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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/40 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 40. Sitzung Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten der Parlamentari- schen Versammlung der Organisation für Si- cherheit und Zusammenarbeit in Europa, Herrn Ranko Krivokapic . . . . . . . . . . . . . . . . 3489 A Tagesordnungspunkt 26: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Einstufung weiterer Staaten als sichere Herkunftsstaaten und zur Er- leichterung des Arbeitsmarktzugangs für Asylbewerber und geduldete Aus- länder Drucksache 18/1528 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3489 B b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Sevim Dağdelen, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Schutzbedarf von Roma aus Westbal- kanstaaten anerkennen Drucksache 18/1616 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3489 C Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3489 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 3491 D Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3493 B Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3495 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 3497 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3499 A Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3500 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3501 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 3502 C Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3505 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3506 C Tagesordnungspunkt 27: Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Sanktionen bei Hartz IV und Leistungseinschränkungen bei der Sozialhilfe abschaffen Drucksache 18/1115 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3508 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3508 C Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3510 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 3512 A Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 3513 A Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 3513 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3516 A Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 3517 A Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3518 D Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 3519 D Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3520 D Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 3522 A Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3524 A Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3524 B Kai Whittaker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3525 D Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stabilisierung des Künstlersozialabgabe- Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 satzes (Künstlersozialabgabestabilisierungs- gesetz – KSAStabG) Drucksache 18/1530 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3528 A Gabriele Lösekrug-Möller, Parl. Staats- sekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3528 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3529 A Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3530 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 3531 B Ralf Kapschack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3532 A Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 3533 B Tagesordnungspunkt 29: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen In- tegrierten Stabilisierungsmission der Ver- einten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 Drucksache 18/1416 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3534 D Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3535 A Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 3536 C Achim Post (Minden) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 3537 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3538 C Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3539 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3540 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3541 B Tagesordnungspunkt 30: Erste Beratung des von den Abgeordneten Kai Gehring, Özcan Mutlu, Beate Walter- Rosenheimer, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über befristete Ar- beitsverträge in der Wissenschaft (1. Wiss- ZeitVG-ÄndG) Drucksache 18/1463 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3542 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3542 B Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . . 3543 C Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3545 B Dr. Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3546 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3546 C Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3548 A Dr. Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . . . . 3549 C Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 3550 D Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der „United Nations Inte- rim Force in Lebanon“ (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) vom 11. August 2006 und folgender Resolutio- nen, zuletzt 2115 (2013) vom 29. August 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Drucksache 18/1417 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3552 A Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3552 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3553 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3554 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3556 A Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3557 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3557 D Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 3558 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3559 D Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3560 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 3561 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Ernst-Dieter Rossmann und Andreas Schwarz (beide SPD) zur Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Lisa Paus, Ulle Schauws, Luise Amtsberg, Kai Gehring, Katja Keul, Renate Künast, Monika Lazar, Irene Mihalic, Özcan Mutlu, Dr. Konstantin von Notz, Hans- Christian Ströbele und der Fraktion Bünd- nis 90/Die Grünen zum Entwurf eines Geset- zes zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfas- sungsgerichts (Drucksache 18/1662) (39. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 18) . . . . . . . . . . . . 3562 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3563 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 3489 (A) (C) (D)(B) 40. Sitzung Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 3561 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 06.06.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 06.06.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 06.06.2014 Bulmahn, Edelgard SPD 06.06.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 06.06.2014 Freitag, Dagmar SPD 06.06.2014 Dr. Friedrich (Hof), Hans-Peter CDU/CSU 06.06.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 06.06.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 06.06.2014 Golze, Diana DIE LINKE 06.06.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 06.06.2014 Groß, Michael SPD 06.06.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 06.06.2014 Hänsel, Heike DIE LINKE 06.06.2014 Hartmann, Sebastian SPD 06.06.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 06.06.2014 Hinz (Essen), Petra SPD 06.06.2014 Hochbaum, Robert CDU/CSU 06.06.2014 Dr. Hoppenstedt, Hendrik CDU/CSU 06.06.2014 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 06.06.2014 Kampeter, Steffen CDU/CSU 06.06.2014 Klare, Arno SPD 06.06.2014 Klingbeil, Lars SPD 06.06.2014 Koenigs, Tom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2014 Lange (Backnang), Christian SPD 06.06.2014 Dr. Lauterbach, Karl SPD 06.06.2014 Lay, Caren DIE LINKE 06.06.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 06.06.2014 Mast, Katja SPD 06.06.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 06.06.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 06.06.2014 Dr. Neu, Alexander S. DIE LINKE 06.06.2014 Nietan, Dietmar SPD 06.06.2014 Pilger, Detlev SPD 06.06.2014 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2014 Rüthrich, Susann SPD 06.06.2014 Schavan, Annette CDU/CSU 06.06.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 06.06.2014 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 06.06.2014 Schwabe, Frank SPD 06.06.2014 Steinke, Kersten DIE LINKE 06.06.2014 Tank, Azize DIE LINKE 06.06.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 06.06.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 06.06.2014 Wiese, Dirk SPD 06.06.2014 Ziegler, Dagmar SPD 06.06.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 3562 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Ernst-Dieter Rossmann und Andreas Schwarz (beide SPD) zur Abstim- mung über den Änderungsantrag der Abgeord- neten Volker Beck (Köln), Lisa Paus, Ulle Schauws, Luise Amtsberg, Kai Gehring, Katja Keul, Renate Künast, Monika Lazar, Irene Mihalic, Özcan Mutlu, Dr. Konstantin von Notz, Hans-Christian Ströbele und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Entwurf eines Ge- setzes zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungs- gerichts (Drucksache 18/1662) (39. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 18) In einer aufgeklärten Gesellschaft ohne Diskriminie- rung versteht sich die vollständige Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartnerschaft mit der Ehe von selbst. Gleichwohl lässt sich dieses Selbstverständnis nicht verordnen – es sind Kompromisse zu suchen, über die in einer Demokratie Mehrheiten entscheiden. Im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD wurde für diese Legislaturperiode vereinbart: Sexuelle Identität respektieren – Lebenspartner- schaften, Regenbogenfamilien Wir wissen, dass in gleichgeschlechtlichen Partner- schaften Werte gelebt werden, die grundlegend für unsere Gesellschaft sind. Wir werden darauf hinwirken, dass bestehende – Dis- kriminierungen von gleichgeschlechtlichen – Le- benspartnerschaften und von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität in allen gesellschaftlichen Bereichen beendet werden. Rechtliche Regelungen, die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften schlechter stellen, werden wir beseitigen. Wir sind froh, dass sich Vereine und Körperschaften für die Rechte Homosexueller einsetzen. Gemäß § 52 Absatz 2 Nummer 7 AO können diese Vereine und Kör- perschaften zur Förderung der Volksbildung als gemein- nützig anerkannt werden. Zu einer vollständigen Gleichstellung gehört auch, dass die Förderung der Lebenspartnerschaft als gemein- nütziger Zweck neben Ehe und Familie explizit in der Abgabenordnung verankert wird; denn sie leisten einen wichtigen Beitrag für die Akzeptanz von Homosexuali- tät in der Gesellschaft. Sie klären auf und unterstützen Homosexuelle bei der Bewältigung von Problemen. Hier die Förderungswürdigkeit in die Abgabenordnung auf- zunehmen, folgt unmittelbar aus der Koalitionsvereinba- rung. Wir bedauern sehr, dass die CDU/CSU dieser Verein- barung noch nicht folgen kann und zwischen den Koali- tionspartnern hier keine Einigung über die Erweiterung der gemeinnützigen Zwecke erzielt werden konnte. Aus Rücksichtnahme auf den Koalitionsvertrag, in dem sich die Koalitionspartner auf ein einheitliches Ab- stimmungsverhalten verständigt haben, können wir dem Antrag der Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion leider nicht zustimmen. Dieses einheitliche Abstimmungsverhalten ermög- licht es uns, erfolgreich deutliche Verbesserungen für viele Menschen zu erreichen – auch im Hinblick auf ein selbstbestimmtes Leben. Damit wird also – trotz dieses einzelnen Aspekts in der Abgabenordnung – viel er- reicht. Diese Erfolge wollen wir nicht durch Zustim- mung zu dem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen ge- fährden. Wir werden uns aber weiterhin für dieses Anliegen einsetzen und eine vollständige Gleichbehandlung von Lebenspartnerschaften unterstützen. Mit dem heute ver- abschiedeten Gesetz zur Anpassung steuerlicher Rege- lungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungs- gerichts wird eine steuerliche Gleichbehandlung von Ehe und Lebenspartnerschaft, wie vom Bundesverfas- sungsgericht gefordert, hergestellt. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 922. Sitzung am 23. Mai 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen: – Erstes Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmer- Entsendegesetzes – Gesetz zum Vorschlag für einen Beschluss des Ra- tes zur Aufhebung des Beschlusses 2007/124/EG, Euratom des Rates Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 922. Sit- zung am 23. Mai 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Num- mer 2 und Satz 3 des Standortauswahlgesetzes in Er- gänzung seines Beschlusses vom 11. April 2014 als Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen – Klaus Brunsmeier (Bund für Umwelt und Natur- schutz Deutschland) und – Jörg Sommer (Deutsche Umweltstiftung) zu Mitgliedern der „Kommission Lagerung hoch radio- aktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparats im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2013 Drucksachen 18/1046, 18/1379 (neu) Nr. 1.3 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 3563 (A) (C) (D)(B) Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparats im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2013 Drucksachen 18/1047, 18/1379 (neu) Nr. 1.4 Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des unabhängigen Expertenkreises Antisemitis- mus Antisemitismus in Deutschland – Erscheinungsformen, Bedingungen, Präventionsansätze Drucksachen 17/7700, 18/770 Nr. 2 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen der Regelungen zur Anzeigepflicht gewerblicher und gemeinnütziger Samm- lungen gemäß der §§ 17 und 18 des Kreislaufwirt- schaftsgesetzes (Monitoring-Bericht) Drucksachen 18/800, 18/1042 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 18/1393 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2014)0204 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.7 EP P7_TA-PROV(2013)0383 Drucksache 18/419 Nr. A.8 EP P7_TA-PROV(2013)0389 Drucksache 18/544 Nr. A.7 Ratsdokument 17859/13 Drucksache 18/822 Nr. A.1 EuB-BReg 14/2014 Drucksache 18/822 Nr. A.2 EuB-BReg 15/2014 Drucksache 18/822 Nr. A.4 EuB-BReg 20/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.4 Ratsdokument 7509/14 Drucksache 18/1048 Nr. A.5 Ratsdokument 7536/14 Drucksache 18/1137 Nr. A.1 Ratsdokument 7537/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.6 EuB-BReg 38/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.11 EP P7_TA-PROV(2014)0229 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/419 Nr. A.37 Ratsdokument K(2013)3539 endg. Drucksache 18/419 Nr. A.39 Ratsdokument 11499/13 Drucksache 18/419 Nr. A.54 Ratsdokument 17645/13 Drucksache 18/822 Nr. A.10 Ratsdokument 6113/14 Haushaltsausschuss Drucksache 18/1048 Nr. A.7 Ratsdokument 5398/14 Drucksache 18/1137 Nr. A.2 Ratsdokument 7907/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/419 Nr. A.100 Ratsdokument 11460/13 Drucksache 18/419 Nr. A.101 Ratsdokument 11474/13 Drucksache 18/419 Nr. A.102 Ratsdokument 11926/13 Drucksache 18/419 Nr. A.103 Ratsdokument 16220/13 Drucksache 18/419 Nr. C.36 Ratsdokument 8040/12 Drucksache 18/419 Nr. C.37 Ratsdokument 15865/12 Drucksache 18/544 Nr. A.37 Ratsdokument 5567/14 Drucksache 18/544 Nr. A.38 Ratsdokument 17367/13 Drucksache 18/544 Nr. A.39 Ratsdokument 17650/13 Drucksache 18/544 Nr. A.40 Ratsdokument 18151/13 Drucksache 18/642 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2014)0012 Drucksache 18/642 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2014)0014 Drucksache 18/822 Nr. A.26 Ratsdokument 6220/14 Drucksache 18/1137 Nr. A.4 Ratsdokument 7978/14 Drucksache 18/1137 Nr. C.2 Ratsdokument 6715/12 Drucksache 17/9475 Nr. A.17 Ratsdokument 8042/12 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.148 EP P7_TA-PROV(2013)0284 Drucksache 18/419 Nr. A.150 EP P7_TA-PROV(2013)0390 Drucksache 18/419 Nr. A.153 EP P7_TA-PROV(2013)0420 Drucksache 18/1393 Nr. A.36 EP P7_TA-PROV(2014)0206 Drucksache 18/1393 Nr. A.37 EP P7_TA-PROV(2014)0253 Drucksache 17/14284 Nr. A.12 EP P7_TA-PROV(2013)0223 Drucksache 17/14284 Nr. A.14 EP P7_TA-PROV(2013)0232 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 18/419 Nr. A.197 EP P7_TA-PROV(2013)0274 Drucksache 18/419 Nr. A.198 EP P7_TA-PROV(2013)0329 Drucksache 18/419 Nr. A.199 EP P7_TA-PROV(2013)0350 Drucksache 18/419 Nr. A.200 EP P7_TA-PROV(2013)0368 Drucksache 18/419 Nr. A.201 Ratsdokument 10469/13 40. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 Asylrecht TOP 27 Sanktionen bei Hartz IV und Sozialhilfe TOP 28 Künstlersozialabgabesatz TOP 29 Bundeswehreinsatz in Mali (MINUSMA) TOP 30 Befristete Arbeitsverträge in der Wissenschaft TOP 31 Bundeswehreinsatz in Libanon (UNIFIL) Anlagen
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    Rede von Rüdiger Veit


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Um

    mit einem Bekenntnis zu beginnen: Ich habe an diesem
    Pult und vor Ihnen selten mit so gemischten Gefühlen
    gestanden.

    Ich beginne mit dem, was aus meiner Sicht uneinge-
    schränkt positiv ist und was wir mit unserem jetzigen
    Koalitionspartner erreicht haben. Es ist nach dem Vor-
    lauf, auf den ich noch zu sprechen komme, in der Tat fast
    sensationell zu nennen: Die Dauer des Arbeitsverbotes
    für Asylbewerber und Geduldete wurde gekürzt.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU])


    Diese Frist beträgt im Augenblick noch 12 bzw. 9 Mo-
    nate. Wenn der vorliegende Entwurf Gesetz wird, wird
    die Dauer des Arbeitsverbotes in Zukunft auf 3 Monate
    verkürzt. Die Betreffenden sind damit in der Lage, sich
    und ihre Familien selbst zu versorgen.

    Wenn uns das gelingt, dann gelingt uns zugleich auch
    die Durchbrechung eines Teufelskreises in anderer Hin-
    sicht; denn bei vielen, die hier zwar nicht als Flüchtlinge
    oder Asylberechtigte anerkannt werden, die aber nicht
    abgeschoben werden oder ausreisen können, ist es heute
    noch immer – so möchte man sagen – wie beim
    Hauptmann von Köpenick: Wenn du keinen Aufenthalts-
    titel hast, bekommst du keine Arbeit. Wenn du keine Ar-
    beit hast, bekommst du keinen Aufenthaltstitel. – Auch
    diesen Teufelskreis werden wir durchbrechen, wenn die
    betroffene Personengruppe nach drei Monaten den Ar-
    beitsmarktzugang haben wird.

    Ich bin schon lange in der Politik und erinnere mich
    daran, dass sogar Otto Schily und Günter Beckstein
    – das war wirklich so; das ist kein Missverständnis oder
    Hörfehler – in einer gemeinsamen Initiative vor vielen
    Jahren gefordert haben, dass das unselige Arbeitsverbot
    für Geduldete und Asylbewerber auf sechs Monate ver-
    kürzt werden muss. Das hat sich damals nicht durchge-
    setzt. Heute ist es endlich so weit. Es hat lange genug ge-
    dauert. Meine Kollegin Daniela Kolbe wird noch im
    Einzelnen darauf eingehen.

    Ich komme jetzt zu dem Teil, der mir zugegebenerma-
    ßen wenig Freude macht. Ich darf vorausschicken – ich
    bitte um Nachsicht für diese persönliche Bemerkung –:
    Ich gehörte innerhalb der hessischen SPD zu denjenigen,
    die den Asylkompromiss von 1993, zu dem auch das
    Prinzip und Konzept der sicheren Herkunftsstaaten ge-
    hörte und gehört, nachhaltig bekämpft haben. Deswegen
    können Sie mir gerne glauben, dass es mir in den Koali-
    tionsverhandlungen wirklich schwergefallen ist, der
    Union zuzugestehen, dass wir die drei Westbalkanstaa-
    ten in die Liste der sicheren Herkunftsländer aufnehmen.


    (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber gemacht haben Sie es dann trotzdem!)


    Aber neben diesen grundsätzlichen Überlegungen
    und Vorbehalten, die ich auch heute noch gegenüber die-
    sem System habe – das will ich nicht verhehlen; wir sind
    innerhalb der SPD durchaus unterschiedlicher Meinung,
    aber meine Position jedenfalls hat sich im Grundsatz
    nicht verändert –,


    (Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Natürlich!)


    muss man klarstellend Folgendes sagen: Zunächst ein-
    mal ist es nicht so, liebe Ulla Jelpke, dass damit alle, die
    aus diesen Ländern zu uns kommen, rechtlos gestellt
    werden. Es gibt nach § 36 des Asylverfahrensgesetzes
    ein vereinfachtes, beschleunigtes Verfahren, auf das
    auch der Herr Minister bereits hingewiesen hat.

    Es gibt im Übrigen sogar Praktiker aus den Bundes-
    ländern, die bestreiten, dass eine Einstufung als sichere
    Herkunftsländer wirklich zu einer nachhaltigen Arbeits-
    entlastung des Bundesamtes für Migration und Flücht-
    linge führt. Wir allerdings hoffen das und gehen davon
    aus.

    Es wird aber mit dieser Systematik der sicheren Her-
    kunftsländer eine für jeden Einzelnen widerlegbare Re-
    gelvermutung begründet, er sei nicht verfolgt. Er kann
    also beim BAMF das Gegenteil geltend machen. Er kann
    dagegen auch Rechtsschutz in Anspruch nehmen, wenn
    auch in kürzester Frist. Das ist richtig.


    (Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Eine Woche!)






    Rüdiger Veit


    (A) (C)



    (D)(B)

    Er kann auch nach § 80 Absatz 5 der Verwaltungsge-
    richtsordnung einstweiligen Rechtsschutz beantragen


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ist es!)


    und darf dann, solange darüber nicht entschieden wor-
    den ist – auch hierbei gibt es eine kurze Frist –, nicht ab-
    geschoben werden.


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Individueller Rechtsschutz!)


    Angesichts der Tatsache, dass wir es bei den drei
    Westbalkanstaaten mit Schutzquoten zu tun haben, die in
    den vergangenen Jahren unter 0,5 Prozent gelegen ha-
    ben, habe ich durchaus Zutrauen in das Bundesamt für
    Migration und Flüchtlinge, in die Qualität, Sorgfalt und
    Sensibilität der dortigen Bearbeiter und Entscheider


    (Luise Amtsberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sollen zehn Minuten einsparen!)


    – ich komme gleich dazu –, dass es gelingt, nach wie vor
    die Schutzbedürftigen zu erfassen und sie auch mit Blei-
    berechten auszustatten.

    Es ist nicht richtig, liebe Kollegin Amtsberg, dass wir
    dann ohne Weiteres von 10-Minuten-Anhörungen auszu-
    gehen haben. Ich sagte schon: Es gibt sogar Praktiker
    aus den Bundesländern, die meinen, das beschleunigte
    administrative Verfahren werde letztendlich gar keine
    großen administrativen Erleichterungen bringen.

    Ich wiederhole – in diesem Zusammenhang danke ich
    auch den Mitarbeitern in Nürnberg bzw. dort, wo sie
    sonst in der Bundesrepublik tätig sind –: Anders als frü-
    her, als die Behörde noch Bundesanstalt für die Aner-
    kennung ausländischer Flüchtlinge hieß, aber in Wirk-
    lichkeit eher für die Ablehnung von Flüchtlingen eintrat,
    ist es heute so, dass unter der sensiblen Amtsführung des
    damaligen Präsidenten Albert Schmid und des derzeiti-
    gen Präsidenten Manfred Schmidt die Mitarbeiter in der
    Lage sind, die Schutzbedürftigen entsprechend heraus-
    zufinden. Dafür noch einmal meinen herzlichen Dank!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    In Albanien und Montenegro – der Minister hat es an-
    gesprochen – ist die Situation etwas anders. Für Antrag-
    steller aus Montenegro beträgt die Schutzquote 0,0. Bei
    Antragstellern aus Albanien ist sie, anders als bei den
    anderen Herkunftsstaaten, über die wir heute reden,
    deutlich höher. Das hat aber unterschiedliche Ursachen,
    die wir in der Tat sorgfältig beobachten müssen. Dazu
    laufen Gespräche. Ich gebe aber keine Erklärungen da-
    rüber ab, ob die SPD dazu bereit sein könnte, über die
    jetzt vereinbarten drei Staaten hinaus weitere Staaten
    aufzunehmen. Aber ich sichere zu, dass wir diesen Kom-
    plex weiterhin sachkundig, wie ich hoffe, und ohne
    Scheuklappen bearbeiten werden. Dann wird man das
    Ergebnis sehen.

    Übrigens, was Albanien angeht – liebe Ulla Jelpke,
    auch diesen Hinweis will ich geben –, ist es keineswegs
    so, dass alle, die aus Albanien zu uns kommen, Roma
    sind. Ausgerechnet aus dem Land sind es nur 6 Prozent.
    Alle anderen haben eine andere ethnische oder staatsbür-
    gerschaftliche Herkunft.

    Jenseits dessen, was wir nun damit schaffen werden,
    ist dies für mich persönlich ein sehr schwieriger Kom-
    promiss gewesen. Aber wir haben in den Koalitionsver-
    handlungen gerade im Bereich des Flüchtlingsrechts ei-
    niges erreicht. – Nun schaue ich ganz bewusst die beiden
    Verhandlungsführerinnen in der Arbeitsgruppe „Migra-
    tion/Integration“, Frau Kollegin Maria Böhmer und Frau
    Kollegin Aydan Özoğuz, an. Ich denke, wir haben uns
    gerade für Flüchtlinge eine Reihe von Verbesserungen
    vorgenommen, die sich sehen lassen können. Dazu ge-
    hört das stichtagsunabhängige Bleiberecht, dazu gehört
    eine Ausweitung des Resettlement-Programms, dazu ge-
    hört die Fastabschaffung der Residenzpflicht, dazu ge-
    hört die frühzeitige Unterweisung in der deutschen Spra-
    che, und dazu gehört natürlich auch die Frage der
    Handlungsfähigkeit von 16- und 17-Jährigen, die in Zu-
    kunft als Kinder einzustufen sind, was das Asylverfah-
    rensrecht angeht. Das alles sind wichtige Maßnahmen
    für Flüchtlinge – auf den Arbeitsmarkt bin ich schon zu
    sprechen gekommen –, die sich sehen lassen können.
    Eine Koalitionsvereinbarung ist immer – wem sage ich
    das eigentlich hier im Haus, wer ist denn so unerfahren,
    dass er das nicht wüsste – ein Geben und ein Nehmen.
    Von daher gesehen ist das letztendlich ein Kompromiss,
    zu dem wir Sozialdemokraten stehen.

    Ich will einen weiteren Punkt ansprechen. Da ich von
    meiner persönlichen Befindlichkeit bei der Ausweisung
    von Ländern als sichere Herkunftsländer gesprochen
    habe, will ich darauf hinweisen, dass in unseren Reihen,
    auch bei unseren Länderinnenministern und Senatoren
    der SPD, durchaus die Sorge besteht, die Bundesminister
    de Maizière hier artikuliert hat, nämlich dass die Akzep-
    tanz für die Aufnahme noch schutzbedürftigerer Men-
    schen als derjenigen vom Westbalkan in unserer Bevöl-
    kerung schwinden kann, wenn wir alle wieder mit
    Größenordnungen konfrontiert sind, die man nur sehr
    schwer bewältigen kann. Wir sind zwar weit entfernt von
    den Größenordnungen von 1991/92. Damals gab es
    450 000 Asylantragsteller und über 400 000 Spätaus-
    siedler. Aber man sollte versuchen, die Sensibilität sich
    selber zu bewahren und in der Bevölkerung zu erhalten.

    Ich füge hinzu: Wenn das nach dem Prinzip kommu-
    nizierender Röhren funktioniert und man die Meinung
    vertritt, dass diejenigen, die vielleicht weniger schutzbe-
    dürftig sind, möglichst zügig in ihre Heimat zurückkeh-
    ren sollen, damit wir uns um diejenigen kümmern kön-
    nen, die in besonderem Maße an Leib und Leben bedroht
    und traumatisiert sind, dann gehört dazu – darum bitte
    ich auch unseren Koalitionspartner –, dass wir uns in Eu-
    ropa, bezogen auf die Aufnahme syrischer Flüchtlinge,
    weiterhin so vorbildlich verhalten, wie wir das bisher ge-
    tan haben. Da erwarte ich, Herr Minister, insbesondere
    von der nächsten Innenministerkonferenz in Bonn in der
    nächsten Woche entsprechende Fortschritte.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])


    Lassen Sie mich noch etwas zur Situation der Sinti
    und Roma sagen. Ich weiß nicht, ob nur ich dieser Mei-





    Rüdiger Veit


    (A) (C)



    (D)(B)

    nung bin, aber meine Einschätzung ist, dass diese größte
    Ethnie bzw. Minderheit überall in Europa schlecht be-
    handelt wird, nicht nur auf dem Westbalkan. Ich erinnere
    mich an einen Besuch in der Harzer Straße in Berlin-
    Neukölln – die Kollegin Kolbe hat ihn freundlicherweise
    organisiert –, wo wir mit Betroffenen – dabei hat es sich
    um Roma vorwiegend aus Bulgarien und Rumänien ge-
    handelt – genauso gesprochen haben wie mit Sozialar-
    beitern. Bei diesem Besuch wurde uns noch einmal klar
    und deutlich vor Augen geführt: Selbst hier bei uns in
    Deutschland – die Zahlen aus der Studie sind eben ge-
    nannt worden – gibt es so etwas wie eine Hierarchie der
    Fremden. Diejenigen, die nicht zur Stammbevölkerung
    gehören, unterteilen sich ungefähr wie folgt – so wurde
    es uns gesagt; ich befürchte, dass das so ist –: Relativ
    weit oben stehen die Türken, die noch gut emanzipiert
    sind. Dann kommen diejenigen russischer Abstammung,
    gefolgt von denjenigen arabischer Abstammung oder
    Herkunft. Ganz am Schluss dieser Kette, wenn es um
    Anerkennung und Integration sowie um die Frage geht,
    wie man ihnen begegnet, befinden sich, auch bei uns in
    Deutschland, Sinti und Roma. Nach meiner Einschät-
    zung ist das in ganz Europa so. Deswegen müssen wir
    unsere europäischen Anstrengungen darauf richten, die
    Lebensbedingungen, die für diese Ethnie in ganz Europa
    wirklich schändlich sind, dort, wo sie sich in erster Linie
    aufhält, zu verbessern. Das jedenfalls wäre der gemein-
    samen Anstrengungen wert. Das würde unserer histori-
    schen Verantwortung dieser Ethnie und dieser Bevölke-
    rungsgruppe gegenüber entsprechen. Das wäre eine
    Gemeinsamkeit, zu der wir uns zusammenfinden könn-
    ten.

    Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich der Abgeordneten

Luise Amtsberg, Bündnis 90/Die Grünen, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Luise Amtsberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    „Sie gehören zu den Verwundbarsten unserer Gesell-

    schaft, vor allem wenn es darum geht, sie in unserem …
    Umfeld zu integrieren und sie zu fördern.“ Das wurde
    bei einem Treffen mit Papst Franziskus gestern Abend
    gesagt. Dieses Zitat stelle ich an den Anfang meiner
    Rede.

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen der Großen Koalition! Ich
    finde es traurig, dass wir heute im Zusammenhang mit
    dem ersten Gesetzentwurf der Koalition im flüchtlings-
    politischen Bereich eine weitere Einschränkung des
    Asylrechts diskutieren und nach meiner Auffassung mit
    diesem Gesetzentwurf dem Asylrecht den finalen Todes-
    stoß versetzen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)

    Heute, fast auf die Woche genau 21 Jahre später, brin-
    gen Sie einen Gesetzentwurf ein, bei dem mehr als deut-
    lich wird, dass Sie erneut die bundesrechtlichen und
    europarechtlichen Voraussetzungen auf Kosten der Men-
    schenrechte und auf Kosten der europäischen Idee igno-
    rieren. Das ist einfach nur enttäuschend.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Bei Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
    CDU, wundert es mich nicht. Von Ihnen haben wir ge-
    lernt, wie man so eine Grundgesetzverschärfung von
    langer Hand plant und vorbereitet. Blickt man zurück
    auf das Ende der letzten Legislatur, bekommt man dafür
    eine perfekte Handlungsanleitung. Das geht so: Erst las-
    sen Sie den damaligen Bundesinnenminister wegen stei-
    gender Asylzahlen eine Debatte über die Wiedereinfüh-
    rung der Visumspflicht und innereuropäische Grenzen
    auslösen. Mal austesten, wie weit es so geht mit unserem
    europäischen Bewusstsein. – Na ja, für das Aufstellen
    von Schlagbäumen hat es zum Glück nicht gereicht,
    wohl aber dafür, das Bundesamt anzuweisen, das Asyl-
    verfahren für Menschen aus dieser Region zu beschleu-
    nigen.

    Dann lässt man die Schwesterpartei und ihr – nun ja –
    Flaggschiff Horst Seehofer, der mit seiner Einwande-
    rungspolitik wirklich nur noch die Emotionalsten unter
    uns zum Kopfschütteln bringt, an den Ball. Der erzählt
    dann was vom Missbrauch unseres Sozialsystems – als
    ob es in Deutschland keine Gesetze gäbe, die diesen ver-
    hindern würden! –, macht mit Betrügergerüchten Front
    gegen Bulgaren und Rumänen und vergiftet damit vor
    der Europawahl das gesellschaftliche Klima in Deutsch-
    land gegenüber Europa.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Damit es dann auch alle glauben, spricht sogar die Kanz-
    lerin von Sozialmissbrauch in einer ihrer Regierungs-
    erklärungen.

    Im letzten Schritt – und das ist wirklich unerträglich,
    durchsichtig und perfide – nehmen Sie die niedrigen
    Schutzquoten von Menschen aus dieser Region als
    Rechtfertigung für diesen Gesetzentwurf und berufen
    sich damit auf Fakten, die Sie mit Ihrer vorangegange-
    nen Politik selber geschaffen haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Man muss schon an Amnesie leiden, um diese Taktik
    nicht zu begreifen. Ihnen, liebe Christdemokraten, kann
    ich also an der Stelle keine unbedachte oder fahrlässige
    Politik vorwerfen; denn das, was Sie hier intendieren, ist
    absolut gewollt.

    Was aber um alles in der Welt ist eigentlich mit euch
    los, liebe Sozialdemokraten?


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    Wie konntet ihr nach 1993, als das Grundrecht auf Asyl
    seines Inhalts beraubt wurde, mit euren Stimmen – ich
    weiß, lieber Rüdiger, dass das vielen von euch noch auf





    Luise Amtsberg


    (A) (C)



    (D)(B)

    der Seele liegt –, zulassen, dass an diese Politik jetzt
    wieder angeknüpft wird? Ihr wisst doch, dass mit dieser
    Grundgesetzänderung das elendige Hin- und Herge-
    schiebe von Schutzsuchenden in Europa erst möglich ge-
    macht wurde, dass heute nur noch weniger als 2 Prozent
    der Asylsuchenden in Deutschland über unseren Verfas-
    sungsartikel geschützt werden, dass alle anderen unter
    die Dublin-Regulierung fallen und dass niemand in
    Deutschland einfach so vom Himmel fällt und Asyl be-
    antragt. Wie kann es sein, dass ihr erneut vor der Panik-
    mache der CDU vor steigenden Asylbewerberzahlen
    einknickt? Ich kann das wirklich nicht glauben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Gesetzent-
    wurf schlägt – das wurde noch nicht gesagt – noch in ei-
    nem anderen Bereich dem Fass den Boden aus; denn in
    dem Gesetz geht es auch um eine zweite Sache, die be-
    dauerlicherweise überhaupt gar nichts mit der ersten
    Sache zu tun hat – es handelt sich also um eine Art Sam-
    melgesetz –: Es geht nämlich auch um den Arbeits-
    marktzugang von Asylbewerberinnen und Asylbewer-
    bern in Deutschland.

    Keine Frage: Die Absenkung der Frist für den Zugang
    zum Arbeitsmarkt von neun auf drei Monate ist ein gutes
    Anliegen. Aber auch hier, wie auch schon bei der De-
    batte über den Optionszwang oder die Residenzpflicht,
    gehen Sie nur einen halben Schritt. Eine Lockerung der
    Arbeitsverbote macht doch nur dann Sinn, wenn die so-
    genannte Vorrangprüfung wegfällt. Wenn dieser Schritt
    nicht gegangen wird, dann ist den meisten Asylbewerbe-
    rinnen und Asylbewerbern leider überhaupt nicht gehol-
    fen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Damit ist dieses zentrale Anliegen, liebe SPD, noch
    nicht mal mehr ein Zückerchen, sondern einfach nur
    – und das ist bedauerlich – an der Sache vorbei.

    Der Gesetzentwurf ist aber auch ein fantastisches
    Lehrstück dafür, mit welcher Arroganz große Mehrhei-
    ten hier in diesem Parlament Politik machen. Warum hat
    man denn an dieser Stelle Birnen und Tomaten in einen
    Topf geschmissen? Das kann man wohl nur damit be-
    gründen, dass dieser Gesetzentwurf im Bundesrat zu-
    stimmungspflichtig ist und man versucht hat, den SPD-
    Innenministern in irgendeiner Form Argumentationshil-
    fen an die Hand zu geben oder uns als Opposition in die
    Enge zu treiben und zu unterstellen, dass wir mit einer
    Ablehnung dieses Gesetzes arbeitsmarktpolitische Ver-
    besserungen blockieren würden. Ich sage nur: Meine
    Fraktion lässt sich nicht erpressen. Ich hoffe, dass es
    auch die SPD-Landesinnenminister nicht tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Zurück zu den „sicheren Herkunftsstaaten“. Wir wer-
    den diesen Gesetzentwurf mit aller Schärfe zurückwei-
    sen. Die Logik darin ist nämlich folgende: Wenn die
    meisten Anträge auf Asyl von Bewerbern aus der
    Region, um die es geht, abgelehnt werden, dann kann es
    dort, wo diese Menschen herkommen, ja nicht so
    schlimm sein; dann kann man so ein Land auch einfach
    als sicher einstufen. Meine Fraktion hat sich schon im-
    mer gegen die Praxis der „sicheren Herkunftsstaaten“
    ausgesprochen. Denn das Einstufen eines Landes als si-
    cher führt zur pauschalen Ablehnung von Asylanträgen
    und somit zu schwerwiegenden Fehlentscheidungen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Jetzt kommen Sie vermutlich und sagen – ich habe es
    schon gehört –: Frau Amtsberg, regen Sie sich mal nicht
    so auf. Es ist ja nicht so, dass niemand Asyl beantragen
    kann. Die Möglichkeit dazu ist nach wie vor vorhanden.
    – Das stimmt. Nur, der entscheidende Unterschied ist,
    dass die Anträge nicht mehr sorgfältig geprüft werden.
    Damit unterwandert dieses Gesetz einen der zentralsten
    Grundsätze unseres Asylrechts: das Recht auf individu-
    elle und gründliche Prüfung eines Asylbegehrens und
    auf effektiven – nicht individuellen, Herr Strobl! –
    Rechtsschutz.

    Der Hauptkritikpunkt an Ihrem Gesetzentwurf muss
    sich zweifelsohne nach meiner Auffassung auf den
    Rechtsbruch beziehen, den Sie begehen, indem Sie
    nicht, wie nach europäischem Recht vorgeschrieben, alle
    verfügbaren menschenrechtlichen Quellen zurate ziehen,
    wenn Sie ein Land als sicher einstufen wollen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Denn unser europäisches Recht erlaubt es ohne Wei-
    teres, existenzbedrohende Mehrfachdiskriminierung als
    Asylgrund einzustufen. Ich sage es mal so: Besonders
    vor dem Hintergrund unserer Geschichte – Frau Jelpke
    hat darauf hingewiesen – wäre es mehr als angezeigt,
    wenn Deutschland diesen Spielraum endlich nutzen
    würde.

    In all den benannten Ländern finden schwerwiegende
    Diskriminierungen statt. Fast alle Menschenrechts- und
    Flüchtlingsverbände haben sich dazu geäußert: das
    Deutsche Institut für Menschenrechte, Pro Asyl, Am-
    nesty International, die Flüchtlingsräte, der UNHCR, das
    Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen, der Je-
    suiten-Flüchtlingsdienst, die Diakonie, der UN-Flücht-
    lingshochkommissar, die Kommission; und sogar das
    Auswärtige Amt äußert sich dazu sehr deutlich. Sie alle
    haben gesagt, dass die menschenrechtliche Lage vor Ort
    besorgniserregend ist.

    Nur ein Beispiel: In Bosnien-Herzegowina sind An-
    gehörige der Romaminderheit gleich mehrfachen Diskri-
    minierungen ausgesetzt: Sie stecken in einem Teufels-
    kreis aus Armut und Arbeitslosigkeit. Der Zugang zu
    Bildung, Arbeit, medizinischer Versorgung oder ver-
    nünftigen Wohnverhältnissen ist ihnen verwehrt. Roma
    werden häufig Opfer rassistischer Propaganda und Ge-
    walt. Die Sterblichkeit von Romakindern ist in allen drei
    Staaten, um die es hier geht, doppelt so hoch wie an-
    derswo. Die älteren Roma sterben zehn Jahre früher als
    der Rest der Bevölkerung. Das ist doch kein Zufall!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)






    Luise Amtsberg


    (A) (C)



    (D)(B)

    Herr Bundesinnenminister, Sie haben recht, wenn Sie
    sagen, dass man von Beitrittskandidaten und Ländern,
    die es werden wollen, erwarten kann, dass sie den
    Rechtsstaat und die Menschenrechte aufrechterhalten
    und achten. Der Wunsch und die Erwartung sind fromm.
    Ich teile sie. Auch ich habe diese Erwartung; denn die
    Achtung der Menschenrechte ist und muss europäischer
    Konsens sein.

    Aber gerade dann ist es doch fahrlässig, nicht zur
    Kenntnis zu nehmen, wie die menschenrechtliche Situa-
    tion vor Ort ist, und diese Staaten, in denen die Beitritts-
    kapitel zu Justiz und Menschenrechten noch nicht ge-
    schlossen sind, einfach als sicher einzustufen. Ein Staat
    ist eben nicht einfach sicher, weil man ihn hier so nennt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    In meinen Augen ist das Vogel-Strauß-Taktik: Kopf in
    den Sand; denn was nicht sein darf, ist auch nicht.

    So macht man keine Politik. Liebe SPD, liebe Innen-
    minister der SPD, macht den Rücken gerade und zeigt
    eure Verantwortung! Denn jeder Einzelfall ist es wert,
    beachtet zu werden. Wir sollten an unseren asylrechtli-
    chen Grundsätzen festhalten. Menschen, die Schutz ver-
    dienen, müssen ihn hier bei uns auch bekommen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)