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    Plenarprotokoll 18/64 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 64. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. November 2014 I n h a l t : Präsident Dr. Norbert Lammert . . . . . . . . . . . 5995 A Liedvortrag Wolf Biermann . . . . . . . . . . . . . . 5997 C Filmeinspielungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5998 D Tagesordnungspunkt 29: Vereinbarte Debatte: Friedliche Revolution – 25 Jahre nach dem Mauerfall . . . . . . . . . . . 5998 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5999 A Iris Gleicke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5999 D Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6001 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6002 B Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6003 D Nachträgliche Ausschussüberweisung (Druck- sache 18/2586, 55. Sitzung) . . . . . . . . . . . . . . 6005 A Tagesordnungspunkt 30: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung des Elterngeld Plus mit Partner- schaftsbonus und einer flexibleren Elternzeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Drucksachen 18/2583, 18/2625, 18/3086 6005 A – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/3087. . . . . . . . . . . . . . . 6005 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeord- neten Dr. Franziska Brantner, Katja Dörner, Kai Gehring, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Echte Wahlfreiheit schaffen – Elterngeld flexibler gestalten Drucksachen 18/2749, 18/3086 . . . . . . . . 6005 B Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6005 B Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6007 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 6009 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6011 B Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6012 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6013 C Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6014 C Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . 6015 C Bettina Hornhues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6016 D Tagesordnungspunkt 31: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Transpa- renz und zum Diskriminierungsschutz von Hinweisgeberinnen und Hinweisge- bern (Whistleblower-Schutzgesetz) Drucksache 18/3039 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6018 D b) Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Andrej Hunko, Caren Lay, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 Gesellschaftliche Bedeutung von Whist- leblowing anerkennen – Hinweisgebe- rinnen und Hinweisgeber schützen Drucksache 18/3043 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6019 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6019 B Wilfried Oellers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6020 C Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6021 D Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6023 A Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6024 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6025 C Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 6026 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6027 A Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6027 D Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6028 C Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 6029 C Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6031 A Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6032 C Tagesordnungspunkt 32: Antrag der Abgeordneten Dr. Heinz Riesenhuber, Dr. Joachim Pfeiffer, Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Hubertus Heil (Peine), Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Strategische Ziele für die Raumfahrt in dieser Legislaturperiode absichern Drucksache 18/3040 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6034 A Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6034 B Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6035 C Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . . . 6036 C Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6038 A Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6039 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6040 A Tagesordnungspunkt 33: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Achter Familienbericht: Zeit für Familie – Familienzeitpolitik als Chance einer nach- haltigen Familienpolitik: und Stellung- nahme der Bundesregierung Drucksache 17/9000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6041 B Caren Marks, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6041 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 6042 B Ingrid Pahlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6043 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6044 C Gülistan Yüksel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6045 D Markus Koob (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6046 D Gudrun Zollner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6047 D Tagesordnungspunkt 34: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, Caren Lay, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der Liegenschaftsveräußerungen (Liegen- schaftsveräußerungsreformgesetz) Drucksache 18/2882 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6049 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Sofortiges Moratorium für die Woh- nungs- und Grundstücksverkäufe durch die Bundesanstalt für Immo- bilienaufgaben – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Tobias Lindner, Christian Kühn (Tübingen), Lisa Paus, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Moratorium beim Verkauf von Wohnimmobilien in Städten mit angespanntem Woh- nungsmarkt durch die Bundes- anstalt für Immobilienaufgaben Drucksachen 18/1952, 18/1965, 18/2908 . 6049 A c) Antrag der Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen), Dr. Tobias Lindner, Britta Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Für eine nachhaltige und zu- kunftsweisende Liegenschaftspolitik des Bundes Drucksache 18/3044 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6049 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6049 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6050 C Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 6051 A, 6052 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 III Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6054 A Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 6055 B Klaus Mindrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6056 C Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . 6057 A Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6057 D Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Hans-Werner Kammer, Arnold Vaatz, Ulrich Lange, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Gustav Herzog, Sören Bartol, Kirsten Lühmann, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Was- serstraßen- und Schifffahrtsverwaltung zu- kunftsfest gestalten Drucksache 18/3041 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6058 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6059 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6060 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6061 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6062 C Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6063 C Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . 6064 D Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6066 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 6067 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6067 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 5995 (A) (C) (D)(B) 64. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 6067 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Bartke, Matthias SPD 7.11.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 7.11.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 7.11.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 7.11.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 7.11.2014 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 7.11.2014 Helfrich, Mark CDU/CSU 7.11.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 7.11.2014 Henn, Heidtrud SPD 7.11.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 7.11.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 7.11.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 7.11.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 7.11.2014 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 7.11.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Neu, Alexander S. DIE LINKE 7.11.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Pflugradt, Jeannine SPD 7.11.2014 Pilger, Detlev SPD 7.11.2014 Poschmann, Sabine SPD 7.11.2014 Poß, Joachim SPD 7.11.2014 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 7.11.2014 Rief, Josef CDU/CSU 7.11.2014 Schäfer (Bochum), Axel SPD 7.11.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 7.11.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 7.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 7.11.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 7.11.2014 Tack, Kerstin SPD 7.11.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 7.11.2014 Thönnes, Franz SPD 7.11.2014 Veit, Rüdiger SPD 7.11.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 7.11.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 7.11.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 7.11.2014 Wöllert, Birgit DIE LINKE 7.11.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie die folgenden Anträge zurückzieht: – Oppositionsrechte im Bundestag wahren auf Drucksache 18/4 – Maßgabebeschluss des Bundesrates zur Spielver- ordnung umgehend in Kraft setzen auf Drucksache 18/1875 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 6068 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 (A) (C) (D)(B) Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe 2013 Drucksachen 18/2437, 18/2530 Nr. 12 Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Delegation des Deutschen Bundes- tages in der Konferenz gemäß Artikel 13 des Vertrags über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion (Fiskalvertrag) Tagung der Interparlamentarischen Konferenz für die wirtschaftspolitische Steuerung der Europäischen Union vom 20. bis 22. Januar 2014 in Brüssel, Belgien Drucksachen 18/2120, 18/2530 Nr. 5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/419 Nr. A.46 Ratsdokument 12974/13 Drucksache 18/419 Nr. C.2 Ratsdokument 6152/13 Drucksache 18/419 Nr. C.5 Ratsdokument 7641/12 Drucksache 18/419 Nr. C.19 Ratsdokument 13260/11 Drucksache 18/419 Nr. C.22 Ratsdokument 16000/11 Drucksache 18/419 Nr. C.25 Ratsdokument 16971/11 Drucksache 18/419 Nr. C.26 Ratsdokument 16972/11 Drucksache 18/544 Nr. A.23 Ratsdokument 5076/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.24 Ratsdokument 11533/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.25 Ratsdokument 11607/14 Finanzausschuss Drucksache 18/2677 Nr. A.4 Ratsdokument 12644/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/2845 Nr. A.3 Ratsdokument 12854/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/2533 Nr. A.47 Ratsdokument 10949/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.48 Ratsdokument 11572/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.49 Ratsdokument 11688/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.154 EP P7_TA-PROV(2013)0422 Drucksache 18/1707 Nr. A.4 EP P7_TA-PROV(2014)0460 Drucksache 18/1707 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2014)0461 Drucksache 18/2533 Nr. A.59 EP P8_TA-PROV(2014)0011 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/2845 Nr. A.13 Ratsdokument 13217/14 Drucksache 18/2845 Nr. A.14 Ratsdokument 13263/14 64. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 29 Vereinbarte Debatte Friedliche Revolution – 25 Jahre nach Mauerfall TOP 30 Elterngeld Plus und flexiblere Elternzeit TOP 31 Schutz von Hinweisgebern TOP 32 Strategische Ziele für die Raumfahrt TOP 33 Achter Familienbericht – Zeit für Familie TOP 34 Liegenschaftspolitik TOP 35 Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerda Hasselfeldt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der 9. November
    1989 war ein vergleichsweise gewöhnlicher Donnerstag
    in einer Sitzungswoche. Und doch sollte dieser Plenartag
    überraschend mit dem Singen unserer Nationalhymne
    enden, wie wir es gerade gesehen haben. Aus einem ge-
    wöhnlichen Tag, aber in durchaus bewegten Zeiten,
    wurde ein historischer Tag, der Tag, an dem die Mauer
    fiel. Es wurde der Schicksalstag der Deutschen. Auf das
    Ende der Plenarsitzung folgte dann auch eine außerge-
    wöhnliche Nacht, eine Nacht, die die Welt veränderte.

    Die damalige Situation im Plenarsaal, die Bilder, die
    in jenen Stunden um die Welt gingen, werde ich nie ver-
    gessen: Menschen aus Ost und West, die sich bislang
    nicht kannten, laufen aufeinander zu, fallen sich in die
    Arme, tanzen auf der Mauer vor dem Brandenburger
    Tor, und ihre Gesichtszüge sind von großer Freude und
    ebenso großer Ungläubigkeit geprägt. Scheinwerfer, die
    lange dazu dienten, Flüchtlinge aufzuspüren, beleuchten
    nun den Taumel des Glücks, das Ende von Diktatur und
    Spaltung. Von diesen Bildern ging meines Erachtens
    auch eine große Symbolkraft aus. Es war, als würde man
    in jedem Gesicht die Freiheit sehen. Es waren die Men-
    schen in der ehemaligen DDR, die mit ihrem Engage-
    ment das Licht der Freiheit entzündet haben. Sie waren
    nicht alleine, sondern, wie der Herr Bundestagspräsident
    in seiner Rede zum Ausdruck gebracht hat, begleitet von
    vielen Menschen in vielen anderen europäischen Län-
    dern, die auch in ihrer Heimat für Freiheit, Demokratie
    und Menschenrechte mutig gekämpft haben.

    Das alles geschah ohne Blutvergießen, ohne einen
    einzigen Schuss. Hierfür, meine lieben Kolleginnen und
    Kollegen, empfinde ich noch heute große Dankbarkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Vielleicht haben wir im Westen erst in diesen Stunden
    so richtig begriffen, welche Kraft die Sehnsucht vieler
    Menschen nach Freiheit entfalten kann, dass sie Furcht
    und Angst überwindet und einen Staat, der den Men-
    schen die Freiheit vorenthält, auch in die Knie zwingen
    kann. Was es aber heißt, durch eine Mauer der eigenen
    Freiheit beraubt zu sein, was es heißt, von einem Un-
    rechtsregime bespitzelt und gegängelt zu werden, das
    haben die vielen politischen Gefangenen, das haben die
    Flüchtlinge und Ausreisewilligen und vor allem die
    Mauertoten aufs Bitterste gelehrt. Ihnen allen wollen wir
    auch heute gedenken.

    Der Fall der Mauer, meine Damen und Herren, war
    der erste Schritt in Richtung Freiheit. Ihm sollte dann der
    zweite in Richtung Einheit folgen. Fasziniert haben wir
    miterlebt, wie bei den Montagsdemonstrationen aus dem
    Ruf „Wir sind das Volk“ dann „Wir sind ein Volk“ wurde
    und damit plötzlich die Frage der deutschen Einheit auf
    der weltpolitischen Agenda stand.

    Die Wiederherstellung der staatlichen Einheit war für
    uns in der Union nie ein Lippenbekenntnis, sondern im-
    mer eine Herzensangelegenheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben in all den Jahrzehnten der Teilung am Gedan-
    ken der deutschen Einheit festgehalten, auch und gerade
    als dies im Westen Deutschlands zunehmend unpopulä-
    rer wurde und die politische Bereitschaft wuchs, sich mit
    einer Zweistaatlichkeit zu arrangieren. Ich darf ganz per-
    sönlich sagen: Auf diesen klaren Kurs der Union bin ich
    auch heute und gerade heute besonders stolz.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Bayern hat durch seine Klage gegen den Grundlagen-
    vertrag vor dem Bundesverfassungsgericht im Jahre
    1973 erreicht, dass das im Grundgesetz verankerte Wie-
    dervereinigungsgebot für alle Verfassungsorgane unver-
    ändert bindend blieb. Tatsächlich ist am 3. Oktober 1990
    die staatliche Einheit Deutschlands in freier Selbstbe-
    stimmung in Erfüllung gegangen. Unvergessen ist dabei
    die historische Leistung von Bundeskanzler Helmut
    Kohl. Er hat die einmalige Chance mit Mut und Über-
    zeugungskraft ergriffen, als sich mit dem Mauerfall das
    Tor zur Einheit unseres Vaterlandes öffnete.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD])


    Es ist heute aber ebenso wichtig, die großartige Auf-
    bauleistung der Bevölkerung und der Politiker in den
    östlichen Bundesländern zu würdigen. Auf das, was dort
    in den vergangenen 25 Jahren gemeinsam erreicht
    wurde, können alle stolz sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, nach dem
    Mauerfall gehören in Deutschland staatliche Unterdrü-
    ckung und Willfährigkeit der Vergangenheit an. Doch
    Freiheit, Demokratie und Menschenrechte sind uns nicht
    einfach so gegeben. Das lehrt uns unsere Geschichte,
    und das lehren uns auch die Krisenherde dieser Welt. So
    darf der 9. November 1989 für uns nicht nur ein Tag der
    Freude und der Dankbarkeit sein, sondern soll uns
    gleichsam Verpflichtung und Auftrag sein, immer und
    überall für die Werte einzutreten, für die ein ganzes Volk
    im Herbst 1989 mutig gekämpft hat.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun die Kollegin Iris Gleicke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Iris Gleicke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

    Antwort auf die Frage, warum es die Mauer gegeben hat,
    ist ganz einfach und unglaublich schwer. Man muss die
    Antwort darauf aus meiner Sicht immer damit beginnen,
    dass die Mauer ein Monstrum gewesen ist, ein monströ-
    ses Bauwerk und eine furchtbare Grenze. An dieser





    Iris Gleicke


    (A) (C)



    (D)(B)

    Grenze sind Deutsche von Deutschen ums Leben ge-
    bracht worden, weil sie ein anderes und besseres, weil
    sie ein freies Leben wollten. Wer das Leben in der Dikta-
    tur nicht mehr ertrug und versuchte, die Mauer zu über-
    winden, der riskierte sein Leben oder zumindest schwere
    und schwerste Verletzungen und Jahre im Knast. Wir ge-
    denken der Toten; wir gedenken der Opfer, und wir füh-
    len mit ihren Angehörigen.

    An dieser Mauer sind Menschen gestorben, und an
    dieser Mauer sind unzählige Träume zerschellt. Wie
    auch immer diejenigen ihr Tun zu rechtfertigen versuch-
    ten, die die Mauer errichten ließen – was blieb, war ein
    Albtraum für ein ganzes Volk. Man kann die Mauer in
    ihren historischen Kontext einordnen; aber man kann sie
    nicht rechtfertigen. Das ist das, worauf es ankommt.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Es gab und es gibt keine Rechtfertigung für den
    Schießbefehl und für den Versuch, die eigene Bevölke-
    rung zur Geisel zu nehmen. Die Mauer war weitaus
    mehr als der bloße Ausdruck von Willkür einer politi-
    schen Clique, die rücksichtslos ihr Herrschaftsgebiet si-
    chern wollte und bereit war, dafür über Leichen zu ge-
    hen. Sie war das zu Stein gewordene Symbol der Teilung
    Deutschlands, Europas und der Welt. Sie war der weithin
    sichtbare Ausdruck des Kalten Krieges. Die Mauer – wir
    dürfen das niemals vergessen – war ebenso wie die
    DDR-Diktatur in letzter Konsequenz eine Folge des ver-
    brecherischen Zweiten Weltkriegs, den Deutschland an-
    gezettelt hatte und der in der ebenso verdienten wie tota-
    len Niederlage endete. Nie wieder Faschismus, nie
    wieder Krieg. Dieser Konsens muss fortbestehen. Von
    deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen!


    (Beifall im ganzen Hause)


    Meine Damen und Herren, vergessen wir bitte auch
    nicht, dass die Deutschen in Ost und West in sehr unter-
    schiedlicher Weise für den Zweiten Weltkrieg bezahlt
    haben: Für die Westdeutschen gab es die repräsentative
    Demokratie, den Marshallplan und die soziale Markt-
    wirtschaft. Für die Ostdeutschen gab es die Diktatur, den
    Abbau ganzer Industrieanlagen und eine zum Scheitern
    verurteilte Planwirtschaft. Und es gab eine fast unüber-
    windliche Grenze.

    Die Teilung unseres Landes hat über 40 Jahre lang ge-
    dauert. Es erstaunt mich immer wieder, dass es heute
    Leute gibt, die offenbar ernsthaft glauben, dass sich
    diese Teilung mit all ihren Folgen innerhalb von nur
    25 Jahren vollständig überwinden ließe. Das ist, mit Ver-
    laub, eine lächerliche Vorstellung. Wir haben unglaub-
    lich viel erreicht in den letzten 25 Jahren, um die Folgen
    der Teilung zu beseitigen, und den Rest schaffen wir
    auch noch.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Aber es ist noch ein ganzes Stück Weg zu gehen. Ich
    wünsche mir so sehr, dass wir diesen Weg gemeinsam
    gehen, im Miteinander und ohne die groteske Erbsen-
    zählerei, mit der manche die Kosten der Einheit bis hin-
    ters Komma berechnen wollen.

    Manchmal sehne ich mich zurück nach dieser Zeit im
    November des Jahres 1989, als die Deutschen sich in
    den Armen gelegen haben. Ich erinnere mich – –


    (Die Rednerin hält inne – Beifall im ganzen Hause)


    Ich erinnere mich an die Tränen in den Augen und an
    diese unbändige Freude und Erleichterung. Und dann
    frage ich mich: Was ist uns heute eigentlich davon ge-
    blieben? – Vielleicht geben uns die kommenden Tage et-
    was von diesem Gefühl zurück. Ich würde es uns allen
    wünschen.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Ich wünsche uns schöne und fröhliche Feiern. Ich wün-
    sche uns, dass das Gedenken nicht irgendwann zum Ri-
    tual erstarrt und dass der Ausdruck von innerer Betrof-
    fenheit nicht irgendwann zur Maske wird.

    Meine Damen und Herren, es gibt in der Geschichte
    keine Zwangsläufigkeit und keine Gewissheit; aber es
    gibt immer die Hoffnung auf die Vernunft und darauf,
    dass sie sich durchsetzt. Man kann das nicht besser sa-
    gen als mit den Worten Willy Brandts, der 1964 hier in
    Berlin erklärte, die Mauer stehe gegen den Strom der
    Geschichte und gegen das Gebot der Menschlichkeit.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Willy Brandt hat seinen Teil dazu beigetragen, dass sich
    die Vernunft durchsetzen konnte und dass sich seine
    Hoffnungen erfüllten. Wir Sozialdemokratinnen und So-
    zialdemokraten sind stolz darauf.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Mauer wurde fortgespült vom Strom der Ge-
    schichte. Sie hatte keinen Bestand. Sie wurde niederge-
    rissen von den Ostdeutschen, die sich ihre Freiheit selbst
    erkämpft haben mit einer Revolution, bei der kein einzi-
    ger Schuss gefallen ist und die wir deshalb voller Stolz
    als „unsere friedliche Revolution“ bezeichnen dürfen.

    Die Mauer ist gefallen; dieser Traum ist wahr gewor-
    den. Andere Träume, die wir damals in diesen Tagen der
    Hoffnung hatten, haben sich bislang noch nicht erfüllt.
    Was ist eigentlich aus der Sehnsucht danach geworden,
    dass aus den Schwertern Pflugscharen werden? Und was
    ist eigentlich aus Michail Gorbatschows Vision vom ge-
    meinsamen Haus Europa geworden?


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir sind ein Volk. Es ist an uns, all unseren Nachbarn
    zu beweisen, dass wir diese Träume nicht aufgegeben
    haben, niemals aufgeben werden und dass wir unver-
    drossen auf die Kraft der Vernunft sowie auf eine bessere
    Zukunft vertrauen.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Anhaltender Beifall im ganzen Hause)







    (A) (C)



    (D)(B)