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ID1804102600

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    12. SPD.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/41 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 41. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 I n h a l t : Wahl der Abgeordneten Kathrin Vogler als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 A Tagesordnungspunkt I: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Absicherung stabiler und fai- rer Leistungen für Lebensversicherte (Lebensversicherungsreformgesetz – LVRG) Drucksache 18/1772 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 B b) Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Matthias W. Birkwald, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Lebensver- sicherungen auf den Prüfstand stellen – Kein Schnellverfahren zu Lasten der Versicherten Drucksache 18/1815 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 C Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 3566 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 3567 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3569 B Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3570 C Tagesordnungspunkt II: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksachen 18/700, 18/702 . . . . . . . . . . . 3571 C b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksachen 17/14301, 18/1026 . . . . . . . 3571 C II.1 Einzelplan 01 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundespräsident und Bundespräsi- dialamt Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3571 C II.2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/1002, 18/1023 . . . . . . . 3571 D II.3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksache 18/1024 . . . . . . . . . . . . . . . . 3571 D II.4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/1008, 18/1023. . . . . 3572 A b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksache 18/1024 . . . . . . . . . . . . . 3572 A c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbegleitge- setzes 2014 Drucksachen 18/1050, 18/1223, 18/1762 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3572 A d) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Herstellung des Einver- nehmens von Bundestag und Bundesregierung zum Begehren der Republik Litauen, der dritten Stufe der Europäischen Wirt- schafts- und Währungsunion bei- Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 zutreten und den Euro als Umlauf- währung einzuführen hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages nach Artikel 23 Ab- satz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9a des Gesetzes über die Zusam- menarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in An- gelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/1800 . . . . . . . . . . . . . 3572 B e) Beratung der Unterrichtung durch das Bundesministerium der Finanzen gemäß § 9a des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregie- rung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäi- schen Union: Beitritt Litauens zum Euroraum Drucksache 18/1730 . . . . . . . . . . . . . 3572 B Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 3572 C Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 3574 C Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3576 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3578 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3580 C Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3582 D Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 3583 C Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3585 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3586 A Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 3588 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 3589 A Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3591 C Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3592 C Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3593 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3594 C Uwe Feiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3596 B II.5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3598 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3598 C Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . 3599 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3600 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 3601 C Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3603 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3604 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3606 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 3607 C Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3608 C Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3610 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 3611 C Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3613 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3613 B Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3613 D Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3615 B Dr. Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . 3617 A II.6 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3618 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 3619 A Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3620 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3621 D Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 3623 D Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3626 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3628 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 3629 D Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3631 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3631 D Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3634 C Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3636 C Reiner Meier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3638 A II.7 Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Se- nioren, Frauen und Jugend Drucksachen 18/1016, 18/1023 . . . . . . . 3639 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3640 A Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3641 C Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3643 B Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 3644 C Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 3646 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 3647 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 III Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . 3648 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3650 D Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 3651 D Stefan Schwartze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3653 D Sylvia Pantel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3654 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . 3655 C Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3656 C Ingrid Pahlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3657 C II.8 Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Drucksachen 18/1010, 18/1023 . . . . . . . 3659 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3659 B Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3660 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3662 B Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3664 A Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3665 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3666 C Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 3667 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 3668 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3669 C Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) . . . . . . 3671 A Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3672 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3673 A Thomas Mahlberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3674 A Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3675 D Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3677 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3678 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3680 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 3681 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 3565 (A) (C) (D)(B) 41. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 3681 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 24.06.2014 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 24.06.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 24.06.2014 Beermann, Maik CDU/CSU/CSU 24.06.2014 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 24.06.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 24.06.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 24.06.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 24.06.2014 Groth, Annette DIE LINKE 24.06.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 24.06.2014 Hübinger, Anette CDU/CSU 24.06.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 24.06.2014 Kolbe, Daniela SPD 24.06.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Lange (Backnang), Christian SPD 24.06.2014 Maag, Karin CDU/CSU 24.06.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Rawert, Mechthild SPD 24.06.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 24.06.2014 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 24.06.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 24.06.2014 Strässer, Christoph SPD 24.06.2014 Thönnes, Franz SPD 24.06.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 24.06.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 24.06.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 24.06.2014 Zdebel, Hubertus DIE LINKE 24.06.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 41. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP I Stabile Leistungen für Lebensversicherte TOP II Haushaltsgesetz 2014, Finanzplan 2013 - 2017 Epl 01 Bundespräsident Epl 02 Bundestag Epl 03 Bundesrat Epl 08, Finanzen Epl 20 Bundesrechnungshof Epl 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Epl 15 Gesundheit Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Axel Troost


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

    Budgetrecht ist ein großes Recht des Parlaments. Des-
    wegen sind Haushaltsberatungen immer etwas Besonde-
    res. Aber zum Haushalt gehören eben nicht nur die Aus-
    gaben, sondern auch die Einnahmen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deswegen will ich als Finanzpolitiker etwas dazu sagen.

    In der Tat: Wir haben ein neues Parlament gewählt,
    und wir haben eine neue Koalition. Im Gegensatz zu all
    den Wahlkampfaussagen werden die Fragen, wer die
    Ausgaben eigentlich finanziert und wie es um die Steu-
    ergerechtigkeit in diesem Land steht, in dieser Koalition
    und in der SPD inzwischen überhaupt nicht mehr ge-
    stellt. Zwar haben wir im Finanzausschuss interessante
    Debatten über den Mehrwertsteuersatz für Hörbücher
    geführt; aber ansonsten herrscht absolute Stille.

    Man hört immer wieder das Argument: Wir haben die
    höchsten Steuereinnahmen in der Geschichte der Bun-
    desrepublik. – Das ist eine Aussage ohne großen Inhalt;
    denn in einer wachsenden Wirtschaft mit Inflation hat
    man immer steigende Steuereinnahmen. In nahezu je-
    dem Jahr seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland
    lagen die Steuereinnahmen des laufenden Jahres über
    denen des Vorjahres. Man müsste sich große Sorgen ma-
    chen, wenn es nicht so wäre; denn dann wären wir in ei-
    ner Krise.


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! Richtig!)


    Es muss aber auch immer wieder gesagt werden: Vergli-
    chen mit der letzten Steuerschätzung vor der Finanz-
    krise, also im Jahr 2008, haben wir immer noch rund
    40 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen, als da-
    mals in der Prognose für 2012/2013 geschätzt worden
    ist.

    Eine Aussage zu Steuerbelastungen kann man nur
    treffen, wenn man sie ins Verhältnis zur wirtschaftlichen
    Leistungsfähigkeit setzt, wenn man sich also die soge-
    nannte Steuerquote anschaut. In der Tat: Die Steuerquote
    war in den letzten 30 Jahren relativ konstant. Sie ist ver-
    gleichsweise niedrig. Von zu hohen Steuern in der Bun-
    desrepublik kann also überhaupt keine Rede sein.

    Was die Steuerquote nicht aussagt, ist, wer die Steu-
    ern zahlt. Da muss man eine dramatische Verschiebung
    feststellen: weg von den Reichen und den Unternehmen
    hin zur Masse, die inzwischen diesen Staatshaushalt
    finanziert. An dieser Stelle muss ein Einnahmen-, ein
    Steuerkonzept ansetzen. Da sind wir als Linke leider die
    Einzigen, die hier den Finger auf die Wunde legen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Eine weitere Baustelle, die mir ganz wichtig ist, ist
    der Steuervollzug. Es ist ein offenes Geheimnis, dass
    dem Bund, aber auch den Ländern und Kommunen Jahr
    für Jahr hohe Milliardenbeträge verloren gehen, weil ei-
    nige Bundesländer kein Interesse daran haben, ihre Un-
    ternehmen ordentlich zu prüfen. Wissenschaftliche Un-
    tersuchungen gehen davon aus, dass den Haushalten
    dadurch nach wie vor bis zu 10 Milliarden Euro pro Jahr
    verloren gehen. Im Zuge der letzten Föderalismusreform
    haben wir versucht, das zu ändern. Das ist gescheitert.

    Bundesfinanzminister Eichel hat immerhin beschlos-
    sen, dass innerhalb von zehn Jahren das Bundeszentral-
    amt für Steuern personell deutlich aufgestockt wird: dass
    die Zahl der Bundesbetriebsprüfer um 500 Personen er-
    höht wird. Das ist eine Verfünffachung. Das hört sich toll
    an, ist es aber leider nicht, weil schon damals die Über-
    nahme von über 7 000 erfahrenen Prüfern von den Län-
    dern erforderlich gewesen wäre, verbunden mit einer al-
    leinigen Zuständigkeit des Bundes für die Prüfung von
    Großbetrieben.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Nach einem Bericht des Bundesrechnungshofes, der uns
    vorliegt, ist von den zusätzlichen 500 Planstellen bisher
    nur ein kleiner Teil besetzt. Aus den Ländern werden
    maximal 100 Menschen mit Prüferfahrung kommen; der
    Rest soll ohne Spezialwissen eingestellt werden. Der
    Bundesrechnungshof moniert – ich zitiere –: Statt den
    Bundestag über die geänderten Rahmenbedingungen zu
    informieren, konzentriert sich das Bundesfinanzministe-
    rium vorrangig auf die rein nominelle Zielerreichung
    von 500 zusätzlichen Betriebsprüfern bis zum Jahr 2016. –
    Zu Deutsch: Die Zahl soll irgendwie erreicht werden;
    um qualifiziertes Prüfen geht es überhaupt nicht. Dort
    wird auch noch einmal beschrieben, das diese Prüfer
    auch inhaltlich überhaupt nicht in die Lage versetzt wer-
    den, die Prüfungen entsprechend vorzunehmen, und man
    deswegen nach wie vor davon ausgehen muss, dass hohe
    Milliardenbeträge, die nach dem geltenden Steuerrecht
    zu zahlen wären, nicht erzielt werden, weil es sozusagen
    im Vollzug scheitert. Hier hat der Bund eine hohe Ver-





    Dr. Axel Troost


    (A) (C)



    (D)(B)

    antwortung. Das Bundesfinanzministerium sagt, man
    habe das nicht weiter verfolgt, weil man die Bund-Län-
    der-Beziehungen nicht habe belasten wollen.

    Das reicht nicht aus. Wir brauchen dringend zusätzli-
    che Einnahmen, nicht nur über neue Steuern, sondern
    auch durch eine Verbesserung des Steuervollzuges. Da
    ist das Bundesfinanzministerium dringend gefordert;
    denn man kann nur sagen – da würde ich dem Kollegen
    Brinkhaus völlig widersprechen –: Wer der nächsten Ge-
    neration kaputte Infrastruktur und kaputte Umwelt über-
    gibt, lebt auf Kosten der Kinder und Enkel. – Das muss
    man immer wieder so deutlich formulieren.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Kolle-

gen Lothar Binding, SPD.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lothar Binding


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! Ich

    kann mir doch nicht verkneifen, eine kleine Bemerkung
    zu Ralph Brinkhaus zu machen, der behauptet hat, wir
    verdankten auch Schwarz-Gelb diesen wirtschaftlichen
    Aufschwung. Ehrlich gesagt glaube ich, dass die not-
    wendige Voraussetzung, dass wir überhaupt die Krise
    haben bewältigen können, die Agenda 2010 war. Sie war
    an Einzelpunkten schmerzhaft für uns; aber sie war not-
    wendig, ganz wichtig. Andernfalls hätten wir weder das
    Konjunkturpaket I noch das Konjunkturpaket II noch die
    Abwrackprämie stemmen können. Die Agenda 2010,
    das waren gesellschaftliche Strukturreformen mit Zu-
    kunftsaspekt.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: So ist es!)


    Dagegen war Wirtschaftsförderung durch Senkung der
    Mehrwertsteuer für Hotelleistungen keine Strukturmaß-
    nahme, die zukunftsweisend ist, sondern Klientelpolitik.


    (Beifall bei der SPD)


    Darin unterscheidet sich unser Ansatz von dem Ansatz
    der Vorgängerregierung. Jetzt regieren wir gleichwohl
    zusammen, und jetzt funktioniert eine ganze Menge.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit der Mehrwertsteuerermäßigung für Hotels? Wird die jetzt abgeschafft? Wann schafft ihr die ab, SPD?)


    Axel Troost hat gesagt: Es scheitert am Vollzug der
    Steuergesetze. – Den Steueranspruch des Staates durch-
    zusetzen, ist natürlich wichtig. In diesem Zusammen-
    hang will ich dem Zoll einmal gratulieren. Die Steuer-
    fahnder aus NRW haben in zwei Containern brisantes
    Material aus einer Offshore-Bank auf den Cayman Is-
    lands gefunden und dieses beschlagnahmt. Inzwischen
    ist klar, dass es von einer ehemaligen Schweizer Privat-
    bank stammt, nämlich der Coutts-Bank, deren Mutter in-
    teressanterweise die Royal Bank of Scotland ist. Hieran
    merkt man, wie gut es ist, dass man den Vollzug klug or-
    ganisiert, sodass hier etwas gelingen kann.


    (Beifall bei der SPD)


    In dieser Woche tun wir noch viel mehr. Vor einigen
    Jahren – das muss man auch sagen – wäre das mit der
    CDU/CSU wahrscheinlich noch nicht ganz leicht mög-
    lich gewesen. Aber man merkt: Wir haben uns in der
    Großen Koalition aufeinander zubewegt.

    Ich nenne einmal ein Beispiel: Es ist schlecht, wenn
    zum Beispiel ein Herr Porsche mit 1 Milliarde Euro jon-
    gliert, zu dieser Milliarde noch stille Reserven hinzufügt
    und das alles – weitere Stichworte sind: Personengesell-
    schaften, Körperschaften, Entstrickungsbesteuerung –
    durcheinanderwirbelt, sodass Herr Schäuble zum guten
    Schluss einen dreistelligen Millionenbetrag in seiner
    Kasse auf der Minusseite buchen muss. – Das wollen wir
    nicht. Deshalb werden wir die grenzüberschreitende
    Steuergestaltung bekämpfen. Hier arbeiten wir zusam-
    men. Es geht um § 50 i Einkommensteuergesetz. Das ha-
    ben wir sehr klug geregelt.

    Wir werden diese Steuerschlupflöcher systematisch
    schließen. Das heißt nicht, dass nicht immer wieder neue
    gefunden werden, aber wir werden sie immer wieder
    schließen.


    (Beifall bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Da müsst ihr von der CDU/CSU auch klatschen!)


    – Ja, genau.

    Daneben packen wir das Programm gegen Base
    Erosion and Profit Shifting, also gegen die Gewinnverla-
    gerung ins Ausland, gemeinsam mit der OECD an. Das
    ist ein Riesenprojekt. Ich glaube, das ist ein Schritt, von
    dem wir vor einigen Jahren nur haben träumen können.

    Ich will Herrn Schäuble für die Bemerkung danken,
    die er hinsichtlich der Abschaffung der Abgeltungsteuer
    gemacht hat, weil die Idee sehr klug ist, wieder zu einer
    synthetischen Besteuerung zurückzukommen. Das müs-
    sen wir erreichen. Das Gegenteil nennen wir ja, um ein-
    mal den Fachbegriff zu nutzen, Schedulenbesteuerung,
    also Schubladenbesteuerung. Schedulenbesteuerung be-
    deutet, dass es für Einkünfte aus unterschiedlichen Ein-
    kunftsquellen unterschiedliche Schubladen gibt. Wenn
    die Einkünfte also in eine ganz bestimmte Steuerschub-
    lade fließen, ist der zu zahlende Steuersatz ganz niedrig.
    Jetzt darf jeder genau einmal raten, in welche Steuer-
    schublade alle Leute ihre Einkommen verschieben. Na-
    türlich verschieben sie sie in die Steuerschublade, in der
    der Steuersatz am niedrigsten ist.

    Das Ziel ist also, weg von der Schedulenbesteuerung
    und hin zu einer synthetischen Besteuerung zu kommen.
    Das wäre sehr gut. Sehr gut ist auch die Verschärfung bei
    der strafbefreienden Selbstanzeige.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich glaube, man darf sagen: Es ist historisch, dass wir
    die Neuverschuldung im nächsten Jahr auf null bringen
    können. Das ist seit Urzeiten erstmalig wieder der Fall.
    Natürlich haben wir auch ein bisschen Glück: Wir haben





    Lothar Binding (Heidelberg)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Glück, dass die Konjunkturlage gut ist. Wir haben
    Glück, dass die Zinslage gut ist. Das gilt jedenfalls für
    diejenigen, die Schulden haben, und da der Staat Schul-
    den hat, ist die Zinslage gut; für die Sparer ist sie nicht
    ganz so gut. Außerdem haben wir Glück, dass wir im
    Moment das Staatsvermögen und die Infrastruktur unter-
    finanzieren. Das sind schon drei dicke Brocken, die uns
    helfen, diese Null zu erreichen.

    Wir müssen diese Null aber auch langfristig absi-
    chern, damit wir in zehn Jahren sagen können: „Das war
    eine historische Null“, und nicht sagen müssen, dass wir
    die Null nur in einem oder zwei Jahren erreicht haben.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wer ist die historische Null?)


    Hier muss mehr passieren.

    Ich glaube auch, dass wir noch einmal über die Steu-
    erpolitik nachdenken müssen –


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sehr richtig! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Warum nur darüber nachdenken?)


    natürlich nicht in der Großen Koalition; das haben wir
    verabredet und ist völlig klar. Herr Schäuble sagt: Keine
    Diskussionen über Steuererhöhungen! Das wird sicher-
    lich noch einmal zu diskutieren sein.


    (Beifall des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE] – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann denn?)


    – Dietmar Bartsch applaudiert jetzt. Er verkleidet seine
    Kritik gerne in die Frage: Wo ist eigentlich Ihr Pro-
    gramm?


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, wo ist das?)


    Laut Ihrem Programm wollten Sie doch Steuererhöhun-
    gen. Ihr wolltet doch die Vermögensteuer und dass die
    Leute, die 40 000 Euro am Tag verdienen, stärker be-
    steuert werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Das stimmt!)


    – Das stimmt.

    Ich will das jetzt nur kurz erklären: Wir haben in die-
    ser Koalition einen Kompromiss gemacht, und genau
    das haben wir für diesen Kompromiss geopfert. Ich sage
    jetzt aber auch einmal, wo unser Programm eins zu eins
    funktioniert – und das ist auch gesellschaftliche und his-
    torische Zukunftspolitik für unser Volk, und zwar unab-
    hängig vom Geld; man muss nämlich selbst als Finanzer
    und Haushälter gelegentlich auch einmal vom Geld weg-
    kommen –: Der Mindestlohn ist eine historische Sache.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich könnte begründen, warum er eigentlich schon 1872
    hätte eingeführt werden müssen. Das Rentenpaket ist
    eine historische Sache. Die Energiewende ist eine histo-
    rische Sache.

    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Energiewende fahrt ihr doch an die Wand!)


    Gleiches gilt für die Stärkung der Kommunen sowie die
    Verbesserungen im Mietrecht und im Wohnungsbau. Das
    sind kleine Dinge mit großer Wirkung. Ähnlich ist es bei
    Kultur und Integration. Auch das Technische Hilfswerk
    – es wurde vorhin als ein wichtiger Punkt dieser Haus-
    haltspolitik erwähnt – stärken wir; das haben wir ge-
    meinsam beschlossen. Auch in der Flüchtlingspolitik ha-
    ben wir Verbesserungen erreicht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Flüchtlingspolitik?)


    Das sind alles sehr gute Sachen. Damit gestalten wir,
    um ein Wort der Grünen aufzunehmen, weil es nämlich
    klug ist, in dieser Weise zu handeln.


    (Beifall bei der SPD – Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihrer Klimapolitik brauchen wir das THW!)


    Finanzminister Schäuble hat, wie ich finde, einen gu-
    ten Satz gesagt. Er lautet: Im Moment profitieren die
    Nachbarn von unserer guten Lage. – Diese Aussage un-
    terschreibt jeder. Ich möchte hinzufügen: Wir profitieren
    aber auch von unseren Nachbarn. – Angesichts unseres
    Exportes ist klar, warum es klug ist, dafür zu sorgen,
    dass es den Nachbarn gutgeht, sodass auch wir wieder
    profitieren. Das gilt nicht nur im Sinne eines Profits; da-
    rauf komme ich gleich zurück.

    Hier sind wir an einer Stelle angekommen, die die ei-
    gentliche Reichweite dieses Haushalts beschreibt. Wenn
    wir uns nur auf unser Staatsgebiet beziehen, wenn wir
    uns nur auf die Zahlen unseres Haushaltes beschränken,
    dann denken wir nicht weit genug. Dieser Haushalt geht
    weit über unsere Grenzen hinaus. Das bedeutet, dass wir
    auch die Lage der anderen in den Blick nehmen müssen.

    Wenn wir beobachten, dass die Arbeitslosigkeit in an-
    deren Ländern steigt, und zwar gravierend und in be-
    ängstigender Form, wenn wir sehen, dass die Jugendar-
    beitslosigkeit in anderen Ländern bis auf einen Wert von
    50 Prozent steigt, wenn wir feststellen, dass die finan-
    ziellen Möglichkeiten dieser Länder zur Stärkung der
    Binnennachfrage und für den Aufbau der Infrastruktur
    nicht mehr ausreichen, dann frage ich mich: Wie lange
    kann das für Deutschland noch gutgehen? Wir haben
    schließlich nicht nur Handelsbeziehungen, sondern wir
    haben auch menschliche Beziehungen zu diesen Län-
    dern. Wir müssen schauen: Was passiert in diesen Län-
    dern, was sich auch auf unsere Situation auswirken
    könnte? Wer das Ganze nur ökonomisch sieht, der blickt
    nicht weit genug. Ruinierte Staaten, auch wenn der Ruin
    selbstverschuldet ist, sind schlechte Kunden, um es ein-
    mal darauf zu reduzieren.

    Wir sehen aber neben diesem Aspekt auch noch Fol-
    gendes: Welche Zukunft kann Europa haben, wenn sich
    die Entwicklung in diesen Regionen so fortsetzt? Was
    wird aus arbeitslosen Jugendlichen, deren Eltern schon
    arbeitslos waren? Was passiert da eigentlich? Da muss
    man auch politisch handeln. Die Frage ist nicht nur: Was





    Lothar Binding (Heidelberg)



    (A) (C)



    (D)(B)

    passiert als Folge dieser Entwicklung in der Gesell-
    schaft? Ich will das Ganze einmal auf eine Frage redu-
    zieren – hier sind schließlich Politiker im Raum –: Wen
    werden diese Menschen in fünf oder zehn Jahren wäh-
    len, wenn es uns nicht gelingt, diese Entwicklung zu
    stoppen? Auch das ist eine Aufgabe der reichsten Nation
    in Europa.


    (Beifall bei der SPD)


    Deshalb müssen wir über den Stabilitäts- und Wachs-
    tumspakt nachdenken, insbesondere über das Wachstum.
    Am allerwichtigsten ist qualitatives Wachstum; denn wir
    haben gelernt: Austerität ist kein nachhaltiges Konzept.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir haben gerade gesagt: Die Nullverschuldung müssen
    wir für die Zukunft sichern. Zukunftssicherung heißt,
    nachhaltig zu denken. Weder in den anderen Ländern
    noch bei uns ist Austerität ein nachhaltiges Konzept.
    Austerität bis zum Ende gedacht, heißt immer, dass man
    verhungert. Dagegen muss man etwas tun, und zwar
    rechtzeitig. Deshalb müssen wir helfen, dass auch alle
    anderen Länder genug Zeit haben, die Zielvorgaben, die
    wir verabredet haben, zu erreichen. In diesem Sinne
    muss man über den Stabilitäts- und Wachstumspakt
    nachdenken, auch mit Blick auf unsere Haushaltspolitik,
    um auf europäischer Basis zukunftsfähig zu werden.


    (Beifall bei der SPD)


    Jetzt möchte ich als einen kleinen Nachklapp in mei-
    ner Rede einen anderen Punkt aufgreifen. Vorhin gab es
    einen ganz konkreten steuerpolitischen Vorschlag, der
    sich auf die Abgeltungsteuer bezog. Christian Kindler,
    du hast formuliert, dass Dividenden deutlich geringer
    besteuert würden als die Arbeitseinkommen. – Das ist
    falsch.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Regelfall!)


    – Auch nicht im Regelfall. Die Abgeltungsteuer besteht
    aus drei Kategorien. Die Abgeltungsteuer besteuert den
    Zins mit 25 Prozent. Da hättest du mit deiner Aussage
    recht gehabt. Die Abgeltungsteuer besteuert darüber hi-
    naus den Verkauf von Wertpapieren. Auch da hättest du
    recht gehabt. Aber ausgerechnet dein Beispiel mit der
    Dividende ist falsch; denn die Dividende bringt für eine
    Körperschaft im Trennungssystem eine Vorbelastung
    von 30 Prozent mit sich, vom Gewinn werden 70 Pro-
    zent ausgeschüttet. 25 Prozent davon sind 17,5 Prozent.
    17,5 plus 30 sind 47,5. Es gibt keinen Arbeitnehmer, der
    im Rahmen der Einkommensteuer 47,5 Prozent zahlt.
    Deshalb ist diese These falsch. Damit wollte ich hier un-
    bedingt einmal aufräumen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich glaube, es ist ganz klug, wenn man hier Steuerpolitik
    differenzierter betrachtet. Eine gewisse Genauigkeit ge-
    hört auch dazu, wenn man Finanzpolitik betreibt.

    Schönen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)