Plenarprotokoll 18/55
Deutscher Bundestag
Stenografischer Bericht
55. Sitzung
Berlin, Freitag, den 26. September 2014
I n h a l t :
Tagesordnungspunkt 19:
Erste Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Einführung des Elterngeld Plus mit Part-
nerschaftsbonus und einer flexibleren El-
ternzeit im Bundeselterngeld- und Eltern-
zeitgesetz
Drucksachen 18/2583, 18/2625 . . . . . . . . . . . 5071 B
Manuela Schwesig, Bundesministerin
BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5071 D
Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5073 D
Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . 5075 A
Katja Dörner (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5076 C
Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5077 D
Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 5079 A
Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 5080 A
Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5082 B
Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5083 C
Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5084 D
Bettina Hornhues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5086 B
Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5087 C
Tagesordnungspunkt 20:
a) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur weiteren Entlastung von Län-
dern und Kommunen ab 2015 und zum
quantitativen und qualitativen Ausbau
der Kindertagesbetreuung
Drucksache 18/2586 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 A
b) Antrag der Abgeordneten Diana Golze,
Matthias W. Birkwald, Nicole Gohlke,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE: Ausbau und Qualität in
der Kinderbetreuung vorantreiben
Drucksache 18/2605 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 B
Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 B
Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5091 C
Manuela Schwesig, Bundesministerin
BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5093 A
Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5094 C
Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5095 D
Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 5098 A
Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5099 B
Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5101 A
Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . 5102 A
Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5103 B
Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 5105 A
Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5107 A
Tagesordnungspunkt 21:
Erste Beratung des von den Abgeordneten
Nicole Maisch, Renate Künast, Luise
Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Einführung von Gruppenverfahren
Drucksache 18/1464 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5107 D
Inhaltsverzeichnis
II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014
Renate Künast (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5108 A
Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5109 B
Renate Künast (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5110 C
Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5111 C
Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5112 C
Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5113 B
Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5114 B
Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 5115 D
Katja Keul (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 B
Tagesordnungspunkt 22:
Unterrichtung durch die Bundesregierung:
Bericht zum Anerkennungsgesetz
Drucksache 18/1000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 D
Stefan Müller, Parl. Staatssekretär
BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 D
Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5118 B
Dr. Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5119 B
Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5120 C
Cemile Giousouf (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5121 D
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5123 A
Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5124 A
Tagesordnungspunkt 23:
Unterrichtung durch die Bundesregierung:
Bericht der Bundesregierung zur Bildung
für eine nachhaltige Entwicklung – 17. Le-
gislaturperiode –
Drucksache 17/14325 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5125 B
Stefan Müller, Parl. Staatssekretär
BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5125 C
Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5126 D
Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5127 D
Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5128 D
Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5130 A
Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5131 A
Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 5132 A
Tagesordnungspunkt 24:
a) Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel,
Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE sowie der Abgeordneten Uwe
Kekeritz, Claudia Roth (Augsburg),
Dr. Frithjof Schmidt, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN: Wirtschaftspartnerschafts-
abkommen stoppen – Für neue Ver-
handlungen ohne Druck und Fristen
Drucksache 18/2603 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5133 A
b) Beschlussempfehlung und Bericht des
Ausschusses für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung zu dem An-
trag der Abgeordneten Heike Hänsel,
Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE: Nachhaltige Entwicklungsziele
der Vereinten Nationen – Soziale Un-
gleichheit weltweit überwinden
Drucksachen 18/1328, 18/1916. . . . . . . . . 5133 B
c) Beschlussempfehlung und Bericht des
Ausschusses für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung zu dem An-
trag der Abgeordneten Heike Hänsel,
Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE: Verhandlungen über die Wirt-
schaftspartnerschaftsabkommen – Neu-
start ohne Drohungen und Fristen
Drucksachen 18/1615, 18/2073 . . . . . . . . 5133 B
Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5133 C
Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5134 D
Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5136 C
Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5137 D
Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5139 B
Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5140 D
Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5141 A
Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5141 B
Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5142 C
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 5143 A
Anlage 2
Amtliche Mitteilung (Nachtrag zur 51. Sit-
zung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5144 A
Anlage 3
Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5144 C
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5071
(A) (C)
(D)(B)
55. Sitzung
Berlin, Freitag, den 26. September 2014
Beginn: 9.00 Uhr
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5143
(A) (C)
(B)
Anlagen zum Stenografischen Bericht
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten
(D)
Abgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
van Aken, Jan DIE LINKE 26.09.2014
Alpers, Agnes DIE LINKE 26.09.2014
Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
26.09.2014
Bär, Dorothee CDU/CSU 26.09.2014
Beckmeyer, Uwe SPD 26.09.2014
Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.09.2014
Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.09.2014
Dr. De Ridder, Daniela SPD 26.09.2014
Dobrindt, Alexander CDU/CSU 26.09.2014
Dött, Marie-Luise CDU/CSU 26.09.2014
Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
26.09.2014
Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 26.09.2014
Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 26.09.2014
Gastel, Matthias BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
26.09.2014
Gohlke, Nicole DIE LINKE 26.09.2014
Groth, Annette DIE LINKE 26.09.2014
Hardt, Jürgen CDU/CSU 26.09.2014
Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Hendricks, Barbara SPD 26.09.2014
Horb, Margaret CDU/CSU 26.09.2014
Jung, Xaver CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 26.09.2014
Korte, Jan DIE LINKE 26.09.2014
Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.09.2014
Kühn (Dresden),
Stephan
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
26.09.2014
Kühn (Tübingen),
Christian
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
26.09.2014
Liebich, Stefan DIE LINKE 26.09.2014
Liebing, Ingbert CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Malecha-Nissen,
Birgit
SPD 26.09.2014
Dr. h. c. Michelbach,
Hans
CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Murmann, Philipp CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Nick, Andreas CDU/CSU 26.09.2014
Nietan, Dietmar SPD 26.09.2014
Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
26.09.2014
Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
26.09.2014
Poß, Joachim SPD 26.09.2014
Dr. Raatz, Simone SPD 26.09.2014
Rachel, Thomas CDU/CSU 26.09.2014
Radomski, Kerstin CDU/CSU 26.09.2014
Scheuer, Andreas CDU/CSU 26.09.2014
Stauche, Carola CDU/CSU 26.09.2014
Steinbach, Erika CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Steinmeier, Frank-
Walter
SPD 26.09.2014
Strässer, Christoph SPD 26.09.2014
Strobl (Heilbronn),
Thomas
CDU/CSU 26.09.2014
Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 26.09.2014
Abgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
Anlagen
5144 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014
(A) (C)
(D)(B)
Anlage 2
Amtliche Mitteilung (Nachtrag zur 51. Sitzung)
Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden
Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei-
ner Beratung abgesehen hat.
Auswärtiger Ausschuss
Drucksache 18/419 Nr. A.3
EuB-BReg 53/2013
Drucksache 18/419 Nr. A.18
Ratsdokument 14716/13
Drucksache 18/544 Nr. A.1
EuB-BReg 10/2014
Drucksache 18/544 Nr. A.8
Ratsdokument 18099/13
Drucksache 18/822 Nr. A.3
EuB-BReg 16/2014
Drucksache 18/822 Nr. A.5
EP P7_TA-PROV(2014)0098
Drucksache 18/822 Nr. A.6
EP P7_TA-PROV(2014)0101
Drucksache 18/897 Nr. A.1
Ratsdokument 6902/14
Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
Drucksache 18/419 Nr. A.38
Ratsdokument 8179/13
Drucksache 18/822 Nr. A.8
EP P7_TA-PROV(2014)0064
Drucksache 18/822 Nr. A.9
Ratsdokument 5445/14
Drucksache 18/1393 Nr. A.26
Ratsdokument 7910/14
Drucksache 18/1393 Nr. A.27
Ratsdokument 8151/14
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Drucksache 18/1524 Nr. A.9
Ratsdokument 9008/14
Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
26.09.2014
Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.09.2014
Veit, Rüdiger SPD 26.09.2014
Vogel (Kleinsaara),
Volkmar
CDU/CSU 26.09.2014
Weiss (Wesel I), Sabine CDU/CSU 26.09.2014
Wicklein, Andrea SPD 26.09.2014
Widmann-Mauz,
Annette
CDU/CSU 26.09.2014
Abgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur
Drucksache 18/1524 Nr. A.12
Ratsdokument 6587/14
Drucksache 18/1524 Nr. A.13
Ratsdokument 8290/14
Drucksache 18/1524 Nr. A.14
Ratsdokument 9143/14
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Drucksache 18/544 Nr. A.49
EP P7_TA-PROV(2013)0546
Drucksache 18/1707 Nr. A.8
Ratsdokument 9802/14
Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union
Drucksache 18/1524 Nr. A.15
Ratsdokument 8814/14
Drucksache 18/1659 Nr. A.1
KOM(2014)324 endg.
Anlage 3
Amtliche Mitteilungen
Der Bundesrat hat in seiner 925. Sitzung am 19. Sep-
tember 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen
zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab-
satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen:
– Achtes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes
– Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Fortent-
wicklung des Meldewesens
– Zweites Gesetz zur Änderung des Staatsangehö-
rigkeitsgesetzes
Der Bundesrat hat hierzu ferner folgende Entschlie-
ßung gefasst:
1. Der Bundesrat begrüßt, dass mit dem Zweiten
Gesetz zur Änderung des Staatsangehörig-
keitsgesetzes ein weiterer, wichtiger Schritt
zu einem modernen Staatsangehörigkeitsrecht
in Deutschland gegangen wird.
2. Der Bundesrat nimmt zur Kenntnis, dass der
Koalitionsvertrag auf Bundesebene vorsieht,
dass für in Deutschland geborene und aufge-
wachsene Kinder ausländischer Eltern in Zu-
kunft der Optionszwang entfällt und die Mehr-
staatigkeit akzeptiert wird.
3. Der Bundesrat begrüßt, dass diese Vereinba-
rung im Koalitionsvertrag durch das Gesetz der
Bundesregierung nun zeitnah umgesetzt wurde.
Er stellt fest, dass das vorgelegte Gesetz diese
Umsetzung in deutlich besserer Form vor-
nimmt als dies im ursprünglichen Gesetzent-
wurf des Bundesministeriums des Innern von
Anfang Februar vorgesehen war. So wurde der
Kreis der optionspflichtigen Kinder, für die
künftig die Optionspflicht entfällt, erheblich er-
weitert. Dadurch wird nach ersten Schätzungen
der Optionszwang für mehr als 90 Prozent der
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5145
(A) (C)
(D)(B)
jetzt noch Optionspflichtigen entfallen. Für
diese Personengruppe wird also eine deutliche
Verbesserung erreicht werden.
4. Der Bundesrat stellt fest, dass sich mit dem
vorliegenden Gesetz allerdings die Widersprü-
che innerhalb des Staatsangehörigkeitsrechts
verstärken, weil die Öffnung beispielsweise
nicht auch im Einbürgerungsrecht nachvoll-
zogen wird. Weitere Modernisierungsschritte
bleiben diesbezüglich notwendig.
5. Der Bundesrat bedauert, dass die Bundesregie-
rung sich nicht auf eine umfassende gesetzli-
che Regelung verständigen konnte, die die
vollständige und vorbehaltlose Abschaffung
des Optionsverfahrens und die Aufgabe des
Grundsatzes der Vermeidung von Mehrstaatig-
keit vorsieht.
6. Der Bundesrat verweist in diesem Zusammen-
hang auf seinen Gesetzentwurf vom 5. Juli
2013 (vergleiche Bundesratsdrucksache 461/13
(Beschluss)). Der vom Bundesrat beschlossene
Gesetzentwurf sah eine Streichung des Grund-
satzes der Vermeidung von Mehrstaatigkeit ins-
gesamt aus dem Staatsangehörigkeitsgesetz
ebenso vor, wie die vollständige Aufhebung der
Optionsregelung in § 29 des Staatsangehörig-
keitsgesetzes (vergleiche Artikel 1 Nummer 7
der Bundesratsdrucksache 461/13 (Beschluss)).
Der Bundesrat hält an den Zielen seines Be-
schlusses vom 5. Juli 2013 fest. Insbesondere
sollte nach dem mit dem Gesetzentwurf der
Bundesregierung gegangenen ersten Schritt so-
wohl im Interesse der Betroffenen als auch aus
verwaltungsökonomischer Sicht in einem zwei-
ten Schritt die Optionsregelung vollständig auf-
gehoben werden.
– Gesetz zur Einstufung weiterer Staaten als sichere
Herkunftsstaaten und zur Erleichterung des Ar-
beitsmarktzugangs für Asylbewerber und gedul-
dete Ausländer
– Gesetz zur Änderung des Umweltinformationsge-
setzes
– Gesetz zu dem Abkommen vom 9. September 2013
zwischen der Bundesrepublik Deutschland und
der Republik der Philippinen zur Vermeidung der
Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern
vom Einkommen und vom Vermögen
– Gesetz zu dem Luftverkehrsabkommen vom
25. und 30. April 2007 zwischen den Vereinigten
Staaten von Amerika einerseits und der Europäi-
schen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten an-
derseits (Vertragsgesetz EU-USA-Luftverkehrsab-
kommen – EU-USA-LuftverkAbkG)
– Gesetz zu dem Europa-Mittelmeer-Luftverkehrs-
abkommen vom 15. Dezember 2010 zwischen der
Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten ei-
nerseits und dem Haschemitischen Königreich
Jordanien anderseits (Vertragsgesetz Europa-
Mittelmeer-Jordanien-Luftverkehrsabkommen –
Euromed-JOR-LuftverkAbkG)
– Gesetz zu dem Abkommen vom 26. Juni 2012 zwi-
schen der Europäischen Union und ihren Mitglied-
staaten und der Republik Moldau über den Ge-
meinsamen Luftverkehrsraum (Vertragsgesetz
EU-Moldau-Luftverkehrsabkommen – EU-MDA-
LuftverkAbkG)
Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 925. Sit-
zung am 19. September 2014 beschlossen, zu dem Ent-
wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundes-
haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 gemäß
Artikel 110 Absatz 3 des Grundgesetzes und zu dem
Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 gemäß § 9 Ab-
satz 2 Satz 2 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität
und des Wachstums der Wirtschaft und gemäß § 50 Ab-
satz 3 Satz 1 des Haushaltsgrundsätzegesetzes wie folgt
Stellung zu nehmen:
1. Die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung in
den vergangenen Jahren hat maßgeblich zur Konsoli-
dierung des Bundeshaushalts beigetragen. Nicht zu-
letzt die Zunahme der Steuereinnahmen bewirkte eine
stetige Verringerung des Finanzierungsdefizits des
Bundes. Die gute Lage am Arbeitsmarkt führte da-
rüber hinaus zu einer verhältnismäßig stabilen Ent-
wicklung der Sozialausgaben. Der Bundeshaushalt
profitiert zudem in besonderem Maße von dem anhal-
tend niedrigen Zinsniveau, das ebenfalls jährlich für
erhebliche Entlastungen sorgt. Hinzu tritt eine
vorübergehende Kürzung der Zuschüsse an einzelne
Sozialversicherungszweige (Gesundheitsfonds und
Gesetzliche Rentenversicherung).
2. Der Bundesrat erkennt an, dass die Bundesregierung
nach einem avisierten strukturellen Überschuss 2014
nun mit dem Entwurf 2015 erstmals seit dem
Jahr 1969 einen Haushalt ohne Nettokreditaufnahme
erreichen kann. Im Vergleich zu den bisherigen Pro-
gnosen mehren sich jedoch die Anzeichen für eine
konjunkturelle Abkühlung. Die derzeitigen geopoliti-
schen Unruhen zum Beispiel in der Ukraine und im
Nahen Osten wirken zunehmend dämpfend auf die
deutsche Wirtschaft, wobei das vollständige Ausmaß
der zukünftigen Risiken derzeit noch nicht absehbar
ist. Die anhaltende Nachfrageschwäche aus dem Eu-
roraum belastet zusätzlich die wirtschaftliche Ent-
wicklung. Zudem würde eine Normalisierung des all-
gemeinen Zinsniveaus zu einer deutlichen Steigerung
der Zinsausgaben führen. Um die Zielsetzung eines
Haushalts ohne Neuverschuldung langfristig abzusi-
chern, bedarf es daher weiterer Konsolidierungsan-
strengungen. Dabei ist auch die Sicherung der ge-
samtstaatlichen Einnahmenbasis unerlässlich, um die
Finanzierung notwendiger Investitionen sowie zu-
kunftswirksamer und wachstumsstärkender Maßnah-
men von Bund, Ländern und Kommunen im Rahmen
der verfassungsrechtlichen Verschuldungsgrenzen zu
gewährleisten.
5146 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014
(A) (C)
(D)(B)
3. Der Bundesrat begrüßt die Bereitschaft der Bundesre-
gierung, in dieser Legislaturperiode vermehrt in die
Bereiche Bildung, Forschung, Verkehr und Infra-
struktur zu investieren. Angesichts bedeutender In-
vestitionsdefizite sieht er aber die Notwendigkeit, da-
rüber hinausgehende zusätzliche Mittel in diese
Zukunftsbereiche umzulenken. Dies würde weitere
Wachstumsimpulse freisetzen und einer möglichen
Erlahmung der Konjunktur entgegenwirken.
4. Der Bundesrat bittet in diesem Zusammenhang die
Bundesregierung, im Bereich Verkehr und Infrastruk-
tur alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um
künftig mehr Planbarkeit, Verlässlichkeit und Flexibi-
lität sicherzustellen.
5. Der Bundesrat erwartet, dass im Haushaltsentwurf
2015 des Bundes die für den Verkehrsbereich bereit-
gestellten Regionalisierungsmittel erhöht werden. Der
derzeitige Ansatz sollte zumindest um die zur De-
ckung von Kostensteigerungen dringend erforderliche
und bisher erfolgte Dynamisierung von jährlich
1,5 Prozent aufgestockt werden. Tatsächlich benötigt
wird ein Betrag von 8,5 Milliarden Euro, wie das Gut-
achten „Revision der Regionalisierungsmittel“ festge-
stellt hat. Bei einem Einfrieren des Betrags bis zur
Revision der Regionalisierungsmittel würde die Fi-
nanzierungslücke zu den tatsächlichen ÖPNV-Kosten
eine Größenordnung erreichen, die aus den Länder-
haushalten nicht geschlossen werden kann.
6. Der Bundesrat stellt fest, dass eine Reihe an Faktoren
einer verlässlichen und bedarfsgerechten Finanzie-
rung von Bundesfernstraßen in den Ländern derzeit
entgegensteht. Für eine nachhaltige und bedarfsge-
rechte Finanzierung muss die Planung, Verfügbarkeit
und Steuerung der Finanzmittel im Bundesfernstra-
ßenbau deutlich verbessert werden. Darüber hinaus
bittet der Bundesrat die Bundesregierung, die Zweck-
ausgabenpauschale für Planung und Baubegleitung in
angemessener Weise zu erhöhen.
7. Der Bundesrat weist erneut auf die Festlegung im
Zuge der Einigung zur nationalen Umsetzung des Fis-
kalpakts und des Stabilitäts- und Wachstumspakts
hin, in dieser Legislaturperiode ein neues Bundesteil-
habegesetz zu erarbeiten und in Kraft zu setzen, das
die rechtlichen Vorschriften zur Eingliederungshilfe
ablöst. Er bekräftigt seine Erwartung an eine Rege-
lung, die mit Wirkung zum 1. Januar 2017 eine jährli-
che Entlastung von 5 Milliarden Euro sicherstellt.
8. Die Bundesregierung hat angekündigt, im Herbst
2014 einen Gesetzentwurf mit Korrekturen und Nach-
justierungen am Steuerrecht vorzulegen. Auch der
Bundesrat sieht steuerpolitischen Handlungsbedarf.
Er fordert die Bundesregierung erneut dazu auf, die
von den Ländern für erforderlich gehaltenen weiteren
steuerrechtlichen Änderungsbedarfe zeitnah zusam-
menzutragen und deren Umsetzung zügig und in en-
ger Abstimmung mit den Ländern vorzubereiten.
Der Bundesrat erinnert in diesem Zusammenhang
auch an die weiteren steuerpolitischen Vorhaben der
Bundesregierung etwa im Kampf gegen missbräuchli-
che Steuergestaltungen und grenzüberschreitende Ge-
winnverlagerungen international operierender Unter-
nehmen.
Der Bundesrat geht davon aus, dass die Bundesregie-
rung auf der Basis der mit den Ländern im Frühjahr
vereinbarten Eckpunkte noch im Jahr 2014 einen Ge-
setzentwurf zur Verschärfung der Selbstanzeige bei
Steuerhinterziehung und zum Absehen von Verfol-
gung in besonderen Fällen (§§ 371, 398a Abgaben-
ordnung) beschließen wird.
9. Der Bundesrat unterstützt die Zielvorgabe der Bun-
desregierung im Koalitionsvertrag für die 18. Legisla-
turperiode, bis zum Jahr 2018 in Deutschland eine flä-
chendeckende Versorgung mit schnellem Internet mit
Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s bereitzustel-
len.
10.Der Bundesrat erkennt an, dass die Bundesregierung
Maßnahmen zur Abmilderung der mit der Bundes-
wehrreform und dem Abzug der Gaststreitkräfte ver-
bundenen Schließung von Standorten vorgenommen
hat. So können in den Haushaltsjahren 2015 bis 2018
Konversionsgrundstücke an Kommunen vergünstigt
abgegeben werden. Die nähere Konkretisierung des
entsprechenden Haushaltsvermerks im Haushalt 2015
sollte in Abstimmung mit den Ländern erfolgen. Auf-
grund der erheblichen Tragweite der Bundeswehrre-
form und des Abzugs der Gaststreitkräfte bittet der
Bundesrat darum, die Kommunen bei Bedarf durch
ergänzende Hilfen des Bundes zu unterstützen.
11.Der vorsorgende Hochwasserschutz stellt besonders
vor dem Hintergrund des Hochwassers im Juni 2013
einen bedeutenden und gemeinsam von Bund und
Ländern stärker wahrzunehmenden Aufgabenschwer-
punkt dar. Der Bundesrat erinnert an die von den
Agrarministerinnen und -ministern sowie den Um-
weltministerinnen und -ministern geforderte Aufstel-
lung eines Nationalen Hochwasserschutzprogramms.
Er erwartet damit einhergehend eine aufgabenge-
rechte Finanzausstattung, die sowohl eine Aufsto-
ckung des Plafonds in der Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten-
schutz“ (GAK) als auch zusätzliche Mittel für einen
Sonderrahmenplan Hochwasserschutz innerhalb der
GAK beinhaltet, um die in einem Nationalen Hoch-
wasserschutzprogramm vorgesehenen Maßnahmen
zeitgerecht in Angriff nehmen zu können.
Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2
der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den
nachstehenden Vorlagen absieht:
Unterrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminierungsstelle
des Bundes und die in ihrem Zuständigkeitsbereich be-
troffenen Beauftragten der Bundesregierung und des
Deutschen Bundestages 2010
Drucksache 17/4325
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5147
(A) (C)
(B)
Unterrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Zweiter Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminie-
rungsstelle des Bundes und der in ihrem Zuständig-
keitsbereich betroffenen Beauftragten der Bundesregie-
rung und des Deutschen Bundestages
Diskriminierung im Bildungsbereich und Arbeitsleben
Drucksachen 17/14400, 18/641 Nr. 21
Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden
Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei-
ner Beratung abgesehen hat.
Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
Drucksache 18/1935 Nr. A.10
Ratsdokument 9934/14
Drucksache 18/2533 Nr. A.43
ERH 8/2014
Drucksache 18/2533 Nr. A.44
Ratsdokument 10911/14
Drucksache 18/2533 Nr. A.45
Ratsdokument 11283/14
Drucksache 18/2533 Nr. A.46
Ratsdokument 11288/14
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Drucksache 18/419 Nr. A.157
Ratsdokument 11738/13
Drucksache 18/419 Nr. A.158
Ratsdokument 11857/13
Drucksache 18/544 Nr. A.46
EP P7_TA-PROV(2013)0545
Drucksache 18/544 Nr. A.48
EP P7_TA-PROV(2013)0594
Drucksache 18/1393 Nr. A.39
Ratsdokument 8806/14
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Drucksache 18/419 Nr. A.173
Ratsdokument 14116/13
Drucksache 18/1707 Nr. A.6
EP P7_TA-PROV(2014)0395
(D)
55. Sitzung
Inhaltsverzeichnis
TOP 19 Elterngeld Plus und flexiblere Elternzeit
TOP 20 Ausbau der Kindertagesbetreuung
TOP 21 Einführung von Gruppenverfahren
TOP 22 Bericht zum Anerkennungsgesetz
TOP 23 Bericht zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung
TOP 24 Entwicklungspolitik
Anlagen