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ID1806408200

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    Plenarprotokoll 18/64 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 64. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. November 2014 I n h a l t : Präsident Dr. Norbert Lammert . . . . . . . . . . . 5995 A Liedvortrag Wolf Biermann . . . . . . . . . . . . . . 5997 C Filmeinspielungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5998 D Tagesordnungspunkt 29: Vereinbarte Debatte: Friedliche Revolution – 25 Jahre nach dem Mauerfall . . . . . . . . . . . 5998 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5999 A Iris Gleicke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5999 D Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6001 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6002 B Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6003 D Nachträgliche Ausschussüberweisung (Druck- sache 18/2586, 55. Sitzung) . . . . . . . . . . . . . . 6005 A Tagesordnungspunkt 30: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung des Elterngeld Plus mit Partner- schaftsbonus und einer flexibleren Elternzeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Drucksachen 18/2583, 18/2625, 18/3086 6005 A – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/3087. . . . . . . . . . . . . . . 6005 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeord- neten Dr. Franziska Brantner, Katja Dörner, Kai Gehring, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Echte Wahlfreiheit schaffen – Elterngeld flexibler gestalten Drucksachen 18/2749, 18/3086 . . . . . . . . 6005 B Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6005 B Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6007 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 6009 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6011 B Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6012 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6013 C Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6014 C Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . 6015 C Bettina Hornhues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6016 D Tagesordnungspunkt 31: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Transpa- renz und zum Diskriminierungsschutz von Hinweisgeberinnen und Hinweisge- bern (Whistleblower-Schutzgesetz) Drucksache 18/3039 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6018 D b) Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Andrej Hunko, Caren Lay, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 Gesellschaftliche Bedeutung von Whist- leblowing anerkennen – Hinweisgebe- rinnen und Hinweisgeber schützen Drucksache 18/3043 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6019 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6019 B Wilfried Oellers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6020 C Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6021 D Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6023 A Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6024 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6025 C Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 6026 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6027 A Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6027 D Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6028 C Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 6029 C Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6031 A Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6032 C Tagesordnungspunkt 32: Antrag der Abgeordneten Dr. Heinz Riesenhuber, Dr. Joachim Pfeiffer, Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Hubertus Heil (Peine), Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Strategische Ziele für die Raumfahrt in dieser Legislaturperiode absichern Drucksache 18/3040 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6034 A Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6034 B Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6035 C Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . . . 6036 C Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6038 A Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6039 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6040 A Tagesordnungspunkt 33: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Achter Familienbericht: Zeit für Familie – Familienzeitpolitik als Chance einer nach- haltigen Familienpolitik: und Stellung- nahme der Bundesregierung Drucksache 17/9000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6041 B Caren Marks, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6041 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 6042 B Ingrid Pahlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6043 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6044 C Gülistan Yüksel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6045 D Markus Koob (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6046 D Gudrun Zollner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6047 D Tagesordnungspunkt 34: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, Caren Lay, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der Liegenschaftsveräußerungen (Liegen- schaftsveräußerungsreformgesetz) Drucksache 18/2882 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6049 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Sofortiges Moratorium für die Woh- nungs- und Grundstücksverkäufe durch die Bundesanstalt für Immo- bilienaufgaben – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Tobias Lindner, Christian Kühn (Tübingen), Lisa Paus, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Moratorium beim Verkauf von Wohnimmobilien in Städten mit angespanntem Woh- nungsmarkt durch die Bundes- anstalt für Immobilienaufgaben Drucksachen 18/1952, 18/1965, 18/2908 . 6049 A c) Antrag der Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen), Dr. Tobias Lindner, Britta Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Für eine nachhaltige und zu- kunftsweisende Liegenschaftspolitik des Bundes Drucksache 18/3044 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6049 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6049 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6050 C Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 6051 A, 6052 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 III Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6054 A Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 6055 B Klaus Mindrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6056 C Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . 6057 A Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6057 D Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Hans-Werner Kammer, Arnold Vaatz, Ulrich Lange, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Gustav Herzog, Sören Bartol, Kirsten Lühmann, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Was- serstraßen- und Schifffahrtsverwaltung zu- kunftsfest gestalten Drucksache 18/3041 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6058 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6059 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6060 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6061 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6062 C Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6063 C Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . 6064 D Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6066 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 6067 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6067 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 5995 (A) (C) (D)(B) 64. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 6067 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Bartke, Matthias SPD 7.11.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 7.11.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 7.11.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 7.11.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 7.11.2014 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 7.11.2014 Helfrich, Mark CDU/CSU 7.11.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 7.11.2014 Henn, Heidtrud SPD 7.11.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 7.11.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 7.11.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 7.11.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 7.11.2014 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 7.11.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Neu, Alexander S. DIE LINKE 7.11.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Pflugradt, Jeannine SPD 7.11.2014 Pilger, Detlev SPD 7.11.2014 Poschmann, Sabine SPD 7.11.2014 Poß, Joachim SPD 7.11.2014 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 7.11.2014 Rief, Josef CDU/CSU 7.11.2014 Schäfer (Bochum), Axel SPD 7.11.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 7.11.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 7.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 7.11.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 7.11.2014 Tack, Kerstin SPD 7.11.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 7.11.2014 Thönnes, Franz SPD 7.11.2014 Veit, Rüdiger SPD 7.11.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 7.11.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 7.11.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 7.11.2014 Wöllert, Birgit DIE LINKE 7.11.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie die folgenden Anträge zurückzieht: – Oppositionsrechte im Bundestag wahren auf Drucksache 18/4 – Maßgabebeschluss des Bundesrates zur Spielver- ordnung umgehend in Kraft setzen auf Drucksache 18/1875 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 6068 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 (A) (C) (D)(B) Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe 2013 Drucksachen 18/2437, 18/2530 Nr. 12 Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Delegation des Deutschen Bundes- tages in der Konferenz gemäß Artikel 13 des Vertrags über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion (Fiskalvertrag) Tagung der Interparlamentarischen Konferenz für die wirtschaftspolitische Steuerung der Europäischen Union vom 20. bis 22. Januar 2014 in Brüssel, Belgien Drucksachen 18/2120, 18/2530 Nr. 5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/419 Nr. A.46 Ratsdokument 12974/13 Drucksache 18/419 Nr. C.2 Ratsdokument 6152/13 Drucksache 18/419 Nr. C.5 Ratsdokument 7641/12 Drucksache 18/419 Nr. C.19 Ratsdokument 13260/11 Drucksache 18/419 Nr. C.22 Ratsdokument 16000/11 Drucksache 18/419 Nr. C.25 Ratsdokument 16971/11 Drucksache 18/419 Nr. C.26 Ratsdokument 16972/11 Drucksache 18/544 Nr. A.23 Ratsdokument 5076/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.24 Ratsdokument 11533/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.25 Ratsdokument 11607/14 Finanzausschuss Drucksache 18/2677 Nr. A.4 Ratsdokument 12644/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/2845 Nr. A.3 Ratsdokument 12854/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/2533 Nr. A.47 Ratsdokument 10949/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.48 Ratsdokument 11572/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.49 Ratsdokument 11688/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.154 EP P7_TA-PROV(2013)0422 Drucksache 18/1707 Nr. A.4 EP P7_TA-PROV(2014)0460 Drucksache 18/1707 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2014)0461 Drucksache 18/2533 Nr. A.59 EP P8_TA-PROV(2014)0011 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/2845 Nr. A.13 Ratsdokument 13217/14 Drucksache 18/2845 Nr. A.14 Ratsdokument 13263/14 64. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 29 Vereinbarte Debatte Friedliche Revolution – 25 Jahre nach Mauerfall TOP 30 Elterngeld Plus und flexiblere Elternzeit TOP 31 Schutz von Hinweisgebern TOP 32 Strategische Ziele für die Raumfahrt TOP 33 Achter Familienbericht – Zeit für Familie TOP 34 Liegenschaftspolitik TOP 35 Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Tiefensee


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Zypries
    musste zu einem ganz dringenden Termin; aber ich
    möchte ihr trotzdem ganz herzlich für ihr Lob danken. –
    Lieber Heinz, die Arbeit, die in diesem Antrag steckt,
    hat sich offensichtlich gelohnt. Wir haben deutlich ge-
    macht, dass die Legislative die Exekutive in Deutsch-
    land und vor allem auch in Europa stärken will.

    Ich erkenne bei diesem Thema eigentlich großes Ein-
    vernehmen. Herr Lutze, das war ein mühsames Suchen
    in dem Antrag, um etwas zu finden, aufgrund dessen Sie
    dagegenstimmen könnten. Hier besteht eigentlich großer
    Konsens im Haus. Dennoch sehe ich drei große Gefah-
    ren bei diesem Thema. Deshalb haben wir diesen Antrag
    geschrieben und vorgelegt.

    Die erste ist: Trotz aller Euphorie, die besteht, was
    Alexander Gerst angeht, was die Raumsonde Rosetta an-
    geht, die auf dem Kometen landen wird, wird immer
    wieder diskutiert: Brauchen wir die Raumfahrt eigent-
    lich? Müssen wir so viel Geld dafür ausgeben? – Wenn
    es darum geht, im Haushalt die entsprechenden Mittel
    bereitzustellen, ist die Akzeptanz nicht durchweg gege-
    ben. Deshalb muss immer wieder darauf hingewiesen
    werden, dass Raumfahrt eine Schlüsseltechnologie ist
    mit Ausstrahlung auf vielfältige Wissenschaftsbereiche,
    auf Wirtschaftsbranchen, auf eine Grundlagenforschung,
    die weit über Deutschland und Europa hinaus von Be-
    deutung ist. Und wir haben ein strategisches Ziel. Herr
    Lutze, Sie haben angemahnt, dass wir die internationale
    Zusammenarbeit brauchen. Das ist sicherlich richtig.
    Aber wir müssen uns andererseits auch als Europäer
    stark aufstellen. Der erste Punkt ist also: Wir müssen
    mehr dafür tun, um bei diesem Thema, das eigentlich re-
    lativ weit weg ist, obwohl es uns im Alltag betrifft, eine
    größere Akzeptanz, eine größere Begeisterung zu erzeu-
    gen.

    Das Zweite ist: Wir brauchen eine Verstetigung der
    Haushaltsmittel. In Deutschland ist uns das gelungen.
    Wir sind jetzt, wenn ich mir den Aufwuchs anschaue
    – 2005 etwa 900 Millionen Euro –, bei 1,4 Milliarden
    Euro. Davon entfallen 634 Millionen Euro auf die ESA
    und davon wiederum 115 Millionen Euro auf die Träger-
    systeme. Aber es reicht nicht, diese Haushaltsmittel in
    Deutschland zu verstetigen, sondern wir brauchen auch
    weiterhin die Unterstützung mindestens unserer großen
    Partner Frankreich, Italien und Großbritannien. Beden-
    ken Sie dabei: Den Wirtschaften dort geht es nicht so gut
    wie unserer. Man hört erste Stimmen, dass die Pro-
    gramme unter Umständen finanziell gefährdet sind. Wir
    brauchen also eine Verstetigung der Haushaltsmittel zur
    Umsetzung unserer Raumfahrtstrategie, damit wir all
    das, was wir uns vorgenommen haben, auch finanzieren
    können.

    Das Dritte – das treibt mich noch viel mehr um; es ist
    bereits angeklungen – ist die Frage, wie wir in Europa
    zusammenarbeiten wollen. Für mich ist ein Programm
    wie Galileo nicht nur irgendein Programm zur Satelliten-
    navigation, sondern die Blaupause, wie wir in Europa
    zukünftig auch auf anderen Feldern zusammenarbeiten
    wollen.


    (Beifall des Abg. Andreas Rimkus [SPD])


    Wir haben nämlich in diesem großen Maßstab bisher nur
    Airbus und Galileo. Dabei sind die drei Themen, die
    schon angeklungen sind, noch einmal aufzurufen.

    Das ist erstens die Frage: Wie wollen wir die ESA in
    Zukunft aufstellen? Die Entscheidungen werden jetzt in
    der Diskussion fallen, spätestens bis 2020. Wir sprechen
    uns dafür aus, dass es auch weiterhin eine eigenständige,
    mit vielfältigen Kompetenzen ausgestattete ESA gibt
    und keine Verschmelzung, bei der EU und ESA sich ge-
    genseitig behindern. Der entscheidende Punkt ist, dass
    wir schneller, durchsetzungsstärker und wettbewerbsfä-
    higer werden, nicht zuletzt gegenüber unseren Konkur-
    renten in den USA, in Russland und in China.

    Zweitens werden wir uns bei konkreten Projekten wie
    zum Beispiel Ariane – also Ariane 5 ME, Ariane 5 Plus
    oder eben Ariane 62/64 – schnell entscheiden müssen –
    gründlich prüfen, aber schnell entscheiden müssen –, da-
    mit wir den Anschluss nicht verpassen. Wir haben jetzt
    die Haushaltsmittel in Höhe von 115 Millionen Euro,
    und wir wissen: Falls die Entscheidung zugunsten der
    Ariane 6 fällt, werden wir unter Umständen neu nach-
    denken müssen. Auch dafür braucht es Akzeptanz auf
    europäischer Ebene.

    Drittens brauchen wir beim Thema ISS eine intensive
    Zusammenarbeit.

    Wir müssen also mehr Akzeptanz und Begeisterung
    erzeugen. Wir wollen dafür sorgen, dass die Haushalts-
    mittel in unserem Haushalt und in dem anderer europäi-
    scher Länder verstetigt und aufgestockt werden, wo das
    möglich ist, auch in Ländern, wo die wirtschaftliche Si-
    tuation schwierig ist. Und wir brauchen eine Zusammen-
    arbeit, die uns schlagkräftiger und wettbewerbsfähiger
    macht. Dann ist mir um die Vision und um das ganz
    Konkrete nicht bange.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







    (A) (C)



    (D)(B)



Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner hat der Kollege Andreas

Mattfeldt das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Andreas Mattfeldt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Immer, wenn ich gefragt werde, was
    denn das wohl herausragendste Ereignis in meinem Ge-
    burtsjahr 1969 war – an die SPD: das war nicht, dass
    Willy Brandt Kanzler wurde –, antworte ich: Das bedeu-
    tendste Ereignis war die Mondlandung, die den Ameri-
    kanern 1969 geglückt war, und der legendäre Satz von
    Neil Armstrong beim Betreten des Mondes, als er sagte:
    Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein
    großer Sprung für die Menschheit. – Ich glaube, dem ist
    nichts hinzuzufügen. Dass die Menschheit es geschafft
    hat, auf dem Mond zu landen, war eben nicht nur für
    Neil Armstrong ein besonderer Moment, das war nicht
    nur für die USA ein besonderer Moment, sondern – ich
    kenne es aus Erzählungen – das war auch bei uns in
    Deutschland ein besonderes Highlight-Ereignis. Auch
    der Wirtschaftsminister sagte am Dienstag, dass er sich
    gut daran erinnern kann. Ich glaube, das dokumentiert
    die Bedeutung noch einmal eindrucksvoll.

    Die Raumfahrt hat sich seit 1969 weiterentwickelt.
    Sie hat unseren technischen und auch medizinischen
    Fortschritt erheblich geprägt. Gerade wenn wir Europäer
    im Bereich des technischen Fortschritts weiter vorne mit
    dabei sein wollen, ist es zwingend, dass wir uns einen ei-
    genständigen Zugang zum All erhalten. Hier dürfen wir
    uns eben nicht auf andere Nationen, Herr Lutze, verlas-
    sen. Was passiert, wenn wir keine geeignete europäische
    Trägerrakete einsetzen können, haben wir erst kürzlich
    erleben müssen, als aufgrund eines Konstruktionsfehlers
    der Sojus-Trägerrakete ein für das Satellitennavigations-
    system Galileo bestimmter Satellit nicht in die richtige
    Umlaufbahn befördert werden konnte und daher nicht
    mehr nutzbar ist. Deshalb ist für mich klar: Wir dürfen
    uns im Bereich von Trägerraketen nicht abhängen lassen
    und müssen weiterhin aktiv sein.

    Wenn ich an andere Nationen denke, denke ich an Na-
    tionen, die zurzeit wirtschaftlich sehr erfolgreich agie-
    ren, wie zum Beispiel an China. Sie haben ganz klare
    Strategien. Sie setzen auf eigene Entwicklungen, und sie
    verlassen sich eben nicht auf andere. Nationen wie
    China sehen und nutzen die Chancen, die sich aus neuen
    Entwicklungen für sie technologisch, aber im weiteren
    Verlauf auch wirtschaftlich ergeben. Gerade im Tele-
    kommunikations- oder im Verteidigungsbereich sehe ich
    erhebliche Türen, die wir nicht zuschlagen dürfen. Nein,
    im Gegenteil, Europa muss unter dem Dach der ESA in
    der Raumfahrt weiterhin führend agieren.

    Hierzu möchte der vorliegende Antrag der Koali-
    tionsfraktionen, über den wir heute debattieren, beitra-
    gen. Mit einem klaren Bekenntnis der Mehrheit des
    Deutschen Bundestages möchten wir die Verhandlungen
    von Frau Staatssekretärin Zypries auf der ESA-Minister-
    ratskonferenz stärken und untermauern. Europa soll wis-
    sen, dass das deutsche Parlament mit ganz großer Mehr-
    heit zur weiteren Entwicklung der ESA-Idee steht,
    meine sehr verehrten Damen und Herren.

    Viele Menschen in Deutschland – Sie haben es eben
    gehört – verfolgen in diesen Tagen die Aktivitäten unse-
    res deutschen Astronauten Alexander Gerst, der auf der
    ISS seinen Dienst tut und die Menschen in unserem
    Land mit seiner Arbeit und vor allem – das darf ich sa-
    gen – mit seiner Berichterstattung begeistert. Der Nutzen
    der Raumfahrt wird von Herrn Gerst, wie ich meine, sehr
    eindrucksvoll dargestellt. Hierzu nutzt Alexander Gerst
    alle heute üblichen medialen Kanäle. Erstmals können
    wir die Mission eines deutschen Astronauten auch in den
    sozialen Netzwerken hautnah und ganz persönlich be-
    gleiten. Ich jedenfalls freue mich jeden Morgen sehr auf
    das Bild von Alexander Gerst aus der ISS. Die Men-
    schen – das sieht man an den Kommentaren sehr ein-
    drucksvoll – begleiten Alexander Gerst bei der Mission.
    Sie sind, so mag man fast denken, bei der ESA-Mission
    live dabei.

    Was für mich aber neben aller wissenschaftlichen Ar-
    beit von enormer Bedeutung ist, ist, dass Gerst es
    schafft, junge Menschen für technische und physikali-
    sche Zusammenhänge zu begeistern. Ich gehe sogar
    noch einen Schritt weiter: Gerst schafft es, dass viele
    junge Menschen intensiv darüber nachdenken, ihre Stu-
    diengänge und ihre zukünftigen Berufe auch in techni-
    schen Bereichen zu suchen. Meine Damen und Herren,
    das wollen wir doch. Wir geben über zahlreiche Haus-
    haltstitel viel Geld aus, um für die technischen und wis-
    senschaftlichen Berufe, die sogenannten MINT-Berufe,
    zu werben – leider, wie ich häufig feststelle, mit verhal-
    tenem Erfolg. Deshalb sollten wir darüber nachdenken,
    ob es nicht vielleicht sinnvoller und sogar günstiger ist,
    erneut eine bemannte Raumfahrtmission auf die ISS in
    unsere Planungen aufzunehmen, gerade auch nach dem
    großen Erfolg von Alexander Gerst.

    Natürlich wissen wir, dass Raumfahrt Geld kostet.
    Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir bei aller Eupho-
    rie zur Raumfahrt die Wirtschaftlichkeit im Auge behal-
    ten. Ich persönlich bleibe dabei – das kommt auch in
    dem Antrag zum Tragen –, dass ich die Weiterentwick-
    lung der Ariane 5 – dann als ME – befürworte, bevor wir
    eine komplett neue Ariane 6 entwickeln. Dies ist nicht
    nur aus haushälterischer Sicht – dazu komme ich später
    noch –, sondern ganz besonders aus technologischen
    Gründen wichtig.

    Wir setzen mit der jetzigen Ariane-Generation eine
    Technologie ein, die erst seit 2008 in dieser Art fliegt.
    Diese an Zuverlässigkeit unschlagbare Trägerrakete jetzt
    schon auszutauschen, ist technologischer, vor allem aber
    wirtschaftlicher Unsinn. Eine vernünftige Weiterent-
    wicklung ist wesentlich sinnvoller als eine komplette
    Neuentwicklung. Die derzeitige Weiterentwicklung ist
    haushaltstechnisch noch finanzierbar, während eine
    komplett neue Ariane-6-Generation uns vor große haus-
    haltstechnische Probleme stellen wird, die ich mir als
    Haushälter derzeit gar nicht vorstellen kann.

    Das gilt übrigens auch für die Haushalte einiger ESA-
    Partnerländer, wenn ich mir deren Haushaltslage an-
    schaue.





    Andreas Mattfeldt


    (C)



    (D)(B)

    Allein die groben Schätzungen gehen von Kosten für
    die Ariane-6-Entwicklung in Höhe von 4,31 Milliarden
    Euro aus. Erfahrungsgemäß ist bei solchen Schätzungen
    mit erheblichen Kostensteigerungen zu rechnen. Die
    Restentwicklungskosten mit Abschluss der Weiterent-
    wicklung zur Ariane 5 ME betragen hingegen nur
    1,2 Milliarden Euro. Der Erstflug ist bereits für 2018 ge-
    plant.

    Meine Damen und Herren, diese Zahlen untermauern,
    dass die Neuentwicklung einer Ariane 6 nicht nur aus
    technologischer, sondern gerade auch aus haushaltspoli-
    tischer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt der völlig falsche
    Weg wäre, den sich nicht nur Deutschland nicht leisten
    kann. Deshalb mein Appell an Frau Zypries, an die Mi-
    nisterratskonferenz: Lassen Sie uns die bewährte Tech-
    nologie weiterentwickeln und verlässlich zum Vorteil
    von uns Europäern nutzen!

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)