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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/49 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 49. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 B Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 4466 A Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 4468 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4470 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4471 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4474 B Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 4476 C Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4477 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4479 B Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 4480 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4481 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4483 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4484 B Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4486 A Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4488 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4490 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4491 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 4493 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4494 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4496 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4497 C Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4499 D Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 4500 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4502 A Eberhard Gienger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4503 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 4504 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4505 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4505 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4507 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4509 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 4510 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4512 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4513 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 4514 D Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4516 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4518 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 4519 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4520 D Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4521 D Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4522 D Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4524 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4525 D Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4526 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4528 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4530 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4531 C Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4533 A Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 4534 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4535 D Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4537 C Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4538 D Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4540 B Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4541 D Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4543 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4544 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4544 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4545 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 4459 (A) (C) (D)(B) 49. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 48. Sitzung, Seite 4447 B, Anlage 1: Der Name „Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU“ ist aus der Liste der entschuldigten Abgeordneten für den 01.09.2014 zu strei- chen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 4545 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.09.2014 Dr. Barley, Katarina SPD 09.09.2014 Bartol, Sören SPD 09.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 09.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 09.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 09.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 09.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 09.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 09.09.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 09.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 09.09.2014 Gerdes, Michael SPD 09.09.2014 Gleicke, Iris SPD 09.09.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 09.09.2014 Kipping, Katja DIE LINKE 09.09.2014 Krüger, Dr. Hans-Ulrich SPD 09.09.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 09.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 09.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 09.09.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 09.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 09.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 49. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

    ehrter Herr Bundesminister! Traditionsgemäß lässt die
    Opposition bei der Beratung über den Justizhaushalt im-
    mer eine gewisse Milde walten. Das hat zum einen den
    Grund darin, dass es eine ganze Reihe von Vorhaben, die
    Sie soeben angekündigt haben, gibt, die durchaus unsere
    Unterstützung finden, das hat zum anderen aber auch da-
    mit zu tun, dass die Opposition natürlich ihrerseits an ei-
    ner leistungsfähigen Justiz interessiert ist, sind es doch
    häufig erst die Gerichte, die parlamentarischen Mehrhei-
    ten oder auch Verwaltungen Einhalt gebieten, wenn
    diese zuweilen geltendes Recht brechen oder in Einzel-
    fällen dagegen verstoßen. Dass das vorkommt, haben Sie
    jüngst bei den Kommentierungen von Beobachtungen
    von Bundestagsabgeordneten meiner Fraktion wahrge-
    nommen. Daraus folgt: Die Opposition wird dem Justiz-
    minister zuweilen helfen, und deshalb sollte umgekehrt
    gelten: Der Justizminister sollte es sich mit der Opposi-
    tion nicht verscherzen. Ich denke, da können wir Einig-
    keit erzielen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es gibt eine Reihe von Gründen, die diesen Haushalt
    umso vieles wichtiger machen, als er es bisher schon
    war. Zwei davon heißen NSU, Nationalsozialistischer
    Untergrund, und NSA, die amerikanische Sicherheitsbe-
    hörde, und die Enthüllungen Edward Snowdens. Ich
    denke, da geht es nicht mehr mit einem Weiter-so, da
    sind neue Ansätze gefragt. Wir müssen uns doch nur ein-
    mal eines vor Augen halten: Während wir in diesen Mi-
    nuten diesen Etat beraten, werden erneut Daten von
    Handys und von PCs auch aus der Mitte des Parlaments
    auf US-amerikanischen Servern gesammelt. Jetzt ist
    doch die Frage: „Wollen wir uns daran gewöhnen, oder
    wollen wir uns dagegen zur Wehr setzen?“, wobei wir
    für Letzteres wären.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Gefahr besteht doch darin, dass mit einer schlei-
    chenden Unterwanderung des Rechtsstaates bisherige
    Standards der Vergangenheit angehören. Deshalb, denke
    ich, müssen wir die Idee des Rechtsstaates neu denken,
    um die Idee vom Rechtsstaat zu bewahren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich würde in dem Zusammenhang gern die Bundes-
    kanzlerin zitieren, die am 23. Februar 2012 auf der Ge-
    denkveranstaltung für die Opfer des NSU zu den Hinter-
    bliebenen gesagt hat:

    Als Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutsch-
    land verspreche ich Ihnen: Wir tun alles, um die
    Morde aufzuklären, um die Helfershelfer und
    Hintermänner aufzudecken und alle Täter ihrer ge-
    rechten Strafe zuzuführen. Daran arbeiten alle zu-
    ständigen Behörden in Bund und Ländern mit
    Hochdruck.

    Es sind seitdem zweieinhalb Jahre vergangen. Die
    Untersuchungsausschüsse im Bundestag, im Thüringer
    Landtag und in anderen Landtagen brachten zutage, dass
    dieses Versprechen der Kanzlerin schon deshalb nicht er-
    füllt werden kann, weil nach dem Tod der beiden NSU-
    Terroristen Böhnhardt und Mundlos ungezählte Akten
    vernichtet wurden. Ich frage mich, ob aus dem Verspre-
    chen der Bundeskanzlerin einerseits und den massiven
    Vorwürfen der Untersuchungsausschüsse an Verfas-
    sungsschutz, Polizei und auch die Justiz andererseits
    nicht der Schluss zu ziehen wäre, auch im Haushalt des
    Ministeriums die Vorsorge zu treffen, um hier zu ande-
    ren Ansätzen zu kommen.

    Wo bleibt beispielsweise ein Titel „Aufarbeitung von
    Justizversagen beim NSU“, wo bleiben die Ansätze zur
    besseren Fort- und Weiterbildung von Juristinnen und
    Juristen auf diesem Gebiet? Wir haben festgestellt:
    Nichts ist wirklich aufgeklärt. Es waren Prozesse, die
    mit den Begriffen Schreddern, Vertuschen, Korpsgeist-
    verhalten und Kompetenzwirrwarr zu beschreiben sind.
    Nur eine Frage: Konnte V-Leuten bei den Nazis Geld
    und Straffreiheit wirklich ohne staatsanwaltschaftliche
    Beteiligung zugesichert werden? Ich denke, wer Zivil-
    courage will, muss hier auch Justizcourage zeigen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich meine natürlich eine Justizcourage, die den Leuten
    Mut und nicht Angst macht.

    Bekanntlich irrt Justitia manchmal. Den Bundestag
    und damit uns alle erreichen viele Vorschläge, so etwas
    wie einen Justizopferfonds einzuführen.


    (Beifall des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])






    Roland Claus


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich denke einmal, Sie werden das ganz sicher anders
    nennen. Aber so etwas auf den Weg zu bringen, wäre
    schon ein wichtiger Schritt; denn es gibt viele Betrof-
    fene, und für sie wäre schon die nächste Instanz eine In-
    stanz zu viel.

    Herr Minister, ich will noch ein paar Worte zum Be-
    reich des Verbraucherschutzes sagen. Da haben wir es
    mit einer Einzigartigkeit, ja mit einem Kuriosum zu tun.
    Wir haben ein Bundesministerium der Justiz und für
    Verbraucherschutz, und wir haben ein Bundesamt für
    Verbraucherschutz. Wenn man das so hört, geht man wie
    selbstverständlich davon aus, dass dieses Bundesamt im
    Geschäftsbereich dieses Ministeriums angesiedelt ist. Ist
    es aber nicht! Angesiedelt ist dieses Bundesamt im Ge-
    schäftsbereich des Ministeriums für Ernährung und
    Landwirtschaft. Ich glaube, da haben Sie sich ganz
    schön über den Tisch ziehen lassen, Herr Bundesminis-
    ter. Wir wollen, dass dort, wo Verbraucherschutz drauf-
    steht, auch Verbraucherschutz drin ist. Dass das klar ist!


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dass die Linke in Regierungsverantwortung gute
    Dinge auf den Weg bringen kann, können Sie auch daran
    sehen, dass die Regierung in Brandenburg mit der Ver-
    braucherschutzministerin Anita Tack den von Ihnen
    schon genannten Bundesratsbeschluss zur Begrenzung
    von Dispozinsen initiiert und dann auf den Weg gebracht
    hat. Wenn die Bundesregierung diesem Vorschlag jetzt
    zustimmen will, haben wir einiges erreicht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir werden Ihnen in den Beratungen erneut einige
    Vorschläge unterbreiten, wie wir mit dem Deutschen Pa-
    tent- und Markenamt in München noch besser umgehen
    können. Sie wissen, da sind wir immer für Vorschläge
    gut. Erfreulich ist, dass die Bundesregierung den Vor-
    schlägen aus der Opposition diesmal schon im Ansatz
    ein Stück weit gefolgt ist – ein viel zu kleines, wie wir
    meinen; aber wir bleiben dran. Insofern stehen wir vor
    spannenden Beratungen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Claus. – Nächste Rednerin

in der Debatte ist Elisabeth Winkelmeier-Becker für die
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Elisabeth Winkelmeier-Becker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Viele Finanzminister haben es versucht und haben es
    auch beherzt angekündigt, aber unser Finanzminister,
    Dr. Schäuble, schafft es jetzt. Ich möchte deshalb an den
    Anfang meiner Rede mein Lob, meinen Dank und meine
    Anerkennung an die Haushälter der Fraktionen und der
    Koalition richten, dass sie dazu beigetragen haben, dass
    zum ersten Mal der Entwurf eines Haushaltes ohne Neu-
    verschuldung vorgelegt wird. Ich denke, wir werden uns
    alle sehr darum bemühen, dass dieser Entwurf das Ge-
    setzgebungsverfahren übersteht, sodass am Ende ein
    ausgeglichener Haushalt stehen wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Nicht nur als Rechtspolitikerin, sondern auch als Mut-
    ter von drei Kindern, Großmutter eines kleinen Enkel-
    kindes und als Nordrhein-Westfälin freue ich mich sehr
    darüber. In Nordrhein-Westfalen sind wir im Moment
    anderes gewohnt: Da trinkt die Regierung nur noch Lei-
    tungswasser und kann sich noch nicht einmal Sprudel
    leisten,


    (Burkhard Lischka [SPD]: Na ja!)


    weil man dort eben nicht so talentiert im Umgang mit
    Geld ist.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich trinke auch Leitungswasser, obwohl ich mir Sprudel leisten kann!)


    Ich möchte auf den Justizhaushalt eingehen, der der
    kleinste aller einzelnen Haushalte ist. Er umfasst
    0,16 Prozent des Gesamtvolumens der Einnahmen und
    0,22 Prozent des Gesamtvolumens der Ausgaben. Durch
    Gebühren und Einnahmen in seinem Geschäftsbereich
    liegt die Deckungsquote aber bei immerhin 73 Prozent.
    Das sind natürlich Zahlen, mit denen wir Rechtspolitiker
    uns beim Finanzminister beliebt machen können. Unser
    Schwerpunkt liegt eben nicht im Verteilen von Geld,
    sondern in guten Regeln, in guter Rechtspolitik.

    Aber so ganz ohne Geld geht es natürlich auch nicht.
    Aus dem Einzelplan Justiz und Verbraucherschutz wer-
    den zum Beispiel die Bundesgerichte finanziert. Herr
    Minister, wir waren am vergangenen Freitag beim Bun-
    desverwaltungsgericht, als dort die Amtseinführung sei-
    nes neuen Präsidenten und seines neuen Vizepräsidenten
    stattfand. Es wurden Reden gehalten, und es wurde auch
    die Bedeutung des Bundesverwaltungsgerichtes heraus-
    gehoben. Sie selber haben Gustav Radbruch zitiert, der
    gesagt hat: Gerade die Verwaltungsgerichtsbarkeit ist der
    Schlussstein des Rechtsstaats, weil sie den Bürgern die
    Möglichkeit gibt, gegen Eingriffe seitens des Staates und
    der Verwaltung vorzugehen. Es war gerade 25 Jahre und
    einen Tag her, dass die erste Montagsdemo stattgefunden
    hat, bei der die Menschen genau darum gekämpft und
    dafür demonstriert haben. Ich denke, wir haben da einem
    sehr würdigen Akt beigewohnt.

    Aber im gleichen Atemzug, Herr Minister, nehmen
    Sie dort eine Stelle weg. Sie streichen eine Richterstelle
    und ziehen die Stelle praktisch ins eigene Haus, geben
    das Geld also für zusätzliche eigene Ministerialbeamte
    aus. Das, denke ich, geht nicht. Wir können nicht das
    Bundesverwaltungsgericht, Teil der dritten Staatsgewalt,
    hier behandeln wie eine nachgeordnete Behörde. Da
    nimmt man Geld aus dem einen Haushalt und verleibt es
    dem eigenen ein. Dazu ist das Bundesverwaltungsge-
    richt zu wichtig. Wir haben einige große Planungsvorha-
    ben. Bei denen ist es nicht untypisch, dass sich Gerichts-
    verfahren anschließen. Die dürfen nicht deshalb länger





    Elisabeth Winkelmeier-Becker


    (A) (C)



    (D)(B)

    dauern, weil wir weniger Richter und mehr Ministerial-
    beamte haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben in der Rechtspolitik ein sehr breit gefä-
    chertes Feld von Themen. Man kann nicht alles beleuch-
    ten. Ich möchte heute vor allem auf das eingehen, was
    wir in der Rechtspolitik gerade vonseiten der Union tun
    wollen, um den Mittelstand, den wirtschaftlichen, aber
    auch den gesellschaftlichen Mittelstand, zu stärken, weil
    er das Rückgrat unserer Wirtschaft und auch der Gesell-
    schaft ist. Er ist es deshalb wert, dass man sich hier be-
    sonders um ihn kümmert.

    Wir haben in diesem Zusammenhang vor der Som-
    merpause bereits das Gesetz zur Bekämpfung von Zah-
    lungsverzug im Geschäftsverkehr beschlossen und damit
    den exorbitanten Zahlungsfristen, die es teilweise gab,
    ein Ende gesetzt. Wir haben uns da ganz bewusst ge-
    meinsam für die mittelstandsfreundliche Variante ent-
    schieden. Wir wollen nicht dabei stehen bleiben, sondern
    viele Punkte, die der Koalitionsvertrag enthält, jetzt auf
    die Agenda setzen.

    Als erstes Beispiel nenne ich das Insolvenzrecht. Hier
    brauchen wir mehr Planungssicherheit für Unternehmen.
    Wir haben in der Vergangenheit verstärkt Fälle geschil-
    dert bekommen, in denen Insolvenzverwalter hohe For-
    derungen an Unternehmer oder typischerweise an kleine
    Handwerker gestellt haben, die Jahre zuvor ihrem Ge-
    schäftspartner, der später in Insolvenz gegangen ist, Kre-
    dite gegeben, Zahlungsfristen eingeräumt haben – völlig
    geschäftstypische Vorgänge, auch gewünschte Vorgänge,
    gerade in Branchen, die saisonabhängig sind. Diese Un-
    ternehmer, diese Handwerker wurden dafür bestraft,
    dass sie ihrem Geschäftspartner solche Fristen einge-
    räumt haben.

    Wir denken, es kann nicht sein, dass so etwas im
    Nachhinein bestraft wird, nämlich dadurch, dass noch
    Jahre später das Geld, das man für erbrachte Leistungen
    bekommen hat, in die Konkursmasse zurückgeholt wer-
    den kann. Hier müssen wir trennen zwischen geschäfts-
    typischem und gewünschtem Verhalten auf der einen
    Seite und missbräuchlichen Fallgestaltungen auf der an-
    deren Seite, die es natürlich auch gibt und bei denen eine
    Anfechtung berechtigt ist. Hier müssen wir uns um Kri-
    terien kümmern, die das eine vom anderen trennen. Wir
    haben das vereinbart. Sie haben es auch versprochen. Ich
    hoffe, dass wir bald eine gute Beratungsgrundlage be-
    kommen und das dann auch noch in das laufende Ge-
    setzgebungsverfahren zum Konzerninsolvenzrecht ein-
    beziehen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ein zweiter Punkt ist das Gewährleistungsrecht, auch
    gerade für Handwerker ein wichtiger Punkt. Da gibt es
    eine Unwucht zulasten mittelständischer Unternehmen,
    gerade in den Fällen, in denen die Produkte, die verwen-
    det werden, die zum Beispiel eingebaut werden, uner-
    kannte Mängel haben. Nehmen Sie als Beispiel den
    Handwerker, der Fliesen einbaut, die äußerlich makellos
    sind, aber dann schnell brüchig werden! Dann kann sein
    Kunde ihn in Anspruch nehmen. Er muss alles wieder
    herrichten, kann seinerseits natürlich seinen Lieferanten
    in Anspruch nehmen, bleibt aber auf den Kosten des
    Einbaus oder Umbaus sitzen, obwohl sein Lieferant
    möglicherweise schuldhaft schlechtes Material geliefert
    hat. Da wollen wir einen Regressanspruch etablieren, da-
    mit derjenige haftet, der den Mangel auch zu verantwor-
    ten hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Ein weiterer Punkt, um es unseren mittelständischen
    exportorientierten Firmen einfacher zu machen: Wir dis-
    kutieren im Moment auch auf europäischer Ebene über
    die Etablierung einer neuen Gesellschaftsform, die es er-
    leichtern soll, in verschiedenen europäischen Staaten un-
    ternehmerisch tätig zu sein. Im Moment liegt ein Richtli-
    nienvorschlag zur SUP, Single Member Company, auf
    dem Tisch, der sich am angelsächsischen Vorbild orien-
    tiert. Aus unserer Sicht gibt es Nachteile beim Vertrau-
    ensschutz, was notariell geprüft wird oder nicht. Wir ha-
    ben sehr schwache Vorgaben beim Haftungskapital, und
    wir haben – auch das ist relevant – deutlich schlechtere
    Rahmenbedingungen bei der Mitbestimmung der Arbeit-
    nehmer im jeweiligen Kontrollgremium. Das ist nicht
    unsere Vorstellung von einer neuen europäischen Gesell-
    schaftsform.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir wollen einen besseren Ansatz. Den gibt es auch
    schon. Die SPE, eine andere Gesellschaftsform, orien-
    tiert sich mehr an unserem System. Hier habe ich die
    herzliche Bitte – ich glaube, wir sind uns hier einig; das
    entnehme ich Ihrer Reaktion –, dass wir uns auf euro-
    päischer Ebene rechtzeitig aufmachen, um bei anderen
    Ländern Verbündete zu suchen; denn nicht jeder findet
    automatisch das deutsche System besser als das angel-
    sächsische. Ich bin davon überzeugt, dass unser System
    maßgebliche Vorteile hat und dass es sich lohnt, es auch
    auf europäischer Ebene zu etablieren.

    Der nächste Punkt bezieht sich auf die Frauenquote.
    Ich freue mich sehr, dass wir in dieser Legislaturperiode
    maßgebliche Schritte machen werden, damit es letztlich
    auch in den Führungspositionen nur noch auf die Quali-
    fikation und nicht mehr auf das Geschlecht ankommt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich bin auch dankbar, wenn wir in dieser Phase darauf
    achten, wie das Ganze praktikabel umgesetzt werden
    kann; und wir sollten ein offenes Ohr dafür haben, wo es
    in der Praxis Umsetzungsschwierigkeiten gibt. Sie sind
    naturgemäß da am größten, wo die Gremien kleiner sind
    oder auch die Familienbindung eines Unternehmens grö-
    ßer ist. Für ein familiengebundenes Unternehmen – an-
    ders ist die Situation in einem nichtfamiliengebundenen
    Unternehmen – ist es schwierig, die Frauenquote zu er-
    füllen, wenn es nur Söhne gibt. Ich bin sehr dankbar,
    dass wir die Freiheit und die Flexibilität haben, darauf
    einzugehen; denn davon wird die Akzeptanz der Frauen-





    Elisabeth Winkelmeier-Becker


    (A) (C)



    (D)(B)

    quote abhängen und damit auch die Frage, wie sehr sie
    funktioniert.

    Ich möchte in diesem Zusammenhang auf einen Wi-
    derspruch hinweisen. Maßgebliche Impulse für diese
    Frauenquote kamen aus Europa. Die Justizkommissarin
    Viviane Reding hat Druck gemacht und unsere Diskus-
    sion ein Stück weit mitbestimmt. Jetzt haben wir den Be-
    fund, dass gerade bei der Europäischen Gesellschaft, der
    SE, diese Quote nicht verbindlich gilt, sondern nur für
    Aktiengesellschaften. Das ist letztendlich ein Parado-
    xon; das muss man wirklich sagen. Von Europa kam
    diese Vorgabe, und jetzt ist die europäische Gesell-
    schaftsform geradezu der Ausweg, um sich der ver-
    pflichtenden Vorgabe zu entziehen. Das betrifft Firmen,
    die eigentlich klare Kandidaten für diese Quote wären:
    BASF, SAP, Allianz usw. usf. Ich rege an, dass wir auf
    europäischer Ebene vorschlagen, dass dieser Wider-
    spruch aufgehoben wird. Ich lege dem Minister ans
    Herz, dies in Brüssel anzusprechen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die letzten Sekunden nutze ich für ein Thema, das zu-
    nehmend wichtiger wird. Das betrifft die Situation der
    Syndikusanwälte. Es gibt ein aktuelles, viel beachtetes
    Urteil des Bundessozialgerichtes, das sich auf die ge-
    setzliche Rentenversicherung bezieht und auf die Frage,
    unter welchen Bedingungen Syndikusanwälte davon be-
    freit werden können. Es gibt eine langjährige Praxis: An-
    gestellte Syndikusanwälte können dann, wenn sie wei-
    sungsungebunden, rechtsgestaltend und beratend für ein
    Unternehmen tätig sind, im Versorgungswerk der Rechts-
    anwälte bleiben. Das ist bisher die Grundlage für berufli-
    che Verläufe, die sehr flexibel sind, die von den Unter-
    nehmen erwartet werden und die einen Mehrwert an
    Erfahrung bieten. Wenn das unterbunden wird, dann
    führt das zu sehr viel Verunsicherung und zu schlechte-
    ren Ergebnissen. Es ist klar: Wer durch einen beruflichen
    Wechsel aus seiner gewohnten Altersversorgung ausstei-
    gen muss, wird sich den Wechsel dreimal überlegen.