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ID1804909200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/49 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 49. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 B Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 4466 A Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 4468 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4470 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4471 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4474 B Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 4476 C Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4477 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4479 B Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 4480 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4481 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4483 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4484 B Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4486 A Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4488 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4490 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4491 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 4493 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4494 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4496 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4497 C Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4499 D Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 4500 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4502 A Eberhard Gienger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4503 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 4504 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4505 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4505 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4507 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4509 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 4510 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4512 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4513 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 4514 D Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4516 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4518 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 4519 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4520 D Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4521 D Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4522 D Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4524 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4525 D Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4526 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4528 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4530 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4531 C Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4533 A Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 4534 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4535 D Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4537 C Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4538 D Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4540 B Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4541 D Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4543 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4544 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4544 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4545 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 4459 (A) (C) (D)(B) 49. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 48. Sitzung, Seite 4447 B, Anlage 1: Der Name „Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU“ ist aus der Liste der entschuldigten Abgeordneten für den 01.09.2014 zu strei- chen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 4545 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.09.2014 Dr. Barley, Katarina SPD 09.09.2014 Bartol, Sören SPD 09.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 09.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 09.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 09.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 09.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 09.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 09.09.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 09.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 09.09.2014 Gerdes, Michael SPD 09.09.2014 Gleicke, Iris SPD 09.09.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 09.09.2014 Kipping, Katja DIE LINKE 09.09.2014 Krüger, Dr. Hans-Ulrich SPD 09.09.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 09.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 09.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 09.09.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 09.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 09.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 49. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Mechthild Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolle-

    gen! In allen Debatten zu verbraucherpolitischen Fragen
    wird immer der gleiche Gegensatz zwischen der Wirt-





    Mechthild Heil


    (A) (C)



    (D)(B)

    schaft und den Verbrauchern konstruiert. Für meinen
    Geschmack haben sich leider viel zu viele mit diesem
    Feindbild gut angefreundet. Ja, es gibt viel zu viele, die
    das sogar befeuern. Die Wirtschaft auf der einen Seite
    ruft dann immer: Lasst uns doch in Ruhe. Je weniger
    Eingriffe, umso besser. – Die Verbraucherverbände und
    die NGOs auf der anderen Seite sagen uns: Wir brauchen
    mehr Regeln, wir brauchen ein härteres Durchgreifen bis
    hin zum Totalverbot von bestimmten Produkten. Nur so
    können wir die Verbraucher richtig schützen.

    Auch heute hören wir Ähnliches. Wir hören, die Dis-
    pozinsen müssten gedeckelt werden. Das, Herr Minister
    Maas, ist nicht Gegenstand unseres Koalitionsvertrags,
    auch wenn Sie das heute hier so gesagt haben. Wir hö-
    ren, vermeintlich ungesunde Lebensmittel sollten mit
    Warnfarben gekennzeichnet werden und dürften nur
    noch beschränkt beworben werden. Das Gleiche gilt für
    manche Finanzanlageprodukte. Der Kreativität sind
    wirklich keine Grenzen gesetzt. Der Politik wird ein
    ganz langer Wunschzettel vorgelegt: Es soll gebremst,
    gedeckelt und verboten werden. Das Misstrauen gegen-
    über der Wirtschaft wird geschürt. Auf der anderen Seite
    wird die moralische Überlegenheit der eigenen Position
    nicht mehr infrage gestellt.

    Ein Beispiel aus dem großen Forderungskatalog
    möchte ich Ihnen geben. Wir alle – ich glaube, das ist
    unstrittig – essen zu süß, zu fettig und zu salzig. Da wir
    alle unbelehrbar sind, soll das verboten werden. Gefor-
    dert wird alles Mögliche – von der Fettsteuer über die
    Verbannung von Süßigkeiten aus den Regalen bis hin zur
    Verringerung der Abfüllmenge von Limonaden. Aber
    glaubt jemand, auch hier von uns, wirklich ernsthaft,
    dass diese Verbote uns am Ende alle weniger krank, we-
    niger dick oder weniger unglücklich machen? Und: Will
    irgendjemand von uns in einem solchen Verbotsstaat le-
    ben? Ich kann die Frage beantworten: Ich will das nicht.
    Deshalb kann unsere Antwort nur heißen: Beide Seiten
    tragen Verantwortung, auf der einen Seite die Wirtschaft,
    auf der anderen Seite die Kunden. Wir als Koalition ent-
    lassen keinen der beiden Partner aus seiner Verantwor-
    tung.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wirtschaft und Verbraucher sind keine Gegensätze
    oder sogar Feinde. Sie bedingen einander. Aber ihr Um-
    gang miteinander braucht bestimmte Regeln. Ich
    möchte, wenn ich darf, an der Stelle die Verbraucherzen-
    trale Bundesverband zitieren, die wunderbar formuliert:

    Die Idee des Verbraucherschutzes ist so eng mit
    dem Schutz des Gemeinwohls verbunden, dass der
    Staat es sich nicht leisten kann, die Verbraucherpo-
    litik nur als … Kontrapunkt der Wirtschafts- und
    Industriepolitik

    zu betrachten.

    Verbraucherpolitik ist Wirtschaftspolitik von der
    Nachfrageseite.

    Wir können es uns deshalb nicht leisten, die Dinge
    anders zu sehen, weil es den Verbrauchern schaden
    würde. Ich möchte das an einigen Beispielen verdeutli-
    chen:

    Am 1. August 2014 ist das neue Honoraranlagebera-
    tungsgesetz in Kraft getreten. Neben der klassischen Be-
    ratung auf Provisionsbasis können sich nun die Verbrau-
    cher auch gegen ein Honorar beraten lassen. So weit, so
    gut. Ja, es können bei Beratern auch Fehlanreize beste-
    hen. Sie können mehr an ihren eigenen Geldbeutel den-
    ken als an den Geldbeutel ihrer Kunden. Aber das gilt
    für einen Honorarberater genauso wie für einen Berater,
    der auf Provisionsbasis arbeitet.

    Nun hören wir immer wieder Forderungen, die provi-
    sionsbasierte Beratung solle komplett abgeschafft wer-
    den. Ich finde, das ist völliger Unsinn. Denn wir müssen
    an die Menschen denken, die sich kein 50- bis 100-Euro-
    Beratungshonorar pro Stunde leisten können, um zum
    Beispiel eine Haftpflichtversicherung abzuschließen.
    Was würde denn mit ihnen passieren?

    Wir sind nicht gewählt, um immer neue Regulie-
    rungs- oder Verbotsorgien zu betreiben. Das wäre meist
    sicherlich der einfachere Weg; aber es ist fast immer der
    falsche Weg. Mit Verboten, mit Deckeln, mit Bremsen
    werden wir die verbraucherpolitischen Fragen unserer
    modernen Zeit nicht beantworten – nachhaltig schon gar
    nicht.

    Ich plädiere für eine wissenschaftliche, empirisch
    fundierte Verbraucherpolitik. Sie greift auf das Sachver-
    ständnis von Experten zurück, auf Erkenntnisse aus der
    Verbraucherforschung und auf die Ergebnisse der Markt-
    beobachtung, zum Beispiel durch die spezialisierten Ver-
    braucherzentralen. Wir werden einen Sachverständigen-
    rat einrichten. Die Pläne liegen schon, das haben wir
    eben gehört, in der Schublade des Verbraucherministeri-
    ums. Herr Minister, ich würde mich wirklich freuen,
    wenn sie, wenn sie bei Ihnen schon vorliegen, auch das
    Licht der Öffentlichkeit erblicken würden, zumal die Ar-
    beit schon im Oktober aufgenommen werden soll.

    Wir stellen erneut Gelder für die Verbraucherforschung,
    nämlich 637 000 Euro, und für die Finanzierung einer Stif-
    tungsprofessur Verbraucherrecht, nämlich 225 000 Euro,
    zur Verfügung.

    Außerdem sorgen wir für eine intensivere Marktbeob-
    achtung durch die Verbraucherzentralen. Wir hatten be-
    reits im letzten Haushaltsjahr, im Jahre 2013, dem vzbv
    2,5 Millionen Euro als Anschubfinanzierung für den Fi-
    nanzmarktwächter zur Verfügung gestellt. Mit diesem
    Geld können die Verbraucherzentralen erstmals die wert-
    vollen Erkenntnisse, die sie aus ihrer flächendeckenden
    Beratung erhalten, systematisch erfassen, und die Daten
    können dann erstmals ausgewertet, analysiert und am
    Ende auch uns als Politikern zur Verfügung gestellt
    werden. Diese 2,5 Millionen Euro sind bis jetzt im
    Haushaltsentwurf 2015 ebenfalls veranschlagt. Ich als
    Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion
    würde diese Summe natürlich gerne auf die von uns an-
    gedachten 4,5 Millionen Euro erhöhen, vorausgesetzt,
    dass das Modell des Finanzmarktwächters wirklich trägt
    und wir es in andere Bereiche ausweiten wollen.





    Mechthild Heil


    (A) (C)



    (D)(B)

    Außerdem erhöhen wir die institutionelle Förderung
    des Verbraucherzentrale Bundesverbandes und stärken
    damit „die Stimme der Verbraucher“, wie sich dieser
    Verband selber nennt.

    Darüber hinaus gibt es viele Bereiche, in denen wir
    Verbraucherpolitik gestalten, ohne dass es sich im Haus-
    halt widerspiegelt. Einige Beispiele:

    Wir wollen Verbraucherinformationen verständlicher
    gestalten, zum Beispiel bei den Allgemeinen Geschäfts-
    bedingungen oder bei den Beratungsprotokollen. Wir
    wollen eine Diebstahlsperre für Handys durchsetzen.
    Wir wollen eine transparente Kennzeichnung von ho-
    möopathischen Mitteln. Wir sorgen für sichere Lebens-
    mittel, klare Kennzeichnung, artgerechte Tierhaltung
    und dafür, dass die Bevölkerung bei Verstößen gegen das
    Lebensmittelrecht frühzeitig und realistisch gewarnt
    wird. Wir fördern einen gesunden Lebensstil, indem wir
    die Menschen zu einer gesunden Ernährung, aber auch
    zu ausreichend Bewegung motivieren. – Das sind nur ei-
    nige Beispiele. Wir wissen alle, dass Verbraucherschutz
    eine Querschnittsaufgabe ist und fast alle Politikbereiche
    betrifft.

    Mit unserer Verbraucherpolitik schauen wir aber
    wirklich über den Tellerrand Deutschlands und auch Eu-
    ropas hinweg. Wir erkennen, dass es Produkte gibt, die
    eben nicht unter so fairen und nachhaltigen Bedingungen
    wie bei uns in Deutschland hergestellt werden. Ich denke
    da zum Beispiel an den Bereich Kleidung. Unser Ent-
    wicklungsminister Gerd Müller hat dieses Thema aufge-
    nommen. Gemeinsam mit der Wirtschaft werden Min-
    deststandards entwickelt. Am Ende soll ein Label stehen,
    das den Verbrauchern die Entscheidung für einen nach-
    haltigen Konsum erleichtert.

    Das ist ein gutes Beispiel. Wir, die CDU/CSU, die
    Koalition, sind die verbindende Kraft zwischen den
    Kunden und der Wirtschaft, und deshalb ist unsere Ver-
    braucherpolitik auch so erfolgreich.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Nächster Redner ist Klaus-Dieter

Gröhler, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus-Dieter Gröhler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine Da-

    men und Herren! Als letztem Redner zu dem Einzelplan
    gestatten Sie mir vielleicht eine allgemeine Einleitung.
    Der Kollege Lindner wartet schon darauf; das ist sehr
    gut.

    Ich will Sie noch einmal ein Momentchen zurückfüh-
    ren. Heute vor einem Jahr standen wir alle auf der Straße
    und haben fleißig Wahlkampf gemacht. Damals passierte
    es mir, dass ich in meinem Wahlkreis in Berlin am Rü-
    desheimer Platz ein älteres Ehepaar traf. Auf meine
    Frage: „Darf ich Ihnen das Regierungsprogramm der
    CDU/CSU mitgeben?“, antworteten sie mir: Wir haben
    nicht viel Zeit. – Ich dachte: Typisch Pensionäre. Aber
    dann sagte der Mann zu mir: Nennen Sie mir drei
    Gründe, warum wir Sie wählen sollen! – Ich erwiderte:
    Erster Punkt. Damit Angela Merkel Kanzlerin bleibt!


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das reicht schon!)


    Zweiter Punkt. Damit es keine Steuererhöhungen gibt!


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, wieder „Angela Merkel“!)


    Dritter Punkt. Damit es in Zukunft keine neuen Schulden
    mehr gibt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Daraufhin sagte der Mann zu mir: Okay, über die
    Merkel kann man nicht meckern. – Originalton Berlin.
    Das ist, glaube ich, mit das höchste Lob, das ein Berliner
    verteilen kann.


    (Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das höchste Lob, ja!)


    – Ich sehe vom Kollegen Luczak Zustimmung an der
    Stelle. – Der Mann fuhr fort: „Junger Mann,“ – ich weiß
    nicht, ob das seine Distanz zur Politik darstellen sollte
    oder für mich ein Lob sein sollte – „das mit den Schul-
    den glauben Sie doch selbst nicht. Die Politik ist doch
    viel zu verliebt in immer neue Projekte, und Sie werden
    aus dieser Spirale nie rauskommen. Gucken Sie sich ein-
    mal die Geschichte der Republik an! Sie haben immer
    neue Schulden gemacht.“

    Meine Damen und Herren, ich weiß nicht, ob dieser
    Bürger sich an das Gespräch erinnert, wenn er jetzt in
    der Zeitung von der schwarzen Null liest – vielleicht
    guckt er ja auch Parlamentsfernsehen; bei dem schönen
    Wetter aber eher nicht –,


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Bestimmt! – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Vielleicht ruft er an und sagt: Er war es!)


    aber ich will ihm Pars pro Toto zurufen: Wir haben die-
    ser Versuchung widerstanden. Dieser Haushalt ist ausge-
    glichen.

    Warum erzähle ich diese kleine Geschichte, meine
    Damen und Herren?


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Das würde ich auch gerne wissen!)


    Weil sie auch bei den Haushaltsberatungen für einen so
    kleinen Etat wie den von Minister Maas leitend sein
    muss, weil wir auch bei einem so kleinen Etat in Zukunft
    der Versuchung widerstehen müssen, immer noch was
    obendrauf zu packen. Wir als Haushaltsgesetzgeber ha-
    ben in zwei Dritteln der Zeit der Existenz des Bundesta-
    ges – fast auf den Tag genau vor 65 Jahren war die erste
    Sitzung des Bundestags – einfach nur etwas obendrauf
    gepackt und in den Haushaltsberatungen gesagt: Wenn





    Klaus-Dieter Gröhler


    (A) (C)



    (D)(B)

    hier noch etwas fehlt und da noch etwas fehlt, weiten wir
    einfach den Etat aus.

    Damit ist jetzt Schluss. Das ist für uns eine größere
    Herausforderung, auch für die Arbeit der jeweiligen Be-
    richterstatter. Wenn wir in Zukunft an der einen oder an-
    deren Stelle feststellen: „Da fehlt etwas“, dann werden
    wir einen Deckungsvorschlag machen müssen. Das ist
    für die Politik vielleicht eine zusätzliche Hürde, aber das
    macht es auch ein Stück weit spannender.

    An drei Punkten des Haushalts, glaube ich, lohnt es
    sich, noch einmal vertieft hinzuschauen:

    Erstens. Die Rechtsweggarantie aus Artikel 19 unse-
    res Grundgesetzes – das klang bei meinen Vorrednern
    eben schon so ein bisschen an – muss natürlich mit Le-
    ben gefüllt sein. Ich hatte vor einigen Tagen eine Gruppe
    chinesischer Schülerinnen und Schüler zu Besuch. Sie
    fragten mich: Wie funktioniert in Deutschland ein Straf-
    prozess? – Dann habe ich versucht, ihnen das in wenigen
    Minuten darzustellen. Sie bekamen ganz leuchtende Au-
    gen. Was ich ihnen natürlich nicht gesagt habe, ist, dass
    der eine oder andere Bürger, der einen Zivilprozess
    führt, was die Länge der Verfahren angeht, am Rechts-
    staat schon ein ganz klein wenig zweifelt. Wenn man
    sich die Situation bei den Verwaltungsgerichten als Ein-
    gangsinstanz anschaut, dann weiß man, dass zwischen
    dem Moment, wo man zum Gericht geht, und dem Mo-
    ment, wo man tatsächlich Recht bekommt, viele Jahre
    liegen können.

    Das Abziehen einer Stelle aus dem Bundesver-
    waltungsgericht zugunsten des Ministeriums – Frau
    Winkelmeier-Becker hat hier darauf hingewiesen – ist an
    der Stelle aus meiner Sicht das falsche Signal, auch das
    falsche Signal an die Länder. Darüber werden wir reden
    müssen. Wenn im Koalitionsvertrag steht, wir wollen
    das Rechtsprechungsmonopol des Staates stärken, ille-
    gale Paralleljustiz werden wir nicht dulden, dann werden
    wir an dieser Stelle entsprechend handeln müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Mein Kollege Rohde hat seine Ausführungen zu
    Recht weitestgehend auf das Patentamt beschränkt. Las-
    sen Sie mich sagen: Auch das ist eine Frage effektiven
    gewerblichen Rechtsschutzes. Der Laden muss vernünf-
    tig laufen, wenn ich das zusammengefasst sagen darf.
    Dass es lange dauert, bis man sein Patent bekommt,
    hängt nicht nur mit der Personalsituation, sondern auch
    mit der erfreulichen Situation zusammen, dass die Zahl
    der Anträge inzwischen von 59 000 Patentanträgen im
    Jahr auf inzwischen 63 000 gestiegen ist. Es gibt heute
    13 Prozent mehr Patentanträge als noch vor vier Jahren.
    Es gibt in den Patentämtern eine Menge offener Stellen.
    Insofern ist es nicht die richtige Argumentation, vom
    Ministerium zusätzliche Stellen für die Patentämter zu
    fordern. Wir werden uns in den nächsten Tagen vertieft
    anschauen müssen, ob die Mitarbeitergewinnung im
    Amt vernünftig läuft, ob die Anforderungen an Neuein-
    stellungen vielleicht zu hoch sind. Eines kann ich unter-
    streichen, lieber Kollege Rohde, die Koalition wird kei-
    nen Blindflug ohne Navigationsgerät machen. Wir sind
    nicht die Opposition. Wir sind die Koalition. Das unter-
    scheidet uns nicht nur an dieser Stelle ganz besonders.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut, dass Sie das noch einmal erwähnen, ich hätte es sonst vergessen!)


    Stichwort „Verbraucherschutz“. Hierfür geben wir
    nur aus dem Etat von Minister Maas 29 Millionen Euro
    aus; 4,5 Millionen Euro mehr. Durch die Einführung der
    sogenannten Marktwächter – zu dieser Begrifflichkeit
    sage ich gleich noch etwas – dürfen die bisherigen Auf-
    gaben des Verbraucherschutzes nicht vernachlässigt wer-
    den. Es darf kein Ungleichgewicht geben. Darauf hat die
    Verbraucherzentrale Bundesverband hingewiesen. Mich
    stört aber der Begriff „Marktwächter“. Auf diesen soll-
    ten wir es auf Dauer nicht verkürzen.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht in Ihrem Koalitionsvertrag!)


    – Ja, das ist durchaus richtig. Aber wenn wir darüber in-
    tensiver sprechen, auch fachlich, lieber Herr Kollege,
    dann müssen wir berücksichtigen, dass es um die ver-
    braucherorientierte Beobachtung des Finanzmarktes geht.
    Wir sollten bei den Leuten auf Dauer nicht den Eindruck
    erwecken, dass der Wächter der ist, der auch Strafen
    kann, sondern er beobachtet erst einmal. Dementspre-
    chend sollten wir ihn auch ausstatten. Die eigentliche
    Bearbeitung der Vorgänge ist nachher eine hoheitliche
    Aufgabe, die sicherlich nicht der Bundesverband oder
    die einzelnen Landesverbraucherzentralen wahrnehmen
    können. Insofern sollten wir an dieser Stelle vorsichtig
    mit der Begrifflichkeit sein.

    Ein letztes Wort. Erfreulich ist das Präventionsprojekt
    Dunkelfeld, meine Damen und Herren, also der Schutz
    vor pädophilen Männern. Die Mittel für dieses Projekt
    werden von früher 250 000 auf nun 560 000 Euro im
    Jahr erhöht. Ich finde das sehr erfreulich.


    (Abg. Roland Claus [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


    – Ich sehe, der Kollege Claus möchte meine Redezeit
    verlängern. Gerne.