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    Plenarprotokoll 18/47 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 47. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 I n h a l t : Begrüßung des neuen Abgeordneten Waldemar Westermayer . . . . . . . . . . . . . . . 4337 A Tagesordnungspunkt 26: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Fünf- ten Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leistungs- ausweitung für Pflegebedürftige, Pfle- gevorsorgefonds (Fünftes SGB XI-Än- derungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) Drucksache 18/1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über das Ergebnis der Prüfung der Notwendig- keit und Höhe einer Anpassung der Leistungen der Pflegeversicherung nach § 30 des Elften Buches Sozialgesetzbuch Drucksache 18/1600 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 B c) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Menschenrecht auf gute Pflege verwirklichen – Soziale Pflegeversicherung solidarisch weiter- entwickeln Drucksache 18/1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 C Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4339 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4341 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4342 C Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4344 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 4345 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4347 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4348 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4350 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4351 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4353 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4353 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 4354 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4355 C Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4356 C Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Abgeordneten Annalena Baerbock, Oliver Krischer, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kohleaus- stieg einleiten – Überfälligen Struktur- wandel im Kraftwerkspark gestalten Drucksache 18/1962 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 B b) Antrag der Abgeordneten Eva Bulling- Schröter, Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Energiewende durch Koh- leausstiegsgesetz absichern Drucksache 18/1673 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 C Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4360 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4361 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4364 A Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4365 B Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4367 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4369 B Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4370 C Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4372 D Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4374 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4376 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4378 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Zahlungs- verzug im Geschäftsverkehr Drucksachen 18/1309, 18/1576, 18/2037 . . . . 4380 A Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4380 B Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4381 B Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4382 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4383 B Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4384 B Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4385 A Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4385 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4386 B Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4387 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4388 A Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4389 C Tagesordnungspunkt 29: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Absicherung stabiler und fairer Leistungen für Lebensversi- cherte (Lebensversicherungsreformge- setz – LVRG) Drucksachen 18/1772, 18/2016 . . . . . . . . 4391 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Susanna Karawanskij, Matthias W. Birkwald, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Lebensversicherungen auf den Prüfstand stellen – Kein Schnellverfah- ren zu Lasten der Versicherten Drucksachen 18/1815, 18/2016 . . . . . . . . 4391 B Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 4391 C Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 4392 C Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4394 A Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4395 C Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4396 D Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 4398 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4399 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 4400 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4407 C Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einsetzung einer „Expertenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiens- tes der ehemaligen Deutschen Demokrati- schen Republik (BStU)“ Drucksache 18/1957 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4400 C Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4400 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4402 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4403 A Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4404 B Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 4405 A Jörg Hellmuth (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4406 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4409 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4411 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion DIE LINKE ein- gebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Ab- schaffung der sachgrundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesordnungspunkt 6 b) . . . . . 4411 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 III Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peer Steinbrück (SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sach- grundlosen Befristung (46. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 6 b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4412 A Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordne- ten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) zur Bera- tung des Antrags: Einsetzung einer „Exper- tenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deut- schen Demokratischen Republik (BStU)“ (Ta- gesordnungspunkt 28) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4412 B Anlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Dr. Georg Kippels (CDU/CSU) zur Beratung des Antrags: 20 Jahre nach Kairo – Bevölkerungspolitik im Kontext in- ternationaler Entwicklungszusammenarbeit und der Post-2015-Agenda (46. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 31) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4413 D Anlage 6 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4414 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4337 (A) (C) (D)(B) 47. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4411 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 04.07.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 04.07.2014 Beyer, Peter CDU/CSU 04.07.2014 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 04.07.2014 Brand, Michael CDU/CSU 04.07.2014 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.07.2014 Flisek, Christian SPD 04.07.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 04.07.2014 Freitag, Dagmar SPD 04.07.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 04.07.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Hahn, André DIE LINKE 04.07.2014 Hartmann, Michael SPD 04.07.2014 Dr. Hirte, Heribert CDU/CSU 04.07.2014 Hochbaum, Robert CDU/CSU 04.07.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 04.07.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.07.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 04.07.2014 Maag, Karin CDU/CSU 04.07.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 04.07.2014 Mortler, Marlene CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Mützenich, Rolf SPD 04.07.2014 Nietan, Dietmar SPD 04.07.2014 Poschmann, Sabine SPD 04.07.2014 Poß, Joachim SPD 04.07.2014 Rief, Josef CDU/CSU 04.07.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Schulze, Klaus-Peter CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 04.07.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 04.07.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 04.07.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 04.07.2014 Wicklein, Andrea SPD 04.07.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 04.07.2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sachgrundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesordnungspunkt 6 b) In der letzten Legislaturperiode hat sich die SPD- Bundestagsfraktion unter anderem mit dem Antrag „Langfristige Perspektive statt sachgrundlose Befris- tung“ (Drucksache 17/1769) klar für die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung ausgesprochen. Auch im SPD-Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013 ist diese Position ebenso klar formuliert worden: „Die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverträgen wollen wir abschaffen, den Katalog möglicher Befristungsgründe überprüfen.“ Dafür tritt die SPD auch inhaltlich weiterhin ein. Es ist bedauerlich, dass in den Koalitionsverhandlun- gen mit CDU und CSU keine Abschaffung der sach- grundlosen Befristung vereinbart werden konnte und in der aktuellen Regierungskoalition daher derzeit leider keine parlamentarische Mehrheit dafür vorhanden ist. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 4412 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 (A) (C) (D)(B) Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition von CDU/ CSU und SPD konnten jedoch viele wichtige und lange geforderte Verbesserungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vereinbart werden, die für gute Arbeit und gegen prekäre Beschäftigung, wozu auch die sachgrund- lose Befristung zählt, wirken werden. Beispielsweise der gesetzliche Mindestlohn, die Ausweitung des Arbeitneh- mer-Entsendegesetzes auf alle Branchen – wodurch hö- here Branchenmindestlöhne möglich sind – sowie die erleichterte Möglichkeit der Allgemeinverbindlichkeits- erklärung von Tarifverträgen, die dann für alle Beschäf- tigten und Arbeitgeber einer Branche gelten. Zudem werden Werkverträge und Leiharbeit stärker reguliert bzw. gegen deren Missbrauch vorgegangen. Im Koalitionsvertrag haben sich die Bundestagsfrak- tionen von CDU/CSU und SPD auf ein einheitliches Ab- stimmungsverhalten im Deutschen Bundestag verstän- digt. Daher werde ich dem Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke nicht zustimmen. Die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung wird aber auch weiterhin mein erklärtes politisches Ziel blei- ben, wofür ich mich auch zukünftig einsetzen werde. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peer Steinbrück (SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den von den Abge- ordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Ent- wurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sach- grundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 6 b) Ich habe nach der falschen Abstimmungskarte gegrif- fen. Mein Votum lautet Nein. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/ CSU) zur Beratung des Antrags: Einsetzung einer „Expertenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unter- lagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- maligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)“ (Tagesordnungspunkt 28) Wir alle können stolz sein: Denn Deutschland ver- dankt seine staatliche Einheit in Freiheit vor allem dem Mut der Bürgerinnen und Bürger. Die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit hatte die SED in ihrem Macht- bereich zwar unterdrücken, aber nicht auslöschen kön- nen. Deutsche Einheit und Fall der Mauer stehen für die Kraft, die von den Werten Freiheit, Demokratie und Zi- vilcourage ausgeht, und die Kraft, die in einem Volk ste- cken kann, wenn es entschlossen ist, diesen Werten Gel- tung zu verschaffen. Erinnern wir uns: In einem weltweit einmaligen Vor- gang wurden 1989/90 im Zuge der friedlichen Revolution in der DDR die Dienststellen des ehemaligen Ministe- riums für Staatssicherheit der DDR von Demonstranten besetzt. Damit wurde die Auflösung dieser Geheimpoli- zei erzwungen. Zeitweise wurden Dienststellen der ehe- maligen DDR-Geheimpolizei besetzt, um die Vernich- tung von Akten zu stoppen. Ziel war es, dass jeder Betroffene das gesetzliche Recht auf Einsicht in seine Akten erhalten sollte. Am 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereini- gung, an dem Millionen Ostdeutsche nach 56-jähriger Herrschaft von Diktatoren, die sie durch ihre friedliche Revolution abgeschüttelt hatten, endlich freie Bürger sein durften, wurde der heutige Bundespräsident Joachim Gauck zum Sonderbeauftragten der Bundes- regierung für die Stasi-Unterlagen ernannt. Ende De- zember 1991 trat schließlich das Stasi-Unterlagen-Ge- setz in Kraft, und aus dem „Sonderbeauftragten“ wurde 1991 der erste „Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“. Die Behörde des Bundesbeauftragten, BStU, leistet seit 23 Jahren einen unschätzbaren Beitrag zur persönli- chen und öffentlichen Auseinandersetzung mit der SED- Diktatur, und das Interesse an der Akteneinsicht ist wei- terhin groß. Insgesamt 6 876 003 Ersuchen und Anträge gingen von 1992 bis Ende 2013 bei der Behörde des Bundesbeauftragten ein, darunter über 2,98 Millionen Anträge von Bürgern auf Auskunft, Akteneinsicht und Herausgabe, davon 80 611 im Jahr 2011, 88 231 im Jahr 2012 und 67 743 in 2013. Mit dem zeitlichen Abstand zum Ende der DDR sinkt naturgemäß die Zahl derer, die noch nicht in ihre Unterlagen geschaut haben. Trotz rückläufiger Zahlen muss aber auch in Zukunft gewähr- leistet sein, dass es zu keiner Verschlechterung bei der Nutzung der Akten durch Bürgerinnen und Bürger, For- schung, Bildung, Medien und öffentlicher Stellen kommt. Die Behörde des Bundesbeauftragten bleibt auch in Zukunft für die demokratische und rechtsstaatliche Auf- arbeitung der SED-Diktatur von hoher Bedeutung, und diese Rolle wird auch nicht angetastet werden. Die Taten des DDR-Unrechtsstaates dürfen nicht vergessen wer- den! Sie sind Mahnung an uns alle, uns tagtäglich die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundord- nung vor Augen zu führen. Insbesondere im Hinblick auf die kommenden Generationen, die keine eigenen Er- fahrungen mit der Zeit der deutschen Teilung besitzen, ist es wichtig, die Erinnerungskultur an das erlittene Un- recht lebendig zu halten. 25 Jahre nach dem Ende der SED-Diktatur hat sich inzwischen erfreulicherweise eine breite und vielfältige Institutionenlandschaft entwickelt, die die Auseinander- setzung mit der zweiten, der kommunistischen Diktatur in einem Teil unseres Landes auf allen Ebenen befördert. An dieser Stelle sei nur die Bundesstiftung zur Aufarbei- tung der SED-Diktatur, deren Stiftungsrat ich angehöre, das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig sowie die Bun- des- und Landeszentralen für politische Bildung ge- nannt, aber auch die vielen Vereine, Opferverbände und Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4413 (A) (C) (D)(B) Gedenkstätten an historischen Orten der Repression. Heute nimmt die Bundesbehörde des Bundesbeauftrag- ten somit nicht mehr allein gebündelt die wesentlichen Aufgaben der Aufarbeitung der Tätigkeit des Staats- sicherheitsdienstes wahr. CDU, CSU und SPD haben daher in ihrem Koali- tionsvertrag festgeschrieben, eine Expertenkommission einzusetzen, die bis zur Mitte der Legislaturperiode Vor- schläge erarbeitet, wie und in welcher Form die aus dem Stasi-Unterlagen-Gesetz, StUG, resultierenden Aufgaben des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staats- sicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, BStU, fortge- führt werden und wann das geschieht. Insbesondere auch als stellvertretender Stiftungsrats- vorsitzender der „Stiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur“ und langjähriges Mitglied des Beirates beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicher- heit der ehemaligen DDR danke ich allen Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass sie gemeinsam mit den Fraktionen von CDU/CSU und SPD die Errichtung genannter Expertenkommission un- terstützen und den Antrag zur Einsetzung einer „Exper- tenkommission zur Zukunft des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehema- ligen DDR, BStU“ mitgezeichnet haben. Gemeinsam setzen wir damit fraktionsübergreifend ein Zeichen der Geschlossenheit und Entschlossenheit, die Erinnerung an das erlittene Leid unzähliger Bürgerinnen und Bürger in unserem Land lebendig zu halten und dass Willkür- akte und Terror seitens der Staatsgewalt in unserem Land nie wieder sein werden! Wenn meine Fraktion gemeinsam mit den Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag an das Haus stellt, eine Expertenkommission zu bestellen, die über die Zukunft des Büros des Bundesbeauftragten befinden soll, dann geschieht dies nicht mit der Absicht, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der kommunis- tischen Diktatur in Deutschland zu ziehen. Im Gegenteil, wir sind der Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur eine dauerhafte, gesamtgesell- schaftliche und im besten Sinne gesamtdeutsche Auf- gabe bleibt. Die Expertenkommission soll ergebnisoffen, aber un- ter klaren Prämissen, eine Empfehlung abgeben, wie die Aufgaben der Bundesbehörde des Bundesbeauftragten langfristig weiter erfüllt werden können. Denn eines ist klar: Der Zugang zu den Stasiakten muss mindestens in der bisherigen Form gewährleistet bleiben, und auch die Auseinandersetzung mit der Stasi als dem wichtigsten Repressionsinstrument der SED bleibt eine dauerhafte Aufgabe der schulischen und vor allem auch außerschu- lischen historisch-politischen Bildung. Ob diese und an- dere Aufgaben in der bisherigen institutionellen Form weiterverfolgt oder anderen Institutionen übertragen werden sollen, wird Untersuchungsgegenstand der Ex- pertenkommission sein. Die Einrichtung der Experten- kommission wird aber in keiner Weise die Möglichkeit der Bürgerinnen und Bürger, der Medien und der öffent- lichen Stellen zur Akteneinsicht nachteilig beeinflussen. Selbstverständlich werden die Aufarbeitung des DDR- Unrechts und die Auswertung der Akten der Stasi weiter vorangehen – auch wenn parallel eine Expertenkommis- sion über die Zukunft der Bundesbehörde des Bundesbe- auftragten beraten wird. Es gilt zu klären, wie die Aufgaben der Behörde des Bundesbeauftragten langfristig und in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen effizient und sachgerecht fort- geführt werden. Hierzu wird die Expertenkommission Handlungsempfehlungen erarbeiten, die dem Deutschen Bundestag als Grundlage für weitere Entscheidungen über die Zukunft der Bundesbehörde des Bundesbeauf- tragten und zur Weiterentwicklung der Aufarbeitung der DDR-Diktatur dienen werden. Im Hinblick auf die Zusammensetzung der Experten- kommission haben wir uns darauf verständigt, dass die- ser keine aktiven Mitglieder des Deutschen Bundestages angehören werden. Wir verdeutlichen damit den Men- schen in unserem Land, von welch großer gesellschafts- politischer Bedeutung über Parteigrenzen hinweg die Aufarbeitung des erlittenen DDR-Unrechts in unserem Land ist und bleibt. Wir wollen die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in der ehemaligen DDR ein Vierteljahrhundert nach ihrer friedlichen Überwindung zukunftsfähig ma- chen. Dazu gehört selbstverständlich auch die Evaluation einer Einrichtung, die 1990 zur Sicherung, Erschließung der Stasi-Unterlagen und der mit ihnen verbundenen An- fragen auf Akteneinsicht in den verschiedenen Zusam- menhängen geschaffen worden war. Wir haben gelernt, dass die Aufarbeitung von Diktaturen ein langwieriger Prozess ist, in dessen Verlauf immer wieder neue Fragen gestellt oder alte Fragen neu gestellt werden. Die Aus- einandersetzung mit der kommunistischen Diktatur ist dabei kein Selbstzweck, sondern soll den Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie, zwischen einfachen, aber in der Konsequenz immer totalitären Heilsverspre- chen und den Mühen der demokratischen Ebene deutlich machen. Und diese Aufgabe bleibt dauerhaft bestehen. Anlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Dr. Georg Kippels (CDU/ CSU) zur Beratung des Antrags: 20 Jahre nach Kairo – Bevölkerungspolitik im Kontext inter- nationaler Entwicklungszusammenarbeit und der Post-2015-Agenda (46. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 31) Vor 40 Jahren startete in Bukarest ein weltweites Um- denken. Menschenrechte, Menschenwürde und die Stär- kung des Individuums wurden zum Kern der internatio- nalen Bevölkerungspolitik. Menschenrechte dürfen nicht nur Männerrechte sein. In Konsequenz daraus rückte der Stand von Frauen in der Gesellschaft in den Fokus. Heute herrscht genauso Konsens darüber, dass Frauen das Fundament einer demokratischen Gesellschaft sind, wie Konsens darüber herrscht, dass eine wachsende Weltbevölkerung nur durch die weltweite Gleichberech- 4414 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 (A) (C) (D)(B) tigung von Frauen in den Griff zu bekommen ist. Simone de Beauvoir schrieb 1949 und damit 25 Jahre vor der ersten Weltbevölkerungskonferenz in Das an- dere Geschlecht: „Am Rande der Welt situiert zu sein, ist keine günstige Ausgangslage für einen, der vorhat, die Welt neu zu erschaffen.“ Da Gewalt, Rechtlosigkeit und Unterdrückung heute aber immer noch die Lebens- situation von zig Millionen Frauen vor allem, aber nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern kennzeich- nen, ist unsere aktive Unterstützung der Gleichstellung der Frauen oberstes Gebot. Dies stellen wir klar mit un- serem Antrag dar. Indien hat in der letzten Zeit immer wieder internatio- nal Schlagzeilen gemacht durch brutalste Vergewalti- gungen bei denen fast immer der Tod des Opfers in Kauf genommen wurde oder das Opfer im Anschluss an die Tat ermordet wurde. In den Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt wird Vergewaltigung zunehmend als Waffe gebraucht. Dies ist keine neue Problematik, und ich würde mir wünschen, dass es diesbezüglich international ähnliche Aufschreie geben würde wie bei einem Schiedsrichterfehler in der laufenden Fußballweltmeis- terschaft, jedoch ist die steigende Entwicklung in Zahl und Brutalität ein wachsendes Unrecht, dem entschieden begegnet werden muss. Systematische Vergewaltigun- gen wie in Ruanda, in Bosnien oder im Kongo müssen international geächtet werden. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist mit der Kon- ferenz zu sexueller Gewalt in bewaffneten Konflikten in London diesen Monat vollzogen worden, an der Vertre- ter von 117 Nationen sowie von Hilfs- und Menschen- rechtsorganisationen teilgenommen haben. Dort wurde ein Protokoll verabschiedet, das Richtlinien festlegt, wie sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten als solche er- kannt und verfolgt werden kann. Darüber hinaus müssen wir jedoch auch den Opfern jegliche Unterstützung gewähren, um mit den Folgen der Vergewaltigungen umzugehen. Neben den Aspekten der Rechte von Frauen und der Gewalt gegen Frauen ist der Aspekt der Bildung von zentraler Bedeutung. Auch dies betont unser Antrag. Nur wenn es gelingt, Mädchen und Frauen denselben Zugang zu Bildung zu ermöglichen wie Jungen und Männern, können sie Rechte erlangen und auch wahrnehmen. Nur durch Bildung werden Frauen befähigt, qualifizierter Ar- beit nachzugehen. Nur mit qualifizierter Arbeit können Frauen ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten und Un- abhängigkeit erlangen. Mit unserem Antrag „20 Jahre nach Kairo – Bevölke- rungspolitik im Kontext internationaler Entwicklungszu- sammenarbeit und der Post-2015-Agenda“ unterstützen wir die weltweite Ermächtigung von Frauen und fordern wir auch die Bundesregierung auf, dem nachzukommen. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Finanzausschuss – Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bericht nach § 99 der Bundeshaushaltsordnung über den Vollzug der Steuergesetze, insbesondere im Arbeit- nehmerbereich Drucksachen 17/8429, 18/770 Nr. 7 Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über bislang geprüfte Op- tionen zur Steigerung von Attraktivität und Wettbe- werbsfähigkeit sowie über Maßnahmen zur stärkeren Berücksichtigung von Öffentlich-Privaten Partner- schaften als Beschaffungsvariante der öffentlichen Hand Drucksache 17/13749 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im ersten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/9863, 18/770 Nr. 8 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im zweiten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/10556, 18/770 Nr. 9 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im dritten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/11727, 18/770 Nr. 10 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im vierten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/12605, 18/770 Nr. 11 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.9 EP P7_TA-PROV(2013)0418 Drucksache 18/419 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2013)0446 Drucksache 18/1393 Nr. A.2 EuB-BReg 27/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.3 EuB-BReg 35/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.4 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4415 (A) (C) (B) EuB-BReg 36/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.5 EuB-BReg 37/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.7 EuB-BReg 39/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.8 EuB-BReg 40/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.9 EuB-BReg 41/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.12 Ratsdokument 7941/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.13 Ratsdokument 7942/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.14 Ratsdokument 7943/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.15 Ratsdokument 7944/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.16 Ratsdokument 8595/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.1 Ratsdokument 8547/14 Drucksache 18/1707 Nr. A.1 Ratsdokument 9467/14 Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.21 EP P7_TA-PROV(2013)0384 Drucksache 18/419 Nr. A.23 EP P7_TA-PROV(2013)0419 Drucksache 18/419 Nr. A.24 EP P7_TA-PROV(2013)0444 Drucksache 18/419 Nr. A.29 Ratsdokument 14529/13 Drucksache 18/419 Nr. A.34 Ratsdokument 16596/13 Drucksache 18/419 Nr. A.35 Ratsdokument 16597/13 Drucksache 18/419 Nr. A.36 Ratsdokument 16603/13 Drucksache 18/544 Nr. A.16 Ratsdokument 17144/13 Drucksache 18/544 Nr. A.17 Ratsdokument 17268/13 Drucksache 18/1393 Nr. A.20 Ratsdokument 8415/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1393 Nr. A.31 Ratsdokument 7956/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.32 Ratsdokument 8194/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/419 Nr. A.104 Ratsdokument 16472/13 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.155 EP P7_TA-PROV(2013)0423 Drucksache 18/822 Nr. A.35 EP P7_TA-PROV(2014)0109 Drucksache 18/1048 Nr. A.17 EP P7_TA-PROV(2014)0173 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/642 Nr. A.12 Ratsdokument 5856/14 Drucksache 18/1707 Nr. A.7 Ratsdokument 9770/14 (D) 47. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 Pflegeversicherung TOP 27 Verstromung von Kohle TOP 11 Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr TOP 29 Lebensversicherungsreformgesetz TOP 28 Kommission zur Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Als nächster Redner hat der Kollege Gerhard Schick

    das Wort.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Ich glaube, es ist genau anders.


    (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Es ist immer anders!)


    Es gibt viele Gründe, diesen Gesetzentwurf abzulehnen.
    Sie reden sich die Lage gerade schön, obwohl Sie vor ei-
    nem Jahr, als Sie noch in der Opposition waren, über ge-
    nau dieselben Themen ganz anders gesprochen haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Deswegen lohnt ein Blick zurück. Vor eineinhalb Jah-
    ren hat der Bundesfinanzminister einen Gesetzentwurf
    vorgelegt, bei dem es im Kern um das Gleiche ging, um
    das es auch heute geht.


    (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Damals hätten Sie ruhig auch mal Verantwortung übernehmen können!)


    Es ging nämlich um die Begrenzung der Ausschüttung
    von Bewertungsreserven. Als die Öffentlichkeit, auch
    aufgrund der parlamentarischen Arbeit, erfuhr, um was
    es ging, gab es einen großen Protest. Ein CDU-Parteitag
    hat gesagt: Dieses Gesetz ist schlecht. – Ein CDU-Par-
    teitag! Und er hatte recht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ein Bundesparteitag sogar!)


    – Ja, Herr Kauder, es war ein Bundesparteitag der CDU.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


    Ich erinnere Sie gerne daran; denn dieser Bundespartei-
    tag der CDU hat unsere Kritik, dass dieser Gesetzent-
    wurf nicht ausgewogen war, bestätigt.

    Seither haben Sie sich aber nicht darin geübt, eine
    klare Fundierung Ihres Gesetzentwurfs vorzunehmen,
    sondern haben in der Öffentlichkeit erst einmal eine
    Pause eingelegt. Auch jetzt haben Sie wieder versucht,
    zwischen Europawahl und Sommerpause das Verfahren
    so kurz wie möglich zu halten, damit möglichst wenig
    Diskussion um dieses Gesetz entstehen kann.


    (Zuruf von der SPD: Unfug!)


    Ich meine aber, dass man bei einem Gesetz, das das
    Licht der Öffentlichkeit scheut, schon einmal die Frage
    stellen muss, warum Sie Angst vor der öffentlichen Dis-
    kussion haben.





    Dr. Gerhard Schick


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Manfred Zöllmer [SPD]: Ziemlicher Unfug!)


    Wir haben schon vor eineinhalb Jahren gesagt: Was es
    braucht, ist eine klare Analyse, wie es dem Sektor geht,
    was die Handlungsnotwendigkeiten sind. Wir haben da-
    mals gefordert, dass ein Szenario ausgearbeitet werden
    muss, dass einmal dargelegt wird, wie die Entwicklung
    im Bereich Versicherungen in den nächsten Jahren aus-
    sieht; denn das Versicherungsgeschäft ist ein langfristi-
    ges, da muss man einige Jahre in die Zukunft schauen.

    Es hieß immer, ein solches Szenario könne man nicht
    entwickeln. Nun hat uns die Bundesbank aber genau das
    vorgelegt, von dem Sie immer gesagt haben, das ginge
    nicht, weil Sie keine klare und transparente Diskussion
    wollten. Dies haben wir aber erst am Montag für die An-
    hörung bekommen, also vor vier Tagen.


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)


    – Natürlich, erst dann lag das vor.

    Die Bundesbank bestätigt – das ist der entscheidende
    Punkt –, dass es Handlungsbedarf gibt; diesen habe ich
    auch nicht geleugnet. Aber die Bundesbank bestätigt
    auch, wie wichtig es ist, nicht nur auf Kundenseite etwas
    zu tun, sondern dass auch eine wirksame Ausschüttungs-
    sperre für die Eigentümer bestehen muss; denn sonst
    bliebe es bei einer zu großen Anzahl von Unternehmen,
    die bei einem Stressszenario in Schwierigkeiten kom-
    men könnten.

    Jetzt haben wir einen Gesetzentwurf vorliegen, von
    dem wir wissen, dass die darin vorgesehene Ausschüt-
    tungssperre bei vielen Unternehmen überhaupt nicht
    greift. Das ist ein massives Problem.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Der Chef der Finanzaufsicht hat, als wir ihn danach ge-
    fragt haben, gesagt, das sei ein politisches Signal. Wir
    brauchen hier aber kein politisches Signal, sondern eine
    effektive Ausschüttungssperre, die dafür sorgt, dass
    nicht nur die Kunden, sondern auch die Eigentümer der
    Versicherungsunternehmen ihren fairen Beitrag zur Sta-
    bilisierung dieser Branche leisten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Manfred Zöllmer [SPD]: Dann zitieren Sie ihn richtig, was er dann noch gesagt hat!)


    Wie sieht die Gesamtbewertung dieses Gesetzes aus
    unserer Sicht aus? Inzwischen sind auch auf unsere Ini-
    tiative ein paar Verbesserungen vorgenommen worden.
    Deswegen habe ich bei der ersten Lesung gesagt, der
    Gesetzentwurf heute sei besser als der, der vor einein-
    halb Jahren eingebracht worden ist; dazu stehe ich auch.
    Aber der Maßstab kann doch nicht zwischen „sehr
    schlecht“ und „schlecht“ sein; der Maßstab muss doch
    sein, was die Anforderungen an die Reform der Lebens-
    versicherungsbranche in Deutschland sind. Da stellen
    wir fest, dass Sie an entscheidenden Stellen nach wie vor
    einen blinden Fleck haben.

    Provisionsoffenlegung. Hierzu gab es im Gesetzent-
    wurf schon einmal einen guten Ansatz. Anstatt diesen zu
    verbessern und mehr Transparenz zu schaffen, haben Sie
    das zur Seite gewischt und sehen jetzt eine Effektivkos-
    tenregelung vor. Aber was bleibt, ist die Situation, dass
    ein Kunde, wenn ihm ein Vermittler gegenübersitzt,
    nicht weiß, welches finanzielle Interesse dieser Berater
    hat, ihm möglicherweise einen Vertrag zu empfehlen,
    der dem Vermittler mehr Provision bringt statt eine bes-
    sere Leistung für den Kunden. Genau diese Transparenz
    braucht es, wenn wir provisionsorientierte Fehlberatung
    zurückdrängen wollen und dafür sorgen wollen, dass die
    Menschen die Produkte bekommen, die auch gut für sie
    sind. Das muss doch das Ziel sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie gehen an drei weitere Bereiche praktisch über-
    haupt nicht heran. Es ist im Vertrieb nach wie vor der
    Fall, dass Menschen ohne ausreichende Qualifikation
    Versicherungen, die komplizierte Produkte sind, verkau-
    fen dürfen. Diese Lücke bei den gebundenen Vermittlern
    schließen Sie nicht.

    Wir haben nach wie vor das Problem, dass das Pro-
    dukt Lebensversicherung intransparent ist und Men-
    schen selbst mithilfe von Sachverständigen nicht sehen
    können, ob das, was sie ausgezahlt bekommen, auch das
    ist, was ihnen zusteht. An dieser Stelle machen Sie prak-
    tisch nichts.

    Auch die Eigenkapitalausstattung – das ist der dritte
    Punkt – bleibt ein Problem. Das werden wir in der
    nächsten Zeit angehen müssen. Die Eigenkapitalausstat-
    tung von Lebensversicherungsunternehmen in Deutsch-
    land ist unterirdisch gering; im Durchschnitt beträgt sie
    1,4 Prozent. Auch an dieses Problem gehen Sie nicht
    richtig heran.

    Daher müssen wir sagen: Das Gesetz ist zwar besser
    als das letzte, aber weit weg von gut. Deswegen werden
    wir es ablehnen.

    Danke.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das Gesetz ist gut!)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächste Rednerin hat die Kollegin Anja Karliczek

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Anja Karliczek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Kolleginnen und Kollegen! Herr Schick, als Erstes
    möchte ich Ihnen sagen: Wir haben keine Angst vor Dis-
    kussionen, aber die Stabilität der Lebensversicherer ist
    davon abhängig, dass keine übermäßige Liquidität mehr
    abfließt.





    Anja Karliczek


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Erlauben Sie mir vorweg eine Bemerkung zum Vor-
    wurf der Medien – ich habe das beim letzten Mal in der
    Diskussion auch von Ihnen gehört, Frau Karawanskij –,
    wir würden unliebsame Gesetzentwürfe immer nur ge-
    gen Mitternacht oder bei einem Spiel der deutschen Fuß-
    ballnationalmannschaft verabschieden. Jetzt ist es ge-
    rade 14 Uhr, und das Spiel ist erst heute Abend. Wir tun
    das hier also öffentlich und transparent.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Susanna Karawanskij [DIE LINKE]: Ich bin beeindruckt!)


    Wir verabschieden heute das Lebensversicherungsre-
    formgesetz. Das parlamentarische Verfahren verlief sehr
    zügig und in einer sehr guten Zusammenarbeit. Sehr ge-
    ehrter Herr Dr. Meister, an dieser Stelle möchte ich mich
    ganz herzlich bei Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen und
    Mitarbeitern im Finanzministerium dafür bedanken. Sie
    hatten immer ein offenes Ohr für unsere vielen Fragen,
    die sich aus diesem umfangreichen Gesetzentwurf erge-
    ben haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die Altersvorsorge und damit die Kapitallebensversi-
    cherung als ein wesentlicher Bestandteil ist ein zentrales
    Anliegen vieler Menschen. Es gibt fast 90 Millionen
    Verträge. Damit hat jeder durchschnittlich mehr als ei-
    nen Vertrag. Deswegen geht dieses Thema fast jeden an.

    Frau Karawanskij, es waren nicht die Versicherer,
    sondern es war die Deutsche Bundesbank, die schon in
    ihrem Finanzstabilitätsbericht 2013 festgestellt hat: „Das
    Niedrigzinsumfeld birgt ein beachtliches Gefährdungs-
    potenzial“ für circa ein Drittel unserer Lebensversiche-
    rer. Ein Drittel: Das sind 30 Versicherer, die sogar
    43 Prozent der Beiträge erheben, 30-mal ein Kollektiv,
    dem die Menschen heute noch vertrauen, 30-mal ein
    Kollektiv, aus dem jeder im Alter garantierte Zahlungen
    erwartet, heute, aber eben auch morgen und übermorgen.
    Deswegen handeln wir, und zwar jetzt.

    Die Finanz- und Staatsschuldenkrise hat Europa vor
    große Herausforderungen gestellt. Wir haben schon viel
    getan, um Risiken künftig besser zu erkennen und zu
    mindern. Trotzdem ist Vertrauen verloren gegangen.
    Vertrauen ist aber eine ganz wichtige Säule für unsere
    Wirtschaft, insbesondere für unsere Finanzwirtschaft.

    Nach wie vor vertrauen die Menschen jedoch der Ka-
    pitallebensversicherung mit ihrem garantierten Zins. Da-
    mit dieses Vertrauen gerechtfertigt bleibt, müssen wir
    gemeinsam dafür sorgen, dass die garantierten Leistun-
    gen aus dieser Versicherung auch sicher und stabil blei-
    ben. Das tun wir mit dem vorliegenden Gesetzentwurf,
    und ich meine, wir tun das fair und ausgewogen; denn
    alle Beteiligten müssen einen Beitrag leisten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dazu ist eine Systematik entwickelt worden, die of-
    fenlegt, wie hoch die nicht ausfinanzierten Verpflichtun-
    gen der einzelnen Lebensversicherer sind. Daraus ergibt
    sich der sogenannte Sicherungsbedarf. Dieser Siche-
    rungsbedarf wird den stillen Reserven aus festverzins-
    lichen Wertpapieren einerseits und dem Bilanzgewinn
    andererseits entgegengestellt. Erst wenn sich stille Las-
    ten und stille Reserven wieder die Waage halten, haben
    die Menschen die Sicherheit, dass sie im Alter auch un-
    ter extremen Bedingungen eine Leistung bekommen.

    Sind die garantierten Leistungen nicht sicher, ist es
    den Versicherern verboten, die vielbeschworenen Be-
    wertungsreserven auf festverzinsliche Wertpapiere oder
    auch eine Dividende an die Aktionäre auszuzahlen. Herr
    Schick, ich kann nur sagen: An dieser Stelle machen wir
    genau den Unterschied. Wir geben das Signal, dass Haf-
    tung und Risiko zusammengehören. Deswegen macht es
    einen Unterschied, ob wir die Aktionäre beteiligen, in-
    dem sie eine Zeit lang keine Dividende bekommen, oder
    ob wir in Gewinnabführungsverträge eingreifen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Im Gegenzug werden wir den Höchstrechnungszins
    für neue Verträge von 1,75 Prozent auf 1,25 Prozent sen-
    ken. Ich meine, auch dies ist fair; denn wenn wir den
    Menschen, die heute im Versicherungskollektiv sind, ei-
    nen Beitrag zur Sicherung des Systems abverlangen,
    dann dürfen wir im Gegenzug zukünftigen Versicherten
    keine Versprechungen machen, die diesen Sicherungsbe-
    darf weiter erhöhen. Wichtig ist – das ist festzuhalten –:
    Wir greifen nicht in die heutige Auszahlungssystematik
    ein, sondern bauen einen Sicherungsmechanismus ein.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Dass wir damit richtig liegen, zeigt schon der Charak-
    ter der Kapitallebensversicherung. Sie ist einerseits eine
    Absicherung der Familie gegen einen frühen Tod – wer
    einmal ein Haus gebaut hat, der weiß, wie wichtig es ist,
    die Familie vor dem Ausfall eines Verdieners abzusi-
    chern –, andererseits ist sie auch ein Instrument des Risi-
    koausgleichs in der Zeit. Gemeinschaftliches Sparen und
    Anlegen ermöglicht bessere Konditionen der Anlage und
    eröffnet die Möglichkeit, größere Renditeschwankungen
    über einen langen Zeitraum abzufedern. Wer das nicht
    zur Kenntnis nimmt, der handelt fahrlässig.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


    An dieser Stelle, Herr Schick, möchte ich die Eigen-
    kapitalausstattung von Versicherungsunternehmen an-
    sprechen. Die Finanzierung von Eigenkapital verursacht
    Kosten, die am Ende immer der Verbraucher zu zahlen
    hat. Die Einführung der Lebensversicherung vor knapp
    200 Jahren war immer der gemeinschaftliche und damit
    kostengünstige Risikoausgleich, einer der großen Vor-
    teile einer individuellen Absicherung im Kollektiv. Des-
    halb ist das Vermögen der Solidargemeinschaft eigen-
    mittelfähig und auch bei einer Schieflage heranzuziehen.
    Deshalb wird es der Sache nicht gerecht, so zu tun, als
    wenn diese historische Tatsache aktiv herbeigeführt wor-
    den wäre.





    Anja Karliczek


    (A) (C)



    (D)(B)

    Die Finanzkrise und damit neue Rahmenbedingungen
    haben uns gelehrt, dass wir eine Eigenkapitalstärkung
    unserer finanzwirtschaftlichen Unternehmen brauchen.
    Mit Solvency II haben wir dafür aber bereits einen Kata-
    log, der im kommenden Jahr in nationales Recht umge-
    setzt wird. Damit die Unternehmen diese Herausforde-
    rung überhaupt stemmen können, wird es einen
    Übergangszeitraum von 16 Jahren geben, innerhalb des-
    sen alles umgesetzt ist. Genau deswegen ist es heute
    richtig und wichtig, die Finanzstabilität der Unterneh-
    men und damit die Solidargemeinschaft der Versicherten
    zu stärken.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf gehen wir noch
    einen Schritt weiter. Seit langer Zeit wissen wir, dass es
    neben der gesetzlichen Rente weiterer Vorsorge für den
    Lebensabend bedarf. Dafür gibt es unterschiedliche
    kapitalgedeckte Systeme. Unter ihnen kann jeder frei
    wählen. Diese Wahlfreiheit kann aber nur der effektiv
    nutzen, der vergleichen kann. Dazu brauchen wir Trans-
    parenz. Da die Lebensversicherung aber ein hoch regu-
    liertes und sehr komplexes Produkt ist, müssen wir mit
    möglichst einfachen Mitteln Transparenz der Kosten
    herstellen. Deshalb haben wir uns entschieden, diese
    Transparenz der Kosten über eine sogenannte Gesamt-
    kostenquote herzustellen. Das bedeutet: Die Versicherer
    werden künftig in ihren Produktinformationsblättern
    ausweisen: Wie viel Rendite kosten mich die Kosten der
    Lebensversicherung? Damit verfolgen wir ein analoges
    Verfahren zu Riester-Verträgen. Es ist ein wichtiger
    Schritt, um unterschiedliche Altersvorsorgeprodukte
    vergleichbar zu machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Doch nicht nur die Vergleichbarkeit ist ein wichtiges
    Kriterium. Altersvorsorge ist eine sehr langfristige Auf-
    gabe. Kurzfristige Veränderungen verursachen meistens
    hohe Kosten und konterkarieren die Möglichkeit, den
    Zinseszinseffekt bei Kapitalanlagen zu nutzen. Wir wol-
    len das Interesse an einer langfristigen Bindung zwi-
    schen Versicherern und Versicherten stärken. Deshalb
    begrenzen wir mit der Absenkung des Höchstzillmersat-
    zes die Aktivierung der Abschlusskosten. Die weiterge-
    hende Forderung, die Abschlusskosten gesetzlich zu be-
    grenzen, wie wir das schon gehört haben, lehnen wir ab.
    Es ist nicht Aufgabe des Gesetzgebers, in die Preisfin-
    dung einzugreifen. Das ist in einer sozialen Marktwirt-
    schaft Aufgabe des Wettbewerbs.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Auch die Forderung nach einer Änderung der Kosten-
    gewinnbeteiligung lehnen wir ab. Mit einer hälftigen
    Aufteilung der Kosten stellen wir nämlich sicher, dass
    das Interesse des Unternehmens, im Sinne der Kunden
    möglichst effizient zu arbeiten, überhaupt erhalten
    bleibt.

    Aus meiner Sicht ein letzter, sehr wichtiger Schritt,
    den wir mit diesem Gesetzentwurf gehen: Wir stärken
    die Aufsichtsmöglichkeiten der Bundesanstalt für
    Finanzdienstleistungsaufsicht. Zukünftig kann sie von
    den Versicherern verlangen, dass diese sich langfristiger
    mit den erwarteten Geschäftsergebnissen, der Risiko-
    tragfähigkeit und auch der Solvabilität ihres Unterneh-
    mens auseinandersetzen. Dies ermöglicht beiden Seiten
    tiefere Einblicke in das Unternehmen, eine in volatilen
    und finanzpolitisch schwierigen Zeiten aus meiner Sicht
    sehr sinnvolle Maßnahme.

    Alles in allem bleibt festzuhalten: Die Ausgewogen-
    heit des Gesetzentwurfes wurde in der öffentlichen An-
    hörung von fast allen Experten anerkannt. Mit dem Le-
    bensversicherungsreformgesetz tragen wir der Sorge um
    eine stabile Alterssicherung Rechnung. Wer vorsorgt,
    soll sich auch in Zukunft darauf verlassen können, dass
    er die garantierten Versprechen seiner Altersvorsorge
    wirklich erhält. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf
    wird ein System etabliert, mit dem dieses Ziel erreicht
    wird. Deshalb bitte ich im Namen der Koalitionsfraktio-
    nen CDU/CSU und SPD um Ihre Zustimmung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)