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    Plenarprotokoll 18/55 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 55. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. September 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung des Elterngeld Plus mit Part- nerschaftsbonus und einer flexibleren El- ternzeit im Bundeselterngeld- und Eltern- zeitgesetz Drucksachen 18/2583, 18/2625 . . . . . . . . . . . 5071 B Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5071 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5073 D Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . 5075 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5076 C Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5077 D Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 5079 A Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 5080 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5082 B Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5083 C Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5084 D Bettina Hornhues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5086 B Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5087 C Tagesordnungspunkt 20: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur weiteren Entlastung von Län- dern und Kommunen ab 2015 und zum quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung Drucksache 18/2586 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 A b) Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Matthias W. Birkwald, Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ausbau und Qualität in der Kinderbetreuung vorantreiben Drucksache 18/2605 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 B Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5091 C Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5093 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5094 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5095 D Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 5098 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5099 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5101 A Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . 5102 A Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5103 B Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 5105 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5107 A Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von den Abgeordneten Nicole Maisch, Renate Künast, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über die Einführung von Gruppenverfahren Drucksache 18/1464 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5107 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5108 A Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5109 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5110 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5111 C Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5112 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5113 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5114 B Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 5115 D Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 B Tagesordnungspunkt 22: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zum Anerkennungsgesetz Drucksache 18/1000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 D Stefan Müller, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 D Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5118 B Dr. Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5119 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5120 C Cemile Giousouf (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5121 D Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5123 A Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5124 A Tagesordnungspunkt 23: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – 17. Le- gislaturperiode – Drucksache 17/14325 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5125 B Stefan Müller, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5125 C Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5126 D Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5127 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5128 D Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5130 A Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5131 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 5132 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE sowie der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Claudia Roth (Augsburg), Dr. Frithjof Schmidt, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wirtschaftspartnerschafts- abkommen stoppen – Für neue Ver- handlungen ohne Druck und Fristen Drucksache 18/2603 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5133 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen – Soziale Un- gleichheit weltweit überwinden Drucksachen 18/1328, 18/1916. . . . . . . . . 5133 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Verhandlungen über die Wirt- schaftspartnerschaftsabkommen – Neu- start ohne Drohungen und Fristen Drucksachen 18/1615, 18/2073 . . . . . . . . 5133 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5133 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5134 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5136 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5137 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5139 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5140 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5141 A Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5141 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5142 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 5143 A Anlage 2 Amtliche Mitteilung (Nachtrag zur 51. Sit- zung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5144 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5144 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5071 (A) (C) (D)(B) 55. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. September 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5143 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 26.09.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 26.09.2014 Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Bär, Dorothee CDU/CSU 26.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 26.09.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.09.2014 Dr. De Ridder, Daniela SPD 26.09.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 26.09.2014 Dött, Marie-Luise CDU/CSU 26.09.2014 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 26.09.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 26.09.2014 Gastel, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 26.09.2014 Groth, Annette DIE LINKE 26.09.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 26.09.2014 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 26.09.2014 Horb, Margaret CDU/CSU 26.09.2014 Jung, Xaver CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 26.09.2014 Korte, Jan DIE LINKE 26.09.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.09.2014 Kühn (Dresden), Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Liebich, Stefan DIE LINKE 26.09.2014 Liebing, Ingbert CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 26.09.2014 Dr. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Murmann, Philipp CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Nick, Andreas CDU/CSU 26.09.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Poß, Joachim SPD 26.09.2014 Dr. Raatz, Simone SPD 26.09.2014 Rachel, Thomas CDU/CSU 26.09.2014 Radomski, Kerstin CDU/CSU 26.09.2014 Scheuer, Andreas CDU/CSU 26.09.2014 Stauche, Carola CDU/CSU 26.09.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 26.09.2014 Strässer, Christoph SPD 26.09.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 26.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5144 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilung (Nachtrag zur 51. Sitzung) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.3 EuB-BReg 53/2013 Drucksache 18/419 Nr. A.18 Ratsdokument 14716/13 Drucksache 18/544 Nr. A.1 EuB-BReg 10/2014 Drucksache 18/544 Nr. A.8 Ratsdokument 18099/13 Drucksache 18/822 Nr. A.3 EuB-BReg 16/2014 Drucksache 18/822 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2014)0098 Drucksache 18/822 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2014)0101 Drucksache 18/897 Nr. A.1 Ratsdokument 6902/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/419 Nr. A.38 Ratsdokument 8179/13 Drucksache 18/822 Nr. A.8 EP P7_TA-PROV(2014)0064 Drucksache 18/822 Nr. A.9 Ratsdokument 5445/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.26 Ratsdokument 7910/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.27 Ratsdokument 8151/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/1524 Nr. A.9 Ratsdokument 9008/14 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.09.2014 Veit, Rüdiger SPD 26.09.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 26.09.2014 Weiss (Wesel I), Sabine CDU/CSU 26.09.2014 Wicklein, Andrea SPD 26.09.2014 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 26.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/1524 Nr. A.12 Ratsdokument 6587/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.13 Ratsdokument 8290/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.14 Ratsdokument 9143/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/544 Nr. A.49 EP P7_TA-PROV(2013)0546 Drucksache 18/1707 Nr. A.8 Ratsdokument 9802/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/1524 Nr. A.15 Ratsdokument 8814/14 Drucksache 18/1659 Nr. A.1 KOM(2014)324 endg. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 925. Sitzung am 19. Sep- tember 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Achtes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes – Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Fortent- wicklung des Meldewesens – Zweites Gesetz zur Änderung des Staatsangehö- rigkeitsgesetzes Der Bundesrat hat hierzu ferner folgende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt, dass mit dem Zweiten Gesetz zur Änderung des Staatsangehörig- keitsgesetzes ein weiterer, wichtiger Schritt zu einem modernen Staatsangehörigkeitsrecht in Deutschland gegangen wird. 2. Der Bundesrat nimmt zur Kenntnis, dass der Koalitionsvertrag auf Bundesebene vorsieht, dass für in Deutschland geborene und aufge- wachsene Kinder ausländischer Eltern in Zu- kunft der Optionszwang entfällt und die Mehr- staatigkeit akzeptiert wird. 3. Der Bundesrat begrüßt, dass diese Vereinba- rung im Koalitionsvertrag durch das Gesetz der Bundesregierung nun zeitnah umgesetzt wurde. Er stellt fest, dass das vorgelegte Gesetz diese Umsetzung in deutlich besserer Form vor- nimmt als dies im ursprünglichen Gesetzent- wurf des Bundesministeriums des Innern von Anfang Februar vorgesehen war. So wurde der Kreis der optionspflichtigen Kinder, für die künftig die Optionspflicht entfällt, erheblich er- weitert. Dadurch wird nach ersten Schätzungen der Optionszwang für mehr als 90 Prozent der Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5145 (A) (C) (D)(B) jetzt noch Optionspflichtigen entfallen. Für diese Personengruppe wird also eine deutliche Verbesserung erreicht werden. 4. Der Bundesrat stellt fest, dass sich mit dem vorliegenden Gesetz allerdings die Widersprü- che innerhalb des Staatsangehörigkeitsrechts verstärken, weil die Öffnung beispielsweise nicht auch im Einbürgerungsrecht nachvoll- zogen wird. Weitere Modernisierungsschritte bleiben diesbezüglich notwendig. 5. Der Bundesrat bedauert, dass die Bundesregie- rung sich nicht auf eine umfassende gesetzli- che Regelung verständigen konnte, die die vollständige und vorbehaltlose Abschaffung des Optionsverfahrens und die Aufgabe des Grundsatzes der Vermeidung von Mehrstaatig- keit vorsieht. 6. Der Bundesrat verweist in diesem Zusammen- hang auf seinen Gesetzentwurf vom 5. Juli 2013 (vergleiche Bundesratsdrucksache 461/13 (Beschluss)). Der vom Bundesrat beschlossene Gesetzentwurf sah eine Streichung des Grund- satzes der Vermeidung von Mehrstaatigkeit ins- gesamt aus dem Staatsangehörigkeitsgesetz ebenso vor, wie die vollständige Aufhebung der Optionsregelung in § 29 des Staatsangehörig- keitsgesetzes (vergleiche Artikel 1 Nummer 7 der Bundesratsdrucksache 461/13 (Beschluss)). Der Bundesrat hält an den Zielen seines Be- schlusses vom 5. Juli 2013 fest. Insbesondere sollte nach dem mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung gegangenen ersten Schritt so- wohl im Interesse der Betroffenen als auch aus verwaltungsökonomischer Sicht in einem zwei- ten Schritt die Optionsregelung vollständig auf- gehoben werden. – Gesetz zur Einstufung weiterer Staaten als sichere Herkunftsstaaten und zur Erleichterung des Ar- beitsmarktzugangs für Asylbewerber und gedul- dete Ausländer – Gesetz zur Änderung des Umweltinformationsge- setzes – Gesetz zu dem Abkommen vom 9. September 2013 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik der Philippinen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz zu dem Luftverkehrsabkommen vom 25. und 30. April 2007 zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika einerseits und der Europäi- schen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten an- derseits (Vertragsgesetz EU-USA-Luftverkehrsab- kommen – EU-USA-LuftverkAbkG) – Gesetz zu dem Europa-Mittelmeer-Luftverkehrs- abkommen vom 15. Dezember 2010 zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten ei- nerseits und dem Haschemitischen Königreich Jordanien anderseits (Vertragsgesetz Europa- Mittelmeer-Jordanien-Luftverkehrsabkommen – Euromed-JOR-LuftverkAbkG) – Gesetz zu dem Abkommen vom 26. Juni 2012 zwi- schen der Europäischen Union und ihren Mitglied- staaten und der Republik Moldau über den Ge- meinsamen Luftverkehrsraum (Vertragsgesetz EU-Moldau-Luftverkehrsabkommen – EU-MDA- LuftverkAbkG) Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 925. Sit- zung am 19. September 2014 beschlossen, zu dem Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 gemäß Artikel 110 Absatz 3 des Grundgesetzes und zu dem Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 gemäß § 9 Ab- satz 2 Satz 2 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft und gemäß § 50 Ab- satz 3 Satz 1 des Haushaltsgrundsätzegesetzes wie folgt Stellung zu nehmen: 1. Die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren hat maßgeblich zur Konsoli- dierung des Bundeshaushalts beigetragen. Nicht zu- letzt die Zunahme der Steuereinnahmen bewirkte eine stetige Verringerung des Finanzierungsdefizits des Bundes. Die gute Lage am Arbeitsmarkt führte da- rüber hinaus zu einer verhältnismäßig stabilen Ent- wicklung der Sozialausgaben. Der Bundeshaushalt profitiert zudem in besonderem Maße von dem anhal- tend niedrigen Zinsniveau, das ebenfalls jährlich für erhebliche Entlastungen sorgt. Hinzu tritt eine vorübergehende Kürzung der Zuschüsse an einzelne Sozialversicherungszweige (Gesundheitsfonds und Gesetzliche Rentenversicherung). 2. Der Bundesrat erkennt an, dass die Bundesregierung nach einem avisierten strukturellen Überschuss 2014 nun mit dem Entwurf 2015 erstmals seit dem Jahr 1969 einen Haushalt ohne Nettokreditaufnahme erreichen kann. Im Vergleich zu den bisherigen Pro- gnosen mehren sich jedoch die Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung. Die derzeitigen geopoliti- schen Unruhen zum Beispiel in der Ukraine und im Nahen Osten wirken zunehmend dämpfend auf die deutsche Wirtschaft, wobei das vollständige Ausmaß der zukünftigen Risiken derzeit noch nicht absehbar ist. Die anhaltende Nachfrageschwäche aus dem Eu- roraum belastet zusätzlich die wirtschaftliche Ent- wicklung. Zudem würde eine Normalisierung des all- gemeinen Zinsniveaus zu einer deutlichen Steigerung der Zinsausgaben führen. Um die Zielsetzung eines Haushalts ohne Neuverschuldung langfristig abzusi- chern, bedarf es daher weiterer Konsolidierungsan- strengungen. Dabei ist auch die Sicherung der ge- samtstaatlichen Einnahmenbasis unerlässlich, um die Finanzierung notwendiger Investitionen sowie zu- kunftswirksamer und wachstumsstärkender Maßnah- men von Bund, Ländern und Kommunen im Rahmen der verfassungsrechtlichen Verschuldungsgrenzen zu gewährleisten. 5146 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 (A) (C) (D)(B) 3. Der Bundesrat begrüßt die Bereitschaft der Bundesre- gierung, in dieser Legislaturperiode vermehrt in die Bereiche Bildung, Forschung, Verkehr und Infra- struktur zu investieren. Angesichts bedeutender In- vestitionsdefizite sieht er aber die Notwendigkeit, da- rüber hinausgehende zusätzliche Mittel in diese Zukunftsbereiche umzulenken. Dies würde weitere Wachstumsimpulse freisetzen und einer möglichen Erlahmung der Konjunktur entgegenwirken. 4. Der Bundesrat bittet in diesem Zusammenhang die Bundesregierung, im Bereich Verkehr und Infrastruk- tur alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um künftig mehr Planbarkeit, Verlässlichkeit und Flexibi- lität sicherzustellen. 5. Der Bundesrat erwartet, dass im Haushaltsentwurf 2015 des Bundes die für den Verkehrsbereich bereit- gestellten Regionalisierungsmittel erhöht werden. Der derzeitige Ansatz sollte zumindest um die zur De- ckung von Kostensteigerungen dringend erforderliche und bisher erfolgte Dynamisierung von jährlich 1,5 Prozent aufgestockt werden. Tatsächlich benötigt wird ein Betrag von 8,5 Milliarden Euro, wie das Gut- achten „Revision der Regionalisierungsmittel“ festge- stellt hat. Bei einem Einfrieren des Betrags bis zur Revision der Regionalisierungsmittel würde die Fi- nanzierungslücke zu den tatsächlichen ÖPNV-Kosten eine Größenordnung erreichen, die aus den Länder- haushalten nicht geschlossen werden kann. 6. Der Bundesrat stellt fest, dass eine Reihe an Faktoren einer verlässlichen und bedarfsgerechten Finanzie- rung von Bundesfernstraßen in den Ländern derzeit entgegensteht. Für eine nachhaltige und bedarfsge- rechte Finanzierung muss die Planung, Verfügbarkeit und Steuerung der Finanzmittel im Bundesfernstra- ßenbau deutlich verbessert werden. Darüber hinaus bittet der Bundesrat die Bundesregierung, die Zweck- ausgabenpauschale für Planung und Baubegleitung in angemessener Weise zu erhöhen. 7. Der Bundesrat weist erneut auf die Festlegung im Zuge der Einigung zur nationalen Umsetzung des Fis- kalpakts und des Stabilitäts- und Wachstumspakts hin, in dieser Legislaturperiode ein neues Bundesteil- habegesetz zu erarbeiten und in Kraft zu setzen, das die rechtlichen Vorschriften zur Eingliederungshilfe ablöst. Er bekräftigt seine Erwartung an eine Rege- lung, die mit Wirkung zum 1. Januar 2017 eine jährli- che Entlastung von 5 Milliarden Euro sicherstellt. 8. Die Bundesregierung hat angekündigt, im Herbst 2014 einen Gesetzentwurf mit Korrekturen und Nach- justierungen am Steuerrecht vorzulegen. Auch der Bundesrat sieht steuerpolitischen Handlungsbedarf. Er fordert die Bundesregierung erneut dazu auf, die von den Ländern für erforderlich gehaltenen weiteren steuerrechtlichen Änderungsbedarfe zeitnah zusam- menzutragen und deren Umsetzung zügig und in en- ger Abstimmung mit den Ländern vorzubereiten. Der Bundesrat erinnert in diesem Zusammenhang auch an die weiteren steuerpolitischen Vorhaben der Bundesregierung etwa im Kampf gegen missbräuchli- che Steuergestaltungen und grenzüberschreitende Ge- winnverlagerungen international operierender Unter- nehmen. Der Bundesrat geht davon aus, dass die Bundesregie- rung auf der Basis der mit den Ländern im Frühjahr vereinbarten Eckpunkte noch im Jahr 2014 einen Ge- setzentwurf zur Verschärfung der Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung und zum Absehen von Verfol- gung in besonderen Fällen (§§ 371, 398a Abgaben- ordnung) beschließen wird. 9. Der Bundesrat unterstützt die Zielvorgabe der Bun- desregierung im Koalitionsvertrag für die 18. Legisla- turperiode, bis zum Jahr 2018 in Deutschland eine flä- chendeckende Versorgung mit schnellem Internet mit Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s bereitzustel- len. 10.Der Bundesrat erkennt an, dass die Bundesregierung Maßnahmen zur Abmilderung der mit der Bundes- wehrreform und dem Abzug der Gaststreitkräfte ver- bundenen Schließung von Standorten vorgenommen hat. So können in den Haushaltsjahren 2015 bis 2018 Konversionsgrundstücke an Kommunen vergünstigt abgegeben werden. Die nähere Konkretisierung des entsprechenden Haushaltsvermerks im Haushalt 2015 sollte in Abstimmung mit den Ländern erfolgen. Auf- grund der erheblichen Tragweite der Bundeswehrre- form und des Abzugs der Gaststreitkräfte bittet der Bundesrat darum, die Kommunen bei Bedarf durch ergänzende Hilfen des Bundes zu unterstützen. 11.Der vorsorgende Hochwasserschutz stellt besonders vor dem Hintergrund des Hochwassers im Juni 2013 einen bedeutenden und gemeinsam von Bund und Ländern stärker wahrzunehmenden Aufgabenschwer- punkt dar. Der Bundesrat erinnert an die von den Agrarministerinnen und -ministern sowie den Um- weltministerinnen und -ministern geforderte Aufstel- lung eines Nationalen Hochwasserschutzprogramms. Er erwartet damit einhergehend eine aufgabenge- rechte Finanzausstattung, die sowohl eine Aufsto- ckung des Plafonds in der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- schutz“ (GAK) als auch zusätzliche Mittel für einen Sonderrahmenplan Hochwasserschutz innerhalb der GAK beinhaltet, um die in einem Nationalen Hoch- wasserschutzprogramm vorgesehenen Maßnahmen zeitgerecht in Angriff nehmen zu können. Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Ju- gend hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und die in ihrem Zuständigkeitsbereich be- troffenen Beauftragten der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages 2010 Drucksache 17/4325 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5147 (A) (C) (B) Unterrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Zweiter Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminie- rungsstelle des Bundes und der in ihrem Zuständig- keitsbereich betroffenen Beauftragten der Bundesregie- rung und des Deutschen Bundestages Diskriminierung im Bildungsbereich und Arbeitsleben Drucksachen 17/14400, 18/641 Nr. 21 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1935 Nr. A.10 Ratsdokument 9934/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.43 ERH 8/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.44 Ratsdokument 10911/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.45 Ratsdokument 11283/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.46 Ratsdokument 11288/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.157 Ratsdokument 11738/13 Drucksache 18/419 Nr. A.158 Ratsdokument 11857/13 Drucksache 18/544 Nr. A.46 EP P7_TA-PROV(2013)0545 Drucksache 18/544 Nr. A.48 EP P7_TA-PROV(2013)0594 Drucksache 18/1393 Nr. A.39 Ratsdokument 8806/14 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/419 Nr. A.173 Ratsdokument 14116/13 Drucksache 18/1707 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2014)0395 (D) 55. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 19 Elterngeld Plus und flexiblere Elternzeit TOP 20 Ausbau der Kindertagesbetreuung TOP 21 Einführung von Gruppenverfahren TOP 22 Bericht zum Anerkennungsgesetz TOP 23 Bericht zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung TOP 24 Entwicklungspolitik Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eckhardt Rehberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kollege
    Kindler, nennen Sie mir eine Krankenkasse, die ver-
    schuldet ist. Ich kenne keine. Die Krankenkassen
    schwimmen im Geld. Sie haben Überschüsse ohne Ende.
    Das ist das Ergebnis grundsolider Politik der letzten
    Jahre und der positiven wirtschaftlichen Entwicklung.
    Schauen Sie sich die Rentenversicherung an. Wir debat-





    Eckhardt Rehberg


    (A) (C)



    (D)(B)

    tieren nicht über die Erhöhung von Beitragssätzen, son-
    dern wir debattieren darüber, ob wir sie senken müssen,
    weil wir eine Reserve von fast zwei Monaten haben. Ihre
    Beschreibung der Lage hat mit der Realität nichts zu tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn man von innovativer und kompetenter Haus-
    haltspolitik redet, dann sollte man sich anschauen, wie
    wir im nächsten Jahr zur schwarz-roten Null kommen
    werden. Wir haben im Jahr 2010 mit einer Sollverschul-
    dung von 86 Milliarden Euro begonnen. In diesem Jahr
    ist die Istverschuldung auf 44 Milliarden Euro gesunken.
    Wir haben schon in der zurückliegenden Zeit die Kom-
    munen massiv entlastet. Ich nenne als Beispiele die Kos-
    ten der Unterkunft und die Grundsicherung im Alter.
    Kollege Kindler, wir haben ganz nebenbei zum Beispiel
    das Kindergeld erhöht. Das waren Kosten in Höhe von
    10 Milliarden Euro. Wenn Sie Steuermindereinnahmen
    beklagen, so sage ich: Das ist gut angelegtes Geld für
    unsere Familien und unsere Kinder.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine klare Gegenfinanzierung!)


    Wir werden im nächsten Jahr bei der schwarz-roten
    Null landen. Es werden oft Märchen erzählt, und es wird
    so getan, als ob nur der Bund Steuermehreinnahmen
    hätte. Ja, wir haben von 2005 bis 2014, in der Regie-
    rungszeit von Angela Merkel, 78 Milliarden Euro Steu-
    ermehreinnahmen gehabt. Länder und Gemeinden haben
    aber in dieser Zeit Steuermehreinnahmen in Höhe von
    100 Milliarden Euro gehabt. Tun wir doch nicht so, als
    ob die Steuern nur beim Bund landen würden. Der über-
    wiegende Teil der Gemeinschaftssteuern landet bei Län-
    dern und Gemeinden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn Sie in der 17. und 18. Wahlperiode eine kom-
    munale Entlastung von insgesamt 90 Milliarden Euro
    stemmen und gleichzeitig die Null haben wollen, dann,
    liebe Frau Kollegin Schwesig, nenne ich das insgesamt
    innovative und kompetente Haushaltspolitik. Das Wich-
    tigste für mich ist, dass wir in den nächsten Jahren die
    Null halten. Wir können viel über Hochschulen, Kitas
    und darüber, wie Geld verteilt wird, debattieren. Das
    Wichtigste ist, dass ich meinen Enkelkindern keine Neu-
    verschuldung in Deutschland hinterlasse.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht ihr doch! Ihr macht doch neue Schulden bei der Infrastruktur!)


    Vielmehr soll jede Generation ihre Verantwortung tra-
    gen, auch für die Finanz- und Haushaltspolitik.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Der Bund hat sich Mehrausgaben in Höhe von
    30 Milliarden Euro für die Jahre bis 2018 vorgenommen.
    Die Steigerung beträgt in den Jahren 2016, 2017 und
    2018 jeweils 10 Milliarden Euro. Zur Wahrheit gehört
    auch, dass die Hälfte dieses Aufwuchses an Länder und
    Kommunen geht. Wir wollen die Kommunen um 1 Mil-
    liarde Euro entlasten. Damit beginnen wir heute. Ich
    halte die Verteilung übrigens für gerecht. Die eine Hälfte
    kommt aus den Umsatzsteuerpunkten, die andere Hälfte
    aus den KdU. Das eine kommt bei den Stärkeren an, das
    andere bei den Schwächeren. Ich halte das für eine in die
    Zukunft gerichtete, gute Verteilung für die Kommunen
    in der Bundesrepublik Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    6 Milliarden Euro sollen an die Länder gehen. Da
    stellt sich für mich eine ganz spannende Frage. Kommt
    das Geld wirklich an? Das betrifft dieses Entlastungsge-
    setz. Nachdem in der ersten Formulierung von Trägern
    der Eingliederungshilfe gesprochen wurde, mussten
    dann ganz konkret die Kommunen genannt werden. Ich
    möchte mich ganz ausdrücklich bei unseren Kommunal-
    politikern und an deren Spitze bei Ingbert Liebing be-
    danken, dass sie hier reingegrätscht sind. Die ersten Län-
    der haben nämlich schon den Finger gehoben und auf
    das Geld Anspruch erhoben. Wir haben in dem Koali-
    tionsvertrag festgeschrieben, dass die 1 Milliarde Euro
    und auch die zukünftigen 5 Milliarden Euro – das ist
    eine Vorfestlegung – für die Entlastung der Kommunen
    verwendet werden und für nichts anderes.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Eine Rednerin, die nach mir spricht und Mitglied des
    Haushaltsausschusses ist, eine Kollegin von der SPD,
    hat einmal von klebrigen Fingern der Länder gespro-
    chen. Ich will das nicht tun.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das kann nur Frau Hagedorn gewesen sein! – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine gute Kollegin ansonsten!)


    Aber gucken wir uns wirklich einmal die Realitäten
    an:

    Stichwort „Entflechtungsgesetz“. Mit den Mitteln
    konnten die Länder und Kommunen eigentlich nicht
    rechnen. Die Absprache war eine andere. Die Absprache
    war: degressiv bis 2019. Ergebnis: Zustimmung Fiskal-
    vertrag; die 2,6 Milliarden Euro bleiben stehen. – Gu-
    cken Sie sich heute einmal an, wie viele Länder die
    Zweckbindung bei sich normiert haben! Ich fange jetzt
    nicht an, die Länder zu benennen, weil das an dieser
    Stelle vielleicht zu weit führt. Es gibt Länder, die über-
    haupt keine Zweckbindung festgeschrieben haben. Ich
    kenne Länder, wo beim ÖPNV und beim kommunalen
    Straßenbau gerade einmal die Hälfte der Mittel für die-
    sen Zweck ankommt.

    Deswegen geht mein Appell an die Kolleginnen und
    Kollegen von allen Fraktionen, ob in der Regierung oder
    in der Opposition in diesem Land: Wir sollten alle ge-
    meinsam als Bundestagsabgeordnete wirklich dafür sor-
    gen, dass das Geld entsprechend der Zweckbindung und
    auch auf der Ebene ankommt, die wir politisch vorgese-
    hen haben. Es kann nicht sein, dass Entflechtungsmittel
    zur Sanierung der Länderhaushalte verwendet werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)






    Eckhardt Rehberg


    (A) (C)



    (D)(B)

    Nehmen wir das Thema BaföG: BAföG wird an Stu-
    dierende und Schüler ausgereicht, und deswegen gehö-
    ren die Mittel nach meiner Auffassung auch an Schulen
    und Hochschulen. Jetzt kann man sich beim Thema
    „frühkindliche Bildung“ streiten; aber wenn man die
    Mittel nur nimmt, damit die Eltern keine Kitabeiträge
    zahlen müssen, dann sehe ich keine Qualitätsverbesse-
    rung in der frühkindlichen Bildung, sondern dann ist das
    aus meiner Sicht eine Zweckentfremdung. Wenn man
    die Mittel für Qualitätsverbesserung in der frühkindli-
    chen Bildung verwenden würde,


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen die ja!)


    dann wäre ich noch damit einverstanden; aber wenn sie
    nur eingesetzt werden, damit Eltern keine Beiträge mehr
    zahlen müssen, sehe ich eine Zweckentfremdung.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Niedersachsen investiert in Qualität!)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine der ef-
    fizientesten Kommunalentlastungen war die bei der
    Grundsicherung im Alter. Es war eine gute Entschei-
    dung, auch deswegen – ich kann das zumindest für die
    neuen Bundesländer sagen –, weil es keinen signifikan-
    ten Anstieg bei der Grundsicherung im Alter gegeben
    hat. Die neuen Bundesländer hatten vor acht Jahren eine
    Quote von 1,16 Prozent; die neuen Bundesländer, ohne
    Berlin, haben heute eine Quote von 1,28 Prozent – kein
    signifikanter Anstieg. Über die verschiedenen Stufen
    – 40 Prozent, 75 Prozent und heute 100 Prozent – ist
    eine echte Entlastung für die Kommunen erreicht wor-
    den.

    Die Uni Rostock sagt in einer Studie, in Auftrag gege-
    ben vom Landtag Mecklenburg-Vorpommern, dass bis
    zum Jahr 2020 zumindest für dieses Bundesland nicht
    mit einem signifikanten Anstieg der Altersarmut, sprich:
    der Ausgaben für die Grundsicherung im Alter, zu rech-
    nen ist. Wissenschaftler können irren; ich zitiere das hier
    nur. Wenn das so sein sollte, ist das bei den Kommunen
    gut angelegtes Geld, meine sehr verehrten Damen und
    Herren.

    Wenn ich im Gesamtkontext betrachte, was wir getan
    haben und was wir tun wollen, dann möchte ich an einen
    Punkt anknüpfen, den Minister Schäuble schon genannt
    hat. Zur Ehrlichkeit gehört, dass es in der Gesamtheit
    den Kommunen und Ländern deutlich besser geht als
    dem Bund. Liebe Kolleginnen und Kollegen, manche
    debattieren hier nur die Einnahmeseite. Wenn Sie sich
    einmal angucken, welche Länder einen Ausgabenzu-
    wachs haben, dann stellen Sie fest: Das sind die Länder,
    wo Haushalte für nicht verfassungsgemäß erklärt wor-
    den sind, und das sind die Länder, die am meisten her-
    umtrompeten, dass man die Steuern erhöhen müsse, da-
    mit die Ausgaben auch geleistet werden können. Andere
    Länder, die sich anstrengen – ich lasse einmal beiseite,
    welche das sind –, fragen sich natürlich mittlerweile,
    auch mit Blick auf die Gespräche über die Bund-Länder-
    Finanzbeziehungen: Haben sich unsere Anstrengungen
    gelohnt, oder machen wir bei dem ganzen Thema
    Miese?


    (Beifall des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU])


    Ich kann diesen Ländern nur eines sagen: Die Anstren-
    gungen haben sich gelohnt, weil sie gegenüber denen,
    die ihre Ausgaben hochfahren und sich immer wieder
    verschulden, in einer besseren Position sind. Das Gebot
    der Stunde kann nicht sein, bei steigenden Steuereinnah-
    men solche Ausgabenzuwächse in den Länderhaushalten
    zu haben.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, was wir insgesamt
    brauchen, das ist aus meiner Sicht eine Verantwortungs-
    gemeinschaft, eine Verantwortungsgemeinschaft von
    Bund, Ländern und Kommunen. Das heißt für mich:

    Erstens. Das Geld muss an der Stelle ankommen, die
    politisch vereinbart worden ist. Das gilt sowohl für den
    Verwendungszweck als auch für die Ebene.

    Zweitens. Die Länder müssen ihre Zusagen einhalten.
    Denken wir einmal an das Thema des Krippenausbaus.
    Ja, wir haben seit 2008 viele Krippenplätze neu geschaf-
    fen und werden das auch weiter tun. Halten aber Länder
    und Kommunen wirklich die politische Zusage – ein
    Drittel der Bund, ein Drittel die Länder und ein Drittel
    die Kommen – ein? Wenn wir einmal ganz scharf in
    jeden Landeshaushalt schauen, dann stellen wir fest,
    dass dem oftmals mitnichten so ist.

    Drittens. Aus meiner Sicht darf es zu keiner Sanie-
    rung der Länderhaushalte durch Zweckentfremdung
    kommen. Ich halte es für unverantwortlich, was einige
    Länder machen. Ich rufe dringend zur Revision einiger
    kommunaler Finanzausgleichsgesetze der Länder auf, in
    denen explizit steht: Wenn der Bund zusätzliche Zuwei-
    sungen an die Kommunen vornimmt, dann fließen die
    Mittel über den Vorwegabzug zurück in den Landes-
    haushalt. Ich halte das für politisch-moralisch nicht ver-
    tretbar.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es gibt solche Länder. Bei einer Tasse Kaffee nenne ich
    Ihnen diese auch. – Die Mittel müssen also letztendlich
    im kommunalen Haushalt ankommen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben in der
    vergangenen Legislaturperiode mit einem massiven
    Schuldenabbau begonnen.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz viele neue Schulden gemacht!)


    Nehmen wir einmal die 90 Milliarden Euro, die in der
    vergangenen Legislaturperiode den Kommunen zuge-
    wiesen worden sind.

    Lassen Sie mich zum Schluss noch eine Anmerkung
    machen und darauf hinweisen, dass die Hälfte des Aus-
    gabenzuwachses nicht als Durchlaufposten im Bundes-
    haushalt enthalten ist. Wir müssen eine Debatte darüber
    führen, ob der Bund Maßnahmen finanziert, für die er ei-
    gentlich nicht zuständig ist. Diese Debatte muss deswe-





    Eckhardt Rehberg


    (A) (C)



    (D)(B)

    gen zwingend geführt werden, weil auch der Bund Auf-
    gaben zu erfüllen hat. Ja, Kollege Kindler, mir
    persönlich wäre es lieber – das sage ich ganz offen –,
    das, was wir als Durchlaufposten an die Länder geben, in
    die Verkehrsinfrastruktur zu stecken. Das ist originäre
    Bundesaufgabe.

    Herr Minister Schäuble, deswegen haben Sie die
    Unionsfraktion an Ihrer Seite bei all den Themen, die in
    den nächsten Wochen und Monaten anstehen. Ich
    glaube, wir im Bund befinden uns in einer sehr guten
    Position auf dem Weg hin zu einer schwarz-roten Null.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich der Abgeordneten

Susanna Karawanskij, Fraktion Die Linke, das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Susanna Karawanskij


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

    und Kollegen! Liebe Gäste! 550 Millionen Euro mehr
    stellt der Bund in den nächsten zwei Jahren über das
    Sondervermögen Kinderbetreuungsausbau zur Verfü-
    gung. Dass die Bereitstellung der Mittel für den Kinder-
    betreuungsausbau durch den Bund problematisch ist und
    dass wir vor allem auch über die Qualität reden müssen,
    darauf hat meine Kollegin Diana Golze bereits hinge-
    wiesen.

    Sie sind stolz darauf und klopfen sich nun auf die
    Schulter. Ich sage Ihnen: Für die klammen Kommunen
    ist das zu wenig. Das reicht hinten und vorne nicht. Die
    meisten ihrer Probleme werden damit nicht gelöst. Die
    grundsätzliche chronische Unterfinanzierung der kom-
    munalen Familie lässt sich durch diese Placebogesetzge-
    bung leider nicht beheben.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Daneben soll der Bund ab 2015 die Kommunen jähr-
    lich um 1 Milliarde Euro entlasten. Dafür erhalten sie
    jährlich 500 Millionen Euro mehr an Erstattungen bei
    den Kosten für Unterkunft und Heizung im Bereich der
    Grundsicherung für Arbeitsuchende. Außerdem steigt
    der Anteil der Städte und Gemeinden am Umsatzsteuer-
    aufkommen. Dies macht ebenfalls 500 Millionen Euro
    jährlich aus.

    Ich sage Ihnen jetzt, worin meine Kritik besteht.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Also los!)


    Im Koalitionsvertrag steht, Herr Kauder, dass die Kom-
    munen ab 2014 um 1 Milliarde Euro jährlich entlastet
    werden sollen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein! Das ist falsch!)


    Nicht nur die Spitzenverbände haben diesen Wortlaut so
    verstanden, sondern auch Ihre Kollegen, wie es in der
    Sitzung des Unterausschusses Kommunales deutlich
    wurde. Wir stellen fest, dass „sofort“ bei Ihnen „ein Jahr
    später“ heißt.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie irren auch an diesem Punkt!)


    Das heißt, weder fließt 1 Milliarde Euro sofort, noch ist
    das eine ausreichende Hilfe. Das ist so wie Hustensaft
    bei einer Lungenentzündung.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Entlastung der Kommunen ist Ihrerseits gar nicht
    garantiert. Es sind schließlich die Länder, die oftmals in
    der Pflicht stehen, den Kommunen Gelder für die Erledi-
    gung ihrer ureigenen Aufgaben zukommen zu lassen.
    Deshalb müssen Sie, meine Damen und Herren, sicher-
    stellen, dass die Entlastung auch tatsächlich bei den
    Kommunen ankommt.

    Sie wollen einen Beitrag zur Reduzierung der Kosten
    für die Eingliederungshilfe leisten. Das kann an dieser
    Stelle aber auch kontraproduktiv bzw. mit Bezug auf die
    Träger der Eingliederungshilfe ja sogar gefährlich sein,
    wenn Länder die entsprechenden Gelder an die Kommu-
    nen nicht weiterleiten.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist traurig!)


    Denn weil einige dafür nicht zuständig sind, gibt es da
    auch kein Geld. Ich sage Ihnen: Da muss nachgebessert
    werden. Im Gesetz muss die Zweckbindung dieser Gel-
    der verankert werden, damit die Kommunen tatsächlich
    entlastet werden; sonst wird deren Handlungsfähigkeit
    gerade nicht verbessert, und wir hätten es wiederum nur
    mit einer Placebogesetzgebung zu tun.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Grundsätzlich begrüßen wir es selbstverständlich,
    wenn Kommunen tatsächlich um 1 Milliarde Euro pro
    Jahr entlastet werden. Die Erhöhung der Erstattung der
    Kosten für Unterkunft und Heizung um 500 Millionen
    Euro ist zwar nur eine kleine Entlastung, aber ein richti-
    ges und wichtiges Schrittchen. Dennoch fordern wir als
    Linke die vollständige Entlastung der Kommunen von
    diesen Kosten.

    Außerdem wird – ich hatte es bereits erwähnt – der
    Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer um 500 Millionen
    Euro erhöht. Aber auch diese Mittel werden nicht helfen,
    die chronische Unterfinanzierung der Kommunen zu be-
    seitigen. Diese Erhöhung ist lächerlich; sie ist kein
    Grund zum Jubeln. Wir brauchen da einen größeren
    Schritt. Diese Maßnahme ist meines Erachtens wiede-
    rum nur ein Placebo.

    Die jüngst veröffentlichte „Kommunenstudie 2014“
    von Ernst & Young hat gezeigt, dass die Schere zwi-
    schen armen und reichen Kommunen immer weiter aus-
    einandergeht. Die Kassenkredite explodieren, und der
    Investitionsstau ist enorm. Würde ich beschreiben wol-
    len, welche Kommunen in Nordsachsen, woher ich
    komme, einen Investitionsstau haben, wüsste ich gar
    nicht, wo ich mit dem Aufzählen anfangen sollte: Das





    Susanna Karawanskij


    (A) (C)



    (D)(B)

    fängt beim Breitbandausbau an, geht über die Sanierung
    der Schulen, der Infrastruktur bis hin zur Sanierung von
    Krankenhäusern usw. usf. Den Menschen dort droht
    auch ein tiefer Griff in ihre Taschen, beispielsweise
    durch die Erhöhung von Gebühren oder auch durch die
    Schaffung von neuen Gebühren.

    Hier geht es nicht um das Sahnehäubchen und auch
    nicht um den Nachtisch; hier geht es tatsächlich um den
    Hauptgang: Es geht um die Daseinsvorsorge, die sicher-
    gestellt werden muss. Ich bleibe dabei: Die Kommunen,
    aber auch die Länder sind strukturell unterfinanziert. Da-
    ran werden leider auch die 500 Millionen Euro, die auf
    11 000 Gemeinden, Gemeindeverbände und Kreise in
    Deutschland verteilt werden müssen, nichts ändern.

    Die Finanzausstattung von Kommunen und Ländern
    muss deutlich verbessert werden. Dafür brauchen wir
    zum einen eine grundlegende Gemeindefinanzreform,
    die unseren Kommunen tatsächlich stabilere Einnahmen
    verschafft. Wir haben dazu einen Antrag vorgelegt, in
    dem die Weiterentwicklung der Gewerbesteuer zu einer
    Gemeindewirtschaftsteuer gefordert wird. Weiterhin for-
    dern wir für die kommunale Familie die Einführung ei-
    ner kommunalen Investitionspauschale, und zwar als So-
    fortmaßnahme und nicht erst irgendwann einmal. Das
    hat meine Fraktion auch in die aktuellen Haushaltsver-
    handlungen eingebracht. Zum anderen brauchen wir ei-
    nen neuen solidarischen und aufgabengerechten Länder-
    finanzausgleich, welcher vor allen Dingen die Länder,
    aber auch die Kommunen finanziell stärkt. Es muss für
    tatsächlich gleichwertige Lebensverhältnisse in allen
    Ländern und Regionen gesorgt werden. Auch hier haben
    wir ein Konzept zur Diskussion vorgelegt.

    Meine Damen und Herren, hören Sie auf mit der
    Placebogesetzgebung; sie hilft nicht weiter. Wenn Sie
    Steuererhöhungen ausschließen, das Scharfstellen der
    Schuldenbremse im Jahr 2020 durchsetzen wollen und
    immer nur auf die „schwarze Null“ schielen, dann be-
    deutet das klipp und klar, dass Sie den Ländern und
    Kommunen eine Rosskur aufbürden. Am Ende müssen
    das die Menschen in den Städten und Dörfern ausbaden.
    Dazu sage ich Ihnen ganz klar: Dem werden wir uns ent-
    gegenstellen. Das machen wir nicht mit.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Schade!)


    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)