Rede:
ID1805013000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 66
    1. für: 4
    2. die: 4
    3. Ich: 2
    4. den: 2
    5. nicht: 2
    6. Zahlen,: 2
    7. und: 2
    8. eine: 2
    9. will: 1
    10. Ihrer: 1
    11. Mahnung,: 1
    12. sehr: 1
    13. verehrte: 1
    14. Frau: 1
    15. Präsiden-tin,: 1
    16. Rechnung: 1
    17. tragen.: 1
    18. –: 1
    19. Die: 1
    20. Ausrüstung: 1
    21. ist: 1
    22. entscheidend,bis: 1
    23. hin: 1
    24. zur: 1
    25. erhöhten: 1
    26. Reaktionsfähigkeit: 1
    27. im: 1
    28. östlichenNATO-Bündnisgebiet,: 1
    29. sonst: 1
    30. funktioniert: 1
    31. unser: 1
    32. Fähig-keitscluster: 1
    33. mit: 1
    34. gemeinsamen: 1
    35. Expeditionskräftennicht.Deshalb:: 1
    36. Haushaltsmittel: 1
    37. sind: 1
    38. nur: 1
    39. selbststän-dige: 1
    40. selbstgefällige: 1
    41. sondern: 1
    42. sie: 1
    43. ha-ben: 1
    44. über: 1
    45. 200: 1
    46. 000: 1
    47. Menschen,: 1
    48. nein,: 1
    49. über80: 1
    50. Millionen: 1
    51. Menschen: 1
    52. dieses: 1
    53. Landes,: 1
    54. Bürgerin-nen: 1
    55. Bürger,: 1
    56. große: 1
    57. Bedeutung.: 1
    58. freue: 1
    59. michauf: 1
    60. Beratungen: 1
    61. in: 1
    62. Ausschüssen: 1
    63. gute,anregende: 1
    64. Diskussion.Vielen: 1
    65. Dank: 1
    66. Aufmerksamkeit.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Also, lieber Kollege, so geht es nicht. Wir haben noch

    eine Runde vor uns. Deshalb muss ich Sie bitten, zum
    Schluss zu kommen. Es geht nicht anders. Es tut mir
    leid.



Rede von Dr. Karl-Heinz Brunner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich will Ihrer Mahnung, sehr verehrte Frau Präsiden-

tin, Rechnung tragen. – Die Ausrüstung ist entscheidend,
bis hin zur erhöhten Reaktionsfähigkeit im östlichen
NATO-Bündnisgebiet, sonst funktioniert unser Fähig-
keitscluster mit den gemeinsamen Expeditionskräften
nicht.

Deshalb: Haushaltsmittel sind nicht nur selbststän-
dige Zahlen, nicht selbstgefällige Zahlen, sondern sie ha-
ben für über 200 000 Menschen, nein, für die über
80 Millionen Menschen dieses Landes, für die Bürgerin-
nen und Bürger, eine große Bedeutung. Ich freue mich
auf die Beratungen in den Ausschüssen und eine gute,
anregende Diskussion.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit schließe ich

    die Beratungen zum Einzelplan 14, da mir keine weite-
    ren Wortmeldungen vorliegen.

    Wir kommen jetzt zum Einzelplan 23, Bundesminis-
    terium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
    wicklung.

    Sobald die Kolleginnen und Kollegen die Plätze ge-
    wechselt haben, werden wir unsere Beratungen fortset-
    zen.

    Die vereinbarte Redezeit für die Aussprache beträgt
    96 Minuten.

    Als erster Redner hat Bundesminister Dr. Gerd
    Müller das Wort.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







    (A) (C)



    (D)(B)

    Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche
    Zusammenarbeit und Entwicklung:

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist
    nicht nur ein spannender Abend, sondern auch eine
    spannende Zeit, in der wir leben, voller Dynamik und
    Entwicklungen.

    Die Bevölkerung Afrikas wird sich in diesem Jahr-
    hundert verdoppeln. Die Bevölkerung eines Landes wie
    Nigeria, in dem ich vor kurzem war, wird in diesem
    Jahrhundert auf 400 Millionen Menschen wachsen. Die
    Bevölkerung Deutschlands macht noch 1 Prozent der
    Weltbevölkerung aus. Das heißt, lieber Barthl Kalb, in
    99 Prozent der Fälle sind wir Ausländer. Deshalb ist es
    gut, einen Blick über das eigene Land hinaus zu werfen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, was bedeutet diese
    Bevölkerungsdynamik? Jeden Tag kommen auf unserem
    Planeten 250 000 Menschen hinzu. Das bedeutet, dass
    wir bis 2030 – so weit wollen wir einmal vorausschauen;
    ich richte mich auch an die jungen Leute da oben auf der
    Besuchertribüne – 30 Prozent mehr Wasser, 40 Prozent
    mehr Energie und 50 Prozent mehr Nahrung benötigen.
    Das sind die Überlebensfragen der Menschheit: Wasser
    – ohne Wasser kann man keine Woche leben –, Nahrung
    – ohne Nahrung überlebt man vielleicht vier Wochen –,
    Energie – wenn wir den Stecker ziehen würden und Berlin
    eine Woche ohne Strom wäre, hätten wir Bürgerkrieg –,
    Klima und Umwelt.

    Das sind die Überlebensfragen der Menschheit. Das
    spannendste Ressort, die Entwicklungspolitik, sucht und
    gibt Antworten darauf, liebe Kolleginnen und Kollegen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Stefan Rebmann [SPD])


    Wir sind ein internationales Haus und befinden uns
    mit 70 Ländern der Welt in einer langfristigen Partner-
    schaft. Wir müssen Lösungen für diese Herausforderung
    finden:

    Das Ressourcenproblem. 20 Prozent der Menschheit
    – nämlich wir hier in Berlin, in Deutschland, in den In-
    dustriestaaten – beanspruchen für sich, 80 Prozent der
    Ressourcen des Planeten zu verbrauchen.

    Zweitens: das Gerechtigkeitsproblem. 20 Prozent der
    Menschheit – wir hier in Deutschland, in Europa, in den
    reichen Ländern – besitzen und beanspruchen 90 Pro-
    zent des Vermögens. Glauben Sie nicht, dass wir einfach
    nur eine Mauer um die Wohlstandsinseln bauen und die
    Zäune höher machen können, damit wir unser Vermögen
    und unseren Reichtum bewahren können. Nein, meine
    Damen und Herren, wir Entwicklungspolitiker und viele
    mehr sind sicher: Frieden auf der Welt wird es nur ge-
    ben, wenn Ressourcen, Einkommen und Lebenschancen
    auch global einigermaßen fair verteilt sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN sowie des Abg. Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Da die Verteidigungsministerin noch im Saal ist und
    eben der Verteidigungshaushalt und der auswärtige
    Haushalt diskutiert wurden, sage ich: Wir brauchen ei-
    nen vernetzten Ansatz für die Bewältigung dieser He-
    rausforderungen, und das nicht nur auf dem viel be-
    schworenen Papier, sondern auch in der Realität, meine
    Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich könnte jetzt auf viele Krisenherde der Welt einge-
    hen, Stichwort Irak. Meine Damen und Herren, diese
    Kriege und Krisen haben immer ein Davor – dann don-
    nert es – und ein Danach. Deshalb brauchen wir einen
    vernetzten Ansatz, um Krisen und Kriege durch Präven-
    tion und Friedensarbeit zu verhindern. Das ist unsere
    Aufgabe in der Entwicklungspolitik.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es könnten viele Auseinandersetzungen verhindert wer-
    den. Natürlich muss man Not und Elend bekämpfen und
    die Infrastruktur für ein Danach schaffen.

    2015 ist das Jahr der Entwicklung. Wir brauchen ei-
    nen neuen Aufbruch. Wir brauchen neues Denken, eine
    neue Partnerschaft im globalen Miteinander. Dazu sage
    ich: Nachhaltigkeit muss über allem stehen; sie muss das
    Prinzip aller Entwicklung sein. Auf der Tribüne sitzen
    vornehmlich junge Leute. Meine Damen und Herren, wir
    sind dem Erhalt der Schöpfung und der Zukunft ver-
    pflichtet. Wir, die heutige Generation, sind nur für einen
    kurzen Flügelschlag hier auf diesem Planeten. Wir ste-
    hen in der Verantwortung, diese Schöpfung, diesen Pla-
    neten, weiterzugeben an kommende Generationen. Darin
    müssen wir uns bewähren.

    Das bedeutet ökonomisch, dass wir doppelte Zurück-
    haltung walten lassen müssen: Wir müssen erstens Wirt-
    schaftswachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln,
    und wir müssen zweitens – das kann ich aufgrund der
    Kürze meiner Redezeit nicht detailliert ausführen – das
    Nord-Süd-Gefälle – das heutige Verhältnis von 80 : 20
    wurde eben beschrieben – zu einem fairen Verhältnis
    weiterentwickeln, und zwar durch eine Verstärkung un-
    seres Entwicklungsengagements und eine neue Wachs-
    tums- und Verteilungsphilosophie.

    Der Klimaschutz wird im nächsten Jahr aufgrund des
    Pariser Gipfels von zentraler Bedeutung für die politi-
    sche Agenda sein. Das Erreichen des 2-Prozent-Ziels ist
    in der Tat eine Überlebensfrage für viele, für uns alle –
    vielleicht nicht für den Planeten. Vielleicht wird es auch
    dann noch Leben geben, wenn wir eine Erwärmung um
    2 oder 4 Prozent haben. Ob der Mensch dann noch Platz
    hat und eine Lebensgrundlage findet, das ist eine andere
    Frage. Wir müssen zu klaren, neuen, verbindlichen Fest-
    legungen kommen. Deshalb hat der Klimaschutz auch in
    unserem Haushalt einen hohen Stellenwert. Wir investie-
    ren 1,6 Milliarden Euro in Maßnahmen zum Ausbau des
    Klimaschutzes. Dabei geht es beispielsweise auch da-
    rum, in Indien neue und nachhaltige erneuerbare Ener-
    gieformen zu nutzen. Es kann nicht sein, dass wir den
    Energiehunger dieser Länder, dieser Kontinente mit
    Braunkohle, durch Kohleverkoksung befriedigen.





    Bundesminister Dr. Gerd Müller


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Dr. Bärbel Kofler [SPD])


    Dazu habe ich gestern eine Festlegung getroffen, die
    wir gemeinsam umsetzen müssen. Wir sagen 750 Millio-
    nen Euro für den Grünen Klimafonds zu. Ich sage:
    Deutschland muss bei allen Maßnahmen Vorbild sein; es
    muss auf internationaler Ebene der Taktgeber für den
    Klimaprozess sein. Wir sind diesbezüglich zusammen
    mit dem Bundesumweltministerium federführend.

    Wir setzen uns aber auch für weltweit verbindliche
    ökologische und soziale Standards ein. Ich war vor kur-
    zem im Textilmuseum in Augsburg. Die Dokumentation
    der Geschichte der Textilproduktion, die vor 150 Jahren
    begann, ist hochspannend und interessant. Vor 150 Jah-
    ren begann die Industrialisierung der Textilproduktion
    und damit die Versklavung und Kasernierung der Textil-
    arbeiter. Die Menschen im ausgehenden 19. Jahrhundert
    mussten sechs Tage die Woche 16 Stunden am Tag arbei-
    ten, ohne sozialen Grundschutz. Wenn die Frauen
    schwanger wurden, wurden sie entlassen. Die Menschen
    arbeiteten ohne Mindestlöhne und hatten keine anständi-
    gen Wohnungen. Das ist der Gründungshintergrund der
    SPD. Denken Sie an Ferdinand Lassalle. Die Gewerk-
    schaften und Frauenverbände haben sich damals entwi-
    ckelt. Die SPD wurde gegründet.


    (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Das müssen Sie uns nicht erzählen! Danke! – Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    – Ich weiß um dieses historische Verdienst.

    Seitdem sind 150 Jahre vergangen. Mit Schrecken er-
    leben wir dieses Modell der Ausbeutung, dieses Modell
    des Kapitalismus ohne Grenzen heute in Bangladesch, in
    Vietnam, aber auch in Afrika. Das ist eine Folge der In-
    ternationalisierung. Deshalb sage ich: Wir brauchen
    weltweit – ich betone: weltweit – verbindliche ökologi-
    sche und soziale Mindeststandards. Auch die Näherin in
    Bangladesch muss einen Lohn bekommen, von dem sie
    leben kann.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Gestern habe ich ein Referat darüber gehalten. Ich
    rufe nicht zu Boykotten auf – dieses Wort nehme ich
    überhaupt nicht in den Mund –, sondern zu Nachhaltig-
    keit und zu Verantwortlichkeit. Ich bin sicher, dass die
    jungen Leute auf der Tribüne, wenn sie wüssten, wie
    ihre T-Shirts hergestellt werden und welchen Hunger-
    lohn die Näherinnen bekommen, anders handeln wür-
    den. Deshalb werden wir gerade im Textilbereich Trans-
    parenz durch ein Textilbündnis schaffen. Wir sind hier
    auf gutem Weg.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Aber das ist nur ein Ansatz. Wir müssen – da haben
    wir über alle Parteien hinweg, glaube ich, eine grundle-
    gende Übereinkunft – die ILO-Standards und UNEP-
    Standards nicht neu erfinden – sie wurden bereits erfun-
    den –, aber was wir tun müssen, ist, sie mit dem WTO-
    Abkommen verbinden. Der unbegrenzte Freihandel
    kann nicht unsere Vision im 21. Jahrhundert sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Multis müssen verpflichtend daran gebunden wer-
    den. Die Märkte brauchen weltweit Grenzen und Regeln.
    Das gilt auch gerade beim TTIP-Abkommen. Wir wer-
    den in unserem Ministerium an verbindlichen Standards
    festhalten und in die Diskussionen und Verhandlungen
    auch die Sicht der Entwicklungsländer einbringen. Ich
    werde dazu eine eigene Anhörung im Haus durchführen.

    Unsere Entwicklungspolitik ist wertegebunden. Das
    heißt, jeder Mensch hat ein Recht auf Leben in Würde.
    Wir stehen für die Einhaltung der Menschenrechte,
    Gleichberechtigung und insbesondere auch die Durch-
    setzung der Frauenrechte. Diese stehen beispielsweise in
    Indien heute in der Verfassung, aber sie werden in der
    Praxis nicht durchgesetzt. Dafür müssen wir uns welt-
    weit starkmachen.

    Wir setzen im Haushalt wichtige Schwerpunkte. Vie-
    len Dank allen Haushaltspolitikerinnen und Haushalts-
    politikern! Die Mittel für die Sonderinitiative „Eine Welt
    ohne Hunger“ werden jetzt auf rund 1,4 Milliarden Euro
    aufgestockt. Unsere Vision – es ist nicht nur meine – ist,
    bis 2030 eine Welt ohne Hunger zu haben. Dies ist
    machbar. Der größte Skandal ist, dass heute noch
    850 Millionen Menschen unterernährt sind und hungern
    und täglich 20 000 Kinder an Hunger sterben, obwohl
    dies nicht so sein muss; denn der Planet bietet für 10
    Milliarden Menschen die Ernährungsgrundlage.


    (Dr. Alexander S. Neu [DIE LINKE]: So ist es!)


    Deshalb investieren wir hier.

    Thema Gesundheit. Das ist vielen Kolleginnen und
    Kollegen sehr wichtig. Wir bekämpfen Krankheiten und
    Seuchen. Ich bin ein Stück weit begeistert. Denn wenn
    man gefragt wird: „Was nutzt denn Entwicklungspolitik,
    und welche Erfolge habt ihr?“, kann man auf die Ge-
    sundheitspolitik verweisen, in der dies anschaulich deut-
    lich wird. Zu meiner Schulzeit war in meiner Klasse ein
    Mädchen aus der Nachbarschaft, das an Kinderlähmung,
    an Polio, erkrankt war. Sie hat den Fuß dann ein Leben
    lang nachgezogen. Polio ist heute durch die Impfung von
    450 Millionen Kindern in den letzten 20 Jahren praktisch
    kein Thema mehr, ebenso Masern. Bei HIV und Tbc ist
    noch einiges zu tun.

    Wir setzen natürlich den aktuellen Schwerpunkt auf
    Kriegs- und Flüchtlingselend. Ich habe das jetzt nicht an
    den Schluss gesetzt, weil es unwichtig ist. Vielmehr ist
    es im Augenblick der wichtigste Punkt, aber er hat auch
    schon in den anderen Diskussionen eine ganz erhebliche
    Rolle gespielt. Es ist die größte Herausforderung von
    heute und der nächsten Jahre. Dazu setzen wir alle ver-
    fügbaren Mittel ein. Ich habe dazu eine Sonderinitiative
    für Flüchtlinge mit 190 Millionen Euro aufgelegt, um
    bei der größten humanitären Katastrophe wirksam ein-
    greifen zu können. Diese spielt sich im Augenblick in
    Syrien und im Irak ab.





    Bundesminister Dr. Gerd Müller


    (A) (C)



    (D)(B)

    Aber ich sage auch – das ist mir wichtig –: Wir dürfen
    nicht nur dahin blicken, wo die Bilder herkommen.
    Wenn wir Kameras in den Südsudan – einige Kollegen
    bzw. Kolleginnen waren dabei – oder in die Zentralafri-
    kanische Republik mitnehmen, dann kann auch dort das
    Kopfabschlagen gefilmt werden. Deshalb dürfen wir
    auch diese Länder nicht vergessen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich lade morgen zu einem großen Afrika-Tag ein, den
    unser Haus veranstaltet. Unter anderem wird der Minis-
    terpräsident aus dem Kongo anwesend sein – ein Land
    mit Licht und Schatten, aber mit allem, was Afrika zu
    bieten hat.

    Wir sind in Gaza, in Palästina und in Afghanistan er-
    heblich gefordert. Das muss eine eigene Debatte werden.
    Wie reagieren wir in Afghanistan? ISAF zieht ab; wir,
    die Entwicklungspolitik, bleiben dort. Machen wir bitte
    nicht dieselben Fehler wie vor drei Jahren im Irak, um
    dann drei Jahre später bestraft zu werden. Die Taliban-
    Fahne im ehemaligen Bundeswehrcamp Kunduz soll uns
    eine Warnung sein. Wir brauchen hier ein stärkeres ent-
    wicklungspolitisches Engagement.

    Wir haben die Mittel für die Ukraine verdoppelt. In Sy-
    rien und im Irak – das sage ich hier ganz klar – ist der Be-
    darf jetzt am größten. Der Winter steht bevor. Lieber
    Barthl Kalb – stellvertretend für alle Haushaltspolitiker –:
    Wir, das BMZ, bauen mit unseren Partnern Infrastruktur
    und können das umsetzen. Humanitäre Hilfe besteht
    nicht nur aus Erstversorgung, EPas und dem Verteilen
    von Mullbinden und Wolldecken. Im Lager in Satari sit-
    zen 130 000 Menschen in der Wüste, und das seit zwei
    bzw. zweieinhalb Jahren. 50 Prozent von ihnen sind Kin-
    der und Jugendliche. Sie brauchen Toiletten, Strom,
    Wasser, Schulen, Ausbildung. Das geht weit über huma-
    nitäre Hilfe hinaus. Dieses Problem kann unser Haushalt
    mit dieser Ausstattung nicht zufriedenstellend lösen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


    2014/2015 ist für uns kein normales Jahr; ich habe die
    Herausforderungen dargestellt. Ich warne vor einem dra-
    matischen Winter.

    Herr Präsident, ich bin gleich am Ende.


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Präsidentin! – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: „Frau Präsidentin!“ wäre jetzt richtig!)


    – Frau Präsidentin. Hier leuchtet aber „Präsident“ auf.
    Das muss man ändern. Es sollte „Präsident/Präsidentin“
    heißen. Das ist Gender-Politik.


    (Heiterkeit und Beifall – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gender, genau! – Johannes Kahrs [SPD]: Sie sollten eh nicht nur ablesen!)

    Wir müssen jetzt handeln. Ich bitte die Fraktionen nur
    um eines: um die Einlösung der von allen Seiten in der
    Sondersitzung gegebenen Versprechen. Wir müssen uns
    jetzt um Winterquartiere und Infrastruktur für Millionen
    Menschen kümmern. Dazu habe ich im Haushalt
    100 Millionen Euro überplanmäßige Ausgaben bean-
    tragt. Deutschland leistet viel. Aber ich sage noch einmal
    ganz klar: Wir brauchen jetzt grünes Licht für die Win-
    terhilfe, um tätig werden zu können. Das sage ich auch
    in Richtung der Europäischen Union. Die Sondermilli-
    arde muss jetzt kommen. Die neue Kommission steht.
    Leider gibt es keinen Sonderbeauftragten für Flücht-
    lingsfragen. Ich bedaure es außerordentlich, dass diese
    Aufgabe wieder auf vier Kommissare verteilt wurde.
    Diese Verteilung der Zuständigkeiten macht wenig Sinn.
    Wir müssen jetzt effektiv handeln. Ich bin überzeugt,
    dass wir dafür auch die Unterstützung des Parlaments
    bekommen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)