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    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor wir in die Ta-
gesordnung eintreten, möchte ich der Kollegin Karin
Evers-Meyer herzlich zu ihrem heutigen 65. Geburtstag
gratulieren.


(Beifall)


Ich will die Gelegenheit auch gerne nutzen, all denje-
nigen zu gratulieren, die während der parlamentarischen
Sommerpause beinahe unauffällig vergleichbare runde
Geburtstage hinter sich gebracht haben – angeführt von
unserer Bundeskanzlerin, die nicht ganz so unauffällig,
aber auch ihren 60. Geburtstag in der Sommerpause ge-
feiert hat,


(Beifall)


ebenso wie die Kolleginnen und Kollegen Günter Lach,
Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen
Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann und
Dr. Axel Troost. Ihren 65. Geburtstag haben die Kolle-
gen Bartholomäus Kalb, Karsten Möring und Volker
Kauder begangen. Der Kollege Dr. Hans-Peter Uhl hat
seinen 70. und der Kollege Wolfgang Gehrcke seinen
71. Geburtstag erfolgreich hinter sich gebracht. Allen
Jubilaren möchte ich auch auf diesem Wege noch einmal
herzlich alles Gute wünschen und die Gratulation des
Hauses aussprechen.


(Beifall)


Wir setzen nun die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt 1 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015)


Drucksache 18/2000
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsauschuss
b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018

Drucksache 18/2001
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsauschuss

Für die heutige Aussprache haben wir gestern eine
Redezeit von insgesamt neun Stunden beschlossen.

Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich der Bundes-
kanzlerin und des Bundeskanzleramtes, Einzel-
plan 04.

Ich eröffne die Aussprache dazu und erteile zunächst
dem Kollegen Gregor Gysi für die Fraktion Die Linke
das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gregor Gysi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie haben

    sich zu einem Haushalt entschlossen, mit dem Sie alles,
    was wichtig ist, verschieben oder ausfallen lassen. Die
    Kindergelderhöhung wird verschoben, die Abschaffung
    der kalten Progression wird verschoben – es wird also
    weiterhin so sein, dass zum Beispiel Leute, die 3 Prozent
    brutto mehr erhalten, netto nur 0,5 Prozent mehr verdie-
    nen –, die Investitionen in Bildung, in digitale Netze, in
    Wasserwege, in Brücken und in Straßen fallen aus.

    Und warum? Nur, um zum ersten Mal einen ausgegli-
    chenen Haushalt vorzulegen! Für ein sehr zweifelhaftes
    Denkmal verzichten Sie auf alles, was Zukunft ausmacht.
    Das kann nicht in Ordnung sein; das wissen Sie selbst.


    (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das war schon ein blöder Anfang!)


    Lassen Sie mich zunächst etwas zur Außenpolitik sa-
    gen. Außenminister Kerry hat nun voll Stolz erklärt, dass
    es eine Koalition der Willigen gegen ISIS unter Ein-
    schluss der Türkei und Deutschlands gibt.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Machen Sie mit?)






    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Mich interessiert die Türkei. Bisher war es so, dass die
    Türkei potenzielle Kämpfer der terroristischen Söldner-
    armee ISIS in Richtung Syrien und in Richtung Irak un-
    behelligt durchgelassen hat. Transporte mit Hilfsgütern
    wurden gestoppt. Interessanterweise hat die Türkei einen
    Tag nach unserer Debatte vom 1. September dieses Jah-
    res die Transporte mit Hilfsgütern durchgelassen. Sind
    Sie sich wirklich sicher, dass die Türkei ihre Haltung zu
    ISIS grundsätzlich geändert hat? Ich mache da erst ein-
    mal ein Fragezeichen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann ist die Frage: Wie will sich nun eigentlich die
    Bundesregierung beteiligen? Sie haben schon Waffen an
    Peschmerga geliefert. Das war falsch, das bleibt falsch.
    Dem Irak fehlt vieles, aber keine Waffen. Es gibt viele
    Möglichkeiten: Man kann die humanitären Hilfen für
    Kurdinnen und Kurden, für Jesiden, für Christinnen und
    Christen und viele andere ausbauen. Man kann eine ira-
    kische Einheitsregierung unterstützen, damit es keine
    Ausgrenzungen mehr gibt: weder von Sunniten noch von
    Schiiten noch von Christinnen und Christen, Jesiden
    oder anderen. Man kann Gespräche anbahnen. Man kann
    so vieles tun. Das Einzige, worauf die Regierung
    kommt, sind Waffenlieferungen. Das ist wirklich absurd;
    das muss ich ganz klar sagen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich habe noch weitere Fragen: Was ist überhaupt die
    Koalition der Willigen? Wann kehren wir zum Völker-
    recht zurück?


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Zuständig ist der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen,
    der auf der Grundlage der Charta der Vereinten Nationen
    zu entscheiden hat, nicht irgendwelche Koalitionen der
    Willigen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Warum leiten Sie diesbezüglich nichts ein? Ich
    glaube, Sie leiten deshalb nichts ein, weil das Verhältnis
    der USA zu Russland besonders schlecht ist. Aber wir
    wissen doch: Das Ganze geht nur mit, nicht ohne und
    schon gar nicht gegen Russland. Die internationalen Pro-
    bleme sind nur mit Russland zu lösen, egal ob ich an
    ISIS denke, ob ich an die Probleme im Iran denke, ob ich
    an Syrien denke. Wir sind doch auf Russland angewie-
    sen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie!)


    Sie, Herr Kauder, haben hier am 1. September gesagt,
    dass ISIS mit dem falschen Krieg der USA und anderer
    Staaten gegen den Irak, der 2003 begonnen hat, nichts zu
    tun hat, weil ISIS in Syrien entstanden ist. Das stimmt,
    da haben Sie recht. Aber ohne den Bürgerkrieg in Syrien
    wäre ISIS nie entstanden. Ohne den Krieg gegen den
    Irak wäre ISIS niemals über die Grenze von Syrien in
    den Irak gekommen. Dort gibt es gar keinen Staat mehr.
    Es gibt auch keine Kontrolle mehr. Daran ist der Krieg
    von 2003 schuld. Deshalb gibt es sehr wohl einen Zu-
    sammenhang.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Ich sage Ihnen noch etwas. Die PKK und die PYD in
    Syrien – das hat hier auch der außenpolitische Sprecher
    der Unionsfraktion eingestanden – schützen inzwischen
    die Jesiden, die Christinnen und Christen. Wir müssen
    unsere Politik ändern. Prüfen Sie das PKK-Verbot und
    heben Sie es auf! Haben Sie endlich die Kraft, ISIS zu
    verbieten! Es wird höchste Zeit, dass das geschieht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    In der Sendung Panorama wurde Folgendes gezeigt:
    Bei einer Demonstration waren auf der einen Seite De-
    monstranten mit PKK-Fahnen zu sehen, und die Polizei
    griff sofort ein. Auf der anderen Seite waren Demon-
    stranten mit ISIS-Fahnen zu sehen, und es passierte
    nichts. – Da muss sich in unserem Land etwas gründlich
    ändern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich freue mich sehr, dass alle Dachverbände der Mus-
    lime in Deutschland ISIS scharf verurteilt haben und für
    den 19. September dieses Jahres zu einer Großkundge-
    bung aufrufen.

    Wir alle beurteilen Assad überwiegend negativ. Viele
    haben gegen Assad gekämpft, aber wir haben immer ge-
    sagt: Wir brauchen diesen Kontakt. Wir brauchen die
    Möglichkeiten zu Gesprächen. – Jetzt wird es ganz deut-
    lich: Wir brauchen Assad auch im Kampf gegen ISIS. Es
    ist also nie klug, übertrieben zu reagieren.

    Wissen Sie: Ihre ganze Außenpolitik wirkt hilflos,
    wirr und durcheinander. Das ist viel zu wenig. Dafür ist
    die Verantwortung Deutschlands zu groß. Ich sage Ihnen
    noch etwas: Im Kalten Krieg hat der Westen gesiegt.
    Aber er konnte nicht aufhören, zu siegen. Die alte Ord-
    nung wurde zerstört, und keine neue friedenschaffende
    Ordnung hergestellt.

    Es gibt eine besondere Verantwortung der USA,
    Russlands und Chinas, dann erst kommt die EU mit
    Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Dieser
    Verantwortung werden Sie alle nicht gerecht. Das verun-
    sichert die Menschen sehr. Das macht sie so unzufrieden.
    Sie wissen gar nicht, wohin das Ganze läuft.

    Ich komme zur Ukraine. Endlich gibt es eine Verein-
    barung über eine Feuerpause, einen Waffenstillstand.
    Das ist für mich schon ein Durchbruch. Der Donbass
    bleibt selbstverständlich Bestandteil der Ukraine. Es
    geht dann um weitgehende Autonomierechte. Was wir
    jetzt brauchen – das sage ich Ihnen schon jetzt –, ist ein
    Marshallplan für die Ostukraine. Wir brauchen regionale
    Wahlen.

    Es gibt Extremisten auf beiden Seiten. Es gibt die so-
    genannten Freiwilligenverbände der ukrainischen Ar-
    mee, die faschistisch strukturiert sind. Aber es gibt auch
    bei den Separatisten extremistische Kräfte, die den An-
    schluss des Donbass an Russland fordern und von einem
    großrussischen Reich träumen.

    Alle Fragen müssen am Verhandlungstisch geklärt
    werden.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wie Finnland sollte die Ukraine nicht zur NATO gehö-
    ren. Und ich sage Ihnen: Die NATO-Gipfel-Beschlüsse
    sind absolut kontraproduktiv – schnelle Eingreiftruppe,
    Aufrüstung im Baltikum und in Polen. Der Vertrag zwi-
    schen der NATO und Russland sieht aber vor, dass eine
    dauerhafte Stationierung von NATO-Streitkräften in Ost-
    europa verboten ist. Wollen Sie diesen Vertrag verlet-
    zen? Was sollen die geplanten Änderungen? Russland
    wird darauf wiederum mit einer Änderung seiner Mili-
    tärdoktrin reagieren. Es besteht die Gefahr einer neuen
    Runde des Rüstungswettlaufs. Das Minsker Abkommen
    über die Feuerpause – und zwar unbefristet – muss doch
    ein Anlass zur Deeskalation auch durch NATO und EU
    sein. Deshalb sind auch die neuen Sanktionsbeschlüsse
    falsch; denn sie führen zu einer Eskalation, obwohl das
    Gegenteil notwendig ist.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich sage Ihnen noch etwas: Die Sanktionen und ihre
    Antworten schaden – völlig unnötig – der Wirtschaft und
    der Bevölkerung in Deutschland – übrigens insbeson-
    dere in den neuen Bundesländern. Denn 80 Prozent der
    Exporte von Deutschland nach Russland kommen aus
    den neuen Bundesländern. Da wird das gravierende Fol-
    gen haben.

    Ich sagen Ihnen: Eine vernünftige Politik wäre, die
    Sanktionen unverzüglich aufzuheben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Und was macht die NATO? Sie führt acht Manöver in
    der Ukraine durch – aktuell ein Manöver im Schwarzen
    Meer, zusammen mit den USA, der Türkei, Spanien und
    der Ukraine. Dann gibt es Northern Coast, ein Manöver in
    der Ostsee, an dem auch die Bundeswehr mit 1 000 Solda-
    ten teilnimmt. Was soll diese Provokation Russlands?

    Die NATO und vor allem die USA fordern, 2 Prozent
    der Wirtschaftsleistung in den Verteidigungsetat zu stel-
    len – 2 Prozent. Deutschland ist gegenwärtig bei 1,3 Pro-
    zent. Wenn wir diesen Wunsch erfüllten, müssten wir
    rund 24 Milliarden Euro mehr für Rüstung ausgeben.

    Frau von der Leyen, Sie – das habe ich doch richtig
    verstanden? – wollen nicht so viel ausgeben, aber schon
    mehr. Und die Kanzlerin habe ich so verstanden, dass sie
    eigentlich nicht mehr ausgeben will. Ich hoffe, Sie ver-
    ständigen sich darauf, weniger auszugeben – auf gar kei-
    nen Fall mehr! Das will ich auch deutlich sagen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Nur mit den
    Atomwaffen der acht Atommächte kann die Menschheit
    1 000-mal ausgelöscht werden. Reicht das nicht? Was
    soll zusätzliche Aufrüstung? Müssen wir die Menschheit
    1 500-mal auslöschen können? Wo soll das hinführen?


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Den Schwachsinn haben wir schon mal gehört!)


    Ich sage Ihnen ganz klar: Die USA, die NATO und
    auch Deutschland sind hoch gerüstet. Wir brauchen
    keine Aufrüstung mehr.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Mit Aufrüstung erreicht man auch nicht mehr Frieden –
    im Gegenteil. Und ich sage jetzt auch deutlich: Mit Auf-
    rüstungsreden und Aufrüstungsentscheidungen erreichen
    wir nichts. Was wir brauchen, sind Abrüstungsreden und
    Abrüstungsentscheidungen.


    (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Sagen Sie das mal dem Putin!)


    Die Bundesregierung – und damit auch EU und
    NATO – werden immer abhängiger von der US-Regie-
    rung. Warum können Sie diesbezüglich eigentlich nicht
    souveräner, nicht eigenständiger auftreten? Das geht mir
    so auf die Nerven; das muss ich Ihnen ehrlich sagen. Die
    NSA hört unsere gesamte Bevölkerung ab, betreibt Wirt-
    schaftsspionage, aber Sie haben Angst, irgendetwas
    Wirksames dagegen zu unternehmen.

    Ich nenne Ihnen nur ein Beispiel: In Wiesbaden wird
    gerade ein hohes Gebäude für die NSA gebaut. Warum
    haben Sie denn nicht den Mumm, der US-Regierung zu
    sagen: Unter diesen Bedingungen, ohne No-Spy-Ab-
    kommen, ohne ein Abkommen, das gegenseitige Spio-
    nage ausschließt, kann die NSA niemals in dieses Ge-
    bäude einziehen. Die Volkssolidarität, Attac oder andere
    Leute, die etwas Vernünftiges machen, können da gerne
    einziehen, aber nicht die NSA.


    (Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU – Michael Grosse-Brömer [CDU/ CSU]: Neues Deutschland!)


    Zeigen Sie mal etwas Mumm!

    Ich sage Ihnen auch: Dieses Duckmäusertum, das Sie
    an den Tag legen, führt nicht zu Freundschaft, sondern
    zu Verachtung. Wenn man Freundschaft will, muss man
    sich als Erstes Respekt erarbeiten. Und mit solchen Ent-
    scheidungen erarbeitet man sich Respekt, den wir drin-
    gend benötigen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Nun höre ich aber auch, dass der BND die Türkei ab-
    hört. Aber ich habe das doch richtig verstanden: Die
    USA, Deutschland und die Türkei – wenn auch gegen
    unseren Willen – führten zusammen Krieg in Jugosla-
    wien, dann in Afghanistan, und gleichzeitig behandeln
    sie sich wie Kriegsgegner. Das ist ja ein dolles Bündnis,
    kann ich nur sagen. Riesenfragezeichen!

    Ein weiterer Punkt sind die Abkommen. Eines liegt
    schon vor – das CETA-Abkommen mit Kanada –; das
    andere, das TTIP-Abkommen, ist geplant. Ich habe dazu
    schon einiges gesagt. Was uns am meisten stört und be-
    fremdet, ist die Investitionsschutzklausel. Ich komme
    noch darauf zurück.

    Die Bundesregierung sagt, sie sei auch gegen die In-
    vestitionsschutzklausel. Sie ist aber in dem Abkommen
    vorgesehen. Ich bin sehr gespannt, was Sie diesbezüg-
    lich vorhaben. Zu hören ist schon, dass die Vorteile so
    groß sind, dass man vielleicht doch damit leben kann,
    was eine Katastrophe wäre, sowohl im Verhältnis zu Ka-
    nada als auch zu den USA.

    Was bedeutet denn eine Investitionsschutzklausel?
    Wenn wir in Berlin einmal eine vernünftigere Regierung





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    bekämen – das ist schließlich möglich, zum Beispiel mit
    Linken –


    (Lachen bei der CDU/CSU)


    – es freut mich, dass Sie sich jetzt schon darauf freuen –,


    (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Ein Hauch von Büttenrede!)


    und die beschlösse plötzlich, dass es mehr Mitbestim-
    mung gibt oder dass Konzerne etwas mehr Steuern zah-
    len müssen, dann könnten die kanadischen und amerika-
    nischen Unternehmen sagen: „Das geht nicht; es verstößt
    gegen das Verbot von Investitionshemmnissen;


    (Thomas Oppermann [SPD]: Unfug! Das ist einfach Unfug!)


    denn wir haben unseren Sitz hier unter anderen Voraus-
    setzungen gegründet“, und Schadenersatz fordern.

    Das ist eine Katastrophe, weil Sie jede vernünftigere
    Politik ausschließen. Deshalb darf das niemals in Kraft
    treten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es gibt einen Zeugen. Dieser Zeuge ist kein Linker,
    sondern der Ministerpräsident Australiens. Er hat gesagt,
    er würde das Abkommen nie wieder unterschreiben, und
    zwar aus folgendem Grund: In Australien wurde, nach-
    dem das Abkommen unterschrieben wurde, angeordnet,
    dass auf Zigarettenschachteln der Hinweis erfolgen
    muss, dass Zigaretten ungesund sind. Es war ein biss-
    chen spät, aber irgendwann hat auch Australien das an-
    geordnet. Der Punkt ist, dass das Unternehmen Philip
    Morris, das dort schon seinen Sitz hatte, sagte: „Das geht
    nicht; das verstößt gegen die Investitionsschutzklausel“,
    und Schadenersatz in Milliardenhöhe forderte.

    Wollen Sie Politik wirklich unmöglich machen? Das
    geht nicht. Stoppen Sie das Ganze so schnell wie mög-
    lich!


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Außerdem erleben wir eine Entstaatlichung, und zwar
    in dreifacher Hinsicht: erstens durch CETA und TTIP.
    Denn es sollen keine ordentlichen Gerichte zuständig
    sein. Es gibt dann nur ein Schiedsgericht, bestehend aus
    drei Advokaten, die über Milliardenbeträge entscheiden
    sollen. Der ordentliche Gerichtsweg ist ausgeschlossen.
    Das ist eine Entstaatlichung. Es verstößt auch gegen die
    Rechtsstaatlichkeit. Das ist nicht hinnehmbar.

    Die zweite Entstaatlichung, die noch viel schlimmer
    ist, erleben wir in Somalia, Irak, Libyen und Afghanis-
    tan. Nirgendwo funktioniert der Staat noch. In Ägypten,
    Syrien und in der Ukraine besteht die Gefahr der Zerstö-
    rung des Staates.

    Das Dritte ist eine Entstaatlichung in unserer Gesell-
    schaft. Darauf möchte ich Sie gerne hinweisen, weil ich
    finde, dass wir sehr viel genauer darauf achten müssen.
    Es gibt ein oberstes Zehntel in unserer Gesellschaft, das
    sich nicht mehr für den Staat interessiert. Diese Men-
    schen gehen zwar formal wählen, aber mehr interessiert
    sie nicht, weil sie alles, ob Firmensitz oder Wohnsitz, da-
    nach begründen, wie die Rechtsvorschriften in welchem
    Teil der Welt aussehen, wo welche Steuerregeln und Ar-
    beitsschutzregeln herrschen und welche Löhne kassiert
    werden etc. Sie haben sich vom Staat innerlich völlig
    verabschiedet.


    (Thomas Oppermann [SPD]: 8 Millionen Menschen!)


    Zu meinem großen Bedauern ist es so, dass wir zwar
    Teile des unteren Viertels erreichen – andere auch –,
    aber bestimmte Teile des unteren Viertels erreichen wir
    gar nicht mehr. Diese Menschen haben sich völlig vom
    Staat verabschiedet und gehen auch nicht mehr wählen.
    Was glauben Sie, wie oft ich versuche, mit ihnen zu re-
    den. Ich stelle eine Entwicklung fest, die mir große Sor-
    gen macht, weil sie für die Demokratie ungeheuer schäd-
    lich ist.

    Wir müssen erreichen, dass die gesamte Gesellschaft
    wieder am gesellschaftlichen Leben teilnimmt. Davon
    sind wir weit entfernt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Jetzt werde ich auch etwas zu den Ursachen sagen,
    zum Beispiel unsere Vermögensentwicklung. Es gibt
    Zahlen, die einen umhauen. Die EU-Millionäre, von de-
    nen es eine reichliche Anzahl gibt, haben ein Geldver-
    mögen – es geht nur um das Geld, ohne Grundstücke
    und Unternehmen – von 17 Billionen Euro. Die gesam-
    ten Staatsschulden der EU belaufen sich auf 11 Billionen
    Euro. Stellen Sie sich vor, sie würden uns das ganze Geld
    überweisen. Dann könnten wir alle Schulden bezahlen
    und ihnen sogar noch 6 Billionen zurücküberweisen.
    Dann wären sie immer noch nicht arm. Aber so weit geht
    noch nicht einmal die Linke.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Was? Das ist aber ein Rückschritt!)


    Wir sagen aber: Wir brauchen endlich eine Millionär-
    steuer in der Europäischen Union.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber Sie weigern sich, ein Stück mehr Gerechtigkeit
    herzustellen.

    Gehen wir einmal zu Deutschland über. In Deutsch-
    land haben wir ein Geldvermögen – passen Sie jetzt auf,
    Herr Kauder! Sie müssen sich die Zahlen merken – von
    10 Billionen Euro. Jetzt gibt es eine neue Studie der
    Europäischen Zentralbank, die besagt: 1 Prozent unserer
    Bevölkerung – 1 Prozent, ich bitte Sie! – besitzt 32 Pro-
    zent davon. Das sind weit über 3,5 Billionen Euro.
    50 Prozent – die in finanzieller Hinsicht unteren 50 Pro-
    zent – unserer Haushalte und damit die Hälfte unserer
    Bevölkerung besitzt 1 Prozent davon. Nun sage ich, was
    für mich am erschreckendsten ist. Diese Hälfte besaß
    1998 4 Prozent. Meine Damen und Herren von Union
    und Sozialdemokratie, aus 4 Prozent werden bei uns
    nicht Schritt für Schritt 5 und dann 6 Prozent, sondern
    aus 4 Prozent wird 1 Prozent. Werden es in fünf Jahren





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    0,5 Prozent sein? Die Schere geht immer weiter aus-
    einander. Das ist unerträglich.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die schlimmste Umverteilung von unten nach oben
    hatten wir durch die Agenda 2010 in Verantwortung von
    SPD und Grünen. Seit 2000 haben wir – das ist dieselbe
    Entwicklung – einen Anstieg der Unternehmens- und Ver-
    mögenseinkommen, Herr Kauder, um 60 Prozent zu ver-
    zeichnen. In derselben Zeit sind die Reallöhne um
    3,7 Prozent gesunken. Erklären Sie das den Arbeitneh-
    merinnen und Arbeitnehmern, die das ganze Vermögen
    geschaffen haben! Ich jedenfalls finde diese Entwick-
    lung unerträglich. Wir müssen die Umverteilung von un-
    ten nach oben stoppen und eine von oben nach unten
    einleiten, um ein Stück Gerechtigkeit in unserer Gesell-
    schaft zu erreichen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Bundeskanzlerin und ihr Vizekanzler beklagen
    den Investitionsstau seit zehn Jahren. Einen solchen Stau
    gibt es tatsächlich; das stimmt. Allerdings, Frau Bundes-
    kanzlerin, wer regiert denn seit zehn Jahren? Ich frage
    Sie das so ganz nebenbei. Ich habe vorhin gesagt, dass es
    sich um einen Verzicht auf Zukunft handelt, wenn die
    notwendigen Investitionen ausbleiben. Aber schauen wir
    uns das einmal genauer an: 1991 investierten die Unter-
    nehmen noch 40 Prozent ihrer Gewinne, 2013 nur noch
    9 Prozent. Warum? Wir brauchen sehr dringend Investi-
    tionen. Das wichtigste Gebiet ist die Bildung. Gestern
    wurde ein neuer OECD-Bericht veröffentlicht. Er be-
    sagt, dass in keinem anderen Industrieland der Bildungs-
    erfolg von Kindern so abhängig von der sozialen Her-
    kunft ist wie in Deutschland. Auch das ist ein Skandal.
    Ich möchte Chancengleichheit für alle Kinder. Deshalb
    sage ich Ihnen: Wir brauchen endlich Kindertagesstätten
    für Kinder vom nullten bis zum sechsten Lebensjahr in
    ganz Deutschland, die ganztägig geöffnet sind, und zwar
    in ausreichender Anzahl, mit kleinen Kindergruppen,
    mit gut ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern, die
    endlich anständig verdienen müssen, und das alles
    selbstverständlich gebührenfrei einschließlich eines voll-
    wertigen, gesunden Mittagessens. Das müssen wir in
    Deutschland erreichen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich sage Ihnen zu den Schulen Folgendes: Ich bin ein
    Anhänger der Gemeinschaftsschule. Dazu werde ich
    jetzt nicht viel sagen, nur so viel: Sie sollten sich einmal
    die Studie zum Vergleich zwischen Gemeinschaftsschu-
    len und getrennten Schulen anschauen. Wissen Sie, was
    dabei herausgekommen ist?


    (Zuruf des Abg. Max Straubinger [CDU/ CSU])


    – Ich werde Ihnen sagen, was auch in Bayern dabei he-
    rausgekommen ist. – In den Gemeinschaftsschulen sind
    nicht nur die schlechteren Schülerinnen und Schüler bes-
    ser als die in getrennten Schulen, sondern auch die bes-
    ten und besseren Schülerinnen und Schüler sind besser.
    Sie haben es nicht begriffen. Nur in Gemeinschaftsschu-
    len lernen sie sozial. Wenn Sie die Schülerinnen und
    Schüler isolieren, dann bringen Sie ihnen nichts bei.


    (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Isoliert eure Kinder und erzieht sie zu Hause! Was ist das denn für ein Familienbild?)


    Abgesehen davon möchte ich, dass alle Schülerinnen
    und Schüler ein vollwertiges, gesundes Mittagessen ge-
    bührenfrei bekommen. Ich möchte Schülerinnen und
    Schüler nicht in der Suppenküche sehen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Kommen Sie mir nicht mit dem Argument, dass das zu
    viel Geld kostet. Für jede Bank haben Sie Milliarden pa-
    rat. Investieren Sie das Geld endlich in die Bildung! Das
    wäre wirklich wichtig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Des Weiteren haben wir ein Problem bei der Nach-
    frage. Es tut mir leid, aber das kann ich Ihnen nicht er-
    sparen. Die Reallöhne sind gesunken. Das Rentenniveau
    ist gesunken. Die prekäre Beschäftigung hat enorm zu-
    genommen. Deutschland hat in Europa den größten Nie-
    driglohnsektor. Er ist größer als der in Griechenland.
    Denken Sie einmal darüber nach, um welche Zahlen es
    sich dabei handelt! Nun beschwert sich die belgische Re-
    gierung bei der Europäischen Union über Deutschland
    wegen Lohndumping, weil zum Beispiel die Arbeit auf
    Schlachthöfen in Deutschland so schlecht bezahlt wird,
    dass die belgischen Unternehmen niederkonkurriert wer-
    den. Ich finde, dass wir auch darüber nachdenken müs-
    sen.

    Herr Gabriel, es tut mir leid, aber Sie haben gesagt,
    dass kein Geld für Investitionen da ist – ich habe Ihnen
    vorhin gesagt, dass Sie damit auf Zukunft verzichten –,
    darauf kann ich nur erwidern: Die Schuldenbremse war
    eben Unsinn. Die erste war okay. Aber die neue Schul-
    denbremse, die Sie erfunden und im Grundgesetz veran-
    kert haben, geht völlig daneben und ist völlig überflüs-
    sig.


    (Beifall bei der LINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Bei euch ist der Staat untergegangen wegen der Schulden!)


    Ich sage Ihnen aber auch ganz klar: Wer Investitionen
    und soziale Gerechtigkeit will, muss Steuergerechtigkeit
    herstellen. Wer behauptet, dass er in der Lage sei, soziale
    Gerechtigkeit herzustellen und Investitionen zu ermögli-
    chen, ohne Steuergerechtigkeit herzustellen, der sagt
    nicht die Wahrheit; das wissen Sie ganz genau. Das geht
    nicht. Aber hier haben Sie null Mut.

    Was passiert, wenn wir wirklich den von Ihnen, Herr
    Gabriel, vorgeschlagenen Weg gehen und die Investitio-
    nen privatisieren, wenn also die Unternehmen das Ganze
    übernehmen? Wollen Sie wirklich die öffentliche Da-
    seinsvorsorge noch stärker privatisieren? Die Politik ver-
    liert dann die Zuständigkeit für Energie- und Wasser-
    preise. Wir haben dann auch nichts mehr mit den Preisen
    für Mobilität zu tun. Wir sind dann nicht mehr für Woh-





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    nungen, Krankenhäuser und Bildung zuständig. Wollen
    Sie das alles ernsthaft privatisieren? Das kann doch nicht
    Ihr Ernst sein, wirklich nicht.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Außerdem: Wenn öffentliche Investitionen privat
    finanziert werden, wollen die Privaten auch eine Rendite
    haben. Die wollen etwas daran verdienen. Die Gebühren
    müssen dann alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler,
    alle Bürgerinnen und Bürger bezahlen. Auch das ist un-
    erträglich.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dann sage ich Ihnen noch etwas. Ich muss Sie fragen,
    Herr Schäuble: Stimmt es, dass Sie ernsthaft darüber
    nachdenken, die Bundesstraßen zu verkaufen? Also
    wirklich, lassen Sie den ganzen Quatsch mit der Maut.
    Das bringt nichts, liebe CSU. Packen Sie die einfach
    weg. Das bringt gar nichts.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber einmal abgesehen davon: Wenn Sie wirklich die
    Bundesstraßen verkaufen, dann sage ich Ihnen, was pas-
    sieren wird. Dann werden die Länder anfangen, die Län-
    derstraßen zu verkaufen, dann werden die Kommunen
    anfangen, die Kommunalstraßen zu verkaufen. Ich weiß
    gar nicht, wie viele Arten von Maut wir dann überall be-
    zahlen müssen. Das lasse ich alles weg. Aber eines sage
    ich Ihnen, Herr Schäuble: Wenn das je passieren sollte,
    dann muss ich Ihnen ein bisschen drohen. Dann werde
    ich mit allen Mitteln versuchen, die Straße zu kaufen, in
    der Sie wohnen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


    Dann wird es für Sie sehr teuer, wenn Sie nach Hause
    wollen. Außerdem benenne ich dann die Straße um. Es
    wird Ihnen am peinlichsten sein, immer schreiben zu
    müssen, dass Sie Zum Gysi Nummer 1 wohnen. Aber
    das mache ich dann. Das ist garantiert.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/ CSU]: Das wird aber eine kleine Straße sein!)


    Im Übrigen hat der Internationale Währungsfonds
    – wie Sie wissen, ist das keine linke Organisation – fest-
    gestellt, dass wir mit etwas mehr Steuergerechtigkeit
    80 Milliarden Euro pro Jahr mehr einnehmen könnten.
    Dann hätten wir das Geld für Bildung und Investitionen,
    das wir dringend benötigen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Europäische Zentralbank hat nun den Leitzins auf
    den niedrigsten Stand in der Geschichte gesetzt: auf
    0,05 Prozent. Ich will Ihnen sagen, was das bedeutet.
    Die Sparerinnen und Sparer in Deutschland, auch die
    kleinen und mittleren, bekommen so gut wie gar keine
    Zinsen. Da wir eine Inflationsrate haben, das heißt alle
    Dienstleistungen und Waren teurer werden, man aber
    keine Zinsen bekommt, verlieren die Sparguthaben Jahr
    für Jahr an Wert. Das heißt, die Sparerinnen und Sparer
    bezahlen die ganze Krise. Das kommt dabei heraus. Das-
    selbe passiert mit den Lebensversicherungen, weil auch
    die an Wert verlieren. Bei den Lebensversicherungen
    nehme ich Ihnen eine Sache schon übel, nämlich dass
    Sie die Leistungen aus Lebensversicherungen hier im
    Bundestag gekürzt haben,


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr! Das ist falsch, Herr Gysi, und Sie wissen das auch!)


    und das am Tag des Viertelfinalspiels Deutschland gegen
    Frankreich bei der Fußballweltmeisterschaft, und zwar
    in der Hoffnung, dass es keiner mitbekommt. Ich finde
    das ziemlich übel; das muss ich Ihnen sagen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Außerdem habe ich noch eine Frage: Wenn wir auf
    Sparguthaben so niedrige Zinsen bekommen, warum
    gibt es dann eigentlich noch so hohe Zinsen bei Dispo-
    krediten und anderen Krediten? Wenn schon niedrige
    Zinsen, dann müssten die Banken und Sparkassen auch
    diesbezüglich ihre Politik ändern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber ich sage Ihnen auch: Sie werden mit privaten In-
    vestitionen in die Wirtschaft nicht wirklich weiterkom-
    men. Nehmen wir den Süden Europas: 25 Prozent Ar-
    beitslosigkeit, 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit, zum
    Beispiel in Griechenland und in Spanien. Wer will da in-
    vestieren? Wer soll denn bei sinkenden Löhnen, Renten
    und Sozialleistungen noch einkaufen können? Daran,
    dass selbst die Deutsche Bundesbank für Deutschland
    höhere Löhne fordert, weil sie sieht, dass die Nachfrage
    permanent zurückgeht, sehen Sie, welchen Stand wir
    diesbezüglich erreicht haben.

    Was mich auch stört, ist, dass die EZB wieder die
    Schrottpapiere von den Banken aufkaufen will. Das ist
    doch der Gipfel der Frechheit. Die Steuerzahlerinnen
    und Steuerzahler haften wie immer für alle Banken. Ich
    möchte, dass endlich Banken für Banken haften.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Kein Industrieunternehmen, kein Bäckermeister hat die
    Chance, dass Sie die Schulden übernehmen, aber bei je-
    der Bank übernehmen wir die Schulden. Das geht nicht
    mehr, das muss endlich beendet werden.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die ganze falsche Bankenrettung in der Euro-Krise war
    ein Aufbauprogramm für die AfD. Wenn wir das been-
    den wollen, müssen Sie auch diesbezüglich die Politik
    ändern.

    Liebe Frau Bundeskanzlerin, wir hatten einen kleinen
    Disput hier beim letzten Haushalt, und zwar über die
    Mütterrente. Das Problem muss ich auflösen. Sie haben
    gesagt, dass wir schon jetzt einen hohen staatlichen Zu-
    schuss an die gesetzliche Rentenversicherung zahlen und
    der 2018 sogar erhöht werden soll. Das mag sein, aber
    das ändert an folgendem Umstand nichts: Jetzt gibt es
    eine Erhöhung der Mütterrente. Diese Erhöhung kostet





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Geld, und jetzt erhöhen wir nicht den staatlichen Zu-
    schuss. Also muss diese Erhöhung, weil wir den staatli-
    chen Zuschuss nicht erhöhen, allein von den Beitrags-
    zahlerinnen und Beitragszahlern bezahlt werden.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist Quatsch, Herr Gysi!)


    Das heißt, die Lidl-Kassiererin und jedes Unternehmen
    bezahlen das,


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Er hat es nicht verstanden!)


    aber Frau Merkel, Herr Gabriel, Herr Kauder und Herr
    Gysi nicht. Das ist und bleibt grob ungerecht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie hätten ja einen anderen Weg gehen können. Sie
    hätten ja sagen können: Die Erhöhung der Mütterrente
    kostet soundso viel Geld, und in diesem Umfang erhö-
    hen wir den Zuschuss. – Dann hätten wir es aus Steuer-
    mitteln finanziert. Da Frau Merkel, Herr Gabriel, Herr
    Kauder und Herr Gysi mehr Steuern als die Lidl-Kassie-
    rerin zahlen, wäre das gerecht gewesen. So bezahlt sie es
    allein. Ich kann es ihr nicht erklären, und Sie können es
    ihr auch nicht erklären. Das ist die Wahrheit.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Jetzt sage ich Ihnen auch etwas zur deutschen Einheit.
    Ganz aktuell ist in der Pflege ein Mindestlohn vereinbart
    worden: Ost 8,65 Euro, West 9,40 Euro – und das
    24 Jahre nach der deutschen Einheit. Ich bitte Sie! Wer
    die deutsche Einheit will, muss endlich für gleiche
    Löhne bei gleicher Arbeitszeit in Ost und West und für
    eine gleiche Rente bei gleicher Lebensleistung und für
    eine gleiche Mütterrente in Ost und West streiten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wer das nicht macht, der ist eben nicht für die deutsche
    Einheit.

    Ich sage Ihnen, Herr Kauder, auch wenn es Sie ärgert:
    Inzwischen ist die Linke die Partei der deutschen Ein-
    heit. Sie verfolgen diese Ziele nicht.


    (Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU)


    – Ich wusste, dass ich Ihre Zustimmung bekomme.

    Nun muss ich noch ein Thema anschneiden: das
    Thema „Überwachung der Linken“. Unser Spitzenkan-
    didat in Thüringen, Bodo Ramelow, hat ja einen großen
    Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht erreicht;
    schon deshalb hat er sich vieles verdient. Aber einmal
    abgesehen davon: Bundesinnenminister de Maizière hat
    daraufhin entschieden, dass die Beobachtung aller Mit-
    glieder unserer Fraktion durch das Bundesamt für Ver-
    fassungsschutz eingestellt wird.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, sagen Sie mal! Super!)


    Das begrüße ich. Die Gerichte haben entschieden, dass
    alle Unterlagen über uns zu vernichten sind. Auch das
    begrüße ich. Erst die überflüssige Arbeit, das alles her-
    zustellen, und nun haben sie die Arbeit, das alles zu ver-
    nichten. Aber das sei ihnen auch gegönnt. Wir haben
    damit der Bundesrepublik Deutschland zu mehr Rechts-
    staatlichkeit und Demokratie verholfen.


    (Beifall bei der LINKEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dagmar Ziegler [SPD]: Na, vielen Dank!)


    Nun habe ich 16 Bundesländer angeschrieben – meine
    Herren und Damen von der CSU, hören Sie gut zu – und
    gefragt, ob sie weiterhin die Bundestagsabgeordneten
    der Linken beobachten. 15 Bundesländer haben „Wir ha-
    ben das noch nie gemacht“ oder „Wir haben das schon
    längst oder jetzt eingestellt“ geantwortet. Nur ein Land,
    Bayern, hat geantwortet, dass es bei der Beobachtung
    bleiben soll. Also, wir sehen uns vor Gericht wieder. Wir
    werden auch Bayern zu Rechtsstaatlichkeit und Demo-
    kratie verhelfen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich sage Ihnen: Man kann ja in Bayern als Linker
    nicht im öffentlichen Dienst arbeiten. Wir wollen auch
    die Interessen des öffentlichen Dienstes vertreten. Wie
    sollen wir das eigentlich machen, abgesehen davon, dass
    uns dadurch natürlich auch Gelder verloren gehen? Jetzt
    habe ich mir dazu im Internet Informationen beschafft.
    Also, hören Sie einmal zu: Da wird gefragt, wenn man
    sich beim öffentlichen Dienst in Bayern bewirbt, ob man
    Mitglied des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und
    Kleintierzüchter der DDR – so einer linksextremisti-
    schen Massenorganisation – war.


    (Heiterkeit bei der LINKEN – Beifall der Abg. Barbara Lanzinger [CDU/CSU] – Max Straubinger [CDU/CSU]: Natürlich!)


    Wer in der DDR Äpfel geerntet oder Kaninchen gezüch-
    tet hat, soll also keine Chance im öffentlichen Dienst in
    Bayern haben können. Auch Schwachsinn muss Gren-
    zen kennen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich noch etwas sagen, was mir wichtig
    ist: Sie alle behaupten doch, Parteien der Mitte zu sein.
    Aber dass die mittleren Einkommen in unserer Gesell-
    schaft aufgrund des Steuerbauchs alles bezahlen, das
    nehmen Sie nicht zur Kenntnis. Es gibt nur eine Partei,
    die Linke, die will, dass der Steuerbauch beseitigt wird.
    Wir vertreten hier die Mitte, nicht Sie.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das ist die Wahrheit. Wir vertreten die unteren Einkom-
    men, aber auch die mittleren.

    Zum Schluss sage ich Ihnen eins: Ich will nicht recht-
    haberisch sein.


    (Lachen bei der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Jetzt haben Sie die ganze Rede widerlegt!)


    – Gut, dann sage ich: Ich will nicht mehr rechthaberisch
    sein. Das können Sie akzeptieren. Passen Sie auf! Ich





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    habe mich in meinem Leben auch geirrt; das bestreite ich
    gar nicht.


    (Dagmar Ziegler [SPD]: Das kann nicht sein! – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


    Wer hatte bei Afghanistan recht? Wir oder die ande-
    ren Fraktionen? Inzwischen wissen Sie alle, dass wir
    recht hatten. Dieser Krieg war falsch. Wer hatte bei der
    Praxisgebühr recht? Sie, die das für eine geniale Erfin-
    dung hielten, oder wir? Inzwischen ist sie ja abgeschafft.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Leider!)


    Wer hatte bei der Beobachtung durch das Bundesamt für
    Verfassungsschutz recht? Sie oder wir? Wir hatten recht,
    wie das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat. Und
    wer hatte beim Mindestlohn recht? Sie haben mich alle
    beschimpft. Inzwischen haben Sie ihn eingeführt.


    (Zuruf von der CDU/CSU)


    – Na, aber sicher, in den 1990er-Jahren. Das kann ich Ih-
    nen nachweisen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich sage Ihnen: Sie werden noch einsehen, dass auch
    die Rente ab 67 ein Grundfehler ist.