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    Plenarprotokoll 18/55 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 55. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. September 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung des Elterngeld Plus mit Part- nerschaftsbonus und einer flexibleren El- ternzeit im Bundeselterngeld- und Eltern- zeitgesetz Drucksachen 18/2583, 18/2625 . . . . . . . . . . . 5071 B Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5071 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5073 D Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . 5075 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5076 C Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5077 D Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 5079 A Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 5080 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5082 B Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5083 C Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5084 D Bettina Hornhues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5086 B Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5087 C Tagesordnungspunkt 20: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur weiteren Entlastung von Län- dern und Kommunen ab 2015 und zum quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung Drucksache 18/2586 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 A b) Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Matthias W. Birkwald, Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ausbau und Qualität in der Kinderbetreuung vorantreiben Drucksache 18/2605 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5089 B Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5091 C Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5093 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5094 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5095 D Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 5098 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5099 B Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5101 A Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . 5102 A Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5103 B Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 5105 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5107 A Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von den Abgeordneten Nicole Maisch, Renate Künast, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über die Einführung von Gruppenverfahren Drucksache 18/1464 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5107 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5108 A Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5109 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5110 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5111 C Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5112 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5113 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5114 B Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 5115 D Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 B Tagesordnungspunkt 22: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zum Anerkennungsgesetz Drucksache 18/1000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 D Stefan Müller, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5116 D Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5118 B Dr. Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5119 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5120 C Cemile Giousouf (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5121 D Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5123 A Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5124 A Tagesordnungspunkt 23: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – 17. Le- gislaturperiode – Drucksache 17/14325 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5125 B Stefan Müller, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5125 C Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5126 D Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5127 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5128 D Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5130 A Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5131 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 5132 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE sowie der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Claudia Roth (Augsburg), Dr. Frithjof Schmidt, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wirtschaftspartnerschafts- abkommen stoppen – Für neue Ver- handlungen ohne Druck und Fristen Drucksache 18/2603 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5133 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen – Soziale Un- gleichheit weltweit überwinden Drucksachen 18/1328, 18/1916. . . . . . . . . 5133 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Heike Hänsel, Niema Movassat, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Verhandlungen über die Wirt- schaftspartnerschaftsabkommen – Neu- start ohne Drohungen und Fristen Drucksachen 18/1615, 18/2073 . . . . . . . . 5133 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5133 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5134 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5136 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5137 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5139 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5140 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5141 A Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5141 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5142 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 5143 A Anlage 2 Amtliche Mitteilung (Nachtrag zur 51. Sit- zung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5144 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5144 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5071 (A) (C) (D)(B) 55. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. September 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5143 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 26.09.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 26.09.2014 Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Bär, Dorothee CDU/CSU 26.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 26.09.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.09.2014 Dr. De Ridder, Daniela SPD 26.09.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 26.09.2014 Dött, Marie-Luise CDU/CSU 26.09.2014 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 26.09.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 26.09.2014 Gastel, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 26.09.2014 Groth, Annette DIE LINKE 26.09.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 26.09.2014 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 26.09.2014 Horb, Margaret CDU/CSU 26.09.2014 Jung, Xaver CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 26.09.2014 Korte, Jan DIE LINKE 26.09.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.09.2014 Kühn (Dresden), Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Liebich, Stefan DIE LINKE 26.09.2014 Liebing, Ingbert CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 26.09.2014 Dr. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Murmann, Philipp CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Nick, Andreas CDU/CSU 26.09.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Poß, Joachim SPD 26.09.2014 Dr. Raatz, Simone SPD 26.09.2014 Rachel, Thomas CDU/CSU 26.09.2014 Radomski, Kerstin CDU/CSU 26.09.2014 Scheuer, Andreas CDU/CSU 26.09.2014 Stauche, Carola CDU/CSU 26.09.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 26.09.2014 Strässer, Christoph SPD 26.09.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 26.09.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 26.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5144 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilung (Nachtrag zur 51. Sitzung) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.3 EuB-BReg 53/2013 Drucksache 18/419 Nr. A.18 Ratsdokument 14716/13 Drucksache 18/544 Nr. A.1 EuB-BReg 10/2014 Drucksache 18/544 Nr. A.8 Ratsdokument 18099/13 Drucksache 18/822 Nr. A.3 EuB-BReg 16/2014 Drucksache 18/822 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2014)0098 Drucksache 18/822 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2014)0101 Drucksache 18/897 Nr. A.1 Ratsdokument 6902/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/419 Nr. A.38 Ratsdokument 8179/13 Drucksache 18/822 Nr. A.8 EP P7_TA-PROV(2014)0064 Drucksache 18/822 Nr. A.9 Ratsdokument 5445/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.26 Ratsdokument 7910/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.27 Ratsdokument 8151/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/1524 Nr. A.9 Ratsdokument 9008/14 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.09.2014 Veit, Rüdiger SPD 26.09.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 26.09.2014 Weiss (Wesel I), Sabine CDU/CSU 26.09.2014 Wicklein, Andrea SPD 26.09.2014 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 26.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/1524 Nr. A.12 Ratsdokument 6587/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.13 Ratsdokument 8290/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.14 Ratsdokument 9143/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/544 Nr. A.49 EP P7_TA-PROV(2013)0546 Drucksache 18/1707 Nr. A.8 Ratsdokument 9802/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/1524 Nr. A.15 Ratsdokument 8814/14 Drucksache 18/1659 Nr. A.1 KOM(2014)324 endg. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 925. Sitzung am 19. Sep- tember 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Achtes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes – Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Fortent- wicklung des Meldewesens – Zweites Gesetz zur Änderung des Staatsangehö- rigkeitsgesetzes Der Bundesrat hat hierzu ferner folgende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt, dass mit dem Zweiten Gesetz zur Änderung des Staatsangehörig- keitsgesetzes ein weiterer, wichtiger Schritt zu einem modernen Staatsangehörigkeitsrecht in Deutschland gegangen wird. 2. Der Bundesrat nimmt zur Kenntnis, dass der Koalitionsvertrag auf Bundesebene vorsieht, dass für in Deutschland geborene und aufge- wachsene Kinder ausländischer Eltern in Zu- kunft der Optionszwang entfällt und die Mehr- staatigkeit akzeptiert wird. 3. Der Bundesrat begrüßt, dass diese Vereinba- rung im Koalitionsvertrag durch das Gesetz der Bundesregierung nun zeitnah umgesetzt wurde. Er stellt fest, dass das vorgelegte Gesetz diese Umsetzung in deutlich besserer Form vor- nimmt als dies im ursprünglichen Gesetzent- wurf des Bundesministeriums des Innern von Anfang Februar vorgesehen war. So wurde der Kreis der optionspflichtigen Kinder, für die künftig die Optionspflicht entfällt, erheblich er- weitert. Dadurch wird nach ersten Schätzungen der Optionszwang für mehr als 90 Prozent der Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5145 (A) (C) (D)(B) jetzt noch Optionspflichtigen entfallen. Für diese Personengruppe wird also eine deutliche Verbesserung erreicht werden. 4. Der Bundesrat stellt fest, dass sich mit dem vorliegenden Gesetz allerdings die Widersprü- che innerhalb des Staatsangehörigkeitsrechts verstärken, weil die Öffnung beispielsweise nicht auch im Einbürgerungsrecht nachvoll- zogen wird. Weitere Modernisierungsschritte bleiben diesbezüglich notwendig. 5. Der Bundesrat bedauert, dass die Bundesregie- rung sich nicht auf eine umfassende gesetzli- che Regelung verständigen konnte, die die vollständige und vorbehaltlose Abschaffung des Optionsverfahrens und die Aufgabe des Grundsatzes der Vermeidung von Mehrstaatig- keit vorsieht. 6. Der Bundesrat verweist in diesem Zusammen- hang auf seinen Gesetzentwurf vom 5. Juli 2013 (vergleiche Bundesratsdrucksache 461/13 (Beschluss)). Der vom Bundesrat beschlossene Gesetzentwurf sah eine Streichung des Grund- satzes der Vermeidung von Mehrstaatigkeit ins- gesamt aus dem Staatsangehörigkeitsgesetz ebenso vor, wie die vollständige Aufhebung der Optionsregelung in § 29 des Staatsangehörig- keitsgesetzes (vergleiche Artikel 1 Nummer 7 der Bundesratsdrucksache 461/13 (Beschluss)). Der Bundesrat hält an den Zielen seines Be- schlusses vom 5. Juli 2013 fest. Insbesondere sollte nach dem mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung gegangenen ersten Schritt so- wohl im Interesse der Betroffenen als auch aus verwaltungsökonomischer Sicht in einem zwei- ten Schritt die Optionsregelung vollständig auf- gehoben werden. – Gesetz zur Einstufung weiterer Staaten als sichere Herkunftsstaaten und zur Erleichterung des Ar- beitsmarktzugangs für Asylbewerber und gedul- dete Ausländer – Gesetz zur Änderung des Umweltinformationsge- setzes – Gesetz zu dem Abkommen vom 9. September 2013 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik der Philippinen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz zu dem Luftverkehrsabkommen vom 25. und 30. April 2007 zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika einerseits und der Europäi- schen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten an- derseits (Vertragsgesetz EU-USA-Luftverkehrsab- kommen – EU-USA-LuftverkAbkG) – Gesetz zu dem Europa-Mittelmeer-Luftverkehrs- abkommen vom 15. Dezember 2010 zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten ei- nerseits und dem Haschemitischen Königreich Jordanien anderseits (Vertragsgesetz Europa- Mittelmeer-Jordanien-Luftverkehrsabkommen – Euromed-JOR-LuftverkAbkG) – Gesetz zu dem Abkommen vom 26. Juni 2012 zwi- schen der Europäischen Union und ihren Mitglied- staaten und der Republik Moldau über den Ge- meinsamen Luftverkehrsraum (Vertragsgesetz EU-Moldau-Luftverkehrsabkommen – EU-MDA- LuftverkAbkG) Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 925. Sit- zung am 19. September 2014 beschlossen, zu dem Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 gemäß Artikel 110 Absatz 3 des Grundgesetzes und zu dem Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 gemäß § 9 Ab- satz 2 Satz 2 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft und gemäß § 50 Ab- satz 3 Satz 1 des Haushaltsgrundsätzegesetzes wie folgt Stellung zu nehmen: 1. Die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren hat maßgeblich zur Konsoli- dierung des Bundeshaushalts beigetragen. Nicht zu- letzt die Zunahme der Steuereinnahmen bewirkte eine stetige Verringerung des Finanzierungsdefizits des Bundes. Die gute Lage am Arbeitsmarkt führte da- rüber hinaus zu einer verhältnismäßig stabilen Ent- wicklung der Sozialausgaben. Der Bundeshaushalt profitiert zudem in besonderem Maße von dem anhal- tend niedrigen Zinsniveau, das ebenfalls jährlich für erhebliche Entlastungen sorgt. Hinzu tritt eine vorübergehende Kürzung der Zuschüsse an einzelne Sozialversicherungszweige (Gesundheitsfonds und Gesetzliche Rentenversicherung). 2. Der Bundesrat erkennt an, dass die Bundesregierung nach einem avisierten strukturellen Überschuss 2014 nun mit dem Entwurf 2015 erstmals seit dem Jahr 1969 einen Haushalt ohne Nettokreditaufnahme erreichen kann. Im Vergleich zu den bisherigen Pro- gnosen mehren sich jedoch die Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung. Die derzeitigen geopoliti- schen Unruhen zum Beispiel in der Ukraine und im Nahen Osten wirken zunehmend dämpfend auf die deutsche Wirtschaft, wobei das vollständige Ausmaß der zukünftigen Risiken derzeit noch nicht absehbar ist. Die anhaltende Nachfrageschwäche aus dem Eu- roraum belastet zusätzlich die wirtschaftliche Ent- wicklung. Zudem würde eine Normalisierung des all- gemeinen Zinsniveaus zu einer deutlichen Steigerung der Zinsausgaben führen. Um die Zielsetzung eines Haushalts ohne Neuverschuldung langfristig abzusi- chern, bedarf es daher weiterer Konsolidierungsan- strengungen. Dabei ist auch die Sicherung der ge- samtstaatlichen Einnahmenbasis unerlässlich, um die Finanzierung notwendiger Investitionen sowie zu- kunftswirksamer und wachstumsstärkender Maßnah- men von Bund, Ländern und Kommunen im Rahmen der verfassungsrechtlichen Verschuldungsgrenzen zu gewährleisten. 5146 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 (A) (C) (D)(B) 3. Der Bundesrat begrüßt die Bereitschaft der Bundesre- gierung, in dieser Legislaturperiode vermehrt in die Bereiche Bildung, Forschung, Verkehr und Infra- struktur zu investieren. Angesichts bedeutender In- vestitionsdefizite sieht er aber die Notwendigkeit, da- rüber hinausgehende zusätzliche Mittel in diese Zukunftsbereiche umzulenken. Dies würde weitere Wachstumsimpulse freisetzen und einer möglichen Erlahmung der Konjunktur entgegenwirken. 4. Der Bundesrat bittet in diesem Zusammenhang die Bundesregierung, im Bereich Verkehr und Infrastruk- tur alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um künftig mehr Planbarkeit, Verlässlichkeit und Flexibi- lität sicherzustellen. 5. Der Bundesrat erwartet, dass im Haushaltsentwurf 2015 des Bundes die für den Verkehrsbereich bereit- gestellten Regionalisierungsmittel erhöht werden. Der derzeitige Ansatz sollte zumindest um die zur De- ckung von Kostensteigerungen dringend erforderliche und bisher erfolgte Dynamisierung von jährlich 1,5 Prozent aufgestockt werden. Tatsächlich benötigt wird ein Betrag von 8,5 Milliarden Euro, wie das Gut- achten „Revision der Regionalisierungsmittel“ festge- stellt hat. Bei einem Einfrieren des Betrags bis zur Revision der Regionalisierungsmittel würde die Fi- nanzierungslücke zu den tatsächlichen ÖPNV-Kosten eine Größenordnung erreichen, die aus den Länder- haushalten nicht geschlossen werden kann. 6. Der Bundesrat stellt fest, dass eine Reihe an Faktoren einer verlässlichen und bedarfsgerechten Finanzie- rung von Bundesfernstraßen in den Ländern derzeit entgegensteht. Für eine nachhaltige und bedarfsge- rechte Finanzierung muss die Planung, Verfügbarkeit und Steuerung der Finanzmittel im Bundesfernstra- ßenbau deutlich verbessert werden. Darüber hinaus bittet der Bundesrat die Bundesregierung, die Zweck- ausgabenpauschale für Planung und Baubegleitung in angemessener Weise zu erhöhen. 7. Der Bundesrat weist erneut auf die Festlegung im Zuge der Einigung zur nationalen Umsetzung des Fis- kalpakts und des Stabilitäts- und Wachstumspakts hin, in dieser Legislaturperiode ein neues Bundesteil- habegesetz zu erarbeiten und in Kraft zu setzen, das die rechtlichen Vorschriften zur Eingliederungshilfe ablöst. Er bekräftigt seine Erwartung an eine Rege- lung, die mit Wirkung zum 1. Januar 2017 eine jährli- che Entlastung von 5 Milliarden Euro sicherstellt. 8. Die Bundesregierung hat angekündigt, im Herbst 2014 einen Gesetzentwurf mit Korrekturen und Nach- justierungen am Steuerrecht vorzulegen. Auch der Bundesrat sieht steuerpolitischen Handlungsbedarf. Er fordert die Bundesregierung erneut dazu auf, die von den Ländern für erforderlich gehaltenen weiteren steuerrechtlichen Änderungsbedarfe zeitnah zusam- menzutragen und deren Umsetzung zügig und in en- ger Abstimmung mit den Ländern vorzubereiten. Der Bundesrat erinnert in diesem Zusammenhang auch an die weiteren steuerpolitischen Vorhaben der Bundesregierung etwa im Kampf gegen missbräuchli- che Steuergestaltungen und grenzüberschreitende Ge- winnverlagerungen international operierender Unter- nehmen. Der Bundesrat geht davon aus, dass die Bundesregie- rung auf der Basis der mit den Ländern im Frühjahr vereinbarten Eckpunkte noch im Jahr 2014 einen Ge- setzentwurf zur Verschärfung der Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung und zum Absehen von Verfol- gung in besonderen Fällen (§§ 371, 398a Abgaben- ordnung) beschließen wird. 9. Der Bundesrat unterstützt die Zielvorgabe der Bun- desregierung im Koalitionsvertrag für die 18. Legisla- turperiode, bis zum Jahr 2018 in Deutschland eine flä- chendeckende Versorgung mit schnellem Internet mit Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s bereitzustel- len. 10.Der Bundesrat erkennt an, dass die Bundesregierung Maßnahmen zur Abmilderung der mit der Bundes- wehrreform und dem Abzug der Gaststreitkräfte ver- bundenen Schließung von Standorten vorgenommen hat. So können in den Haushaltsjahren 2015 bis 2018 Konversionsgrundstücke an Kommunen vergünstigt abgegeben werden. Die nähere Konkretisierung des entsprechenden Haushaltsvermerks im Haushalt 2015 sollte in Abstimmung mit den Ländern erfolgen. Auf- grund der erheblichen Tragweite der Bundeswehrre- form und des Abzugs der Gaststreitkräfte bittet der Bundesrat darum, die Kommunen bei Bedarf durch ergänzende Hilfen des Bundes zu unterstützen. 11.Der vorsorgende Hochwasserschutz stellt besonders vor dem Hintergrund des Hochwassers im Juni 2013 einen bedeutenden und gemeinsam von Bund und Ländern stärker wahrzunehmenden Aufgabenschwer- punkt dar. Der Bundesrat erinnert an die von den Agrarministerinnen und -ministern sowie den Um- weltministerinnen und -ministern geforderte Aufstel- lung eines Nationalen Hochwasserschutzprogramms. Er erwartet damit einhergehend eine aufgabenge- rechte Finanzausstattung, die sowohl eine Aufsto- ckung des Plafonds in der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- schutz“ (GAK) als auch zusätzliche Mittel für einen Sonderrahmenplan Hochwasserschutz innerhalb der GAK beinhaltet, um die in einem Nationalen Hoch- wasserschutzprogramm vorgesehenen Maßnahmen zeitgerecht in Angriff nehmen zu können. Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Ju- gend hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und die in ihrem Zuständigkeitsbereich be- troffenen Beauftragten der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages 2010 Drucksache 17/4325 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. September 2014 5147 (A) (C) (B) Unterrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Zweiter Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminie- rungsstelle des Bundes und der in ihrem Zuständig- keitsbereich betroffenen Beauftragten der Bundesregie- rung und des Deutschen Bundestages Diskriminierung im Bildungsbereich und Arbeitsleben Drucksachen 17/14400, 18/641 Nr. 21 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1935 Nr. A.10 Ratsdokument 9934/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.43 ERH 8/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.44 Ratsdokument 10911/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.45 Ratsdokument 11283/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.46 Ratsdokument 11288/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.157 Ratsdokument 11738/13 Drucksache 18/419 Nr. A.158 Ratsdokument 11857/13 Drucksache 18/544 Nr. A.46 EP P7_TA-PROV(2013)0545 Drucksache 18/544 Nr. A.48 EP P7_TA-PROV(2013)0594 Drucksache 18/1393 Nr. A.39 Ratsdokument 8806/14 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/419 Nr. A.173 Ratsdokument 14116/13 Drucksache 18/1707 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2014)0395 (D) 55. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 19 Elterngeld Plus und flexiblere Elternzeit TOP 20 Ausbau der Kindertagesbetreuung TOP 21 Einführung von Gruppenverfahren TOP 22 Bericht zum Anerkennungsgesetz TOP 23 Bericht zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung TOP 24 Entwicklungspolitik Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Die Kollegin Dr. Franziska Brantner hat für die Frak-

    tion Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Liebe Präsidentin! Liebe Frau Schwesig! Liebe Kol-
    leginnen und Kollegen! Lieber Herr Weinberg, danke
    fürs Zitieren! Ich sage gleich noch etwas zur echten
    Wahlfreiheit beim Elterngeld. Zum Ehegattensplitting:
    Ich bin da sehr klar: Das muss weg. Über das Wie disku-
    tieren wir. Dazu haben Sie auch schon einen Vorschlag
    gemacht. Von daher sind Sie in der Diskussion schon mit
    dabei.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das Elterngeld muss weg, oder was?)


    – Habe ich „Elterngeld“ gesagt? Ich meinte „Ehegatten-
    splitting“; sorry.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU – Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Du hast es richtig gesagt! – Marcus Weinberg [Hamburg] [CDU/CSU]: Nicht weg! Verbreitern!)


    – Das ist die Debatte über das Wie: Wie ändern wir es?
    Wir sagen: Es muss weg und durch etwas anderes ersetzt
    werden. Sie sagen: Familiensplitting. – Die Debatte ist
    offen.


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Sie wollen ja immer die Familien benachteiligen!)


    – Genau, zu den Familien: Deutschlands Familien, das
    sind: Alleinverdienende, Doppelverdiener, Minijobar-
    beitende, Teilzeitarbeitende, Schichtarbeitende, Pendler,
    getrennt, verheiratet, verpartnert oder einfach nur zu-
    sammen, ein Kind, zwei Kinder, drei Kinder oder mehr –
    die Vielfalt ihrer Wünsche und Bedürfnisse ist unser
    Auftrag hier.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Liebe Frau Schwesig, Ihr Modell ist unfair, weil Al-
    leinerziehende die 25 bis 30 Stunden kaum schaffen
    können. Auch für jene Mütter, die mit jemandem zusam-
    menleben, aber die gar nicht auf 25 Stunden hochgehen
    können, weil sie sich schon mit zwei Minijobs herum-
    schlagen und ein dritter gar nicht möglich ist, greift das
    Modell nicht. Das Modell ist auch unfair, weil es egal ist,
    ob eine Mutter oder ein Vater auf eine Halbtagstätigkeit
    reduziert oder nur eine Stunde pro Tag weniger arbeitet –
    die Dauer der Zahlung des Elterngeldes wird immer nur
    verdoppelt, maximal auf 28 Monate. Das ist für jene, die
    ihre Arbeitszeit zum Beispiel nur um ein Viertel reduzie-
    ren, nicht ganz fair. Das Modell ist auch unfair – das ha-
    ben wir heute schon vielfach gehört – für all jene, die im
    ALG-II-Bezug sind.

    Wir als Grüne wollen deshalb von anderen europäi-
    schen Ländern lernen. Mittlerweile ist bekannt, dass
    Schweden die Vereinbarkeit besser hinbekommt als
    Deutschland und dass sich dort Väter auch mehr an der
    Familienarbeit beteiligen. Warum ist das so?

    Nehmen wir das schwedische Elterngeld: In Schwe-
    den können Eltern das Elterngeld anteilig und dafür für
    einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Ein Bei-
    spiel: Eine Mutter, die ihre Arbeitszeit zu einem Viertel
    reduziert, bekommt viermal so lange Elterngeld. Ihr
    Partner, der zu einem Achtel weniger arbeitet und sie un-
    terstützt, kann achtmal so lange Elterngeld beziehen.
    Das macht es für beide Elternteile leichter, gleichzeitig
    auszusteigen und sich das Elterngeld länger zu teilen.

    Deswegen schlagen wir vor, dieses schwedische Mo-
    dell des Elterngelds zu übernehmen und dafür, auch wie
    in Schweden, die Elternzeit bis zum 14. Lebensjahr des
    Kindes auszuweiten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Stellen Sie sich einmal vor, auch in Deutschland würde
    die Vielfalt der Familien und der Lebensphasen wirklich
    so anerkannt werden! Eine alleinerziehende Mutter
    könnte für die ersten acht Monate nach der Geburt des
    Kindes ganz aussteigen, dann für vier weitere Monate zu
    einem Viertel wieder einsteigen. Dann blieben ihr immer
    noch weitere sechs Monate für einen Halbtagsjob. Oder
    sie sparte sich die Zeit auf, für die Einschulung des Kin-
    des zum Beispiel oder für noch später.

    So könnten Eltern den Bezug von Elterngeld, mit
    Partnermonaten inklusive, auf maximal 112 Monate stre-
    cken. Stellen Sie sich vor, dabei könnten sie das Eltern-
    geld wirklich bis zum 14. Lebensjahr des Kindes nutzen
    – wie es eben der vielfältigen Realität entspricht! –,
    wenn das Kind in die Pubertät kommt, wenn es auf eine
    weiterführende Schule wechselt oder wenn es einfach
    einmal mehr Zuwendung braucht, wenn mehr Zeit für
    das Kind notwendig ist.

    (B)






    Dr. Franziska Brantner


    (A) (C)



    (D)(B)

    Unser Modell macht drei Dinge:

    Erstens. Es macht einen schrittweisen Wiedereinstieg
    in den Beruf einfacher.

    Zweitens. Es erlaubt auch in späteren Phasen des Le-
    bens eines Kindes, Arbeitszeit zu reduzieren und dafür
    noch ein Zeitguthaben zu haben.

    Drittens. Es macht es Vätern leichter, sich zu beteili-
    gen. Eine halbe Stelle schreckt viele Väter ab. Mit einer
    geringeren Reduzierung, dafür aber für länger, werden
    mehr Väter erreicht, und die Beteiligung am Elterngeld
    balanciert sich zunehmend aus. Wenn man sich die Sta-
    tistik in Schweden anschaut, sieht man – das ist ganz in-
    teressant –, dass Väter nach dem dritten Lebensjahr des
    Kindes – bei Frau Schwesig in Deutschland gibt es dann
    schon kein Elterngeld mehr – genauso viel Elterngeld in
    Anspruch nehmen wie Mütter. Über das schwedische El-
    terngeldmodell kommt es zu einer wirklich partner-
    schaftlichen Aufteilung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Natürlich brauchen wir dazu auch eine familien-
    freundlichere Arbeitswelt und -kultur. Es sind eben nicht
    die Familien, die sich dem Arbeitsmarkt anpassen müs-
    sen, sondern andersherum. In Deutschland haben wir
    einen wirklich schlechten Mix. Wir haben die Präsenz-
    kultur, kombiniert mit der weitverbreiteten Dauerer-
    reichbarkeit. Präsenzkultur und Dauererreichbarkeit füh-
    ren zum Burn-out, wie wir es vorhin schon gehört haben.
    Auch in diesem Fall sollten wir uns unsere europäischen
    Nachbarn anschauen. In Holland und in Frankreich bei-
    spielsweise werden Zeitchartas vorgegeben. Arbeitgeber
    verhandeln mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
    über das „Von wann“, „Bis wann“, „Wo“ und „Mit wel-
    cher Verfügbarkeit“, damit nicht alle um 9 Uhr anfangen
    müssen und zuvor eine Stunde lang gemeinsam im Stau
    stehen, sondern die Zeiten flexibler nutzen können.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Darum geht es uns bei unserem Modell des flexiblen
    Elterngeldes: Wir wollen, dass sich Eltern frei aussuchen
    können, wie viel, wann und wie sie arbeiten. Dafür
    braucht es eine verlässliche Kindertagesbetreuung, ins-
    besondere für Alleinerziehende, eine familienfreundli-
    che Kultur in den Unternehmen und Instrumente, die
    Flexibilität und Vielfalt zulassen. Dafür steht unser Mo-
    dell des flexiblen Elterngeldes.

    Liebe Große Koalition, schaffen Sie doch die echte
    Wahlfreiheit! Wir wären dafür.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich der Abgeordneten

Dr. Silke Launert, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Silke Launert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
    Eine unserer größten Aufgaben in den nächsten zehn
    Jahren wird es sein, unser Hauptproblem zu lösen, näm-
    lich das Problem des demografischen Wandels.

    Wieso ist es so, dass in Frankreich eine Mutter im
    Durchschnitt mehr als zwei Kinder bekommt, in
    Deutschland eine Mutter aber weniger als 1,4 Kinder?
    Ohne die Lösung dieses Problems werden wir nicht vo-
    rankommen.

    Ein Land, eine Gesellschaft braucht drei Dinge: inne-
    ren und äußeren Frieden – dafür kämpfen wir an vielen
    Fronten in Europa und in der ganzen Welt –, eine funk-
    tionierende Wirtschaft – sonst hat niemand Geld, und
    niemand kann in dem Wohlstand leben, den wir jetzt ha-
    ben – und Menschen, Kinder. Inzwischen sind das auf-
    grund unserer globalisierten Welt gut ausgebildete Kin-
    der. Also müssen wir an dieser Stelle ansetzen.

    Dabei müssen wir alle ins Boot holen – das wurde
    mehrfach angesprochen –, insbesondere auch die Wirt-
    schaft. Es kann nicht sein, dass das dritte Ziel vernach-
    lässigt wird, weil uns das zweite immer wichtiger ist.

    Wir haben jetzt einen Gesetzentwurf – ich begrüße es
    sehr, dass er eingebracht wurde –, der zugegebenerma-
    ßen nur ein kleiner Schritt ist und der zugegebenermaßen
    mittelbar auch wieder Geld kostet, vor allem dann, wenn
    man ihn noch etwas besser machen würde. Das würde
    den Haushalt sprengen. Aber es ist ein Signal, und ein
    Signal kann Einfluss haben.

    Der Unterschied zu Frankreich ist nicht nur die bes-
    sere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie sie fak-
    tisch gelebt wird, sondern der Unterschied besteht auch
    in der Werteeinstellung. Es ist nach wie vor in einigen
    Gebieten unseres Landes so, dass sich eine Frau recht-
    fertigen muss, wenn sie nach der Geburt des Kindes wie-
    der anfängt, voll zu arbeiten. Meine Kinder waren drei
    und vier Jahre alt, als ich in den Bundestag gegangen
    bin. Ich musste bei jedem Interview erklären, wie ich das
    denn mit den Kindern mache. Das ist wirklich so gewe-
    sen. Ich glaube nicht, dass man diese Frage einem Mann
    stellen würde.


    (Beifall bei Abgeordneten im ganzen Haus)


    Deshalb kann man mit kleinen Gesetzen, auch wenn
    sie nur ein Signal sind, die Einstellung der Menschen im
    Land ändern, und deshalb sind sie wichtig.

    Wir haben drei Aspekte: die Einführung des Eltern-
    geld Plus, die Einführung des Partnerschaftsbonus und
    die Flexibilisierung der Elternzeit.

    Zunächst zur Flexibilisierung der Elternzeit. Das
    wurde bereits gesagt. Die Möglichkeit, bis zu 24 Monate
    zu übertragen bis zum achten Geburtstag des Kindes, be-
    grüße ich sehr, gerade weil es noch einfacher ist, wenn
    man auf eine Kita, einen Kindergarten zurückgreifen
    kann, zwei Drittel zu arbeiten.

    Die richtige Herausforderung stellt sich aber erst
    dann, wenn das Kind eingeschult wird, wenn das Kind





    Dr. Silke Launert


    (A) (C)



    (D)(B)

    um 11 Uhr oder halb zwölf nach Hause kommt. Da ha-
    ben wir noch Baustellen, an denen wir arbeiten müssen.
    Ich sage Ihnen: Das sind die Probleme, die ich habe und
    die meine Freundinnen haben. Deshalb ist die Übertra-
    gung so wichtig.

    Leider, leider trennen sich immer mehr Eltern. Das
    geht an den Kindern nicht spurlos vorüber, sondern sie
    leiden. Genau in dieser Phase braucht das Kind Zeit und
    Aufmerksamkeit. Es muss das Gefühl haben, dass je-
    mand da ist, und nicht das Gefühl, dass die Mama jetzt
    von halbtags auf ganztags aufstockt und keine Zeit mehr
    für ihr Kind hat. Umso wichtiger ist es, hier Flexibilität
    zu haben.

    Zu dem anderen Aspekt, dem Elterngeld Plus. Man
    muss sehen: Natürlich fördern wir ganz gezielt die Er-
    werbstätigkeit von Frauen in einem sehr frühen Stadium.
    Wir fördern, dass eine Frau früh wieder arbeiten geht,
    also nach der Geburt eines Kindes nicht ein Jahr zu
    Hause bleibt, sondern teilschichtig arbeitet, sodass sie
    die Anzahl ihrer Elternmonate verdoppeln kann.

    Natürlich stimmt der Vorwurf: Ist das nicht eine ge-
    wisse Vorgabe? Fördert man damit nicht ein bestimmtes
    Lebensmodell? Theoretisch, in den Köpfen, stimmt das,
    rechnerisch nicht: Vorher war es nämlich so, dass die
    Frauen, die frühzeitig wieder angefangen haben, zu ar-
    beiten, weniger Geld bekommen haben. Insofern stellen
    wir finanziell eher eine Gleichberechtigung her.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Fritz Felgentreu [SPD])


    Die gezielte Förderung eines bestimmten Familien-
    modells betreiben wir zugegebenermaßen beim Partner-
    schaftsbonus. Dies ist ein Lockmittel, das bewirken soll,
    dass beide Eltern gemeinsam zurückstecken zugunsten
    der Kinder. Auch wenn die Dauer von vier Monaten, in
    denen beide Eltern Elternzeit nehmen und gleichzeitig
    Teilzeit arbeiten, vielleicht zu wenig ist, um unser Ziel
    wirklich dauerhaft zu erreichen, ist es ein entscheidendes
    Signal: zum einen für die Väter – es gibt ihnen sehr viel,
    wenn sie auch einmal mehr Zeit zu Hause verbringen –,
    aber auch für die Mütter, nämlich dass jeder seinen Bei-
    trag leistet und dass niemand allein für alles verantwort-
    lich ist. Sie haben mir, Frau Dr. Reimann, aus dem Her-
    zen gesprochen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn 60 Prozent der Eltern wünschen, dass man das
    partnerschaftlich regelt, aber faktisch nur 14 Prozent das
    leben, dann muss man irgendwie Druck machen. Das,
    was wir vorhaben, ist zumindest ein Anfang, auch wenn
    es, wie ich zugebe, allein natürlich nicht ausreichend
    sein wird.

    Hier betreiben wir die gezielte Förderung eines Le-
    bensmodells, nämlich dass beide Partner zurückstecken
    und beide Partner sich beteiligen. Man kann mich jetzt
    fragen: Wieso verachtest du unser konservatives Fami-
    lienmodell? Wieso wollt ihr das nicht haben? – Das
    stimmt doch nicht. Wir verachten es nicht. Es ist auch
    nicht so, dass wir es nicht haben wollen. Wir fördern es
    mit einem viel höheren Betrag: mit dem Ehegattensplit-
    ting. Wir tun das, weil wir beides haben wollen.

    Sosehr ich es unterstütze, wenn Frauen früh wieder
    arbeiten, sosehr muss ich es ablehnen, wenn man immer
    wieder darüber herzieht. Man muss auch sagen: Gerade
    in den Familien, wo einer beruflich mehr zurücksteckt
    als der andere und zu Hause bleibt, werden oft mehr
    Kinder geboren. Ganz ehrlich: Drei Kinder haben, Kar-
    riere machen und auch noch ehrenamtlich engagiert sein,
    das führt definitiv in den Burn-out.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Im Wesentlichen sind wir uns alle einig: Lassen Sie
    uns diesen kleinen ersten Schritt angehen. Wir sollten
    uns nicht zerstreiten. Nachdem hier von der Vielfalt ge-
    redet worden ist, sage ich auch: Akzeptieren Sie, die Op-
    position, bitte auch die Vielfalt der Lebensmodelle ande-
    rer Menschen.


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das machen wir doch auch! Wir wollen niemanden zur Arbeit zwingen!)


    Es gibt wirklich Frauen, die gerne jahrelang zu Hause
    sind – ja, es gibt sie – und denen das wirklich wichtig ist.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU)