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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/34 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 34. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz – GKV-FQWG) Drucksache 18/1307 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2867 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2867 D Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2869 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2871 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2872 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2873 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2874 B Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2876 C Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2877 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2877 D Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2879 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 2879 D Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2881 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2881 D Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2883 A Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2884 B Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2885 C Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2886 D Tagesordnungspunkt 19: Vereinbarte Debatte: 10 Jahre „EU-Ost- erweiterung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2887 D Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2888 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2889 D Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 2891 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2893 A Maik Beermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2894 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2896 A Dr. Dorothee Schlegel (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2897 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2898 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 2899 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2900 D Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2902 A Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2904 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 2904 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2906 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 2906 C Tagesordnungspunkt 20: a) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Konstantin von Notz, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europäi- schen Grundrechtsschutz gewährleisten – Nationale Vorratsdatenspeicherung ver- hindern Drucksache 18/1339 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2907 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Dr. Petra Sitte, Dr. André Hahn, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE: Endgültig auf Vor- ratsdatenspeicherung verzichten – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Katja Keul, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Vorratsdatenspei- cherung verhindern Drucksachen 18/302, 18/381, 18/999 . . . . 2907 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2907 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2908 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2909 C Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2911 A Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2912 B Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2912 D Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2914 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2915 C Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2915 D Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Gesetzes zur Zahl- barmachung von Renten aus Beschäftigun- gen in einem Ghetto Drucksache 18/1308 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2917 A Gabriele Lösekrug-Möller, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . 2917 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2918 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2919 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2920 B Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2921 D Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2923 A Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Ge- schäftsverkehr Drucksache 18/1309 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2924 B Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2924 B Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2925 C Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2926 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2927 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2928 C Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2929 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2930 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 2931 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Christian Petry (SPD) zur Beratung des Ent- wurfs eines Gesetzes zur Anpassung steuer- licher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (33. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2931 D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2932 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2867 (A) (C) (D)(B) 34. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2931 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.05.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 09.05.2014 Binder, Karin DIE LINKE 09.05.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 09.05.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 09.05.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 09.05.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Groß, Michael SPD 09.05.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 09.05.2014 Held, Marcus SPD 09.05.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 09.05.2014 Hirte, Christian CDU/CSU 09.05.2014 Hoffmann, Alexander CDU/CSU 09.05.2014 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Junge, Frank SPD 09.05.2014 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 09.05.2014 Lay, Caren DIE LINKE 09.05.2014 Lotze, Hiltrud SPD 09.05.2014 Meier, Reiner CDU/CSU 09.05.2014 Mindrup, Klaus SPD 09.05.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Dr. Rosemann, Martin SPD 09.05.2014 Rützel, Bernd SPD 09.05.2014 Schavan, Annette CDU/CSU 09.05.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.05.2014 Spinrath, Norbert SPD 09.05.2014 Strässer, Christoph SPD 09.05.2014 Strothmann, Lena CDU/CSU 09.05.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 09.05.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 09.05.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Christian Petry (SPD) zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (33. Sitzung, Tagesordnungspunkt 17) Vor ziemlich genau einem Jahr hat das Bundesverfas- sungsgericht die Ungleichbehandlung von eingetragenen Lebenspartnerschaften und Ehen im Steuerrecht für ver- fassungswidrig erklärt. Das Gericht stellte klar, dass das sogenannte Ehegattensplitting in seiner damaligen Form gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz verstößt. Damit hat das Gericht nochmals unterstrichen, dass der besondere Schutz der Ehe, der in unserer Verfassung festgeschrieben ist, keine Ungleichbehandlung zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft rechtfertigt. Für mich steht fest: Diese Entscheidung ist richtig und war absolut überfällig. Die SPD setzt sich seit Jah- ren für eine vollständige Gleichstellung von Ehen und eigetragenen Lebenspartnerschaften ein. Es muss der Grundsatz gelten: Wer gleiche Pflichten übernimmt wie in der Ehe, wer sich verspricht, für den Partner einzuste- hen, der bekommt auch die gleichen Rechte. Alles an- dere ist mit meinem Rechtsverständnis nicht vereinbar. Bereits im letzten Jahr hat der Bundestag mit den Stimmen aller Fraktionen das Einkommensteuerrecht angepasst. Hier wurde die Diskriminierung von Schwu- len und Lesben beseitigt – ein wichtiger erster Schritt. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2932 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 (A) (C) (D)(B) Allerdings blieben viele damit zusammenhängende dis- kriminierende Formulierungen im Steuerrecht unange- tastet. Die SPD hat im Sommer 2013 dazu bereits einen umfassenden Vorschlag zur Beseitigung dieser Diskri- minierungen vorgelegt. Leider wurde unser Vorschlag damals noch von der schwarz-gelben Mehrheit im Par- lament blockiert. Heute haben wir eine neue Bundesre- gierung, die diese Ungleichbehandlungen endlich besei- tigt. Damit sind wir beim Kern der heutigen Debatte: Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesfinanz- ministeriums werden noch bestehende Ungleichbehand- lungen der eingetragenen Lebenspartnerschaft etwa in den Bereichen des Bundeskindergeldgesetzes, des Ei- genheimzulagegesetzes, der Abgabenordnung und des Altersvorsorge-Zertifizierungsgesetzes abgeschafft. Die Bundesregierung hat es sich zur Aufgabe ge- macht, die vielen, kleinteiligen technischen Änderungen in einem Gesetz zu bündeln. Dieses liegt nun dem Deut- schen Bundestag vor und wird heute in den zuständigen Fachausschuss überwiesen. Ich bin mir sicher, dass un- sere Änderungsvorschläge auf breite Zustimmung sto- ßen werden. Die Abschaffung von Diskriminierung von eingetragenen Lebenspartnerschaften im Steuerrecht muss schließlich im Interesse aller im Deutschen Bun- destag vertretenen Fraktionen liegen. Kurzum: Im Steuerrecht hat die Bundesregierung da- mit ihre Hausaufgaben gemacht. Ich will an dieser Stelle aber auch auf andere, offen gebliebene Fragen bei der Gleichstellung der eingetrage- nen Lebenspartnerschaft eingehen: Die Unionsfraktion hat lange gesetzliche Änderungen für eingetragene Lebenspartnerschaften blockiert und musste erst vom Bundesverfassungsgericht zu einem Umdenken gezwungen werden. Auch heute sind sich SPD und Union etwa in der Frage nach einem vollen Adoptionsrecht für eingetragene Lebenspartnerschaften uneins. Das bedauere ich sehr. Ich blicke aber dennoch optimistisch in die Zukunft, wenn ich in unseren Koalitionsvertrag schaue, in dem wir verabredet haben, dass „bestehende Diskriminierun- gen von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften in allen gesellschaftlichen Bereichen beendet werden“. Wir als SPD fordern bereits seit Jahren die vollstän- dige Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartner- schaften. Ich nehme unseren Koalitionspartner daher beim Wort. Unser Justizminister Heiko Maas hat mit seinem Gesetzentwurf zur Sukzessivadoption hier die Marschrute vorgegeben. Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Jahren weitere Schritte hin zur vollstän- digen Gleichstellung gehen werden. Regenbogenfamilien sind Teil unseres Alltags. Das gilt nicht nur für Großstädte wie Berlin oder Hamburg, sondern auch für die vielen ländlichen Gegenden in Deutschland. Überall dort leben Kinder glücklich in Re- genbogenfamilien zusammen und meistern ihren Alltag. Diese Vielfalt ist eine Bereicherung für unsere Gesell- schaft, die es auch mit unserem politischen Wirken zu unterstützen gilt. In den kommenden Beratungen im Finanzausschuss werden wir dieses Thema noch mal ausführlich diskutie- ren. Ich bin überzeugt, dass der vorliegende Gesetzent- wurf dabei im großen Konsens verabschiedet wird. Es ist wichtig, dass fraktionsübergreifend ein Signal hin zur Abschaffung von Diskriminierungen von eingetragenen Lebenspartnerschaften gesendet wird. Der Deutsche Bundestag übernimmt damit auch eine Vorbildfunktion: für eine offene, für eine tolerante und für eine bunte Ge- sellschaft, in der wir leben wollen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 921. Sitzung am 11. April 2014 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zuzustim- men: Gesetz zu dem Abkommen vom 8. April 2013 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Re- publik Östlich des Uruguay über Soziale Sicherheit Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 921. Sit- zung am 11. April 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Num- mer 1 bis 3, Satz 3 bis 5 des Standortauswahlgesetzes folgende Mitglieder der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt: Vorsitz der Kommission im Wechsel je Sitzung: Ursula Heinen-Esser Michael Müller Vertreter der Wissenschaft: Dr. Detlef Appel (Geologe) Hartmut Gaßner (Jurist) Prof. Dr. Armin Grunwald (Physik und Biologie) Dr. Ulrich Kleemann (Geologe) Prof. Dr.-Ing. Wolfram Kudla (Bauingenieur; Boden- und Felsenmechanik) Michael Sailer (Chemiker) Hubert Steinkemper (Jurist) Prof. Dr. Bruno Thomauske (Physiker) Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen: Edeltraud Glänzer (Deutscher Gewerkschaftsbund) Dr. Ralf Güldner (Bundesverband der Deutschen Industrie) Prof. Dr. Gerd Jäger (Bundesverband der Deutschen In- dustrie) Ralf Meister (Evangelische Kirche in Deutschland) Prof. Dr. Georg Milbradt (Kommissariat der Deutschen Bischöfe) Erhard Ott (Deutscher Gewerkschaftsbund) N.N. (Umweltverbände) N.N. (Umweltverbände) Mitglieder der Landesregierungen: Minister Franz Untersteller (Baden-Württemberg) Staatsminister Dr. Marcel Huber (Bayern) Minister Christian Pegel (Mecklenburg-Vorpommern) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2933 (A) (C) (D)(B) Minister Stefan Wenzel (Niedersachsen) Minister Garrelt Duin (Nordrhein-Westfalen) Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Sachsen) Ministerpräsident Dr. Reiner Haselhoff (Sachsen-Anhalt) Minister Dr. Robert Habeck (Schleswig-Holstein) Stellvertretende Mitglieder der Landesregierungen: Senator Michael Müller (Berlin) Ministerin Anita Tack (Brandenburg) Senator Dr. Joachim Lohse (Bremen) Staatsministerin Priska Hinz (Hessen) Senatorin Jutta Blankau-Rosenfeldt (Hamburg) Staatsministerin Eveline Lemke (Rheinland-Pfalz) Minister Reinhold Jost (Saarland) Minister Jürgen Reinholz (Thüringen) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Erneute Überprüfung der Deutschen Energieagentur (dena) durch den Bundes- rechnungshof auf Drucksache 18/181 zurückzieht. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO Frühjahrstagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 25. bis 28. Mai 2012 in Tallinn, Estland Drucksachen 18/231, 81/817 Nr. 1 – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 23. bis 27. April 2012 in Straßburg Drucksachen 18/625, 18/817 Nr. 3 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ein Konzept zur För- derung, Entwicklung und Markteinführung von geo- thermischer Stromerzeugung und Wärmenutzung Drucksachen 16/13128, 18/770 Nr. 13 Bericht gem. § 56a GO-BT des Ausschusses für Bil- dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Technikfolgenabschätzung (TA) Gesetzliche Regelungen für den Zugang zur Informa- tionsgesellschaft Drucksachen 17/11959, 18/641 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesnetzagentur nach § 112a Absatz 3 des Energiewirtschaftsgesetzes zu den Erfahrungen mit der Anreizregulierung Drucksachen 18/536, 18/817 Nr. 2 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Verkehrsverlagerungen auf das nachge- ordnete Straßennetz infolge der Einführung der Lkw- Maut auf vier- und mehrstreifigen Bundesstraßen Drucksachen 18/689, 18/817 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2012 Drucksachen 18/580, 18/891 Nr. 1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen- abschätzung Unterrichtung durch die Bundesregierung 15. Bericht des Ausschusses für die Hochschulstatistik für den Zeitraum 1. Juni 2008 bis 31. Mai 2012 Drucksachen 17/13668, 18/641 Nr. 11 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/1048 Nr. A.1 EuB-BReg 23/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.2 EuB-BReg 25/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.3 Ratsdokument 7505/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1048 Nr. A.13 Ratsdokument 7635/14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/642 Nr. C.10 Ratsdokument 12751/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/419 Nr. A.128 EP P7_TA-PROV(2013)0443 Drucksache 18/419 Nr. A.129 Ratsdokument 11064/13 Drucksache 18/419 Nr. A.130 Ratsdokument 11851/13 Drucksache 18/419 Nr. A.131 Ratsdokument 11917/13 Drucksache 18/419 Nr. A.132 Ratsdokument 12242/13 Drucksache 18/419 Nr. A.133 Ratsdokument 12633/13 Drucksache 18/419 Nr. A.134 Ratsdokument 13068/13 Drucksache 18/419 Nr. A.135 Ratsdokument 13457/13 Drucksache 18/419 Nr. A.136 Ratsdokument 14637/13 Drucksache 18/419 Nr. A.137 Ratsdokument 14912/13 Drucksache 18/419 Nr. A.138 Ratsdokument 15030/13 Drucksache 18/419 Nr. A.139 Ratsdokument 15051/13 2934 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 (A) (C) (B) Drucksache 18/419 Nr. A.140 Ratsdokument 15468/13 Drucksache 18/419 Nr. A.141 Ratsdokument 15845/13 Drucksache 18/419 Nr. A.142 Ratsdokument 15878/13 Drucksache 18/419 Nr. A.143 Ratsdokument 15889/13 Drucksache 18/544 Nr. A.44 Ratsdokument 5190/14 (D) 34. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Finanzstruktur und Qualität in der GKV TOP 19 10 Jahre „EU-Osterweiterung“ TOP 20 Vorratsdatenspeicherung TOP 21 Renten aus Beschäftigung in einem Ghetto TOP 22 Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Patrick Sensburg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Sehr geehrter Herr Korte, zu Beginn muss ich
    auf Ihre Rede eingehen, obwohl ich Ihrer Rede nicht den
    großen Raum geben möchte.


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Die war gut, oder?)


    Sie haben anfangs Ihrer Rede Ihre erste Rede im Deut-
    schen Bundestag zur Vorratsdatenspeicherung beschrie-
    ben und haben sie selbst als sachlich brillant bezeichnet


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Nein, das nicht!)






    Dr. Patrick Sensburg


    (A) (C)



    (D)(B)

    – Sie können es noch einmal im Protokoll nachlesen; ich
    habe es mir mitgeschrieben –


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Ich habe das nicht gesagt!)


    und rhetorisch nicht so gut. Ich muss ehrlich sagen, rhe-
    torisch haben Sie sich deutlich verbessert, aber sachlich
    ist Ihre Rede nicht mehr brillant gewesen, sondern genau
    das Gegenteil.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jan Korte [DIE LINKE]: Immerhin!)


    Besonders geärgert hat mich, dass Sie die Bürgerin-
    nen und Bürger verunsichern. Sie vermischen Verkehrs-
    daten und sagen, es seien Inhalte. So ist es auf jeden Fall
    bei mir angekommen.


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Habe ich nicht gesagt! „Verbindungsdaten“ habe ich gesagt!)


    Sie haben das Wort „Inhalte“ nicht benutzt; das ist rich-
    tig. Aber Sie haben gesagt, man weiß gar nicht mehr,
    was über einen gespeichert wird.


    (Jan Korte [DIE LINKE]: „Verbindungsdaten“ habe ich gesagt!)


    Es geht um Verkehrsdaten und nicht um die Inhalte. Das
    ist der entscheidende Punkt. Es werden eben nicht die
    Inhalte von Telefonaten gespeichert, aber es wird immer
    wieder der Eindruck erweckt, über die Vorratsdatenspei-
    cherung würden Inhalte, Telefonmitschnitte oder Inhalte
    aus E-Mails oder SMS aufgezeichnet. Das ist eben nicht
    der Fall. Es war mir wichtig, dies hier noch einmal zu
    betonen, damit keine Vermischung stattfindet.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


    Die vorliegenden Anträge halte ich für unglücklich,
    weil Sie in Ihren Anträgen wollen, dass der Deutsche
    Bundestag – Sie schreiben zwar „Bundesregierung“, der
    Gesetzgeber ist aber der Deutsche Bundestag; dies nur
    als Information – sich auch in Zukunft nicht mit einer
    bestimmten Materie befasst. Egal welche Materie das ist,
    ich halte den Antrag für mehr als schräg, dem Bundestag
    aufzudrängen, sich mit einem Thema nicht mehr zu be-
    schäftigen. Es ist unsere Entscheidung, ob wir uns mit
    einer Materie beschäftigen. Wir lassen uns nicht von Ih-
    nen oder der gesamten Opposition davon abhalten. Wir
    beschäftigen uns mit einer Materie, wenn wir glauben,
    dass sie wichtig ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Lassen Sie mich eine Sache sagen – ich glaube, ich
    bin nicht im Verdacht, aufgrund meiner letzten Reden
    zur Vorratsdatenspeicherung, die ich gehalten habe,
    skeptisch ohne Ende zu sein –: Wir müssen feststellen,
    dass die Vorratsdatenspeicherung in ihrer bisherigen
    Form vom Tisch ist. Das sage ich ganz deutlich.


    (Dr. Eva Högl [SPD]: Ja!)


    Sowohl das deutsche Gesetz als auch die EU-Richtlinien
    sind vom Bundesverfassungsgericht und jetzt vom Euro-
    päischen Gerichtshof für nicht verhältnismäßig erklärt
    worden. In beiden Entscheidungen haben beide Gerichte
    auf die Verhältnismäßigkeit abgestellt. Sie haben sowohl
    die EU-Richtlinie als auch – in der vorherigen Entschei-
    dung des Bundesverfassungsgerichts – das Gesetz für
    nicht verhältnismäßig und damit im Ergebnis für nichtig
    erklärt. Das Bundesverfassungsgericht führt aus – beide
    Sätze sind sehr wichtig –:

    Zwar ist eine Speicherungspflicht in dem vorgese-
    henen Umfang nicht von vornherein schlechthin
    verfassungswidrig. Es fehlt aber an einer dem Ver-
    hältnismäßigkeitsgrundsatz entsprechenden Ausge-
    staltung.

    So wörtlich das Bundesverfassungsgericht.

    Es sind also massive und tiefgreifende Eingriffe – das
    ist richtig –, und es erkennt, dass auf der anderen Seite
    der Schutz der Bürgerinnen und Bürger bei der rechtli-
    chen Ausgestaltung nicht hinreichend berücksichtigt
    wurde. Wir stellen also fest, dass beide Rechtsgrundla-
    gen – die Richtlinie wie auch das Gesetz – von den Ge-
    richten als die Verhältnismäßigkeit nicht hinreichend be-
    rücksichtigend beurteilt worden sind. Wir stellen auf der
    anderen Seite fest, dass ein wesentliches Ermittlungsin-
    strument nicht mehr zur Verfügung steht. Wir können
    Spuren nicht mehr nachvollziehen. Spuren nachzuvoll-
    ziehen, ist ein wesentliches Ermittlungsmerkmal; auch
    im Internet. Dieses Merkmal fehlt uns.

    Herr Korte, Sie haben gesagt, die Bürgerinnen und
    Bürger würden unter Generalverdacht stehen. Erinnern
    Sie sich mal 15 Jahre zurück – vielleicht ist es schon
    20 Jahre her –, als Sie Ihre Telefonabrechnung von der
    Post bekommen haben. Da stand eine Auflistung Ihrer
    Telefonate drauf. Wir standen doch nicht alle unter Ge-
    neralverdacht. Die Verbindungsdaten wurden aufgezeich-
    net, damit der Verbindungsnachweis für die Abrechnung
    aufgestellt werden konnte, und niemand hat sich darüber
    aufgeregt. Jetzt möchten wir Vergleichbares nutzen, um
    schwerste Kriminalität aufzuklären.

    Insofern ist es wichtig, zu lesen, was das Bundesver-
    fassungsgericht und der EuGH in ihren Urteilen ansons-
    ten zu den Instrumenten sagen. Das Bundesverfassungs-
    gericht sagt: Der Gesetzgeber kann mit einer Regelung
    zur Vorratsdatenspeicherung

    … legitime Zwecke verfolgen, für deren Errei-
    chung eine solche Speicherung im Sinne des Ver-
    hältnismäßigkeitsgrundsatzes geeignet und erfor-
    derlich ist.


    (Dr. Stephan Harbarth [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


    Der Europäische Gerichtshof schreibt:

    Zu der Frage, ob die Vorratsspeicherung der Daten
    zur Erreichung des … verfolgten Ziels geeignet ist,
    ist festzustellen, dass angesichts der wachsenden
    Bedeutung elektronischer Kommunikationsmittel
    die nach dieser Richtlinie auf Vorrat zu speichern-
    den Daten den für die Strafverfolgung zuständigen
    nationalen Behörden zusätzliche Möglichkeiten zur
    Aufklärung schwerer Straftaten bieten und insoweit





    Dr. Patrick Sensburg


    (A) (C)



    (D)(B)

    daher ein nützliches Mittel für strafrechtliche Er-
    mittlungen darstellen.


    (Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    Beide Gerichte sehen es als Möglichkeit an, eine sol-
    che Vorratsdatenspeicherung zu installieren, und erken-
    nen an, dass es unter Verhältnismäßigkeitsgesichtspunk-
    ten möglich ist, dies so auszugestalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Jan Korte [DIE LINKE]: „Möglich“! „Möglich“! „Möglich“!)


    Beide Gerichte haben uns in die Entscheidungen hin-
    eingeschrieben, unter welchen Voraussetzungen es mög-
    lich ist. Das Bundesverfassungsgericht schreibt:

    Einer solchen Speicherung fehlt es auch in Bezug
    auf die Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne nicht
    von vornherein an einer Rechtfertigungsfähigkeit.

    Dies gilt, wenn – das Bundesverfassungsgericht zählt
    es auf – das Vier-Augen-Prinzip bei der Datenspeiche-
    rung berücksichtigt wird, eine physische Trennung der
    Daten von öffentlichen Netzwerken erfolgt, Verschlüsse-
    lungstechnologien eingesetzt werden und die Speiche-
    rung der Daten revisionssicher protokolliert wird. Das
    Bundesverfassungsgericht schreibt uns in die Entschei-
    dung, wie es geht.

    Genauso macht es der Europäische Gerichtshof: Er
    schreibt eine Vielzahl von Voraussetzungen – maximale
    Speicherungsdauer, Differenzierung zwischen den Kom-
    munikationskanälen, aber auch den Adressaten usw. – in
    die Entscheidung hinein.

    Insofern sollten wir versuchen, eine europarechtskon-
    forme, verfassungskonforme, der Verhältnismäßigkeit
    Rechnung tragende Regelung, zum Beispiel in den
    §§ 113 a bis 113 c TKG, zu formulieren, die sowohl den
    Ermittlungsnotwendigkeiten als auch – da gebe ich Ih-
    nen von der Opposition recht – den berechtigten Interes-
    sen der Bürgerinnen und Bürger, was die Angemessen-
    heit des Mittels betrifft, Rechnung trägt. Das können wir
    hinbekommen, und Sie können daran mitarbeiten.

    Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner hat der Kollege Klingbeil das

Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lars Klingbeil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Ich will mich bei den Linken und den Grünen bedanken,
    dass wir heute wieder eine Möglichkeit haben, hier im
    Parlament über die Frage der Vorratsdatenspeicherung
    zu diskutieren. Ich halte es für wichtig, dass wir uns als
    Deutscher Bundestag nach diesem wegweisenden Urteil
    des Europäischen Gerichtshofes intensiv über die Frage
    der Datenspeicherung und der Datensicherheit unterhal-
    ten und uns auf die Suche nach dem richtigen Weg ma-
    chen.

    Ich will sagen, dass viele seit dem 8. April, als der
    Europäische Gerichtshof das Urteil gesprochen hat, da-
    zugelernt haben. Es war für viele hier im Haus Anlass,
    die eigene Position zu überdenken. Für viele ist ange-
    sichts dessen, was man in den Jahren zuvor nahezu ideo-
    logisch vertreten hatte, quasi eine Welt zusammengebro-
    chen.

    Ich will an dieser Stelle auch sagen, dass es nicht nur
    das Parlament ist, das in den letzten Jahren hochemotio-
    nal über das Thema der Vorratsdatenspeicherung disku-
    tiert hat: Wir haben erlebt, dass sich viele in der Zivilge-
    sellschaft immer wieder ehrenamtlich für Datenschutz
    und gegen die Vorratsdatenspeicherung engagiert haben.
    Ich finde, heute ist ein Tag, an dem man diesen Ehren-
    amtlichen danken kann, die sich immer wieder in die
    Debatte eingebracht haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das, was wir erlebt haben, was wir als Parlament mit
    dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes mit auf den
    Weg bekommen haben, bedeutet eine tektonische Ver-
    schiebung in der Debatte; das muss man so festhalten.
    Ich wundere mich schon, wenn ich dann an so mancher
    Stelle erlebe, dass die Argumente die gleichen geblieben
    sind wie vor dem 8. April. Da kann ich jedem nur raten,
    in sich zu gehen und sich zu fragen, ob die Argumente
    der Vergangenheit auch die der Zukunft sein können.

    Ich will an dieser Stelle ausdrücklich der Bundesre-
    gierung und vor allem dem Bundesjustizminister, der
    auch anwesend ist, danken für die Positionierung. Es war
    ein wichtiger Schritt, dass Heiko Maas in enger Abstim-
    mung mit Thomas de Maizière damals gesagt hat: Wir
    setzen das, was im Koalitionsvertrag steht, nicht sofort
    um, sondern wir warten das Urteil des Europäischen Ge-
    richtshofes ab und schauen erst dann, wie es weitergeht.
    Es war eine kluge Entscheidung, hier keine Schnell-
    schüsse vorzunehmen und das Urteil des Europäischen
    Gerichtshofes abzuwarten.

    Ich will auch sagen, dass es ebenfalls eine richtige
    Entscheidung des Justizministers war, auch wieder in en-
    ger Abstimmung mit dem Innenminister, nach dem Ur-
    teil zu überlegen: Wie geht es denn weiter? Die Position,
    die Heiko Maas in den öffentlichen Raum gestellt hat
    und der sich immer mehr anschließen, nämlich zu sagen,
    wir wollen keinen nationalen Alleingang, finde ich rich-
    tig. Wir als Parlament sollten diese Position unterstüt-
    zen, liebe Kolleginnen und Kollegen.


    (Beifall bei der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist heute, eigentlich von allen Vorrednern, schon
    angesprochen worden: Wir müssen uns nach diesem Ur-
    teil Zeit für die Diskussion nehmen. Wir müssen auch ei-
    nige Dinge zur Kenntnis nehmen. Der Koalitionsvertrag
    hat an dieser Stelle keine Grundlage mehr; denn darin





    Lars Klingbeil


    (A) (C)



    (D)(B)

    steht: Wir wollen die europäische Richtlinie umsetzen. –
    Diese Richtlinie ist jetzt für nichtig erklärt worden. Die
    Frage ist: Wie geht es jetzt weiter?


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    An die Kollegen der Grünen gerichtet, sage ich: Ja,
    wir brauchen die Debatte auch in Europa. Was ich nicht
    will, ist ein europäischer Flickenteppich, wo die einen
    das Urteil so interpretieren und die anderen es anders in-
    terpretieren. Deswegen müssen wir jetzt die Wahlen zum
    Europäischen Parlament abwarten. Wir müssen abwar-
    ten, bis sich die neue Kommission konstituiert hat und
    müssen dann versuchen, innerhalb der Europäischen
    Union einen gemeinsamen Dialog hinzubekommen. Es
    kann nicht sein, dass die einen sagen, wir machen keinen
    nationalen Alleingang, und die anderen halten an einer
    nationalen Umsetzung fest. Wir müssen eine gemein-
    same europäische Position entwickeln, wenn es um die
    Vorratsdatenspeicherung geht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Der Punkt ist: Wir haben jetzt Zeit, darüber zu disku-
    tieren, was Strafermittlungsbehörden eigentlich brau-
    chen. Ich möchte diese Diskussion gern unemotional
    und sachlich führen. Aber wir führen sie unter einer ver-
    änderten Voraussetzung. Über Jahre haben die Gegner
    der Vorratsdatenspeicherung sagen müssen, warum sie
    gegen die Vorratsdatenspeicherung sind. Ich finde, jetzt
    müssen diejenigen, die für eine Speicherung von Daten
    sind, einmal begründen, warum man eigentlich dafür ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jan Korte [DIE LINKE])


    Ich freue mich auf die Diskussion. Auch bei mir, als je-
    mand, der das kritisch sieht, gibt es eine große Lernbe-
    reitschaft. Ich lasse mich gerne von guten Argumenten
    überzeugen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Urteil hat die
    Debatte insgesamt verändert. Ich sage es noch einmal:
    Wir sollten uns nun Zeit nehmen für eine intensive und
    sachliche Diskussion. Der Kollege Flisek hat es ange-
    sprochen: Es gibt viele weitere Dinge, die wir im Rah-
    men dieser Diskussion aufführen sollten.

    Ich möchte die Opposition gerne einladen, dass wir
    das als Parlament gemeinsam machen. Ich würde mich
    freuen, wenn wir die ideologischen Gräben der Vergan-
    genheit überwinden und eine sachliche Debatte im Sinne
    Europas führen.


    (Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben diese Debatte übrigens aufgesetzt!)


    Herzlichen Dank für Ihre Anträge. Wir lehnen sie heute
    trotzdem ab, weil wir erst am Anfang der Debatte stehen
    und nicht am Ende.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist eine gute Entscheidung!)