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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/40 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 40. Sitzung Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten der Parlamentari- schen Versammlung der Organisation für Si- cherheit und Zusammenarbeit in Europa, Herrn Ranko Krivokapic . . . . . . . . . . . . . . . . 3489 A Tagesordnungspunkt 26: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Einstufung weiterer Staaten als sichere Herkunftsstaaten und zur Er- leichterung des Arbeitsmarktzugangs für Asylbewerber und geduldete Aus- länder Drucksache 18/1528 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3489 B b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Sevim Dağdelen, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Schutzbedarf von Roma aus Westbal- kanstaaten anerkennen Drucksache 18/1616 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3489 C Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3489 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 3491 D Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3493 B Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3495 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 3497 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3499 A Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3500 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3501 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 3502 C Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3505 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3506 C Tagesordnungspunkt 27: Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Sanktionen bei Hartz IV und Leistungseinschränkungen bei der Sozialhilfe abschaffen Drucksache 18/1115 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3508 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3508 C Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3510 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 3512 A Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 3513 A Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 3513 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3516 A Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 3517 A Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3518 D Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 3519 D Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3520 D Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 3522 A Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3524 A Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3524 B Kai Whittaker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3525 D Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stabilisierung des Künstlersozialabgabe- Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 satzes (Künstlersozialabgabestabilisierungs- gesetz – KSAStabG) Drucksache 18/1530 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3528 A Gabriele Lösekrug-Möller, Parl. Staats- sekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3528 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3529 A Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3530 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 3531 B Ralf Kapschack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3532 A Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 3533 B Tagesordnungspunkt 29: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen In- tegrierten Stabilisierungsmission der Ver- einten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 Drucksache 18/1416 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3534 D Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3535 A Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 3536 C Achim Post (Minden) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 3537 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3538 C Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3539 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3540 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3541 B Tagesordnungspunkt 30: Erste Beratung des von den Abgeordneten Kai Gehring, Özcan Mutlu, Beate Walter- Rosenheimer, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über befristete Ar- beitsverträge in der Wissenschaft (1. Wiss- ZeitVG-ÄndG) Drucksache 18/1463 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3542 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3542 B Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . . 3543 C Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3545 B Dr. Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3546 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3546 C Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3548 A Dr. Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . . . . 3549 C Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 3550 D Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der „United Nations Inte- rim Force in Lebanon“ (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) vom 11. August 2006 und folgender Resolutio- nen, zuletzt 2115 (2013) vom 29. August 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Drucksache 18/1417 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3552 A Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3552 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3553 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3554 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3556 A Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3557 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3557 D Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 3558 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3559 D Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3560 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 3561 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Ernst-Dieter Rossmann und Andreas Schwarz (beide SPD) zur Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Lisa Paus, Ulle Schauws, Luise Amtsberg, Kai Gehring, Katja Keul, Renate Künast, Monika Lazar, Irene Mihalic, Özcan Mutlu, Dr. Konstantin von Notz, Hans- Christian Ströbele und der Fraktion Bünd- nis 90/Die Grünen zum Entwurf eines Geset- zes zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfas- sungsgerichts (Drucksache 18/1662) (39. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 18) . . . . . . . . . . . . 3562 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3563 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 3489 (A) (C) (D)(B) 40. Sitzung Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 3561 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 06.06.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 06.06.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 06.06.2014 Bulmahn, Edelgard SPD 06.06.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 06.06.2014 Freitag, Dagmar SPD 06.06.2014 Dr. Friedrich (Hof), Hans-Peter CDU/CSU 06.06.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 06.06.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 06.06.2014 Golze, Diana DIE LINKE 06.06.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 06.06.2014 Groß, Michael SPD 06.06.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 06.06.2014 Hänsel, Heike DIE LINKE 06.06.2014 Hartmann, Sebastian SPD 06.06.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 06.06.2014 Hinz (Essen), Petra SPD 06.06.2014 Hochbaum, Robert CDU/CSU 06.06.2014 Dr. Hoppenstedt, Hendrik CDU/CSU 06.06.2014 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 06.06.2014 Kampeter, Steffen CDU/CSU 06.06.2014 Klare, Arno SPD 06.06.2014 Klingbeil, Lars SPD 06.06.2014 Koenigs, Tom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2014 Lange (Backnang), Christian SPD 06.06.2014 Dr. Lauterbach, Karl SPD 06.06.2014 Lay, Caren DIE LINKE 06.06.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 06.06.2014 Mast, Katja SPD 06.06.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 06.06.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 06.06.2014 Dr. Neu, Alexander S. DIE LINKE 06.06.2014 Nietan, Dietmar SPD 06.06.2014 Pilger, Detlev SPD 06.06.2014 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2014 Rüthrich, Susann SPD 06.06.2014 Schavan, Annette CDU/CSU 06.06.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 06.06.2014 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 06.06.2014 Schwabe, Frank SPD 06.06.2014 Steinke, Kersten DIE LINKE 06.06.2014 Tank, Azize DIE LINKE 06.06.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 06.06.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 06.06.2014 Wiese, Dirk SPD 06.06.2014 Ziegler, Dagmar SPD 06.06.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 3562 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Ernst-Dieter Rossmann und Andreas Schwarz (beide SPD) zur Abstim- mung über den Änderungsantrag der Abgeord- neten Volker Beck (Köln), Lisa Paus, Ulle Schauws, Luise Amtsberg, Kai Gehring, Katja Keul, Renate Künast, Monika Lazar, Irene Mihalic, Özcan Mutlu, Dr. Konstantin von Notz, Hans-Christian Ströbele und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Entwurf eines Ge- setzes zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungs- gerichts (Drucksache 18/1662) (39. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 18) In einer aufgeklärten Gesellschaft ohne Diskriminie- rung versteht sich die vollständige Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartnerschaft mit der Ehe von selbst. Gleichwohl lässt sich dieses Selbstverständnis nicht verordnen – es sind Kompromisse zu suchen, über die in einer Demokratie Mehrheiten entscheiden. Im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD wurde für diese Legislaturperiode vereinbart: Sexuelle Identität respektieren – Lebenspartner- schaften, Regenbogenfamilien Wir wissen, dass in gleichgeschlechtlichen Partner- schaften Werte gelebt werden, die grundlegend für unsere Gesellschaft sind. Wir werden darauf hinwirken, dass bestehende – Dis- kriminierungen von gleichgeschlechtlichen – Le- benspartnerschaften und von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität in allen gesellschaftlichen Bereichen beendet werden. Rechtliche Regelungen, die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften schlechter stellen, werden wir beseitigen. Wir sind froh, dass sich Vereine und Körperschaften für die Rechte Homosexueller einsetzen. Gemäß § 52 Absatz 2 Nummer 7 AO können diese Vereine und Kör- perschaften zur Förderung der Volksbildung als gemein- nützig anerkannt werden. Zu einer vollständigen Gleichstellung gehört auch, dass die Förderung der Lebenspartnerschaft als gemein- nütziger Zweck neben Ehe und Familie explizit in der Abgabenordnung verankert wird; denn sie leisten einen wichtigen Beitrag für die Akzeptanz von Homosexuali- tät in der Gesellschaft. Sie klären auf und unterstützen Homosexuelle bei der Bewältigung von Problemen. Hier die Förderungswürdigkeit in die Abgabenordnung auf- zunehmen, folgt unmittelbar aus der Koalitionsvereinba- rung. Wir bedauern sehr, dass die CDU/CSU dieser Verein- barung noch nicht folgen kann und zwischen den Koali- tionspartnern hier keine Einigung über die Erweiterung der gemeinnützigen Zwecke erzielt werden konnte. Aus Rücksichtnahme auf den Koalitionsvertrag, in dem sich die Koalitionspartner auf ein einheitliches Ab- stimmungsverhalten verständigt haben, können wir dem Antrag der Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion leider nicht zustimmen. Dieses einheitliche Abstimmungsverhalten ermög- licht es uns, erfolgreich deutliche Verbesserungen für viele Menschen zu erreichen – auch im Hinblick auf ein selbstbestimmtes Leben. Damit wird also – trotz dieses einzelnen Aspekts in der Abgabenordnung – viel er- reicht. Diese Erfolge wollen wir nicht durch Zustim- mung zu dem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen ge- fährden. Wir werden uns aber weiterhin für dieses Anliegen einsetzen und eine vollständige Gleichbehandlung von Lebenspartnerschaften unterstützen. Mit dem heute ver- abschiedeten Gesetz zur Anpassung steuerlicher Rege- lungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungs- gerichts wird eine steuerliche Gleichbehandlung von Ehe und Lebenspartnerschaft, wie vom Bundesverfas- sungsgericht gefordert, hergestellt. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 922. Sitzung am 23. Mai 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen: – Erstes Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmer- Entsendegesetzes – Gesetz zum Vorschlag für einen Beschluss des Ra- tes zur Aufhebung des Beschlusses 2007/124/EG, Euratom des Rates Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 922. Sit- zung am 23. Mai 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Num- mer 2 und Satz 3 des Standortauswahlgesetzes in Er- gänzung seines Beschlusses vom 11. April 2014 als Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen – Klaus Brunsmeier (Bund für Umwelt und Natur- schutz Deutschland) und – Jörg Sommer (Deutsche Umweltstiftung) zu Mitgliedern der „Kommission Lagerung hoch radio- aktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparats im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2013 Drucksachen 18/1046, 18/1379 (neu) Nr. 1.3 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juni 2014 3563 (A) (C) (D)(B) Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparats im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2013 Drucksachen 18/1047, 18/1379 (neu) Nr. 1.4 Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des unabhängigen Expertenkreises Antisemitis- mus Antisemitismus in Deutschland – Erscheinungsformen, Bedingungen, Präventionsansätze Drucksachen 17/7700, 18/770 Nr. 2 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen der Regelungen zur Anzeigepflicht gewerblicher und gemeinnütziger Samm- lungen gemäß der §§ 17 und 18 des Kreislaufwirt- schaftsgesetzes (Monitoring-Bericht) Drucksachen 18/800, 18/1042 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 18/1393 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2014)0204 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.7 EP P7_TA-PROV(2013)0383 Drucksache 18/419 Nr. A.8 EP P7_TA-PROV(2013)0389 Drucksache 18/544 Nr. A.7 Ratsdokument 17859/13 Drucksache 18/822 Nr. A.1 EuB-BReg 14/2014 Drucksache 18/822 Nr. A.2 EuB-BReg 15/2014 Drucksache 18/822 Nr. A.4 EuB-BReg 20/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.4 Ratsdokument 7509/14 Drucksache 18/1048 Nr. A.5 Ratsdokument 7536/14 Drucksache 18/1137 Nr. A.1 Ratsdokument 7537/14 Drucksache 18/1393 Nr. A.6 EuB-BReg 38/2014 Drucksache 18/1393 Nr. A.11 EP P7_TA-PROV(2014)0229 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/419 Nr. A.37 Ratsdokument K(2013)3539 endg. Drucksache 18/419 Nr. A.39 Ratsdokument 11499/13 Drucksache 18/419 Nr. A.54 Ratsdokument 17645/13 Drucksache 18/822 Nr. A.10 Ratsdokument 6113/14 Haushaltsausschuss Drucksache 18/1048 Nr. A.7 Ratsdokument 5398/14 Drucksache 18/1137 Nr. A.2 Ratsdokument 7907/14 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 18/419 Nr. A.100 Ratsdokument 11460/13 Drucksache 18/419 Nr. A.101 Ratsdokument 11474/13 Drucksache 18/419 Nr. A.102 Ratsdokument 11926/13 Drucksache 18/419 Nr. A.103 Ratsdokument 16220/13 Drucksache 18/419 Nr. C.36 Ratsdokument 8040/12 Drucksache 18/419 Nr. C.37 Ratsdokument 15865/12 Drucksache 18/544 Nr. A.37 Ratsdokument 5567/14 Drucksache 18/544 Nr. A.38 Ratsdokument 17367/13 Drucksache 18/544 Nr. A.39 Ratsdokument 17650/13 Drucksache 18/544 Nr. A.40 Ratsdokument 18151/13 Drucksache 18/642 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2014)0012 Drucksache 18/642 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2014)0014 Drucksache 18/822 Nr. A.26 Ratsdokument 6220/14 Drucksache 18/1137 Nr. A.4 Ratsdokument 7978/14 Drucksache 18/1137 Nr. C.2 Ratsdokument 6715/12 Drucksache 17/9475 Nr. A.17 Ratsdokument 8042/12 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/419 Nr. A.148 EP P7_TA-PROV(2013)0284 Drucksache 18/419 Nr. A.150 EP P7_TA-PROV(2013)0390 Drucksache 18/419 Nr. A.153 EP P7_TA-PROV(2013)0420 Drucksache 18/1393 Nr. A.36 EP P7_TA-PROV(2014)0206 Drucksache 18/1393 Nr. A.37 EP P7_TA-PROV(2014)0253 Drucksache 17/14284 Nr. A.12 EP P7_TA-PROV(2013)0223 Drucksache 17/14284 Nr. A.14 EP P7_TA-PROV(2013)0232 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 18/419 Nr. A.197 EP P7_TA-PROV(2013)0274 Drucksache 18/419 Nr. A.198 EP P7_TA-PROV(2013)0329 Drucksache 18/419 Nr. A.199 EP P7_TA-PROV(2013)0350 Drucksache 18/419 Nr. A.200 EP P7_TA-PROV(2013)0368 Drucksache 18/419 Nr. A.201 Ratsdokument 10469/13 40. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 Asylrecht TOP 27 Sanktionen bei Hartz IV und Sozialhilfe TOP 28 Künstlersozialabgabesatz TOP 29 Bundeswehreinsatz in Mali (MINUSMA) TOP 30 Befristete Arbeitsverträge in der Wissenschaft TOP 31 Bundeswehreinsatz in Libanon (UNIFIL) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Die Sitzung ist eröffnet.

    Der Ältestenrat hat sich in seiner gestrigen Sitzung
    darauf verständigt, während der Haushaltsberatungen ab
    dem 24. Juni keine Befragung der Bundesregierung,
    keine Fragestunde und auch keine Aktuellen Stunden
    durchzuführen. Als Präsenztage sind die Tage von
    Montag, dem 23. Juni, bis Freitag, dem 27. Juni 2014,
    festgelegt worden. Sind Sie damit einverstanden? – Das
    ist offenkundig der Fall. Dann verfahren wir so.

    Auf der Ehrentribüne hat der Präsident der Parlamen-
    tarischen Versammlung der Organisation für Sicherheit
    und Zusammenarbeit in Europa, OSZE, Herr Ranko
    Krivokapić, der auch Präsident des Parlaments von
    Montenegro ist, mit seiner Delegation Platz genommen.


    (Beifall)


    Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen des Deut-
    schen Bundestages begrüße ich Sie, sehr geehrter Kol-
    lege Krivokapić, sehr herzlich. Die Bedeutung der OSZE
    wird ja gerade in diesen Tagen der Weltöffentlichkeit
    wieder stärker bewusst. Der Deutsche Bundestag fordert
    alle Konfliktparteien auf, die Beauftragten der OSZE zu
    respektieren und für ihren Schutz Sorge zu tragen. Für
    Ihren Aufenthalt bei uns und für Ihr weiteres Wirken in
    der Parlamentarischen Versammlung der OSZE beglei-
    ten Sie unsere besten Wünsche.


    (Beifall)


    Ich rufe die Tagesordnungspunkte 26 a und b auf:

    a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einstu-
    fung weiterer Staaten als sichere Herkunfts-
    staaten und zur Erleichterung des
    Arbeitsmarktzugangs für Asylbewerber und
    geduldete Ausländer

    Drucksache 18/1528
    Überweisungsvorschlag:
    Innenausschuss (f)

    Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
    Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
    b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla
    Jelpke, Jan Korte, Sevim Dağdelen, weiterer Ab-
    geordneter und der Fraktion DIE LINKE

    Schutzbedarf von Roma aus Westbalkanstaa-
    ten anerkennen

    Drucksache 18/1616
    Überweisungsvorschlag:
    Innenausschuss (f)

    Auswärtiger Ausschuss
    Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
    Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    die Aussprache 96 Minuten vorgesehen. – Ich höre kei-
    nen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

    Ich eröffne die Aussprache. Für die Bundesregierung
    hat das Wort Bundesminister Dr. Thomas de Maizière.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
    nern:

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das
    Recht auf Asyl hat für uns einen hohen Stellenwert


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gehabt!)


    und verdeutlicht den Willen Deutschlands, seine histori-
    sche und humanitäre Verpflichtung zur Aufnahme von
    Flüchtlingen zu erfüllen. Wir sollten klug und verant-
    wortungsvoll mit dieser Verpflichtung umgehen. Eine
    verantwortungsvolle Asylpolitik muss auch darauf aus-
    gerichtet sein, die große Aufnahmebereitschaft, die un-
    sere Gesellschaft auszeichnet, für die Aufnahme von
    wirklich Schutzbedürftigen zu erhalten. Das gilt umso
    mehr, wenn wir uns die aktuelle Entwicklung der Flücht-
    lingszahlen anschauen.

    Seit einigen Jahren steigen die Zuzugszahlen in
    Deutschland wieder stark an. Innerhalb der Europäi-
    schen Union weist unser Land heute mit großem Ab-
    stand die meisten Asylbewerber auf. Im Jahr 2013 haben
    über 120 000 Menschen in Deutschland Asyl beantragt,





    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


    (A) (C)



    (D)(B)

    in Italien waren es 28 000, in Frankreich 66 000, in
    Großbritannien 30 000 und in den Niederlanden 17 000.
    Vor diesem Hintergrund würde ich Sie, Frau Kollegin
    Roth, gerne bitten, dass Sie, wenn Sie die Politik der
    Bundesregierung kritisieren, nicht davon sprechen, es
    ginge hier um Reste des Asylrechts. Wir sind stolz da-
    rauf, das Land in Europa zu sein, das die meisten Asyl-
    bewerber aufnimmt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die Entwicklung setzt sich in diesem Jahr fort. Von
    Januar bis Mai 2014 betrug der Anstieg gegenüber dem
    entsprechenden Vorjahreszeitraum erneut mehr als
    60 Prozent. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, dann
    liegen wir am Ende dieses Jahres bei rund 200 000 Asyl-
    anträgen. Die Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölke-
    rung ist auch angesichts dieser hohen Zahlen ungebro-
    chen groß. Das sehen wir am Beispiel Syrien.
    Deutschlands Unterstützung für Syrien beläuft sich seit
    2012 auf rund 520 Millionen Euro. Insgesamt sind 2011
    nahezu 40 000 syrische Staatsbürger nach Deutschland
    eingereist, rechnet man die Zahlen aus den Aufnahme-
    programmen, die wir gemacht haben, und der Asylbe-
    werber zusammen. Auch hier sind wir mit Abstand das
    Land, das außerhalb des Krisengebietes am meisten
    Flüchtlinge aus Syrien aufnimmt.


    (Stefan Liebich [DIE LINKE]: Was passiert im Krisengebiet?)


    Seit drei Jahren werden bundesweit keine Menschen
    mehr nach Syrien abgeschoben. Auch dafür haben die
    Menschen in unserem Land großes Verständnis.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Dagegen gibt es ein wachsendes Unverständnis für
    die Armutsmigration aus Westbalkanstaaten im Asylver-
    fahren. In der Tat, seit Aufhebung der Visumspflicht –
    nicht etwa wegen einer veränderten Lage in den entspre-
    chenden Staaten – für Serbien, Mazedonien und Bos-
    nien-Herzegowina ist in Deutschland ein sprunghafter
    Anstieg der Antragszahlen festzustellen.

    Im Jahr 2009, also im letzten Jahr vor der Aufhebung
    der Visumspflicht, kamen etwa 1 000 Asylbewerber aus
    diesen Herkunftsstaaten. Im Jahr 2013 waren es bereits
    32 000. Das war ein Viertel aller 2013 in Deutschland
    gestellten Asylanträge.

    Serbien, meine Damen und Herren, ist im Jahr 2014
    das zweitstärkste Herkunftsland aller Staaten, aus denen
    Asylbewerber kommen. Die Zahl der anerkannten
    Schutzbedürftigen unter den Angehörigen dieser Staaten
    liegt jedoch bei unter 1 Prozent.

    Der vorliegende Gesetzentwurf, den ich hier heute
    einbringe, sieht deshalb vor, Mazedonien, Serbien sowie
    Bosnien-Herzegowina als sichere Herkunftsstaaten nach
    dem Asylverfahrensgesetz einzustufen.


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unverantwortlich!)


    Für sichere Herkunftsstaaten wird kraft Gesetzes vermu-
    tet, dass aufgrund der Rechtslage, der Rechtsanwendung
    und der allgemeinen politischen Verhältnisse dort keine
    politische Verfolgung droht.


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit den Roma?)


    Dadurch sollen aussichtslose Asylanträge schneller bear-
    beitet und der Aufenthalt in Deutschland schneller been-
    det werden können.

    Die gesetzliche Vermutung der Verfolgungsfreiheit ist
    jedoch widerlegbar. Jeder Asylbewerber hat auch danach
    weiterhin die Chance, darzulegen, dass er abweichend
    von der allgemeinen Lage im Herkunftsland in seinem
    konkreten Fall mit Verfolgung rechnen muss.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
    rung hat sich die Einstufung von Serbien, Mazedonien
    und Bosnien-Herzegowina als sichere Herkunftsstaaten
    nicht leicht gemacht. Wir haben uns anhand der Rechts-
    lage, der Rechtsanwendung und der allgemeinen politi-
    schen Verhältnisse ein Gesamturteil über die Verhält-
    nisse in diesen drei Staaten gebildet.

    In der Begründung des Gesetzentwurfs werden die
    Erwägungen für jedes dieser drei Länder ausführlich
    dargelegt. Für alle drei Länder jedoch gilt: Nach der Be-
    richterstattung des Auswärtigen Amtes, einschließlich
    der entsprechenden Asyllageberichte, sowie unter Be-
    rücksichtigung der Erkenntnisse lokaler Menschen-
    rechtsgruppen, vor Ort vertretener Nichtregierungsorga-
    nisationen und auch internationaler Organisationen wie
    zum Beispiel des Hohen Flüchtlingskommissars der Ver-
    einten Nationen oder des Internationalen Roten Kreuzes,
    nach all diesen Bewertungen können Serbien, Mazedo-
    nien und Bosnien-Herzegowina wirklich als sichere Her-
    kunftsstaaten angesehen werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Was sagt der UNHCR?)


    Serbien, mit dem die EU den Status eines EU-Beitritts-
    kandidaten verabredet hat, bittet selbst um die Auf-
    nahme in die Liste als sicheres Herkunftsland.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht es nicht besser!)


    Wir teilen die Einstufung der drei Länder als sichere
    Herkunftsländer mit vielen unserer europäischen Nach-
    barn. Frau Roth, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Ös-
    terreich, die Schweiz und Großbritannien stufen Serbien,
    Mazedonien und Bosnien-Herzegowina bereits heute als
    sichere Herkunftsstaaten ein. Das ist ja nun keine Liste
    von Schurkenstaaten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

    Alle diese Staaten stimmen demnach ganz grundsätz-

    lich überein mit der in unserem Gesetzentwurf vorge-
    nommenen Einschätzung der Lage in Serbien, Mazedo-
    nien und Bosnien-Herzegowina.

    Auch wenn wir diese Staaten als sichere Herkunfts-
    länder im Sinne des Asylrechts einstufen, so verschlie-
    ßen wir nicht die Augen vor den bestehenden Defiziten,
    die es gerade im Hinblick auf den Umgang mit Minder-
    heiten auch in diesen Ländern gibt.


    (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Sehr wahr!)






    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


    (A) (C)



    (D)(B)

    Die Bundesregierung setzt sich deshalb kontinuierlich
    und intensiv dafür ein, die Lebenssituation der Men-
    schen vor Ort zu verbessern. Im Rahmen der bilateralen
    staatlichen Entwicklungszusammenarbeit werden die
    nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und die verbes-
    serte Ausbildung insbesondere junger Menschen geför-
    dert. Auf regionaler Ebene werden Regierungen und zi-
    vilgesellschaftliche Organisationen im Westbalkan dabei
    unterstützt, die soziale Situation benachteiligter Gesell-
    schaftsgruppen zu verbessern. Die Integration der Min-
    derheiten wird im Rahmen der Regierungsgespräche re-
    gelmäßig thematisiert. Das gilt umso mehr für die
    Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union mit Ser-
    bien, die im Januar dieses Jahres begonnen haben. Es ist
    von einem Staat, der Mitglied der Europäischen Union
    werden will, nicht zu viel verlangt, dass er seine eigenen
    Minderheiten vernünftig behandelt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, Sie wissen, dass es auch
    Debatten gibt, zwei andere Staaten, darunter Albanien,
    in die Liste sicherer Herkunftsstaaten aufzunehmen; da-
    rüber wird in aller Ruhe zu sprechen sein. Dort ist die
    Lage teilweise vergleichbar, teilweise nicht ganz ver-
    gleichbar. Wir sollten das im weiteren Gesetzgebungs-
    verfahren in Ruhe miteinander besprechen.

    Der heute von mir vorgelegte Gesetzentwurf enthält
    zudem eine Regelung, mit der wir die Situation der
    Asylbewerber in unserem Land künftig spürbar verbes-
    sern möchten. Die Wartefrist, nach der Asylbewerbern
    und Ausländern, die eine Duldung besitzen, die Aus-
    übung einer Beschäftigung grundsätzlich erlaubt werden
    kann, möchten wir auf drei Monate verkürzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Durch die Verkürzung dieser Wartefrist sollen die Men-
    schen früher die Möglichkeit erhalten, durch Aufnahme
    einer Beschäftigung ihren Lebensunterhalt zu bestreiten,
    und zwar selbst. Auch da gibt es so etwas wie eine Vor-
    rangprüfung. Aber man kann nicht einerseits sagen, die
    Asylbewerber sollen dem deutschen Steuer- und Bei-
    tragszahler nicht auf der Tasche liegen, aber anderer-
    seits, wenn es die Arbeitsmarktlage erlaubt und wenn die
    Betroffenen arbeiten können und wollen, sagen: Ihr dürft
    nicht arbeiten. – Deswegen ist es richtig, diese Frist zu
    verkürzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich will die Situation in der Vergangenheit jetzt aber
    nicht kritisieren; diese Regelungen haben wir ja schließ-
    lich auch beschlossen. Eingeführt wurde diese Frist al-
    lerdings vor dem Hintergrund einer ganz anderen Ar-
    beitslosenzahl; auch das darf man nicht vergessen. Die
    Lage in Deutschland ist da unterschiedlich. In Gegenden
    mit einer sehr niedrigen Arbeitslosenzahl war der Druck,
    diese Frist zu verkürzen, höher als in anderen Gegenden.
    Wie auch immer, es ist jedenfalls richtig, dass wir jetzt
    so vorgehen. Es ist auch richtig, die Dreimonatsfrist in
    den Blick zu nehmen. Denn nach dem Asylrecht befin-
    den sich die Asylbewerber in aller Regel drei Monate in
    Erstaufnahmelagern.

    (Rüdiger Veit [SPD]: Höchstens!)


    Wir wollen durch verschiedene Bemühungen erreichen,
    dass die Asylverfahren im Durchschnitt nach drei Mona-
    ten abgeschlossen sind, sodass nach diesen drei Monaten
    im Grunde klar ist, wer bleibt und wer nicht bleibt. Wa-
    rum sollen diejenigen, die bleiben dürfen, nachdem das
    Verfahren abgeschlossen ist, nicht arbeiten dürfen, Bei-
    träge und Steuern zahlen und sich hier integrieren? Das
    haben wir jetzt vor.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Meine Damen und Herren, ich bitte Sie um ein kon-
    struktives und verantwortungsvolles Mitwirken an diesem
    Gesetzgebungsverfahren, das, wie wir alle wissen, mit
    der Entscheidung im Deutschen Bundestag noch keinen
    Abschluss gefunden hat; das müssen wir alle miteinan-
    der bedenken. Ich bitte Sie, in der Tonlage der Debatte
    einerseits dem Anspruch und der humanitären Verpflich-
    tung, die wir mit dem Asylrecht in Deutschland gerne
    übernommen haben, und andererseits mit dem, was viele
    Menschen im Hinblick auf Asylbewerber aus bestimm-
    ten Ländern bewegt, behutsam und so umzugehen, dass
    wir zusammenbleiben und uns nicht von manchen, die
    genau darauf spekulieren, auseinanderdividieren lassen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abge-

ordneten Ulla Jelpke, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulla Jelpke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun-

    desregierung legt heute einen Gesetzentwurf vor, mit
    dem Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Serbien zu
    sicheren Herkunftsstaaten erklärt werden sollen. Das be-
    deutet, dass die Asylanträge aller Asylsuchenden aus
    diesen Staaten in Zukunft im Schnellverfahren abgelehnt
    werden,


    (Christine Lambrecht [SPD]: Geprüft werden, nicht abgelehnt!)


    weil sie pauschal als unbegründet gelten, und dass sie in-
    nerhalb einer Woche das Land verlassen müssen.


    (Rüdiger Veit [SPD]: Das ist so nicht richtig!)


    Faktisch werden auch jetzt schon Asylanträge von
    Antragstellern aus dem Westbalkan im Eiltempo abge-
    fertigt und nur oberflächlich geprüft. Trotzdem erhielten
    2013 immerhin 60 Asylsuchende aus diesen Ländern ei-
    nen humanitären Aufenthaltstitel durch das Bundesamt
    für Migration und Flüchtlinge, und weitere 82 erkämpf-
    ten sich dieses Recht vor den Verwaltungsgerichten.

    Die Linke fordert ganz klar: Es muss weiterhin faire
    Asylverfahren für Menschen aus den Staaten im West-
    balkan geben.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






    Ulla Jelpke


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich will hier ganz deutlich sagen: Länder, in denen
    schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen begangen
    werden, dürfen nicht als sichere Herkunftsstaaten einge-
    stuft werden.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aus all diesen Staaten kommen vor allem Roma als
    Asylsuchende nach Deutschland. 90 Prozent der Asylsu-
    chenden aus Serbien sind Roma. Aus Mazedonien sind
    es 80 Prozent und aus Bosnien-Herzegowina 65 Prozent.
    Es ist bekannt, dass diese Minderheiten dort am Rande
    der Gesellschaft leben und Opfer von rassistischen Über-
    griffen und Kampagnen sind. Gerade weil wir als Deut-
    sche Roma gegenüber eine historische Verantwortung
    haben, meinen wir, dass diese Länder nicht einfach als
    sichere Herkunftsstaaten eingestuft werden können.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Über eine halbe Million Sinti und Roma sind während
    des Faschismus in ganz Europa umgekommen. Dieser
    Gesetzentwurf tut gerade so, als hätte es diesen Teil der
    Geschichte, diesen Antiziganismus, nie gegeben. Ich ap-
    pelliere an Sie: Handeln Sie, und seien Sie hier nicht ge-
    schichtsvergessen!


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In diesen Tagen gibt es erschreckende Meldungen aus
    Serbien und Bosnien-Herzegowina. Dort wurden durch
    eine Überschwemmungskatastrophe Häuser und ganze
    Siedlungen zerstört. Zehntausende Menschen sind ob-
    dachlos, und es besteht Seuchengefahr. Die Behörden
    versuchen, zu helfen, wo sie können; das ist keine Frage.
    Diese Hilfe kommt aber längst nicht bei allen an.

    Insbesondere Roma sind von den Fluten betroffen;
    denn ihre Siedlungen befinden sich direkt an den Fluss-
    ufern. Erst in dieser Woche hat der Ombudsmann für
    Bürgerrechte, Saša Janković, in Bosnien-Herzegowina
    beklagt, dass dort einer Gruppe von 30 Roma der Zu-
    gang zu Aufnahmezentren einfach verweigert wurde,
    weil sie Roma waren. Sie wurden stattdessen in einen
    Bunker verfrachtet, der durch Rattengift verseucht war –
    ohne Toiletten, ohne sauberes Wasser und ohne An-
    schluss an das Abwassersystem. Ihnen wurde die Unter-
    stützung, die andere Bürgerinnen und Bürger dort selbst-
    verständlich erhalten haben, nicht zuteil – und das einzig
    und allein, weil sie Roma sind. Das ist die schreckliche
    Realität, die auch Sie von der Koalition einfach einmal
    zur Kenntnis nehmen müssen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist eine von vielen Geschichten alltäglicher Dis-
    kriminierung, die Roma in den Staaten des ehemaligen
    Jugoslawien erdulden und erleiden müssen. Ich will
    noch weitere Beispiele aus Serbien nennen:

    45 000 Roma, Flüchtlinge aus dem Kosovo, leben
    dort ohne Personaldokumente und damit völlig rechtlos.
    Sie haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung
    und zu Sozialleistungen. Man muss hier ganz deutlich
    sagen: Insgesamt gibt es dort 400 informelle Roma-Sied-
    lungen. Ein Drittel davon hat keine Wasserversorgung,
    70 Prozent der Haushalte sind nicht an das Abwassersys-
    tem angeschlossen, und häufig gibt es auch keinen
    Strom. Ich glaube, ich muss hier nicht sagen, was das
    dort bedeutet – insbesondere für Kinder und für Frauen.
    Laut UNICEF ist die Kindersterblichkeit bei Roma in
    Serbien viermal so hoch wie im Durchschnitt.

    All diese Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie schmal
    der Grat zwischen Diskriminierung und lebensbedrohen-
    der Ausgrenzung ist.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir reden nicht einfach über Armut. Wir reden über
    massive Verletzungen der sozialen Menschenrechte.
    Nach den Asylrichtlinien der EU muss auch eine Mehr-
    fachdiskriminierung zur Anerkennung als Flüchtling
    führen.

    Herr Innenminister, ich sage es gerne noch einmal:
    Wenn diese Menschen in irgendeiner Weise von schwer-
    wiegenden Verletzungen eines grundlegenden Men-
    schenrechtes betroffen sind, muss auch das zum Schutz
    in unserem Land führen, nicht nur die enge Sicht auf die
    politische Verfolgung.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Übrigens – auch das hat der Innenminister hier nicht er-
    wähnt – hat auch der UNHCR in seiner Stellungnahme
    zu dem heute vorliegenden Gesetzentwurf klar gefor-
    dert, dass das europäische Recht angewendet bzw. end-
    lich in die Praxis umgesetzt werden soll.

    In der Begründung des Gesetzentwurfs findet sich zu
    all diesen Menschenrechtsverletzungen kein einziges
    Wort. Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hat zu Recht
    von einer „Bagatellisierung“ der Menschenrechtslage in
    den Westbalkanstaaten gesprochen. In dem vorliegenden
    Gesetzentwurf werden die zahlreichen Berichte von
    Menschenrechtsgruppen, Institutionen und dem Europa-
    rat sowie der US-Menschenrechtsbericht – das soll
    schon etwas heißen – ignoriert. Diese Ignoranz der Bun-
    desregierung ist meines Erachtens wirklich unerträglich.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Diese ganze Debatte vergiftet zusehends das gesell-
    schaftliche Klima in der Bundesrepublik. Am Mittwoch
    wurden zum Beispiel neue Zahlen einer Studie der Uni-
    versität Leipzig zum Rassismus in der Mitte dieser Ge-
    sellschaft bekannt. Demnach haben 55,4 Prozent der Be-
    fragten ein Problem damit, wenn sich Roma und Sinti in
    ihrer Gegend aufhalten. 47,1 Prozent finden, Roma und
    Sinti sollten aus den Innenstädten verbannt werden.
    55,9 Prozent unterstellen ihnen eine höhere Neigung zu
    Kriminalität. – All diese Werte sind im Vergleich zur
    Umfrage von 2011 deutlich gestiegen.

    Der grassierende Antiziganismus ist auch das Ergeb-
    nis dieser unsäglichen Asylmissbrauchsdebatten, die wir
    seit mindestens zwei Jahren in dieser Gesellschaft füh-





    Ulla Jelpke


    (A) (C)



    (D)(B)

    ren, besonders auf der rechten Seite dieses Hauses. Das
    ist unerträglich.


    (Beifall bei der LINKEN)