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    Plenarprotokoll 18/64 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 64. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. November 2014 I n h a l t : Präsident Dr. Norbert Lammert . . . . . . . . . . . 5995 A Liedvortrag Wolf Biermann . . . . . . . . . . . . . . 5997 C Filmeinspielungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5998 D Tagesordnungspunkt 29: Vereinbarte Debatte: Friedliche Revolution – 25 Jahre nach dem Mauerfall . . . . . . . . . . . 5998 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5999 A Iris Gleicke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5999 D Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6001 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6002 B Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6003 D Nachträgliche Ausschussüberweisung (Druck- sache 18/2586, 55. Sitzung) . . . . . . . . . . . . . . 6005 A Tagesordnungspunkt 30: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung des Elterngeld Plus mit Partner- schaftsbonus und einer flexibleren Elternzeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Drucksachen 18/2583, 18/2625, 18/3086 6005 A – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/3087. . . . . . . . . . . . . . . 6005 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeord- neten Dr. Franziska Brantner, Katja Dörner, Kai Gehring, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Echte Wahlfreiheit schaffen – Elterngeld flexibler gestalten Drucksachen 18/2749, 18/3086 . . . . . . . . 6005 B Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6005 B Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6007 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 6009 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6011 B Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6012 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6013 C Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6014 C Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . 6015 C Bettina Hornhues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6016 D Tagesordnungspunkt 31: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Transpa- renz und zum Diskriminierungsschutz von Hinweisgeberinnen und Hinweisge- bern (Whistleblower-Schutzgesetz) Drucksache 18/3039 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6018 D b) Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Andrej Hunko, Caren Lay, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 Gesellschaftliche Bedeutung von Whist- leblowing anerkennen – Hinweisgebe- rinnen und Hinweisgeber schützen Drucksache 18/3043 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6019 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6019 B Wilfried Oellers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6020 C Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6021 D Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6023 A Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6024 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6025 C Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 6026 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6027 A Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6027 D Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6028 C Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 6029 C Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6031 A Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6032 C Tagesordnungspunkt 32: Antrag der Abgeordneten Dr. Heinz Riesenhuber, Dr. Joachim Pfeiffer, Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Hubertus Heil (Peine), Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Strategische Ziele für die Raumfahrt in dieser Legislaturperiode absichern Drucksache 18/3040 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6034 A Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6034 B Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6035 C Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . . . 6036 C Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6038 A Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6039 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6040 A Tagesordnungspunkt 33: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Achter Familienbericht: Zeit für Familie – Familienzeitpolitik als Chance einer nach- haltigen Familienpolitik: und Stellung- nahme der Bundesregierung Drucksache 17/9000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6041 B Caren Marks, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6041 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 6042 B Ingrid Pahlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6043 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6044 C Gülistan Yüksel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6045 D Markus Koob (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6046 D Gudrun Zollner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6047 D Tagesordnungspunkt 34: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, Caren Lay, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der Liegenschaftsveräußerungen (Liegen- schaftsveräußerungsreformgesetz) Drucksache 18/2882 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6049 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Sofortiges Moratorium für die Woh- nungs- und Grundstücksverkäufe durch die Bundesanstalt für Immo- bilienaufgaben – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Tobias Lindner, Christian Kühn (Tübingen), Lisa Paus, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Moratorium beim Verkauf von Wohnimmobilien in Städten mit angespanntem Woh- nungsmarkt durch die Bundes- anstalt für Immobilienaufgaben Drucksachen 18/1952, 18/1965, 18/2908 . 6049 A c) Antrag der Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen), Dr. Tobias Lindner, Britta Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Für eine nachhaltige und zu- kunftsweisende Liegenschaftspolitik des Bundes Drucksache 18/3044 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6049 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6049 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6050 C Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 6051 A, 6052 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 III Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6054 A Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 6055 B Klaus Mindrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6056 C Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . 6057 A Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6057 D Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Hans-Werner Kammer, Arnold Vaatz, Ulrich Lange, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Gustav Herzog, Sören Bartol, Kirsten Lühmann, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Was- serstraßen- und Schifffahrtsverwaltung zu- kunftsfest gestalten Drucksache 18/3041 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6058 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6059 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6060 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6061 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6062 C Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6063 C Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . 6064 D Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6066 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 6067 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6067 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 5995 (A) (C) (D)(B) 64. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 6067 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Bartke, Matthias SPD 7.11.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 7.11.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 7.11.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 7.11.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 7.11.2014 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 7.11.2014 Helfrich, Mark CDU/CSU 7.11.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 7.11.2014 Henn, Heidtrud SPD 7.11.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 7.11.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 7.11.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 7.11.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 7.11.2014 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 7.11.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Neu, Alexander S. DIE LINKE 7.11.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Pflugradt, Jeannine SPD 7.11.2014 Pilger, Detlev SPD 7.11.2014 Poschmann, Sabine SPD 7.11.2014 Poß, Joachim SPD 7.11.2014 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 7.11.2014 Rief, Josef CDU/CSU 7.11.2014 Schäfer (Bochum), Axel SPD 7.11.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 7.11.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 7.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 7.11.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 7.11.2014 Tack, Kerstin SPD 7.11.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 7.11.2014 Thönnes, Franz SPD 7.11.2014 Veit, Rüdiger SPD 7.11.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 7.11.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 7.11.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7.11.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 7.11.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 7.11.2014 Wöllert, Birgit DIE LINKE 7.11.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie die folgenden Anträge zurückzieht: – Oppositionsrechte im Bundestag wahren auf Drucksache 18/4 – Maßgabebeschluss des Bundesrates zur Spielver- ordnung umgehend in Kraft setzen auf Drucksache 18/1875 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 6068 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. November 2014 (A) (C) (D)(B) Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe 2013 Drucksachen 18/2437, 18/2530 Nr. 12 Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Delegation des Deutschen Bundes- tages in der Konferenz gemäß Artikel 13 des Vertrags über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion (Fiskalvertrag) Tagung der Interparlamentarischen Konferenz für die wirtschaftspolitische Steuerung der Europäischen Union vom 20. bis 22. Januar 2014 in Brüssel, Belgien Drucksachen 18/2120, 18/2530 Nr. 5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/419 Nr. A.46 Ratsdokument 12974/13 Drucksache 18/419 Nr. C.2 Ratsdokument 6152/13 Drucksache 18/419 Nr. C.5 Ratsdokument 7641/12 Drucksache 18/419 Nr. C.19 Ratsdokument 13260/11 Drucksache 18/419 Nr. C.22 Ratsdokument 16000/11 Drucksache 18/419 Nr. C.25 Ratsdokument 16971/11 Drucksache 18/419 Nr. C.26 Ratsdokument 16972/11 Drucksache 18/544 Nr. A.23 Ratsdokument 5076/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.24 Ratsdokument 11533/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.25 Ratsdokument 11607/14 Finanzausschuss Drucksache 18/2677 Nr. A.4 Ratsdokument 12644/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/2845 Nr. A.3 Ratsdokument 12854/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/2533 Nr. A.47 Ratsdokument 10949/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.48 Ratsdokument 11572/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.49 Ratsdokument 11688/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.154 EP P7_TA-PROV(2013)0422 Drucksache 18/1707 Nr. A.4 EP P7_TA-PROV(2014)0460 Drucksache 18/1707 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2014)0461 Drucksache 18/2533 Nr. A.59 EP P8_TA-PROV(2014)0011 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/2845 Nr. A.13 Ratsdokument 13217/14 Drucksache 18/2845 Nr. A.14 Ratsdokument 13263/14 64. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 29 Vereinbarte Debatte Friedliche Revolution – 25 Jahre nach Mauerfall TOP 30 Elterngeld Plus und flexiblere Elternzeit TOP 31 Schutz von Hinweisgebern TOP 32 Strategische Ziele für die Raumfahrt TOP 33 Achter Familienbericht – Zeit für Familie TOP 34 Liegenschaftspolitik TOP 35 Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Gäste auf
    der Besuchertribüne und an den Bildschirmen! Meine
    Damen und Herren Botschafter! Ich begrüße Sie alle
    herzlich zu dieser Plenarsitzung des Deutschen Bundes-
    tags, in der wir uns heute Morgen vor Eintritt in unsere
    übliche Tagesordnung mit der friedlichen Revolution in
    der damaligen DDR und dem Fall der Berliner Mauer
    vor 25 Jahren am 9. November 1989 befassen.

    „Die Mauer ist weg!“ Ein einfacher Satz. Zu einfach.
    Damals unfassbar, vor 25 Jahren, als ein beiläufig vorge-
    lesener Zettel auf einer inzwischen legendären Presse-
    konferenz in Ostberlin eine Lawine ins Rollen brachte,
    die sich dann nicht mehr stoppen ließ, eine Lawine, die
    sich freilich seit langem aufgestaut hatte. Die Unfassbar-
    keit dieses Satzes spiegelt sich in den Gesichtern der
    Menschen, die tatsächlich „unverzüglich“ der Ankündi-
    gung des neuen Parteisekretärs für Informationswesen
    folgten und die Grenzübergänge in Berlin buchstäblich
    stürmten.

    Die Bilder gingen um die Welt, und sie gingen unter
    die Haut: konsternierte Grenzer, tränenüberströmte Ge-
    sichter der Menschen, die das Glück dieser Stunden
    nicht fassen konnten, Trabi-Kolonnen, elektrisierte Re-
    porter und Jubel, Jubel, Jubel. „Wahnsinn“.

    In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 ist wahr
    geworden, was in der inoffiziellen Hymne der Solidar-
    nosc in Polen der 80er-Jahre besungen und beschworen
    wurde:

    Ziehe den Mauern die Zähne der Gitter aus! Sprenge
    die Fesseln, zerbreche die Knute! Und die Mauern
    stürzen ein und begraben die alte Welt!

    Meine Damen und Herren, in der Tat: Der Mauerfall
    beschleunigte durch die Symbolkraft der Bilder wie des
    Ortes den Zerfall der alten Welt des Kalten Krieges und
    des Ost-West-Konfliktes und führte binnen knapp eines
    Jahres zur deutschen Einheit.

    Berlin war der Ausgangspunkt dieses Prozesses, aber
    nicht 1989, sondern im Juni 1953, als ein Volksaufstand
    blutig niedergeschlagen wurde. Die glückliche Verbin-
    dung von Freiheit und Einheit hat also eine lange Vorge-
    schichte. Der Mauerfall war der Siedepunkt des Schick-
    salsjahres 1989 und ein Ereignis, das vielen, die damals
    dabei waren, und manchen bis heute wie ein Wunder er-
    scheint.

    Ein Wunder war es aber nicht, ebenso wenig wie ein
    Naturereignis, sondern die Folge einer nicht nur in der
    deutschen Geschichte beispiellosen friedlichen Revolu-
    tion, die seit Monaten in einem atemberaubenden Tempo
    von einem Höhepunkt zum anderen eilte. Sicher ist:
    Ohne die zahlreichen Bürgerrechtsbewegungen, die sich
    im Spätsommer 1989 zu Volksbewegungen entwickelten
    und ihren Veränderungswillen in friedlichen Massende-
    monstrationen ausdrückten, hätte es diesen 9. November
    in Berlin nicht gegeben.

    „Wir bleiben hier“ war eine der trotzigen Schlagzei-
    len der mutigen Bürger, die erkannt hatten, dass sie das
    Volk sind. „Wir wollen raus“ war das Pendant der Des-
    illusionierten in der DDR. „Ich möchte am liebsten weg
    sein und bleibe am liebsten hier“ hat Wolf Biermann
    diese gespaltene Gefühlslage damals besungen. Ich freue
    mich, dass Wolf Biermann meine Einladung angenom-
    men hat und der friedlichen Revolution auch heute seine
    unverwechselbare Stimme gibt.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Fernsehbilder der DDR-Flüchtlinge, die in Buda-
    pest, Prag und Warschau die Zäune der bundesdeutschen
    Botschaften überkletterten und schließlich in Sonderzü-
    gen nach Westdeutschland reisten, diese Bilder bislang
    unvorstellbarer Ereignisse entfalteten große Wirkung
    und destabilisierten das System: 1989 wurden allein bis
    zum 8. Oktober 53 576 gelungene Fluchtversuche regis-
    triert.

    Häufig wird vergessen, dass auch der Entschluss
    Abertausender DDR-Bürger, ihr Land zu verlassen, sich
    auf eine Fluchtreise über Ungarn, Polen oder die Tsche-
    choslowakei zu begeben, Mut verlangte. Ein glücklicher
    Ausgang dieses Unternehmens war keineswegs sicher.





    Präsident Dr. Norbert Lammert


    (A) (C)



    (D)(B)

    Sicher für die „Republikflüchtigen“ war nur, dass sie ihr
    Zuhause, ihr Hab und Gut aufgeben und Familienange-
    hörige, Freunde, Bekannte und Nachbarn zurücklassen
    mussten. Das Wiedersehen, wann und ob überhaupt, war
    dabei ungewiss, schon gar in den Jahren vor 1989. Zu
    rechnen war allerdings mit Schikanen des Staatsappara-
    tes gegenüber den Verbliebenen.

    Diese Abstimmung des Volkes mit den Füßen war
    1989 kein neues Phänomen für die DDR. Bereits bis
    zum Mauerbau 1961 hatten etwa 3,5 Millionen Men-
    schen die DDR verlassen. Die Berliner Mauer und der
    beinahe hermetisch abgeriegelte Grenzstreifen des „Ar-
    beiter- und Bauernstaates“ sollten die „Republikflucht“
    verhindern, die ein Straftatbestand dieser Republik war,
    die zwar deutsch, sicher aber nicht demokratisch gewe-
    sen ist.

    Allein in Berlin sind bei Fluchtversuchen mindestens
    136 Menschen umgekommen, drei noch im Jahr 1989.
    Auch an die Mauertoten und an die Schicksale ihrer Fa-
    milien denken wir heute, wenn wir an die glücklichen
    Stunden und Tage des Mauerfalls vor 25 Jahren erinnern.
    Die weißen Kreuze, die nur wenige Meter vom Reichs-
    tagsgebäude an der Spree angebracht waren, sollen an
    sie erinnern. Sie sind vor einigen Tagen gestohlen wor-
    den – mit einer „heldenhaften“ Attitüde und einer pseu-
    dohumanitären Begründung, die man für blanken Zynis-
    mus halten muss.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir werden selbstverständlich diese Kreuze ersetzen,
    und sie werden dort bleiben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, mit einem Mahnmal an die Mauertoten und all
    die anderen Opfer der SED-Diktatur zu erinnern, ist der
    Deutsche Bundestag in diesen Tagen in einem von zahl-
    reichen Bürgerrechtlern, Historikern, ehemaligen Abge-
    ordneten und Künstlern unterzeichneten Aufruf aufge-
    fordert worden, zur – ich zitiere – „Würdigung der
    Hoffnungen und Anstrengungen all jener, die dem Kom-
    munismus widerstanden haben und ihren Glauben an
    eine demokratische Zukunft und ein Leben in Freiheit
    nicht preisgaben“, aber auch – ich zitiere weiter – „zur
    Ermunterung zum Widerstand gegen Diktatur und die
    Verletzung von Menschenrechten.“

    Meine Damen und Herren, der Mauerfall hat sich in
    das kollektive Bewusstsein der Deutschen eingeprägt. Er
    ist weltweit zum Symbol der Überwindung autoritärer
    Systeme in Mittel- und Osteuropa geworden. Jeder, der
    dieses Ereignis miterlebt hat, weiß genau, wo er war, als
    es stattgefunden hat. Uns scheint es daher oft, als hätte
    Deutschland damals die Welt verändert. 1989 gab es
    aber vielerorts gigantische Umbrüche mit einer erstaun-
    lichen Parallelität der Ereignisse, die einander bedingten,
    beförderten oder beeinflussten und erst durch ihr Zusam-
    menwirken die Welt tatsächlich verändert haben. Dreh-
    und Angelpunkt war dabei die Perestroika-Politik des
    damaligen Staats- und Parteichefs der Sowjetunion,
    Michail Gorbatschow.

    Ihre Folgen entfalteten im Laufe des Jahres in allen
    Staaten des Ostblocks eine bemerkenswert ähnliche Wir-
    kung: Bereits im Januar 1989 gab es große Demonstra-
    tionen tschechischer Bürgerrechtler auf dem Prager
    Wenzelsplatz. Anfang Februar 1989 begannen in War-
    schau die Gespräche am ersten Runden Tisch im damali-
    gen Ostblock, die zu den ersten halbwegs freien Parla-
    mentswahlen in Polen am 4. Juni 1989 führten. Das
    „Bürgerkomitee“ als politische Plattform der wieder zu-
    gelassenen Solidarnosc errang einen überwältigenden
    Sieg. Am gleichen Tag, dem 4. Juni 1989, schlug das
    kommunistische Regime in China die studentische De-
    mokratiebewegung mit Panzergewalt auf dem Tianan-
    men-Platz nieder. Die Volkskammer der DDR verkün-
    dete vier Tage später in einer öffentlichen Erklärung in
    alter Manier ihre Verbundenheit mit der chinesischen
    Staatsführung, die – Zitat – „infolge der gewaltsamen,
    blutigen Ausschreitungen verfassungsfeindlicher Ele-
    mente“ für Sicherheit und Ordnung habe sorgen müssen.
    Soweit dies als Einschüchterung oder Drohung in Rich-
    tung der Bürgerbewegung in der DDR gemeint war und
    verstanden wurde, hatte es offensichtlich die gegentei-
    lige Wirkung.

    Ungarn machte schon Anfang Mai 1989 den Eisernen
    Vorhang an seinen Westgrenzen durchlässig und begann
    mit dem Abbau seiner elektronischen Sicherungsanla-
    gen. Am 10. September folgte die Öffnung der ungari-
    schen Grenzen für die flüchtigen Bürger der DDR: „Un-
    garn hat den ersten Stein aus der Berliner Mauer
    geschlagen“ – so Bundeskanzler Helmut Kohl, der dann
    just in den Stunden des Mauerfalls seinen offiziellen Be-
    such in Polen abstattete, und diese gerade zitierte Be-
    merkung bei einer Tischrede beim Abendessen auf Ein-
    ladung von Tadeusz Mazowiecki machte, des im August
    gewählten ersten nichtkommunistischen Ministerpräsi-
    denten Polens nach dem Zweiten Weltkrieg.

    Auch die baltischen Staaten sind Austragungsorte die-
    ses grandiosen Transformationsprozesses gewesen: Am
    23. August, dem 50. Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes,
    bildeten rund 1 Million Menschen eine mehr als 600 Ki-
    lometer lange Menschenkette – von Vilnius in Litauen
    über Riga in Lettland bis Tallinn in Estland. Sie demon-
    strierten für nationale Selbstbestimmung und Unabhän-
    gigkeit der baltischen Staaten von der Sowjetunion. Es
    war der Höhepunkt der bei uns kaum wahrgenommenen
    „singenden Revolution“. Ihr Markenzeichen waren ver-
    botene Volkslieder. Gegen sie konnte man mit Panzern
    nicht vorgehen. Gegen Kerzen auch nicht.

    In der Tschechoslowakei spitzte sich die Lage im No-
    vember zu. Am 29. Dezember, zum Abschluss der „sam-
    tenen Revolution“, wurde Václav Havel, der zu Beginn
    des Jahres noch wegen „Rowdytums“ zu einer Gefäng-
    nisstrafe verurteilt worden war, zum Staatspräsidenten
    gewählt. In Bulgarien und Rumänien beseitigten Palast-
    revolutionen die Regime. Der Drang nach Freiheit und
    Demokratie war Ende des Jahres so stark, dass keine der
    kommunistischen Regierungen im damaligen Ostblock
    mehr fest im Sattel saß oder überhaupt noch im Amte
    war.





    Präsident Dr. Norbert Lammert


    (A) (C)



    (D)(B)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, es tut
    uns gut gerade an dem Wochenende, an dem wir einen
    unstreitigen Höhepunkt der deutschen Geschichte in be-
    sonderer Weise würdigen, uns ins Bewusstsein zu heben,
    dass nicht nur in Deutschland Anstrengungen unternom-
    men und mit bemerkenswertem Mut bemerkenswerte
    Veränderungen herbeigeführt worden sind. Manches
    spricht für die Vermutung: Wenn die damalige Entwick-
    lung nur in Deutschland stattgefunden hätte, hätte sie
    vermutlich auch in Deutschland so nicht stattgefunden.


    (Beifall im ganzen Hause)


    In der DDR vollzog sich eine durchaus andere, aber
    im Kontext dieser Entwicklung folgerichtige Verände-
    rung, die – was einem auch mit dem zeitlichen Abstand
    von 25 Jahren immer noch beinahe wie ein Wunder vor-
    kommen muss – unblutig, ohne Gewaltanwendung und
    trotzdem oder vielleicht gerade deshalb unwiderstehlich
    war. Dieses Jahr 1989 hat nicht nur die DDR verändert
    und schließlich abgeschafft. Es hat Europa in einer
    Weise verändert, wie es selten in einem einzelnen Jahr in
    der Geschichte durchgreifende und nachhaltige Verände-
    rungen auf unserem Kontinent gegeben hat. Innerhalb
    weniger Monate hat sich die politische Landschaft Euro-
    pas grundlegend neu gestaltet.

    Die Ereignisse von 1989 gleichen jeweils für sich be-
    trachtet einem Mosaik. Jedes einzelne Element für sich
    genommen ist wie eine Kerze, die zwar Licht gibt in der
    Finsternis, diese aber alleine ganz sicher nicht bezwin-
    gen kann. Erst ein Kerzenmeer – so wie in Leipzig – ver-
    mag es. Heute sind wir für jedes dieser Lichter und jedes
    der einzelnen Ereignisse auf den politischen Bühnen wie
    auf den Straßen Europas dankbar. Sie alle zusammen ha-
    ben das „legendäre Revolutionsjahr 1989“ bewirkt und
    dazu beigetragen, das Ende der Teilung Deutschlands
    und Europas einzuleiten.

    Meine Damen und Herren, Eric Hobsbawm, der
    große britische Historiker, hat das 20. Jahrhundert als
    „Zeitalter der Extreme“ beschrieben – was es ganz of-
    fensichtlich war – und zugleich als das kurze Jahrhun-
    dert, das 1914 begonnen habe und 1989 zu Ende gewe-
    sen sei. Das ist jedenfalls eine interessante und, wie ich
    finde, kluge Interpretation. Tatsächlich ist das 19. Jahr-
    hundert, das Zeitalter der rivalisierenden Nationalstaa-
    ten, im Ersten Weltkrieg kollabiert. Mit der Überwin-
    dung des Eisernen Vorhangs sowie der Etablierung
    demokratischer, frei gewählter Parlamente und Regie-
    rungen überall in Europa hat das 21. Jahrhundert begon-
    nen.

    Die friedlichen Revolutionen vor 25 Jahren waren ein
    Glücksfall der Geschichte. Die Beispiele der allerjüngs-
    ten Demokratisierungsbewegungen – auch direkt vor un-
    serer Haustür – zeigen allerdings, dass der glückliche
    Ausgang einer Freiheitsbewegung keiner Regel folgt,
    schon gar keinem Terminkalender und der Erfolg nicht
    sicher ist. Auch der Glaube, dass individuelle Freiheit,
    nationale Selbstbestimmung und territoriale Integrität je-
    denfalls in Europa nun unangefochten seien, erweist sich
    als gut gemeinte Illusion.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und
    Herren, vom südafrikanischen Friedensnobelpreisträger
    Desmond Tutu stammt ein Satz, der nicht nur die Ereig-
    nisse des Jahres 1989, wie ich finde, zusammenfasst,
    sondern auch für ähnliche Entwicklungen in anderen
    Ländern seine Gültigkeit behält. Desmond Tutu schreibt:

    Nichts, nicht einmal die modernste Waffe, nicht
    einmal die auf brutalste Weise schlagkräftige Poli-
    zei, nein, überhaupt gar nichts wird die Menschen
    aufhalten können, wenn sie erst einmal entschlos-
    sen sind, ihre Freiheit und ihr Menschenrecht zu er-
    ringen.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Diese Einsicht, meine Damen und Herren, ist eine Er-
    mutigung und eine Verpflichtung zugleich. Beides wol-
    len wir heute bekräftigen.

    Vielen Dank.


    (Beifall im ganzen Hause)



    (Gitarrenvorspiel Wolf Biermann)


    Wolf Biermann:
    Herr Lammert, ich freue mich, dass Sie mich hierher-

    gelockt haben. Ich ahne schon, weil ich Sie ja als Ironi-
    ker kenne, dass Sie hoffen, dass ich den Linken ein paar
    Ohrfeigen verpasse.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein!)


    Aber das kann ich nicht liefern. Mein Beruf war doch
    Drachentöter.



Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich kann Ihnen, Herr Biermann, mit einem Hinweis

auf unsere Geschäftsordnung helfen:


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)


Sobald Sie für den Deutschen Bundestag kandidieren
und gewählt werden, dürfen Sie hier auch reden.


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)


Heute sind Sie zum Singen eingeladen.

Wolf Biermann:
Ja. Aber natürlich habe ich mir in der DDR das Reden

nicht abgewöhnt, und das werde ich hier schon gar nicht
tun.


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)


Ein Drachentöter kann nicht mit großer Gebärde die
Reste der Drachenbrut tapfer niederschlagen. Die sind
geschlagen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist für mich Strafe genug, dass sie hier sitzen müs-
sen, dass sie das anhören müssen.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wir wollen!)






Wolf Biermann


(A)



(D)(B)

– „Wollen“. Ihr wollt immer; das weiß ich ja. Aber ihr
könnt nicht.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber so neu bin ich nicht in der Welt. Einige Gesich-
ter kenne ich ja. Jeder Einzelne ist ein Roman. Das muss
mir keiner breitärschig erklären.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Aber selber!)


Sehr kompliziert. Aber als Gruppe, die ihr ja auch seid,
seid ihr eben aus meiner Sicht keine Linken.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Gewählt!)


– „Gewählt“. Im Deutschen Bundestag kann man doch
nicht erzählen, dass eine Wahl ein Gottesurteil ist, wenn
man die deutsche Geschichte kennt. Sei nicht zu cle-
ver! – Gefährlich!


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wenn man mit dem Zeigefinger auf jemanden zeigt, zeigen drei auf einen zurück!)


– Weiß ich doch. Eure Sprüche, die habt ihr drauf; ich
weiß. Ich habe meine auch drauf. Wir müssen uns gar
nichts erzählen. Also, ihr seid dazu verurteilt, das hier zu
ertragen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Genau!)


Ich gönne es euch. Ich weiß ja, dass die, die sich Linke
nennen, nicht links sind, auch nicht rechts, sondern re-
aktionär, dass diejenigen, die hier sitzen, der elende Rest
dessen sind, was zum Glück überwunden ist.

Ich freue mich, dass ich hier ein Lied singen kann, die
Ermutigung.


(Zuruf von der LINKEN: Ein Lied!)


– Natürlich, ihr wollt lieber zersungen werden. Ich habe
euch zersungen mit den Liedern, als ihr noch an der
Macht wart.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dieses Lied, das Herr Lammert gerne hören möchte
und das ich auch gerne singe, Ermutigung – das sei bei
dieser Gelegenheit angemerkt –, war bei denen, die Wi-
derspruch anmeldeten, in verschiedenem Grade – man-
che sehr feige, manche sehr mutig, manche zu mutig –,
wie ein Stück Seelenbrot, das sie gegessen haben. Ich
weiß, dass manche, die im Gefängnis saßen, wie mein
Freund Pastor Matthias Storck und seine Frau Tine, mit
diesem Lied in der Zelle überlebt haben. Ich finde es
wunderbar, dass dieses Lied aus den Gefängnissen der
DDR heute im Parlament der deutschen Demokratie ge-
sungen werden kann. Ist das nicht toll?


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



(Liedvortrag Wolf Biermann: Ermutigung)


(Anhaltender Beifall im ganzen Hause – Bundesminister Sigmar Gabriel und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel begeben sich zu Wolf Biermann und beglückwünschen ihn – Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Das war jetzt nicht Kanzlerwahl mit den üblichen

    Gratulationscouren am Präsidentenpult.

    Lieber Herr Biermann, ich möchte den Dank für diese
    Ermutigung aus gegebenem Anlass mit einer Gratulation
    verbinden. Sie feiern heute mit Ihrer Frau Pamela Ihre
    Silberhochzeit.


    (Beifall – Wolf Biermann: Ich feiere heute auch den Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution! – Heiterkeit bei der CDU/ CSU)


    – Na ja, gut, und es wird gewiss kein Zufall sein, dass
    beides auf dasselbe Datum fällt.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Jedenfalls ist auch dies ein stolzes 25-jähriges Jubiläum.
    Ich vermute stark, dass Sie beide heute vor 25 Jahren,
    am 7. November 1989, nicht vermutet hätten, dass zu
    diesem Anlass ein frei gewähltes deutsches Parlament
    im Reichstagsgebäude zusammentreten würde. Im Na-
    men des ganzen Hauses herzliche Gratulation und alle
    guten Wünsche für viele glückliche gemeinsame Jahre!


    (Beifall)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor wir die ver-
    einbarte Debatte zur Würdigung dieser damaligen Ereig-
    nisse beginnen, wollen wir einige der damals beteiligten
    Bürgerrechtler in kurzen Filmsequenzen zu Wort kom-
    men lassen. Anschließend sehen wir einen kurzen Zu-
    sammenschnitt der denkwürdigen Sitzung des Deut-
    schen Bundestages am 9. November 1989 im Bonner
    Wasserwerk.


    (Filmeinspielungen – Beifall im ganzen Hause)


    Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und
    Kollegen! Denen, die damals dabei waren, wie denen,
    die damals nicht dabei sein konnten, wird das in ähnli-
    cher Weise nahegehen.

    Unter den Mitgliedern des 18. Deutschen Bundesta-
    ges gibt es noch ganze elf Abgeordnete, die auch damals
    dem Deutschen Bundestag angehörten. Ich finde es
    schön, dass die nun folgende vereinbarte Debatte, die
    sich mit diesem Ereignis auseinandersetzen soll, mit ei-
    ner dieser elf Abgeordneten beginnt.

    Vereinbarte Debatte

    Friedliche Revolution – 25 Jahre nach dem
    Mauerfall

    Ich erteile der Kollegin Gerda Hasselfeldt das Wort.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    (C)







    (A) (C)



    (D)(B)