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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/61 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 61. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 21: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Fünften Gesetzes zur Än- derung des Elften Buches Sozialge- setzbuch – Leistungsausweitung für Pflegebedürftige, Pflegevorsorge- fonds (Fünftes SGB XI-Änderungs- gesetz – 5. SGB XI-ÄndG) Drucksachen 18/1798, 18/2379, 18/2909. 5647 A – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/2910. . . . . . . . . . . . . . . 5647 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Menschenrecht auf gute Pflege verwirklichen – Soziale Pflegeversicherung solidarisch weiter- entwickeln Drucksachen 18/1953, 18/2909 . . . . . . . . . 5647 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Deckungs- lücken der Sozialen Pflegeversicherung schließen und die staatlich geförderten Pflegezusatzversicherungen – soge- nannter Pflege-Bahr – abschaffen Drucksachen 18/591, 18/2901 . . . . . . . . . 5647 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5647 D Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5647 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5650 D Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5652 C Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5654 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 5656 B Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5657 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5659 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5660 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5662 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5663 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5663 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5665 A Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5666 A Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 5667 A Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5667 D Namentliche Abstimmungen 5669 B, 5669 C, 5674 D, 5675 A Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . 5669 D, 5672 A, 5680 D, 5683 A Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Caren Lay, Diana Golze, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Wohnungs- not, Mietsteigerungen und Mietwucher in Hochschulstädten bekämpfen Drucksache 18/2870 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5675 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5675 C Sylvia Jörrißen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5676 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5678 B Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5679 D Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . 5685 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5687 D Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5689 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5689 D Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5690 D Yvonne Magwas (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5692 A Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5693 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5694 D Ulli Nissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5696 B Karsten Möring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5697 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5698 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5700 A Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5701 A Tagesordnungspunkt 23: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: zu der vereinbarten Debatte – Deutschlands Bei- trag zur Eindämmung der Ebolaepidemie Drucksachen 18/2607, 18/2841 . . . . . . . . . . . 5702 A Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5702 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5703 D Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5705 A Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5705 C Heinz-Joachim Barchmann (SPD) . . . . . . . . . 5705 D Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 5706 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5707 C Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5708 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 5709 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5710 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5711 A Tagesordnungspunkt 26: Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56 a der Geschäftsordnung: Technikfolgen- abschätzung (TA) – Fernerkundung: An- wendungspotenziale in Afrika Drucksache 18/581 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5712 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5712 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5713 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5714 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5716 B Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5717 B Dr. Philipp Lengsfeld (CDU/CSU) . . . . . . . . 5718 B Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Tom Koenigs, Claudia Roth (Augs- burg), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Antiziga- nismus erkennen und entschlossen bekämpfen Drucksache 18/1967 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5719 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5719 B Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5720 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5720 D Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5721 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5722 C Dr. Philipp Lengsfeld (CDU/CSU) . . . . . . . . 5724 A Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5725 D Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5726 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 5727 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hilde Mattheis und Mechthild Rawert (beide SPD) zu der Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf ei- nes Fünften Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leistungsauswei- tung für Pflegebedürftige, Pflegevorsorge- fonds – (Fünftes SGB XI-Änderungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) (Tagesordnungspunkt 21 a) . 5727 D Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrike Bahr, Bärbel Bas, Uwe Beckmeyer, Dr. Ute Finckh-Krämer, Ulrich Freese, Martin Gerster, Gabriele Groneberg, Gabriele Hiller- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 III Ohm, Frank Junge, Cansel Kiziltepe, Dr. Bärbel Kofler, Steffen-Claudio Lemme, Klaus Mindrup, Markus Paschke, Dr. Simone Raatz, Andreas Rimkus, Susann Rüthrich, Johann Saathoff, Dr. Hans-Joachim Schabedoth, Dr. Dorothee Schlegel, Ewald Schurer, Michael Thews (alle SPD) zu der Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leis- tungsausweitung für Pflegebedürftige, Pflege- vorsorgefonds – (Fünftes SGB XI-Änderungs- gesetz – 5. SGB XI-ÄndG) (Tagesordnungs- punkt 21 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5728 B Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5728 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 5647 (A) (C) (D)(B) 61. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 5727 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.10.2014 Bär, Dorothee CDU/CSU 17.10.2014 Barthle, Norbert CDU/CSU 17.10.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 17.10.2014 Engelmeier, Michaela SPD 17.10.2014 Flisek, Christian SPD 17.10.2014 Frieser, Michael CDU/CSU 17.10.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 17.10.2014 Funk, Alexander CDU/CSU 17.10.2014 Golze, Diana DIE LINKE 17.10.2014 Hagedorn, Bettina SPD 17.10.2014 Hirte, Christian CDU/CSU 17.10.2014 Kampeter, Steffen CDU/CSU 17.10.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.10.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.10.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 17.10.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 17.10.2014 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 17.10.2014 Nahles, Andrea SPD 17.10.2014 Özoğuz, Aydan SPD 17.10.2014 Pilger, Detlev SPD 17.10.2014 Pofalla, Ronald CDU/CSU 17.10.2014 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.10.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.10.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 17.10.2014 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 17.10.2014 Strässer, Christoph SPD 17.10.2014 Dr. Strengmann-Kuhn, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.10.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 17.10.2014 Strothmann, Lena CDU/CSU 17.10.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.10.2014 Träger, Carsten SPD 17.10.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.10.2014 Veit, Rüdiger SPD 17.10.2014 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 17.10.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 17.10.2014 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 17.10.2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hilde Mattheis und Mechthild Rawert (beide SPD) zu der Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leistungs- ausweitung für Pflegebedürftige, Pflegevorsor- gefonds – (Fünftes SGB XI-Änderungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) (Tagesordnungspunkt 21 a) Wir stimmen mit unserer SPD-Fraktion für den Ge- setzentwurf der Bundesregierung und gegen die Ände- rungs- und Entschließungsanträge der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Mit dem vorliegenden Gesetz werden die Vereinba- rungen des Koalitionsvertrages umgesetzt. Dieses be- inhaltet zahlreiche Leistungsverbesserungen, die ab Ja- nuar 2015 den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen weitere Hilfen bei der Bewältigung des oft schwierigen Pflegealltags zur Verfügung stellen. Jede Pflegesituation Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5728 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 (A) (C) (D)(B) ist anders; daher haben wir die Leistungen flexibler und kompatibler gestaltet. So können sie individueller der je- weiligen Pflegesituation angepasst werden. Die Bedürf- nisse der Pflegebedürftigen und ihrer pflegenden Ange- hörigen stehen im Mittelpunkt dieser Reform. Außerdem ist die Forderung nach einer angemesse- nen Entlohnung der Pflegefachkräfte für uns Sozialde- mokratinnen selbstverständlich. Wir machen Ernst mit der Aufwertung der Pflegeberufe – nicht nur in der ge- sellschaftlichen Wertschätzung, sondern auch bei der Bezahlung. Es ist sehr gut, dass endlich gesetzlich klargestellt wird, dass die „Bezahlung tarifvertraglich vereinbarter Vergütungen sowie entsprechender Vergü- tungen nach kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen“ bei Pflegesatz- bzw. Pflegevergütungsverhandlungen von niemandem infrage gestellt und als sogenannt unwirt- schaftlich abgelehnt werden darf. Damit das Geld auch wirklich bei den Beschäftigten ankommt, kann der Kos- tenträger einen adäquaten Nachweis von den Arbeitge- bern verlangen, dass dieses Erfordernis auch zu jeder Zeit eingehalten worden ist bzw. wird. Dies ist eine wirksame Unterstützung, um weiterhin zur angemesse- nen Entlohnung der Branche und der in ihr Beschäftigten beizutragen. Die Leistungsverbesserungen sind mit einer Beitrags- satzsteigerung von insgesamt 0,3 Prozent verbunden. Im Koalitionsvertrag wurde dies im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Vorsorgefonds vereinbart. Für die Leistungsverbesserungen und die damit verbundenen Beitragssatzsteigerungen von 0,2 Prozent gibt es eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ar- beiten weiter an einer nachhaltigen Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung. Wir werden weiter um politische Mehrheiten werben, die einen Umbau der ge- setzlichen Kranken- und Pflegeversicherung in eine Bür- gerinnenversicherung ermöglichen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrike Bahr, Bärbel Bas, Uwe Beckmeyer, Dr. Ute Finckh-Krämer, Ulrich Freese, Martin Gerster, Gabriele Groneberg, Gabriele Hiller-Ohm, Frank Junge, Cansel Kiziltepe, Dr. Bärbel Kofler, Steffen-Claudio Lemme, Klaus Mindrup, Markus Paschke, Dr. Simone Raatz, Andreas Rimkus, Susann Rüthrich, Johann Saathoff, Dr. Hans-Joachim Schabedoth, Dr. Dorothee Schlegel, Ewald Schurer, Michael Thews (alle SPD) zu der Ab- stimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetz- buch – Leistungsausweitung für Pflegebedürf- tige, Pflegevorsorgefonds – (Fünftes SGB XI- Änderungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) (Tages- ordnungspunkt 21 a) Wir stimmen mit unserer Fraktion für den Gesetzent- wurf der Bundesregierung und gegen die Änderungs- und Entschließungsanträge der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Mit dem vorliegenden Gesetz werden die Vereinba- rungen des Koalitionsvertrages umgesetzt. Es beinhaltet zahlreiche Leistungsverbesserungen, die ab Januar 2015 den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen weitere Hilfen bei der Bewältigung des oft schwierigen Pflege- alltags zur Verfügung stellen. Jede Pflegesituation ist anders; daher haben wir die Leistungen flexibler und kompatibler gestaltet; sie können individueller der Pfle- gesituation angepasst werden. Die Bedürfnisse der Pfle- gebedürftigen und der Pflegenden stehen im Mittelpunkt dieser Reform. Die Forderung nach einer angemessenen Entlohnung der Pflegekräfte ist für uns selbstverständlich. Daher ist es gut, dass nun gesetzlich klargestellt wird, dass die Zahlung von Tariflohn von den Verhandlungspartnern nicht als unwirtschaftlich bezeichnet werden kann. Dies ist eine wirksame Unterstützung, um zur angemessenen Entlohnung der Beschäftigten beizutragen. Die Leistungsverbesserungen sind mit einer Beitrags- satzsteigerung verbunden. Im Koalitionsvertrag wurde dies im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Vorsorge- fonds vereinbart. Für diese Leistungsverbesserungen und die damit verbundenen Beitragssatzsteigerungen gibt es eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Wir werden weiter an einer nachhaltigen Finanzierung der Pflegever- sicherung arbeiten. Wir werden weiter um politische Mehrheiten werben, die einen Umbau der gesetzlichen Kranken-und Pflegeversicherung in eine Bürgerversi- cherung ermöglichen. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 926. Sitzung am 10. Ok- tober 2014 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zu- zustimmen: – Gesetz zu dem Übereinkommen der Vereinten Na- tionen vom 31. Oktober 2003 gegen Korruption Der Bundesrat hat zudem in seiner 926. Sitzung am 10. Oktober 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3 Satz 4 und 6 des Standortauswahlgesetzes Staatsministe- rin Ulrike Scharf (Bayern) als Nachfolgerin des aus- scheidenden Staatsministers Dr. Marcel Huber (Bayern) zum Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radio- aktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Oktober 2014 5729 (A) (C) (D)(B) Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Evaluierung des Antiterrordateigesetzes Drucksache 17/12665 (neu) Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über das Ergebnis der Prüfung der Notwendigkeit und Höhe einer Anpassung der Leistungen der Pflegeversicherung nach § 30 des Elften Buches Sozialgesetzbuch Drucksache 18/1600 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – 17. Legislaturperiode – Drucksache 17/14325 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Anerkennungsgesetz Drucksache 18/1000 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Finanzausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.7 Ratsdokument 10197/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.4 Ratsdokument 10514/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.27 ERH 5/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.31 Ratsdokument 12446/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.32 Ratsdokument 12447/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/2533 Nr. A.50 Ratsdokument 11358/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.149 EP P7_TA-PROV(2013)0286 Drucksache 18/419 Nr. A.151 EP P7_TA-PROV(2013)0394 Drucksache 18/544 Nr. A.45 EP P7_TA-PROV(2013)0517 Drucksache 18/642 Nr. A.9 EP P7_TA-PROV(2014)0044 Drucksache 18/642 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2014)0046 Drucksache 18/822 Nr. A.34 EP P7_TA-PROV(2014)0062 Drucksache 18/1048 Nr. A.16 EP P7_TA-PROV(2014)0172 Drucksache 18/1393 Nr. A.38 EP P7_TA-PROV(2014)0255 Drucksache 17/14284 Nr. A.15 EP P7_TA-PROV(2013)0233 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/2533 Nr. A.61 Ratsdokument 10897/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.62 Ratsdokument 11922/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.63 Ratsdokument 12027/14 61. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Pflegeversicherung TOP 22 Wohnungsnot in Hochschulstädten TOP 23 Ebolaepidemie TOP 26 Technikfolgenabschätzung: Fernerkundung in Afrika TOP 25 Bekämpfung des Antiziganismus Anlagen
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    Rede von Johannes Singhammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Für Bündnis 90/Die Grünen spricht jetzt die Kollegin

    Elisabeth Scharfenberg.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr
    Minister, nachdem Sie und auch Hilde Mattheis sich nun
    schon kräftig auf die Schultern geklopft haben, werden
    Sie, denke ich, sicherlich stark genug sein, auch ein paar
    andere Töne über das Pflegestärkungsgesetz zu hören.


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Muss das sein?)


    Schließlich sind wir als Opposition nicht dafür da, die
    Claqueure der Regierungsfraktionen zu sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie sagen ja selbst, dass noch viel zu tun ist, und Sie
    vertrösten die Menschen schon heute auf die zweite
    Stufe der Pflegereform, die dann irgendwann kommen
    soll.


    (Mechthild Rawert [SPD]: In Kürze!)


    Diese liegt wie eine ferne Oase weit weg im Nebel. Ent-
    sprechend sind auch die Reaktionen der Fachwelt und in
    der Bevölkerung auf dieses Gesetz. Die Menschen re-
    agieren eher nüchtern oder, sagen wir besser, argwöh-
    nisch, vielleicht sogar schon resignierend. Das geht nach
    dem Motto: Inzwischen weiß man ja, dass man auf die
    Versprechungen der Pflegepolitik nicht allzu viel geben
    kann.

    Wir haben es heute schon mehrfach gehört: Ja, es
    wird endlich mehr Geld für die Pflege in die Hand ge-
    nommen. Ehrlich gesagt: Das war überfällig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Doch überwiegt der Eindruck: Die Pflegeversicherung
    wird teurer, aber wirklich besser wird sie kaum.


    (Hilde Mattheis [SPD]: Du weißt es doch besser, Elisabeth!)


    Ich weiß, gerade Jens Spahn und auch Hilde Mattheis
    finden dieses Urteil ungerecht. Aber damit kann ich, ehr-
    lich gesagt, ganz gut leben. Für mich und meine Fraktion
    ist klar: Diese Reform verkörpert keine Idee. Diese Re-
    form ist teuer. Diese Reform ist luftleer. Diese Reform
    ist ohne Visionen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie geben den Pflegebedürftigen, den Angehörigen und
    den professionell Pflegenden vor allem mehr vom Glei-
    chen. Das ist mit Sicherheit kein Paradigmenwechsel.





    Elisabeth Scharfenberg


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Mechthild Rawert [SPD]: Mehr Geld ist doch schon was!)


    Im Übrigen sprechen wir, Hilde Mattheis, von Menschen
    jeden Alters. Pflege ist keine Frage des Alters. Pflegebe-
    dürftig kann man auch schon in sehr jungen Jahren wer-
    den.

    Sie schicken die Menschen in eine Warteschleife. Mir
    kommt diese wie eine Endlosschleife vor; denn auf das
    Herzstück der Reform warten wir immer noch. Das Re-
    formprojekt, das seit Jahren alle einmütig fordern, haben
    Sie wieder verschoben. Sie wissen ganz genau, was ich
    meine: die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeits-
    begriffes.


    (Mechthild Rawert [SPD]: Kommt bald!)


    Um ehrlich zu sein: Man kann diesen Begriff kaum noch
    hören, so viel haben wir in den letzten Jahren darüber
    diskutiert.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Im neuen Pflegebegriff manifestiert sich nicht nur die
    Erwartung, dass Demenzkranke in der Pflegeversiche-
    rung endlich gleichberechtigt sind. Nein, es geht um die
    Hoffnung, dass wir zu einem anderen Verständnis von
    Pflege kommen, einem Verständnis, mit dem die Bedürf-
    nisse des Einzelnen in den Mittelpunkt gestellt werden:
    dass die Pflegeleistungen so gestrickt sind, dass jede und
    jeder wirklich das Gefühl haben kann, dass diese Leis-
    tungen ihm helfen, dass man wirklich wählen kann, dass
    man Zeit für den Pflegebedürftigen hat und dass er am
    gesellschaftlichen Leben teilhaben kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es mag sein, dass diese Erwartungen mittlerweile
    überhöht sind. Ja, es braucht sicherlich noch viel mehr
    Anstrengungen, um strukturell und finanziell zu einer
    wirklichen Reform der Pflege zu kommen. Nur: Wenn
    man eine ganz große Reform verspricht und dann nur
    eine vorgaukelt, so wie Sie das mit dem ersten Pflege-
    stärkungsgesetz tun, dann verlieren die Menschen ir-
    gendwann vollständig das Vertrauen in die Handlungsfä-
    higkeit der Pflegepolitik. Das wird dann passieren, wenn
    die Pflegebedürftigen und ihre Familien in ihrem Alltag
    bemerken, dass diese Pflegereform ein Scheinriese ist.


    (Mechthild Rawert [SPD]: Quatsch!)


    Diese Reform wird den professionell Pflegenden weiter-
    hin nur die für sie unerträgliche Minutenpflege zumuten.

    Hier wird Vertrauen verspielt, Vertrauen, das Sie mit
    viel Geld zu kaufen versuchen. Genau das tun Sie: Sie
    stecken viel Geld – übrigens das Geld der Versicherten –
    in diese Reform und simulieren damit Aktion. Aber noch
    einmal: Mehr Geld für mehr vom Gleichen ist noch
    lange keine Reform. Worauf wir vergeblich warten, ist
    eine nachhaltige und gerechte Finanzierung der Pflege-
    versicherung.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD, zumindest
    Sie wissen doch, dass kein Weg an der Bürgerversiche-
    rung vorbeiführt. Aber passiert ist nichts. Stattdessen
    wenden Sie viel Geld und viel Energie für Dinge auf, die
    außer Herrn Spahn keiner gut findet und die vor allem
    keiner braucht. Ich rede vom Pflegevorsorgefonds.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Lieber Jens Spahn, da haben Sie sich ein schönes
    Denkmal gebaut, und die SPD ist sich nicht zu schade,
    dieses Denkmal auch noch zu enthüllen. Man könnte ja
    meinen, dass so ein Unsinn nur ein Ausrutscher ist, aber
    weit gefehlt. Das scheint bei der Union Methode zu ha-
    ben.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Was?)


    Vor etwa zwei Jahren – damals regierten noch CDU/
    CSU und die heutige Nichtregierungsorganisation FDP –


    (Thomas Oppermann [SPD]: Das war jetzt wirklich gut! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Hochmut kommt vor dem Fall!)


    mussten wir an dieser Stelle eine der größten sozialpoli-
    tischen Unsinnigkeiten der letzten Jahrzehnte diskutie-
    ren, den sogenannten Pflege-Bahr. Wir alle wissen
    sehr gut: Es ist ein äußerst ungerechtes, äußerst über-
    flüssiges und äußerst erfolgloses Produkt. Gerade einmal
    500 000 Menschen haben in diesem Land solche Ver-
    träge abgeschlossen. Da können Sie diese Menge von
    500 000 Verträgen noch so schönreden, in Wirklichkeit
    ist das ein Witz, und das wissen Sie.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dennoch halten Sie daran fest, übrigens auch die
    SPD, die damals sehr heftig dagegen gewettert hat.

    Dieser unsinnige Pflege-Bahr bekommt jetzt einen
    ebenso unsinnigen Weggefährten, den Pflegevorsorge-
    fonds.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das stimmt!)


    Auch zu diesem Vorsorgefonds sagen wir und alle Ex-
    perten, dass er überflüssig ist und dass er erfolglos sein
    wird. Das wissen Sie wie damals beim Pflege-Bahr
    selbst ganz genau, und Sie setzen es trotzdem um.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie versenken in diesem Fonds über 1 Milliarde Euro
    pro Jahr. Dieses Geld wird uns für die Umsetzung des
    neuen Pflegebegriffs fehlen. Das behaupten wir nicht
    einfach so, das zeigen ganz klare Schätzungen von seriö-
    sen Ökonomen, und das wissen auch Sie ganz genau,
    aber Sie reagieren nicht, sondern halten stur an diesem
    Unsinn fest.


    (Zuruf der Abg. Maria Michalk [CDU/CSU])


    Herr Spahn, wenn das die Vorboten der Agenda 2020
    sind, die Sie von der Bundeskanzlerin fordern, dann
    schwant mir, ehrlich gesagt, Böses. Das wird eine sehr
    nutzlose, aber dafür sehr teure Agenda werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


    Wer den neuen Pflegebegriff will, der kann sich die-
    sen Fonds einfach nicht leisten. Diese Koalition hält aber
    daran fest. Das zeigt mir, wie ernst Sie es mit Ihren wirk-





    Elisabeth Scharfenberg


    (A) (C)



    (D)(B)

    lichen Pflegereformen meinen. Das ist keine Große Ko-
    alition, das ist der kleinste gemeinsame Nenner, das ist
    viel heiße Luft, und das ist viel und reine Symbolpolitik.

    Nichtsdestotrotz weigere ich mich als Optimistin
    – selbst in Zeiten Ihrer gemeinsamen Koalition –, die
    Hoffnung aufzugeben.


    (Mechthild Rawert [SPD]: Sehr berechtigt!)


    Sie haben für 2016/2017 die zweite Stufe der Pflegere-
    form versprochen. Wir glauben das aber erst, wenn wir
    es sehen. Zu oft haben unionsgeführte Regierungen in
    den letzten Jahren die Erwartungen der Menschen in der
    Pflege enttäuscht.


    (Maria Michalk [CDU/CSU]: Das ist aber die Haltung von Pessimisten, die Sie beschreiben! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Was hat denn RotGrün hinbekommen? Was hat denn Rot-Grün hier Gutes hingekriegt? Nicht eine Pflegereform bei Rot-Grün in sieben Jahren! Nichts!)


    Vorschusslorbeeren bekommen Sie wahrlich nicht. Da
    sind Sie im Zugzwang, und da werden Sie hoffentlich
    liefern. Aber wie gesagt: Wir glauben das erst, wenn wir
    das sehen.

    Die zentrale pflegepolitische Aufgabe der nächsten
    Jahre wird sein, die Kommunen starkzumachen. In den
    Kommunen findet die Pflege statt, dort leben die Men-
    schen, von denen wir hier reden. Obwohl immer mehr
    Demente und Pflegebedürftige unter uns leben, leben sie
    doch nicht in unserer Mitte, nein, sie leben am Rand.
    Diesen Menschen müssen wir ein Signal geben, dass sie
    zu uns gehören, dass sie an dieser Gesellschaft teilhaben
    können. Dieses Signal geht von Ihrer Reform nicht aus!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Im Gegenteil: Sie speisen diese Menschen mit großen
    Versprechen ab.

    Aber auch hier bin ich Optimistin. Wir setzen große
    Hoffnung in die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Rolle
    der Kommunen, die Sie im September einberufen haben.
    Aber Sie können schon jetzt Ihr Reförmchen enorm auf-
    werten: Es steht gleich ein Änderungsantrag der grünen
    Bundestagsfraktion zur Abstimmung. Inhalt ist die Strei-
    chung des Pflegevorsorgefonds aus Ihrem Gesetzent-
    wurf. Stimmen Sie diesem Antrag zu, verwenden Sie das
    Geld wirklich für die Versicherten, zum Beispiel für die
    Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Zei-
    gen Sie, dass es Ihnen ernst ist!

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Der Kollege Dr. Georg Nüßlein spricht jetzt für die

CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD])


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Georg Nüßlein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine Damen, meine Herren! Mit

    dem Pflegestärkungsgesetz legt diese Koalition eine
    Fülle von Verbesserungen und Entlastungen vor, und
    zwar für Pflegebedürftige, um die es nämlich geht, für
    die pflegenden Angehörigen – sie tragen eine wesentli-
    che Last – und für die professionellen Pflegekräfte, die
    wir in Zukunft, so wie es die Kollegin Mattheis beschrie-
    ben hat, vermehrt brauchen. Zusätzlich werden wir – das
    hat die Kollegin Scharfenberg gerade massiv kritisiert –
    einen Pflegevorsorgefonds in Höhe von 1,2 Milliar-
    den Euro jährlich einführen und damit ein Element der
    Generationengerechtigkeit und Zukunftssicherung schaf-
    fen.

    Frau Kollegin Scharfenberg, von einer Partei, die
    sonst immer über Nachhaltigkeit und Generationenge-
    rechtigkeit spricht,


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Allerdings!)


    hätte ich eigentlich erwartet, dass sie genau diese Maß-
    nahme positiv würdigt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Stattdessen war von Ihnen, in schöne Worte gekleidet,
    eine Fülle von Allgemeinheiten zu hören.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Gemeinheiten!)


    Das Einzige, was in dem Zusammenhang durchaus char-
    mant und ehrlich war, war Ihr einleitender Satz, es sei
    Aufgabe der Opposition, Wasser in den Wein zu gießen.
    Das ist aber nicht überzeugend gelungen, muss ich sa-
    gen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Man kann zwar kritisieren, dass wir für diese Maß-
    nahmen Geld brauchen und dafür den Beitragssatz erhö-
    hen. Aber wenn man den Gesetzentwurf genau liest,
    dann stellt man fest: Wir finanzieren eine ganze Menge
    von wirklich wichtigen Verbesserungen,


    (Elisabeth Scharfenberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Versicherten finanzieren!)


    und wir tragen dafür Sorge, dass das Geld auch wirklich
    bei den Pflegenden ankommt – auch das muss man erst
    hinbekommen – und sie tatsächlich etwas davon haben.


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss selbstverständlich sein! Wir reden hier über Beiträge, nicht über Steuern!)


    Deshalb werden Sie erleben, dass unser Vorhaben entge-
    gen Ihrer Kritik relativ schnell in der Gesellschaft wie
    auch in der Wirtschaft akzeptiert wird.

    Weil es infrage gestellt wurde, möchte ich betonen:
    Es handelt sich um einen ersten Schritt. Wir gehen dem-
    nächst einen wohlüberlegten zweiten Schritt, indem wir
    den Pflegebegriff neu definieren. Auch dafür werden wir
    entsprechend Geld in die Hand nehmen,





    Dr. Georg Nüßlein


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Elisabeth Scharfenberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Versicherten werden das Geld in die Hand nehmen!)


    sodass auch die Kritik, die von der Linken gekommen
    ist, nämlich am Ende würde uns das Geld dafür fehlen,
    von der Hand zu weisen ist.

    Wir führen parallel dazu mit einem anderen Gesetz ei-
    nen Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit ein. Be-
    schäftigte, die Pflegezeit oder Familienpflegezeit in An-
    spruch nehmen, werden zugleich einen Anspruch auf
    finanzielle Förderung zur besseren Bewältigung des Le-
    bensunterhalts während der Freistellung erhalten.


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber warum zahlt das der Beitragszahler?)


    Die bis zu zehntägige Auszeit für Angehörige, die
    kurzfristig Zeit für die Organisation einer neuen Pflege-
    situation benötigen, wird künftig mit einer Lohnersatz-
    leistung gekoppelt. Das ist eine enorme Verbesserung für
    die pflegenden Angehörigen, meine Damen und Herren.
    Es ist aber auch eine Belastung für die Wirtschaft, die
    wir in Kauf nehmen, weil wir wissen, dass es darauf an-
    kommt, dass Beschäftigte die Chance bekommen, für
    pflegebedürftige Angehörige da zu sein. Auch dazu hätte
    ich mir von Ihnen anerkennende Worte zu den Freiräu-
    men und finanziellen Voraussetzungen gewünscht, die
    wir für diesen großartigen Einsatz schaffen. Es wäre
    wirklich angebracht gewesen, dazu etwas Positives zu
    sagen, meine Damen und Herren.

    Mit dem Pflegestärkungsgesetz werden wir alle Leis-
    tungsbeträge anheben und damit dynamisieren. Das ist
    überfällig. Wir setzen einen besonderen Schwerpunkt,
    indem wir die Rahmenbedingungen für die häusliche
    Pflege weiter verbessern. Bei aller Wertschätzung – ich
    sage das ganz deutlich, um Missverständnisse zu ver-
    meiden – für die Leistung der Pflegeheime und der dort
    arbeitenden Pflegekräfte, wie sie die Kollegin Mattheis
    richtig beschrieben hat, wissen wir, dass es ein Anliegen
    der Pflegebedürftigen ist, solange es irgendwie geht, in
    ihrem eigenen Heim zu bleiben. Weil das so ist und das
    Zuhause immer höher geschätzt wird als ein Heim, ha-
    ben wir in dem Gesetzentwurf einen entsprechenden
    Schwerpunkt gesetzt. Schon deshalb bitte ich Sie alle,
    diesem Gesetzentwurf zuzustimmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir eröffnen den Pflegebedürftigen und den sie pfle-
    genden Angehörigen eine bedarfsgerechtere und flexi-
    blere Inanspruchnahme mit mehr Wahlmöglichkeiten.
    Die Leistungsverbesserungen kommen somit direkt bei
    den Pflegebedürftigen an. So können zukünftig alle zu-
    hause lebenden Pflegeleistungsempfänger 40 Prozent
    des Sachleistungsbetrages für niedrigschwellige Betreu-
    ungs- und Entlastungsangebote verwenden. Dies sind
    zum Beispiel kleinere Erledigungen im Haushalt, Boten-
    gänge oder die Begleitung zu Arztterminen, also lauter
    Tätigkeiten, die wichtig sind und die gesunden Men-
    schen ganz selbstverständlich erscheinen. Aber in einer
    Pflegesituation wird deutlich, was für eine große Bedeu-
    tung sie haben.

    „Niedrigschwellig“ klingt erst einmal ein wenig wie
    „nachrangig“. Aber die Regelung stärkt die Flexibilität
    und erweitert die finanziellen Spielräume der Pflegebe-
    dürftigen zu Recht, wie ich meine. Für einen gebrech-
    lichen Senior mit Demenzerkrankung ist die Hilfe im
    Alltag eine fundamentale Voraussetzung, um zu Hause
    wohnen zu können. Darum geht es uns.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Der einzelne Pflegebedürftige kann sich erstmals aus-
    suchen, welche Leistungen er braucht. Er kann sich ein
    Paket schnüren. Gerade für Pflegebedürftige, die Unter-
    stützung im Haushalt und im Pflegealltag benötigen, für
    die aber die klassischen Sachleistungen nicht passgenau
    sind, bieten sich dadurch Gestaltungsoptionen, um ihre
    Bedarfe zu decken. Das ist ein entscheidender, ein wirk-
    lich wichtiger Fortschritt. Dies trägt wesentlich zur
    Selbstbestimmung und zur Verbesserung der Lebensqua-
    lität vieler Betroffener bei.

    Im Übrigen haben Studien ergeben – das sage ich an
    die Adresse der Linken –, dass niedrigschwellige Ange-
    bote insbesondere bei Personen aus einfachen Milieus,
    wenn es um den Zugang zu pflegerischen Hilfen geht,
    sehr bedeutsam sind. Hier werden persönliche Beziehun-
    gen als eine wichtige Strategie zur Bewältigung von
    Pflegebedürftigkeit empfunden, die im Rahmen dieser
    niederschwelligen Angebote in viel größerem Maße ge-
    währleistet sind. Ich bitte, das nachzuvollziehen.

    Wir stärken damit auch das Potenzial familiärer und
    ehrenamtlicher Versorgungsstrukturen und leisten einen
    Beitrag zur Weiterentwicklung einer generationenge-
    rechten Infrastruktur. Dies ist auch aufgrund des spürba-
    ren Fachkräftemangels eine wichtige Maßnahme. Wer in
    der eigenen Wohnung gepflegt werden möchte, aber da-
    für Umbaumaßnahmen durchführen muss, um zum Bei-
    spiel die Dusche begehbar zu machen oder Türen zu ver-
    breitern, kann Zuschüsse in Höhe von bis zu 4 000 Euro
    bekommen. Auch das ist eine wichtige Maßnahme. Man
    sollte nicht vergessen, wie viel dadurch letztendlich ein-
    gespart wird.

    Viele lamentieren über die Kosten. Aber wir sprechen
    viel zu wenig darüber, was auf der anderen Seite der Bi-
    lanz steht. Das ist gut investiertes Geld. Durch einen al-
    tersgerechten Umbau kann der Umzug von Pflegebe-
    dürftigen in ein Heim vermieden oder hinausgeschoben
    werden. Wenn Sie sich eine Studie der Prognos AG zu
    Gemüte führen, dann lesen Sie, dass das unser Sozialsys-
    tem um bis zu 3 Milliarden Euro im Jahr entlastet. Wir
    tätigen also sehr wohl überlegte, gute Investitionen.

    Eine weitere Voraussetzung ist, dass in den Ländern
    und Kommunen das soziale Lebensumfeld und die be-
    stehenden Wohnangebote zum Beispiel durch Quartiers-
    konzepte alters- und bedarfsgerechter ausgebaut werden.
    Auch wohnortnahe Beratungs- und Dienstleistungsstruk-
    turen zum Beispiel durch den Ausbau der ehrenamtli-
    chen Unterstützung müssen wir verstärkt anbieten. Dazu
    haben wir die bereits angesprochene Bund-Länder-Ar-





    Dr. Georg Nüßlein


    (A) (C)



    (D)(B)

    beitsgruppe eingerichtet. Wir setzen große Hoffnungen
    darauf.

    Lassen Sie mich noch etwas zu dem kritisierten, viel
    gescholtenen Generationenfonds sagen. Ich möchte ganz
    klar herausstellen, dass wir das sehr bewusst machen
    und nicht auf besonderen Wunsch eines Einzelnen. Viel-
    mehr sind wir der Überzeugung, dass wir Vorsorge tref-
    fen müssen. Wir machen uns Gedanken über die Frage,
    ob wir gerüstet sind, wenn die geburtenstarken Jahr-
    gänge – 1964 ist der stärkste Jahrgang aller Zeiten – in
    die Pflegesituation kommen. Eigentlich müsste das
    Ganze positiv begleitet werden. Das würde auch passie-
    ren, wenn wir in der Politik nicht alles infrage stellen
    und uns selber misstrauen würden. Was ist das denn für
    ein Einwand, zu sagen: „Um durch den Fonds nicht in
    Versuchung geführt zu werden, sollten wir ihn lieber
    weglassen. Er hat keinen Zweck, weil irgendwann ein-
    mal eine politische Generation in die Versuchung gera-
    ten könnte, in den prall gefüllten Topf zu fassen“?

    Wir betreiben Vorsorge und legen das Geld gut an.
    Wir schmeißen es nicht in den Rachen der Finanzmärkte,
    wie Sie es in Ihrem Duktus gesagt haben. Wir stellen im
    Übrigen durch solche Debatten sicher, dass sich niemand
    trauen wird, dieses Geld anzufassen.


    (Widerspruch bei der LINKEN)


    Zu sparen und für schwierige Situationen, die program-
    miert sind, Vorsorge zu treffen, kann nichts Schlechtes
    sein. Das entspricht aber nicht Ihrer Vorstellung von
    Schulden machen, Geld aufs Spiel setzen und nicht für
    die Zukunft zu sorgen. Sie sorgen vielmehr dafür, dass
    spätere Generationen in Schwierigkeiten kommen.

    Das werden wir nicht tun. Wir machen das gut, wir
    machen das zielorientiert. Dafür ist dieses Gesetz ein
    wichtiger erster Schritt; wir freuen uns auf den zweiten.

    Vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)