Rede:
ID1804907600

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 14
    1. Danke,: 1
    2. Herr: 1
    3. Kollege: 1
    4. Rohde.: 1
    5. –: 1
    6. Nächster: 1
    7. Redner: 1
    8. in: 1
    9. derDebatte:: 1
    10. Harald: 1
    11. Petzold: 1
    12. für: 1
    13. Die: 1
    14. Linke.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/49 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 49. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 B Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 4466 A Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 4468 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4470 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4471 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4474 B Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 4476 C Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4477 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4479 B Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 4480 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4481 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4483 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4484 B Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4486 A Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4488 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4490 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4491 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 4493 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4494 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4496 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4497 C Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4499 D Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 4500 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4502 A Eberhard Gienger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4503 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 4504 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4505 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4505 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4507 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4509 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 4510 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4512 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4513 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 4514 D Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4516 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4518 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 4519 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4520 D Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4521 D Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4522 D Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4524 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4525 D Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4526 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4528 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4530 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4531 C Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4533 A Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 4534 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4535 D Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4537 C Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4538 D Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4540 B Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4541 D Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4543 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4544 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4544 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4545 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 4459 (A) (C) (D)(B) 49. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 48. Sitzung, Seite 4447 B, Anlage 1: Der Name „Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU“ ist aus der Liste der entschuldigten Abgeordneten für den 01.09.2014 zu strei- chen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 4545 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.09.2014 Dr. Barley, Katarina SPD 09.09.2014 Bartol, Sören SPD 09.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 09.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 09.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 09.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 09.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 09.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 09.09.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 09.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 09.09.2014 Gerdes, Michael SPD 09.09.2014 Gleicke, Iris SPD 09.09.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 09.09.2014 Kipping, Katja DIE LINKE 09.09.2014 Krüger, Dr. Hans-Ulrich SPD 09.09.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 09.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 09.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 09.09.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 09.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 09.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 49. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dennis Rohde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Deutschland ist das Land der Ideen und Innovationen:
    Ingenieurskunst, medizinischer Fortschritt, Logistik,
    Transport und zukunftsweisende Entwicklungen im In-
    ternet


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und im Fußball!)


    stehen exemplarisch für eine führende Rolle auf dem
    Markt der Ideen. Wir als SPD-Bundestagsfraktion wol-
    len, dass das auch so bleibt. Denn unsere Wirtschaft ver-
    dankt einen guten Teil ihrer Stärke und Robustheit eben
    gerade dem Erfindungsreichtum von Unternehmern, von
    Wissenschaftlern und von Tüftlern. Diese Stütze unserer
    Wirtschaft wollen wir schützen und noch weiter verstär-
    ken: schützen zum einen durch ein Urheberrecht, das auf
    der Höhe der Zeit ist, schützen aber auch – ich möchte
    das zum Hauptgegenstand meiner Rede zum Entwurf
    des Einzelplans 07 machen – durch eine Stärkung der
    Arbeit des Deutschen Patent- und Markenamtes.

    Das deutsche Patent genießt nicht von ungefähr im in-
    ternationalen Kontext den Ruf, ein goldenes Patent zu
    sein. Auch darum geht beim Deutschen Patent- und Mar-
    kenamt eine beeindruckend hohe Zahl von Patentanträ-
    gen ein. Allein im Jahr 2013 wurden über 60 000 Patente
    angemeldet, darunter auch ein großer Teil von ausländi-
    schen Antragstellern: Antragsteller aus den Vereinigten
    Staaten von Amerika, aus Japan, der Republik Korea,
    aus Österreich, Schweden oder Taiwan. Das zeigt deut-





    Dennis Rohde


    (A) (C)



    (D)(B)

    lich: Das deutsche Patent genießt Wertschätzung in aller
    Welt.

    Aber gerade dieser Stellenwert des deutschen Patents
    bringt Herausforderungen mit sich, die wir nicht auf die
    lange Bank schieben können, sondern die wir jetzt anpa-
    cken und lösen müssen. Zu den genannten über 63 000
    Patentanmeldungen, die das DPMA 2013 erreichten,
    kommen nämlich noch 15 500 Gebrauchsmusteranträge,
    60 000 Anträge auf Eintragung einer Marke und 55 000
    Beantragungen zum Schutz eines Designs hinzu.

    Die Quantität der Prüfungen allerdings ist nur die eine
    Seite der Medaille. Modernste Elektronik, Informations-
    technologie, Biotechnologie, aber auch die Globalisie-
    rung – das alles fordert immer größeres Fachwissen, eine
    immer größere Wissenstiefe auch in Bezug auf Details,
    und das immer auf dem aktuellsten Stand von Forschung
    und Technik und insbesondere von bereits vergebenen
    Patenten.

    Derzeit gibt es im DPMA etwa 170 000 offene Vor-
    gänge. Dass eine gewisse Zahl von Patentanträgen im-
    mer in Bearbeitung ist, liegt in der Natur der Sache; aber
    der Rückstau wächst Jahr für Jahr. Die Anzahl der nicht
    bearbeiteten Anträge steigt jährlich um circa 5 000 an.
    Ich möchte an dieser Stelle dem Koalitionskollegen
    Klaus-Dieter Gröhler danken. Lieber Herr Kollege, Sie
    haben bereits im Juni betont, dass wir die Personalstruk-
    tur des DPMA einer kritischen Betrachtung unterziehen
    müssen. Dem kann ich nur beipflichten. Das vorhandene
    Personal und das Antragsaufkommen müssen in einem
    vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Wir wollen
    in der Großen Koalition, dass das deutsche Patent wei-
    terhin attraktiv und ein goldenes Patent ist.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Das wollen wir aus guten Gründen, nämlich weil es ga-
    rantiert, dass unser Land seinen Erfindern auch weiter-
    hin den bestmöglichen patentrechtlichen Schutz bietet,
    und weil es damit der Absicherung der Innovationskraft
    unserer Republik dient, einer Innovationskraft, die es zu
    bewahren gilt.

    Meine Damen und Herren, egal wer seinen Zeigefin-
    ger mahnend erheben wird: Die Große Koalition will,
    dass das DPMA vernünftig ausgestattet ist und seinen
    Auftrag, das intellektuelle Eigentum zu schützen, ver-
    nünftig angehen kann. Aber ich sage auch deutlich – das
    unterscheidet uns von Teilen der Opposition; das wird
    auch durch einen Blick auf Ihren Antrag, Kollege Claus,
    aus dem letzten Haushaltsjahr deutlich –: Wir werden
    ganz bestimmt nicht irgendwelche Fantasiezahlen für
    zusätzliche Personalstellen in den Haushalt einstellen.
    Wir werden nicht einfach ohne Sachverstand Verände-
    rungen vornehmen, deren Umfang planlos und deren
    Nachhaltigkeit zweifelhaft ist. Nein, wir wollten und
    werden keinen Blindflug ohne Navigationsgeräte betrei-
    ben.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Das müssen wir auch nicht. Das Patent- und Markenamt
    hat nunmehr eine Personalbedarfsermittlung vorgelegt.
    Diese werden wir in der Koalition kritisch begutachten
    und dann die sich daraus ergebenden richtigen Schritte
    einleiten – im Sinne der Innovationskraft unseres Lan-
    des, aber eben auch mit Blick auf gestaltende Führung
    eines ausgeglichenen Haushalts.

    Der Schutz der Wirtschaftskraft ist übrigens auch Be-
    standteil unseres Verständnisses von Verbraucherschutz.
    Nein, das ist kein Widerspruch – ganz im Gegenteil:
    Eine gute Verbraucherpolitik schützt und stärkt nämlich
    auch diejenigen Unternehmer, die ihr Geschäft redlich
    betreiben. Für diejenigen, die schon in der Vergangen-
    heit zum Beispiel ihre Angebote im Internet deutlich als
    kostenpflichtig ausgewiesen haben, waren klarere Rege-
    lungen zur Kennzeichnung kein Verlust an Gestaltungs-
    möglichkeiten, sondern ein Gewinn an Wettbewerbs-
    gleichheit. Das gilt übrigens auch für andere Bereiche.
    Die Einführung des Bestellerprinzips bei den Immobili-
    enmaklern schafft Wettbewerbsgleichheit und schützt
    diejenigen, die bereits heute die Kosten durch den Be-
    steller des Auftrags bezahlen lassen und dadurch eine
    schwierigere Wettbewerbsposition vorfinden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Unsere Reform im Bereich des Anlegerschutzes und
    die Einrichtung eines Finanzmarktwächters sorgen da-
    für, dass seriösen Akteuren auf dem Finanzmarkt nicht
    von windigen Anbietern, die sich durch die Täuschung
    von Kleinanlegern bereichern wollen, der Rang abgelau-
    fen wird. Und indem wir uns für Fahrgastrechte einset-
    zen, sei es in der Bahn, im Flugzeug oder im Fernbus,
    belohnen wir die Beförderungsunternehmen, die schon
    jetzt die Rechte der Passagiere achten, statt sich vor ih-
    ren Pflichten zu drücken.

    Meine Damen und Herren, ich habe deutlich gemacht,
    dass auch im Geschäftsbereich des Bundesministers der
    Justiz und für Verbraucherschutz nicht nur über schein-
    bar trockene Rechtssetzungs- und Rechtsdurchsetzungs-
    akte entschieden wird. Eine gute Justizpolitik und ein
    weitsichtiger Verbraucherschutz sind auch wirtschafts-
    politisch wichtige Aufgaben. Sie bestimmen über unser
    Zusammenleben, aber eben auch über die Frage der
    Wirtschafts- und Innovationskraft unseres Landes. In
    diesem Sinne wird die Große Koalition weiterhin gestal-
    tend die vor uns liegenden Herausforderungen angehen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke, Herr Kollege Rohde. – Nächster Redner in der

Debatte: Harald Petzold für Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Harald Petzold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

    Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Liebe Besu-
    cherinnen und Besucher auf den Besuchertribünen! Viel-
    leicht hatte die eine oder der andere von Ihnen im ver-
    gangenen Jahr Gelegenheit, sich den Dokumentarfilm
    Nach Wriezen anzugucken. Für diejenigen von Ihnen,
    die bis jetzt noch nicht Gelegenheit dazu hatten, sage ich
    ganz kurz etwas zum Inhalt: Der von mir hochgeschätzte





    Harald Petzold (Havelland)



    (A) (C)



    (D)(B)

    brandenburgische Nachwuchsdokumentarfilmregisseur
    Daniel Abma hat in dem Film die Lebensgeschichte von
    – so würde man umgangssprachlich sagen – drei ganz
    harten Jungs aufgezeigt, von drei jungen Männern, die
    ziemlich harte Straftaten begangen haben und dafür
    lange Haftstrafen absitzen mussten. Aber es ging ihm
    nicht so sehr um die Straftaten an sich oder um den All-
    tag in der JVA Wriezen, sondern sehr viel stärker um den
    Weg dieser drei jungen Männer wieder zurück in die Ge-
    sellschaft und damit um die Resozialisierung von Tätern
    und um die Wichtigkeit eines funktionierenden gesell-
    schaftlichen und sozialen Umfelds.

    Wenn ich als neu gewählter Obmann meiner Fraktion
    für den Ausschuss Justiz und Verbraucherschutz heute
    zum ersten Mal zu diesem Haushalt spreche, dann möchte
    ich das nicht gleich mit einer Breitseite von Kritik tun
    – Herr Claus hat ja Milde der Opposition angekündigt –,
    sondern auf ein positives Beispiel für gelungene Justiz-
    politik hinweisen. Denn im Land Brandenburg ist unter
    gemeinsamer Regierungsverantwortung von SPD und
    Linken eine gute Justizpolitik betrieben worden.


    (Zuruf des Abg. Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    – Sie brauchen sich nicht aufzuregen, Herr Kollege von
    Notz; Sie haben an der Stelle ja mitgemacht. – In Bran-
    denburg hat ein Neudenken von Justizpolitik stattgefun-
    den. Dort wird vor allen Dingen auf Resozialisierung ge-
    setzt, und es wurde ein Justizvollzugsgesetz auf den Weg
    gebracht, das genau diesen neuen Schwerpunkt setzt.


    (Zuruf des Abg. Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Herr Justizminister Maas, ich möchte Sie einladen,
    wenn sich die Rauchwolken der Landtagswahlen verzo-
    gen haben, mit mir und mit den Mitgliedern des Rechts-
    ausschusses einmal gemeinsam nach Brandenburg zu
    fahren und sich dort mit dem erfolgreichen Justizminis-
    ter Helmuth Markov zu treffen und über genau diese Re-
    sozialisierungspolitik im Rahmen der Justizpolitik des
    Landes Brandenburg zu sprechen;


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    denn ich denke, dass die Justizpolitik dort einen erfolg-
    reichen Weg darstellt. Wie gesagt, die Kolleginnen und
    Kollegen von den Grünen brauchen das Atmen nicht zu
    vergessen. Sie sind ja möglicherweise ab dem Wochen-
    ende mit uns und der SPD in Thüringen mit dabei.


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ohne Braunkohle! Sie haben vergessen, von der Braunkohle zu erzählen!)


    Dann können wir zusammen auch nach Thüringen fah-
    ren und uns dort alles anschauen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es gibt weitere Gemeinsamkeiten zumindest mit lin-
    ker Justizpolitik, die ich ansprechen möchte. Das ist zum
    einen die Frage der Zinsbremse. Sie haben dieses Vorha-
    ben angesprochen, Herr Justizminister Maas. Branden-
    burg hat hier eine Initiative im Bundesrat auf den Weg
    gebracht.
    Auch in der Frage der Rehabilitierung von nach § 175
    StGB verurteilten schwulen Männern haben Sie das
    Land Brandenburg und mich an Ihrer Seite. Es lohnt
    sich, auch darüber zu sprechen.

    Ich möchte aber auch auf Dinge hinweisen, die wir
    noch als Manko benennen müssen. So hat Justizminister
    Markov sehr stark betont, dass das Ziel der Resozialisie-
    rung durch die bislang nicht erfolgte Einbeziehung von
    Gefangenen in die Renten- und Sozialversicherung kon-
    terkariert wird. Ich erlaube mir, Frau Präsidentin, mit Ih-
    rer Genehmigung, den Minister zu zitieren. Er hat ge-
    sagt:

    Dass die von Gefangenen geleistete Arbeit derzeit
    nicht bei der gesetzlichen Renten-, Kranken- und
    Pflegeversicherung berücksichtigt wird, hat verhee-
    rende Auswirkungen auf die Zeit nach der Haftent-
    lassung.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die entstandenen Versicherungslücken führen zu
    sehr niedrigen Altersrenten, die selbst die Mitglied-
    schaft in der Krankenversicherung als Rentner in
    Frage stellen. Denn Ansprüche auf Leistungen der
    gesetzlichen Pflegeversicherung oder auch auf Er-
    werbsminderungsrente können nur bei Einhaltung
    bestimmter Vor- bzw. Mindestversicherungszeiten
    geltend gemacht werden. Die Bundesregierung, in
    deren Zuständigkeit das Sozialversicherungsrecht
    liegt, weigert sich jedoch beharrlich, die überfällige
    Änderung des Renten- und Sozialversicherungs-
    rechts in Angriff zu nehmen. Das ist inakzeptabel!

    Wie gesagt, auch deswegen, Herr Minister Maas, gilt
    meine Einladung, hier mit Brandenburg ins Gespräch zu
    kommen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zweiter Punkt. Die Nationale Stelle zur Verhütung
    von Folter ist eigentlich etwas, bei dem wir inhaltlich
    übereinstimmen. Aber wir müssen feststellen: Diese
    Stelle, die zuständig ist für die Überprüfung von Straf-
    vollzugs- und Untersuchungshaft, von Jugendstrafvoll-
    zug, Jugendarrest usw., ist unterfinanziert und kann ge-
    genwärtig ihre Aufgabe, nämlich Misshandlungen durch
    regelmäßige unangemeldete Besuche in allen Haft- und
    Gewahrsamseinrichtungen in Deutschland vorzubeu-
    gen, nicht annähernd erfüllen. An dieser Stelle verweise
    ich auf Ihren eigenen, also von der Koalitionsmehrheit
    beschlossenen Entschließungsantrag, der besagt, dass
    der Finanzanteil des Bundes auf 180 000 Euro zu erhö-
    hen ist. Dies findet sich bislang nicht im Haushaltsent-
    wurf wieder. Diesen Punkt werden wir nicht akzeptieren.
    Hier melden wir Änderungsbedarf an.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dritter Punkt: die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.
    Herr Minister, Sie waren am letzten Donnerstag mit mir
    gemeinsam auf dem Charity-Dinner dieser Stiftung, auf
    dem Spendengelder eingeworben wurden. Sie selbst ha-
    ben in Ihrem Grußwort die zentralen neuen Projekte ge-
    würdigt. Ich möchte Sie an dieser Stelle in Ihren Bemü-
    hungen bekräftigen, die beiden großen Projekte „Fußball





    Harald Petzold (Havelland)



    (A) (C)



    (D)(B)

    für Vielfalt – Fußball gegen Homophobie“ und „Archiv
    der anderen Erinnerungen“ tatsächlich so zu unterstüt-
    zen, dass die Stiftung diese umfangreiche Arbeit auch
    leisten kann. Die Erhöhung des Stiftungskapitals, die wir
    im Frühjahr beschlossen haben, ist inzwischen geflos-
    sen. Aber auch damit ist es nach wie vor nicht möglich,
    die Stiftung so auszustatten, dass Bildung und For-
    schung und die wissenschaftliche Arbeit in auskömmli-
    cher Art und Weise ausfinanziert werden können. Hier
    fordern wir ebenfalls entweder eine Aufstockung des
    Stiftungskapitals oder – aus unserer Sicht wäre das sogar
    noch viel besser – eine institutionelle Förderung in Höhe
    von 250 000 Euro. Wir fordern darüber hinaus – Frau
    Präsidentin, ich sehe, dass es hier vorne blinkt –


    (Vereinzelt Heiterkeit)


    die Aufstockung des Fonds „Härteleistungen für Opfer
    extremistischer Übergriffe“.

    Abschließend: Unsere Unterstützung wäre Ihnen auch
    sicher, wenn Sie tatsächlich einen Gesetzentwurf zur
    Einführung einer Mietpreisbremse einbringen würden.
    Im Moment verdient der vorgelegte Gesetzentwurf den
    Namen noch nicht. Wir werden an dieser Stelle Nach-
    besserungen einfordern.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)