Rede:
ID1803411500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Als: 1
    2. nächste: 1
    3. Rednerin: 1
    4. hat: 1
    5. die: 1
    6. Kollegin: 1
    7. Kerstin: 1
    8. Griesedas: 1
    9. Wort.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/34 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 34. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz – GKV-FQWG) Drucksache 18/1307 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2867 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2867 D Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2869 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2871 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2872 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2873 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2874 B Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2876 C Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2877 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2877 D Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2879 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 2879 D Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2881 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2881 D Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2883 A Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2884 B Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2885 C Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2886 D Tagesordnungspunkt 19: Vereinbarte Debatte: 10 Jahre „EU-Ost- erweiterung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2887 D Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2888 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2889 D Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 2891 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2893 A Maik Beermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2894 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2896 A Dr. Dorothee Schlegel (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2897 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2898 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 2899 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2900 D Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2902 A Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2904 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 2904 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2906 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 2906 C Tagesordnungspunkt 20: a) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Konstantin von Notz, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europäi- schen Grundrechtsschutz gewährleisten – Nationale Vorratsdatenspeicherung ver- hindern Drucksache 18/1339 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2907 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Dr. Petra Sitte, Dr. André Hahn, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE: Endgültig auf Vor- ratsdatenspeicherung verzichten – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Katja Keul, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Vorratsdatenspei- cherung verhindern Drucksachen 18/302, 18/381, 18/999 . . . . 2907 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2907 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2908 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2909 C Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2911 A Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2912 B Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2912 D Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2914 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2915 C Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2915 D Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Gesetzes zur Zahl- barmachung von Renten aus Beschäftigun- gen in einem Ghetto Drucksache 18/1308 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2917 A Gabriele Lösekrug-Möller, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . 2917 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2918 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2919 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2920 B Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2921 D Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2923 A Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Ge- schäftsverkehr Drucksache 18/1309 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2924 B Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2924 B Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2925 C Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2926 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2927 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2928 C Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2929 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2930 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 2931 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Christian Petry (SPD) zur Beratung des Ent- wurfs eines Gesetzes zur Anpassung steuer- licher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (33. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2931 D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2932 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2867 (A) (C) (D)(B) 34. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2931 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.05.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 09.05.2014 Binder, Karin DIE LINKE 09.05.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 09.05.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 09.05.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 09.05.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Groß, Michael SPD 09.05.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 09.05.2014 Held, Marcus SPD 09.05.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 09.05.2014 Hirte, Christian CDU/CSU 09.05.2014 Hoffmann, Alexander CDU/CSU 09.05.2014 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Junge, Frank SPD 09.05.2014 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 09.05.2014 Lay, Caren DIE LINKE 09.05.2014 Lotze, Hiltrud SPD 09.05.2014 Meier, Reiner CDU/CSU 09.05.2014 Mindrup, Klaus SPD 09.05.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Dr. Rosemann, Martin SPD 09.05.2014 Rützel, Bernd SPD 09.05.2014 Schavan, Annette CDU/CSU 09.05.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.05.2014 Spinrath, Norbert SPD 09.05.2014 Strässer, Christoph SPD 09.05.2014 Strothmann, Lena CDU/CSU 09.05.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 09.05.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 09.05.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Christian Petry (SPD) zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (33. Sitzung, Tagesordnungspunkt 17) Vor ziemlich genau einem Jahr hat das Bundesverfas- sungsgericht die Ungleichbehandlung von eingetragenen Lebenspartnerschaften und Ehen im Steuerrecht für ver- fassungswidrig erklärt. Das Gericht stellte klar, dass das sogenannte Ehegattensplitting in seiner damaligen Form gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz verstößt. Damit hat das Gericht nochmals unterstrichen, dass der besondere Schutz der Ehe, der in unserer Verfassung festgeschrieben ist, keine Ungleichbehandlung zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft rechtfertigt. Für mich steht fest: Diese Entscheidung ist richtig und war absolut überfällig. Die SPD setzt sich seit Jah- ren für eine vollständige Gleichstellung von Ehen und eigetragenen Lebenspartnerschaften ein. Es muss der Grundsatz gelten: Wer gleiche Pflichten übernimmt wie in der Ehe, wer sich verspricht, für den Partner einzuste- hen, der bekommt auch die gleichen Rechte. Alles an- dere ist mit meinem Rechtsverständnis nicht vereinbar. Bereits im letzten Jahr hat der Bundestag mit den Stimmen aller Fraktionen das Einkommensteuerrecht angepasst. Hier wurde die Diskriminierung von Schwu- len und Lesben beseitigt – ein wichtiger erster Schritt. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2932 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 (A) (C) (D)(B) Allerdings blieben viele damit zusammenhängende dis- kriminierende Formulierungen im Steuerrecht unange- tastet. Die SPD hat im Sommer 2013 dazu bereits einen umfassenden Vorschlag zur Beseitigung dieser Diskri- minierungen vorgelegt. Leider wurde unser Vorschlag damals noch von der schwarz-gelben Mehrheit im Par- lament blockiert. Heute haben wir eine neue Bundesre- gierung, die diese Ungleichbehandlungen endlich besei- tigt. Damit sind wir beim Kern der heutigen Debatte: Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesfinanz- ministeriums werden noch bestehende Ungleichbehand- lungen der eingetragenen Lebenspartnerschaft etwa in den Bereichen des Bundeskindergeldgesetzes, des Ei- genheimzulagegesetzes, der Abgabenordnung und des Altersvorsorge-Zertifizierungsgesetzes abgeschafft. Die Bundesregierung hat es sich zur Aufgabe ge- macht, die vielen, kleinteiligen technischen Änderungen in einem Gesetz zu bündeln. Dieses liegt nun dem Deut- schen Bundestag vor und wird heute in den zuständigen Fachausschuss überwiesen. Ich bin mir sicher, dass un- sere Änderungsvorschläge auf breite Zustimmung sto- ßen werden. Die Abschaffung von Diskriminierung von eingetragenen Lebenspartnerschaften im Steuerrecht muss schließlich im Interesse aller im Deutschen Bun- destag vertretenen Fraktionen liegen. Kurzum: Im Steuerrecht hat die Bundesregierung da- mit ihre Hausaufgaben gemacht. Ich will an dieser Stelle aber auch auf andere, offen gebliebene Fragen bei der Gleichstellung der eingetrage- nen Lebenspartnerschaft eingehen: Die Unionsfraktion hat lange gesetzliche Änderungen für eingetragene Lebenspartnerschaften blockiert und musste erst vom Bundesverfassungsgericht zu einem Umdenken gezwungen werden. Auch heute sind sich SPD und Union etwa in der Frage nach einem vollen Adoptionsrecht für eingetragene Lebenspartnerschaften uneins. Das bedauere ich sehr. Ich blicke aber dennoch optimistisch in die Zukunft, wenn ich in unseren Koalitionsvertrag schaue, in dem wir verabredet haben, dass „bestehende Diskriminierun- gen von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften in allen gesellschaftlichen Bereichen beendet werden“. Wir als SPD fordern bereits seit Jahren die vollstän- dige Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartner- schaften. Ich nehme unseren Koalitionspartner daher beim Wort. Unser Justizminister Heiko Maas hat mit seinem Gesetzentwurf zur Sukzessivadoption hier die Marschrute vorgegeben. Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Jahren weitere Schritte hin zur vollstän- digen Gleichstellung gehen werden. Regenbogenfamilien sind Teil unseres Alltags. Das gilt nicht nur für Großstädte wie Berlin oder Hamburg, sondern auch für die vielen ländlichen Gegenden in Deutschland. Überall dort leben Kinder glücklich in Re- genbogenfamilien zusammen und meistern ihren Alltag. Diese Vielfalt ist eine Bereicherung für unsere Gesell- schaft, die es auch mit unserem politischen Wirken zu unterstützen gilt. In den kommenden Beratungen im Finanzausschuss werden wir dieses Thema noch mal ausführlich diskutie- ren. Ich bin überzeugt, dass der vorliegende Gesetzent- wurf dabei im großen Konsens verabschiedet wird. Es ist wichtig, dass fraktionsübergreifend ein Signal hin zur Abschaffung von Diskriminierungen von eingetragenen Lebenspartnerschaften gesendet wird. Der Deutsche Bundestag übernimmt damit auch eine Vorbildfunktion: für eine offene, für eine tolerante und für eine bunte Ge- sellschaft, in der wir leben wollen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 921. Sitzung am 11. April 2014 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zuzustim- men: Gesetz zu dem Abkommen vom 8. April 2013 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Re- publik Östlich des Uruguay über Soziale Sicherheit Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 921. Sit- zung am 11. April 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Num- mer 1 bis 3, Satz 3 bis 5 des Standortauswahlgesetzes folgende Mitglieder der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt: Vorsitz der Kommission im Wechsel je Sitzung: Ursula Heinen-Esser Michael Müller Vertreter der Wissenschaft: Dr. Detlef Appel (Geologe) Hartmut Gaßner (Jurist) Prof. Dr. Armin Grunwald (Physik und Biologie) Dr. Ulrich Kleemann (Geologe) Prof. Dr.-Ing. Wolfram Kudla (Bauingenieur; Boden- und Felsenmechanik) Michael Sailer (Chemiker) Hubert Steinkemper (Jurist) Prof. Dr. Bruno Thomauske (Physiker) Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen: Edeltraud Glänzer (Deutscher Gewerkschaftsbund) Dr. Ralf Güldner (Bundesverband der Deutschen Industrie) Prof. Dr. Gerd Jäger (Bundesverband der Deutschen In- dustrie) Ralf Meister (Evangelische Kirche in Deutschland) Prof. Dr. Georg Milbradt (Kommissariat der Deutschen Bischöfe) Erhard Ott (Deutscher Gewerkschaftsbund) N.N. (Umweltverbände) N.N. (Umweltverbände) Mitglieder der Landesregierungen: Minister Franz Untersteller (Baden-Württemberg) Staatsminister Dr. Marcel Huber (Bayern) Minister Christian Pegel (Mecklenburg-Vorpommern) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2933 (A) (C) (D)(B) Minister Stefan Wenzel (Niedersachsen) Minister Garrelt Duin (Nordrhein-Westfalen) Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Sachsen) Ministerpräsident Dr. Reiner Haselhoff (Sachsen-Anhalt) Minister Dr. Robert Habeck (Schleswig-Holstein) Stellvertretende Mitglieder der Landesregierungen: Senator Michael Müller (Berlin) Ministerin Anita Tack (Brandenburg) Senator Dr. Joachim Lohse (Bremen) Staatsministerin Priska Hinz (Hessen) Senatorin Jutta Blankau-Rosenfeldt (Hamburg) Staatsministerin Eveline Lemke (Rheinland-Pfalz) Minister Reinhold Jost (Saarland) Minister Jürgen Reinholz (Thüringen) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Erneute Überprüfung der Deutschen Energieagentur (dena) durch den Bundes- rechnungshof auf Drucksache 18/181 zurückzieht. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO Frühjahrstagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 25. bis 28. Mai 2012 in Tallinn, Estland Drucksachen 18/231, 81/817 Nr. 1 – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 23. bis 27. April 2012 in Straßburg Drucksachen 18/625, 18/817 Nr. 3 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ein Konzept zur För- derung, Entwicklung und Markteinführung von geo- thermischer Stromerzeugung und Wärmenutzung Drucksachen 16/13128, 18/770 Nr. 13 Bericht gem. § 56a GO-BT des Ausschusses für Bil- dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Technikfolgenabschätzung (TA) Gesetzliche Regelungen für den Zugang zur Informa- tionsgesellschaft Drucksachen 17/11959, 18/641 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesnetzagentur nach § 112a Absatz 3 des Energiewirtschaftsgesetzes zu den Erfahrungen mit der Anreizregulierung Drucksachen 18/536, 18/817 Nr. 2 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Verkehrsverlagerungen auf das nachge- ordnete Straßennetz infolge der Einführung der Lkw- Maut auf vier- und mehrstreifigen Bundesstraßen Drucksachen 18/689, 18/817 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2012 Drucksachen 18/580, 18/891 Nr. 1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen- abschätzung Unterrichtung durch die Bundesregierung 15. Bericht des Ausschusses für die Hochschulstatistik für den Zeitraum 1. Juni 2008 bis 31. Mai 2012 Drucksachen 17/13668, 18/641 Nr. 11 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/1048 Nr. A.1 EuB-BReg 23/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.2 EuB-BReg 25/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.3 Ratsdokument 7505/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1048 Nr. A.13 Ratsdokument 7635/14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/642 Nr. C.10 Ratsdokument 12751/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/419 Nr. A.128 EP P7_TA-PROV(2013)0443 Drucksache 18/419 Nr. A.129 Ratsdokument 11064/13 Drucksache 18/419 Nr. A.130 Ratsdokument 11851/13 Drucksache 18/419 Nr. A.131 Ratsdokument 11917/13 Drucksache 18/419 Nr. A.132 Ratsdokument 12242/13 Drucksache 18/419 Nr. A.133 Ratsdokument 12633/13 Drucksache 18/419 Nr. A.134 Ratsdokument 13068/13 Drucksache 18/419 Nr. A.135 Ratsdokument 13457/13 Drucksache 18/419 Nr. A.136 Ratsdokument 14637/13 Drucksache 18/419 Nr. A.137 Ratsdokument 14912/13 Drucksache 18/419 Nr. A.138 Ratsdokument 15030/13 Drucksache 18/419 Nr. A.139 Ratsdokument 15051/13 2934 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 (A) (C) (B) Drucksache 18/419 Nr. A.140 Ratsdokument 15468/13 Drucksache 18/419 Nr. A.141 Ratsdokument 15845/13 Drucksache 18/419 Nr. A.142 Ratsdokument 15878/13 Drucksache 18/419 Nr. A.143 Ratsdokument 15889/13 Drucksache 18/544 Nr. A.44 Ratsdokument 5190/14 (D) 34. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Finanzstruktur und Qualität in der GKV TOP 19 10 Jahre „EU-Osterweiterung“ TOP 20 Vorratsdatenspeicherung TOP 21 Renten aus Beschäftigung in einem Ghetto TOP 22 Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Volker Beck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

    möchte zunächst mit einem Dank an die Kolleginnen
    und Kollegen von der SPD dafür beginnen, dass sie
    durchgesetzt haben, dass dieses wirklich ungute Kapitel
    jetzt hoffentlich ein gutes Ende findet. Wir als Opposi-
    tion haben in der letzten Wahlperiode wiederholt ge-
    meinsam gefordert, dass der gesetzgeberische Wille, der
    2002 zu dem Ghettorentengesetz geführt hat, endlich
    von Verwaltung, Gerichten und Gesetzgeber umgesetzt
    wird.

    Wir hatten von Anfang an gesagt, man solle die Leis-
    tungen rückwirkend ab 1997 bekommen. Durch die
    skandalöse Rechtspraxis sowohl der zuständigen Behör-
    den als auch einiger Sozialgerichte wurde das gemacht,
    was leider paradigmatisch für die Praxis und Geschichte
    des deutschen Entschädigungsrechts steht: Man hat mit
    den Opfern immer gerechtet, hat Opfergruppen heraus-
    argumentiert, hat Leistungen gekürzt, hat Verfolgungs-
    schicksale nicht in ihrer vollen Dimension wahrhaben
    wollen und nicht anerkannt. Das ist im Praxisvollzug
    dieses Gesetzes auch passiert.

    Wie kann ein Sozialgericht auf die Idee kommen,
    dass die Arbeit in einem Ghetto quasi die gleichen recht-
    lichen Strukturen haben soll wie ein Normalarbeitsver-
    hältnis in der Bundesrepublik Deutschland? Natürlich
    waren das Zwangsverhältnisse. Niemand war freiwillig
    im Ghetto. Natürlich war es aus der Not geboren, dass
    die Menschen dort gearbeitet haben: um eine Suppe
    mehr zu haben, um ein paar Zloty zu bekommen, um
    sich etwas zu essen kaufen zu können oder um die Masse
    zu erhöhen, über die der Judenrat verfügen konnte, um
    für die Menschen zu sorgen.

    Natürlich war das nicht freiwillig in unserem Sinne,
    auch wenn es zum Teil freie Entscheidungen waren.
    Dass man das rückblickend nicht erkannt hat, halte ich
    für einen Skandal.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Für einen Skandal halte ich auch, dass man oftmals nach
    Aktenlage entschieden und einfach Formalien zur
    Grundlage der Entscheidungen gemacht hat.

    Ich finde, in diesem Zusammenhang gebührt dem So-
    zialrichter von Renesse, der auch bei den Anhörungen
    des Parlamentes zugegen war, großer Dank. Er hat ge-
    sagt: Nein, ich höre mir das Lebensschicksal der Men-
    schen an, das will ich kennen, statt mich nur auf die For-
    mulare zu stützen, die die Menschen in ihrer Dimension
    nicht voll durchschaut haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich hoffe, dass ihm für sein Engagement in dieser Hin-
    sicht noch Recht widerfährt.

    Es ist gut, dass wir heute die Gesetzgebung korrigie-
    ren und in Rechnung stellen, dass das Bundessozialge-
    richt eine neue Praxis vorgegeben hat, sodass diejenigen,





    Volker Beck (Köln)



    (A) (C)



    (D)(B)

    die Opfer einer falschen Rechtsprechung waren, im Er-
    gebnis nicht weniger Leistungen bekommen als diejeni-
    gen, denen der Anspruch von Anfang an gewährt wurde.

    Ich möchte aber auf ein Problem aufmerksam ma-
    chen, das der Gesetzentwurf der Bundesregierung noch
    enthält und eine bestimmte Personengruppe betrifft. In
    der Begründung des Gesetzentwurfes heißt es zu Recht:

    Um Ungleichbehandlungen unter den Berechtigten
    zu vermeiden, können künftig auch diejenigen, die
    zum Beispiel wegen befürchteter Aussichtslosigkeit
    angesichts der jahrelangen restriktiven Bewilli-
    gungspraxis einen Antrag auf eine Rente nach dem
    ZRBG nicht innerhalb der bisher geltenden An-
    tragsfrist … gestellt … haben,

    einen Antrag stellen. – Das ist richtig. Manche dieser
    Antragsteller, die wussten, dass sie, weil sie kein Gehalt,
    sondern nur Lebensmittelmarken bekommen haben,
    nach bisheriger Praxis keinen Anspruch hatten, können
    den Antrag nicht mehr stellen, weil sie inzwischen ver-
    storben sind bzw. vor 2009 verstorben waren.

    Die Hinterbliebenen dieser Ghettorentenberechtig-
    ten, die oftmals selber auch NS-Verfolgte sind, aber wo-
    möglich nicht im Ghetto waren, sondern gleich von ih-
    rem Wohnort in ein KZ verschleppt worden sind,
    erhalten jetzt nach dem Ghettorentengesetz Leistungen
    in Form der Hinterbliebenenrente nur ab dem Todestag
    des Ghettorentenberechtigten. Damit leiden sie mit da-
    runter, dass jemand in dem Wissen, dass er keinen An-
    spruch hat, auf Antragstellung verzichtet hat, weil er sich
    von einer deutschen Behörde nicht auch noch diese Ab-
    lehnung schriftlich geben lassen wollte.

    Ich finde – das sage ich auch an meine konservativen
    Freunde von der CDU gerichtet –, wenn wir den Schutz
    der Ehe ernst nehmen, dann müssen wir auch daran fest-
    halten, dass die Ehe eine Wirtschaftsgemeinschaft ist.
    Die Hinterbliebenen stehen heute unter Umständen öko-
    nomisch schlechter da – im Zweifelsfall macht das
    7 000 Euro aus –, als wenn ihr verstorbener Ehegatte
    oder seine verstorbene Ehegattin den Antrag gestellt
    hätte. Es geht wahrscheinlich um wenige Menschen.
    Lassen Sie uns diese kleine Ungerechtigkeit im Gesetz-
    gebungsverfahren im Ausschuss noch bereinigen. Ich
    hoffe, wir kriegen das gemeinsam hin.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, ich möchte mich zum
    Schluss dafür bedanken, dass wir heute so weit gekom-
    men sind. Angesichts dessen, dass heute der 9. Mai ist,
    dass man in Russland, in der Ukraine und in Weißruss-
    land heute des Waffenstillstandes, der Kapitulation


    (Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Befreiung)


    und der Befreiung Deutschlands durch die Rote Armee
    gedenkt, möchte ich aber auch daran erinnern, dass wir,
    wie ich denke, noch ein offenes Kapitel in der Erinne-
    rungspolitik haben, und zwar in der Frage der Entschädi-
    gung bzw. der humanitären Gesten gegenüber den sow-
    jetischen Kriegsgefangenen. Sie waren die zweitgrößte
    Opfergruppe nach den Juden. Millionen von Soldaten
    sind in den Russenlagern ausgehungert, zu Tode gequält
    und umgebracht worden. Es gibt keinen Ort, an dem wir
    dieses Unrechts und der Opfer gedenken, die oftmals,
    wenn sie überlebt haben, unter Stalin als angebliche Kol-
    laborateure weiter gelitten haben. Demgegenüber hat
    Deutschland bis heute keine Geste des humanitären Aus-
    gleichs angeboten.

    Ich finde, wir sollten uns in dieser Legislaturperiode,
    solange noch betroffene Menschen leben, auch diesem
    Kapitel widmen. Ich glaube, gerade in der aktuellen Si-
    tuation wäre es ein gutes Signal an die Völker der ehe-
    maligen Sowjetunion, dass wir ihnen dankbar sind, dass
    sie uns vom Hitlerfaschismus und von den Nationalsozi-
    alisten befreit haben und dass Konflikte, die wir außen-
    politisch an anderer Stelle haben, nichts damit zu tun ha-
    ben, dass wir ihnen diesen Dank auch in Zukunft
    schulden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächste Rednerin hat die Kollegin Kerstin Griese

das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kerstin Griese


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Ich möchte mich erst einmal sehr herzlich bedanken für
    die große Ernsthaftigkeit, mit der die Debatte hier ge-
    führt wird. Ich denke, das ist der Sache angemessen.
    Auch die Tatsache, dass wir schon heute Morgen in ei-
    nem interfraktionellen Berichterstattergespräch mit allen
    vier Fraktionen über dieses Thema beraten haben, zeigt,
    dass, wie wir hier heute ja auch erleben, sehr große Ein-
    mütigkeit herrscht, und lässt hoffen, dass wir endlich zu
    einem guten Ergebnis kommen. Vielen Dank dafür an
    alle Fraktionen.

    Vielen Dank auch an Ministerin Andrea Nahles und
    an Sie, liebe Frau Staatssekretärin; denn es war eine der
    ersten Amtshandlungen unserer Ministerin, dass sie ver-
    sucht hat, für dieses seit langem schwelende und schwie-
    rige Thema eine im Sinne der Betroffenen bessere Lö-
    sung zu finden. Das war dringend nötig. Ich bedaure,
    dass es so spät kommt. Daher ist es wichtig, dass wir das
    jetzt so schnell wie möglich beschließen.

    Wir sprechen über die Änderung des Ghettorentenge-
    setzes, ein Gesetz, das wir 2002 mit der Intention be-
    schlossen hatten – das wurde bereits gesagt –, dass den
    Menschen, die in Ghettos unter schlimmen Umständen
    arbeiten mussten, ein kleines Stück Gerechtigkeit
    – wenn man überhaupt davon sprechen kann – wider-
    fährt und dass entsprechende Auszahlungen rückwir-
    kend ab 1997 möglich werden.

    Wie wir schon gehört haben, wurden in der Praxis zu-
    erst etwa 90 Prozent der Anträge, die oft von Menschen,
    die sehr alt und krank waren, gestellt wurden, nicht be-





    Kerstin Griese


    (A) (C)



    (D)(B)

    willigt. Die Betroffenen haben das als einen Schlag ins
    Gesicht empfunden. Das hat dazu geführt, dass 2009 das
    Bundessozialgericht die bisherige strikte Auslegung re-
    vidiert hat und danach etwa 50 Prozent der Fälle, die zu-
    vor abgelehnt wurden, anerkannt wurden. Allerdings
    – das war das Problem dabei, das wir nun gesetzlich lö-
    sen wollen – erfolgte die Rentenauszahlung für die nun
    anerkannten Anträge nur für vier Jahre rückwirkend,
    also erst ab 2005 und nicht schon ab 1997, wie es der
    Gesetzgeber wollte. Das bedeutete für viele Menschen,
    die oft krank sind, in Armut leben und deren Situation
    schwierig ist, eine echte Enttäuschung. Zwar wurden
    dann Zuschläge zum Ausgleich geleistet, aber diese auf
    vier Jahre begrenzte Nachzahlung wurde von den Be-
    troffenen als großes Unrecht empfunden. Das wollen wir
    nun ändern.

    Ich will einen Vertreter der Menschen, über die wir
    hier sprechen, zu Wort kommen lassen. In der letzten Le-
    gislaturperiode gab es eine Anhörung im Deutschen
    Bundestag. Uri Chanoch, Jahrgang 1928, geboren in Li-
    tauen, ist dort zu Wort gekommen. Er hat in einem
    Ghetto bei Kovno leben und arbeiten müssen. Er war da-
    nach in einem Außenlager des KZ Dachau inhaftiert. Er
    hat im Dezember 2012 bei dieser Anhörung im Bundes-
    tag Folgendes gesagt – ich zitiere mit Erlaubnis der Frau
    Präsidentin –:

    Was wir und eigentlich alle Überlebenden wollen,
    ist nicht viel, wirklich nicht viel. Die Ghetto-Insas-
    sen waren, die sollen die Rente ab 1997 bekommen,
    und das ist einfach… Ich bin jetzt 85, ich war 17 bei
    der Befreiung. Schauen Sie, nicht alle haben An-
    träge gestellt, bis heute wollen nicht alle mit
    Deutschland etwas zu tun haben, aber diejenigen,
    die noch existieren, haben in der Mehrheit Pro-
    bleme… Wir haben alle Probleme, ein Überleben-
    der ist nie heraus von dort, das ist normal. Jeder
    Einzelne hat einen Tick, hat schlechte Träume,
    schluckt Pillen, trotzdem haben sie geholfen und
    das Land aufgebaut, trotz alledem.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, für die jüdischen
    Frauen und Männer, die in Ghettos unter der Herrschaft
    der Nationalsozialisten leben mussten, war Arbeit im
    wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendig, überle-
    bensnotwendig. Sie mussten arbeiten, um zu überleben;
    denn wer arbeitete, bekam etwas zu essen. Wer arbeitete,
    wurde nicht so schnell in ein KZ weitergeschickt.

    Während der NS-Herrschaft wurden über 1 000 Ghet-
    tos im deutschen Besatzungs- und Herrschaftsgebiet er-
    richtet. Allein in Polen waren es rund 600. Die Ghettos
    waren Durchgangsstationen auf dem Weg in die Ver-
    nichtungslager. Sie waren aber auch Arbeitskräftereser-
    voir und Produktionsstätten für die deutsche Rüstungsin-
    dustrie. Dass für die Arbeit der in Ghettos lebenden
    Juden tatsächlich damals Rentenbeiträge abgeführt wur-
    den, zeigt, wie erschreckend technokratisch und zugleich
    zutiefst unmenschlich das System des NS-Regimes
    agierte. Es war ja überhaupt nie vorgesehen, den in
    Ghettos Beschäftigten für ihre gezahlten Sozialabgaben
    tatsächlich später Renten zu zahlen. Schließlich war die
    totale Ermordung aller Juden geplant.
    Ich habe viel mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ge-
    sprochen, die mich sehr beeindruckt haben; ich war oft
    in Israel. Ich weiß, dass die hohen Ablehnungszahlen der
    Anträge auf Renten für in Ghettos geleistete Arbeit dort
    intensiv wahrgenommen wurden.

    Deshalb ist es gut und wichtig, dass mit der jetzt vor-
    gelegten Änderung die Vierjahresfrist ausgeschlossen
    wird und alle Antragsteller ihre Rente rückwirkend ab
    1997 bekommen. Wir werden eine Optionsmöglichkeit
    einführen, sodass auch jeder bzw. jede individuell ent-
    scheiden kann, welche Möglichkeit für ihn oder sie bes-
    ser ist. Das Verfahren soll so unbürokratisch und ver-
    ständlich wie möglich mit einem Anschreiben der
    Rentenversicherung in der Sprache des Landes, in dem
    die Betroffenen leben, durchgeführt werden, damit diese
    sehr alten Menschen eine individuelle Entscheidung tref-
    fen können.

    Auch die generelle Streichung der Antragsfrist, die
    bisher der 30. Juni 2003 war, ist wichtig; denn es wird
    weiter möglich sein, Rentenanträge zu stellen. Es gibt
    heute immer noch Menschen, die sich jetzt erst trauen,
    einen solchen Antrag zu stellen, bzw. jetzt erst von der
    Möglichkeit erfahren, einen solchen Antrag zu stellen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin optimis-
    tisch, dass wir mit diesen Änderungen den berechtigten
    Anliegen der ehemaligen Ghettoarbeiterinnen und -ar-
    beiter nach einer Rente entsprechen können. Diese Men-
    schen haben es verdient, von uns, vom Parlament, von
    Deutschland mit Respekt und mit Demut behandelt zu
    werden. Diese unsere Geschichte, das menschenunwür-
    dige Leben und die abscheulichen Gräueltaten, die Jü-
    dinnen und Juden in den Ghettos und in den KZs unter
    deutscher Aufsicht erlitten haben, diese Geschichte ver-
    pflichtet uns zu besonderer Aufmerksamkeit und Verant-
    wortung den Überlebenden gegenüber.

    Uri Chanoch, den ich zu Beginn zitierte, ist 1946 nach
    Israel ausgewandert. Bis heute spricht er vor Schülerin-
    nen und Schülern über seine Erlebnisse, zuletzt noch im
    Februar dieses Jahres in Dachau. Ich habe tiefen Respekt
    davor, dass ein Mensch mit dieser Lebensgeschichte
    nach Deutschland zurückkehrt und mit Jugendlichen dis-
    kutiert.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Gesetzentwurf
    liegt uns vor, und ich wünsche mir sehr, dass wir ihm
    nach intensiver, aber rascher Beratung alle zustimmen
    können. Das wäre ein sehr gutes Zeichen. Für fast
    40 000 Menschen, etwa die Hälfte von ihnen in Israel,
    viele in den USA, in Ungarn, in Kanada und in der gan-
    zen Welt, würde das eine sofortige, ganz konkrete Ver-
    besserung ihres beschwerlichen Alltags bedeuten. Aber
    wir müssen auch wissen, dass täglich Menschen sterben,
    die solche Rentenanträge gestellt haben und die nicht
    mehr erleben, dass wir dieses Gesetz verändern und dass
    sie Renten aus Deutschland bekommen. Ich bedaure es,
    dass diese Änderung erst jetzt, 2014, kommt. Aber sie
    kommt, und das ist wichtig.

    Vielen Dank.


    (Beifall im ganzen Hause)







    (A) (C)



    (D)(B)