rück! Stellen Sie die Sanktionen ein! Sollten sich in der
    SPD tatsächlich die Stimmen der außenpolitischen Ver-
    nunft durchsetzen – von Helmut Schmidt bis Matthias
    Platzeck –, dann, bitte, Frau Merkel, hören Sie auf Ihren
    Koalitionspartner. Beenden Sie dieses Spiel mit dem
    Feuer!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich fasse zusammen.


    (Christine Lambrecht [SPD]: Oh nein!)

    Ihre Politik, Frau Merkel, spaltet Deutschland und ver-
    sündigt sich an der Zukunft, weil Sie nicht den Mut ha-
    ben, sich den organisierten Interessen von Banken und
    Konzernen entgegenzustellen. Sie haben das Erbe der
    Entspannungspolitik verspielt und Europa in einen
    neuen kalten Krieg und an den Rand eines Flächen-
    brands geführt, weil Sie nicht den Mut haben, der US-
    Regierung Paroli zu bieten. Das ist keine Bilanz, auf die
    Sie stolz sein sollten. Die Bürgerinnen und Bürger dieses
    Landes jedenfalls haben eine bessere Politik verdient,
    eine Politik, die den Anspruch auf Wohlstand für alle
    endlich wieder ernst nimmt und die zurückkehrt zu einer
    Politik der guten Nachbarschaft mit allen europäischen
    Nachbarn.


    (Beifall bei der LINKEN – Johannes Kahrs [SPD]: Ziemlich mäßige Rede!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort hat die Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela

Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Meine Damen und Herren! Vor zehn Ta-
    gen habe ich am Treffen der 20 größten Volkswirt-
    schaften in Brisbane in Australien teilgenommen. Die
    jährlichen G-20-Treffen auf der Ebene der Staats- und
    Regierungschefs sind eine Antwort auf Herausforderun-
    gen der internationalen Finanzkrise im Jahre 2008. Da-
    mals stand vor allem die Notwendigkeit einer globalen
    Regulierung der Finanzmärkte auf der Tagesordnung.
    Richtigerweise wurde der Anspruch formuliert, jeden
    Finanzplatz, jedes Finanzmarktprodukt und jeden Finanz-
    marktakteur einer Regelung zu unterwerfen. Seitdem ist
    manches erreicht, insbesondere bei der Regulierung inter-
    national agierender Banken. Wenn diese in Zukunft in
    Schwierigkeiten geraten, gibt es inzwischen weltweit Me-
    chanismen, die Banken abzuwickeln, ohne dass zuerst der
    Steuerzahler dafür haften muss. Das ist ein Erfolg.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Mit dieser Regelung werden außerdem Ansteckungs-
    gefahren minimiert. Aber wir müssen sehen: Eine solche
    einheitliche Regulierung gibt es noch nicht für die sys-
    temrelevanten, global agierenden Schattenbanken. Sie
    soll bis 2016 vorliegen. Das Ziel wurde in Brisbane noch
    einmal bekräftigt, das weitere Vorgehen konkretisiert.
    Deutschland wird allerdings darauf drängen, dass wir
    dieses Ziel auch wirklich erreichen und nicht auf halber
    Strecke stehen bleiben.

    Qualitative Fortschritte wurden im G-20-Prozess
    auch bezüglich der Themen Steuerehrlichkeit und Steu-
    ergerechtigkeit erzielt. Sie erinnern sich an die interna-
    tionale Konferenz am 29. Oktober hier in Berlin, von
    Wolfgang Schäuble organisiert. Damit wurde eine neue
    Phase der Zusammenarbeit eingeleitet. Über 50 Länder
    haben sich ab 2017 zum automatischen Informationsaus-





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    tausch bei Steuerfragen verpflichtet. Ohne die G 20 wäre
    ein solcher Erfolg nicht möglich gewesen.

    Ebenfalls vorangekommen sind wir bei der Aufgabe,
    multinationalen Konzernen die Möglichkeit zu nehmen,
    durch Tricks keinerlei Steuern zu zahlen. Hier gibt es
    insbesondere in Europa deutliche Fortschritte, und auch
    in Brisbane wurde das Ziel der Steuergerechtigkeit noch
    einmal betont. Neben Fragen der Finanzmarktregulie-
    rung standen auf dem Gipfel vor allem die Fragen der
    Weltwirtschaftslage im Vordergrund. Gemeinsam war
    dort das Bekenntnis zu nachhaltigem Wachstum. Einen
    Schwerpunkt legte die australische Präsidentschaft auf
    das Thema Infrastrukturinvestitionen.

    Aber etwas war jenseits der Tagesordnung an diesem
    G-20-Gipfel besonders. Im Vorfeld dieses Gipfels hatten
    sich die Länder der Asien-Pazifik-Region beim Asien-
    Pazifik-Gipfel in Peking und beim ASEAN-Gipfel in
    Myanmar getroffen. Die dann anschließend auch beim
    G-20-Gipfel teilnehmenden Staaten der Asien-Pazifik-
    Region machten in Brisbane deutlich, dass für sie eine
    wesentliche Triebkraft für wirtschaftliches Wachstum
    – und die Dynamik in der Region ist groß – der Freihan-
    del ist. Dazu werden die Verhandlungen zur transpazifi-
    schen Partnerschaft, dem pazifischen Äquivalent zum
    Transatlantischen Freihandelsabkommen, zügig voran-
    getrieben und eventuell schon in der ersten Jahreshälfte
    2015 abgeschlossen. Während des bilateralen Besuchs
    des chinesischen Präsidenten Xi in Australien nach dem
    G-20-Gipfel wurde ein Freihandelsabkommen zwischen
    Australien und China unterzeichnet.

    Das sind nur zwei Beispiele von vielen in der Region,
    die deutlich machen: Die Welt wartet nicht auf Europa.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn es uns nicht gelingt, das Transatlantische Freihan-
    delsabkommen zügig zu verhandeln, werden wir nicht
    nur im internationalen Handel große Nachteile gegen-
    über anderen Regionen haben – eine schwere Bürde für
    ein Exportland wie Deutschland –, sondern wir werden
    auch Chancen verpassen, internationale Standards im
    globalen Handel im Blick auf Ökologie, Verbraucher-
    schutz und rechtsstaatliche Mittel überhaupt noch mitbe-
    stimmen zu können, und das wollen wir ja.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    In Brisbane war mit Händen zu greifen, mit welcher
    Dynamik sich gerade der asiatisch-pazifische Raum
    wirtschaftlich entwickelt und wie er sich mit großem
    Selbstbewusstsein präsentiert. Das war erkennbar eine
    Herausforderung für die teilnehmenden europäischen
    Länder. Neben Deutschland waren das Großbritannien,
    Frankreich, Italien und Spanien sowie die Europäische
    Kommission und der Präsident des Europäischen Rates.
    Deshalb war es richtig und wichtig, dass wir Europäer
    gemeinsam mit Präsident Obama am Rande des G-20-
    Gipfels noch einmal unterstrichen haben, dass die Ver-
    handlungen der Europäischen Union mit Amerika über
    ein Transatlantisches Freihandelsabkommen absolute
    Priorität haben. Die Entwicklung Europas wird weltweit
    sehr genau verfolgt, zumal der Weg aus der europäischen
    Staatsschuldenkrise alles andere als einfach ist.

    Dennoch: So schwierig und langwierig der Weg auch
    ist, in Europa sind wir insgesamt auf richtigem Kurs.
    Das durchschnittliche Haushaltsdefizit hat im Euro-
    Raum 2013 mit 2,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
    erstmals seit 2008 wieder die Maastricht-Grenze unter-
    schritten. Die Bundesregierung unterstützt die Europäi-
    sche Kommission darin, die Haushaltsplanungen der
    Mitgliedstaaten strikt zu prüfen. Die Verlässlichkeit der
    gemeinsamen Regeln des Stabilitäts- und Wachstums-
    pakts ist von großer Bedeutung für das Vertrauen in den
    Euro-Raum insgesamt.

    Dabei geht es immer um einen Dreiklang:

    Erstens: Solide Haushalte. Dafür gilt der Stabilitäts-
    und Wachstumspakt. Der Name ist Programm; denn
    nachhaltiges Wachstum und solide Haushaltsführung be-
    dingen einander; das zeigt sich immer wieder.

    Zweitens: Wachstumsfördernde Strukturreformen. In
    den von der Krise besonders betroffenen Ländern, aber
    nicht nur dort, sind diese Reformen unabdingbar für
    nachhaltiges Wachstums. Der in der Wirtschafts- und
    Währungsunion beschrittene Weg ist der richtige. Das
    zeigen die Länder, die ihre Anpassungsprogramme er-
    folgreich beendet haben. Irland zum Beispiel wächst in
    diesem Jahr mit 4,6 Prozent stärker als jedes andere
    Land im Euro-Raum. Portugal wächst erstmals seit zwei
    Jahren wieder und liegt sogar leicht über dem Durch-
    schnitt des Euro-Raums. Die Arbeitslosigkeit geht in
    beiden Ländern Schritt für Schritt zurück, voraussicht-
    lich noch stärker als im Frühjahr prognostiziert. Aller-
    dings: Der Weg zu mehr Arbeitsplätzen, insbesondere
    für junge Menschen, ist noch lang und steinig.

    Deshalb muss Europa – drittens – Investitionen in die
    Zukunft fördern. Wir leisten mit mehr Investitionen in
    eine gute Zukunft unseres Landes auch einen Beitrag zu
    einer guten Zukunft Europas. Die Bundesregierung un-
    terstützt daher im Grundsatz das heute von Kommis-
    sionspräsident Juncker vorgelegte Paket, mit dem die
    Kommission zusammen mit der Europäischen Investi-
    tionsbank zusätzliche Investitionen in Höhe von über
    300 Milliarden Euro mobilisieren will. Wir betonen,
    dass Investitionen wichtig sind, dass aber vor allem klar
    sein muss, wo die Projekte der Zukunft liegen. Ein we-
    sentlicher Schwerpunkt ist für mich, die Chancen der Di-
    gitalisierung für Europa zu ergreifen. Europa muss vor
    allem wieder attraktiver werden für private Investitio-
    nen. Es kommt zentral auf einen investitionsfreundli-
    chen Rahmen an, etwa durch Bürokratieabbau, um
    kleine und mittlere Unternehmen als wichtige Träger
    von Wachstum und Beschäftigung zu entlasten, sowie
    durch die notwendigen Strukturreformen in den Mit-
    gliedstaaten, um Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und
    Beschäftigung zu stärken.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, neben den Themen
    der Finanzmarktregulierung und des wirtschaftlichen
    Wachstums hat am Rande des G-20-Gipfels natürlich





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    immer auch die geopolitische internationale Lage eine
    zentrale Rolle gespielt. Im Übrigen liegt auch gerade in
    diesem Austausch über die weltweite außen- und sicher-
    heitspolitische Lage die große Chance solcher internatio-
    nalen Konferenzen. Dialog kann Konflikte entschärfen,
    Gemeinsamkeiten aufzeigen und Vertrauen schaffen.

    Drei Themen standen in Brisbane dabei besonders im
    Mittelpunkt unserer Gespräche:

    Erstens: Ebola. Diese schreckliche Krankheit breitet
    sich in Westafrika aus. Tausende Opfer sind in Liberia,
    Guinea und Sierra Leone zu beklagen. Die betroffenen
    Länder gehören zu den ärmsten Ländern der Welt. Unter
    der Krise drohen die fragilen staatlichen Strukturen zu-
    sammenzubrechen. Es besteht die Gefahr, dass sich die
    Epidemie immer weiter ausbreitet. Deshalb ist Ebola
    auch zusehends eine Gefahr für die internationale Si-
    cherheit. Die G 20 haben sich in einer gemeinsamen Er-
    klärung verpflichtet, alles Notwendige zu tun, um sicher-
    zustellen, dass die internationalen Bemühungen, die
    Ebolaepidemie einzudämmen und zu stoppen, auch er-
    folgreich sind. Auf lange Sicht müssen wir Strukturen
    schaffen, und zwar internationale Strukturen, die ein
    besseres Krisenmanagement in solchen Situationen ge-
    währleisten. Entscheidend ist eine bessere Umsetzung
    der Gesundheitsregeln der Weltgesundheitsorganisation,
    und es ist wichtig, die Gesundheitssysteme weltweit zu
    stärken. Die Bundesregierung unterstützt die internatio-
    nalen Hilfsanstrengungen mit über 100 Millionen Euro.
    Ich danke dem Bundestag für die Bewilligung dieser
    Mittel – sie werden dringend benötigt –, und ich danke
    vor allen Dingen auch den Hilfsorganisationen, die unter
    schwierigsten Umständen in den betreffenden Ländern
    Außerordentliches leisten.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Zweitens. Breiten Raum bei den Gesprächen in Bris-
    bane hat die Krise in der Ukraine eingenommen. Erin-
    nern wir uns: Vor fast genau einem Jahr habe ich in mei-
    ner Regierungserklärung zum Gipfel der Östlichen
    Partnerschaft in Vilnius mit Blick auf das Assoziierungs-
    abkommen zwischen der Europäischen Union und der
    Ukraine, Georgien und Moldawien und das Verhältnis zu
    Russland unter anderem hier im Deutschen Bundestag
    gesagt – ich darf zitieren –:

    Die EU hat immer wieder Gesprächsangebote an
    Russland gerichtet, um die beiderseitigen Vorteile
    einer Kooperation herauszuarbeiten. Wir müssen
    – das ist meine tiefe Überzeugung – weiter daran
    arbeiten, dass es kein Entweder-oder zwischen ei-
    ner Annäherung der Länder der Östlichen Partner-
    schaft an die EU und dem russischen Bemühen um
    eine engere Partnerschaft mit diesen Ländern geben
    sollte. Die EU hat Russland dafür Vorschläge unter-
    breitet, über die wir schnellstmöglich sprechen
    müssen.

    So weit meine Regierungserklärung hier in diesem Haus
    am 18. November 2013.
    Was dann geschah, wissen wir: Präsident Janukowitsch
    hat das Abkommen in Vilnius nicht unterzeichnet. Das
    war selbstverständlich seine freie Entscheidung als Prä-
    sident der Ukraine. Es folgten die Demonstrationen auf
    dem Maidan, die Flucht von Präsident Janukowitsch
    nach Russland, später dann die Annexion der Krim
    durch Russland. Um es ganz klar zu sagen: Bei allen
    Schwierigkeiten, die aus der Unterzeichnung eines Frei-
    handelsabkommens mit der EU für den ukrainisch-russi-
    schen Handel ohne jeden Zweifel entstehen können und
    über die ich auch wieder und wieder mit dem russischen