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    Plenarprotokoll 18/34 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 34. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz – GKV-FQWG) Drucksache 18/1307 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2867 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2867 D Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2869 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2871 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2872 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2873 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2874 B Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2876 C Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2877 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2877 D Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2879 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 2879 D Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2881 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2881 D Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2883 A Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2884 B Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2885 C Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2886 D Tagesordnungspunkt 19: Vereinbarte Debatte: 10 Jahre „EU-Ost- erweiterung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2887 D Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2888 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2889 D Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 2891 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2893 A Maik Beermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2894 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2896 A Dr. Dorothee Schlegel (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2897 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2898 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 2899 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2900 D Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2902 A Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2904 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 2904 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2906 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 2906 C Tagesordnungspunkt 20: a) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Konstantin von Notz, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europäi- schen Grundrechtsschutz gewährleisten – Nationale Vorratsdatenspeicherung ver- hindern Drucksache 18/1339 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2907 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Dr. Petra Sitte, Dr. André Hahn, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE: Endgültig auf Vor- ratsdatenspeicherung verzichten – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Katja Keul, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Vorratsdatenspei- cherung verhindern Drucksachen 18/302, 18/381, 18/999 . . . . 2907 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2907 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2908 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2909 C Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2911 A Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2912 B Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2912 D Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2914 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2915 C Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2915 D Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Gesetzes zur Zahl- barmachung von Renten aus Beschäftigun- gen in einem Ghetto Drucksache 18/1308 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2917 A Gabriele Lösekrug-Möller, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . 2917 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2918 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2919 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2920 B Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2921 D Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2923 A Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Ge- schäftsverkehr Drucksache 18/1309 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2924 B Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2924 B Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2925 C Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2926 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2927 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2928 C Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2929 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2930 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 2931 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Christian Petry (SPD) zur Beratung des Ent- wurfs eines Gesetzes zur Anpassung steuer- licher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (33. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2931 D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2932 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2867 (A) (C) (D)(B) 34. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2931 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.05.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 09.05.2014 Binder, Karin DIE LINKE 09.05.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 09.05.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 09.05.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 09.05.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Groß, Michael SPD 09.05.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 09.05.2014 Held, Marcus SPD 09.05.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 09.05.2014 Hirte, Christian CDU/CSU 09.05.2014 Hoffmann, Alexander CDU/CSU 09.05.2014 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Junge, Frank SPD 09.05.2014 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 09.05.2014 Lay, Caren DIE LINKE 09.05.2014 Lotze, Hiltrud SPD 09.05.2014 Meier, Reiner CDU/CSU 09.05.2014 Mindrup, Klaus SPD 09.05.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Dr. Rosemann, Martin SPD 09.05.2014 Rützel, Bernd SPD 09.05.2014 Schavan, Annette CDU/CSU 09.05.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.05.2014 Spinrath, Norbert SPD 09.05.2014 Strässer, Christoph SPD 09.05.2014 Strothmann, Lena CDU/CSU 09.05.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 09.05.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 09.05.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Christian Petry (SPD) zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (33. Sitzung, Tagesordnungspunkt 17) Vor ziemlich genau einem Jahr hat das Bundesverfas- sungsgericht die Ungleichbehandlung von eingetragenen Lebenspartnerschaften und Ehen im Steuerrecht für ver- fassungswidrig erklärt. Das Gericht stellte klar, dass das sogenannte Ehegattensplitting in seiner damaligen Form gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz verstößt. Damit hat das Gericht nochmals unterstrichen, dass der besondere Schutz der Ehe, der in unserer Verfassung festgeschrieben ist, keine Ungleichbehandlung zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft rechtfertigt. Für mich steht fest: Diese Entscheidung ist richtig und war absolut überfällig. Die SPD setzt sich seit Jah- ren für eine vollständige Gleichstellung von Ehen und eigetragenen Lebenspartnerschaften ein. Es muss der Grundsatz gelten: Wer gleiche Pflichten übernimmt wie in der Ehe, wer sich verspricht, für den Partner einzuste- hen, der bekommt auch die gleichen Rechte. Alles an- dere ist mit meinem Rechtsverständnis nicht vereinbar. Bereits im letzten Jahr hat der Bundestag mit den Stimmen aller Fraktionen das Einkommensteuerrecht angepasst. Hier wurde die Diskriminierung von Schwu- len und Lesben beseitigt – ein wichtiger erster Schritt. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2932 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 (A) (C) (D)(B) Allerdings blieben viele damit zusammenhängende dis- kriminierende Formulierungen im Steuerrecht unange- tastet. Die SPD hat im Sommer 2013 dazu bereits einen umfassenden Vorschlag zur Beseitigung dieser Diskri- minierungen vorgelegt. Leider wurde unser Vorschlag damals noch von der schwarz-gelben Mehrheit im Par- lament blockiert. Heute haben wir eine neue Bundesre- gierung, die diese Ungleichbehandlungen endlich besei- tigt. Damit sind wir beim Kern der heutigen Debatte: Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesfinanz- ministeriums werden noch bestehende Ungleichbehand- lungen der eingetragenen Lebenspartnerschaft etwa in den Bereichen des Bundeskindergeldgesetzes, des Ei- genheimzulagegesetzes, der Abgabenordnung und des Altersvorsorge-Zertifizierungsgesetzes abgeschafft. Die Bundesregierung hat es sich zur Aufgabe ge- macht, die vielen, kleinteiligen technischen Änderungen in einem Gesetz zu bündeln. Dieses liegt nun dem Deut- schen Bundestag vor und wird heute in den zuständigen Fachausschuss überwiesen. Ich bin mir sicher, dass un- sere Änderungsvorschläge auf breite Zustimmung sto- ßen werden. Die Abschaffung von Diskriminierung von eingetragenen Lebenspartnerschaften im Steuerrecht muss schließlich im Interesse aller im Deutschen Bun- destag vertretenen Fraktionen liegen. Kurzum: Im Steuerrecht hat die Bundesregierung da- mit ihre Hausaufgaben gemacht. Ich will an dieser Stelle aber auch auf andere, offen gebliebene Fragen bei der Gleichstellung der eingetrage- nen Lebenspartnerschaft eingehen: Die Unionsfraktion hat lange gesetzliche Änderungen für eingetragene Lebenspartnerschaften blockiert und musste erst vom Bundesverfassungsgericht zu einem Umdenken gezwungen werden. Auch heute sind sich SPD und Union etwa in der Frage nach einem vollen Adoptionsrecht für eingetragene Lebenspartnerschaften uneins. Das bedauere ich sehr. Ich blicke aber dennoch optimistisch in die Zukunft, wenn ich in unseren Koalitionsvertrag schaue, in dem wir verabredet haben, dass „bestehende Diskriminierun- gen von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften in allen gesellschaftlichen Bereichen beendet werden“. Wir als SPD fordern bereits seit Jahren die vollstän- dige Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartner- schaften. Ich nehme unseren Koalitionspartner daher beim Wort. Unser Justizminister Heiko Maas hat mit seinem Gesetzentwurf zur Sukzessivadoption hier die Marschrute vorgegeben. Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Jahren weitere Schritte hin zur vollstän- digen Gleichstellung gehen werden. Regenbogenfamilien sind Teil unseres Alltags. Das gilt nicht nur für Großstädte wie Berlin oder Hamburg, sondern auch für die vielen ländlichen Gegenden in Deutschland. Überall dort leben Kinder glücklich in Re- genbogenfamilien zusammen und meistern ihren Alltag. Diese Vielfalt ist eine Bereicherung für unsere Gesell- schaft, die es auch mit unserem politischen Wirken zu unterstützen gilt. In den kommenden Beratungen im Finanzausschuss werden wir dieses Thema noch mal ausführlich diskutie- ren. Ich bin überzeugt, dass der vorliegende Gesetzent- wurf dabei im großen Konsens verabschiedet wird. Es ist wichtig, dass fraktionsübergreifend ein Signal hin zur Abschaffung von Diskriminierungen von eingetragenen Lebenspartnerschaften gesendet wird. Der Deutsche Bundestag übernimmt damit auch eine Vorbildfunktion: für eine offene, für eine tolerante und für eine bunte Ge- sellschaft, in der wir leben wollen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 921. Sitzung am 11. April 2014 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zuzustim- men: Gesetz zu dem Abkommen vom 8. April 2013 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Re- publik Östlich des Uruguay über Soziale Sicherheit Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 921. Sit- zung am 11. April 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Num- mer 1 bis 3, Satz 3 bis 5 des Standortauswahlgesetzes folgende Mitglieder der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt: Vorsitz der Kommission im Wechsel je Sitzung: Ursula Heinen-Esser Michael Müller Vertreter der Wissenschaft: Dr. Detlef Appel (Geologe) Hartmut Gaßner (Jurist) Prof. Dr. Armin Grunwald (Physik und Biologie) Dr. Ulrich Kleemann (Geologe) Prof. Dr.-Ing. Wolfram Kudla (Bauingenieur; Boden- und Felsenmechanik) Michael Sailer (Chemiker) Hubert Steinkemper (Jurist) Prof. Dr. Bruno Thomauske (Physiker) Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen: Edeltraud Glänzer (Deutscher Gewerkschaftsbund) Dr. Ralf Güldner (Bundesverband der Deutschen Industrie) Prof. Dr. Gerd Jäger (Bundesverband der Deutschen In- dustrie) Ralf Meister (Evangelische Kirche in Deutschland) Prof. Dr. Georg Milbradt (Kommissariat der Deutschen Bischöfe) Erhard Ott (Deutscher Gewerkschaftsbund) N.N. (Umweltverbände) N.N. (Umweltverbände) Mitglieder der Landesregierungen: Minister Franz Untersteller (Baden-Württemberg) Staatsminister Dr. Marcel Huber (Bayern) Minister Christian Pegel (Mecklenburg-Vorpommern) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2933 (A) (C) (D)(B) Minister Stefan Wenzel (Niedersachsen) Minister Garrelt Duin (Nordrhein-Westfalen) Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Sachsen) Ministerpräsident Dr. Reiner Haselhoff (Sachsen-Anhalt) Minister Dr. Robert Habeck (Schleswig-Holstein) Stellvertretende Mitglieder der Landesregierungen: Senator Michael Müller (Berlin) Ministerin Anita Tack (Brandenburg) Senator Dr. Joachim Lohse (Bremen) Staatsministerin Priska Hinz (Hessen) Senatorin Jutta Blankau-Rosenfeldt (Hamburg) Staatsministerin Eveline Lemke (Rheinland-Pfalz) Minister Reinhold Jost (Saarland) Minister Jürgen Reinholz (Thüringen) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Erneute Überprüfung der Deutschen Energieagentur (dena) durch den Bundes- rechnungshof auf Drucksache 18/181 zurückzieht. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO Frühjahrstagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 25. bis 28. Mai 2012 in Tallinn, Estland Drucksachen 18/231, 81/817 Nr. 1 – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 23. bis 27. April 2012 in Straßburg Drucksachen 18/625, 18/817 Nr. 3 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ein Konzept zur För- derung, Entwicklung und Markteinführung von geo- thermischer Stromerzeugung und Wärmenutzung Drucksachen 16/13128, 18/770 Nr. 13 Bericht gem. § 56a GO-BT des Ausschusses für Bil- dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Technikfolgenabschätzung (TA) Gesetzliche Regelungen für den Zugang zur Informa- tionsgesellschaft Drucksachen 17/11959, 18/641 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesnetzagentur nach § 112a Absatz 3 des Energiewirtschaftsgesetzes zu den Erfahrungen mit der Anreizregulierung Drucksachen 18/536, 18/817 Nr. 2 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Verkehrsverlagerungen auf das nachge- ordnete Straßennetz infolge der Einführung der Lkw- Maut auf vier- und mehrstreifigen Bundesstraßen Drucksachen 18/689, 18/817 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2012 Drucksachen 18/580, 18/891 Nr. 1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen- abschätzung Unterrichtung durch die Bundesregierung 15. Bericht des Ausschusses für die Hochschulstatistik für den Zeitraum 1. Juni 2008 bis 31. Mai 2012 Drucksachen 17/13668, 18/641 Nr. 11 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/1048 Nr. A.1 EuB-BReg 23/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.2 EuB-BReg 25/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.3 Ratsdokument 7505/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1048 Nr. A.13 Ratsdokument 7635/14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/642 Nr. C.10 Ratsdokument 12751/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/419 Nr. A.128 EP P7_TA-PROV(2013)0443 Drucksache 18/419 Nr. A.129 Ratsdokument 11064/13 Drucksache 18/419 Nr. A.130 Ratsdokument 11851/13 Drucksache 18/419 Nr. A.131 Ratsdokument 11917/13 Drucksache 18/419 Nr. A.132 Ratsdokument 12242/13 Drucksache 18/419 Nr. A.133 Ratsdokument 12633/13 Drucksache 18/419 Nr. A.134 Ratsdokument 13068/13 Drucksache 18/419 Nr. A.135 Ratsdokument 13457/13 Drucksache 18/419 Nr. A.136 Ratsdokument 14637/13 Drucksache 18/419 Nr. A.137 Ratsdokument 14912/13 Drucksache 18/419 Nr. A.138 Ratsdokument 15030/13 Drucksache 18/419 Nr. A.139 Ratsdokument 15051/13 2934 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 (A) (C) (B) Drucksache 18/419 Nr. A.140 Ratsdokument 15468/13 Drucksache 18/419 Nr. A.141 Ratsdokument 15845/13 Drucksache 18/419 Nr. A.142 Ratsdokument 15878/13 Drucksache 18/419 Nr. A.143 Ratsdokument 15889/13 Drucksache 18/544 Nr. A.44 Ratsdokument 5190/14 (D) 34. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Finanzstruktur und Qualität in der GKV TOP 19 10 Jahre „EU-Osterweiterung“ TOP 20 Vorratsdatenspeicherung TOP 21 Renten aus Beschäftigung in einem Ghetto TOP 22 Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Maik Beermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
    Verehrter Kollege Gehrcke von der Fraktion Die Linke,
    wir wollen in Europa nicht nur keinen Faschismus, wir
    wollen in Europa auch keinen Kommunismus. Auch das
    gehört zur Wahrheit.


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das musste ja mal gesagt werden!)


    Die Einheit Europas war ein Traum weniger. Sie
    wurde eine Hoffnung für viele, und sie ist heute eine
    Notwendigkeit für alle. Diese Notwendigkeit hatte der
    damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer in seiner Re-
    gierungserklärung 1954 im Plenum des Deutschen Bun-
    destages für die Einheit Europas skizziert. 50 Jahre spä-
    ter – in der Nacht zum 1. Mai 2004 – war Europa in
    Feierlaune. Um Mitternacht wurden die Feuerwerke ge-
    zündet. Der Himmel leuchtete in bunten Farben, und die
    Menschen reichten sich auf der Oderbrücke zwischen
    Frankfurt (Oder) und Slubice die Hände – und mit ihnen
    zwei lang getrennte Hälften unseres Kontinents.

    Auch in Tschechien, in der Slowakei oder in Ungarn
    zogen die Menschen in dieser Nacht in das Haus der Eu-
    ropäischen Union ein. Die feierliche Begrüßung der
    zehn neuen Mitglieder der Europäischen Union besie-
    gelte das Ende der Spaltung Europas in Ost und West.
    Die Erinnerung daran macht uns auch heute noch Mut.
    Das war nicht etwa das Verdienst der Politik, es war die
    Errungenschaft derjenigen Menschen im Osten und im
    Westen, die sich nicht von ihrem Wunsch abbringen lie-
    ßen, gemeinsam in Freiheit und in Frieden zu leben.

    Gerade die Menschen in den zehn Beitrittsländern
    haben die Leidenschaft und den Mut aufgebracht, ihr
    politisches System, die Wirtschaft und das Alltagsleben
    umzuwälzen. Dabei haben sie schwere Einschnitte hin-
    genommen. Das, meine lieben Kolleginnen und Kolle-
    gen, verdient unseren Respekt.





    Maik Beermann


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es gab Gewinner, es gab aber auch Verlierer und
    Rückschläge. Dennoch: Fehler, die gemacht wurden,
    sind für ganz Europa ein unverzichtbarer Erfahrungs-
    schatz. Er kann für die Bewältigung der noch vor uns lie-
    genden Herausforderungen Ansporn sein. Auch deshalb
    ist der Beitritt dieser zehn Mitglieder eine Bereicherung
    für unsere Europäische Union.

    Bei aller Anerkennung für das Erreichte ist der Gipfel
    des Erfolges noch lange nicht erreicht. Manchmal denke
    ich, wir stehen vielleicht sogar noch am Fuße des Ber-
    ges. Bei Ländern wie Ungarn, wo es Defizite in der
    Wirtschaft bzw. im Staatshaushalt gibt, oder Litauen, das
    mit der Abwanderung von vielen jungen und gutausge-
    bildeten Menschen zu kämpfen hat, muss man schon mal
    etwas genauer hinschauen.

    Sehe ich mir aber die Tschechische Republik an, sehe
    ich ein Land, das den Übergang von der Plan- zur Markt-
    wirtschaft relativ reibungslos geschafft hat.

    Sehe ich mir Estland an, dann sehe ich ein Land, das
    mitten in der Wirtschaftskrise 2011 den Euro als Wäh-
    rung eingeführt hat. Das war ein deutliches Signal.
    Estland erfüllte die Beitrittsbedingungen mit einem an-
    nähernd ausgeglichenen Staatshaushalt und geringen öf-
    fentlichen Schulden.

    Sehe ich Polen, das größte und wichtigste Beitritts-
    land von 2004, sehe ich ein Land, das als einziges der
    zehn Beitrittsländer auch in der Krise ein positives
    Wachstum hatte und zusätzlich politische Stabilisierung
    und gesellschaftlichen Aufbruch erreichte.

    Wenn ich all diese kleinen und auch größeren Erfolge
    in der EU betrachte, sehe ich, dass wir eben doch nicht
    erst am Fuße des Berges stehen. Wir sind schon ein gan-
    zes Stück dem Gipfelkreuz entgegengewandert, liebe
    Kolleginnen und Kollegen. Unsere Europäische Union
    gilt daher weltweit als einzigartige wirtschaftliche und
    politische Erfolgsgeschichte eines freiwilligen Zusam-
    menschlusses von nationalen Staaten. Für Beitrittskandi-
    daten wie die Türkei ist es daher eben nicht ausreichend,
    nur die wirtschaftlichen Voraussetzungen zu erfüllen.
    Auch die politischen Kriterien – wie demokratische und
    rechtsstaatliche Ordnung, die Wahrung der Menschen-
    rechte sowie die Achtung und der Schutz von Minder-
    heiten – müssen dort garantiert werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Lassen Sie mich bitte noch etwas zur Krise in der
    Ukraine sagen. Gerade in den letzten Wochen, in denen
    sich die Ukraine und Russland am Rande von Bürger-
    krieg und Krieg bewegten, wurde deutlich, wie existen-
    ziell wichtig die Osterweiterung für die Europäische
    Union war. Wären Polen und Tschechien nicht stabile
    EU-Mitglieder und verlässliche Partner in der NATO,
    wären ähnliche Krisen und Konflikte heute auch in die-
    sen Ländern durchaus möglich – direkt an unserer
    Grenze. Umso mehr Verständnis sollten wir für unsere
    Partner in Warschau und Prag, Tallinn, Riga und Vilnius
    zeigen, die angesichts der Ukraine-Krise schlicht Angst
    vor dem haben, was sich an ihren Grenzen ereignet. Des-
    halb ist es für mich auch absolut unverständlich, wie Sie,
    meine Damen und Herren von der Fraktion Die Linke,
    sich in der Ukraine-Frage verhalten. Sie unterstützen hier
    mit Ihrer kruden Argumentation ein außenpolitisches Ge-
    baren Russlands, das definitiv nicht ins 21. Jahrhundert
    gehört, sondern finsterer Imperialismus von vorgestern
    ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ein Spruch des bekannten Dichters Wilhelm Busch,
    der in meinem Wahlkreis, in Wiedensahl, geboren ist,
    lautet:

    Toleranz ist gut, aber nicht gegenüber den Intole-
    ranten.

    Daher lautet meine Botschaft an Präsident Putin: Wir
    sind gesprächsbereit. Wir wollen eine friedliche Lösung
    unter Berücksichtigung aller Interessen. Wir stehen aber
    auch zu unseren Überzeugungen und den Stärken unse-
    res Europas: Frieden, Freiheit, Meinungsfreiheit, Reli-
    gionsfreiheit und freie Wahlen. Das Referendum zur Ab-
    spaltung der Ostukraine am Sonntag zu verschieben, ist
    schon einmal ein hilfreicher Schritt, dem Herr Putin aber
    auch Taten folgen lassen muss. Für diese Taten hat er nur
    noch wenige Tage Zeit. Unsere Bundeskanzlerin hat
    mein höchstes Vertrauen, wenn für sie das gemeinsame
    Ziel einer diplomatischen Konfliktlösung in der Ukraine
    die höchste Priorität hat. Wenn diese beachtliche Heraus-
    forderung jemand meistert, dann ist das unsere Bundes-
    kanzlerin Angela Merkel.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Auch unserem Bundesaußenminister zolle ich meinen
    Respekt für die unermüdliche Arbeit. Er hat Recht mit
    dem, was er am Mittwoch hier in der Aktuellen Stunde
    im Deutschen Bundestag gesagt hat. Eine diplomatische
    Lösung in der Vergangenheit und auch heute sei das er-
    klärte Ziel. Eine Aufgabe dieses Ziels sei definitiv keine
    Option. Herr Steinmeier, vielen Dank dafür.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir können nur glaubwürdig sein, wenn wir für un-
    sere Werte einstehen und deren Verletzung im Inneren
    ahnden. Wir können gestärkt – davon bin ich überzeugt –
    aus der gegenwärtigen Krise herausgehen, wenn Europa
    zusammenhält. Was heute unverändert als Auftrag an die
    Europäer und an uns Politiker zu verstehen ist, brachte
    Adenauer 1967 bei seiner vorletzten Rede, die er in Ma-
    drid hielt, kurz und prägnant, wie es seine Art war, auf
    den Punkt: Europa muss geschaffen werden. – Das ist
    auch heute noch so.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin nicht nur
    Deutscher, sondern auch Europäer. Wir alle, die wir hier
    sitzen, sind Europäer. Das bis heute geschaffene Europa
    ist doch mittlerweile allgegenwärtig. Es gibt überall Be-
    rührungspunkte, von der großen Metropole bis hin zu
    meinem kleinen 450-Seelen-Heimatort Wendenborstel
    im Wahlkreis Nienburg-Schaumburg.


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte?)






    Maik Beermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das größte Glück und höchste Gut sind nicht an erster
    Stelle die offenen Grenzen, die Freihandelszone und die
    gemeinsame Währung, sondern der seit fast 70 Jahren
    andauernde Frieden.

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Lieber Herr Kollege, das ganze Haus gratuliert Ihnen

zu Ihrer ersten Rede.


(Beifall)


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeit hier im
Bundestag. Es ist gar nicht so schlecht, wenn Sie
Wilhelm Busch als Begleiter dabeihaben. – Sie, Herr
Sarrazin, haben gerade gelacht, als Kollege Beermann
gesagt hat, wo er herkommt. Da gibt es jetzt wunderba-
ren Spargel.

Wenn die Gratulationscour beendet ist, kann sich
schon einmal Andrej Hunko für die Linke bereithalten.


(Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Da haben wir nichts zu gratulieren!)


– Schauen wir einmal. – Herr Hunko für die Linke, bitte.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Andrej Hunko


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

    wir heute über 10 Jahre EU-Osterweiterung reden,
    mischt sich – da bin ich Herrn Steinmeier für seine Rede
    durchaus dankbar – auch Nachdenklichkeit in die Bi-
    lanz. Es ist keine Jubelveranstaltung. Ich glaube, der
    Grund ist ganz einfach, dass an den Ostgrenzen der Eu-
    ropäischen Union, in der Ukraine eine sehr besorgniser-
    regende Entwicklung stattfindet. Diese Nachdenklich-
    keit ist notwendig. Ich glaube, wir müssen uns auch
    einmal fragen, was eigentlich das strategische Ziel, das
    Endziel der EU-Osterweiterung ist.

    Herr Sarrazin, Sie sagten, die EU sei glücklich, so-
    lange sie strebe. Aber wohin strebt sie am Ende? Sollen
    eigentlich alle europäischen Staaten – die Ukraine, Ge-
    orgien, Moldawien – bis auf Russland irgendwann Mit-
    glied der Europäischen Union sein? Oder soll Russland
    auch irgendwann Mitglied werden? Oder soll es einen
    gemeinsamen Raum geben? All das sind Fragen, die sich
    in diesen Tagen natürlich sehr eindringlich stellen.

    Ich will zunächst auf die Bilanz der Entwicklung in
    den zehn neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union
    eingehen. Meine eigene Einschätzung dazu ist gemischt.
    Ich sehe durchaus Erfolge. Zum Beispiel ist das durch-
    schnittliche BIP pro Einwohner in diesen Ländern von
    65 auf 76 Prozent des Durchschnitts-BIPs in der Euro-
    päischen Union angestiegen. Es hat also durchaus eine
    Angleichung gegeben. Dies werte ich positiv; denn es
    kommt schließlich darauf an, die Spaltung in mehrerlei
    Hinsicht zu überwinden, und zwar sowohl die soziale
    Spaltung als auch die in Ost und West.

    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Entwicklungen fallen allerdings durchaus unter-
    schiedlich aus. Ich will zum Beispiel daran erinnern,
    dass in Litauen die Auswanderungsrate extrem hoch ist.
    Sie ist dort höher als in jedem anderen europäischen
    Land. Ich möchte auch an die Umfragezahlen in den
    Ländern selbst erinnern: Während 2004 noch 32 Prozent
    gesagt haben, dass sie kein Vertrauen in die Europäische
    Union haben, ist dieser Wert inzwischen auf 47 Prozent
    angestiegen. In Zypern ist er sogar von 17 auf 57 Prozent
    angestiegen. Das ist natürlich keine Erfolgsbilanz. Ich
    kann die Zyprer allerdings sehr gut verstehen.

    Wir müssen uns fragen: Wohin will die Europäische
    Union? Wie ist das Verhältnis zu Russland? Diese Fra-
    gen stellen sich angesichts der Entwicklung in der
    Ukraine natürlich. Folgendes dürfen wir dabei nicht ver-
    gessen: Der Ausgangspunkt der jetzigen Krise ist die
    Nichtunterzeichnung des EU-Ukraine-Assoziierungsab-
    kommens vom November 2013. Ich hatte im Dezember
    letzten Jahres die Gelegenheit, den Erweiterungskom-
    missar Füle zu fragen: Was haben wir von europäischer
    Seite eigentlich falsch gemacht? Die Antwort war sehr
    ausführlich. Er hat zwei Kernpunkte genannt: Wir haben
    zu viele Bedingungen gestellt, und wir haben zu wenig
    mit Russland gesprochen. Das ist der Unterschied zu
    2004, als zum Beispiel sehr intensiv über die Frage der
    russischen Minderheiten im Baltikum gesprochen wurde.
    Es muss also viel mehr Kommunikation stattfinden.
    Diese hat aber bisher leider nicht stattgefunden.

    Seitens der EU hat es einen zweifachen Tabubruch im
    Hinblick auf die Ukraine gegeben. Erstens wurde eine
    Regierung anerkannt und mit ihr kooperiert, deren Legi-
    timität zumindest umstritten ist. Zweitens sind an dieser
    Regierung Faschisten beteiligt. Herr Steinmeier sprach
    von tot geglaubten Geistern. Leider sitzen diese in der
    Regierung in der Ukraine. Das darf nicht sein. Es darf in
    Europa keine Kooperation mit Faschisten geben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nach dem Massaker vom 2. Mai 2014 in Odessa ist es
    wichtig, daran zu erinnern, dass am 2. Mai 1933 hier in
    Deutschland die Gewerkschaftshäuser von Nazis gestürmt
    wurden. Auch in Odessa wurde nun ein Gewerkschafts-
    haus angezündet. Das Ganze wurde von der Regierung in
    der Ukraine toleriert. Das ist völlig inakzeptabel.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir brauchen angesichts der aktuellen Konflikte ge-
    rade in diesen Tagen Lösungs- und Deeskalationsstrate-
    gien. Diese sind notwendig, um eine grundsätzliche De-
    batte über eine Neuausrichtung der EU-Ostpolitik zu
    führen, die auf Kooperation – auch auf Kooperation mit
    Nicht-EU-Mitgliedstaaten wie zum Beispiel Russland –
    und nicht auf Konfrontation setzt. Wir brauchen ein Ver-
    ständnis von europäischer Integration als Teil einer inter-
    nationalen Zusammenarbeit und nicht als Blockbildung
    gegen andere Teile der Welt, seien es Russland, Afrika,
    Indien oder China. Die europäische Integration muss
    Teil internationaler Kooperation werden.





    Andrej Hunko


    (A) (C)



    (D)(B)

    Als Letztes will ich sagen: Es wird in Europa nur
    dann Frieden geben – Herr Sarrazin, auch Donezk und
    Odessa gehören zu Europa –, wenn es eine Kooperation
    mit Russland gibt. Wenn wir gegen Russland arbeiten,
    wird es keinen Frieden in Europa geben.

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)