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ID1805806100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/58 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 58. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 21: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2014 Drucksache 18/2665 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5363 A Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer . . . . . . . . . . . . 5363 C Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 5365 D Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5367 A Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5368 A Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5369 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5370 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5371 C Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5372 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5374 C Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5375 D Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5376 D Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5378 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5379 B Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5380 C Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5381 D Tagesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Grundge- setzes (Artikel 91 b) Drucksache 18/2710 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 A b) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Katja Dörner, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Kooperationsver- bot kippen – Zusammenarbeit von Bund und Ländern für bessere Bildung und Wissenschaft ermöglichen Drucksache 18/2747 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 B Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5384 B Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . 5386 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5388 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5390 A Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5391 C Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5393 B Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5394 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5395 D Patricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5396 D René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5398 A Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5399 C Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5400 C Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . 5401 B Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5402 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5403 D Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . 5404 B Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . . 5404 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5405 D Tagesordnungspunkt 23: a) Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Klaus Ernst, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gesetzliche Deckelung und Veröffentli- chung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite Drucksache 18/2741 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5406 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Begrenzung und Vereinheitlichung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Renate Künast, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Begrenzung von Dispositions- und Überziehungszinsen Drucksachen 18/807, 18/1342, 18/2777 . . 5406 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5407 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5408 B Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5410 B Dr. Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5411 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5412 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5413 A Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5413 D Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Europa – Vorreiter im Kampf ge- gen die Todesstrafe Drucksache 18/2738 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5414 D b) Antrag der Abgeordneten Annette Groth, Inge Höger, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Todesstrafe weltweit ächten Drucksache 18/2740 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5414 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5415 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5416 A Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5417 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5418 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5420 A Dr. Stefan Heck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5420 D Tagesordnungspunkt 25: Vereinbarte Debatte: Weltmädchentag – Bil- dung und Gesundheit von Mädchen als Vo- raussetzung für Entwicklung . . . . . . . . . . . 5422 A Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5422 B Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5423 D Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5424 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5426 A Martin Patzelt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5426 D Ursula Schulte (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5428 B Tagesordnungspunkt 26: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu dem Antrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, Anja Hajduk, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fördermitteltrans- parenz erhöhen Drucksachen 18/980, 18/1676 . . . . . . . . . . . . 5429 D Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5430 A Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5431 A Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5432 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5433 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5434 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5435 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5437 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5439 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5440 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 5363 (A) (C) (D)(B) 58. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 5439 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 10.10.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 10.10.2014 Bartz, Julia CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Castellucci, Lars SPD 10.10.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.10.2014 Dr. De Ridder, Daniela SPD 10.10.2014 Evers-Meyer, Karin SPD 10.10.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 10.10.2014 Gastel, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Golze, Diana DIE LINKE 10.10.2014 Göppel, Josef CDU/CSU 10.10.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 10.10.2014 Grütters, Monika CDU/CSU 10.10.2014 Hartmann, Sebastian SPD 10.10.2014 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Klare, Arno SPD 10.10.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 10.10.2014 Kolbe, Daniela SPD 10.10.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 10.10.2014 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 10.10.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 10.10.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 10.10.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.10.2014 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 10.10.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 10.10.2014 Schwartze, Stefan SPD 10.10.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 10.10.2014 Steffen, Sonja SPD 10.10.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.10.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.10.2014 Veit, Rüdiger SPD 10.10.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 10.10.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 10.10.2014 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 10.10.2014 Dr. Zimmer, Matthias CDU/CSU 10.10.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5440 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühun- gen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtver- breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräfte- potenziale (Jahresabrüstungsbericht 2013) Drucksachen 18/933, 18/1379 (neu) Nr. 1.2 Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO 58. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 9. bis 12. November 2012 in Prag, Tschechische Republik Drucksachen 18/1923, 18/2530 Nr. 2 Finanzausschuss Unterrichtung durch die Bundesregierung Erster Bericht des Ausschusses für Finanzstabilität zur Finanzstabilität in Deutschland Drucksachen 18/1795, 18/2048 Nr. 1.2 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/1393 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2014)0209 Drucksache 18/1935 Nr. A.1 EuB-BReg 49/2014 Drucksache 18/1935 Nr. A.2 EuB-BReg 51/2014 Drucksache 18/2055 Nr. A.1 EuB-BReg 53/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.3 EuB-BReg 62/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.4 EuB-BReg 65/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.5 EuB-BReg 70/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.6 EuB-BReg 71/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.8 Ratsdokument 10279/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.9 Ratsdokument 10551/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.10 Ratsdokument 11221/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.11 Ratsdokument 11980/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.12 Ratsdokument 12127/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.13 Ratsdokument 12206/14 Drucksache 18/2677 Nr. A.1 Ratsdokument 12785/14 DCL 1 Drucksache 18/2677 Nr. A.2 Ratsdokument 12796/14 DCL 1 Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0376 Haushaltsausschuss Drucksache 18/2533 Nr. A.33 Ratsdokument 11121/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.34 Ratsdokument 11473/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/2055 Nr. A.11 Ratsdokument 10824/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/2533 Nr. A.64 Ratsdokument 10412/14 58. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit TOP 22 Änderung des Grundgesetzes (Artikel 91b) TOP 23 Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite TOP 24 Kampf gegen die Todesstrafe TOP 25 Vereinbarte Debatte zum Weltmädchentag TOP 26 Fördermitteltransparenz Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Dieter Rossmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Frau Wanka hat eine historische Rückbetrachtung vorge-
    nommen. Ich will sie so aufnehmen: 1949, zu Beginn der
    heutigen deutschen Demokratie, gab es nach dem Totali-
    tarismus so etwas wie einen starken – auch separativen –
    Föderalismus. Dann gab es die erste Große Koalition.
    Man hatte – auch bedingt durch gesellschaftliche, öko-
    nomische und politische Erfordernisse – bemerkt, dass
    der Staat gestärkt werden muss. Es war 1969 eine große
    Reformleistung der damaligen Großen Koalition, im
    Rahmen einer staatsorientierten Bildungsreform so et-
    was wie Hochschulbau, Hochschulsonderprogramme,
    Bildungsplanung und Bund-Länder-Programme mit nach
    vorne zu bringen. Dies war ein Modernisierungs- bzw.
    Innovationsschub. Dann hat es einen Rückschlag gege-
    ben, und zwar mit der nächsten Großen Koalition und
    der geteilten Föderalismusreform, die durchaus einige
    Vorteile hatte, wenn wir an die Sicherheitsarchitektur
    denken, aber in Sachen Bildung brüchig wurde.

    Einige kennen die Historie, aber ich möchte es noch
    einmal erklären, Frau Wanka. Es war gut, dass die SPD-
    Bildungspolitiker ihre Fraktion real erpresst haben und
    Peter Struck am Ende sagte: Um das Gesamtwerk durch-
    zubringen, müssen wir die Vorhaben der Wissenschaft
    im Grundgesetz verankern. Ohne das keine Hochschul-
    paktprogramme, keine Exzellenzinitiative, keine bessere
    Lehrerbildung und keine Initiativen für bessere Lehre an
    den Hochschulen. – All das wäre nicht gegangen, wenn
    wir dies damals nicht – wir freuen uns, dass Sie erpresse-
    rische Sozialdemokraten anerkennen – ermöglicht hät-
    ten.


    (Beifall bei der SPD)


    Wenn wir die Kette vom separativen Föderalismus
    über die stärkere Staatlichkeit hin zur Aufgabenteilung
    verfolgen, dann sehen wir, dass wir jetzt in eine Phase
    treten, in der wir mehr Kooperation brauchen. Das merkt
    man an allen Beiträgen. Wir brauchen mehr Kooperation
    in Bezug auf das Zusammenwirken der staatlichen Ebe-
    nen – Bund und Länder –, aber auch mehr Kooperation
    in Bezug auf das Zusammenwirken der Institutionen, die
    in einem bestimmten Bereich aktiv sind; hier geht es um
    den Hochschulbereich.

    Ich will deshalb das aufnehmen, was auch Kollege
    Rupprecht angesprochen hat. Verfassungsänderungen
    sind nicht auf den Moment bezogen. Das haben wir mit
    der nachgeschobenen Verfassungsänderung und dem
    Katastrophenartikel 104 b gemacht, als wir das Kon-
    junkturprogramm anders administrieren wollten und das
    auch für den Bereich Bildung und Hochschulen nutzbar
    machen wollten.

    Zu einer Verfassungsänderung muss Weitsicht gehö-
    ren. Die Weitsicht bezieht sich darauf, dass – anders als
    vielleicht noch 1949; die Perspektive ist jetzt 2049 – in
    der Wissens- und Bildungsgesellschaft sowie der Öko-
    nomie der Zukunft der Bildungs- und Hochschulbereich
    eine ganz zentrale Rolle spielen wird. Was zentral ist,
    muss zentral mit anderen verantwortlich gestaltet wer-
    den können, und zwar verlässlich und nachhaltig. Des-
    halb ist es eine gute Entwicklung, dass im Koalitionsver-
    trag steht, dass der Bund auch in die Grundfinanzierung
    einsteigen können soll. Das wird erst durch diese Verfas-
    sungsänderung ermöglicht. Es ist auch gut, dass wir uns
    auf neue Formen der Wissenschaftsarchitektur einstel-
    len.

    Man muss nicht gleich eine Abscheu vor Exzellenz-
    initiativen zeigen und Abwehrreflexe mobilisieren. Auch
    Sie von der Linken haben doch bestimmte Vorstellungen
    über Modernisierung, Innovation, Wertschöpfung, Pro-
    duktivität und die Gestaltung verbesserter Lebensbedin-
    gungen. Deshalb sollten Sie diese Initiativen nicht nur
    negativ sehen. Wir brauchen eine veränderte Wissen-
    schaftsarchitektur.

    Es ist doch absurd, wenn sich in Karlsruhe die außer-
    universitäre Forschungseinrichtung und die Universität
    förmlich verrenken müssen, um eine Kooperation ab-
    schließen zu können. Das ist keine Frage von rechts oder
    links, sondern diese Absurdität sehen wir doch alle.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Es ist absurd, dass wir in Berlin exzellente For-
    schungseinrichtungen, zum Beispiel die Charité, haben,





    Dr. Ernst Dieter Rossmann


    (A) (C)



    (D)(B)

    die mit anderen Einrichtungen, die ebenfalls brillante
    Forschung betreiben, nicht zusammenkommen können.
    An dieser Stelle Kooperation ermöglichen zu können, ist
    genauso wichtig, wie darüber nachzudenken, wie eine
    zukünftige Profilierung und Entwicklung im Hochschul-
    system selber aussehen soll.

    Es hat einmal jemand ausgerechnet, dass wir in Eu-
    ropa in einigen Jahrzehnten – das ist gar nicht mehr so
    lange hin – gerade einmal 5 Prozent der Weltbevölke-
    rung ausmachen. Wenn wir in Deutschland innerhalb
    dieser 5 Prozent ein Profil entwickeln wollen, dann müs-
    sen wir ein Zusammenwirken von Wissenschaft und
    Forschung und eine Kooperation von Bund und Ländern
    gewährleisten. Es darf nicht sein, dass der Bund nur ak-
    zidentell oder kurzfristig eingreift.

    Das sind Begründungen, die man annehmen kann,
    aber nicht annehmen muss; aber diese sollten die Grund-
    lage für Verfassungsänderungen sein, die über den Tag
    hinaus reichen, die Perspektiven ermöglichen sollen.
    Wir glauben, dass dies eine gute Verfassungsänderung
    für den Bereich Hochschule, Wissenschaft und Lehre ist.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Es ist eine Verfassungsänderung, die Spielräume ermög-
    licht und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet, die wir bis-
    her nicht hatten.

    Da es an dieser Stelle eine breite Zustimmung auch
    von der CDU/CSU gibt, starte ich noch einmal einen
    Versuch in einem anderen Bereich. Mir kommt nicht aus
    dem Sinn, was mir einmal eine gute Freundin gesagt hat:
    Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, musst du es halt
    zum zweiten Mal versuchen. – Ich versuche es jetzt noch
    einmal, Sie auch


    (Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie zur Vernunft zu bringen? Das klappt nicht!)


    für die Bildung zu motivieren, zumal man weiß, dass es
    auch bei Ihnen einige gibt, die durchaus in diese Rich-
    tung weiterdenken wollen.

    Wo ist eigentlich die Plausibilität, wenn wir als Ge-
    samtstaat in New York die UN-Behindertenrechtskon-
    vention unterzeichnen, zu Hause aber diesen Impuls
    nicht aufnehmen können, sondern mit kleinster Münze
    darauf achten müssen, wo der Bund im Schlüsselsystem
    Schule Inklusion fördern darf?

    Ein Nächstes. Wo ist die Plausibilität, wenn wir im
    Bildungs- und Teilhabepaket eine große Anstrengung
    unternehmen, um Bildungsarmut zu bekämpfen, wäh-
    rend alle wissen, dass vieles besser wäre, wenn man
    strukturell schulische Institutionen unterstützt hätte, die
    viel mehr Wirksamkeit entfalten, wenn man dabei nicht
    Umwege hätte gehen müssen?

    Auf die Zukunft gerichtet: Da wir wissen, wie sehr in
    der Hochschulbildung, aber auch in der Schulbildung die
    Digitalisierung zunimmt, ist es dann am Ende plausibel,
    dass wir eine Zusammenarbeit von der Verfassung her
    förmlich ausschließen, sodass es Open-Educational-Re-
    sources-Entwicklungen nur in einzelnen Bundesländern
    gibt? Kann es nicht notwendig werden, ganz bewusst in
    Bezug auf Schule einen zentralen Bundesimpuls zu set-
    zen, weil damit die Entwicklung schneller käme und ef-
    fizienter wäre, weil sie damit auch in größerer Homoge-
    nität käme, gerade bei diesem neuen Medium? Darüber
    werden wir noch diskutieren.

    Bisher müssen wir darüber noch unter den Restriktio-
    nen einer Verfassungsbeschränkung, eines Kooperations-
    verbots in der Verfassung diskutieren, müssen an eine
    solche Frage mit einem Tabu im Kopf herangehen, statt
    sozusagen mit offenem Visier auf die zugehen zu kön-
    nen, die auch an dieser Frage arbeiten und etwas zusam-
    menbringen wollen.

    Das ist der Grund, weshalb wir das Kooperationsver-
    bot als unzureichend, als kurzsichtig ansehen und wes-
    halb es im Bundesrat – Frau Wanka, wir haben die De-
    batte sehr genau nachgelesen – sehr wohl auch andere
    Positionen, klare Positionen, aus sozialdemokratisch und
    rot-grün regierten Ländern gegeben hat. Ich habe Frau
    Löhrmann so verstanden, dass sie sich nicht daran ver-
    kämpfen will – „verkämpfen“ hieße: wir machen gar
    nichts mit; wir anerkennen nicht einmal das, was jetzt
    seitens der Bundesregierung vorgeschlagen wird –, aber
    weiter kämpfen will.


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt hört die Ministerin wieder nicht zu!)


    Das macht eine Differenz, die man auch in der politi-
    schen Auseinandersetzung souverän respektieren sollte.

    Nachdem ich vorhin ein bisschen flapsig zitiert habe,
    will ich jetzt mit Goethe enden – ihn hat auch Malu
    Dreyer im Bundesrat zitiert –: „Nicht Kunst und Wissen-
    schaft allein, Geduld will bei dem Werke sein.“ Also:
    Unterstützung, Beifall hoffentlich für den einen großen
    Schritt, nämlich dafür, dass wir für die Hochschulen, für
    die Wissenschaft in jedweder Hinsicht kooperationsfä-
    hig werden, und Hoffnung auf und Streiten seitens der
    Linken, der SPD, der Grünen und all der einsichtigen
    Kollegen bei CDU und CSU für den nächsten großen
    Schritt!

    Danke schön.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner hat der Kollege Kai Gehring das

Wort.


(Albert Rupprecht [CDU/CSU]: Jetzt erklär mal, was dein Ministerpräsident sagt!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kai Gehring


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Die Große Koalition vergibt mit ihrer Vorlage heute die
    historische Chance, aus einer Verbotsverfassung eine Er-
    möglichungsverfassung für bessere Wissenschaft und
    Bildung zu machen.





    Kai Gehring


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])


    Die GroKo hat 2006 gegen grünen Widerstand das
    Problem „Kooperationsverbot“ in die Verfassung ge-
    schrieben. 2014 will sie es nur zur Hälfte lösen. Mehr
    Kooperation in der Wissenschaft, das ist gut. Bildung
    bleibt leider außen vor, das ist schlecht. Sie machen da-
    mit nur halbe Sachen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Gute Hochschulen stehen immer auf dem Fundament
    guter Kitas und Schulen. Es bleibt schlichtweg nicht
    nachvollziehbar, dass wichtige bildungspolitische Im-
    pulse und Verbesserungen wie eine neue Bund-Länder-
    Ganztagsschulinitiative ausgeschlossen bleiben sollen.
    Das wollen wir mit unserem Antrag ändern.

    Als Irrweg hat die SPD im Bundestagswahlkampf das
    Kooperationsverbot bezeichnet – das stimmt –; heute
    verteidigen und kritisieren Sie den Koalitionskompro-
    miss zugleich. Ich sage: Liebe CDU/CSU, als guter Ko-
    alitionspartner sollten Sie die SPD erlösen. Geben Sie
    als Union im Bund und in den Ländern den Widerstand
    gegen mehr Kooperation in der Bildung auf! Sonst ist
    das 7-Prozent-Ziel nicht zu schaffen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])


    Eine Grundgesetzänderung muss guten Lösungen den
    Weg bereiten. Ich sage: Ja, der Vorschlag von Ministerin
    Wanka ist für die Wissenschaft besser als der alte Vor-
    schlag von Ministerin Schavan.


    (Beifall der Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD] und René Röspel [SPD])


    Aber das geplante Einstimmigkeitsprinzip, wonach alle
    16 Länder zustimmen müssen, steht einer neuen Koope-
    rationskultur entgegen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nein!)


    Statt Blockade und Vetomöglichkeiten in unser Grund-
    gesetz zu schreiben, sollten die Verfahrensregeln der Ge-
    meinsamen Wissenschaftskonferenz überlassen bleiben.
    Es wäre falsch, mit dem Einstimmigkeitsprinzip innova-
    tive Entscheidungen zu verzögern.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Hochschulen und Forschungseinrichtungen brauchen
    neue, dauerhafte und gemeinschaftliche Wege in der Fi-
    nanzierung – dazu sind hier schon viele Beispiele ge-
    nannt worden –, sonst platzen die Universitäten und
    Fachhochschulen aus allen Nähten. Denn auch in den
    nächsten Jahren und im nächsten Jahrzehnt hält der Stu-
    dierendenboom an.

    Die zeitlich befristeten Wissenschaftspakte – Hoch-
    schulpakt, Pakt für Forschung und Innovation, Exzel-
    lenzinitiative; auch der Qualitätspakt Lehre – schaffen
    eben keine dauerhafte Finanzierungs- und Planungssi-
    cherheit, vor allem nicht für das wissenschaftliche Per-
    sonal, das endlich gute Karrierewege statt Befristungs-
    unwesen braucht. Es bedarf in unserem Land einer
    Offensive für wissenschaftlichen Nachwuchs und plan-
    bare Wissenschaftskarrieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Leider fehlt der Großen Koalition die gemeinsame
    Idee, was sie denn überhaupt mit den neuen Koopera-
    tionsmöglichkeiten in der Wissenschaft anfangen will.
    Weder für Spitzenforschung mit internationaler Strahl-
    kraft noch für regionale Strukturpolitik, also weder für
    Spitze noch für Breite, haben Sie zusätzliches Geld zur
    Verfügung. Bildlich gesprochen: Frau Wanka kriegt zum
    1. Januar 2015 ein neues Rennrad, aber Herr Schäuble
    schließt es im Fahrradkeller ein.


    (Albert Rupprecht [CDU/CSU]: Stimmt doch überhaupt nicht! Sie haben keine Ahnung von den Zahlen!)


    Von Kooperation, die auf dem Papier steht, hat niemand
    etwas, nicht die Studierenden, nicht die Wissenschaftler
    und auch nicht die Hochschulen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE])


    Wir wollen, dass der Bund dauerhaft Forschung und
    Lehre an Hochschulen mit unterstützen und verbessern
    kann. Daher ist eine Öffnung der Verfassung für Wissen-
    schaft überfällig.

    Die Beratung der Verfassungsänderung ist mit dieser
    Debatte in die entscheidende Phase getreten. Wir Grünen
    im Bundestag reichen der Großen Koalition die Hand.
    An uns scheitert ein großer Wurf nicht. Denn zusammen
    können wir aus der Verbotsverfassung endlich eine Er-
    möglichungsverfassung machen, die einer Bildungsre-
    publik einen klugen Rahmen setzt. Der Artikel 91 b
    kann mehr.

    Gesellschaftlich herbeigesehnt werden die vollstän-
    dige Aufhebung des Kooperationsverbots und eine tief-
    greifende Modernisierung unseres Bildungsföderalismus
    jedenfalls schon lange. Deshalb sollten wir das auch tun.
    Unsere Geduld ist am Ende. Wir wollen mehr Fortschritt
    für Bildung und Wissenschaft.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)