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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/61 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 61. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 21: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Fünften Gesetzes zur Än- derung des Elften Buches Sozialge- setzbuch – Leistungsausweitung für Pflegebedürftige, Pflegevorsorge- fonds (Fünftes SGB XI-Änderungs- gesetz – 5. SGB XI-ÄndG) Drucksachen 18/1798, 18/2379, 18/2909. 5647 A – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/2910. . . . . . . . . . . . . . . 5647 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Menschenrecht auf gute Pflege verwirklichen – Soziale Pflegeversicherung solidarisch weiter- entwickeln Drucksachen 18/1953, 18/2909 . . . . . . . . . 5647 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Deckungs- lücken der Sozialen Pflegeversicherung schließen und die staatlich geförderten Pflegezusatzversicherungen – soge- nannter Pflege-Bahr – abschaffen Drucksachen 18/591, 18/2901 . . . . . . . . . 5647 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5647 D Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5647 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5650 D Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5652 C Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5654 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 5656 B Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5657 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5659 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5660 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5662 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5663 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5663 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5665 A Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5666 A Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 5667 A Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5667 D Namentliche Abstimmungen 5669 B, 5669 C, 5674 D, 5675 A Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . 5669 D, 5672 A, 5680 D, 5683 A Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Caren Lay, Diana Golze, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Wohnungs- not, Mietsteigerungen und Mietwucher in Hochschulstädten bekämpfen Drucksache 18/2870 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5675 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5675 C Sylvia Jörrißen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5676 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5678 B Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5679 D Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . 5685 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5687 D Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5689 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5689 D Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5690 D Yvonne Magwas (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5692 A Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5693 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5694 D Ulli Nissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5696 B Karsten Möring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5697 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5698 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5700 A Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5701 A Tagesordnungspunkt 23: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: zu der vereinbarten Debatte – Deutschlands Bei- trag zur Eindämmung der Ebolaepidemie Drucksachen 18/2607, 18/2841 . . . . . . . . . . . 5702 A Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5702 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5703 D Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5705 A Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5705 C Heinz-Joachim Barchmann (SPD) . . . . . . . . . 5705 D Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 5706 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5707 C Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5708 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 5709 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5710 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5711 A Tagesordnungspunkt 26: Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56 a der Geschäftsordnung: Technikfolgen- abschätzung (TA) – Fernerkundung: An- wendungspotenziale in Afrika Drucksache 18/581 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5712 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5712 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5713 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5714 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5716 B Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5717 B Dr. Philipp Lengsfeld (CDU/CSU) . . . . . . . . 5718 B Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Tom Koenigs, Claudia Roth (Augs- burg), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Antiziga- nismus erkennen und entschlossen bekämpfen Drucksache 18/1967 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5719 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5719 B Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5720 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5720 D Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5721 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5722 C Dr. Philipp Lengsfeld (CDU/CSU) . . . . . . . . 5724 A Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5725 D Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5726 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 5727 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hilde Mattheis und Mechthild Rawert (beide SPD) zu der Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf ei- nes Fünften Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leistungsauswei- tung für Pflegebedürftige, Pflegevorsorge- fonds – (Fünftes SGB XI-Änderungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) (Tagesordnungspunkt 21 a) . 5727 D Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrike Bahr, Bärbel Bas, Uwe Beckmeyer, Dr. Ute Finckh-Krämer, Ulrich Freese, Martin Gerster, Gabriele Groneberg, Gabriele Hiller- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 III Ohm, Frank Junge, Cansel Kiziltepe, Dr. Bärbel Kofler, Steffen-Claudio Lemme, Klaus Mindrup, Markus Paschke, Dr. Simone Raatz, Andreas Rimkus, Susann Rüthrich, Johann Saathoff, Dr. Hans-Joachim Schabedoth, Dr. Dorothee Schlegel, Ewald Schurer, Michael Thews (alle SPD) zu der Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leis- tungsausweitung für Pflegebedürftige, Pflege- vorsorgefonds – (Fünftes SGB XI-Änderungs- gesetz – 5. SGB XI-ÄndG) (Tagesordnungs- punkt 21 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5728 B Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5728 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 5647 (A) (C) (D)(B) 61. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 5727 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.10.2014 Bär, Dorothee CDU/CSU 17.10.2014 Barthle, Norbert CDU/CSU 17.10.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 17.10.2014 Engelmeier, Michaela SPD 17.10.2014 Flisek, Christian SPD 17.10.2014 Frieser, Michael CDU/CSU 17.10.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 17.10.2014 Funk, Alexander CDU/CSU 17.10.2014 Golze, Diana DIE LINKE 17.10.2014 Hagedorn, Bettina SPD 17.10.2014 Hirte, Christian CDU/CSU 17.10.2014 Kampeter, Steffen CDU/CSU 17.10.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.10.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.10.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 17.10.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 17.10.2014 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 17.10.2014 Nahles, Andrea SPD 17.10.2014 Özoğuz, Aydan SPD 17.10.2014 Pilger, Detlev SPD 17.10.2014 Pofalla, Ronald CDU/CSU 17.10.2014 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.10.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.10.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 17.10.2014 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 17.10.2014 Strässer, Christoph SPD 17.10.2014 Dr. Strengmann-Kuhn, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.10.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 17.10.2014 Strothmann, Lena CDU/CSU 17.10.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.10.2014 Träger, Carsten SPD 17.10.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.10.2014 Veit, Rüdiger SPD 17.10.2014 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 17.10.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 17.10.2014 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 17.10.2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hilde Mattheis und Mechthild Rawert (beide SPD) zu der Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leistungs- ausweitung für Pflegebedürftige, Pflegevorsor- gefonds – (Fünftes SGB XI-Änderungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) (Tagesordnungspunkt 21 a) Wir stimmen mit unserer SPD-Fraktion für den Ge- setzentwurf der Bundesregierung und gegen die Ände- rungs- und Entschließungsanträge der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Mit dem vorliegenden Gesetz werden die Vereinba- rungen des Koalitionsvertrages umgesetzt. Dieses be- inhaltet zahlreiche Leistungsverbesserungen, die ab Ja- nuar 2015 den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen weitere Hilfen bei der Bewältigung des oft schwierigen Pflegealltags zur Verfügung stellen. Jede Pflegesituation Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5728 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 (A) (C) (D)(B) ist anders; daher haben wir die Leistungen flexibler und kompatibler gestaltet. So können sie individueller der je- weiligen Pflegesituation angepasst werden. Die Bedürf- nisse der Pflegebedürftigen und ihrer pflegenden Ange- hörigen stehen im Mittelpunkt dieser Reform. Außerdem ist die Forderung nach einer angemesse- nen Entlohnung der Pflegefachkräfte für uns Sozialde- mokratinnen selbstverständlich. Wir machen Ernst mit der Aufwertung der Pflegeberufe – nicht nur in der ge- sellschaftlichen Wertschätzung, sondern auch bei der Bezahlung. Es ist sehr gut, dass endlich gesetzlich klargestellt wird, dass die „Bezahlung tarifvertraglich vereinbarter Vergütungen sowie entsprechender Vergü- tungen nach kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen“ bei Pflegesatz- bzw. Pflegevergütungsverhandlungen von niemandem infrage gestellt und als sogenannt unwirt- schaftlich abgelehnt werden darf. Damit das Geld auch wirklich bei den Beschäftigten ankommt, kann der Kos- tenträger einen adäquaten Nachweis von den Arbeitge- bern verlangen, dass dieses Erfordernis auch zu jeder Zeit eingehalten worden ist bzw. wird. Dies ist eine wirksame Unterstützung, um weiterhin zur angemesse- nen Entlohnung der Branche und der in ihr Beschäftigten beizutragen. Die Leistungsverbesserungen sind mit einer Beitrags- satzsteigerung von insgesamt 0,3 Prozent verbunden. Im Koalitionsvertrag wurde dies im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Vorsorgefonds vereinbart. Für die Leistungsverbesserungen und die damit verbundenen Beitragssatzsteigerungen von 0,2 Prozent gibt es eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ar- beiten weiter an einer nachhaltigen Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung. Wir werden weiter um politische Mehrheiten werben, die einen Umbau der ge- setzlichen Kranken- und Pflegeversicherung in eine Bür- gerinnenversicherung ermöglichen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrike Bahr, Bärbel Bas, Uwe Beckmeyer, Dr. Ute Finckh-Krämer, Ulrich Freese, Martin Gerster, Gabriele Groneberg, Gabriele Hiller-Ohm, Frank Junge, Cansel Kiziltepe, Dr. Bärbel Kofler, Steffen-Claudio Lemme, Klaus Mindrup, Markus Paschke, Dr. Simone Raatz, Andreas Rimkus, Susann Rüthrich, Johann Saathoff, Dr. Hans-Joachim Schabedoth, Dr. Dorothee Schlegel, Ewald Schurer, Michael Thews (alle SPD) zu der Ab- stimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetz- buch – Leistungsausweitung für Pflegebedürf- tige, Pflegevorsorgefonds – (Fünftes SGB XI- Änderungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) (Tages- ordnungspunkt 21 a) Wir stimmen mit unserer Fraktion für den Gesetzent- wurf der Bundesregierung und gegen die Änderungs- und Entschließungsanträge der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Mit dem vorliegenden Gesetz werden die Vereinba- rungen des Koalitionsvertrages umgesetzt. Es beinhaltet zahlreiche Leistungsverbesserungen, die ab Januar 2015 den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen weitere Hilfen bei der Bewältigung des oft schwierigen Pflege- alltags zur Verfügung stellen. Jede Pflegesituation ist anders; daher haben wir die Leistungen flexibler und kompatibler gestaltet; sie können individueller der Pfle- gesituation angepasst werden. Die Bedürfnisse der Pfle- gebedürftigen und der Pflegenden stehen im Mittelpunkt dieser Reform. Die Forderung nach einer angemessenen Entlohnung der Pflegekräfte ist für uns selbstverständlich. Daher ist es gut, dass nun gesetzlich klargestellt wird, dass die Zahlung von Tariflohn von den Verhandlungspartnern nicht als unwirtschaftlich bezeichnet werden kann. Dies ist eine wirksame Unterstützung, um zur angemessenen Entlohnung der Beschäftigten beizutragen. Die Leistungsverbesserungen sind mit einer Beitrags- satzsteigerung verbunden. Im Koalitionsvertrag wurde dies im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Vorsorge- fonds vereinbart. Für diese Leistungsverbesserungen und die damit verbundenen Beitragssatzsteigerungen gibt es eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Wir werden weiter an einer nachhaltigen Finanzierung der Pflegever- sicherung arbeiten. Wir werden weiter um politische Mehrheiten werben, die einen Umbau der gesetzlichen Kranken-und Pflegeversicherung in eine Bürgerversi- cherung ermöglichen. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 926. Sitzung am 10. Ok- tober 2014 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zu- zustimmen: – Gesetz zu dem Übereinkommen der Vereinten Na- tionen vom 31. Oktober 2003 gegen Korruption Der Bundesrat hat zudem in seiner 926. Sitzung am 10. Oktober 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3 Satz 4 und 6 des Standortauswahlgesetzes Staatsministe- rin Ulrike Scharf (Bayern) als Nachfolgerin des aus- scheidenden Staatsministers Dr. Marcel Huber (Bayern) zum Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radio- aktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 5729 (A) (C) (D)(B) Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Evaluierung des Antiterrordateigesetzes Drucksache 17/12665 (neu) Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über das Ergebnis der Prüfung der Notwendigkeit und Höhe einer Anpassung der Leistungen der Pflegeversicherung nach § 30 des Elften Buches Sozialgesetzbuch Drucksache 18/1600 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – 17. Legislaturperiode – Drucksache 17/14325 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Anerkennungsgesetz Drucksache 18/1000 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Finanzausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.7 Ratsdokument 10197/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.4 Ratsdokument 10514/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.27 ERH 5/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.31 Ratsdokument 12446/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.32 Ratsdokument 12447/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/2533 Nr. A.50 Ratsdokument 11358/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.149 EP P7_TA-PROV(2013)0286 Drucksache 18/419 Nr. A.151 EP P7_TA-PROV(2013)0394 Drucksache 18/544 Nr. A.45 EP P7_TA-PROV(2013)0517 Drucksache 18/642 Nr. A.9 EP P7_TA-PROV(2014)0044 Drucksache 18/642 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2014)0046 Drucksache 18/822 Nr. A.34 EP P7_TA-PROV(2014)0062 Drucksache 18/1048 Nr. A.16 EP P7_TA-PROV(2014)0172 Drucksache 18/1393 Nr. A.38 EP P7_TA-PROV(2014)0255 Drucksache 17/14284 Nr. A.15 EP P7_TA-PROV(2013)0233 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/2533 Nr. A.61 Ratsdokument 10897/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.62 Ratsdokument 11922/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.63 Ratsdokument 12027/14 61. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Pflegeversicherung TOP 22 Wohnungsnot in Hochschulstädten TOP 23 Ebolaepidemie TOP 26 Technikfolgenabschätzung: Fernerkundung in Afrika TOP 25 Bekämpfung des Antiziganismus Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Lauterbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Zunächst einmal: Ich bin von der Ausbildung her Arzt

    und Epidemiologe


    (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    und habe einen entsprechenden Lehrstuhl an der Uni
    Köln. Von daher kenne ich mich aus.


    (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Es ist tatsächlich so, dass jede Epidemie anders ver-
    läuft.


    (Arnold Vaatz [CDU/CSU]: So ist es!)


    Die Ebolaepidemie, die diesmal zu beobachten ist, hat
    einen ganz anderen Verlaufstypus: Die Sterblichkeit ist
    etwas niedriger, und die Phase, in der jemand jemanden
    infizieren kann, ist etwas länger. Daher ist der Verlauf
    ein ganz anderer als bei den Epidemien, die wir vorher
    gehabt haben – bei dem gleichen Erreger übrigens.

    Es ist tatsächlich tragischerweise so, dass man das
    nicht weiß. Das ist so. Man weiß es nicht.


    (Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Nur die Grünen wissen es!)

    Richtig ist aber, dass vor Ort eine Einschätzung gege-
    ben werden kann. Da hatte Ärzte ohne Grenzen die rich-
    tige Einschätzung. Die lokale WHO-Organisation hatte
    die falsche Einschätzung. Die Verantwortlichen sind er-
    setzt worden; das ist zu Recht passiert.

    Wir haben hier nicht erst auf Druck gehandelt, son-
    dern wir haben uns wie bei den vergangenen Epidemien
    auf die lokale Berichterstattung der WHO und einiger
    anderer Organisationen verlassen. Das will ich jetzt
    nicht im Detail ausführen, weil das die Zeit sprengen
    würde. Aber es ist tatsächlich so gewesen: Ärzte ohne
    Grenzen war die einzige Organisation mit der richtigen
    Einschätzung. Noch am 4. August – Sie haben eben den
    8. August genannt – hat die lokale WHO-Organisation
    gesagt, die Seuche verlaufe so wie bei den früheren Epi-
    demien. Am 8. August hat man das korrigiert. Vorher
    war das also eine Fehleinschätzung.

    Dann haben wir aber unmittelbar reagiert. Ich könnte
    jetzt im Detail beschreiben, was passiert ist. Zum Bei-
    spiel haben wir zwei lokale Labore vor Ort unterhalten,
    um den Verlauf der Infektion vor Ort kontrollieren zu
    können. Es gab eine Vorabexpedition. Wir haben sehr
    früh einen Krisenstab eingerichtet. Es gibt eine Reihe
    von Dingen, die wir gemacht haben. Es kann sein, dass
    nicht alles gemacht wurde, was hätte gemacht werden
    sollen – das will ich gar nicht bestreiten –, aber wir soll-
    ten in dieser Diskussion ehrlich miteinander umgehen.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: So ist es!)


    Es gab eine Fehleinschätzung, aber niemand hat hier ge-
    gen sein Gewissen gehandelt.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Wir haben jetzt konkret Folgendes vor: Wir bringen
    zwei Kliniken vor Ort in Betrieb – in Zusammenarbeit
    von THW, Bundeswehr und DRK. Freiwillige werden
    derzeit in Würzburg ausgebildet, übrigens gemeinsam
    mit Ärzte ohne Grenzen, aber auch mit dem DRK. Diese
    Ausbildung verläuft sehr gut. Nach dem, was wir bisher
    verfolgen können, wird diese Ausbildung zeitgerecht
    vorbereitet. Wir bilden eine Luftbrücke. Wir rüsten der-
    zeit ein Flugzeug um, mit dem Helfer, die sich infizieren,
    zurückgebracht werden können. Wir haben 50 Klinik-
    betten an sieben Standorten. Nicht alle dieser 50 Klinik-
    betten können gleichzeitig betrieben werden. Man geht
    davon aus, dass zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht zwei
    Drittel betrieben werden können; der Rest kann aber in
    relativ kurzer Zeit hochgerüstet werden.

    Man kann zwar sagen: Die Kapazität ist zu gering. –
    Das ist aber auf jeden Fall die höchste Kapazität, die ein
    europäisches Land derzeit vorhält. Das ist auch der
    Grund, weshalb wir derzeit Patienten aufnehmen, und
    zwar nicht nur Deutsche, sondern auch Ausländer. Das
    machen wir zu Recht; denn wir haben eine gute Kapazi-
    tät. Wir bringen sie voll ein.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Wir versuchen, unsere Bemühungen zu koordinieren.
    Wir arbeiten mit der speziellen Stelle zusammen, die da-
    für von der UN in New York eingerichtet worden ist.





    Dr. Karl Lauterbach


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ebenfalls sehr eng arbeiten wir mit einer entsprechenden
    europäischen Stelle, ECHO, zusammen. Diese beiden
    Einrichtungen arbeiten zusammen. Wir koordinieren un-
    sere Pläne auch mit den Nichtregierungsorganisationen,
    insbesondere mit Ärzte ohne Grenzen, die sogar in unser
    Ausbildungsprogramm eingebunden sind.

    Es ist richtig, dass wir nicht sofort das Geld zur Verfü-
    gung gestellt haben, was wir hätten zur Verfügung stel-
    len sollen. Wir stellen aber jetzt mehr zur Verfügung als
    jedes andere europäische Land. In der Summe sind es
    immerhin fast 150 Millionen Euro. Selbstverständlich
    sind wir bereit, mehr zur Verfügung zu stellen, wenn das
    notwendig sein sollte.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich will zum Abschluss noch etwas zu dem vorliegen-
    den Entschließungsantrag sagen. Es ist klar, dass er zum
    Teil veraltet ist.


    (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Zum Teil veraltet“! Na ja, da sind wir uns wenigstens einig!)


    Das gilt – auch das ist ganz klar – für jeden Antrag.
    Wenn ein Antrag eingebracht wird, dauert es halt eine
    Zeit, bis er diskutiert wird. Insofern habe ich noch nie ei-
    nen Antrag gesehen, der nicht ein Stück weit veraltet ge-
    wesen wäre.

    Der Antrag hatte das Ziel, diese wichtige Diskussion
    im Bundestag einmal offen und konstruktiv nach vorne
    gerichtet zu führen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann frage ich mich, warum Sie unserem Antrag nicht zugestimmt haben vor einem Monat!)


    Deshalb möchte ich darum bitten, dass wir in Zukunft
    – das ist jetzt keine Abrechnung mit den bisher erfolgten
    Redebeiträgen – zu einer konstruktiven, über die Frak-
    tionsgrenzen hinweggehenden Zusammenarbeit kom-
    men, damit wir für diejenigen ein Vorbild sind, bei denen
    ich mich abschließend im Namen der gesamten SPD-
    Fraktion bedanken möchte: Das sind die Menschen, die
    vor Ort, aus der ganzen Welt kommend, bei der Bekämp-
    fung dieser Seuche zusammenarbeiten und dafür ihr Le-
    ben riskieren.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen
der CDU/CSU und der SPD zu der vereinbarten Debatte
„Deutschlands Beitrag zur Eindämmung der Ebola-Epi-
demie“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 18/2841, den Entschlie-
ßungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD
auf Drucksache 18/2607 anzunehmen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Oppositionsfraktionen angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:

Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschät-
zung (18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Ge-
schäftsordnung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Fernerkundung: Anwendungspotenziale in
Afrika

Drucksache 18/581
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Energie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 38 Minuten vorgesehen. – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Tobias Zech für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Tobias Zech


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

    Themen „Technikfolgenabschätzung“ bzw. „Satelliten-
    fernerkundung in Afrika“ sind sicherlich nicht so emoti-
    onal besetzt und so aktuell wie das Thema „Ebola“; aber
    ich denke schon, dass wir jetzt über Techniken sprechen,
    die uns in Zukunft auch bei der Entwicklungszusam-
    menarbeit helfen können. Die Weltraumtechnik ist le-
    bensnotwendig geworden. Das gilt nicht nur für das Te-
    lefonieren bzw. für das morgendliche Abrufen von
    Nachrichten oder des Wetters; denn längst bringt der
    Blick von fern – das heißt über Satelliten – ein präzises
    Bild von einer Vielfalt ökologischer und sozialer He-
    rausforderungen weltweit.

    Die Satellitentechnik erlaubt es mittlerweile, Gegen-
    stände von unter einem Meter Größe aus mehreren Hun-
    dert Kilometern Entfernung zu beobachten. Die Ferner-
    kundungstechnologie ist die Zukunftstechnologie. Mit
    ihr können wir unseren Planeten auf das Genaueste er-
    kunden, vermessen und verstehen. Die Frage, die auch
    im Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung analysiert wurde, lautet für
    uns heute: Wie kann diese Technologie genutzt und wei-
    terentwickelt werden, um einen möglichst großen Bei-
    trag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten? Wel-
    che Möglichkeiten bietet diese Technologie für Afrika?

    Nach Abschätzung des Weltklimarates ist Afrika der
    durch den Klimawandel am meisten bedrohte Kontinent.
    Wasser beispielsweise ist zu einer immer kostbareren





    Tobias Zech


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ressource in Teilen Afrikas geworden. Es gibt weltweit
    bereits mehrere Fernerkundungsinitiativen, um diese
    Folgen anzugehen. Die TIGER-Initiative der Europäi-
    schen Weltraumorganisation, ESA, beispielsweise bün-
    delt verschiedene Einzelprojekte: von der Suche nach
    Grundwasser bis zur Hochwasserprävention in fluss-
    nahen Regionen.

    1999 wurde von der ESA und der französischen
    Raumfahrtagentur CNES mit der Charta „Space and
    Major Disasters“ ein Verbund internationaler Raum-
    fahrtagenturen gegründet. Dank der Charta können in
    Katastrophenfällen innerhalb kürzester Zeit Daten zur
    Verfügung gestellt werden, die für das schlichte Überle-
    ben der Menschen in Notsituationen wie im Südsudan
    entscheidend sein können.

    Als 2004 aufgrund der Konflikte in Darfur Millionen
    Menschen auf der Flucht waren, konnten mithilfe von
    satellitengestützten Daten ohne größeren Zeitverlust
    Plätze zur Brunnenbohrung gefunden werden. Erst im
    Juli dieses Jahres stellte der Verbund internationaler
    Raumfahrtagenturen genauestes Kartenmaterial zur Ver-
    fügung, welches das Ausmaß der starken Überflutungen
    in der Regenzeit skizziert. Dies war eine entscheidende
    Grundlage für die Arbeit der Hilfsorganisationen bei der
    Versorgung Zehntausender Obdachloser.

    Auch das DLR unter Führung von Professor Wörner
    ist seit 2010 Vollmitglied. Seitdem helfen Daten aus dem
    bayerischen Oberpfaffenhofen beim Krisenmanagement.
    Dieses System der schnellen, unbürokratischen Nothilfe
    der Charta zeigt besonders deutlich, dass die Erd-
    beobachtung dringend notwendige Geoinformationen
    wie kein anderes Instrumentarium liefert.

    Um diese Technologie weiter auszubauen und zu-
    künftig stärker für die deutsche Entwicklungszusam-
    menarbeit zu nutzen, muss aus meiner Sicht erst einmal
    ein großes Missverständnis aus dem Weg geräumt wer-
    den, nämlich das Missverständnis, dass sich diese Tech-
    nologie einmal selber tragen wird. Es ist eben nicht so,
    dass wir hier durch den Verkauf von Daten die Technik
    und die Innovationen absichern können. Satellitendaten
    sind die notwendige Infrastruktur. Es ist auch nicht so,
    dass BMW erst Straßen bauen muss, bevor es Autos ver-
    kaufen kann. Die Wertschöpfungskette in der Fern-
    beobachtung beginnt erst mit der Auswertung und nicht
    mit dem Bau von Satelliten. Daher ist es klar, dass wir
    ein staatliches Mandat dafür brauchen, das den freien
    Zugang zu diesen Daten absichert.

    Das Flaggschiffprogramm der Europäischen Union,
    die gemeinsame Mission COPERNICUS, setzt auf die-
    sen Ansatz. Die Daten der europäischen Satellitenflotte,
    sogenannter Sentinels, sollen frei verfügbar sein. Die
    Kerndienste von COPERNICUS könnten auch für
    Afrika eine hilfreiche Fernerkundungsinfrastruktur bie-
    ten. Geoinformationen der Klimainformationsdienste
    beispielsweise können helfen, Strategien und politische
    Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klima-
    wandels zu entwickeln.

    Daneben setzen wir aber auch Standards. In ihrer
    Raumfahrtstrategie von 2011 formulierte die Bundes-
    regierung das Ziel, unsere Fähigkeiten im Bereich der
    X-Band-Radarsysteme auszubauen. Mit Missionen wie
    TerraSAR-X und TanDEM-X sind wir weltweit führend.
    Mit den zwei Satelliten soll zukünftig ein genaues, drei-
    dimensionales Abbild unserer Erde ermöglicht werden.
    Insbesondere beim Katastrophenmanagement im Rah-
    men der Charta „Space and Major Disasters“ ist ein sol-
    ches Lagebild notwendig. Wesentlich verantwortlich für
    die Mission, das heißt für die Analyse der Daten, aber
    auch für die Planung und Durchführung der Mission, ist
    das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Daher
    wundert es mich schon ein bisschen, dass – dies erkennt
    man, wenn man sich den TAB-Bericht durchliest – diese
    Forschungseinrichtung viel zu wenig Beachtung findet
    und mit den Spezialisten vor Ort nicht in notwendiger
    Weise diskutiert wurde.

    Ja, auch ich musste meine erste Euphorie etwas zü-
    geln. Bei Erdfernbeobachtung sprechen wir von hoch-
    komplexen Systemen. Nur wenige Länder in Afrika sind
    derzeit in der Lage, den notwendigen Technologieaufbau
    zu leisten. Lediglich Südafrika hat mit dem Bau und Be-
    trieb von Satelliten in Eigenregie begonnen.

    Langfristig müssen wir an einem nachhaltigen Kapa-
    zitätenaufbau in Afrika arbeiten. Die afrikanischen Staa-
    ten sollten imstande sein, Geoinformationsdaten eigen-
    ständig zu verwerten. Das BMBF fördert bereits mit
    verschiedenen Projekten die Etablierung einer For-
    schungsinfrastruktur mit regionalen Kompetenzzentren.
    Seit 2001 stärkt die EU gemeinsam mit EUMETSAT in
    einem Technologietransferprogramm den Aufbau von
    Governance-Strukturen.

    Aber uns muss klar sein, dass dies ein langsamer und
    zäher Prozess ist. Darüber hinaus fehlen in vielen Län-
    dern die notwendigen Nutzergruppen, sprich: die öffent-
    lichen Institutionen. Kurzfristig sollte daher das DLR im
    Verbund mit internationalen Raumfahrtagenturen nicht
    nur die Satelliteninfrastruktur bereitstellen, sondern auch
    die Datenverarbeitung garantieren. Dennoch sehe ich bei
    keinem anderen Kontinent so viele Ansatzpunkte für die
    Verwendung von satellitengestützten Geoinformations-
    systemen. Afrika kann diese Chancentechnologie brau-
    chen. Afrika ist für uns ein Zukunfts- und Chancenkonti-
    nent, und wir haben die richtige Technologie dafür.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)