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ID1804100300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/41 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 41. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 I n h a l t : Wahl der Abgeordneten Kathrin Vogler als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 A Tagesordnungspunkt I: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Absicherung stabiler und fai- rer Leistungen für Lebensversicherte (Lebensversicherungsreformgesetz – LVRG) Drucksache 18/1772 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 B b) Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Matthias W. Birkwald, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Lebensver- sicherungen auf den Prüfstand stellen – Kein Schnellverfahren zu Lasten der Versicherten Drucksache 18/1815 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 C Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 3566 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 3567 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3569 B Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3570 C Tagesordnungspunkt II: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksachen 18/700, 18/702 . . . . . . . . . . . 3571 C b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksachen 17/14301, 18/1026 . . . . . . . 3571 C II.1 Einzelplan 01 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundespräsident und Bundespräsi- dialamt Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3571 C II.2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/1002, 18/1023 . . . . . . . 3571 D II.3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksache 18/1024 . . . . . . . . . . . . . . . . 3571 D II.4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/1008, 18/1023. . . . . 3572 A b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksache 18/1024 . . . . . . . . . . . . . 3572 A c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbegleitge- setzes 2014 Drucksachen 18/1050, 18/1223, 18/1762 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3572 A d) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Herstellung des Einver- nehmens von Bundestag und Bundesregierung zum Begehren der Republik Litauen, der dritten Stufe der Europäischen Wirt- schafts- und Währungsunion bei- Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 zutreten und den Euro als Umlauf- währung einzuführen hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages nach Artikel 23 Ab- satz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9a des Gesetzes über die Zusam- menarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in An- gelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/1800 . . . . . . . . . . . . . 3572 B e) Beratung der Unterrichtung durch das Bundesministerium der Finanzen gemäß § 9a des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregie- rung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäi- schen Union: Beitritt Litauens zum Euroraum Drucksache 18/1730 . . . . . . . . . . . . . 3572 B Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 3572 C Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 3574 C Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3576 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3578 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3580 C Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3582 D Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 3583 C Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3585 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3586 A Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 3588 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 3589 A Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3591 C Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3592 C Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3593 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3594 C Uwe Feiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3596 B II.5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3598 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3598 C Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . 3599 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3600 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 3601 C Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3603 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3604 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3606 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 3607 C Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3608 C Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3610 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 3611 C Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3613 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3613 B Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3613 D Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3615 B Dr. Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . 3617 A II.6 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3618 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 3619 A Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3620 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3621 D Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 3623 D Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3626 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3628 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 3629 D Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3631 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3631 D Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3634 C Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3636 C Reiner Meier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3638 A II.7 Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Se- nioren, Frauen und Jugend Drucksachen 18/1016, 18/1023 . . . . . . . 3639 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3640 A Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3641 C Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3643 B Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 3644 C Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 3646 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 3647 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 III Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . 3648 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3650 D Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 3651 D Stefan Schwartze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3653 D Sylvia Pantel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3654 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . 3655 C Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3656 C Ingrid Pahlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3657 C II.8 Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Drucksachen 18/1010, 18/1023 . . . . . . . 3659 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3659 B Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3660 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3662 B Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3664 A Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3665 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3666 C Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 3667 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 3668 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3669 C Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) . . . . . . 3671 A Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3672 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3673 A Thomas Mahlberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3674 A Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3675 D Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3677 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3678 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3680 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 3681 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 3565 (A) (C) (D)(B) 41. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 3681 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 24.06.2014 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 24.06.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 24.06.2014 Beermann, Maik CDU/CSU/CSU 24.06.2014 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 24.06.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 24.06.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 24.06.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 24.06.2014 Groth, Annette DIE LINKE 24.06.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 24.06.2014 Hübinger, Anette CDU/CSU 24.06.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 24.06.2014 Kolbe, Daniela SPD 24.06.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Lange (Backnang), Christian SPD 24.06.2014 Maag, Karin CDU/CSU 24.06.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Rawert, Mechthild SPD 24.06.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 24.06.2014 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 24.06.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 24.06.2014 Strässer, Christoph SPD 24.06.2014 Thönnes, Franz SPD 24.06.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 24.06.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 24.06.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 24.06.2014 Zdebel, Hubertus DIE LINKE 24.06.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 41. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP I Stabile Leistungen für Lebensversicherte TOP II Haushaltsgesetz 2014, Finanzplan 2013 - 2017 Epl 01 Bundespräsident Epl 02 Bundestag Epl 03 Bundesrat Epl 08, Finanzen Epl 20 Bundesrechnungshof Epl 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Epl 15 Gesundheit Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Susanna Karawanskij


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

    nen und Kollegen! Liebe Gäste! Die Versicherungslobby
    hat es geschafft: Durch Druck auf die Bundesregierung
    schaffte sie es, ihre Interessen durchzusetzen. Im Schat-
    ten der Weltmeisterschaft, während die Bürgerinnen und
    Bürger an den Fernsehapparaten sitzen,


    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Billig, billig!)


    soll das Lebensversicherungsreformgesetz hier im Bun-
    destag im Schweinsgalopp durchgepeitscht werden.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Susanna Karawanskij


    (A) (C)



    (D)(B)

    Hier geht es nicht um eine Bagatelle. Hier geht es um
    rund 88 Millionen Lebensversicherungen, die mit dem
    Versprechen, dass man damit einen Teil seiner Alters-
    vorsorge bestreiten würde, an die Menschen gebracht
    wurden. Das wurde nicht nur jahrelang angepriesen, son-
    dern vor allen Dingen auch noch steuerlich gefördert.

    Die Versicherungsbranche jammert, und das abgege-
    bene Versprechen soll nun gebrochen werden. Das ist
    eine Zumutung für die 62 Millionen Versicherungsneh-
    mer, die es betreffen kann, und diese Zumutung ist nicht
    hinnehmbar.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben, das deutlich
    macht, welche Ungerechtigkeit durch diesen Gesetzent-
    wurf droht. Ein freiberuflicher Versicherungsnehmer hat
    vor etwa 30 Jahren zur Altersvorsorge Kapitallebensver-
    sicherungen bei einem Versicherungsunternehmen abge-
    schlossen, die dieses und kommendes Jahr fällig wer-
    den. Er hat fleißig eingezahlt. Noch vor sechs Jahren
    wurde dem Versicherten eine Modellrechnung vorge-
    legt, in der eine Gesamtversicherungsleistung von rund
    203 000 Euro ausgewiesen wurde. Infolge der Finanz-
    krise ist der Betrag bereits geschmolzen. Nun soll – wie
    im Gesetzentwurf vorgeschlagen – auch noch die Betei-
    ligung an den Bewertungsreserven reduziert werden, so-
    dass der Versicherte mit einer Einbuße von 20 000 Euro
    rechnen muss. Das ist wahrlich kein Pappenstiel; schließ-
    lich geht es um die Altersvorsorge.

    Man muss es so knallhart sagen: Mit diesem Gesetz
    sollen den Versicherungsnehmern ihre Anteile vorent-
    halten werden.


    (Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


    Die den Kunden zustehenden Überschüsse werden nicht
    ausbezahlt, sondern von den Versicherungen für die Auf-
    stockung ihres Eigenkapitals einbehalten und dort ge-
    parkt.


    (Ulli Nissen [SPD]: Das ist doch Quatsch!)


    Zusätzlich – das ist der eigentliche Skandal – sollen die
    Beteiligungen an den Bewertungsreserven drastisch zu-
    sammengestrichen werden. So werden den Kunden die
    ihnen zugesicherten Anteile vorenthalten;


    (Ulli Nissen [SPD]: Das ist doch gar nicht wahr!)


    denn bereits jetzt gilt die Regelung, dass nur die Hälfte
    der Bewertungsreserven an die ausscheidenden Versi-
    cherungsnehmer ausgezahlt wird, die andere Hälfte
    bleibt bei den Versicherern. Um es deutlich zu sagen:
    Hier soll mithilfe von Rechentricks umgeschichtet wer-
    den, damit die Branche immer weniger von den erwirt-
    schafteten Gewinnen an ihre Kunden auszahlen muss.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wirklich schlimm an der Sache ist, dass der vorlie-
    gende Gesetzentwurf durchgebracht werden soll, ob-
    wohl ihm keine ordentliche Datenbasis zugrunde liegt.
    Es fehlt das entsprechende Zahlenmaterial. Die Antwort
    der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage zur Si-
    tuation der Lebensversicherer war wirklich dürftig. Auf
    die Frage, wie sich die Erträge und Gewinne der zehn
    größten Versicherungsunternehmen in den letzten zehn
    Jahren gestaltet haben, gab es keine Antwort. Es gibt
    auch in Bezug auf Einzelunternehmen keine Zahlen
    dazu, wie hoch die ausgeschütteten Bewertungsreserven
    in der Vergangenheit waren bzw. wie sich deren Situa-
    tion entwickelt hat. Auch bei der Antwort auf eine Frage
    zu den Bilanzanalysen der Versicherungsunternehmen in
    Deutschland musste die Bundesregierung passen, weil
    keine konkreten Studien vorliegen. Alles in allem ist das
    ein skandalöses Spiel, das vor allen Dingen auf dem Rü-
    cken der Versicherten stattfinden soll.

    Sehr geehrte Damen und Herren, wir bitten Sie: Neh-
    men Sie sich gebührend Zeit für dieses wichtige Gesetz,
    das so viele Verbraucherinnen und Verbraucher betrifft.
    Peitschen Sie den Gesetzentwurf nicht vor der Sommer-
    pause durch. Das Mindeste ist, dass Sie dieses Gesetz
    auf eine solide Datenbasis stellen und nicht im Nebel he-
    rumstochern, ohne belastbare Zahlen zu den Einzel-
    aspekten der Reformvorschläge vorzulegen. Stellen Sie
    sicher, dass die Versicherten Zeit haben, sich beraten zu
    lassen und die gesetzlichen Auswirkungen auf ihre Ver-
    träge zu überprüfen. Es muss Vertrauensschutz gelten.
    Hier darf es keine weiteren Verunsicherungen der Versi-
    cherten geben. Vor allen Dingen dürfen die Versiche-
    rungsnehmerinnen und Versicherungsnehmer nicht wei-
    ter geschröpft werden, nur weil die Lobby wirkungsvoll
    Druck ausübt.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort hat nun der Kollege Carsten Schneider für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carsten Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrte Frau Karawanskij, ich bin mir nicht sicher,
    ob Sie den Gesetzentwurf tatsächlich gelesen haben.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Zumindest die Stellungnahmen der Lobby, deren Interes-
    sen wir hier angeblich vertreten, haben Sie offensichtlich
    nicht gelesen; denn die sind alles andere als glücklich
    über diesen Gesetzentwurf. Im Gegenteil: In den Stel-
    lungnahmen, die ich in letzter Zeit bekommen habe,
    steht, dass wir das auf keinen Fall so verabschieden sol-
    len.


    (Susanna Karawanskij [DIE LINKE]: Ist das Ihr Argument, zu sagen, dass alles gerecht zugeht?)


    Was ist das Ziel dieses Gesetzes? Ziel ist, die Lebens-
    versicherung, die für viele Menschen einen wichtigen
    Teil ihrer privaten Altersvorsorge ausmacht, dauerhaft
    zu sichern und dafür zu sorgen, dass der versprochene





    Carsten Schneider (Erfurt)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Garantiezins auch in den nächsten 10, 15 und 20 Jahren
    ausgezahlt und gesichert wird.

    Die Lebensversicherung war in den vergangenen Jah-
    ren ein sehr intransparentes Produkt. Es gibt – Herr
    Minister Schäuble hat darauf hingewiesen – über
    90 Millionen Verträge. In diesem Jahr werden knapp
    7 Millionen Verträge fällig. Aufgrund der derzeitigen
    Niedrigzinsphase und der Tatsache, dass ein Großteil der
    Lebensversicherungen in Staatsanleihen investiert hat,
    die derzeit noch hohe Kurswerte haben, weil sie einen
    Zinscoupon von 3, 4 oder 5 Prozent bieten, entstehen
    Buchgewinne. Diese Buchgewinne werden nicht zu-
    gunsten der Versicherungsunternehmen ausgeschüttet;
    im Gegenteil: Sie werden innerhalb der Versichertenge-
    meinschaft, bei den Versicherten, belassen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Innerhalb der Versichertengemeinschaft – zwischen den
    Versicherten, deren Vertrag in diesem Jahr fällig wird,
    und denen, deren Vertrag in 20 Jahren fällig wird – fin-
    det ein Interessenausgleich statt, den wir fairer und ge-
    rechter machen wollen.

    Ich finde es ja interessant, dass Sie von der Linken
    jetzt die Interessen des Kapitals hier vertreten. Ich finde
    das bemerkenswert.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Haben Sie nicht zugehört?)


    Nehmen wir als Beispiel für die Buchgewinne eine
    deutsche Staatsanleihe, die derzeit bei 110 Prozent ren-
    tiert. Diese Staatsanleihe würde jetzt zu 110 Prozent aus-
    gezahlt, realisiert wird sie aber am Ende – der Minister
    hat darauf hingewiesen – nur mit 100 Prozent. Das heißt,
    heute wird ein Betrag ausgezahlt, der in fünf oder zehn
    Jahren gar nicht fällig würde. Wenn die Versicherten also
    in fünf oder zehn Jahren ihren Ertrag ausgezahlt bekom-
    men wollen, dann kann der Ertrag nicht mehr erbracht
    werden. Das ist eine Bevorteilung derjenigen, deren Ver-
    sicherungsverträge jetzt fällig werden. Sie geht zulasten
    der 85 Millionen Versicherungsnehmer, deren Versiche-
    rungsverträge später fällig werden. Deshalb regeln wir
    heute einen fairen Ausgleich. Dabei haben Sie unsere
    Unterstützung, Herr Minister.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Das ist aber nicht der einzige Punkt. Es gab schon ein-
    mal einen Anlauf für diese gesetzliche Regelung. Von
    daher können Sie nicht sagen, dass der Gesetzentwurf im
    Schweinsgalopp durchgepeitscht wird. Die letzte Bun-
    desregierung hat ebenfalls einen Gesetzentwurf vorge-
    legt. Wenn Sie beide Gesetzentwürfe vergleichen, stellen
    Sie deutliche Unterschiede fest. Dabei geht es nicht nur
    um die Bewertungsreserven, sondern auch um die Frage,
    wie in das Geschäftsmodell der Lebensversicherungs-
    unternehmen eingegriffen wird, wie Aktionäre, also die
    Eigentümer der Versicherungsunternehmen, an der lang-
    fristigen Stabilisierung beteiligt werden. Ich weiß nicht,
    ob die CDU/CSU früher von der FDP geknebelt wurde
    und jetzt befreit ist, weil die SPD dabei ist;

    (Beifall bei der SPD – Ralph Brinkhaus [CDU/ CSU]: Das als „Befreiung“ zu bezeichnen, ist ambitioniert!)


    auf jeden Fall ist der Gesetzentwurf, der jetzt vorliegt,
    deutlich besser.

    Wir machen das Produkt Lebensversicherung transpa-
    renter. Wir gehen auch auf die vielen Anregungen der
    Verbraucherschutzverbände ein, die uns im Übrigen un-
    terstützen.


    (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Nein!)


    Die Provisionen werden transparenter ausgewiesen. Die
    kalkulatorischen Abschlusskosten für Versicherungsneh-
    mer werden gekürzt: von 4 Prozent auf 2,5 Prozent. Das
    heißt, dass die Verwaltungskosten geringer werden, was
    wiederum bedeutet, dass das Produkt für den Kunden
    letztendlich besser wird. Es wird dadurch transparenter.
    Man kauft dann keine Blackbox, sondern weiß, was die
    tatsächlichen Kosten sind und wie hoch der tatsächliche
    Ertrag ist.

    Der zweite Punkt betrifft das, was die Versicherungs-
    unternehmen jetzt kritisieren, nämlich die Ausschüt-
    tungssperre. Was bedeutet das? Wenn ein Unternehmen
    in den nächsten Jahren von der Kürzung der Bewer-
    tungsreserven Gebrauch macht, gilt gleichzeitig – darauf
    lege ich großen Wert – eine Ausschüttungssperre. Es gibt
    keine Dividende bzw. Ausschüttung an den Eigentümer,
    sondern der Sicherungsbedarf muss zur Stärkung des
    Garantiezinses in den Unternehmen verbleiben.


    (Beifall bei der SPD)


    Das ist auch ein Vorgriff auf zukünftige Regelungen
    zu den Lebensversicherungen durch Solvency II. Wir
    machen die Unternehmen im Sinne und im Interesse der
    Versicherten stabiler. Wer glaubt, dass es da keine Pro-
    bleme gibt, den verweise ich auf den Bundesbankbericht
    zur Stabilität der Lebensversicherungen. Dieser Bericht
    kommt zu dem Ergebnis, dass, wenn nichts passiert, in
    den nächsten Jahren ein Drittel der Unternehmen in
    Schwierigkeiten kommen wird. Ich möchte nicht, dass
    wir, nachdem wir schon Banken gerettet haben, als
    Nächstes auch noch die Lebensversicherungen retten
    und private Kapitalanlagen mit Steuergeld subventionie-
    ren müssen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    In der Haushaltsdebatte, die anschließend auf der Tages-
    ordnung steht, wird deutlich werden, dass wir das Geld
    für andere Dinge brauchen.

    Von daher ist es nur klug und richtig, dass der Vor-
    schlag – ich freue mich darüber, dass er gemacht wurde –
    aufgegriffen wurde, eine Ausschüttungssperre einzufüh-
    ren, damit nicht Ertrag aus dem Unternehmen hinaus an
    die Aktionäre fließt, sondern im Unternehmen bleibt.
    Das führt zu größerer Stabilität. Darauf legen wir als So-
    zialdemokraten großen Wert.

    Der dritte Punkt betrifft die Risikoüberschüsse. Auch
    die diesbezügliche Regelung geht künftig zulasten des
    Unternehmensgewinns. Wenn die Unternehmen die Ster-
    betafel zu negativ kalkuliert haben – das war in den





    Carsten Schneider (Erfurt)



    (A) (C)



    (D)(B)

    letzten Jahren wohl öfter der Fall –, dann gingen diese
    Überschüsse zu 75 Prozent an die Versicherten und zu
    25 Prozent an die Aktionäre. Das ändern wir. Die Ge-
    winne werden nur noch zu 10 Prozent an die Aktionäre
    gehen und zu 90 Prozent bei der Versichertengemein-
    schaft bleiben. Auch das ist ein klarer Schritt hin zu
    mehr Gerechtigkeit innerhalb der Versicherungsunter-
    nehmen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich denke aber auch, dass wir in Bezug auf die Form
    der Kapitalanlagen – das soll in einer Verordnung gere-
    gelt werden – den Versicherungen mehr Möglichkeiten
    geben sollten, auch in langfristige Infrastrukturprojekte
    zu investieren. Da haben wir in Deutschland recht gro-
    ßen Bedarf. Mit der derzeitigen Verzinsung von 1,4 Pro-
    zent für eine zehnjährige Bundesanleihe können Lebens-
    versicherungen jedenfalls dauerhaft keinen wirklich
    nennenswerten Beitrag zur Altersvorsorge leisten. Von
    daher brauchen sie ein bisschen mehr Freiheit, um auch
    in Infrastrukturmaßnahmen zu investieren.

    Ich würde mich freuen, wenn das Bundesfinanzminis-
    terium den Vorschlag aufgreifen würde, die BaFin bzw.
    die Versicherungsaufsicht dadurch zu stärken, dass sie
    – so ähnlich, wie wir das im Bankenbereich haben – Ein-
    griffsrechte gegenüber den Versicherungsunternehmen
    erhält. Sie sollte auch die Kontrolle über das Geschäfts-
    modell haben. Damit soll die langfristige Stabilität der
    Unternehmen gestärkt werden. Die BaFin wird so ein
    schärferes Schwert in der Hand haben, um die Versicher-
    ten zu schützen.

    Deshalb, Herr Minister, haben Sie für den Entwurf
    unsere Unterstützung. Die Richtung stimmt. Es wird
    noch die Anhörung im Finanzausschuss des Bundestages
    geben. Dann werden wir zügig entscheiden. Ich glaube,
    dieser Fortschritt für die Finanzstabilität ist absolut im
    Interesse derjenigen, die in den letzten Jahren Lebens-
    versicherungsverträge unterschrieben haben und sich da-
    rauf verlassen wollen, den Garantiezins zu erhalten; sie
    können sich darauf verlassen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)