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ID1805800100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/58 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 58. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 21: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2014 Drucksache 18/2665 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5363 A Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer . . . . . . . . . . . . 5363 C Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 5365 D Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5367 A Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5368 A Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5369 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5370 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5371 C Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5372 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5374 C Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5375 D Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5376 D Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5378 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5379 B Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5380 C Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5381 D Tagesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Grundge- setzes (Artikel 91 b) Drucksache 18/2710 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 A b) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Katja Dörner, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Kooperationsver- bot kippen – Zusammenarbeit von Bund und Ländern für bessere Bildung und Wissenschaft ermöglichen Drucksache 18/2747 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 B Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5384 B Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . 5386 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5388 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5390 A Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5391 C Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5393 B Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5394 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5395 D Patricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5396 D René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5398 A Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5399 C Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5400 C Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . 5401 B Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5402 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5403 D Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . 5404 B Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . . 5404 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5405 D Tagesordnungspunkt 23: a) Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Klaus Ernst, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gesetzliche Deckelung und Veröffentli- chung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite Drucksache 18/2741 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5406 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Begrenzung und Vereinheitlichung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Renate Künast, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Begrenzung von Dispositions- und Überziehungszinsen Drucksachen 18/807, 18/1342, 18/2777 . . 5406 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5407 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5408 B Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5410 B Dr. Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5411 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5412 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5413 A Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5413 D Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Europa – Vorreiter im Kampf ge- gen die Todesstrafe Drucksache 18/2738 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5414 D b) Antrag der Abgeordneten Annette Groth, Inge Höger, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Todesstrafe weltweit ächten Drucksache 18/2740 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5414 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5415 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5416 A Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5417 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5418 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5420 A Dr. Stefan Heck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5420 D Tagesordnungspunkt 25: Vereinbarte Debatte: Weltmädchentag – Bil- dung und Gesundheit von Mädchen als Vo- raussetzung für Entwicklung . . . . . . . . . . . 5422 A Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5422 B Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5423 D Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5424 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5426 A Martin Patzelt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5426 D Ursula Schulte (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5428 B Tagesordnungspunkt 26: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu dem Antrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, Anja Hajduk, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fördermitteltrans- parenz erhöhen Drucksachen 18/980, 18/1676 . . . . . . . . . . . . 5429 D Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5430 A Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5431 A Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5432 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5433 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5434 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5435 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5437 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5439 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5440 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 5363 (A) (C) (D)(B) 58. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 5439 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 10.10.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 10.10.2014 Bartz, Julia CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Castellucci, Lars SPD 10.10.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.10.2014 Dr. De Ridder, Daniela SPD 10.10.2014 Evers-Meyer, Karin SPD 10.10.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 10.10.2014 Gastel, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Golze, Diana DIE LINKE 10.10.2014 Göppel, Josef CDU/CSU 10.10.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 10.10.2014 Grütters, Monika CDU/CSU 10.10.2014 Hartmann, Sebastian SPD 10.10.2014 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Klare, Arno SPD 10.10.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 10.10.2014 Kolbe, Daniela SPD 10.10.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 10.10.2014 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 10.10.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 10.10.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 10.10.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.10.2014 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 10.10.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 10.10.2014 Schwartze, Stefan SPD 10.10.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 10.10.2014 Steffen, Sonja SPD 10.10.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.10.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.10.2014 Veit, Rüdiger SPD 10.10.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 10.10.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 10.10.2014 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 10.10.2014 Dr. Zimmer, Matthias CDU/CSU 10.10.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5440 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühun- gen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtver- breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräfte- potenziale (Jahresabrüstungsbericht 2013) Drucksachen 18/933, 18/1379 (neu) Nr. 1.2 Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO 58. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 9. bis 12. November 2012 in Prag, Tschechische Republik Drucksachen 18/1923, 18/2530 Nr. 2 Finanzausschuss Unterrichtung durch die Bundesregierung Erster Bericht des Ausschusses für Finanzstabilität zur Finanzstabilität in Deutschland Drucksachen 18/1795, 18/2048 Nr. 1.2 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/1393 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2014)0209 Drucksache 18/1935 Nr. A.1 EuB-BReg 49/2014 Drucksache 18/1935 Nr. A.2 EuB-BReg 51/2014 Drucksache 18/2055 Nr. A.1 EuB-BReg 53/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.3 EuB-BReg 62/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.4 EuB-BReg 65/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.5 EuB-BReg 70/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.6 EuB-BReg 71/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.8 Ratsdokument 10279/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.9 Ratsdokument 10551/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.10 Ratsdokument 11221/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.11 Ratsdokument 11980/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.12 Ratsdokument 12127/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.13 Ratsdokument 12206/14 Drucksache 18/2677 Nr. A.1 Ratsdokument 12785/14 DCL 1 Drucksache 18/2677 Nr. A.2 Ratsdokument 12796/14 DCL 1 Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0376 Haushaltsausschuss Drucksache 18/2533 Nr. A.33 Ratsdokument 11121/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.34 Ratsdokument 11473/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/2055 Nr. A.11 Ratsdokument 10824/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/2533 Nr. A.64 Ratsdokument 10412/14 58. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit TOP 22 Änderung des Grundgesetzes (Artikel 91b) TOP 23 Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite TOP 24 Kampf gegen die Todesstrafe TOP 25 Vereinbarte Debatte zum Weltmädchentag TOP 26 Fördermitteltransparenz Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    begrüße Sie alle herzlich.

    Es gibt keine Änderungen der Tagesordnung oder an-
    dere aufregende amtliche Mitteilungen, sodass wir ohne
    jeden weiteren Verzug in unsere vereinbarte Tagesord-
    nung eintreten können.

    Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:

    Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
    gierung

    Jahresbericht der Bundesregierung zum
    Stand der Deutschen Einheit 2014

    Drucksache 18/2665
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Wirtschaft und Energie (f)

    Innenausschuss
    Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
    Ausschuss für Arbeit und Soziales
    Verteidigungsausschuss
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur
    Ausschuss für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung
    Ausschuss für Tourismus
    Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
    Ausschuss für Kultur und Medien
    Haushaltsauschuss

    Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
    Die Linke vor.

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    die Aussprache 96 Minuten vorgesehen. – Auch dazu
    gibt es offenkundig Einvernehmen. Dann können wir so
    verfahren.

    Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
    Parlamentarischen Staatssekretärin Iris Gleicke.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für
    die neuen Bundesländer:

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der
    Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit steht in
    diesem Jahr ganz im Zeichen der friedlichen Revolution
    in der DDR. Er würdigt die Verdienste der Bürgerrecht-
    ler und Demonstranten, die sich mutig gegen Diktatur
    und staatliche Willkür erhoben haben. Sie haben den
    Grundstein für Freiheit und Demokratie in Ostdeutsch-
    land gelegt und die Einheit unseres Landes überhaupt
    erst möglich gemacht.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie haben die Mauer eingerissen.

    Ich weiß, wir sprechen häufig vom Fall der Mauer.
    Aber diese Mauer ist nicht von alleine umgefallen – im
    Gegenteil. Viele Menschen haben erfahren müssen, wie
    brutal und unüberwindlich diese Mauer gewesen ist.
    Nicht wenige von denen, die versucht haben, sie zu über-
    winden, sind im Stacheldraht verblutet. Das alles dürfen
    wir niemals vergessen.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir dürfen auch niemals vergessen, wie unglaublich
    viel wir den Demokratie- und Freiheitsbewegungen im
    Ostblock zu verdanken haben: in Ungarn, in der Tsche-
    choslowakei und in Polen. Viel zu verdanken haben wir
    einzelnen Menschen wie Michail Gorbatschow, dem ich
    von hier aus gute Besserung wünsche. Ich habe heute
    Morgen gelesen, dass er im Krankenhaus liegt. Ich
    denke an Willy Brandt, Helmut Kohl und Hans-Dietrich
    Genscher.

    Aber ihre Freiheit, meine sehr verehrten Damen und
    Herren, haben sich die Ostdeutschen selber erkämpft,
    mit einer Revolution, bei der kein einziger Schuss gefal-
    len ist und die wir deshalb voller Stolz als friedliche Re-
    volution bezeichnen dürfen.





    Beauftragte der Bundesregierung Iris Gleicke


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dass es so friedlich bleiben würde, war damals keines-
    wegs abzusehen. Es gehörte vor 25 Jahren Mut dazu, auf
    die Straße zu gehen und zu demonstrieren, in Leipzig
    und anderen Städten der DDR.

    Ich kenne keinen, der damals keine Angst gehabt
    hätte. Denn die Bilder der brutalen Gewalt auf dem Platz
    des Himmlischen Friedens im fernen Peking liefen in
    dieser Zeit quasi als Dauerschleife im DDR-Fernsehen.
    Man darf nicht vergessen, dass Stasi-Vizechef Mittig am
    26. September 1989 die Chefs der MfS-Bezirksverwal-
    tungen zusammenrief und forderte, die „feindlich-oppo-
    sitionellen Zusammenschlüsse“ mit dem Ziel der Zer-
    schlagung „operativ zu bearbeiten“.

    Ich erinnere auch daran, dass Verteidigungsminister
    Keßler zum 40. Jahrestag der DDR vorsorglich die NVA
    für den Einsatz in Ostberlin in Stellung brachte, auf
    Grundlage eines Honecker-Befehls „zur Verhinderung
    von Provokationen unterschiedlicher Art“.

    Die Angst war da. Sie war ganz real. Aber wir haben
    sie überwunden. Dieser Mut und die Leidenschaft der
    friedlichen Revolutionäre werden in diesem Bericht ge-
    würdigt, und es wird das Leben der ganz großen Mehr-
    heit der Bürgerinnen und Bürger in der DDR gewürdigt,
    die ganz einfach versucht hat, ein anständiges Leben zu
    führen. Wolfgang Thierse hat in diesem Zusammenhang
    einmal vom richtigen Leben im falschen System gespro-
    chen. Das war ein Leben voller Widersprüche. Wir ha-
    ben gewusst, dass in der Disko die Stasi immer mittanzt.
    Aber wir sind trotzdem gerne tanzen gegangen. Es gibt
    die schönen Geschichten vom Stolz auf die bestandene
    Prüfung, vom Kribbeln im Bauch beim ersten Kuss, von
    der ersten Fahrt im eigenen Auto, vom Gartenhaus, in
    dem man zumindest weitestgehend seine Ruhe hatte vor
    diesem alles wissen wollenden Staat. Aber ich will keine
    Ostalgie. Ich will, dass auch die anderen, die schlimmen
    Geschichten erzählt werden, die Geschichten vom klei-
    nen und großen Verrat, von Demütigung und Verfol-
    gung, von Knast und Zwangsarbeit, vom Verlust gelieb-
    ter Menschen durch Ausbürgerung und Flucht und
    schlimmstenfalls durch den Tod. All diese Geschichten,
    die schönen und die hässlichen, machen die irrsinnigen
    Widersprüche dieser DDR-Gesellschaft deutlich. Aus all
    dem und noch viel mehr hat unser Leben bestanden.
    Roland Jahn hat völlig recht mit seiner Feststellung, dass
    niemand „nur Rebell oder nur Angepasster“ war. Das
    gilt es zu begreifen, und das gilt es zu respektieren.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Angesichts dessen empfinde ich die aktuelle Debatte
    darüber, ob die DDR nun ein Unrechtsstaat war oder
    nicht, schlicht und ergreifend als banal.


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Was ist das?)


    Im Grunde ist es doch ganz einfach: Die DDR war eine
    Diktatur, übrigens eine ziemlich üble und spießige Dik-
    tatur. Eine Diktatur ist nun einmal ein Unrechtsstaat. Das
    gehört zu ihrem Wesen.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die Linke hat vergessen, zu klatschen!)


    Aber das sagt nur etwas über das System aus. Es sagt
    wenig bis nichts über die Menschen, die in diesem Sys-
    tem gelebt haben. Deshalb finde ich, dass uns solche De-
    batten nicht weiterbringen.


    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Viel wichtiger ist es, die Erinnerung zu bewahren und
    die Opfer dieses Systems angemessen zu würdigen. Des-
    halb ist es mir so wichtig, dass die Bundesregierung ge-
    rade beschlossen hat, die Opferrenten zu erhöhen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    Wir sind als Ostdeutsche und als Westdeutsche mit
    ganz unterschiedlichen Erfahrungen in die Einheit ge-
    gangen. Den Ostdeutschen hat das mehr abverlangt als
    den Westdeutschen. Das hat etwas mit dem zu tun, was
    wir heute als Transformation beschreiben. Während die
    Westdeutschen ihr vertrautes Leben weiterführen konn-
    ten, brach über die Ostdeutschen nach 1990 eine totale
    Veränderung so gut wie aller Lebensbereiche herein: ein
    vollständig neues Wirtschafts-, Rechts- und Gesell-
    schaftssystem, eine neue Verwaltung, Bildungsab-
    schlüsse, um deren Anerkennung man sich kümmern
    und teilweise kämpfen musste, Alteigentümer, die An-
    sprüche geltend machten. Es kamen die Treuhand und
    eine Phase der Deindustrialisierung, der Massenarbeits-
    losigkeit und einer massiven Abwanderung. Ich kann
    und will das alles hier nicht aufzählen.

    Tatsache ist, dass wir Ostdeutschen in den vergange-
    nen fast 25 Jahren eine unglaubliche Anpassungsleistung
    hinter uns gebracht haben. Für mich als Abgeordnete mit
    einem schönen Büro im Deutschen Bundestag war das
    relativ leicht. Andere hatten und haben es da schwerer.
    Viele haben ihre Arbeit verloren und nie wieder eine ver-
    nünftige und anständig bezahlte Arbeit gefunden. Wie-
    derum andere haben versucht, sich eine eigene Existenz
    aufzubauen, und sind dabei zum Teil entsetzlich geschei-
    tert. Es gibt kaum einen Ostdeutschen, der so etwas nicht
    aus der eigenen Familie oder aus dem Freundes- und
    Bekanntenkreis kennt. Manchmal wird mit einem sehr
    verächtlichen Unterton von den Verlierern der Einheit
    gesprochen. Ich finde das nicht nur dumm, sondern
    schändlich. Auch sie gehören zu dieser Geschichte der
    deutschen Einheit. Auch ihr Beitrag zählt. Sie haben zu-
    mindest Anspruch auf unseren Respekt.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, in meinen Augen ist die
    Geschichte der deutschen Einheit keine reine Erfolgsge-
    schichte. Trotzdem sage ich, dass ich sehr stolz auf das





    Beauftragte der Bundesregierung Iris Gleicke


    (A) (C)



    (D)(B)

    bin, was wir Ostdeutschen in den letzten 25 Jahren er-
    reicht haben: ein mittlerweile wirklich gut ausgebautes
    Verkehrsnetz, die Beseitigung der verheerenden Um-
    weltschäden, sanierte und liebevoll restaurierte Innen-
    städte, eine verbesserte Wohn- und Lebensqualität sowie
    eine moderne, mittelständisch geprägte Industrie- und
    Forschungslandschaft. Hinzu kommen Universitäten,
    deren Ruf so gut ist, dass immer mehr junge Menschen
    aus dem Westen dort studieren wollen. Ohne die große
    Solidarität des Westens hätten wir das nie geschafft.
    Diese Solidarität wird geradezu entwertet von all den
    Erbsenzählern, die uns immer wieder vorrechnen, wie
    viele Milliarden, Billionen oder Fantastilliarden Euro bis
    jetzt schon im sogenannten Milliardengrab Aufbau Ost
    verschwunden sind.

    Ich sage Ihnen hier sehr offen: Der Aufbau Ost ist
    noch längst nicht abgeschlossen. Auch nach 24 Jahren
    gibt es immer noch deutliche Unterschiede: eine Wirt-
    schaftskraft, die gerade mal zwei Drittel von der des
    Westens beträgt, ein viel geringeres Steueraufkommen
    der Länder und Kommunen sowie Löhne und Gehälter,
    die im Durchschnitt 20 Prozent unter denen im Westen
    liegen. Sie wissen, meine Damen und Herren, in man-
    chen Branchen haben wir eine Angleichung von 97 Pro-
    zent erreicht, in anderen Branchen aber liegen wir bei
    45 Prozent Unterschied. Hier wird eine ganz große Dis-
    parität deutlich. Wir haben eine deutlich höhere Arbeits-
    losigkeit und einen wirtschaftlichen Aufholprozess, der
    sich so sehr abgeschwächt hat, dass die Pessimisten be-
    haupten könnten, er sei zum Stillstand gekommen.

    Wir werden noch eine ganze Weile brauchen, um
    diese Unterschiede zu beseitigen. Beim Rentenrecht aber
    ist es anders; denn wir werden das in Ost und West noch
    immer unterschiedliche Rentensystem in dieser Legisla-
    turperiode endlich angleichen, damit es in dieser Frage
    ab 2019 keine Unterschiede mehr gibt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das steht aber nicht in Ihrem Koalitionsvertrag!)


    Meine Damen und Herren, alle Wirtschaftsdaten be-
    sagen, dass der Osten auch über das Jahr 2019 und damit
    über das Ende des Solidarpaktes hinaus eine verlässliche
    Förderung braucht. Wenn diese nicht kommt, wenn wir
    eine Verlängerung nicht hinkriegen, würgen wir den Mo-
    tor ab, der gerade erst richtig ins Laufen kommt. Dann
    waren alle bisherigen Anstrengungen für die Katz. Ich
    bin deshalb wirklich froh darüber, dass unsere Bundes-
    kanzlerin, unser Vizekanzler, unser Bundesfinanzminis-
    ter und unsere Bundesfamilienministerin dazu klare An-
    sagen gemacht haben. Danke schön.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir halten
    am Auftrag des Grundgesetzes zur Herstellung gleich-
    wertiger Lebensverhältnisse fest. Das gilt natürlich auch
    für die strukturschwachen westdeutschen Regionen.
    Auch sie brauchen eine solche verlässliche Förderung.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Es ist deshalb wirklich keine Übertreibung, wenn ich
    feststelle: Die Neuordnung des Bund-Länder-Finanzaus-
    gleichs, die sich diese Koalition vorgenommen hat, ist
    eine echte Schicksalsfrage nicht nur für Ostdeutschland,
    sondern für unser ganzes Land.


    (Beifall der Abg. Petra Crone [SPD])


    Ich bin mir sicher, dass wir diese Aufgabe gemeinsam
    meistern werden, weil wir alle wissen, worum es geht.

    Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wir haben
    auf dem Weg zur inneren Einheit große Fortschritte ge-
    macht. Das Ziel erreicht haben wir noch nicht. Aus mei-
    ner Sicht liegt das daran, dass dieser Weg nur über ge-
    genseitigen Respekt und gegenseitige Anerkennung
    beschritten werden kann. Das klingt so leicht und fällt
    doch vielen offenbar recht schwer. Die jungen Leute ma-
    chen es uns vor mit ihrem unverkrampften Umgang mit-
    einander. Ich finde, auch das ist in diesem Jahr ein guter
    Grund zum Feiern.

    Schönen Dank.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Dietmar Bartsch ist der nächste Redner für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dietmar Bartsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau

    Gleicke, das ist der erste Jahresbericht zum Stand der
    Deutschen Einheit, den Sie vorstellen. Ich muss ganz
    klar sagen: Im Vergleich zu anderen Politikfeldern, zum
    Beispiel der Steuerpolitik oder den ungleichen Einkom-
    mens- und Vermögensverhältnissen, bei denen von dem,
    was die SPD als Opposition und im Wahlkampf gesagt
    hat, nichts übrig geblieben ist, ist es hier anders. Dieser
    Bericht trägt Ihre Handschrift. Er ist besser als der Ihrer
    Vorgänger. Dazu gehört auch nicht sehr viel, und das ist
    auch nicht Ihr Maßstab, hoffe ich, aber das muss ich und
    will ich klar anerkennen.


    (Heiterkeit bei der LINKEN)


    Es ist auch gut – das will ich deutlich sagen –, dass
    Sie in dem Bericht die 25 Jahre nach der friedlichen Re-
    volution würdigen. Das ist vernünftig. Auch hier haben
    Sie es eben noch einmal getan. Ich kann mich vielem,
    was Sie gesagt haben, durchaus anschließen.

    Die DDR ist an ihren ökonomischen, an ihren politi-
    schen und an ihren demokratischen Defiziten geschei-
    tert. Das ist unbestritten.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es ist so, dass den Oppositionellen, allen, die friedlich
    protestiert haben, Dank und auch dauerhafte Anerken-
    nung gebühren. Auch das will ich hier deutlich sagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)






    Dr. Dietmar Bartsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ihr Mut war gut. Das hat selbstverständlich seinen Platz
    im Bericht zum Stand der Deutschen Einheit. Sie haben
    das umfangreich im Bericht und heute noch einmal dar-
    gestellt. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Dass die-
    ser Umbruch friedlich verlaufen ist, ist auch ein Ver-
    dienst der Sowjetunion. Auch die damaligen Eliten der
    DDR haben ihren Beitrag dazu geleistet, dass es fried-
    lich geblieben ist.

    In dem Vierteljahrhundert ist viel erreicht worden.
    Die Menschen in Ost und West, Gewerkschaften, Kir-
    chen, Vereine, Verbände und im Übrigen alle demokrati-
    schen Parteien haben an der Entwicklung mitgewirkt. Es
    gibt gute Gründe – auch das will ich betonen –, das Er-
    reichte zu würdigen und auch zu feiern, wie Sie gesagt
    haben. Es gibt deutliche Zugewinne an Freiheit, an Le-
    bensqualität, es ist auch bei der Modernisierung der In-
    frastruktur vieles erreicht worden. Es ist im Übrigen gut,
    wenn drei Viertel der ostdeutschen Bevölkerung sagen,
    die Wiedervereinigung sei insgesamt eher positiv zu be-
    urteilen. Ich sehe das ganz genauso.

    Aber es ist schlichtweg falsch, wie Sie, die Bundesre-
    gierung, im Jahresbericht sagen, die Lebensqualität habe
    sich in den neuen und in den alten Ländern weitgehend
    angeglichen. Das ist nicht der Fall. Ich will auch sagen:
    In den 25 Jahren wäre natürlich viel mehr möglich ge-
    wesen. Es sind gravierende Fehler gemacht worden, zum
    Beispiel mit der Währungsunion, mit der Treuhand-Poli-
    tik, aber vor allen Dingen dadurch, dass Sie die Möglich-
    keiten, die Ressourcen der Menschen aus den neuen
    Ländern viel zu wenig genutzt haben. Es war ideologi-
    sche Borniertheit, die das verhindert hat, wodurch wir
    die Chancen, die darin gelegen haben, nicht realisiert ha-
    ben.

    Das DIW fragt: Ist Westdeutschland tatsächlich in al-
    len Aspekten das Ideal für Ostdeutschland gewesen? Na-
    türlich nicht, ist meine Antwort.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mein Kollege Roland Claus hat immer gesagt: Der Auf-
    bau Ost als Nachbau West ist gescheitert. – Millionen
    Menschen im Osten haben nach der Wende Einzigartiges
    geleistet. Auch das will ich unterstreichen. Sie haben da
    schlicht recht. Aber ihre Transformationserfahrungen
    – Sie schreiben, diese könnten heute bei der Bewälti-
    gung der globalen Herausforderungen notwendig sein –
    wurden zu wenig genutzt. Diese Feststellung im Jahres-
    bericht ist zumindest bisher folgenlos geblieben.

    Ich will allerdings deutlich sagen – Sie haben das am
    Rande erwähnt –, dass der Osten bei den zentralen Wirt-
    schaftsdaten weiterhin deutlich dem Westen hinterher-
    hinkt. Das ist ein ganz großes Problem. Schauen wir uns
    die Arbeitslosenquote an. Die ostdeutschen Länder tau-
    chen erst ab Platz 10 auf den letzten Plätzen auf, beim
    Bruttoinlandsprodukt sind es die letzten Plätze, auf de-
    nen die ostdeutschen Länder auftauchen, auch bei der
    Steuerkraft liegen die ostdeutschen Länder ganz hinten.
    Bei den verfügbaren Einkommen, was die Menschen am
    meisten interessiert, liegen die neuen Länder auf den
    letzten sechs Plätzen – und das 25 Jahre nach der deut-
    schen Einheit. Wir haben jetzt dieselbe Reihenfolge wie
    vor 25 Jahren. Da ist doch etwas nicht in Ordnung. Das
    muss man weiterhin benennen. Da besteht ein eklatanter
    Widerspruch zwischen Ihrem konkreten Regierungshan-
    deln und dem, was Sie hier beschrieben haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben das Beispiel der Rente genannt. Dazu muss
    ich Ihnen ganz deutlich sagen: 25 Jahre nach der deut-
    schen Einheit beschließen Sie im Zusammenhang mit
    der Mütterrente, dass eine Mutter in Stuttgart für ihr
    Kind 2,22 Euro monatlich mehr bekommt als eine Mut-
    ter in Schwerin. Das ist völlig inakzeptabel. Frau
    Gleicke, da hätte ich mir von Ihnen gewünscht, dass Sie
    laut und deutlich sagen, dass Sie das nicht akzeptieren.
    Dass die Bundeskanzlerin das nicht macht – nun ja, aber
    da muss die ostdeutsche Interessenvertreterin deutlich
    sagen: 25 Jahre nach der deutschen Einheit wollen wir
    das nicht. Da gehört endlich Gleichheit hergestellt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Bei der Überleitung der Bestandsrenten Ost ist ganz
    viel geleistet worden. Aber es bleiben aus unserer Sicht
    weiterhin Ungerechtigkeiten und Rechtswidrigkeiten,
    und die gehören abgeschafft. Das werden Sie von uns
    auch weiter hören.

    Jetzt noch etwas, das wirklich skandalös ist. Vor we-
    nigen Tagen ist hier in Berlin am Leipziger Platz die
    „Mall of Berlin“ eröffnet worden. In einer Berliner Zei-
    tung war zu lesen: Obwohl sie eine Stunde pro Woche
    länger arbeiten, erhalten die Angestellten – weil: Ost-
    berliner Einzelhandel – in den Läden der neuen Mall
    5 Prozent weniger Urlaubs- und 10 Prozent weniger
    Weihnachtsgeld als ihre Kollegen am benachbarten Pots-
    damer Platz. – 100 Meter Entfernung, und da gibt es
    wirklich diese Unterschiede? Das ist 25 Jahre nach Wie-
    derherstellung der deutschen Einheit doch völlig inak-
    zeptabel. Was können denn die Menschen dafür, die in
    100 Meter Entfernung arbeiten?


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Da ist „gleicher Lohn und gleiche Rente für gleichwer-
    tige Arbeit“ 25 Jahre nach Wiederherstellung der deut-
    schen Einheit nicht erreicht. Das können wir alle zusam-
    men doch nicht gut finden. Das können wir doch nicht
    akzeptieren. Das muss weiter deutlich gesagt werden.

    Sie sagen: Das Bruttoinlandsprodukt ist der zentrale
    Maßstab. – Natürlich ist es der zentrale Maßstab. Wenn
    die Angleichung in den nächsten Jahren weiter so ver-
    läuft wie in den letzten 10 Jahren, werden wir erst in
    über 100 Jahren so weit sein, dass der Osten beim Brut-
    toinlandsprodukt das Westniveau erreicht hat. Das kön-
    nen wir allesamt doch nicht hinnehmen. Da muss doch
    etwas geschehen.

    Deswegen darf es kein Weiter-so geben. Es muss ei-
    nen Aktionsplan der Bundesregierung geben, um zum
    Beispiel die Transformationserfahrungen der Ostdeut-
    schen aufzunehmen. Was tun wir denn, um das zu verän-
    dern? Wir können doch diese Fakten nicht einfach hin-





    Dr. Dietmar Bartsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    nehmen. Das ist das Entscheidende. Deswegen müssen
    Sie bei den aktuellen Auseinandersetzungen kämpfen,
    zum Beispiel bei den Regionalmitteln. Da wird es doch
    so sein, dass der Osten hinten runterfällt. Deswegen
    müssen Sie beim Länderfinanzausgleich darum kämp-
    fen, dass die Mittel für die neuen Länder nicht immer
    weniger werden. Ja, es ist viel erreicht worden, ja, wir
    können auch stolz sein, aber es darf kein Ausruhen ge-
    ben, meine Damen und Herren! Die Menschen in den
    neuen Ländern – das kann ich hier klar und deutlich sa-
    gen – werden sich da auf das Engagement der Linken
    wirklich verlassen können. Wir werden das immer wie-
    der aufrufen, bis wirklich gleichwertige Lebensverhält-
    nisse, wie es im Grundgesetz heißt, erreicht sind.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)