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    Plenarprotokoll 18/47 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 47. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 I n h a l t : Begrüßung des neuen Abgeordneten Waldemar Westermayer . . . . . . . . . . . . . . . 4337 A Tagesordnungspunkt 26: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Fünf- ten Gesetzes zur Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch – Leistungs- ausweitung für Pflegebedürftige, Pfle- gevorsorgefonds (Fünftes SGB XI-Än- derungsgesetz – 5. SGB XI-ÄndG) Drucksache 18/1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über das Ergebnis der Prüfung der Notwendig- keit und Höhe einer Anpassung der Leistungen der Pflegeversicherung nach § 30 des Elften Buches Sozialgesetzbuch Drucksache 18/1600 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 B c) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Menschenrecht auf gute Pflege verwirklichen – Soziale Pflegeversicherung solidarisch weiter- entwickeln Drucksache 18/1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 C Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4337 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4339 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4341 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4342 C Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4344 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 4345 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4347 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4348 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4350 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4351 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4353 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4353 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 4354 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4355 C Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4356 C Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Abgeordneten Annalena Baerbock, Oliver Krischer, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kohleaus- stieg einleiten – Überfälligen Struktur- wandel im Kraftwerkspark gestalten Drucksache 18/1962 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 B b) Antrag der Abgeordneten Eva Bulling- Schröter, Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Energiewende durch Koh- leausstiegsgesetz absichern Drucksache 18/1673 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4358 C Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4360 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4361 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4364 A Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4365 B Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4367 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4369 B Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4370 C Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4372 D Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4374 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4376 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4378 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Zahlungs- verzug im Geschäftsverkehr Drucksachen 18/1309, 18/1576, 18/2037 . . . . 4380 A Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4380 B Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4381 B Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4382 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4383 B Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4384 B Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4385 A Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4385 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4386 B Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4387 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4388 A Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4389 C Tagesordnungspunkt 29: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Absicherung stabiler und fairer Leistungen für Lebensversi- cherte (Lebensversicherungsreformge- setz – LVRG) Drucksachen 18/1772, 18/2016 . . . . . . . . 4391 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Susanna Karawanskij, Matthias W. Birkwald, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Lebensversicherungen auf den Prüfstand stellen – Kein Schnellverfah- ren zu Lasten der Versicherten Drucksachen 18/1815, 18/2016 . . . . . . . . 4391 B Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 4391 C Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 4392 C Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4394 A Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4395 C Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4396 D Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 4398 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4399 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 4400 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4407 C Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einsetzung einer „Expertenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiens- tes der ehemaligen Deutschen Demokrati- schen Republik (BStU)“ Drucksache 18/1957 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4400 C Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4400 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4402 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4403 A Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4404 B Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 4405 A Jörg Hellmuth (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4406 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4409 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4411 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion DIE LINKE ein- gebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Ab- schaffung der sachgrundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesordnungspunkt 6 b) . . . . . 4411 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 III Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peer Steinbrück (SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sach- grundlosen Befristung (46. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 6 b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4412 A Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordne- ten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) zur Bera- tung des Antrags: Einsetzung einer „Exper- tenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deut- schen Demokratischen Republik (BStU)“ (Ta- gesordnungspunkt 28) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4412 B Anlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Dr. Georg Kippels (CDU/CSU) zur Beratung des Antrags: 20 Jahre nach Kairo – Bevölkerungspolitik im Kontext in- ternationaler Entwicklungszusammenarbeit und der Post-2015-Agenda (46. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 31) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4413 D Anlage 6 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4414 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4337 (A) (C) (D)(B) 47. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4411 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 04.07.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 04.07.2014 Beyer, Peter CDU/CSU 04.07.2014 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 04.07.2014 Brand, Michael CDU/CSU 04.07.2014 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.07.2014 Flisek, Christian SPD 04.07.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 04.07.2014 Freitag, Dagmar SPD 04.07.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 04.07.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Hahn, André DIE LINKE 04.07.2014 Hartmann, Michael SPD 04.07.2014 Dr. Hirte, Heribert CDU/CSU 04.07.2014 Hochbaum, Robert CDU/CSU 04.07.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 04.07.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.07.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 04.07.2014 Maag, Karin CDU/CSU 04.07.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 04.07.2014 Mortler, Marlene CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Mützenich, Rolf SPD 04.07.2014 Nietan, Dietmar SPD 04.07.2014 Poschmann, Sabine SPD 04.07.2014 Poß, Joachim SPD 04.07.2014 Rief, Josef CDU/CSU 04.07.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Schulze, Klaus-Peter CDU/CSU 04.07.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 04.07.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 04.07.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 04.07.2014 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 04.07.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 04.07.2014 Wicklein, Andrea SPD 04.07.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 04.07.2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den von den Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sachgrundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesordnungspunkt 6 b) In der letzten Legislaturperiode hat sich die SPD- Bundestagsfraktion unter anderem mit dem Antrag „Langfristige Perspektive statt sachgrundlose Befris- tung“ (Drucksache 17/1769) klar für die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung ausgesprochen. Auch im SPD-Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013 ist diese Position ebenso klar formuliert worden: „Die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverträgen wollen wir abschaffen, den Katalog möglicher Befristungsgründe überprüfen.“ Dafür tritt die SPD auch inhaltlich weiterhin ein. Es ist bedauerlich, dass in den Koalitionsverhandlun- gen mit CDU und CSU keine Abschaffung der sach- grundlosen Befristung vereinbart werden konnte und in der aktuellen Regierungskoalition daher derzeit leider keine parlamentarische Mehrheit dafür vorhanden ist. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 4412 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 (A) (C) (D)(B) Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition von CDU/ CSU und SPD konnten jedoch viele wichtige und lange geforderte Verbesserungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vereinbart werden, die für gute Arbeit und gegen prekäre Beschäftigung, wozu auch die sachgrund- lose Befristung zählt, wirken werden. Beispielsweise der gesetzliche Mindestlohn, die Ausweitung des Arbeitneh- mer-Entsendegesetzes auf alle Branchen – wodurch hö- here Branchenmindestlöhne möglich sind – sowie die erleichterte Möglichkeit der Allgemeinverbindlichkeits- erklärung von Tarifverträgen, die dann für alle Beschäf- tigten und Arbeitgeber einer Branche gelten. Zudem werden Werkverträge und Leiharbeit stärker reguliert bzw. gegen deren Missbrauch vorgegangen. Im Koalitionsvertrag haben sich die Bundestagsfrak- tionen von CDU/CSU und SPD auf ein einheitliches Ab- stimmungsverhalten im Deutschen Bundestag verstän- digt. Daher werde ich dem Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke nicht zustimmen. Die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung wird aber auch weiterhin mein erklärtes politisches Ziel blei- ben, wofür ich mich auch zukünftig einsetzen werde. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peer Steinbrück (SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den von den Abge- ordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Ent- wurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sach- grundlosen Befristung (46. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 6 b) Ich habe nach der falschen Abstimmungskarte gegrif- fen. Mein Votum lautet Nein. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/ CSU) zur Beratung des Antrags: Einsetzung einer „Expertenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unter- lagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- maligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)“ (Tagesordnungspunkt 28) Wir alle können stolz sein: Denn Deutschland ver- dankt seine staatliche Einheit in Freiheit vor allem dem Mut der Bürgerinnen und Bürger. Die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit hatte die SED in ihrem Macht- bereich zwar unterdrücken, aber nicht auslöschen kön- nen. Deutsche Einheit und Fall der Mauer stehen für die Kraft, die von den Werten Freiheit, Demokratie und Zi- vilcourage ausgeht, und die Kraft, die in einem Volk ste- cken kann, wenn es entschlossen ist, diesen Werten Gel- tung zu verschaffen. Erinnern wir uns: In einem weltweit einmaligen Vor- gang wurden 1989/90 im Zuge der friedlichen Revolution in der DDR die Dienststellen des ehemaligen Ministe- riums für Staatssicherheit der DDR von Demonstranten besetzt. Damit wurde die Auflösung dieser Geheimpoli- zei erzwungen. Zeitweise wurden Dienststellen der ehe- maligen DDR-Geheimpolizei besetzt, um die Vernich- tung von Akten zu stoppen. Ziel war es, dass jeder Betroffene das gesetzliche Recht auf Einsicht in seine Akten erhalten sollte. Am 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereini- gung, an dem Millionen Ostdeutsche nach 56-jähriger Herrschaft von Diktatoren, die sie durch ihre friedliche Revolution abgeschüttelt hatten, endlich freie Bürger sein durften, wurde der heutige Bundespräsident Joachim Gauck zum Sonderbeauftragten der Bundes- regierung für die Stasi-Unterlagen ernannt. Ende De- zember 1991 trat schließlich das Stasi-Unterlagen-Ge- setz in Kraft, und aus dem „Sonderbeauftragten“ wurde 1991 der erste „Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“. Die Behörde des Bundesbeauftragten, BStU, leistet seit 23 Jahren einen unschätzbaren Beitrag zur persönli- chen und öffentlichen Auseinandersetzung mit der SED- Diktatur, und das Interesse an der Akteneinsicht ist wei- terhin groß. Insgesamt 6 876 003 Ersuchen und Anträge gingen von 1992 bis Ende 2013 bei der Behörde des Bundesbeauftragten ein, darunter über 2,98 Millionen Anträge von Bürgern auf Auskunft, Akteneinsicht und Herausgabe, davon 80 611 im Jahr 2011, 88 231 im Jahr 2012 und 67 743 in 2013. Mit dem zeitlichen Abstand zum Ende der DDR sinkt naturgemäß die Zahl derer, die noch nicht in ihre Unterlagen geschaut haben. Trotz rückläufiger Zahlen muss aber auch in Zukunft gewähr- leistet sein, dass es zu keiner Verschlechterung bei der Nutzung der Akten durch Bürgerinnen und Bürger, For- schung, Bildung, Medien und öffentlicher Stellen kommt. Die Behörde des Bundesbeauftragten bleibt auch in Zukunft für die demokratische und rechtsstaatliche Auf- arbeitung der SED-Diktatur von hoher Bedeutung, und diese Rolle wird auch nicht angetastet werden. Die Taten des DDR-Unrechtsstaates dürfen nicht vergessen wer- den! Sie sind Mahnung an uns alle, uns tagtäglich die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundord- nung vor Augen zu führen. Insbesondere im Hinblick auf die kommenden Generationen, die keine eigenen Er- fahrungen mit der Zeit der deutschen Teilung besitzen, ist es wichtig, die Erinnerungskultur an das erlittene Un- recht lebendig zu halten. 25 Jahre nach dem Ende der SED-Diktatur hat sich inzwischen erfreulicherweise eine breite und vielfältige Institutionenlandschaft entwickelt, die die Auseinander- setzung mit der zweiten, der kommunistischen Diktatur in einem Teil unseres Landes auf allen Ebenen befördert. An dieser Stelle sei nur die Bundesstiftung zur Aufarbei- tung der SED-Diktatur, deren Stiftungsrat ich angehöre, das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig sowie die Bun- des- und Landeszentralen für politische Bildung ge- nannt, aber auch die vielen Vereine, Opferverbände und Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4413 (A) (C) (D)(B) Gedenkstätten an historischen Orten der Repression. Heute nimmt die Bundesbehörde des Bundesbeauftrag- ten somit nicht mehr allein gebündelt die wesentlichen Aufgaben der Aufarbeitung der Tätigkeit des Staats- sicherheitsdienstes wahr. CDU, CSU und SPD haben daher in ihrem Koali- tionsvertrag festgeschrieben, eine Expertenkommission einzusetzen, die bis zur Mitte der Legislaturperiode Vor- schläge erarbeitet, wie und in welcher Form die aus dem Stasi-Unterlagen-Gesetz, StUG, resultierenden Aufgaben des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staats- sicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, BStU, fortge- führt werden und wann das geschieht. Insbesondere auch als stellvertretender Stiftungsrats- vorsitzender der „Stiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur“ und langjähriges Mitglied des Beirates beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicher- heit der ehemaligen DDR danke ich allen Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass sie gemeinsam mit den Fraktionen von CDU/CSU und SPD die Errichtung genannter Expertenkommission un- terstützen und den Antrag zur Einsetzung einer „Exper- tenkommission zur Zukunft des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehema- ligen DDR, BStU“ mitgezeichnet haben. Gemeinsam setzen wir damit fraktionsübergreifend ein Zeichen der Geschlossenheit und Entschlossenheit, die Erinnerung an das erlittene Leid unzähliger Bürgerinnen und Bürger in unserem Land lebendig zu halten und dass Willkür- akte und Terror seitens der Staatsgewalt in unserem Land nie wieder sein werden! Wenn meine Fraktion gemeinsam mit den Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag an das Haus stellt, eine Expertenkommission zu bestellen, die über die Zukunft des Büros des Bundesbeauftragten befinden soll, dann geschieht dies nicht mit der Absicht, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der kommunis- tischen Diktatur in Deutschland zu ziehen. Im Gegenteil, wir sind der Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur eine dauerhafte, gesamtgesell- schaftliche und im besten Sinne gesamtdeutsche Auf- gabe bleibt. Die Expertenkommission soll ergebnisoffen, aber un- ter klaren Prämissen, eine Empfehlung abgeben, wie die Aufgaben der Bundesbehörde des Bundesbeauftragten langfristig weiter erfüllt werden können. Denn eines ist klar: Der Zugang zu den Stasiakten muss mindestens in der bisherigen Form gewährleistet bleiben, und auch die Auseinandersetzung mit der Stasi als dem wichtigsten Repressionsinstrument der SED bleibt eine dauerhafte Aufgabe der schulischen und vor allem auch außerschu- lischen historisch-politischen Bildung. Ob diese und an- dere Aufgaben in der bisherigen institutionellen Form weiterverfolgt oder anderen Institutionen übertragen werden sollen, wird Untersuchungsgegenstand der Ex- pertenkommission sein. Die Einrichtung der Experten- kommission wird aber in keiner Weise die Möglichkeit der Bürgerinnen und Bürger, der Medien und der öffent- lichen Stellen zur Akteneinsicht nachteilig beeinflussen. Selbstverständlich werden die Aufarbeitung des DDR- Unrechts und die Auswertung der Akten der Stasi weiter vorangehen – auch wenn parallel eine Expertenkommis- sion über die Zukunft der Bundesbehörde des Bundesbe- auftragten beraten wird. Es gilt zu klären, wie die Aufgaben der Behörde des Bundesbeauftragten langfristig und in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen effizient und sachgerecht fort- geführt werden. Hierzu wird die Expertenkommission Handlungsempfehlungen erarbeiten, die dem Deutschen Bundestag als Grundlage für weitere Entscheidungen über die Zukunft der Bundesbehörde des Bundesbeauf- tragten und zur Weiterentwicklung der Aufarbeitung der DDR-Diktatur dienen werden. Im Hinblick auf die Zusammensetzung der Experten- kommission haben wir uns darauf verständigt, dass die- ser keine aktiven Mitglieder des Deutschen Bundestages angehören werden. Wir verdeutlichen damit den Men- schen in unserem Land, von welch großer gesellschafts- politischer Bedeutung über Parteigrenzen hinweg die Aufarbeitung des erlittenen DDR-Unrechts in unserem Land ist und bleibt. Wir wollen die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in der ehemaligen DDR ein Vierteljahrhundert nach ihrer friedlichen Überwindung zukunftsfähig ma- chen. Dazu gehört selbstverständlich auch die Evaluation einer Einrichtung, die 1990 zur Sicherung, Erschließung der Stasi-Unterlagen und der mit ihnen verbundenen An- fragen auf Akteneinsicht in den verschiedenen Zusam- menhängen geschaffen worden war. Wir haben gelernt, dass die Aufarbeitung von Diktaturen ein langwieriger Prozess ist, in dessen Verlauf immer wieder neue Fragen gestellt oder alte Fragen neu gestellt werden. Die Aus- einandersetzung mit der kommunistischen Diktatur ist dabei kein Selbstzweck, sondern soll den Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie, zwischen einfachen, aber in der Konsequenz immer totalitären Heilsverspre- chen und den Mühen der demokratischen Ebene deutlich machen. Und diese Aufgabe bleibt dauerhaft bestehen. Anlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Dr. Georg Kippels (CDU/ CSU) zur Beratung des Antrags: 20 Jahre nach Kairo – Bevölkerungspolitik im Kontext inter- nationaler Entwicklungszusammenarbeit und der Post-2015-Agenda (46. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 31) Vor 40 Jahren startete in Bukarest ein weltweites Um- denken. Menschenrechte, Menschenwürde und die Stär- kung des Individuums wurden zum Kern der internatio- nalen Bevölkerungspolitik. Menschenrechte dürfen nicht nur Männerrechte sein. In Konsequenz daraus rückte der Stand von Frauen in der Gesellschaft in den Fokus. Heute herrscht genauso Konsens darüber, dass Frauen das Fundament einer demokratischen Gesellschaft sind, wie Konsens darüber herrscht, dass eine wachsende Weltbevölkerung nur durch die weltweite Gleichberech- 4414 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 (A) (C) (D)(B) tigung von Frauen in den Griff zu bekommen ist. Simone de Beauvoir schrieb 1949 und damit 25 Jahre vor der ersten Weltbevölkerungskonferenz in Das an- dere Geschlecht: „Am Rande der Welt situiert zu sein, ist keine günstige Ausgangslage für einen, der vorhat, die Welt neu zu erschaffen.“ Da Gewalt, Rechtlosigkeit und Unterdrückung heute aber immer noch die Lebens- situation von zig Millionen Frauen vor allem, aber nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern kennzeich- nen, ist unsere aktive Unterstützung der Gleichstellung der Frauen oberstes Gebot. Dies stellen wir klar mit un- serem Antrag dar. Indien hat in der letzten Zeit immer wieder internatio- nal Schlagzeilen gemacht durch brutalste Vergewalti- gungen bei denen fast immer der Tod des Opfers in Kauf genommen wurde oder das Opfer im Anschluss an die Tat ermordet wurde. In den Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt wird Vergewaltigung zunehmend als Waffe gebraucht. Dies ist keine neue Problematik, und ich würde mir wünschen, dass es diesbezüglich international ähnliche Aufschreie geben würde wie bei einem Schiedsrichterfehler in der laufenden Fußballweltmeis- terschaft, jedoch ist die steigende Entwicklung in Zahl und Brutalität ein wachsendes Unrecht, dem entschieden begegnet werden muss. Systematische Vergewaltigun- gen wie in Ruanda, in Bosnien oder im Kongo müssen international geächtet werden. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist mit der Kon- ferenz zu sexueller Gewalt in bewaffneten Konflikten in London diesen Monat vollzogen worden, an der Vertre- ter von 117 Nationen sowie von Hilfs- und Menschen- rechtsorganisationen teilgenommen haben. Dort wurde ein Protokoll verabschiedet, das Richtlinien festlegt, wie sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten als solche er- kannt und verfolgt werden kann. Darüber hinaus müssen wir jedoch auch den Opfern jegliche Unterstützung gewähren, um mit den Folgen der Vergewaltigungen umzugehen. Neben den Aspekten der Rechte von Frauen und der Gewalt gegen Frauen ist der Aspekt der Bildung von zentraler Bedeutung. Auch dies betont unser Antrag. Nur wenn es gelingt, Mädchen und Frauen denselben Zugang zu Bildung zu ermöglichen wie Jungen und Männern, können sie Rechte erlangen und auch wahrnehmen. Nur durch Bildung werden Frauen befähigt, qualifizierter Ar- beit nachzugehen. Nur mit qualifizierter Arbeit können Frauen ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten und Un- abhängigkeit erlangen. Mit unserem Antrag „20 Jahre nach Kairo – Bevölke- rungspolitik im Kontext internationaler Entwicklungszu- sammenarbeit und der Post-2015-Agenda“ unterstützen wir die weltweite Ermächtigung von Frauen und fordern wir auch die Bundesregierung auf, dem nachzukommen. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Finanzausschuss – Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bericht nach § 99 der Bundeshaushaltsordnung über den Vollzug der Steuergesetze, insbesondere im Arbeit- nehmerbereich Drucksachen 17/8429, 18/770 Nr. 7 Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über bislang geprüfte Op- tionen zur Steigerung von Attraktivität und Wettbe- werbsfähigkeit sowie über Maßnahmen zur stärkeren Berücksichtigung von Öffentlich-Privaten Partner- schaften als Beschaffungsvariante der öffentlichen Hand Drucksache 17/13749 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im ersten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/9863, 18/770 Nr. 8 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im zweiten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/10556, 18/770 Nr. 9 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im dritten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/11727, 18/770 Nr. 10 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im vierten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2012 Drucksachen 17/12605, 18/770 Nr. 11 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.9 EP P7_TA-PROV(2013)0418 Drucksache 18/419 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2013)0446 Drucksache 18/1393 Nr. A.2 EuB-BReg 27/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.3 EuB-BReg 35/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.4 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Juli 2014 4415 (A) (C) (B) EuB-BReg 36/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.5 EuB-BReg 37/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.7 EuB-BReg 39/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.8 EuB-BReg 40/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.9 EuB-BReg 41/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.12 Ratsdokument 7941/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.13 Ratsdokument 7942/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.14 Ratsdokument 7943/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.15 Ratsdokument 7944/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.16 Ratsdokument 8595/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.1 Ratsdokument 8547/14 Drucksache 18/1707 Nr. A.1 Ratsdokument 9467/14 Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.21 EP P7_TA-PROV(2013)0384 Drucksache 18/419 Nr. A.23 EP P7_TA-PROV(2013)0419 Drucksache 18/419 Nr. A.24 EP P7_TA-PROV(2013)0444 Drucksache 18/419 Nr. A.29 Ratsdokument 14529/13 Drucksache 18/419 Nr. A.34 Ratsdokument 16596/13 Drucksache 18/419 Nr. A.35 Ratsdokument 16597/13 Drucksache 18/419 Nr. A.36 Ratsdokument 16603/13 Drucksache 18/544 Nr. A.16 Ratsdokument 17144/13 Drucksache 18/544 Nr. A.17 Ratsdokument 17268/13 Drucksache 18/1393 Nr. A.20 Ratsdokument 8415/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1393 Nr. A.31 Ratsdokument 7956/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.32 Ratsdokument 8194/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/419 Nr. A.104 Ratsdokument 16472/13 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.155 EP P7_TA-PROV(2013)0423 Drucksache 18/822 Nr. A.35 EP P7_TA-PROV(2014)0109 Drucksache 18/1048 Nr. A.17 EP P7_TA-PROV(2014)0173 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/642 Nr. A.12 Ratsdokument 5856/14 Drucksache 18/1707 Nr. A.7 Ratsdokument 9770/14 (D) 47. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 Pflegeversicherung TOP 27 Verstromung von Kohle TOP 11 Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr TOP 29 Lebensversicherungsreformgesetz TOP 28 Kommission zur Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Andreas Jung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Nachdem in dieser Debatte schon die eine oder andere
    Zahl umstritten war, will ich eine Zahl vorwegstellen,
    die – wie ich hoffe – unumstritten sein wird, weil sie
    nämlich vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesys-
    teme kommt. Dieses Institut hat in diesen Tagen wieder
    einmal berechnet, welche Energiequelle am meisten zum
    deutschen Strommix beiträgt. Das war bis zum Jahr
    2007 die Kernenergie. 2007 wurde die Kernenergie von
    der Braunkohle abgelöst. Bis zum gesamten letzten Jahr
    blieb es dabei, dass die Braunkohle am meisten zum
    Strommix beitrug. In den ersten sechs Monaten dieses
    Jahres haben die erneuerbaren Energien zum ersten Mal
    die Braunkohle überholt. Sie trugen rund 81 Terawatt-
    stunden zum Energiemix bei, während die Braunkohle
    rund 69 Terawattstunden beitrug. Die erneuerbaren
    Energien sind nun Tabellenführer im deutschen Strom-
    mix. Darüber sollten wir uns erst einmal gemeinsam
    freuen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen kann die Kohle auch schrittweise rausgehen!)


    Das zeigt im Übrigen, dass wir bei allen berechtigten
    und notwendigen Debatten über den richtigen Weg bei
    der Förderung der erneuerbaren Energien vorankommen
    und dass die erneuerbaren Energien Schritt für Schritt
    die tragende Säule in unserem Energiesystem werden.
    Die heutige Debatte dient dazu, die Frage zu klären, wie
    wir auf diesem Weg vorankommen. Warum machen wir
    das eigentlich? Die Förderung der Erneuerbaren ist kein
    Selbstzweck, sondern hat letztlich eine dienende Funk-
    tion. Sie dient der Sicherstellung der Stromversorgung
    der Wirtschaft und der Privathaushalte. Dabei werden
    keine neuen Risiken eingegangen wie beispielsweise
    beim Fracking, das es erforderlich macht, Chemikalien
    in den Boden zu pumpen. Wir werden im Herbst diesbe-
    züglich ein konsequentes Gesetz verabschieden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da bin ich mal gespannt! – Dr. Julia Verlinden [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir hoffen!)


    Die Förderung der Erneuerbaren führt dazu, dass wir
    Schritt für Schritt auf die Kernenergie verzichten und die
    Risiken des Umgangs mit radioaktivem Material aus-
    schließen können und dass wir unseren CO2-Ausstoß,
    also den Ausstoß an Treibhausgasen, reduzieren können.
    Die Bestandsaufnahme zeigt, dass wir das erste Ziel er-
    reichen, den zurückgehenden Anteil der Kernenergie in
    vollem Umfang durch den aufwachsenden Anteil der Er-
    neuerbaren zu ersetzen, dass wir aber das zweite Ziel
    noch nicht erreichen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
    Dieser steigt im Moment. Warum ist das so? Das liegt





    Andreas Jung


    (A) (C)



    (D)(B)

    daran, dass Gaskraftwerke durch Kohlekraftwerke vom
    Markt verdrängt werden. Das ist erst einmal die Analyse.

    Nun stellt sich die Frage, woran das liegt. Es liegt
    nicht an der deutschen Gesetzgebung – es ist mir wich-
    tig, das zu sagen –, sondern maßgeblich am Emissions-
    handel der Europäischen Union,


    (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und da hat Deutschland nicht mitgewirkt?)


    der zurzeit schwächelt bzw. daniederliegt. Dabei kann es
    nicht bleiben. Hier muss repariert und verändert werden.
    Wir brauchen eine nachhaltige und zeitnahe Reform des
    europäischen Emissionshandels.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn wir das nicht schaffen, wird die Vorreiterrolle,
    die die EU und insbesondere Deutschland im Klimapro-
    zess einnehmen, infrage gestellt. Auf den Klimakonfe-
    renzen schaut man bislang mit Respekt auf Deutschland
    und erkennt unsere Rolle an. Auf Dauer wird das aber
    gefährdet werden, wenn unser CO2-Ausstoß steigt.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dirk Becker [SPD])


    Um unsere Rolle beibehalten zu können, müssen wir in
    Europa dieses Problem lösen. Dabei ist der Emissions-
    handel das Herzstück.

    Ich bin froh – der Kollege Becker hat das bereits an-
    gesprochen –, dass es eine abgestimmte Position der
    Bundesregierung gibt, die auf die Entscheidungen, die
    wir schon getroffen haben, aufsetzt. Wir alle wissen,
    dass wir lange – ich sage: zu lange – um die Entschei-
    dung zum Backloading gerungen haben. Es war aber
    diese Bundesregierung, die schon in den ersten Tagen
    die Entscheidung getroffen hat, eine erste Reparatur
    beim Emissionshandel vorzunehmen. Was ist das Pro-
    blem? Im Rahmen des Emissionshandels gibt es so viele
    Zertifikate, dass die Preise in den Keller gefallen sind.


    (Beifall der Abg. Barbara Lanzinger [CDU/ CSU])


    Zuerst ist man von 30 Euro und dann von 17 Euro ausge-
    gangen. Nun liegt der Preis zwischen 4 und 6 Euro, also
    in Regionen, die dazu führen, dass Braunkohlekraft-
    werke rentabel und Gaskraftwerke unrentabel werden.
    Woran liegt das? Das liegt daran, dass von Anfang an
    viele Zertifikate auf dem Markt waren. In der Wirt-
    schaftskrise ist dann die Produktion eingebrochen. Da-
    mit ging der CO2-Ausstoß automatisch zurück. Gleichzei-
    tig ist aber die Anzahl der Zertifikate gleich geblieben.
    Seitdem gibt es eine Bugwelle, die wir vor uns herschie-
    ben. Deshalb kann ein Eingriff in den Emissionshandel
    nur die Ultima Ratio sein, das letzte Mittel; denn das ist
    ein marktwirtschaftliches System, das von Verlässlich-
    keit lebt.

    Aber wann, wenn nicht in dieser Situation und bei
    solchen CO2-Preisen, ist es Zeit und notwendig, von ei-
    ner solchen Ultima Ratio zu sprechen? Deshalb bin ich
    der Meinung, dass die Entscheidung, mit dem Backloa-
    ding zunächst einmal Zertifikate vom Markt zu nehmen,
    richtig war. Ich begrüße es, dass die Bundesregierung
    sagt: Wir müssen jetzt einen Schritt weiter gehen. Wir
    begrüßen den Vorschlag, den die EU für die Marktstabi-
    litätsreserve gemacht hat, nämlich die Anzahl der Zerti-
    fikate flexibel an die wirtschaftlichen Entwicklungen an-
    zupassen. Ich begrüße es, dass die Bundesregierung sagt,
    dass das früher als 2020 geschehen muss; es muss in den
    nächsten Jahren passieren, weil die Zeit drängt und das
    maßgeblich für den CO2-Ausstoß innerhalb der Europäi-
    schen Union ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich lade alle ein, dass wir gemeinsam darum ringen,
    weil in der Europäischen Union diese Diskussion noch
    nicht ausgetragen ist. Dort wird die Entscheidung getrof-
    fen, da werden die maßgeblichen Beschlüsse gefasst.
    Wir können natürlich darüber diskutieren, wie wir diese
    Maßnahme flankieren. Wir werden im Herbst über Ka-
    pazitätsmärkte sprechen. Ich will sehr dafür werben,
    dass wir dabei insbesondere die Versorgungszeit in den
    Blick nehmen, also fragen, welche Kraftwerkskapazitä-
    ten wir brauchen, um eine sichere Versorgung mit Ener-
    gie sicherzustellen, dass wir aber gleichzeitig fragen,
    welchen Beitrag diese Kapazitäten zur Energiewende
    leisten und welche Rolle sie beim CO2-Ausstoß spielen.
    Das ist sicherlich eine der Debatten, die wir ergänzend,
    neben der Debatte über das Kraft-Wärme-Kopplungsge-
    setz, hier auf nationaler Ebene führen können.

    Ich möchte noch hinzufügen, dass, wenn wir über den
    CO2-Ausstoß in Deutschland sprechen, der Energieer-
    zeugung eine wichtige Bedeutung zukommt, aber eben
    nicht die alleinige Bedeutung. Deshalb halte ich es auch
    für richtig, dass die Bundesregierung in diesem Jahr ein
    Sofortprogramm Klimaschutz angekündigt hat, mit dem
    die Lücke, die auf dem Weg zur Erreichung unseres
    2020-Ziels noch besteht, geschlossen werden kann, und
    dass dabei die ganze Breite der Sektoren in den Blick ge-
    nommen werden soll.

    Ich will ausdrücklich dazusagen, dass die Haltung un-
    serer Fraktion ist, dass ein besonderer Schwerpunkt auf
    Energieeffizienz gelegt werden soll. Am besten ist es,
    Energie erst gar nicht zu verbrauchen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Es kann nicht darum gehen, dass man, wenn man in der
    Badewanne sitzt, noch weiter Wasser einlaufen lässt und
    dabei weniger umweltfreundliche Energie durch um-
    weltfreundlichere Energie ersetzt, sondern am besten ist
    es, wenn überhaupt keine Energie verloren geht, und das
    bedeutet, den Stöpsel in die Badewanne zu stecken. Des-
    halb sind wir für Energieeffizienz.

    Wir glauben, dass ein besonderer Schwerpunkt der
    Gebäudebereich sein muss. Ich will ausdrücklich dafür
    werben, dass wir die öffentlichen Gebäude in den Blick
    nehmen, den Sanierungsfahrplan verbessern und den
    Prozess beschleunigen. Wir sollten aber auch darüber
    nachdenken, wie wir ohne Zwang im privaten Gebäude-
    bereich mehr Anreize schaffen können, um in diesem





    Andreas Jung


    (A) (C)



    (D)(B)

    Bereich, den wir alle im Übrigen schon seit vielen Jah-
    ren als schlafenden Riesen bezeichnen, schneller voran-
    zukommen.

    Dazu muss der Nationale Energieeffizienz-Aktions-
    plan, den wir im Koalitionsvertrag verabredet haben, mit
    Leben gefüllt werden. Es wird die Frage sein, welchen
    Beitrag jeder dazu leisten kann. Da geht es auch um Un-
    ternehmen, die mit Energiemanagementplänen weitere
    Beiträge leisten können. Energieeffizienz ist ein beson-
    ders wichtiges Thema, und da wollen wir uns kraftvoll
    einbringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Zuletzt will ich die Mobilität ansprechen. Wir müssen
    uns auf den Weg machen, um zu einer nachhaltigen Mo-
    bilität zu kommen. Ich halte das Ziel der Bundesregie-
    rung, die Elektromobilität voranzubringen, für richtig.
    Ich halte es für notwendig, dass wir entsprechende Maß-
    nahmen auf den Weg bringen. Das soll ebenfalls in die-
    sem Herbst mit dem Elektromobilitätsgesetz passieren.
    Wir sind auf dem richtigen Weg, weil für uns der
    Schwerpunkt Forschung und Entwicklung ist. Jetzt geht
    es aber auch darum, wie wir den einen oder anderen An-
    reiz setzen können, um die Hürde, die es noch gibt, um
    ein Elektroauto zu erwerben, überwinden zu können.
    Auch diese Diskussion steht jetzt an. Die werden wir
    führen. Für die Union gilt: Wir werden uns kraftvoll ein-
    bringen.

    Wir stehen hinter den Klimaschutzzielen, die wir, na-
    tional wie europäisch, vereinbart haben und die wir auf
    der Klimakonferenz durchsetzen wollen. Wir werden
    durch die Weichenstellungen, die wir national vorneh-
    men und auf europäischer Ebene beeinflussen können,
    alles dafür tun, dass die Klimakonferenz in diesem Jahr
    in Lima und vor allem im nächsten Jahr in Paris zu ei-
    nem Erfolg wird. Der Klimawandel schreitet voran. Er
    hat schon jetzt dramatische Auswirkungen. Die Weltge-
    meinschaft muss jetzt handeln, um diesen Prozess zu
    stoppen. Dabei haben wir eine besondere Verantwor-
    tung, und der wollen wir gerecht werden. Deshalb ma-
    chen wir uns auf diesen Weg.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann mal los!)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Der Kollege Hubertus Zdebel spricht jetzt für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Zdebel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

    und Herren! Die Fraktion Die Linke hat für die heutige
    Plenarsitzung einen Antrag auf ein Kohleausstiegsgesetz
    vorgelegt. Infolge eines solchen Gesetzes könnte – zu-
    mindest fordern wir das – spätestens 2040 das letzte
    deutsche Kohlekraftwerk vom Netz gehen.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Warum legen wir zur heutigen Plenarsitzung einen
    solchen Antrag vor? Für einen erfolgreichen Klima-
    schutz ist ein Ausstieg aus der Kohleverstromung unse-
    rer Meinung nach unerlässlich. Diese Meinung teilt auch
    der Vorsitzende des Sachverständigenrates für Umwelt-
    fragen, Martin Faulstich. Gegenüber der Zeit sagte er am
    4. Mai mit Blick auf die Bundesregierung – ich zitiere
    mit Erlaubnis des Präsidenten –:

    Wenn sie den Klimaschutz wirklich ernst nimmt,
    dann kommt sie aber am Kohleausstieg nicht vor-
    bei.

    In Deutschland existiert schon seit längerem, gerade
    was die Frage der Treibhausgase angeht, eine Lücke bei
    der Erfüllung des Minderungsziels. Seit 2010 steigen die
    Treibhausgasemissionen in Deutschland sogar wieder.
    Sie alle wissen, dass den größten Anteil an diesem An-
    stieg die emissionsintensive, aber betriebswirtschaftlich
    preiswerte Braunkohleverstromung hat. Nach wie vor
    stammen 25 Prozent der in Deutschland erzeugten Elek-
    trizität aus der Braunkohle.

    Vor diesem Hintergrund sagen wir: Damit muss end-
    lich Schluss sein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir sind bis zu einem bestimmten Grade aus der Atom-
    kraft ausgestiegen – noch nicht ganz; es wird in Deutsch-
    land nach wie vor Atomstrom produziert. Als Nächstes
    müssen wir meines Erachtens vor allen Dingen aus der
    dreckigen Braunkohleverstromung aussteigen, um in
    Deutschland die Energiewende hinzubekommen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich weiß, wovon ich rede. Ich komme aus Nordrhein-
    Westfalen, wo es Garzweiler II gibt. Vor diesem Hinter-
    grund denke ich, dass es absolut an der Zeit ist – nicht
    nur aus Gründen des schmutzigen oder sauberen Stroms,
    sondern auch mit Blick auf die Landschaftsfragen –, aus
    dieser Form der Energiegewinnung endlich auszustei-
    gen.

    Klimaforscher wie der ehemalige NASA-Direktor
    James Hansen gehen davon aus, dass schon die bislang
    ausgestoßenen Treibhausgase eine 2-Grad-Erwärmung
    auslösen könnten. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt der
    Weltklimarat in seinen Studien. Mit Planeten lassen sich
    allerdings keine Kompromisse ausverhandeln. Deswe-
    gen sagen wir: Es muss Schluss damit sein, dass Klima-
    schutzziele im Interesse der Stromkonzerne und der
    energieintensiven Industrie mit Füßen getreten werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wer den Klimaschutz ernst nimmt, muss endlich auf
    die Klimaforschung hören. Die Wissenschaft spricht
    eine deutliche Sprache. Für halbherzige Klimaschutz-
    maßnahmen ist keine Zeit mehr.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vor diesem Hintergrund ist die völlig verfehlte Ände-
    rung des EEG – das wird heute noch Thema sein – eine
    Katastrophe. Die Koalition hat das in seiner ursprüngli-





    Hubertus Zdebel


    (A) (C)



    (D)(B)

    chen Form so erfolgreiche EEG zerstört. Über das Er-
    gebnis kann sich die Kohlelobby nur freuen. Durch die
    Befreiung von der EEG-Umlage sparen die Tagebaue
    250 Millionen Euro, die Braunkohlekraftwerke 630 Mil-
    lionen Euro. Das besagt eine Studie des BUND, die vor
    einigen Wochen bei einer Anhörung des Umweltaus-
    schusses vorgestellt wurde.

    Damit gefährdet die Bundesregierung nicht nur die
    Energiewende in Deutschland, sondern auch die auf in-
    ternationaler Ebene. Denn Deutschland hat – besser for-
    muliert wäre vielleicht: hatte – in dieser Frage eine Vor-
    reiterrolle. Dass die Bundesregierung die Energiewende
    hierzulande ausbremst, ist Wasser auf die Mühlen der
    Energiewendegegner anderswo in der Welt. Auch diese
    Zusammenhänge müssen klar werden.

    Sie haben gerade zu Anfang der Diskussion im euro-
    päischen Sektor auf einige Widersprüchlichkeiten, was
    die Energiepolitik angeht, aufmerksam gemacht. Ich bin
    ganz bei Ihnen, wenn Sie zum Beispiel erwähnen, dass
    andere europäische Länder jetzt wieder verstärkt auf
    Atomkraft setzen und dass man bestimmte Entwicklun-
    gen in Europa nicht ausblenden darf.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das muss man meines Erachtens deutlich formulieren.

    Ich bin sehr daran interessiert, mit Ihnen einen wirk-
    lich sachorientierten, konstruktiven Dialog darüber zu
    führen, wie eine Energiewendepolitik in Deutschland
    vor dem Hintergrund der allgemeinen weltwirtschaftli-
    chen Entwicklung – Stichwort „Ressourcensicherheit“ –
    geführt werden kann. Damit habe ich gar keine Pro-
    bleme. Allerdings müssen Sie auch tatsächlich dazu be-
    reit sein, die Entwicklung hier in eine vernünftige Rich-
    tung zu lenken und Deutschland nicht die Vorreiterrolle
    zu nehmen, die es bisher hatte; denn dass es diese Rolle
    hat, ist sehr wichtig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Was wir im Moment erleben, ist eine Rolle rückwärts
    im Interesse der großen Konzerne, deren Börsenkurse in
    Gefahr waren. Dort liegt nach meiner Einschätzung der
    eigentliche Grund dafür, dass das EEG vor kurzem geän-
    dert worden ist. Eine Rolle rückwärts erleben wir in vie-
    len Bereichen, gerade was die Braunkohleverstromung
    angeht. Einen Dialog über all das würde ich mit Ihnen
    ganz gerne einmal vertiefend führen wollen. Dazu ist
    heute leider keine Zeit; aber bei nächster Gelegenheit
    sollten wir das tun.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich will noch kurz auf die Emissionspreise eingehen.
    Wie bereits etliche betont haben, ist es so, dass es da auf-
    grund der viel zu hohen Anzahl an Zertifikaten, die auf
    dem Markt sind, dringend Änderungen bedarf, was das
    ganze Handelssystem angeht. Ich will zum Schluss Frau
    Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsfor-
    schung zitieren. Sie hat vor kurzem gesagt:

    Um Braunkohlestrom zu vermindern wären aber
    CO2-Preise von 40 bis 50 Euro pro Tonne CO2 not-
    wendig. Da dies eher unwahrscheinlich ist, muss
    man über flankierende Maßnahmen diskutieren.
    Das kann ein Kohleausstiegsplan sein …

    Recht hat sie.


    (Beifall des Abg. Ralph Lenkert [DIE LINKE])


    Für einen solchen Kohleausstiegsplan setzen wir Lin-
    ken uns auf jeden Fall ein, sei es in Brandenburg, sei es
    in Nordrhein-Westfalen oder sei es anderswo.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Brandenburg! Oh!)