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    Plenarprotokoll 18/55 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 55. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. September 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung des Elterngeld Plus mit Part- nerschaftsbonus und einer flexibleren El- ternzeit im Bundeselterngeld- und Eltern- zeitgesetz Drucksachen 18/2583, 18/2625 . . . . . . . . . . . 5071 B Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5071 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5073 D Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . 5075 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5076 C Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5077 D Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 5079 A Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 5080 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5082 B Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5083 C Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5084 D Bettina Hornhues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5086 B Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5087 C Tagesordnungspunkt 20: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur weiteren Entlastung von Län- dern und Kommunen ab 2015 und zum quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung Drucksache 18/2586 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 A b) Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Matthias W. Birkwald, Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ausbau und Qualität in der Kinderbetreuung vorantreiben Drucksache 18/2605 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 B Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5091 C Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5093 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5094 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5095 D Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 5098 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5099 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5101 A Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . 5102 A Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5103 B Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 5105 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5107 A Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von den Abgeordneten Nicole Maisch, Renate Künast, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über die Einführung von Gruppenverfahren Drucksache 18/1464 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5107 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5108 A Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5109 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5110 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5111 C Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5112 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5113 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5114 B Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 5115 D Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 B Tagesordnungspunkt 22: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zum Anerkennungsgesetz Drucksache 18/1000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 D Stefan Müller, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 D Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5118 B Dr. Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5119 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5120 C Cemile Giousouf (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5121 D Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5123 A Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5124 A Tagesordnungspunkt 23: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – 17. Le- gislaturperiode – Drucksache 17/14325 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5125 B Stefan Müller, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5125 C Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5126 D Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5127 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5128 D Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5130 A Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5131 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 5132 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE sowie der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Claudia Roth (Augsburg), Dr. Frithjof Schmidt, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wirtschaftspartnerschafts- abkommen stoppen – Für neue Ver- handlungen ohne Druck und Fristen Drucksache 18/2603 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5133 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen – Soziale Un- gleichheit weltweit überwinden Drucksachen 18/1328, 18/1916. . . . . . . . . 5133 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Verhandlungen über die Wirt- schaftspartnerschaftsabkommen – Neu- start ohne Drohungen und Fristen Drucksachen 18/1615, 18/2073 . . . . . . . . 5133 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5133 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5134 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5136 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5137 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5139 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5140 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5141 A Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5141 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5142 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 5143 A Anlage 2 Amtliche Mitteilung (Nachtrag zur 51. Sit- zung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5144 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5144 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5071 (A) (C) (D)(B) 55. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. September 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5143 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 26.09.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 26.09.2014 Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Bär, Dorothee CDU/CSU 26.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 26.09.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.09.2014 Dr. De Ridder, Daniela SPD 26.09.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 26.09.2014 Dött, Marie-Luise CDU/CSU 26.09.2014 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 26.09.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 26.09.2014 Gastel, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 26.09.2014 Groth, Annette DIE LINKE 26.09.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 26.09.2014 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 26.09.2014 Horb, Margaret CDU/CSU 26.09.2014 Jung, Xaver CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 26.09.2014 Korte, Jan DIE LINKE 26.09.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.09.2014 Kühn (Dresden), Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Liebich, Stefan DIE LINKE 26.09.2014 Liebing, Ingbert CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 26.09.2014 Dr. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Murmann, Philipp CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Nick, Andreas CDU/CSU 26.09.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Poß, Joachim SPD 26.09.2014 Dr. Raatz, Simone SPD 26.09.2014 Rachel, Thomas CDU/CSU 26.09.2014 Radomski, Kerstin CDU/CSU 26.09.2014 Scheuer, Andreas CDU/CSU 26.09.2014 Stauche, Carola CDU/CSU 26.09.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 26.09.2014 Strässer, Christoph SPD 26.09.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 26.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5144 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilung (Nachtrag zur 51. Sitzung) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.3 EuB-BReg 53/2013 Drucksache 18/419 Nr. A.18 Ratsdokument 14716/13 Drucksache 18/544 Nr. A.1 EuB-BReg 10/2014 Drucksache 18/544 Nr. A.8 Ratsdokument 18099/13 Drucksache 18/822 Nr. A.3 EuB-BReg 16/2014 Drucksache 18/822 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2014)0098 Drucksache 18/822 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2014)0101 Drucksache 18/897 Nr. A.1 Ratsdokument 6902/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/419 Nr. A.38 Ratsdokument 8179/13 Drucksache 18/822 Nr. A.8 EP P7_TA-PROV(2014)0064 Drucksache 18/822 Nr. A.9 Ratsdokument 5445/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.26 Ratsdokument 7910/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.27 Ratsdokument 8151/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/1524 Nr. A.9 Ratsdokument 9008/14 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.09.2014 Veit, Rüdiger SPD 26.09.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 26.09.2014 Weiss (Wesel I), Sabine CDU/CSU 26.09.2014 Wicklein, Andrea SPD 26.09.2014 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 26.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/1524 Nr. A.12 Ratsdokument 6587/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.13 Ratsdokument 8290/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.14 Ratsdokument 9143/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/544 Nr. A.49 EP P7_TA-PROV(2013)0546 Drucksache 18/1707 Nr. A.8 Ratsdokument 9802/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/1524 Nr. A.15 Ratsdokument 8814/14 Drucksache 18/1659 Nr. A.1 KOM(2014)324 endg. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 925. Sitzung am 19. Sep- tember 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Achtes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes – Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Fortent- wicklung des Meldewesens – Zweites Gesetz zur Änderung des Staatsangehö- rigkeitsgesetzes Der Bundesrat hat hierzu ferner folgende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt, dass mit dem Zweiten Gesetz zur Änderung des Staatsangehörig- keitsgesetzes ein weiterer, wichtiger Schritt zu einem modernen Staatsangehörigkeitsrecht in Deutschland gegangen wird. 2. Der Bundesrat nimmt zur Kenntnis, dass der Koalitionsvertrag auf Bundesebene vorsieht, dass für in Deutschland geborene und aufge- wachsene Kinder ausländischer Eltern in Zu- kunft der Optionszwang entfällt und die Mehr- staatigkeit akzeptiert wird. 3. Der Bundesrat begrüßt, dass diese Vereinba- rung im Koalitionsvertrag durch das Gesetz der Bundesregierung nun zeitnah umgesetzt wurde. Er stellt fest, dass das vorgelegte Gesetz diese Umsetzung in deutlich besserer Form vor- nimmt als dies im ursprünglichen Gesetzent- wurf des Bundesministeriums des Innern von Anfang Februar vorgesehen war. So wurde der Kreis der optionspflichtigen Kinder, für die künftig die Optionspflicht entfällt, erheblich er- weitert. Dadurch wird nach ersten Schätzungen der Optionszwang für mehr als 90 Prozent der Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5145 (A) (C) (D)(B) jetzt noch Optionspflichtigen entfallen. Für diese Personengruppe wird also eine deutliche Verbesserung erreicht werden. 4. Der Bundesrat stellt fest, dass sich mit dem vorliegenden Gesetz allerdings die Widersprü- che innerhalb des Staatsangehörigkeitsrechts verstärken, weil die Öffnung beispielsweise nicht auch im Einbürgerungsrecht nachvoll- zogen wird. Weitere Modernisierungsschritte bleiben diesbezüglich notwendig. 5. Der Bundesrat bedauert, dass die Bundesregie- rung sich nicht auf eine umfassende gesetzli- che Regelung verständigen konnte, die die vollständige und vorbehaltlose Abschaffung des Optionsverfahrens und die Aufgabe des Grundsatzes der Vermeidung von Mehrstaatig- keit vorsieht. 6. Der Bundesrat verweist in diesem Zusammen- hang auf seinen Gesetzentwurf vom 5. Juli 2013 (vergleiche Bundesratsdrucksache 461/13 (Beschluss)). Der vom Bundesrat beschlossene Gesetzentwurf sah eine Streichung des Grund- satzes der Vermeidung von Mehrstaatigkeit ins- gesamt aus dem Staatsangehörigkeitsgesetz ebenso vor, wie die vollständige Aufhebung der Optionsregelung in § 29 des Staatsangehörig- keitsgesetzes (vergleiche Artikel 1 Nummer 7 der Bundesratsdrucksache 461/13 (Beschluss)). Der Bundesrat hält an den Zielen seines Be- schlusses vom 5. Juli 2013 fest. Insbesondere sollte nach dem mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung gegangenen ersten Schritt so- wohl im Interesse der Betroffenen als auch aus verwaltungsökonomischer Sicht in einem zwei- ten Schritt die Optionsregelung vollständig auf- gehoben werden. – Gesetz zur Einstufung weiterer Staaten als sichere Herkunftsstaaten und zur Erleichterung des Ar- beitsmarktzugangs für Asylbewerber und gedul- dete Ausländer – Gesetz zur Änderung des Umweltinformationsge- setzes – Gesetz zu dem Abkommen vom 9. September 2013 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik der Philippinen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz zu dem Luftverkehrsabkommen vom 25. und 30. April 2007 zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika einerseits und der Europäi- schen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten an- derseits (Vertragsgesetz EU-USA-Luftverkehrsab- kommen – EU-USA-LuftverkAbkG) – Gesetz zu dem Europa-Mittelmeer-Luftverkehrs- abkommen vom 15. Dezember 2010 zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten ei- nerseits und dem Haschemitischen Königreich Jordanien anderseits (Vertragsgesetz Europa- Mittelmeer-Jordanien-Luftverkehrsabkommen – Euromed-JOR-LuftverkAbkG) – Gesetz zu dem Abkommen vom 26. Juni 2012 zwi- schen der Europäischen Union und ihren Mitglied- staaten und der Republik Moldau über den Ge- meinsamen Luftverkehrsraum (Vertragsgesetz EU-Moldau-Luftverkehrsabkommen – EU-MDA- LuftverkAbkG) Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 925. Sit- zung am 19. September 2014 beschlossen, zu dem Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 gemäß Artikel 110 Absatz 3 des Grundgesetzes und zu dem Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 gemäß § 9 Ab- satz 2 Satz 2 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft und gemäß § 50 Ab- satz 3 Satz 1 des Haushaltsgrundsätzegesetzes wie folgt Stellung zu nehmen: 1. Die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren hat maßgeblich zur Konsoli- dierung des Bundeshaushalts beigetragen. Nicht zu- letzt die Zunahme der Steuereinnahmen bewirkte eine stetige Verringerung des Finanzierungsdefizits des Bundes. Die gute Lage am Arbeitsmarkt führte da- rüber hinaus zu einer verhältnismäßig stabilen Ent- wicklung der Sozialausgaben. Der Bundeshaushalt profitiert zudem in besonderem Maße von dem anhal- tend niedrigen Zinsniveau, das ebenfalls jährlich für erhebliche Entlastungen sorgt. Hinzu tritt eine vorübergehende Kürzung der Zuschüsse an einzelne Sozialversicherungszweige (Gesundheitsfonds und Gesetzliche Rentenversicherung). 2. Der Bundesrat erkennt an, dass die Bundesregierung nach einem avisierten strukturellen Überschuss 2014 nun mit dem Entwurf 2015 erstmals seit dem Jahr 1969 einen Haushalt ohne Nettokreditaufnahme erreichen kann. Im Vergleich zu den bisherigen Pro- gnosen mehren sich jedoch die Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung. Die derzeitigen geopoliti- schen Unruhen zum Beispiel in der Ukraine und im Nahen Osten wirken zunehmend dämpfend auf die deutsche Wirtschaft, wobei das vollständige Ausmaß der zukünftigen Risiken derzeit noch nicht absehbar ist. Die anhaltende Nachfrageschwäche aus dem Eu- roraum belastet zusätzlich die wirtschaftliche Ent- wicklung. Zudem würde eine Normalisierung des all- gemeinen Zinsniveaus zu einer deutlichen Steigerung der Zinsausgaben führen. Um die Zielsetzung eines Haushalts ohne Neuverschuldung langfristig abzusi- chern, bedarf es daher weiterer Konsolidierungsan- strengungen. Dabei ist auch die Sicherung der ge- samtstaatlichen Einnahmenbasis unerlässlich, um die Finanzierung notwendiger Investitionen sowie zu- kunftswirksamer und wachstumsstärkender Maßnah- men von Bund, Ländern und Kommunen im Rahmen der verfassungsrechtlichen Verschuldungsgrenzen zu gewährleisten. 5146 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 (A) (C) (D)(B) 3. Der Bundesrat begrüßt die Bereitschaft der Bundesre- gierung, in dieser Legislaturperiode vermehrt in die Bereiche Bildung, Forschung, Verkehr und Infra- struktur zu investieren. Angesichts bedeutender In- vestitionsdefizite sieht er aber die Notwendigkeit, da- rüber hinausgehende zusätzliche Mittel in diese Zukunftsbereiche umzulenken. Dies würde weitere Wachstumsimpulse freisetzen und einer möglichen Erlahmung der Konjunktur entgegenwirken. 4. Der Bundesrat bittet in diesem Zusammenhang die Bundesregierung, im Bereich Verkehr und Infrastruk- tur alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um künftig mehr Planbarkeit, Verlässlichkeit und Flexibi- lität sicherzustellen. 5. Der Bundesrat erwartet, dass im Haushaltsentwurf 2015 des Bundes die für den Verkehrsbereich bereit- gestellten Regionalisierungsmittel erhöht werden. Der derzeitige Ansatz sollte zumindest um die zur De- ckung von Kostensteigerungen dringend erforderliche und bisher erfolgte Dynamisierung von jährlich 1,5 Prozent aufgestockt werden. Tatsächlich benötigt wird ein Betrag von 8,5 Milliarden Euro, wie das Gut- achten „Revision der Regionalisierungsmittel“ festge- stellt hat. Bei einem Einfrieren des Betrags bis zur Revision der Regionalisierungsmittel würde die Fi- nanzierungslücke zu den tatsächlichen ÖPNV-Kosten eine Größenordnung erreichen, die aus den Länder- haushalten nicht geschlossen werden kann. 6. Der Bundesrat stellt fest, dass eine Reihe an Faktoren einer verlässlichen und bedarfsgerechten Finanzie- rung von Bundesfernstraßen in den Ländern derzeit entgegensteht. Für eine nachhaltige und bedarfsge- rechte Finanzierung muss die Planung, Verfügbarkeit und Steuerung der Finanzmittel im Bundesfernstra- ßenbau deutlich verbessert werden. Darüber hinaus bittet der Bundesrat die Bundesregierung, die Zweck- ausgabenpauschale für Planung und Baubegleitung in angemessener Weise zu erhöhen. 7. Der Bundesrat weist erneut auf die Festlegung im Zuge der Einigung zur nationalen Umsetzung des Fis- kalpakts und des Stabilitäts- und Wachstumspakts hin, in dieser Legislaturperiode ein neues Bundesteil- habegesetz zu erarbeiten und in Kraft zu setzen, das die rechtlichen Vorschriften zur Eingliederungshilfe ablöst. Er bekräftigt seine Erwartung an eine Rege- lung, die mit Wirkung zum 1. Januar 2017 eine jährli- che Entlastung von 5 Milliarden Euro sicherstellt. 8. Die Bundesregierung hat angekündigt, im Herbst 2014 einen Gesetzentwurf mit Korrekturen und Nach- justierungen am Steuerrecht vorzulegen. Auch der Bundesrat sieht steuerpolitischen Handlungsbedarf. Er fordert die Bundesregierung erneut dazu auf, die von den Ländern für erforderlich gehaltenen weiteren steuerrechtlichen Änderungsbedarfe zeitnah zusam- menzutragen und deren Umsetzung zügig und in en- ger Abstimmung mit den Ländern vorzubereiten. Der Bundesrat erinnert in diesem Zusammenhang auch an die weiteren steuerpolitischen Vorhaben der Bundesregierung etwa im Kampf gegen missbräuchli- che Steuergestaltungen und grenzüberschreitende Ge- winnverlagerungen international operierender Unter- nehmen. Der Bundesrat geht davon aus, dass die Bundesregie- rung auf der Basis der mit den Ländern im Frühjahr vereinbarten Eckpunkte noch im Jahr 2014 einen Ge- setzentwurf zur Verschärfung der Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung und zum Absehen von Verfol- gung in besonderen Fällen (§§ 371, 398a Abgaben- ordnung) beschließen wird. 9. Der Bundesrat unterstützt die Zielvorgabe der Bun- desregierung im Koalitionsvertrag für die 18. Legisla- turperiode, bis zum Jahr 2018 in Deutschland eine flä- chendeckende Versorgung mit schnellem Internet mit Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s bereitzustel- len. 10.Der Bundesrat erkennt an, dass die Bundesregierung Maßnahmen zur Abmilderung der mit der Bundes- wehrreform und dem Abzug der Gaststreitkräfte ver- bundenen Schließung von Standorten vorgenommen hat. So können in den Haushaltsjahren 2015 bis 2018 Konversionsgrundstücke an Kommunen vergünstigt abgegeben werden. Die nähere Konkretisierung des entsprechenden Haushaltsvermerks im Haushalt 2015 sollte in Abstimmung mit den Ländern erfolgen. Auf- grund der erheblichen Tragweite der Bundeswehrre- form und des Abzugs der Gaststreitkräfte bittet der Bundesrat darum, die Kommunen bei Bedarf durch ergänzende Hilfen des Bundes zu unterstützen. 11.Der vorsorgende Hochwasserschutz stellt besonders vor dem Hintergrund des Hochwassers im Juni 2013 einen bedeutenden und gemeinsam von Bund und Ländern stärker wahrzunehmenden Aufgabenschwer- punkt dar. Der Bundesrat erinnert an die von den Agrarministerinnen und -ministern sowie den Um- weltministerinnen und -ministern geforderte Aufstel- lung eines Nationalen Hochwasserschutzprogramms. Er erwartet damit einhergehend eine aufgabenge- rechte Finanzausstattung, die sowohl eine Aufsto- ckung des Plafonds in der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- schutz“ (GAK) als auch zusätzliche Mittel für einen Sonderrahmenplan Hochwasserschutz innerhalb der GAK beinhaltet, um die in einem Nationalen Hoch- wasserschutzprogramm vorgesehenen Maßnahmen zeitgerecht in Angriff nehmen zu können. Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Ju- gend hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und die in ihrem Zuständigkeitsbereich be- troffenen Beauftragten der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages 2010 Drucksache 17/4325 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5147 (A) (C) (B) Unterrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Zweiter Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminie- rungsstelle des Bundes und der in ihrem Zuständig- keitsbereich betroffenen Beauftragten der Bundesregie- rung und des Deutschen Bundestages Diskriminierung im Bildungsbereich und Arbeitsleben Drucksachen 17/14400, 18/641 Nr. 21 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1935 Nr. A.10 Ratsdokument 9934/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.43 ERH 8/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.44 Ratsdokument 10911/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.45 Ratsdokument 11283/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.46 Ratsdokument 11288/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.157 Ratsdokument 11738/13 Drucksache 18/419 Nr. A.158 Ratsdokument 11857/13 Drucksache 18/544 Nr. A.46 EP P7_TA-PROV(2013)0545 Drucksache 18/544 Nr. A.48 EP P7_TA-PROV(2013)0594 Drucksache 18/1393 Nr. A.39 Ratsdokument 8806/14 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/419 Nr. A.173 Ratsdokument 14116/13 Drucksache 18/1707 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2014)0395 (D) 55. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 19 Elterngeld Plus und flexiblere Elternzeit TOP 20 Ausbau der Kindertagesbetreuung TOP 21 Einführung von Gruppenverfahren TOP 22 Bericht zum Anerkennungsgesetz TOP 23 Bericht zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung TOP 24 Entwicklungspolitik Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Susanna Karawanskij


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

    und Kollegen! Liebe Gäste! 550 Millionen Euro mehr
    stellt der Bund in den nächsten zwei Jahren über das
    Sondervermögen Kinderbetreuungsausbau zur Verfü-
    gung. Dass die Bereitstellung der Mittel für den Kinder-
    betreuungsausbau durch den Bund problematisch ist und
    dass wir vor allem auch über die Qualität reden müssen,
    darauf hat meine Kollegin Diana Golze bereits hinge-
    wiesen.

    Sie sind stolz darauf und klopfen sich nun auf die
    Schulter. Ich sage Ihnen: Für die klammen Kommunen
    ist das zu wenig. Das reicht hinten und vorne nicht. Die
    meisten ihrer Probleme werden damit nicht gelöst. Die
    grundsätzliche chronische Unterfinanzierung der kom-
    munalen Familie lässt sich durch diese Placebogesetzge-
    bung leider nicht beheben.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Daneben soll der Bund ab 2015 die Kommunen jähr-
    lich um 1 Milliarde Euro entlasten. Dafür erhalten sie
    jährlich 500 Millionen Euro mehr an Erstattungen bei
    den Kosten für Unterkunft und Heizung im Bereich der
    Grundsicherung für Arbeitsuchende. Außerdem steigt
    der Anteil der Städte und Gemeinden am Umsatzsteuer-
    aufkommen. Dies macht ebenfalls 500 Millionen Euro
    jährlich aus.

    Ich sage Ihnen jetzt, worin meine Kritik besteht.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Also los!)


    Im Koalitionsvertrag steht, Herr Kauder, dass die Kom-
    munen ab 2014 um 1 Milliarde Euro jährlich entlastet
    werden sollen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein! Das ist falsch!)


    Nicht nur die Spitzenverbände haben diesen Wortlaut so
    verstanden, sondern auch Ihre Kollegen, wie es in der
    Sitzung des Unterausschusses Kommunales deutlich
    wurde. Wir stellen fest, dass „sofort“ bei Ihnen „ein Jahr
    später“ heißt.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie irren auch an diesem Punkt!)


    Das heißt, weder fließt 1 Milliarde Euro sofort, noch ist
    das eine ausreichende Hilfe. Das ist so wie Hustensaft
    bei einer Lungenentzündung.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Entlastung der Kommunen ist Ihrerseits gar nicht
    garantiert. Es sind schließlich die Länder, die oftmals in
    der Pflicht stehen, den Kommunen Gelder für die Erledi-
    gung ihrer ureigenen Aufgaben zukommen zu lassen.
    Deshalb müssen Sie, meine Damen und Herren, sicher-
    stellen, dass die Entlastung auch tatsächlich bei den
    Kommunen ankommt.

    Sie wollen einen Beitrag zur Reduzierung der Kosten
    für die Eingliederungshilfe leisten. Das kann an dieser
    Stelle aber auch kontraproduktiv bzw. mit Bezug auf die
    Träger der Eingliederungshilfe ja sogar gefährlich sein,
    wenn Länder die entsprechenden Gelder an die Kommu-
    nen nicht weiterleiten.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist traurig!)


    Denn weil einige dafür nicht zuständig sind, gibt es da
    auch kein Geld. Ich sage Ihnen: Da muss nachgebessert
    werden. Im Gesetz muss die Zweckbindung dieser Gel-
    der verankert werden, damit die Kommunen tatsächlich
    entlastet werden; sonst wird deren Handlungsfähigkeit
    gerade nicht verbessert, und wir hätten es wiederum nur
    mit einer Placebogesetzgebung zu tun.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Grundsätzlich begrüßen wir es selbstverständlich,
    wenn Kommunen tatsächlich um 1 Milliarde Euro pro
    Jahr entlastet werden. Die Erhöhung der Erstattung der
    Kosten für Unterkunft und Heizung um 500 Millionen
    Euro ist zwar nur eine kleine Entlastung, aber ein richti-
    ges und wichtiges Schrittchen. Dennoch fordern wir als
    Linke die vollständige Entlastung der Kommunen von
    diesen Kosten.

    Außerdem wird – ich hatte es bereits erwähnt – der
    Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer um 500 Millionen
    Euro erhöht. Aber auch diese Mittel werden nicht helfen,
    die chronische Unterfinanzierung der Kommunen zu be-
    seitigen. Diese Erhöhung ist lächerlich; sie ist kein
    Grund zum Jubeln. Wir brauchen da einen größeren
    Schritt. Diese Maßnahme ist meines Erachtens wiede-
    rum nur ein Placebo.

    Die jüngst veröffentlichte „Kommunenstudie 2014“
    von Ernst & Young hat gezeigt, dass die Schere zwi-
    schen armen und reichen Kommunen immer weiter aus-
    einandergeht. Die Kassenkredite explodieren, und der
    Investitionsstau ist enorm. Würde ich beschreiben wol-
    len, welche Kommunen in Nordsachsen, woher ich
    komme, einen Investitionsstau haben, wüsste ich gar
    nicht, wo ich mit dem Aufzählen anfangen sollte: Das





    Susanna Karawanskij


    (A) (C)



    (D)(B)

    fängt beim Breitbandausbau an, geht über die Sanierung
    der Schulen, der Infrastruktur bis hin zur Sanierung von
    Krankenhäusern usw. usf. Den Menschen dort droht
    auch ein tiefer Griff in ihre Taschen, beispielsweise
    durch die Erhöhung von Gebühren oder auch durch die
    Schaffung von neuen Gebühren.

    Hier geht es nicht um das Sahnehäubchen und auch
    nicht um den Nachtisch; hier geht es tatsächlich um den
    Hauptgang: Es geht um die Daseinsvorsorge, die sicher-
    gestellt werden muss. Ich bleibe dabei: Die Kommunen,
    aber auch die Länder sind strukturell unterfinanziert. Da-
    ran werden leider auch die 500 Millionen Euro, die auf
    11 000 Gemeinden, Gemeindeverbände und Kreise in
    Deutschland verteilt werden müssen, nichts ändern.

    Die Finanzausstattung von Kommunen und Ländern
    muss deutlich verbessert werden. Dafür brauchen wir
    zum einen eine grundlegende Gemeindefinanzreform,
    die unseren Kommunen tatsächlich stabilere Einnahmen
    verschafft. Wir haben dazu einen Antrag vorgelegt, in
    dem die Weiterentwicklung der Gewerbesteuer zu einer
    Gemeindewirtschaftsteuer gefordert wird. Weiterhin for-
    dern wir für die kommunale Familie die Einführung ei-
    ner kommunalen Investitionspauschale, und zwar als So-
    fortmaßnahme und nicht erst irgendwann einmal. Das
    hat meine Fraktion auch in die aktuellen Haushaltsver-
    handlungen eingebracht. Zum anderen brauchen wir ei-
    nen neuen solidarischen und aufgabengerechten Länder-
    finanzausgleich, welcher vor allen Dingen die Länder,
    aber auch die Kommunen finanziell stärkt. Es muss für
    tatsächlich gleichwertige Lebensverhältnisse in allen
    Ländern und Regionen gesorgt werden. Auch hier haben
    wir ein Konzept zur Diskussion vorgelegt.

    Meine Damen und Herren, hören Sie auf mit der
    Placebogesetzgebung; sie hilft nicht weiter. Wenn Sie
    Steuererhöhungen ausschließen, das Scharfstellen der
    Schuldenbremse im Jahr 2020 durchsetzen wollen und
    immer nur auf die „schwarze Null“ schielen, dann be-
    deutet das klipp und klar, dass Sie den Ländern und
    Kommunen eine Rosskur aufbürden. Am Ende müssen
    das die Menschen in den Städten und Dörfern ausbaden.
    Dazu sage ich Ihnen ganz klar: Dem werden wir uns ent-
    gegenstellen. Das machen wir nicht mit.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Schade!)


    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abge-

ordneten Bettina Hagedorn, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bettina Hagedorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

    Es war jetzt nicht wirklich eine Überraschung, dass Sie,
    die Linke, dabei nicht mitmachen. Es ist allerdings jetzt
    die Frage zu stellen: Was machen Sie eigentlich über-
    haupt mit?
    Ich denke, es ist wichtig, noch einmal zu sagen: Wir
    reden hier weder über Sahnehäubchen noch über Place-
    bos; wir reden hier über richtig viel Geld. Dies ist ein gu-
    ter Tag für die Kommunen. Es ist ein guter Tag für die
    Familien, für die Kinder und für die frühkindliche Bil-
    dung.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Wir, die Große Koalition, brauchen von Ihnen keine
    Nachhilfe, wenn es darum geht, zu betonen, welch wich-
    tige Rolle die Kommunen in unserem Land spielen.
    Wenn Sie sich vielleicht einmal mit etwas mehr als ei-
    nem Halbsatz in unserem Koalitionsvertrag beschäftigen
    würden – ich empfehle Ihnen, Seite 97 zu lesen; ich will
    das nicht vortragen, um meine Redezeit zu schonen –,
    würden Sie wie jeder, der den Koalitionsvertrag gelesen
    hat, sehen, dass wir in der Tat gemeinsam die kommu-
    nale Entlastung in den Mittelpunkt stellen. Das ist kein
    Selbstzweck. Es geht jetzt auch nicht darum, eine neue
    Balance zwischen Bund, Ländern und Kommunen her-
    zustellen. Mein Kollege Eckhardt Rehberg hat zu Recht
    darauf hingewiesen. Manchmal bildet ja auch Lesen.
    Und die Zahlen zu den Steuereinnahmen von Bund, Län-
    dern und Kommunen, die Herr Rehberg hier vorgetragen
    hat, sind natürlich richtig.

    Wir haben das nun in der Großen Koalition gemein-
    sam beschlossen, weil wir wissen, dass die wichtigste
    Ressource in unserem Land, in die wir investieren müs-
    sen, die Köpfe unserer Kinder, der jungen Menschen
    sind. Indem wir das ermöglichen, leisten wir einen wich-
    tigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Bil-
    dung findet nämlich nach unserem Verständnis eben
    nicht nur an Universitäten und in Schulen statt, sondern
    Bildung fängt schon in der Krippe und der Kita an.


    (Beifall der Abg. Ingrid Arndt-Brauer [SPD])


    – Ja, da können Sie alle gleich gerne klatschen.

    Darum, weil wir eben die Kommunen in die Lage ver-
    setzen wollen, deutlich mehr Geld in die Hand zu neh-
    men, setzen wir bei der kommunalen Entlastung ein sol-
    ches Schwergewicht. Es geht nicht nur um zusätzliche
    Krippen- und Kitaplätze; diese sind natürlich auch wich-
    tig; wir stimmen überein, dass das erst einmal der wich-
    tigste Schritt ist, gerade auch aus der Sicht der Eltern.
    Aber selbstverständlich steht es den Ländern frei, mit
    der finanziellen Besserstellung, die wir nicht nur verab-
    redet, sondern teilweise auch schon umgesetzt haben,
    auf ihrer Ebene an den Qualitätsstandards zu schrauben.
    Da haben sie meine volle Unterstützung; aber das fällt in
    die Verantwortung der Länder. Ich hoffe auch, dass sie
    da noch mehr tun.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir können also die heutige Debatte unter die Über-
    schrift stellen: Versprochen – Gehalten.

    Manuela Schwesig, unsere Familienministerin, hat
    hier schon zu Recht sehr umfangreich und richtig ausge-
    führt, warum zusätzliche Plätze im Bereich Krippe und
    Kita dringend nötig sind und wir diesem Bereich ein so
    großes Gewicht beimessen. Aber ich denke, es ist auch





    Bettina Hagedorn


    (A) (C)



    (D)(B)

    wichtig, einmal darauf zu verweisen, was dieses Parla-
    ment in den letzten zehn Jahren gemacht hat.

    Das Ganze begann 2004 unter der rot-grünen Regie-
    rung. Da haben wir mit einer Entlastung der Kommunen
    um 2,5 Milliarden Euro den ersten Schritt getan. Damals
    hatten wir in Deutschland übrigens noch einen Krippen-
    bestand von 60 000 Plätzen. Die meisten davon waren
    übrigens in den ostdeutschen Ländern. Im Westen war
    die Quote so niedrig, dass man sie nicht einmal mit der
    Lupe finden konnte. Das, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen, ist zehn Jahre her.

    Inzwischen sind es knapp 800 000 Plätze. Jetzt werden
    30 000 weitere hinzukommen. Ich muss einmal sagen: Das
    ist ein Kraftakt gewesen. Denn vergessen wir doch eines
    nicht: Wir haben in den letzten Jahrzehnten in Deutsch-
    land, verglichen mit dem europäischen Ausland – zum
    Beispiel mit den skandinavischen Ländern, aber auch
    mit Frankreich –, einfach eine völlig andere Weichen-
    stellung gehabt – leider. Aber besser, man lernt spät als
    nie. Wir Abgeordnete, und zwar über Fraktionsgrenzen
    hinweg, haben nicht nur gelernt, sondern wir haben das
    Gelernte auch konsequent umgesetzt. Denn diesem ersten
    Gesetz von 2004 mit der ersten Aufstockung auf round
    about, wenn ich mich recht erinnere, 300 000 Plätze
    folgte in der letzten Großen Koalition das nächste Ge-
    setz. Dazu haben wir 4 Milliarden Euro in die Hand ge-
    nommen. 2,15 Milliarden Euro haben wir wiederum in
    Gebäude investiert, um mehr Plätze zur Verfügung stel-
    len zu können. 1,85 Milliarden Euro haben wir schon da-
    mals verlässlich über Umsatzsteuerpunkte an die Länder
    umverteilt, damit diese es an die Kommunen weiterlei-
    ten können. Das war als wichtiger Beitrag zu den Be-
    triebskosten geplant. Denn jeder von uns weiß, dass eine
    Krippe einen ambitionierteren Betreuungsschlüssel
    braucht als eine Kita; die Kleinsten brauchen einfach
    mehr Betreuung. Auf diese Weise haben wir als Bund
    sehr wohl unseren Beitrag geleistet.


    (Beifall bei der SPD)


    Dieser Weg ist auch in 2013 und 2014 kontinuierlich
    weiterverfolgt worden, in der letzten Legislaturperiode
    auch gemeinsam mit dem Bundesrat. Ich gebe zu: Wir
    Sozialdemokraten haben uns im Bundesrat diesbezüg-
    lich sehr engagiert und haben die Umsetzung auch er-
    reicht. Damals wurden die nächsten 30 000 Plätze be-
    schlossen, und zwar wieder mit einer umfangreichen
    Ausstattung des investiven Bereichs; 560 Millionen Euro
    waren es, glaube ich.

    Zusätzlich hat der Bund an die Länder aber immer auch
    einen verlässlichen Beitrag zu den Betriebskosten geleis-
    tet. Das heißt, Schritt für Schritt haben wir uns in zehn
    Jahren von 60 000 Krippenplätzen auf fast 800 000 hoch-
    gearbeitet. Jetzt machen wir den nächsten Schritt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Und egal was Sie sagen, liebe Kolleginnen und Kollegen
    von den Linken und den Grünen: Das ist ein Beitrag, auf
    den wir stolz sein können. Es geht hier vor allen Dingen
    um Kontinuität.

    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird doch jetzt abgewickelt!)


    Wir wollen heute sowohl den Kommunen als auch den
    Familien mit Kindern das Signal geben, dass sie sich auf
    diese Regierung verlassen können


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Leider nicht!)


    und wir den Weg weiter so fortsetzen werden, wie wir
    ihn begonnen haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wenn ich gleich,
    wie meine Kollegen Eckhardt Rehberg und Sven
    Kindler, der Debatte nicht weiter folgen kann, dann ist
    das kein Ausdruck von Unhöflichkeit, sondern wir drei
    sind bei Herrn Dobrindt zum Berichterstattergespräch
    Verkehr.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht unbedingt Spaß!)


    Insofern müssen Sie gleich auf uns verzichten.

    Am Ende der Debatte sei mir aber noch gestattet, an
    etwas zu erinnern. Es ist schon auf andere wichtige Bei-
    träge hingewiesen worden, wie wir die Kommunen ent-
    lasten. Die Grundsicherung ist hier zu Recht genannt
    worden: 2014 gibt es gegenüber 2013 eine zusätzliche
    Entlastung von 1,6 Milliarden Euro. Der Bundesbeitrag
    zur Grundsicherung lag im letzten Jahr noch bei 75 Pro-
    zent und liegt jetzt bei 100 Prozent. Ich will also, weil
    das früher mein Haushalt war, daran erinnern, dass der
    Bund 2011 – das ist nicht wirklich lange her – noch
    16 Prozent Anteil an der Grundsicherung getragen hat.
    Das waren damals übrigens round about 500 Millio-
    nen Euro. Wir sind jetzt bei ungefähr 5,5 Milliarden
    Euro. Das sollte man sich einmal auf der Zunge zerge-
    hen lassen: Die kommunale Entlastung beträgt pro Jahr
    durch die Übernahme der Kosten für die Grundsicherung
    5 Milliarden Euro, aufwachsend übrigens, weil die Kos-
    ten steigen. Das ist wirklich ein bemerkenswerter Bei-
    trag. Der Wunsch dieses ganzen Hauses war natürlich
    immer, dass dieses Geld, das bei den Kommunen und
    den Ländern zusätzlich verbleibt, auch tatsächlich für
    mehr Bildung für die junge Generation in die Hand ge-
    nommen wird.

    Wir werden auch mit Herrn Dobrindt unseren Beitrag
    dazu leisten, durch Investitionen in die soziale Stadt, in
    den Städtebau


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt zum Glück nicht mehr bei Herrn Dobrindt!)


    und in die Infrastruktur die Kommunen zu entlasten.
    Hier können Sie sich auf uns verlassen.

    In diesem Sinne noch weiterhin eine gute Debatte und
    vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







    (A) (C)



    (D)(B)