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    Plenarprotokoll 18/47 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 47. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 I n h a l t : Begrüßung des neuen Abgeordneten Waldemar Westermayer . . . . . . . . . . . . . . . 4337 A Tagesordnungspunkt 26: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Fünf- ten Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leistungs- ausweitung für Pflegebedürftige, Pfle- gevorsorgefonds (Fünftes SGB XI-Än- derungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) Drucksache 18/1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über das Ergebnis der Prüfung der Notwendig- keit und Höhe einer Anpassung der Leistungen der Pflegeversicherung nach § 30 des Elften Buches Sozialgesetzbuch Drucksache 18/1600 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 B c) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Menschenrecht auf gute Pflege verwirklichen – Soziale Pflegeversicherung solidarisch weiter- entwickeln Drucksache 18/1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 C Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4339 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4341 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4342 C Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4344 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 4345 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4347 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4348 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4350 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4351 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4353 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4353 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 4354 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4355 C Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4356 C Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Abgeordneten Annalena Baerbock, Oliver Krischer, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kohleaus- stieg einleiten – Überfälligen Struktur- wandel im Kraftwerkspark gestalten Drucksache 18/1962 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 B b) Antrag der Abgeordneten Eva Bulling- Schröter, Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Energiewende durch Koh- leausstiegsgesetz absichern Drucksache 18/1673 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 C Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4360 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4361 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4364 A Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4365 B Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4367 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4369 B Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4370 C Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4372 D Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4374 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4376 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4378 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Zahlungs- verzug im Geschäftsverkehr Drucksachen 18/1309, 18/1576, 18/2037 . . . . 4380 A Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4380 B Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4381 B Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4382 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4383 B Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4384 B Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4385 A Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4385 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4386 B Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4387 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4388 A Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4389 C Tagesordnungspunkt 29: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Absicherung stabiler und fairer Leistungen für Lebensversi- cherte (Lebensversicherungsreformge- setz – LVRG) Drucksachen 18/1772, 18/2016 . . . . . . . . 4391 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Susanna Karawanskij, Matthias W. Birkwald, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Lebensversicherungen auf den Prüfstand stellen – Kein Schnellverfah- ren zu Lasten der Versicherten Drucksachen 18/1815, 18/2016 . . . . . . . . 4391 B Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 4391 C Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 4392 C Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4394 A Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4395 C Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4396 D Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 4398 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4399 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 4400 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4407 C Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einsetzung einer „Expertenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiens- tes der ehemaligen Deutschen Demokrati- schen Republik (BStU)“ Drucksache 18/1957 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4400 C Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4400 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4402 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4403 A Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4404 B Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 4405 A Jörg Hellmuth (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4406 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4409 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4411 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion DIE LINKE ein- gebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Ab- schaffung der sachgrundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesordnungspunkt 6 b) . . . . . 4411 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 III Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peer Steinbrück (SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sach- grundlosen Befristung (46. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 6 b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4412 A Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordne- ten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) zur Bera- tung des Antrags: Einsetzung einer „Exper- tenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deut- schen Demokratischen Republik (BStU)“ (Ta- gesordnungspunkt 28) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4412 B Anlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Dr. Georg Kippels (CDU/CSU) zur Beratung des Antrags: 20 Jahre nach Kairo – Bevölkerungspolitik im Kontext in- ternationaler Entwicklungszusammenarbeit und der Post-2015-Agenda (46. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 31) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4413 D Anlage 6 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4414 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4337 (A) (C) (D)(B) 47. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4411 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 04.07.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 04.07.2014 Beyer, Peter CDU/CSU 04.07.2014 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 04.07.2014 Brand, Michael CDU/CSU 04.07.2014 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.07.2014 Flisek, Christian SPD 04.07.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 04.07.2014 Freitag, Dagmar SPD 04.07.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 04.07.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Hahn, André DIE LINKE 04.07.2014 Hartmann, Michael SPD 04.07.2014 Dr. Hirte, Heribert CDU/CSU 04.07.2014 Hochbaum, Robert CDU/CSU 04.07.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 04.07.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.07.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 04.07.2014 Maag, Karin CDU/CSU 04.07.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 04.07.2014 Mortler, Marlene CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Mützenich, Rolf SPD 04.07.2014 Nietan, Dietmar SPD 04.07.2014 Poschmann, Sabine SPD 04.07.2014 Poß, Joachim SPD 04.07.2014 Rief, Josef CDU/CSU 04.07.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Schulze, Klaus-Peter CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 04.07.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 04.07.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 04.07.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 04.07.2014 Wicklein, Andrea SPD 04.07.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 04.07.2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sachgrundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesordnungspunkt 6 b) In der letzten Legislaturperiode hat sich die SPD- Bundestagsfraktion unter anderem mit dem Antrag „Langfristige Perspektive statt sachgrundlose Befris- tung“ (Drucksache 17/1769) klar für die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung ausgesprochen. Auch im SPD-Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013 ist diese Position ebenso klar formuliert worden: „Die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverträgen wollen wir abschaffen, den Katalog möglicher Befristungsgründe überprüfen.“ Dafür tritt die SPD auch inhaltlich weiterhin ein. Es ist bedauerlich, dass in den Koalitionsverhandlun- gen mit CDU und CSU keine Abschaffung der sach- grundlosen Befristung vereinbart werden konnte und in der aktuellen Regierungskoalition daher derzeit leider keine parlamentarische Mehrheit dafür vorhanden ist. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 4412 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 (A) (C) (D)(B) Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition von CDU/ CSU und SPD konnten jedoch viele wichtige und lange geforderte Verbesserungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vereinbart werden, die für gute Arbeit und gegen prekäre Beschäftigung, wozu auch die sachgrund- lose Befristung zählt, wirken werden. Beispielsweise der gesetzliche Mindestlohn, die Ausweitung des Arbeitneh- mer-Entsendegesetzes auf alle Branchen – wodurch hö- here Branchenmindestlöhne möglich sind – sowie die erleichterte Möglichkeit der Allgemeinverbindlichkeits- erklärung von Tarifverträgen, die dann für alle Beschäf- tigten und Arbeitgeber einer Branche gelten. Zudem werden Werkverträge und Leiharbeit stärker reguliert bzw. gegen deren Missbrauch vorgegangen. Im Koalitionsvertrag haben sich die Bundestagsfrak- tionen von CDU/CSU und SPD auf ein einheitliches Ab- stimmungsverhalten im Deutschen Bundestag verstän- digt. Daher werde ich dem Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke nicht zustimmen. Die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung wird aber auch weiterhin mein erklärtes politisches Ziel blei- ben, wofür ich mich auch zukünftig einsetzen werde. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peer Steinbrück (SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den von den Abge- ordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Ent- wurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sach- grundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 6 b) Ich habe nach der falschen Abstimmungskarte gegrif- fen. Mein Votum lautet Nein. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/ CSU) zur Beratung des Antrags: Einsetzung einer „Expertenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unter- lagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- maligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)“ (Tagesordnungspunkt 28) Wir alle können stolz sein: Denn Deutschland ver- dankt seine staatliche Einheit in Freiheit vor allem dem Mut der Bürgerinnen und Bürger. Die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit hatte die SED in ihrem Macht- bereich zwar unterdrücken, aber nicht auslöschen kön- nen. Deutsche Einheit und Fall der Mauer stehen für die Kraft, die von den Werten Freiheit, Demokratie und Zi- vilcourage ausgeht, und die Kraft, die in einem Volk ste- cken kann, wenn es entschlossen ist, diesen Werten Gel- tung zu verschaffen. Erinnern wir uns: In einem weltweit einmaligen Vor- gang wurden 1989/90 im Zuge der friedlichen Revolution in der DDR die Dienststellen des ehemaligen Ministe- riums für Staatssicherheit der DDR von Demonstranten besetzt. Damit wurde die Auflösung dieser Geheimpoli- zei erzwungen. Zeitweise wurden Dienststellen der ehe- maligen DDR-Geheimpolizei besetzt, um die Vernich- tung von Akten zu stoppen. Ziel war es, dass jeder Betroffene das gesetzliche Recht auf Einsicht in seine Akten erhalten sollte. Am 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereini- gung, an dem Millionen Ostdeutsche nach 56-jähriger Herrschaft von Diktatoren, die sie durch ihre friedliche Revolution abgeschüttelt hatten, endlich freie Bürger sein durften, wurde der heutige Bundespräsident Joachim Gauck zum Sonderbeauftragten der Bundes- regierung für die Stasi-Unterlagen ernannt. Ende De- zember 1991 trat schließlich das Stasi-Unterlagen-Ge- setz in Kraft, und aus dem „Sonderbeauftragten“ wurde 1991 der erste „Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“. Die Behörde des Bundesbeauftragten, BStU, leistet seit 23 Jahren einen unschätzbaren Beitrag zur persönli- chen und öffentlichen Auseinandersetzung mit der SED- Diktatur, und das Interesse an der Akteneinsicht ist wei- terhin groß. Insgesamt 6 876 003 Ersuchen und Anträge gingen von 1992 bis Ende 2013 bei der Behörde des Bundesbeauftragten ein, darunter über 2,98 Millionen Anträge von Bürgern auf Auskunft, Akteneinsicht und Herausgabe, davon 80 611 im Jahr 2011, 88 231 im Jahr 2012 und 67 743 in 2013. Mit dem zeitlichen Abstand zum Ende der DDR sinkt naturgemäß die Zahl derer, die noch nicht in ihre Unterlagen geschaut haben. Trotz rückläufiger Zahlen muss aber auch in Zukunft gewähr- leistet sein, dass es zu keiner Verschlechterung bei der Nutzung der Akten durch Bürgerinnen und Bürger, For- schung, Bildung, Medien und öffentlicher Stellen kommt. Die Behörde des Bundesbeauftragten bleibt auch in Zukunft für die demokratische und rechtsstaatliche Auf- arbeitung der SED-Diktatur von hoher Bedeutung, und diese Rolle wird auch nicht angetastet werden. Die Taten des DDR-Unrechtsstaates dürfen nicht vergessen wer- den! Sie sind Mahnung an uns alle, uns tagtäglich die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundord- nung vor Augen zu führen. Insbesondere im Hinblick auf die kommenden Generationen, die keine eigenen Er- fahrungen mit der Zeit der deutschen Teilung besitzen, ist es wichtig, die Erinnerungskultur an das erlittene Un- recht lebendig zu halten. 25 Jahre nach dem Ende der SED-Diktatur hat sich inzwischen erfreulicherweise eine breite und vielfältige Institutionenlandschaft entwickelt, die die Auseinander- setzung mit der zweiten, der kommunistischen Diktatur in einem Teil unseres Landes auf allen Ebenen befördert. An dieser Stelle sei nur die Bundesstiftung zur Aufarbei- tung der SED-Diktatur, deren Stiftungsrat ich angehöre, das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig sowie die Bun- des- und Landeszentralen für politische Bildung ge- nannt, aber auch die vielen Vereine, Opferverbände und Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4413 (A) (C) (D)(B) Gedenkstätten an historischen Orten der Repression. Heute nimmt die Bundesbehörde des Bundesbeauftrag- ten somit nicht mehr allein gebündelt die wesentlichen Aufgaben der Aufarbeitung der Tätigkeit des Staats- sicherheitsdienstes wahr. CDU, CSU und SPD haben daher in ihrem Koali- tionsvertrag festgeschrieben, eine Expertenkommission einzusetzen, die bis zur Mitte der Legislaturperiode Vor- schläge erarbeitet, wie und in welcher Form die aus dem Stasi-Unterlagen-Gesetz, StUG, resultierenden Aufgaben des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staats- sicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, BStU, fortge- führt werden und wann das geschieht. Insbesondere auch als stellvertretender Stiftungsrats- vorsitzender der „Stiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur“ und langjähriges Mitglied des Beirates beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicher- heit der ehemaligen DDR danke ich allen Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass sie gemeinsam mit den Fraktionen von CDU/CSU und SPD die Errichtung genannter Expertenkommission un- terstützen und den Antrag zur Einsetzung einer „Exper- tenkommission zur Zukunft des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehema- ligen DDR, BStU“ mitgezeichnet haben. Gemeinsam setzen wir damit fraktionsübergreifend ein Zeichen der Geschlossenheit und Entschlossenheit, die Erinnerung an das erlittene Leid unzähliger Bürgerinnen und Bürger in unserem Land lebendig zu halten und dass Willkür- akte und Terror seitens der Staatsgewalt in unserem Land nie wieder sein werden! Wenn meine Fraktion gemeinsam mit den Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag an das Haus stellt, eine Expertenkommission zu bestellen, die über die Zukunft des Büros des Bundesbeauftragten befinden soll, dann geschieht dies nicht mit der Absicht, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der kommunis- tischen Diktatur in Deutschland zu ziehen. Im Gegenteil, wir sind der Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur eine dauerhafte, gesamtgesell- schaftliche und im besten Sinne gesamtdeutsche Auf- gabe bleibt. Die Expertenkommission soll ergebnisoffen, aber un- ter klaren Prämissen, eine Empfehlung abgeben, wie die Aufgaben der Bundesbehörde des Bundesbeauftragten langfristig weiter erfüllt werden können. Denn eines ist klar: Der Zugang zu den Stasiakten muss mindestens in der bisherigen Form gewährleistet bleiben, und auch die Auseinandersetzung mit der Stasi als dem wichtigsten Repressionsinstrument der SED bleibt eine dauerhafte Aufgabe der schulischen und vor allem auch außerschu- lischen historisch-politischen Bildung. Ob diese und an- dere Aufgaben in der bisherigen institutionellen Form weiterverfolgt oder anderen Institutionen übertragen werden sollen, wird Untersuchungsgegenstand der Ex- pertenkommission sein. Die Einrichtung der Experten- kommission wird aber in keiner Weise die Möglichkeit der Bürgerinnen und Bürger, der Medien und der öffent- lichen Stellen zur Akteneinsicht nachteilig beeinflussen. Selbstverständlich werden die Aufarbeitung des DDR- Unrechts und die Auswertung der Akten der Stasi weiter vorangehen – auch wenn parallel eine Expertenkommis- sion über die Zukunft der Bundesbehörde des Bundesbe- auftragten beraten wird. Es gilt zu klären, wie die Aufgaben der Behörde des Bundesbeauftragten langfristig und in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen effizient und sachgerecht fort- geführt werden. Hierzu wird die Expertenkommission Handlungsempfehlungen erarbeiten, die dem Deutschen Bundestag als Grundlage für weitere Entscheidungen über die Zukunft der Bundesbehörde des Bundesbeauf- tragten und zur Weiterentwicklung der Aufarbeitung der DDR-Diktatur dienen werden. Im Hinblick auf die Zusammensetzung der Experten- kommission haben wir uns darauf verständigt, dass die- ser keine aktiven Mitglieder des Deutschen Bundestages angehören werden. Wir verdeutlichen damit den Men- schen in unserem Land, von welch großer gesellschafts- politischer Bedeutung über Parteigrenzen hinweg die Aufarbeitung des erlittenen DDR-Unrechts in unserem Land ist und bleibt. Wir wollen die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in der ehemaligen DDR ein Vierteljahrhundert nach ihrer friedlichen Überwindung zukunftsfähig ma- chen. Dazu gehört selbstverständlich auch die Evaluation einer Einrichtung, die 1990 zur Sicherung, Erschließung der Stasi-Unterlagen und der mit ihnen verbundenen An- fragen auf Akteneinsicht in den verschiedenen Zusam- menhängen geschaffen worden war. Wir haben gelernt, dass die Aufarbeitung von Diktaturen ein langwieriger Prozess ist, in dessen Verlauf immer wieder neue Fragen gestellt oder alte Fragen neu gestellt werden. Die Aus- einandersetzung mit der kommunistischen Diktatur ist dabei kein Selbstzweck, sondern soll den Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie, zwischen einfachen, aber in der Konsequenz immer totalitären Heilsverspre- chen und den Mühen der demokratischen Ebene deutlich machen. Und diese Aufgabe bleibt dauerhaft bestehen. Anlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Dr. Georg Kippels (CDU/ CSU) zur Beratung des Antrags: 20 Jahre nach Kairo – Bevölkerungspolitik im Kontext inter- nationaler Entwicklungszusammenarbeit und der Post-2015-Agenda (46. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 31) Vor 40 Jahren startete in Bukarest ein weltweites Um- denken. Menschenrechte, Menschenwürde und die Stär- kung des Individuums wurden zum Kern der internatio- nalen Bevölkerungspolitik. Menschenrechte dürfen nicht nur Männerrechte sein. In Konsequenz daraus rückte der Stand von Frauen in der Gesellschaft in den Fokus. Heute herrscht genauso Konsens darüber, dass Frauen das Fundament einer demokratischen Gesellschaft sind, wie Konsens darüber herrscht, dass eine wachsende Weltbevölkerung nur durch die weltweite Gleichberech- 4414 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 (A) (C) (D)(B) tigung von Frauen in den Griff zu bekommen ist. Simone de Beauvoir schrieb 1949 und damit 25 Jahre vor der ersten Weltbevölkerungskonferenz in Das an- dere Geschlecht: „Am Rande der Welt situiert zu sein, ist keine günstige Ausgangslage für einen, der vorhat, die Welt neu zu erschaffen.“ Da Gewalt, Rechtlosigkeit und Unterdrückung heute aber immer noch die Lebens- situation von zig Millionen Frauen vor allem, aber nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern kennzeich- nen, ist unsere aktive Unterstützung der Gleichstellung der Frauen oberstes Gebot. Dies stellen wir klar mit un- serem Antrag dar. Indien hat in der letzten Zeit immer wieder internatio- nal Schlagzeilen gemacht durch brutalste Vergewalti- gungen bei denen fast immer der Tod des Opfers in Kauf genommen wurde oder das Opfer im Anschluss an die Tat ermordet wurde. In den Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt wird Vergewaltigung zunehmend als Waffe gebraucht. Dies ist keine neue Problematik, und ich würde mir wünschen, dass es diesbezüglich international ähnliche Aufschreie geben würde wie bei einem Schiedsrichterfehler in der laufenden Fußballweltmeis- terschaft, jedoch ist die steigende Entwicklung in Zahl und Brutalität ein wachsendes Unrecht, dem entschieden begegnet werden muss. Systematische Vergewaltigun- gen wie in Ruanda, in Bosnien oder im Kongo müssen international geächtet werden. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist mit der Kon- ferenz zu sexueller Gewalt in bewaffneten Konflikten in London diesen Monat vollzogen worden, an der Vertre- ter von 117 Nationen sowie von Hilfs- und Menschen- rechtsorganisationen teilgenommen haben. Dort wurde ein Protokoll verabschiedet, das Richtlinien festlegt, wie sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten als solche er- kannt und verfolgt werden kann. Darüber hinaus müssen wir jedoch auch den Opfern jegliche Unterstützung gewähren, um mit den Folgen der Vergewaltigungen umzugehen. Neben den Aspekten der Rechte von Frauen und der Gewalt gegen Frauen ist der Aspekt der Bildung von zentraler Bedeutung. Auch dies betont unser Antrag. Nur wenn es gelingt, Mädchen und Frauen denselben Zugang zu Bildung zu ermöglichen wie Jungen und Männern, können sie Rechte erlangen und auch wahrnehmen. Nur durch Bildung werden Frauen befähigt, qualifizierter Ar- beit nachzugehen. Nur mit qualifizierter Arbeit können Frauen ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten und Un- abhängigkeit erlangen. Mit unserem Antrag „20 Jahre nach Kairo – Bevölke- rungspolitik im Kontext internationaler Entwicklungszu- sammenarbeit und der Post-2015-Agenda“ unterstützen wir die weltweite Ermächtigung von Frauen und fordern wir auch die Bundesregierung auf, dem nachzukommen. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Finanzausschuss – Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bericht nach § 99 der Bundeshaushaltsordnung über den Vollzug der Steuergesetze, insbesondere im Arbeit- nehmerbereich Drucksachen 17/8429, 18/770 Nr. 7 Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über bislang geprüfte Op- tionen zur Steigerung von Attraktivität und Wettbe- werbsfähigkeit sowie über Maßnahmen zur stärkeren Berücksichtigung von Öffentlich-Privaten Partner- schaften als Beschaffungsvariante der öffentlichen Hand Drucksache 17/13749 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im ersten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/9863, 18/770 Nr. 8 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im zweiten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/10556, 18/770 Nr. 9 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im dritten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/11727, 18/770 Nr. 10 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im vierten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/12605, 18/770 Nr. 11 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.9 EP P7_TA-PROV(2013)0418 Drucksache 18/419 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2013)0446 Drucksache 18/1393 Nr. A.2 EuB-BReg 27/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.3 EuB-BReg 35/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.4 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4415 (A) (C) (B) EuB-BReg 36/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.5 EuB-BReg 37/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.7 EuB-BReg 39/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.8 EuB-BReg 40/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.9 EuB-BReg 41/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.12 Ratsdokument 7941/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.13 Ratsdokument 7942/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.14 Ratsdokument 7943/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.15 Ratsdokument 7944/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.16 Ratsdokument 8595/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.1 Ratsdokument 8547/14 Drucksache 18/1707 Nr. A.1 Ratsdokument 9467/14 Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.21 EP P7_TA-PROV(2013)0384 Drucksache 18/419 Nr. A.23 EP P7_TA-PROV(2013)0419 Drucksache 18/419 Nr. A.24 EP P7_TA-PROV(2013)0444 Drucksache 18/419 Nr. A.29 Ratsdokument 14529/13 Drucksache 18/419 Nr. A.34 Ratsdokument 16596/13 Drucksache 18/419 Nr. A.35 Ratsdokument 16597/13 Drucksache 18/419 Nr. A.36 Ratsdokument 16603/13 Drucksache 18/544 Nr. A.16 Ratsdokument 17144/13 Drucksache 18/544 Nr. A.17 Ratsdokument 17268/13 Drucksache 18/1393 Nr. A.20 Ratsdokument 8415/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1393 Nr. A.31 Ratsdokument 7956/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.32 Ratsdokument 8194/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/419 Nr. A.104 Ratsdokument 16472/13 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.155 EP P7_TA-PROV(2013)0423 Drucksache 18/822 Nr. A.35 EP P7_TA-PROV(2014)0109 Drucksache 18/1048 Nr. A.17 EP P7_TA-PROV(2014)0173 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/642 Nr. A.12 Ratsdokument 5856/14 Drucksache 18/1707 Nr. A.7 Ratsdokument 9770/14 (D) 47. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 Pflegeversicherung TOP 27 Verstromung von Kohle TOP 11 Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr TOP 29 Lebensversicherungsreformgesetz TOP 28 Kommission zur Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Barbara Lanzinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kolle-

    gen! Kohle ist auf Dauer auch für uns keine Lösung.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


    Ich denke, daraus haben wir nie einen Hehl gemacht.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außer Herr Pfeiffer! – Gegenruf des Abg. Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


    Wir alle wollen langfristig aus der Kohle aussteigen. Wir
    sehen das ganz genauso. Alles andere wäre paradox in
    der Energiewende. Kaum jemand arrangiert sich mit ei-
    ner neuen Stromtrasse vor der Haustür, wenn durch sie
    immer mehr statt immer weniger klimabelastender
    Strom transportiert wird. Aber ich sage jetzt einmal: Erst
    die Atomkraft, jetzt die Kohle, alles auf einmal geht
    nicht.


    (Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: Das sagt auch keiner!)


    Bei uns würde man dann auf gut Bayerisch sagen: Ge-
    mach, gemach, net oalles oaf oimoa, schee loangsoam.


    (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie den Antrag gelesen? – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie Herrn Miersch zugehört?)


    Eines ist klar: Wir wollen eine Versorgung mit einem
    intelligenten Energiesystem ohne Kohlestrom und mit
    mehr marktwirtschaftlicher Steuerung statt staatlicher
    Regulierung. Wir als CSU haben bereits im Januar 2014
    in Wildbad Kreuth – darauf möchte ich ganz bewusst
    verweisen – eine konsequente und klimafreundliche
    Umsetzung der Energiewende beschlossen. Dazu gibt es
    einen Plan, den wir als Koalition gemeinsam formen
    – wir sind gerade dabei – und umsetzen werden. Die
    Energiewende ist weitaus mehr als nur das Drängen, aus
    der Kohlekraft auszusteigen. Wir müssen schon aufpas-
    sen, dass bei den derzeitigen Grundstrukturen unserer
    Energieversorgung keine Versorgungslücke entsteht.
    Deshalb ist alles gut durchdacht anzugehen. Wichtig ist,
    denke ich – ich glaube schon, dass wir uns da auch einig
    sind –, dass in Bezug auf die Versorgungssicherheit
    Gründlichkeit vor Schnelligkeit geht.
    Nun habe ich mir allerdings schon die Frage gestellt,
    warum Sie diesen Antrag überhaupt noch stellen. Wir
    haben den Koalitionsvertrag, und wir haben einen Zeit-
    plan des Wirtschaftsministeriums zur Umsetzung wichti-
    ger Schritte im Rahmen der Energiewende – der Kollege
    Becker hat schon darauf hingewiesen –, übrigens auch
    zur Reform des Emissionshandels und der Einführung
    einer Marktstabilitätsreserve.

    An die Fraktion der Grünen gerichtet sage ich: In Ih-
    rer Kleinen Anfrage, die Sie am 4. Juni 2014 an die Bun-
    desregierung gerichtet haben und die am 26. Juni 2014
    beantwortet wurde, haben Sie ja detaillierte Fragen zu
    den geplanten Vorhaben zur Erreichung der gesetzten
    Klimaschutzziele gestellt. Ich erläutere gerne jetzt noch
    einmal unsere Vorhaben in dieser Legislaturperiode: Wir
    brauchen und wollen zügig ein neues marktwirtschaft-
    liches Strommarktdesign. Deshalb wird nach der Som-
    merpause ein strukturierter und offener politischer
    Dialog über das Strommarktdesign in Deutschland be-
    ginnen. Im Herbst 2014 wird das Bundesministerium für
    Wirtschaft und Energie dann ein Grünbuch zum zukünf-
    tigen Strommarktdesign veröffentlichen, welches öffent-
    lich konsultiert und im Jahr 2015 zu einem Weißbuch
    mit konkreten Lösungsvorschlägen weiterentwickelt
    werden soll. Im Rahmen dieses Dialogs über das neue
    Marktdesign geht es für uns ausdrücklich nicht um die
    Subventionierung alter Kohlekraftwerke, sondern um ei-
    nen sehr viel breiteren Ansatz.


    (Beifall bei der SPD – Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: Da sind wir ja gespannt!)


    Bayern setzt sich dafür ein, Umweltbelange, Versor-
    gungssicherheit und Bezahlbarkeit in eine verträgliche
    Balance zu bringen. Viele Jahre lang stand der Aufbau
    von Kapazitäten aus erneuerbaren Energien sehr im Vor-
    dergrund. Ich denke, ich kann sagen: Wir in Bayern wis-
    sen, wovon wir reden. Wir sind an der Spitze bei der Er-
    zeugung von Strom aus erneuerbaren Energien – im
    Gegensatz zu Nordrhein-Westfalen zum Beispiel. Wir
    decken bereits 36 Prozent unseres Stromverbrauchs aus
    erneuerbaren Energien.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erzählen Sie mal etwas zur Windenergie in Bayern!)


    Wir alle wissen aber auch: Leistung durch erneuer-
    bare Energien ist nicht durchgängig sicher und auch
    nicht grundlastfähig.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit der Windenergie in Bayern?)


    Die Energiewende bedeutet die Umstellung unseres ge-
    samten Energiesystems. Dafür brauchen wir verlässliche
    Rahmenbedingungen – das möchte ich heute auch noch
    einmal erwähnen –, wie es zum Beispiel bei einem Ka-
    pazitätsmarkt der Fall sein kann.

    Für einen Kapazitätsmarkt brauchen wir eine techno-
    logieoffene, wettbewerbliche und europakompatible Lö-
    sung. Notwendig sind die Einbeziehung gesicherter Er-
    zeugungskapazitäten, von Speichern – dahinter setze ich





    Barbara Lanzinger


    (A) (C)



    (D)(B)

    mehrere Ausrufezeichen; Fragezeichen könnte man
    theoretisch auch setzen –, eines Lastmanagements sowie
    die Verstetigung von erneuerbaren Energien, die sehr
    verlässlich Strom liefern, wie zum Beispiel Wasserkraft
    und Biogas. Wir brauchen die richtige Mischung.

    Es ist gut, dass Sie ebenso wie wir die Speicher als
    wichtigen Bestandteil der Umstrukturierung unseres
    Energiesystems betrachten. Es wäre gut gewesen – das
    sage ich heute sehr deutlich –, wenn wir es geschafft hät-
    ten, das Thema Speicher in das EEG einzupflegen. Das
    ist leider nicht geschehen.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso haben Sie es denn nicht gemacht? Sie haben doch die Mehrheit!)


    Im Kapazitätsmarkt werden konventionelle Kraft-
    werke weiter eine Rolle spielen. Sie sind auf absehbare
    Zeit zur Deckung der Residuallast und damit zur Ge-
    währleistung der Versorgungssicherheit unverzichtbar.
    Diese konventionellen Kraftwerke müssen jedoch drin-
    gend einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der
    CO2-Reduktionsziele leisten; es ist von mehreren Kolle-
    gen ausgeführt worden. Deshalb werden an einen zukünf-
    tigen Kraftwerkspark hohe Anforderungen hinsichtlich
    Effizienz, Emissionen, Flexibilität und Verfügbarkeit ge-
    stellt. Hier kommen – auch das wurde schon diskutiert –
    Gaskraftwerke oder Gasturbinen infrage, die teilweise
    mit Biogas sowie regenerativ erzeugtem Wasserstoff und
    Methan betrieben werden könnten.

    Neben dem Einsatz hocheffizienter und flexibler Gas-
    kraftwerke ist jedoch der europäische Emissionshandel
    – auch darauf wurde schon eingegangen – das wichtigste
    regulatorische Instrument zur Reduktion der CO2-Emis-
    sionen. Ich denke schon, dass die zu günstigen Preise
    – auch das wurde gesagt – ein wesentlicher Grund für
    den Anstieg der Kohlestromproduktion sind; sie führen
    dazu, dass sich die klimaschonenden und effizienten
    Gaskraftwerke nicht rentieren. Auch deshalb müssen wir
    dringend gemeinsam mit der EU-Kommission an neuen
    marktwirtschaftlichen Modellen arbeiten und auf natio-
    naler Ebene über unser System der Strombörse diskutie-
    ren.

    Neben der Umstrukturierung des bisherigen CO2-
    Emissionszertifikatehandels gilt es aber auch, an ande-
    ren Stellen weiterzuarbeiten. Die Sicherstellung der Zu-
    verlässigkeit und der Bezahlbarkeit unserer Energiever-
    sorgung kann nicht allein dadurch erreicht werden, dass
    wir weitere Kapazitäten zubauen, ohne über einen Ab-
    bau von Kapazitäten im Kohlebereich zu diskutieren.
    Erforderlich sind Maßnahmen zur Umsetzung verbind-
    licher Effizienzvorgaben. Wir haben ein riesiges Ener-
    gieeffizienzpotenzial von mindestens 10 bis 15 Prozent,
    das wir nutzen können, um den Leistungsbedarf zu redu-
    zieren und dadurch Lasten zu verschieben. Ich denke
    schon, es ist allerhöchste Zeit, insgesamt verantwor-
    tungsbewusster mit Energie umzugehen.

    Auch wenn wir alle aus der Kohle aussteigen wollen,
    müssen wir uns dessen bewusst sein, dass sich der Koh-
    leausstieg über etliche Jahrzehnte hinziehen und auch
    nicht nach dem Muster des Atomausstiegs erfolgen kann
    und wird. Ich denke, den gewaltigen Unterschied kennen
    wir alle: Die Atomkraft birgt weitaus höhere Risiken als
    die Kohlekraft, was einen möglichst schnellen Ausstieg
    aus der kommerziellen Atomenergienutzung rechtfertigt.
    So sieht es im Übrigen auch der Sachverständigenrat für
    Umweltfragen. Er bescheinigt, dass ein Kohleausstieg
    und eine vollständige Versorgung mit Strom aus erneuer-
    baren Quellen technisch erst ab 2040 realisierbar sind,
    und ich denke, darauf gründet auch der Antrag der Lin-
    ken.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja mal eine Ansage!)


    Klar ist auch: Die Bedeutung der Kohle muss in dem
    Maße schrumpfen, in dem die Bedeutung der erneuerba-
    ren Energien wächst; darüber besteht auch in der Gesell-
    schaft durchaus Konsens.

    Lassen Sie mich unsere bayerische Umweltministerin
    Ilse Aigner zitieren. Sie hat einen sehr treffenden Ver-
    gleich gezogen:

    Die Energiewende … ist kein Spaziergang, sondern
    eine anspruchsvolle Bergtour, bei der man Kondi-
    tion braucht und die Fähigkeit, bei Unvorhergese-
    henem auch mal die Route anzupassen oder das
    Tempo zu ändern.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie ist ja eine Philosophin! Das wusste ich noch gar nicht!)


    Man muss auch mal stehen bleiben, wenn es zum Bei-
    spiel Unwetter gibt; das weiß jeder, der schon mal im
    Gebirge war. Entscheidend ist jedoch, dass es aufwärts
    geht, dass man – ich bleibe bei diesem Vergleich – das
    Gipfelkreuz vor Augen hat, das die Richtung und das
    Ziel vorgibt. Dieses Ziel ist eine sichere, bezahlbare,
    umweltfreundliche Energieversorgung in einem gut
    durchdachten Energiesystem.

    Je schneller wir die Kohle nicht mehr brauchen, desto
    besser – das sage ich ganz deutlich. Wir können den
    Ausstieg aus der Kohle allerdings erst dann gezielt pla-
    nen, wenn wir ein funktionierendes Marktdesign haben;
    erst dann können wir sicher sein, eine ausreichende Ver-
    sorgungssicherheit zu gewährleisten.

    Zum Schluss wünsche ich allen einen schönen
    Sommer, auch einen Arbeitssommer; ich gehe davon
    aus, dass wir nicht nur Ferien haben, sondern auch zu
    Hause arbeiten. Ich wünsche, dass alle Kraft tanken kön-
    nen, damit wir im Herbst in aller Sachlichkeit und Ruhe
    mit Verantwortungsbewusstsein und einem Stück Gelas-
    senheit weiterdiskutieren können.

    Vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Danke auch, Frau Kollegin Lanzinger. – Für die So-

zialdemokraten spricht jetzt der Kollege Thomas Jurk.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) (C)



(D)(B)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Jurk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Die Energiewende muss gelingen,
    und zwar unter ökonomischen, sozialen und ökologi-
    schen Aspekten. Das löst man nicht mit einem „den
    Schalter umlegen“. Die Energiewende ist für mich kein
    unendliches Experimentierfeld, sondern es gibt Rahmen-
    bedingungen, die wir beachten müssen. Als ehemaliger
    Elektrotechniker sage ich dazu: Es gibt Gesetzmäßigkei-
    ten, die auch wir als Politiker nicht außer Kraft setzen
    können.

    Sehr geehrter Herr Kollege Krischer, Sie haben als
    Beispiel die Energiepolitik in Großbritannien genannt.
    Also, ich möchte keine Verhältnisse wie in Großbritan-
    nien.


    (Dirk Becker [SPD]: So ist es!)


    Soweit ich weiß, plant man in Großbritannien, Kern-
    kraftwerke unter Zuhilfenahme von Einspeisevergütun-
    gen zu errichten.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe von CO2-Grenzwerten gesprochen und ausdrücklich nicht von Atomkraft!)


    Das gehört auch zur Wahrheit dazu. Wollen Sie das
    wirklich?


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch albern!)


    Es ist völlig richtig, was einige Vorredner betont ha-
    ben: Ein paralleler Ausstieg aus der Atomkraft und aus
    der Braunkohle wird nicht funktionieren können.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha, also doch nicht! Was hat denn Herr Miersch eben gesagt? Was ist denn da jetzt bei den Sozialdemokraten?)


    Es ist Ihnen schon einmal vorgetragen worden, aber da-
    mit Sie es sich vor Augen führen:


    (Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Ja, die wollen es nicht kapieren!)


    Woraus erzeugen wir unseren Strom in Deutschland?
    45 Prozent Kohle, 15 Prozent Kernkraft, 25 Prozent er-
    neuerbare Energien. Ich möchte gerne, dass der letztge-
    nannte Anteil weiter steigt. Aber wir alle wissen doch,
    dass erneuerbare Energien volatil sind. Deshalb müssen
    wir uns als Politiker darum kümmern, dass die Rahmen-
    bedingungen, auch was die Speicherung anbetrifft, ver-
    bessert werden. Ich glaube, die Bundesregierung ist ge-
    rade dabei.

    Ein anderer wichtiger Punkt ist für mich für das Ge-
    lingen der Energiewende notwendig, und das ist die Re-
    gelbarkeit. In diesem Zusammenhang komme ich zu den
    von einigen so verhassten Braunkohlekraftwerken.

    Ich komme aus einer Region, in der vor kurzem ein
    neuer Block ans Netz gegangen ist, der Block R in Box-
    berg. Er hat übrigens einen Wirkungsgrad von 44 Pro-
    zent. Dieser Block lässt sich im Lastmanagement zu je
    3 Prozent pro Minute hoch- und runterfahren. Das heißt
    konkret: Man kann bei einer Gesamtleistung von
    675 Megawatt bis zu 250 Megawatt in einer Viertel-
    stunde hoch- oder runterregeln. Das ist eine gewaltige
    Leistung. Das ist auch dringend notwendig, um passge-
    naue Lösungen dann zu finden, wenn es mal mehr, mal
    weniger Sonnen- und Windstrom gibt. Und deshalb
    sollte man zur Kenntnis nehmen: Das ist ein wichtiges
    Element für unsere Energiewende.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist das jetzige Modell! Wollen Sie denn noch weitere Kohlekraftwerke? Sagen Sie doch einmal was dazu!)


    Bundesminister Gabriel hat am Montag seine 10-Punkte-
    Energie-Agenda zu zentralen Vorhaben der Energie-
    wende für die 18. Legislaturperiode vorgestellt; einige
    Vorredner sind bereits darauf eingegangen. Ich finde, es
    ist ein sehr gutes Papier und es lohnt, gelesen zu werden,
    auch vor dem Hintergrund, dass es klare Aussagen zum
    Strommarktdesign enthält; ich erinnere an die Arbeits-
    weise: Grünbuch, Weißbuch und entsprechende Geset-
    zesvorhaben. Das macht deutlich, dass wir nicht nur mit
    unseren Nachbarländern grenzüberschreitende Lösungen
    brauchen, sondern in der Europäischen Union insgesamt.

    Neue Erzeugerstrukturen, wie sie in den letzten Jah-
    ren aufgewachsen sind, verlangen daran angepasste
    Netze. Sowohl bei Übertragungs- wie auch bei Verteil-
    netzen gibt es riesigen Investitionsbedarf. Das alles muss
    finanziert werden.

    An dieser Stelle möchte ich den Verteilnetzbetreibern
    durchaus meinen Dank und meine Anerkennung zollen.
    In den letzten Monaten und Jahren haben sie Hervorra-
    gendes geleistet, um die Versorgungssicherheit in unse-
    rem Land aufrechtzuerhalten.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Auch hier macht die 10-Punkte-Energie-Agenda von
    Sigmar Gabriel klar: Wir brauchen Vorgaben und vor al-
    len Dingen eine zeitliche Rahmensetzung, damit auch
    dieser riesige Kraftakt des Netzausbaus bewältigt wer-
    den kann.

    Ich komme zum Thema Bergrecht. Ich habe mir sa-
    gen lassen, dass das ein altes Thema ist, das auch Sie,
    Kollege Krischer, immer wieder vor sich hertragen.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bundesrat!)


    Selbst wenn es in Deutschland keine Kohlekraftwerke
    gäbe, wäre die rohstoffliche Bedeutung für viele Bran-
    chen unserer Volkswirtschaft darin abgebildet. Es ist
    klar: Da braucht man eine Gesetzgebung.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stellt niemand in Zweifel!)


    Seit 1982 haben wir mit dem einheitlichen Bergrecht,
    das damals in Deutschland geschaffen wurde, eine solide
    Grundlage geschaffen, die am 3. Oktober 1990 auf das
    Gebiet der ehemaligen DDR übertragen wurde.





    Thomas Jurk


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, schlimm genug!)


    Natürlich gab es noch weitere Vorläufer von Vorschrif-
    ten, aber ich bitte Sie von den Grünen: Tun Sie doch
    nicht so, als hätten Sie ein altes und völlig überholtes
    Gesetz vor sich.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon was vom GarzweilerUrteil gehört?)


    – Das Garzweiler-Urteil legt jeder so aus, wie er es
    braucht; auch wir haben eine Meinung dazu. Wenn Sie
    ganz in Ruhe darüber nachdenken, stellen Sie fest: So
    weit ist man da manchen nicht entgegengekommen; das
    interpretieren Sie hinein.

    Auch die SPD-Bundestagsfraktion hat in der jüngsten
    Zeit Bedarf nach Weiterentwicklung des Bergrechts ge-
    sehen,


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


    ohne es abschaffen zu wollen.


    (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer sagt denn, er wolle es abschaffen?)


    Deshalb ist es wichtig, darauf hinzuweisen – Sie haben
    es wahrscheinlich vergessen, deshalb sage ich es jetzt
    noch einmal –: Uns geht es um die Beteiligung der Öf-
    fentlichkeit, zum Beispiel von Gemeinden, von Umwelt-
    und Wasserbehörden. Besonders wichtig ist uns eine
    frühzeitige Bürgerbeteiligung auch, um die Akzeptanz
    für bergrechtliche Verfahren zu erhöhen.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, das Berg-
    recht muss an die Anforderungen einer modernen, auf-
    geklärten und an Teilhabe interessierten Gesellschaft an-
    gepasst werden.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann passen Sie es an!)


    Ich sage Ihnen aus meiner Erfahrung heraus: Es gibt
    keine undemokratischen Verfahren. Schaue ich mir die
    Erweiterung des Tagebaus in meiner Heimat an, so kann
    ich feststellen, dass die Mitglieder des Braunkohleaus-
    schusses oder der regionale Planungsverband in seiner
    Verbandsversammlung sehr verantwortungsbewusst das
    umgesetzt haben, was sie an Informationen bekommen
    haben. Sie haben übrigens nicht nur Vorlagen von berg-
    bautreibenden Unternehmen, sondern auch Hinweise aus
    der Bevölkerung aufgegriffen. Nicht jeder war damit
    einverstanden. Am Ende gehört es zur Demokratie dazu,
    dass man abstimmt.

    Frau Baerbock, ich hatte im Gegensatz zu Ihnen nicht
    das Glück, vor 1990 einen solchen Rechtsstaat erleben
    zu können. Mein Heimatort wäre im Jahre 2010 abge-
    baggert worden, hätte es die DDR noch gegeben. Ich bin
    sehr froh, dass die Menschen 1989 dafür gesorgt haben,
    dass das zu Ende war.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat das mit dem Thema zu tun? – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt baggern sie aber weiter!)


    – Ich bin jetzt bei der Region angekommen. Kohle ist ein
    regionaler Wirtschaftsfaktor – Herr Krischer, das werden
    Sie selbst für NRW nicht bestreiten können – für Bran-
    denburg, für Sachsen und für Sachsen-Anhalt. Ganz ne-
    benbei reden wir über einen einheimischen Energieträ-
    ger, genau so, wie das auch auf die erneuerbaren
    Energien zutrifft.

    Im Koalitionsvertrag ist dazu völlig richtig ausge-
    führt:

    Die Energiewende ist für die neuen Länder sowohl
    als Produktionsstandort für Anlagen als auch für die
    Erzeugung erneuerbarer Energien eine große
    Chance. Auch die Braunkohle spielt nach wie vor
    eine bedeutende Rolle für die Wirtschaftsstruktur.

    Bei manchen Antragstellern hatte ich den Eindruck
    – spontan fällt mir das Bild vom Hebelumlegen ein –:
    Jetzt beschließen wir einmal den Strukturwandel. Meine
    sehr verehrten Damen und Herren, in meiner Heimatre-
    gion, in ganz Ostdeutschland haben wir seit 24 Jahren ei-
    nen ständigen Strukturwandel – mit unterschiedlichem
    Erfolg.


    (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Das wissen wir schon! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir in NRW auch!)


    – Ich glaube, das kann man nicht vergleichen, Herr
    Krischer.


    (Wolfgang Tiefensee [SPD]: 50 Jahre!)


    Das hat noch eine andere Dimension. Viele Probleme,
    die wir im Osten haben, die wir jetzt gerade lösen, wer-
    den Sie auch in Westdeutschland einholen.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wollen Sie gerade neuen Tagebau? – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten doch nicht abgebaggert werden! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie baggern ab! – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schamlos ist das!)


    Ich bin froh, dass diese Planung zu Ende ist und dass
    wir ganz genau wissen, was wir vor uns haben. Deshalb
    ist es notwendig, einen richtigen Planungsrahmen zu ha-
    ben. Sie haben nicht vor 1990 in meiner Heimat gelebt
    und können sich kein Bild machen.


    (Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wissen Sie, wo ich gelebt habe?)


    Was Sie jetzt machen, ist eine pauschale Verurteilung
    derjenigen, die dort leben. Das weise ich mit Entschie-
    denheit zurück.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo hat Frau Lemke gewohnt?)






    Thomas Jurk


    (A) (C)



    (D)(B)

    Da bin ich bei einem wichtigen Punkt. Auch in der
    Braunkohlewirtschaft hat es enorme Anpassungspro-
    zesse gegeben. Wir hatten 1990 noch rund 140 000 Be-
    schäftigte in diesem volkswirtschaftlichen Sektor –
    sicherlich völlig aufgebläht. Momentan arbeiten in Ost-
    deutschland 11 000 Leute direkt im Tagebau, in Kraft-
    werken. Rechnet man mit einem Multiplikator von zwei,
    kommt man ungefähr auf die Effekte, die durch Dienst-
    leister und Zulieferer entstehen.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Struk-
    turwandel führt auch zu neuen Landschaftsstrukturen.
    Das sind einerseits Chancen für den Tourismus – wenn
    ich an die Seengebiete denke –, aber auch Chancen, der
    Natur Flächen wieder zurückzugeben. Stetiger Wandel
    braucht Zeit.


    (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb baggern Sie ab! Geht’s noch? Was ist das denn?)


    – Das, was Sie sagen, ist alles zu vereinfacht, Frau
    Höhn. Das ist der Sache nicht angemessen. Sie setzen
    sich nicht mit Argumenten auseinander.


    (Beifall bei den Abgeordneten der CDU/CSU – Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt der Richtige!)


    Strukturwandel braucht seine Zeit. Sie können jetzt
    gern einmal aufstehen. Ich bin ja noch relativ neu in die-
    sem Parlament. Ich kenne aus dem Sächsischen Landtag
    Mikrofone; von diesen aus kann man Zwischenfragen
    stellen. Ich bin bereit, sie zu beantworten.


    (Beifall bei der SPD – Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wurden ja nicht zugelassen!)


    Stetiger Wandel braucht Zeit. Wir haben für die Re-
    gion übrigens auch gute Konzepte. Da wird nicht alles
    gelöst werden können. Das ist doch gar keine Frage.
    Aber es gibt in diesem Zusammenhang nach wie vor
    eine sehr hohe Akzeptanz für die Braunkohle. Das sollte
    man auch einmal zur Kenntnis nehmen. Es gab im Jahr
    2013 eine repräsentative Umfrage von Forsa in allen
    Landkreisen und Städten der Region. Zwei Drittel der
    Befragten haben auf die Frage – ich lese sie Ihnen vor,
    damit Sie wissen, was gefragt wurde –: „Ist zur Siche-
    rung der langfristigen, zuverlässigen und kostengünsti-
    gen Versorgung mit Energie die Erweiterung des Braun-
    kohletagebaus in der Lausitz notwendig?“, mit Ja
    geantwortet.

    Ich verstehe alle, die von Braunkohletagebauen be-
    troffen sind und die ihre Heimat verlassen müssen. Das
    ist ein unglaublich schmerzhafter und harter Prozess, der
    begleitet werden muss. Ich sage aber auch sehr deutlich:
    Die Menschen in der Region wollen keine falschen Ver-
    sprechungen, und sie wissen, was wichtig für sie ist.

    Lassen Sie mich die Debatte zusammenfassen. Eines
    ist klar geworden: In dem Maße, in dem der Ausbau und
    die Systemintegration der erneuerbaren Energien voran-
    schreiten, wird der Einsatz der Braunkohle als Energie-
    träger zur Stromerzeugung mehr und mehr reduziert
    werden können. Das ist ja auch das Ziel des Ausbaus der
    erneuerbaren Energien. In diesem Zusammenhang wird
    der Anteil der Braunkohle sinken.