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ID1805112500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/51 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 51. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 11. September 2014 I n h a l t : Berufung von deutschen Mitgliedern des Eu- ropäischen Parlaments für die Teilnahme an den Sitzungen des Ausschusses für die Ange- legenheiten der Europäischen Union . . . . . . . 4659 A Wahl des Herrn Norbert Seitz als ordentli- ches Mitglied für den Stiftungsrat der Stif- tung Flucht, Vertreibung, Versöhnung . . . . 4659 B Wahl der Abgeordneten Katrin Werner als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4659 B Zusätzliche Ausschussüberweisung . . . . . . . . 4659 C Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4659 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4659 D Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4659 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 4662 D Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 4664 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4665 A Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4667 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4669 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4671 A Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4671 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4671 D Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4673 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4674 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4675 C Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4676 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4677 D Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4679 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4682 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 4684 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4685 D Dr. Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4687 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4688 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4689 C Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 4690 C Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4692 C Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 4694 A Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4695 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2014 Dr. Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4696 B Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4697 D Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4700 B Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4700 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4700 D Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4702 C Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG, EURATOM) Nr. 354/83 im Hin- blick auf die Hinterlegung der histori- schen Archive der Organe beim Euro- päischen Hochschulinstitut in Florenz Drucksache 18/1779 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 A b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Straßenverkehrs- gesetzes und der Gewerbeordnung Drucksache 18/2134 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 B c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Umweltstatistik- gesetzes Drucksache 18/2135 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 B d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Umsetzung der Richtlinie 2012/17/EU in Bezug auf die Verknüp- fung von Zentral-, Handels- und Gesell- schaftsregistern in der Europäischen Union Drucksache 18/2137 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 D e) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen der Verein- ten Nationen vom 31. Oktober 2003 gegen Korruption Drucksache 18/2138 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 C f) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Teilauflösung des Sondervermö- gens „Aufbauhilfe“ und zur Änderung der Aufbauhilfeverordnung Drucksache 18/2230 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 C g) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Sechs- ten Gesetzes zur Änderung des Verwal- tungs-Vollstreckungsgesetzes Drucksache 18/2337 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 C h) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwölf- ten Gesetzes zur Änderung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes Drucksache 18/2442 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 C i) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermögens „Energie- und Klimafonds“ Drucksache 18/2443 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 D j) Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2013 – Vorlage der Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2013 – Drucksache 18/1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 D k) Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2013 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2013 – Drucksache 18/1930 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4705 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministe- riums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2012 – Vorlage der Haushalts- rechnung des Bundes für das Haus- haltsjahr 2012 – – zu dem Antrag des Bundesministe- riums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2012 – Vorlage der Vermögens- rechnung des Bundes für das Haus- haltsjahr 2012 – – zu der Unterrichtung durch den Bundes- rechnungshof: Bemerkungen des Bun- desrechnungshofes 2013 zur Haus- halts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Feststel- lungen zur Jahresrechnung 2012) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2013 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 17/14009, 17/14010, 18/111, 18/305 Nr. 4, 18/1220, 18/1379 (neu) Nr. 1.7, 18/1971 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4705 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2014 III b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2014 4789 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.09.2014 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 11.09.2014 Becker, Dirk SPD 11.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 11.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 11.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 11.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 11.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 11.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 11.09.2014 Ferner, Elke SPD 11.09.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 11.09.2014 Gabriel, Sigmar SPD 11.09.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 11.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 11.09.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 11.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 11.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 11.09.2014 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 11.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 11.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.09.2014 Strässer, Christoph SPD 11.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 11.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 51. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 30 Bildung und Forschung TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache Epl 11 Arbeit und Soziales Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Epl 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Nicole Maisch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Minister Schmidt, ich habe mich sehr über die lo-
    benden Worte gewundert, die Sie für den scheidenden
    Agrarkommissar Dacian Ciolos gefunden haben.


    (Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Ja, so sind wir!)


    Immerhin war es doch Ihre Vorgängerin, Frau Aigner,
    die das Greening, die Begrünung der Agrarpolitik, in
    Brüssel zerschossen hat.

    (Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Nein! Wir wollten es richtig machen!)


    Da hat mich dieses Lob doch schon sehr gewundert.
    Aber das passt ganz gut zu den Worten von Herrn
    Priesmeier, der eben gesagt hat: Wir als Sozialdemokra-
    ten stehen für Wachsen und Weichen, wir stehen zum
    Strukturwandel. – Da hat sich in der Großen Koalition
    offensichtlich gefunden, was zusammengehört.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Caren Lay [DIE LINKE])


    Meine Damen und Herren, der Kollege Claus hat uns
    schon über die Nebenaußenpolitik mit Obst informiert,
    die der Minister im Zuge der Ukraine-Krise betreibt. Ich
    fand es ganz interessant, dass uns dieser Minister jetzt,
    nachdem er sieben Monate weitestgehend im politischen
    Untergrund verbracht hat, zum Obstessen als erste Bür-
    gerpflicht aufgerufen hat. „An apple a day keeps the
    Putin away“ – damit, Herr Minister, haben Sie es zu
    Recht in die Satiremagazine der Republik geschafft.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – FranzJosef Holzenkamp [CDU/CSU]: Ihr seid doch nur neidisch!)


    Ich denke, dass wir alle mehr davon hätten, wenn Sie
    sich als Ernährungs- und nicht nur als Exportminister
    verstehen würden,


    (Marlene Mortler [CDU/CSU]: Das eine schließt ja das andere nicht aus!)


    wenn Sie mehr dafür tun würden, dass unsere Kinder in
    Schulen und Kitas gesundes und leckeres Essen bekom-
    men, und wenn Sie Obst nicht als Instrument einer frag-
    würdigen Nebenaußenpolitik, sondern als Mittel der Ge-
    sundheitsförderung für die Jungs und Mädchen in
    unseren Kindertagesstätten betrachten würden.

    Ihr Kollege Herr Müller spricht schon seit Jahren da-
    von, dass Deutschland in Sachen Schulverpflegung ein
    „Dritte-Welt-Land“ ist, und der Mann hat leider recht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sabine Leidig [DIE LINKE])


    Nur jedes dritte Kindergartenkind und auch ungefähr je-
    des dritte Schulkind bekommt ein Essen, das den Stan-
    dards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung genügt.
    Zu süß, zu fett, zu wenig Obst, zu wenig Gemüse – das
    ist ein Armutszeugnis, ein Armutszeugnis für die Ess-
    kultur in diesem Land und auch für Sie als Ernährungs-
    minister.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich bin gespannt auf die Studie, die Sie uns im No-
    vember präsentieren werden; aber ich glaube, dass wir
    dann nur noch einmal aufgetischt bekommen, was wir
    längst wissen: Die Situation ist schlecht, der Handlungs-
    bedarf ist groß. Angesichts dieser Lage frage ich mich,
    warum Sie das Portemonnaie für die Vernetzungsstellen
    Schulverpflegung in absehbarer Zeit schließen wollen.
    Diese Koalition will die Finanzierung der Schulvernet-





    Nicole Maisch


    (A) (C)



    (D)(B)

    zungsstellen auslaufen lassen, obwohl sie erfolgreich für
    besseres Essen in unseren Schulen arbeiten. „An apple a
    day“? – „No milk today“, das wäre die passendere Be-
    schreibung für die CSU-Ernährungspolitik der letzten
    Jahre, wenn es um Kinder in Schulen und Kindertages-
    stätten geht.

    Was in Ihrem Haushalt weiter steigt, sind natürlich
    die Mittel für die Exportförderung. Billigfleisch aus
    deutscher Massentierhaltung für die ganze Welt, insbe-
    sondere für Russland, egal, was die ökologischen und
    sozialen Folgen sind – das ist Ihre Agrarpolitik. Ich
    glaube, damit können sich die meisten Menschen in die-
    sem Land heute nicht mehr identifizieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich möchte einen Agrarminister, der sich nicht als erster
    Handelsvertreter für deutsches Fleisch sieht, sondern der
    hinsichtlich des Handels eher darauf setzt, dass im Rah-
    men von CETA und TTIP, der Freihandelsabkommen,
    der Freihandel nicht zum Freifahrtschein wird für giftige
    Kosmetik, für Fleisch von geklonten Tieren und für Gen-
    technik in unserem Essen. Hier habe ich von dem Agrar-
    minister bisher nur Beschwichtigungen gehört, und das
    reicht mir nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Ein Blick auf die Homepage des Ministeriums ist im-
    mer lehrreich und unterhaltsam. Dort kann man nämlich
    sehen, was der Minister den ganzen Tag lang in seinem
    Ministerium und im Land so macht: Er streichelt Bienen,
    er bringt brasilianischen Grassamen auf deutschen Fuß-
    ballplätzen aus, und er hat letztes Wochenende zum ers-
    ten Mal einen Tierschutzpreis für einen tierfreundliche-
    ren Umgang mit Sportpferden verliehen. Er hat nämlich
    Folgendes festgestellt – Zitat –:

    Bisweilen sind auf dem Vorbereitungsplatz nicht
    pferdefreundliche Praktiken zu beobachten.

    Aha. Dafür wird jetzt ein Preis verliehen. Das ist Tier-
    schutz à la CSU. Anstatt sich wirklich mit den Lobbys
    anzulegen, gibt es Schleifchen für die, die es ein biss-
    chen besser machen. Ich sage Ihnen: Wenn Ihnen Pferde
    wirklich am Herzen liegen, dann verbieten Sie doch end-
    lich, dass man Pferden ein glühendes Eisen auf den Hin-
    tern drückt, dass man Verbrennungen dritten Grades an
    Fohlen vornimmt.


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht, was Sie da sagen! – Johannes Röring [CDU/CSU]: Damit Sie Ihre Lobbys befriedigen?)


    Das – und nicht dieses komische Lobespreiszeichen –
    wäre wirkliche Tierschutzpolitik.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Ich finde, wir können uns kurz einmal zurückerinnern
    – zumal hier offensichtlich Emotionen aufkommen –:
    Sie waren sich nicht zu schade dafür, einen Schönheits-
    arzt und Humanmediziner zu dieser Frage, zum Verkoh-
    len von Pferdehintern, bei der Anhörung hier im Deut-
    schen Bundestag auflaufen zu lassen. Ich finde, die SPD,
    die sich den Tierschutz ja auch auf die Fahnen geschrie-
    ben hat, müsste es in dieser Legislaturperiode wenigs-
    tens zustande bringen, dass der Schenkelbrand, diese
    Folter von Pferden, aufhört.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Johannes Röring [CDU/CSU]: Die Verbotspolitik der Grünen! Aber von Freiheit reden!)


    Da bei Ihnen offensichtlich Nachholbedarf besteht
    hinsichtlich der Frage, was man im Tierschutzbereich al-
    les machen kann, empfehle ich Ihnen einen Blick in die
    Bundesländer. Bei den Landesregierungen gibt es die
    unterschiedlichsten Farbkombinationen, unter anderem
    Schwarz-Grün: In Hessen fängt man an, mit der Häckse-
    lung, der Massentötung von männlichen Küken, Schluss
    zu machen. Ich finde, daran könnten Sie sich ein Bei-
    spiel nehmen: Machen Sie Schluss mit Schnabelver-
    stümmelungen bei Puten, machen Sie Schluss mit Am-
    putationen bei Mastschweinen, machen Sie Schluss mit
    den Massentötungen von männlichen Küken! Das wäre
    eine Tierschutzpolitik, die einer Partei, die sich selbst
    immer wieder als wertkonservativ bezeichnet, gut zu
    Gesicht stünde.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich muss Ihnen sagen: Mich stört es sehr, dass die Bi-
    lanz dieser Regierung beim Thema Tierschutz so dürr ist
    wie der Wikipedia-Eintrag des Ministers. Dort steht un-
    ter der Überschrift „Minister“ Folgendes:

    Am 17. Februar 2014 trat Schmidt die Nachfolge
    von Hans-Peter Friedrich als Bundesminister für
    Ernährung und Landwirtschaft an.

    Zitat Ende, Eintrag Ende. Das scheint mir ziemlich we-
    nig. Sie haben in Ihrer Rede über Nudges gesprochen,
    über Schubse. Ich finde, Sie brauchen einen Schubs, hin
    zu einer besseren Agrarpolitik und zu mehr Tierschutz.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die CDU/CSU-Fraktion hat der Kollege Johannes

Röring das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Johannes Röring


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister

    Schmidt! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegen!
    Landwirtschaft in Deutschland ist eine Erfolgsge-
    schichte. 270 000 Betriebe, rund 90 Prozent davon fami-
    liengeführt, ackern und arbeiten für uns. Nie waren Le-
    bensmittel so wertvoll und hochwertig und so bezahlbar
    wie heute.


    (Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: So billig!)






    Johannes Röring


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir haben die Getreideernte 2014 gerade abgeschlos-
    sen. Die deutschen Bauern haben eine Rekordernte ein-
    gefahren, in einigen Regionen unter schwierigsten Be-
    dingungen. Hätten wir nicht diese tolle Landtechnik,
    hätten wir vieles nicht ernten können. Ich sage Ihnen
    sehr deutlich, wenn wir über Nahrungsmittelspekulatio-
    nen sprechen: Die beste Antwort auf Spekulationen sind
    gute Ernten. Sie sichern die Versorgung der Menschen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deswegen sollten wir alle froh sein, dass wir so eine
    gute Ernte hatten.

    In diesem Zusammenhang erinnere ich wieder daran,
    wie wichtig es ist, dass wir über ausreichend Lebensmit-
    telerzeugungsflächen verfügen. Wenn davon pro Tag
    74 Hektar verloren gehen, dann ist das eindeutig zu viel.
    Dieses Thema haben wir im Koalitionsvertrag aufgegrif-
    fen. Wir packen das an, und wir werden Lösungen fin-
    den. Ich persönlich bin – das sage ich Ihnen sehr deutlich –
    nicht eher zufrieden, bis wir unsere Acker- und Grün-
    landflächen genauso wie den deutschen Wald unter
    Schutz stellen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die deutsche Landwirtschaft ist natürlich von den
    Sanktionen gegen Russland betroffen. Russland hat als
    Reaktion auf die Sanktionen die Einfuhr von vielen Le-
    bensmitteln ausgeschlossen. Es ist schon bemerkens-
    wert, dass Lebensmittel hier als Mittel der Auseinander-
    setzung gewählt werden. Ich kann Ihnen sagen: Es ist
    gut, dass Deutschland von Lebensmitteln nicht so abhän-
    gig ist wie von Gas. Es ist wichtig, dass wir in dem
    Sinne eine starke Landwirtschaft haben. Wir sind zwar
    der zweitgrößte Importeur von Lebensmitteln auf der
    Erde, aber auch der drittgrößte Exporteur. Insofern findet
    an der Stelle Handel statt.

    Ich glaube, es ist gut, dass der Bundeslandwirtschafts-
    minister deutlich gesagt hat, dass die russischen Ver-
    braucher am Ende die Hauptleidtragenden sind. Sie zah-
    len sehr hohe Preise für Nahrungsmittel, wobei sie über
    wesentlich weniger Einkommen verfügen als unsere
    Verbraucher. Umso wichtiger im Hinblick auch auf diese
    Sanktionen sind natürlich die anderen Märkte. Unser
    Hauptmarkt ist der Markt vor Ort, sind unsere Verbrau-
    cher in Deutschland, die 80 Millionen Menschen, die wir
    täglich gern und sicher versorgen wollen. Auch der euro-
    päische Markt ist für uns wichtig. Ich bin Minister
    Schmidt für sein Bekenntnis zu den Exportmärkten au-
    ßerordentlich dankbar.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Peter Bleser ist im Moment in Peking unterwegs und
    treibt die Errichtung des deutsch-chinesischen Agrarzen-
    trums voran.


    (Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch auch eine Abhängigkeit!)


    Ich möchte noch einmal deutlich machen, dass wir bei
    der Exportförderung nicht über Exporterstattung
    sprechen, sondern über Handelserleichterungen, zum
    Beispiel Veterinärabkommen. Auch da bin ich den Haus-
    hältern dankbar, dass wir zusätzliche Stellen bekommen,
    um das alles zu schaffen.

    Um die gleichen Dinge geht es auch bei CETA und
    TTIP, den Handelsabkommen mit Kanada und den Ver-
    einigten Staaten. Absatzmärkte für unsere hochwertigen
    Erzeugnisse, Autos, Maschinen, Anlagen und auch Nah-
    rungsmittel, sind wichtig für unsere Wirtschaft. Ich er-
    warte von der Europäischen Union robuste Verhandlun-
    gen im Sinne unserer Verbraucher, aber auch unserer
    Wirtschaft. Eine Exportnation wie Deutschland ist auf
    gute Rahmenbedingungen im Handel angewiesen.

    Diese Abkommen beinhalten aus meiner Sicht viele
    Vorteile, vor allen Dingen auch für unseren Mittelstand.
    Ich sage Ihnen sehr deutlich: An der deutschen Land-
    wirtschaft werden diese Abkommen nicht scheitern. Wir
    wollen Chancen nutzen und Standards schützen. Diese
    Abkommen bieten auch die Chance einer allgemeinen
    Standarderhöhung. Deswegen brauchen wir gerade auch
    bei TTIP und CETA eine sachliche Debatte, die sich mit
    den Chancen, aber auch den Risiken beschäftigt.


    (Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Weg mit ISDS!)


    Ich glaube – dies muss man deutlich sagen –, dass dies
    auch für andere Themenfelder gilt. Organisationen, die
    ihr Geschäft mit den Ängsten der Bevölkerung machen,
    sind bei solchen Diskussionen fehl am Platz.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Landwirte genießen in Deutschland ein hohes Anse-
    hen. Das belegen Umfragen immer wieder. Aber es
    herrscht allgemeine Skepsis gegenüber moderner Le-
    bensmittelerzeugung auf dem Acker und im Stall.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Warum denn?)


    Wir von der CDU/CSU wollen eine sachliche Debatte
    über die Tierhaltung. Dabei sage ich ganz deutlich: Es ist
    vornehmlich Aufgabe der Wirtschaft, Dinge selbstkri-
    tisch zu hinterfragen, Verbesserungen umzusetzen und
    am Ende natürlich auch darüber aufzuklären.

    Als gutes Beispiel nenne ich hier die Initiative Tier-
    wohl. Hier haben sich zum ersten Mal – das müssen Sie
    sich genau anschauen – Bauern, Verarbeiter und Handel
    an einen Tisch gesetzt mit dem Ziel, noch mehr für den
    Tierschutz in deutschen Ställen zu tun. Mit dem Ziel ist
    es nicht getan. In diesem Fall ist auch ein Ergebnis dabei
    herausgekommen, das dafür sorgt, dass die deutschen
    Landwirte von dieser Entwicklung profitieren. Auch
    dies ist zum ersten Mal so. Deswegen ist es eine völlig
    neue Qualität der Zusammenarbeit. Mit dieser Initiative
    – das sage ich sehr deutlich – wollen wir mit der Tierhal-
    tung aus der Nische herauskommen und für alle Tiere et-
    was tun. Es ist kein Label, kein Sonderprogramm und
    auch nicht das 46. Markenfleischprogramm, sondern
    eine Initiative, die allen Tieren in Deutschland zugute-
    kommt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Jeannine Pflugradt [SPD])






    Johannes Röring


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich bin sehr froh, dass Minister Schmidt seine Tier-
    wohloffensive, die er, wie im Koalitionsvertrag verein-
    bart, gerade angekündigt hat, für einen ganzheitlichen
    Ansatz nutzt; das ist auch im Haushalt erkennbar. Ich bin
    der Überzeugung, dass wir nicht nur über Nutztiere,
    sondern auch über Zoo-, Zirkus- und Heimtiere reden
    sollten, also über die gesamte Palette der Themen inklu-
    sive dem Welpenhandel und anderen Dingen, die ganz
    wichtig sind. Diese Maßnahmen knüpfen nahtlos an
    viele Regelungen an, die in der deutschen Tierhaltung
    wichtig sind. Viele tun ja so, als würde das im rechts-
    freien Raum geschehen. Wir haben aber einschlägige
    Gesetze und Verordnungen en masse.


    (Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber es passiert ja nichts bei Ihnen!)


    Ich erinnere an das Tierschutzgesetz und das Arzneimit-
    telgesetz, das sich in der Umsetzung befindet. Hier
    haben wir ganz klare Signale gesetzt, nicht nur den Ein-
    satz von Antibiotika, sondern vor allen Dingen auch die
    Resistenzbildung stark zu reduzieren. Ich bin froh, dass
    in diesen Haushalt für die nächsten drei Jahre 21 Millio-
    nen Euro allein für die Förderung von Modell- und De-
    monstrationsvorhaben eingestellt worden sind.

    Ich glaube, wir müssen fernab von den Elfenbeintür-
    men der Theorie praxisgerechte Maßnahmen weiterent-
    wickeln, die den Bauern helfen. Am Ende lautet das
    Motto nämlich: Diese Entwicklung geht nur mit den
    Bauern, mit den Tierhaltern. Deswegen finde ich es rich-
    tig, auf diese Art und Weise vorzugehen. Verbote und
    Anfeindungen helfen da überhaupt nicht weiter. Ich
    spreche an dieser Stelle ganz deutlich für die deutschen
    Bauern, die sich zum Ziel gesetzt haben, in ihren Ställen
    gesunde Tiere zu haben, um gesunde Lebensmittel ver-
    kaufen zu können.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Bauernfamilien, meine Damen und Herren, können
    ihre Höfe nicht ins Ausland verlagern, sondern sind
    standortgebunden, müssen sich aber trotzdem dem Wett-
    bewerb stellen. Deshalb sage ich ganz deutlich: Bei allen
    Verbesserungen muss immer auch der Gesichtspunkt der
    Wettbewerbsfähigkeit im Auge behalten werden. An
    einigen Stellen müssen wir die Kirche im Dorf lassen.
    Was nützen uns die besten Innovationen, wenn die Flei-
    scherzeugung ins Ausland verlagert wird, wo die Stan-
    dards, wie wir alle wissen, mit Sicherheit nicht genauso
    hoch sind wie bei uns?

    Wir von der CDU/CSU – das gilt aber auch für die
    Koalition insgesamt; das haben wir gerade vom Kolle-
    gen Priesmeier gehört – bekennen uns zur Vielfalt unse-
    rer Landwirtschaft mit all ihren Bewirtschaftungsformen
    und Betriebsgrößen. Wir wollen eine wettbewerbsfähige
    Landwirtschaftsstruktur in Deutschland. Eine verbotsge-
    steuerte Agrarpolitik lehnen wir gerade in Anbetracht
    unserer mittelständischen Strukturen entschieden ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Überzogene Auflagen und Verbote schrecken nämlich
    zunehmend junge Menschen ab, den elterlichen Betrieb
    zu übernehmen. Unser Leitbild ist die bäuerlich-unter-
    nehmerische Landwirtschaft. Die große Mehrheit der
    Bauern in Deutschland wirtschaftet so. Das soll auch so
    bleiben.

    Bauernfamilien sind zur Selbstkritik bereit und stehen
    auch Änderungen offen gegenüber. Jedoch sind wir alle
    entsetzt über illegale Stalleinbrüche militanter Aktivsten.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Mit teils gefälschten Bildern wird ein Zerrbild der Land-
    wirtschaft in öffentlich-rechtlichen Sendern verbreitet.
    Das ist der Nährboden – das ist meine Sorge – für
    Rechtsbrüche wie Brandstiftung in Ställen – das alles hat
    es schon gegeben – und Mobbing von Bauernkindern in
    Schulen. Ich möchte an die Kritiker der Landwirtschaft
    appellieren, fair und gewaltfrei über dieses Thema zu
    diskutieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Landwirtschaft zukunftsfähig erhalten und sie auf
    die Zukunft ausrichten, das ist unser Ziel. Der Bundes-
    haushalt 2014 bietet dafür eine gute Grundlage. Ich
    möchte abschließend Bundesminister Christian Schmidt
    und all seinen Mitarbeitern für diesen Einzelplanentwurf
    danken.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)