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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/34 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 34. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz – GKV-FQWG) Drucksache 18/1307 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2867 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2867 D Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2869 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2871 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2872 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2873 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2874 B Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2876 C Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2877 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2877 D Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2879 B Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 2879 D Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2881 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2881 D Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2883 A Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2884 B Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2885 C Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2886 D Tagesordnungspunkt 19: Vereinbarte Debatte: 10 Jahre „EU-Ost- erweiterung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2887 D Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2888 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2889 D Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 2891 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2893 A Maik Beermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2894 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2896 A Dr. Dorothee Schlegel (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2897 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2898 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 2899 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2900 D Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2902 A Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2904 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 2904 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2906 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 2906 C Tagesordnungspunkt 20: a) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Konstantin von Notz, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europäi- schen Grundrechtsschutz gewährleisten – Nationale Vorratsdatenspeicherung ver- hindern Drucksache 18/1339 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2907 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Dr. Petra Sitte, Dr. André Hahn, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE: Endgültig auf Vor- ratsdatenspeicherung verzichten – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Katja Keul, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Vorratsdatenspei- cherung verhindern Drucksachen 18/302, 18/381, 18/999 . . . . 2907 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2907 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2908 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2909 C Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2911 A Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2912 B Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2912 D Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2914 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2915 C Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2915 D Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Gesetzes zur Zahl- barmachung von Renten aus Beschäftigun- gen in einem Ghetto Drucksache 18/1308 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2917 A Gabriele Lösekrug-Möller, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . 2917 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2918 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2919 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2920 B Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2921 D Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2923 A Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Ge- schäftsverkehr Drucksache 18/1309 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2924 B Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2924 B Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2925 C Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2926 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2927 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2928 C Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2929 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2930 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 2931 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Christian Petry (SPD) zur Beratung des Ent- wurfs eines Gesetzes zur Anpassung steuer- licher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (33. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2931 D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2932 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2867 (A) (C) (D)(B) 34. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2931 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.05.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 09.05.2014 Binder, Karin DIE LINKE 09.05.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 09.05.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 09.05.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 09.05.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Groß, Michael SPD 09.05.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 09.05.2014 Held, Marcus SPD 09.05.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 09.05.2014 Hirte, Christian CDU/CSU 09.05.2014 Hoffmann, Alexander CDU/CSU 09.05.2014 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Junge, Frank SPD 09.05.2014 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 09.05.2014 Lay, Caren DIE LINKE 09.05.2014 Lotze, Hiltrud SPD 09.05.2014 Meier, Reiner CDU/CSU 09.05.2014 Mindrup, Klaus SPD 09.05.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Dr. Rosemann, Martin SPD 09.05.2014 Rützel, Bernd SPD 09.05.2014 Schavan, Annette CDU/CSU 09.05.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.05.2014 Spinrath, Norbert SPD 09.05.2014 Strässer, Christoph SPD 09.05.2014 Strothmann, Lena CDU/CSU 09.05.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 09.05.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 09.05.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2014 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Christian Petry (SPD) zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (33. Sitzung, Tagesordnungspunkt 17) Vor ziemlich genau einem Jahr hat das Bundesverfas- sungsgericht die Ungleichbehandlung von eingetragenen Lebenspartnerschaften und Ehen im Steuerrecht für ver- fassungswidrig erklärt. Das Gericht stellte klar, dass das sogenannte Ehegattensplitting in seiner damaligen Form gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz verstößt. Damit hat das Gericht nochmals unterstrichen, dass der besondere Schutz der Ehe, der in unserer Verfassung festgeschrieben ist, keine Ungleichbehandlung zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft rechtfertigt. Für mich steht fest: Diese Entscheidung ist richtig und war absolut überfällig. Die SPD setzt sich seit Jah- ren für eine vollständige Gleichstellung von Ehen und eigetragenen Lebenspartnerschaften ein. Es muss der Grundsatz gelten: Wer gleiche Pflichten übernimmt wie in der Ehe, wer sich verspricht, für den Partner einzuste- hen, der bekommt auch die gleichen Rechte. Alles an- dere ist mit meinem Rechtsverständnis nicht vereinbar. Bereits im letzten Jahr hat der Bundestag mit den Stimmen aller Fraktionen das Einkommensteuerrecht angepasst. Hier wurde die Diskriminierung von Schwu- len und Lesben beseitigt – ein wichtiger erster Schritt. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2932 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 (A) (C) (D)(B) Allerdings blieben viele damit zusammenhängende dis- kriminierende Formulierungen im Steuerrecht unange- tastet. Die SPD hat im Sommer 2013 dazu bereits einen umfassenden Vorschlag zur Beseitigung dieser Diskri- minierungen vorgelegt. Leider wurde unser Vorschlag damals noch von der schwarz-gelben Mehrheit im Par- lament blockiert. Heute haben wir eine neue Bundesre- gierung, die diese Ungleichbehandlungen endlich besei- tigt. Damit sind wir beim Kern der heutigen Debatte: Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesfinanz- ministeriums werden noch bestehende Ungleichbehand- lungen der eingetragenen Lebenspartnerschaft etwa in den Bereichen des Bundeskindergeldgesetzes, des Ei- genheimzulagegesetzes, der Abgabenordnung und des Altersvorsorge-Zertifizierungsgesetzes abgeschafft. Die Bundesregierung hat es sich zur Aufgabe ge- macht, die vielen, kleinteiligen technischen Änderungen in einem Gesetz zu bündeln. Dieses liegt nun dem Deut- schen Bundestag vor und wird heute in den zuständigen Fachausschuss überwiesen. Ich bin mir sicher, dass un- sere Änderungsvorschläge auf breite Zustimmung sto- ßen werden. Die Abschaffung von Diskriminierung von eingetragenen Lebenspartnerschaften im Steuerrecht muss schließlich im Interesse aller im Deutschen Bun- destag vertretenen Fraktionen liegen. Kurzum: Im Steuerrecht hat die Bundesregierung da- mit ihre Hausaufgaben gemacht. Ich will an dieser Stelle aber auch auf andere, offen gebliebene Fragen bei der Gleichstellung der eingetrage- nen Lebenspartnerschaft eingehen: Die Unionsfraktion hat lange gesetzliche Änderungen für eingetragene Lebenspartnerschaften blockiert und musste erst vom Bundesverfassungsgericht zu einem Umdenken gezwungen werden. Auch heute sind sich SPD und Union etwa in der Frage nach einem vollen Adoptionsrecht für eingetragene Lebenspartnerschaften uneins. Das bedauere ich sehr. Ich blicke aber dennoch optimistisch in die Zukunft, wenn ich in unseren Koalitionsvertrag schaue, in dem wir verabredet haben, dass „bestehende Diskriminierun- gen von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften in allen gesellschaftlichen Bereichen beendet werden“. Wir als SPD fordern bereits seit Jahren die vollstän- dige Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartner- schaften. Ich nehme unseren Koalitionspartner daher beim Wort. Unser Justizminister Heiko Maas hat mit seinem Gesetzentwurf zur Sukzessivadoption hier die Marschrute vorgegeben. Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Jahren weitere Schritte hin zur vollstän- digen Gleichstellung gehen werden. Regenbogenfamilien sind Teil unseres Alltags. Das gilt nicht nur für Großstädte wie Berlin oder Hamburg, sondern auch für die vielen ländlichen Gegenden in Deutschland. Überall dort leben Kinder glücklich in Re- genbogenfamilien zusammen und meistern ihren Alltag. Diese Vielfalt ist eine Bereicherung für unsere Gesell- schaft, die es auch mit unserem politischen Wirken zu unterstützen gilt. In den kommenden Beratungen im Finanzausschuss werden wir dieses Thema noch mal ausführlich diskutie- ren. Ich bin überzeugt, dass der vorliegende Gesetzent- wurf dabei im großen Konsens verabschiedet wird. Es ist wichtig, dass fraktionsübergreifend ein Signal hin zur Abschaffung von Diskriminierungen von eingetragenen Lebenspartnerschaften gesendet wird. Der Deutsche Bundestag übernimmt damit auch eine Vorbildfunktion: für eine offene, für eine tolerante und für eine bunte Ge- sellschaft, in der wir leben wollen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 921. Sitzung am 11. April 2014 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zuzustim- men: Gesetz zu dem Abkommen vom 8. April 2013 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Re- publik Östlich des Uruguay über Soziale Sicherheit Darüber hinaus hat der Bundesrat in seiner 921. Sit- zung am 11. April 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Num- mer 1 bis 3, Satz 3 bis 5 des Standortauswahlgesetzes folgende Mitglieder der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt: Vorsitz der Kommission im Wechsel je Sitzung: Ursula Heinen-Esser Michael Müller Vertreter der Wissenschaft: Dr. Detlef Appel (Geologe) Hartmut Gaßner (Jurist) Prof. Dr. Armin Grunwald (Physik und Biologie) Dr. Ulrich Kleemann (Geologe) Prof. Dr.-Ing. Wolfram Kudla (Bauingenieur; Boden- und Felsenmechanik) Michael Sailer (Chemiker) Hubert Steinkemper (Jurist) Prof. Dr. Bruno Thomauske (Physiker) Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen: Edeltraud Glänzer (Deutscher Gewerkschaftsbund) Dr. Ralf Güldner (Bundesverband der Deutschen Industrie) Prof. Dr. Gerd Jäger (Bundesverband der Deutschen In- dustrie) Ralf Meister (Evangelische Kirche in Deutschland) Prof. Dr. Georg Milbradt (Kommissariat der Deutschen Bischöfe) Erhard Ott (Deutscher Gewerkschaftsbund) N.N. (Umweltverbände) N.N. (Umweltverbände) Mitglieder der Landesregierungen: Minister Franz Untersteller (Baden-Württemberg) Staatsminister Dr. Marcel Huber (Bayern) Minister Christian Pegel (Mecklenburg-Vorpommern) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 2933 (A) (C) (D)(B) Minister Stefan Wenzel (Niedersachsen) Minister Garrelt Duin (Nordrhein-Westfalen) Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Sachsen) Ministerpräsident Dr. Reiner Haselhoff (Sachsen-Anhalt) Minister Dr. Robert Habeck (Schleswig-Holstein) Stellvertretende Mitglieder der Landesregierungen: Senator Michael Müller (Berlin) Ministerin Anita Tack (Brandenburg) Senator Dr. Joachim Lohse (Bremen) Staatsministerin Priska Hinz (Hessen) Senatorin Jutta Blankau-Rosenfeldt (Hamburg) Staatsministerin Eveline Lemke (Rheinland-Pfalz) Minister Reinhold Jost (Saarland) Minister Jürgen Reinholz (Thüringen) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Erneute Überprüfung der Deutschen Energieagentur (dena) durch den Bundes- rechnungshof auf Drucksache 18/181 zurückzieht. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO Frühjahrstagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 25. bis 28. Mai 2012 in Tallinn, Estland Drucksachen 18/231, 81/817 Nr. 1 – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 23. bis 27. April 2012 in Straßburg Drucksachen 18/625, 18/817 Nr. 3 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ein Konzept zur För- derung, Entwicklung und Markteinführung von geo- thermischer Stromerzeugung und Wärmenutzung Drucksachen 16/13128, 18/770 Nr. 13 Bericht gem. § 56a GO-BT des Ausschusses für Bil- dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Technikfolgenabschätzung (TA) Gesetzliche Regelungen für den Zugang zur Informa- tionsgesellschaft Drucksachen 17/11959, 18/641 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesnetzagentur nach § 112a Absatz 3 des Energiewirtschaftsgesetzes zu den Erfahrungen mit der Anreizregulierung Drucksachen 18/536, 18/817 Nr. 2 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Verkehrsverlagerungen auf das nachge- ordnete Straßennetz infolge der Einführung der Lkw- Maut auf vier- und mehrstreifigen Bundesstraßen Drucksachen 18/689, 18/817 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2012 Drucksachen 18/580, 18/891 Nr. 1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen- abschätzung Unterrichtung durch die Bundesregierung 15. Bericht des Ausschusses für die Hochschulstatistik für den Zeitraum 1. Juni 2008 bis 31. Mai 2012 Drucksachen 17/13668, 18/641 Nr. 11 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/1048 Nr. A.1 EuB-BReg 23/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.2 EuB-BReg 25/2014 Drucksache 18/1048 Nr. A.3 Ratsdokument 7505/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/1048 Nr. A.13 Ratsdokument 7635/14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/642 Nr. C.10 Ratsdokument 12751/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/419 Nr. A.128 EP P7_TA-PROV(2013)0443 Drucksache 18/419 Nr. A.129 Ratsdokument 11064/13 Drucksache 18/419 Nr. A.130 Ratsdokument 11851/13 Drucksache 18/419 Nr. A.131 Ratsdokument 11917/13 Drucksache 18/419 Nr. A.132 Ratsdokument 12242/13 Drucksache 18/419 Nr. A.133 Ratsdokument 12633/13 Drucksache 18/419 Nr. A.134 Ratsdokument 13068/13 Drucksache 18/419 Nr. A.135 Ratsdokument 13457/13 Drucksache 18/419 Nr. A.136 Ratsdokument 14637/13 Drucksache 18/419 Nr. A.137 Ratsdokument 14912/13 Drucksache 18/419 Nr. A.138 Ratsdokument 15030/13 Drucksache 18/419 Nr. A.139 Ratsdokument 15051/13 2934 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Mai 2014 (A) (C) (B) Drucksache 18/419 Nr. A.140 Ratsdokument 15468/13 Drucksache 18/419 Nr. A.141 Ratsdokument 15845/13 Drucksache 18/419 Nr. A.142 Ratsdokument 15878/13 Drucksache 18/419 Nr. A.143 Ratsdokument 15889/13 Drucksache 18/544 Nr. A.44 Ratsdokument 5190/14 (D) 34. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Finanzstruktur und Qualität in der GKV TOP 19 10 Jahre „EU-Osterweiterung“ TOP 20 Vorratsdatenspeicherung TOP 21 Renten aus Beschäftigung in einem Ghetto TOP 22 Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Kollege, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer ersten

    Rede im Deutschen Bundestag und verbinde das mit al-
    len guten Wünschen für die weitere parlamentarische
    Arbeit.


    (Beifall)


    Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell
    wird die Überweisung des Gesetzentwurfes auf der
    Drucksache 18/1307 an die in der Tagesordnung aufge-
    führten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu andere
    Vorschläge? – Die kann ich nicht erkennen. Dann ist die
    Überweisung so beschlossen.

    Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 19 auf:

    Vereinbarte Debatte

    10 Jahre „EU-Osterweiterung“

    Auch hier ist interfraktionell eine Aussprachezeit von
    96 Minuten vorgesehen. – Dazu sehe ich keinen Wider-
    spruch, sodass wir so verfahren können.


    (Unruhe)






    Präsident Dr. Norbert Lammert


    (A) (C)



    (D)(B)

    – Sobald die unvermeidlichen Fluchtbewegungen zu ei-
    nem geordneten Ende gekommen sind, eröffne ich die
    Aussprache.

    Ich erteile das Wort dem Bundesminister des Auswär-
    tigen, dem ich an dieser Stelle – unabhängig von dem
    Tagesordnungspunkt, zu dem er heute Stellung nehmen
    soll und wird – sicher im Namen des ganzen Hauses für
    seine Bemühungen auf einer anderen Baustelle herzlich
    danken und unseren Respekt zum Ausdruck bringen
    möchte.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
    Auswärtigen:

    Herr Präsident, dafür ganz herzlichen Dank!

    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist kein Zufall:
    Heute auf den Tag genau vor 64 Jahren hielt der franzö-
    sische Außenminister Robert Schuman eine wegwei-
    sende Rede über das Zusammenwachsen der europäi-
    schen Interessen, eine Rede über die Vision eines
    vereinten Europas. Wahrscheinlich kam das den Men-
    schen zu dieser Zeit sehr weit weg vor. Damals, nur fünf
    Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, steckte
    die Welt schon wieder in einem neuen Konflikt, im Kal-
    ten Krieg, und in der Not der Nachkriegszeit konnten
    viele am eigenen Leib den Riss erfahren, der durch die-
    ses Europa ging. Die Berlin-Blockade lag gerade erst ein
    Jahr zurück. Der Westen Deutschlands ächzte unter dem
    Zustrom von Millionen von Menschen aus den Ostgebie-
    ten. Im Osten erlebte man die Ausplünderung der Indus-
    trielandschaft. Wer in Europa mag damals, vor 64 Jah-
    ren, den Worten Schumans von der Vereinigung der
    europäischen Nationen wirklich Hoffnung geschenkt ha-
    ben?

    Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, so viel oder
    wenig Hoffnung die Menschen damals hatten: Schumans
    Hoffnung auf Europa ist uns gut bekommen. Wenn wir
    heute zurückschauen, dann sehen wir: Nicht nur Schu-
    mans Hoffnung ist zum Leben erwacht, sondern auch die
    Hoffnung ganz vieler Europäer auf ein Leben in Freiheit
    und Frieden – für die, die damals nicht daran glauben
    konnten oder nicht daran glauben durften.

    Nicht einmal 30 Jahre nach Schumans Rede haben
    wir diese Hoffnung wieder gesehen: in den Augen der
    friedlichen Revolutionäre auf dem Prager Wenzelsplatz
    oder den Danziger Werften. Wieder waren es mutige
    Menschen, die möglich machten, wovon niemand zu
    träumen gewagt hätte, die in Leipzig, in Berlin, in Ros-
    tock oder anderswo stückweise den Eisernen Vorhang
    niederrissen und damit die Wiedervereinigung unseres
    Kontinents erst möglich machten.

    Diese historische Chance hat Europa, haben die Euro-
    päer miteinander ergriffen. Heute vor zehn Jahren, am
    1. Mai 2004, überwand Europa jene Spaltung, die nicht
    nur unseren Kontinent, sondern auch Millionen von Fa-
    miliengeschichten jahrzehntelang geprägt hatte. Hätte
    man nach zwei Weltkriegen und nach Jahrzehnten von
    Spaltung und Misstrauen damit eigentlich noch rechnen
    dürfen? Rational vielleicht nicht; doch die Hoffnung be-
    hielt am Ende recht, das Verbindende behielt die Ober-
    hand über das Trennende. Das in Erinnerung zu rufen,
    gerade in diesen Tagen, ist wichtig. Ich finde, dieser Ge-
    danke kann uns Mut machen. Mit Blick auf die Leistung
    derjenigen, die die europäische Wiedervereinigung mög-
    lich gemacht haben, darf ich gerade sagen: Wir dürfen
    mit Blick auf den Mut dieser Vorgänger nicht resignieren
    in der aktuellen Situation.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Vor zehn Jahren ist die Europäische Union nicht nur
    größer geworden, sondern sie hat durch die Osterweite-
    rung auch vieles hinzugewonnen: an Erfahrung, an Ge-
    schichte, an politischem Gewicht. Aber vor allem ist
    Europa reicher geworden: reicher an Sprache, reicher an
    Kultur, reicher an Ideen und auch an Lebensperspekti-
    ven. Deshalb sage ich: Diese Osterweiterung ist in vie-
    lerlei Hinsicht eine Erfolgsgeschichte. Dazu könnte man
    eine ganze Reihe von Zahlen und Statistiken vortragen.
    Ich könnte Ihnen berichten, dass zum Beispiel in Un-
    garn, Tschechien, der Slowakei und Polen die Kaufkraft
    seit 2004 stetig gestiegen ist. Sie lag damals – Sie erin-
    nern sich – bei weniger als der Hälfte des EU-Durch-
    schnitts. Ich könnte Ihnen von Lettland berichten, das
    am Anfang dieses Jahres den Euro gerade erst eingeführt
    hat und heute mit 4 Prozent Wirtschaftswachstum Spit-
    zenreiter in Europa ist. Ich könnte mit Blick auf unser ei-
    genes Land zu all denjenigen, die vor zehn Jahren Hor-
    rorszenarien an die Wand gemalt haben, sagen, dass laut
    DIHK Hunderttausende von neuen Jobs – manche spre-
    chen sogar von bis zu 1 Million – in Deutschland durch
    die Osterweiterung entstanden sind.

    Aber es geht natürlich nicht nur um Zahlen. An einem
    Tag wie heute sollten wir anerkennen, welche menschli-
    chen Leistungen hinter diesem Erfolg stecken, wie viel
    Kraft, wie viel Mut, wie viel Umstellung, wie viel Neu-
    ausrichtung – politisch-wirtschaftlich wie im Alltagsle-
    ben der Familien.

    Dieser beharrliche gesellschaftliche Umbau in den
    neuen Mitgliedstaaten von 2004, die politischen Verän-
    derungen und auch die Rückschläge: Ich glaube, das ist
    für Europa ein ganz unverzichtbarer Erfahrungsschatz,
    gerade heute, wo es darum geht, Wahlen in der Ukraine
    zu ermöglichen und das Land mit den Mitteln, die uns
    zur Verfügung stehen, auf einen stabilen Weg zurückzu-
    führen. Hier werden wir den Erfahrungsschatz dieser
    osteuropäischen Länder, die die Umstellungen nach
    2004 bewältigt haben, ganz dringend brauchen.

    Das sage ich, obwohl ich weiß – wir haben erst kürz-
    lich hier im Hohen Hause darüber debattiert –, dass die-
    ser zehnte Jahrestag in Europa in verdammt schwierige
    Zeiten fällt. Ich glaube zwar, dass wir den Tiefpunkt der
    europäischen wirtschaftlichen Krise überwunden haben,
    aber wir spüren ja miteinander, dass die politische Krise
    im Innersten Europas weiterhin nagt. Das ist das eine.
    Noch auffälliger ist aber: In der Außenpolitik sind wir
    mit der schwersten Krise seit dem Ende des Kalten Krie-
    ges konfrontiert.





    Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das Vertrauen – ebenso wie die Zustimmung – in
    Robert Schuman und seine Visionen hat ohne Zweifel ei-
    nen Dämpfer erlitten – jedenfalls in der Wahrnehmung
    ganz vieler.

    In diesem Wahljahr 2014 – gerade im Augenblick –
    werden die großen Problemstellungen der Europäischen
    Union wie unter einem Brennglas sichtbar: Wie kann
    Europas Wirtschaft wieder wachsen? Wie bekämpfen
    wir die schockierend hohe Jugendarbeitslosigkeit? Wie
    wird dieses Europa demokratischer und transparenter?
    Wie sichern wir, dass Europa gerade in einer Phase der
    außenpolitischen Herausforderungen tatsächlich zusam-
    mensteht?

    Ich glaube, wir können gerade auch mit Blick auf die
    letzten vier Jahre, die uns in diesem Haus unendlich
    viele und auch kritische Debatten beschert haben, sagen:
    Dieses europäische Haus steht fest und auch fester, als
    viele geglaubt haben. Es hat sogar einigen schweren Un-
    wettern getrotzt, auch wenn ich sage: Dieses europäische
    Haus wird auf Sicht weiterhin eine Baustelle bleiben.

    Nur einmal umgekehrt gefragt: Wie stünde dieses Eu-
    ropa heute eigentlich da, wenn wir in der ökonomischen
    Krise nicht zusammengehalten hätten?


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Richtig!)


    Wie stünden wir eigentlich da – das müssen wir uns in
    Deutschland selbstkritisch fragen –, wenn wir dem Rat
    derjenigen gefolgt wären, die quasi im Wochenabstand
    vorgeschlagen haben, uns mal eben von dem einen oder
    anderen südeuropäischen Land zu trennen? Würden wir
    heute, da der Frieden in Europa bedroht ist, eigentlich
    mit derselben Geschlossenheit auftreten können, wenn
    wir damals dem Rat gefolgt wären und falsch gehandelt
    hätten?

    Heute, da totgeglaubte Geister im Osten Europas wie-
    derauferstehen, muss Europa im Innersten zusammen-
    stehen. Das gilt auch und gerade für die Beitrittsländer,
    die von uns erwarten können, dass wir in Solidarität zu
    ihnen stehen. Sie sind nämlich am 1. Mai 2004 einer So-
    lidargemeinschaft und keiner bloßen Schönwetterunion
    beigetreten.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Gemeinschaft heißt aber auch, dass wir nicht einfach
    über Herausforderungen hinwegsehen dürfen, wenn es
    sie gibt, und die gibt es. Wenn etwa in einzelnen Ländern
    die Unabhängigkeit der Justiz und die Pressefreiheit ge-
    fährdet sind oder die Korruption nach unserer Wahrneh-
    mung nicht ausreichend bekämpft wird, dann dürfen wir
    eben nicht einfach wegsehen. Hier müssen wir verlangen
    dürfen, dass Arbeiten erledigt werden, die noch nicht er-
    ledigt wurden. Wir müssen das auch verlangen, selbst
    wenn wir wissen, dass das gelegentlich schwerfällt. Wir
    können aber sagen: Unsere Partner in Osteuropa, die sol-
    che dringenden Reformen anpacken, können sich unse-
    rer Unterstützung sicher sein.

    28 Mitgliedstaaten, 24 Sprachen in Europa, 500 Mil-
    lionen Menschen: Wer einmal einen Ministerrat in Brüs-
    sel miterlebt hat, der weiß, wie viel institutionelle Arbeit
    und auch Erneuerungsarbeit hier noch vor uns liegen.

    Nur – um auf Schuman zurückzukommen –: Er hat
    vor 64 Jahren gesagt:

    Der Friede der Welt

    – und der in Europa –

    kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische An-
    strengungen, die der Größe der Bedrohung entspre-
    chen.

    Ich glaube, jeder spürt, dass wir jetzt vor enormen An-
    strengungen stehen, um den Frieden zu bewahren und
    die erneute Spaltung Europas zu verhindern.

    Gerade deshalb sage ich, dass sich in einer solchen
    Phase des manchmal rastlosen Krisenmanagements auch
    an einem solchen Tag vielleicht die seltene Gelegenheit
    ergibt, ein paar Sekunden innezuhalten und nachzuden-
    ken. Wenn wir das tun und für einen Augenblick auf die-
    sen Tag von Schumans Rede zurückschauen, dann wis-
    sen wir miteinander: Die schöpferischen Anstrengungen,
    die er verlangt hat, auch von uns heute, sind jeder Mühe
    wert.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frank-Walter Steinmeier. – Guten Mor-

gen von meiner Seite aus, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen! – Der nächste Redner in der Debatte ist Wolfgang
Gehrcke für die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Ziehen Sie einmal eine positive Bilanz, Herr Gehrcke! – Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diesmal sind es zehn Jahre, nicht zehn Tage!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Gehrcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Dann kann ich mir ja Zeit nehmen. – Frau Präsiden-

    tin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Auch ich
    denke, man muss zurückblicken, wenn man bestimmen
    will, was erreicht worden ist, und wenn man feststellen
    will, wo die Defizite liegen.

    Mein Rückblick beginnt nicht nur wegen des heutigen
    Datums am 8. und 9. Mai 1945. Das war der entschei-
    dende Punkt: dass mit dem Faschismus in Deutschland
    und mit dem europäischen Faschismus gebrochen wor-
    den ist. Das ist der Ausgangspunkt, an dem klar war:
    Dieses Land muss neues Vertrauen erwerben. Das kann
    man nur erwerben, indem man kategorisch auch mit der
    eigenen Geschichte ins Gericht geht.

    Ich bitte darum, von diesem Ausgangspunkt aus ei-
    nige Dinge zu überlegen. Die einfache Botschaft, die zu
    dem gehören müsste, was der Außenminister hier für un-
    ser Land und für Europa vorgetragen hat, heißt für mich:
    Nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus! Das





    Wolfgang Gehrcke


    (A) (C)



    (D)(B)

    möchte ich in der europäischen Entwicklung durchge-
    setzt sehen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Sylvia KottingUhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wenn man das will, muss man auch Spaltungen in Eu-
    ropa überwinden, dann muss man eine andere Art und
    Weise der Zusammenarbeit erreichen.

    Ich bitte sehr darum – das sage ich mit Blick auf die
    Kollegen der CDU-Fraktion –: Lassen Sie uns auch dem
    Ehrenmal der damaligen Sowjetunion und dem heutigen
    Russland in unserer Nähe, das an den Akt der Befreiung
    erinnert, diesen Respekt entgegenbringen. Ich bitte Sie
    sehr: Hände weg von diesem Ehrenmal! Hier geht es
    auch um die Symbolik.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich sage Ihnen: Die Panzer, die zu diesem Ehrenmal
    gehören, waren die Panzer, die Deutschland, das deut-
    sche Volk, vom Faschismus befreit haben. Das anzuer-
    kennen, gebietet ein Mindestmaß an Respekt. 27 Millio-
    nen Sowjetbürger sind in diesem Krieg umgekommen –
    auf verschiedene Art und Weise. 6 Millionen Jüdinnen
    und Juden sind industriell vernichtet worden. Wenn man
    sich diese Zahlen vergegenwärtigt, kommt man zu einer
    Beurteilung, die vielleicht etwas quer zu dem liegt, was
    heute so oft gesagt wird.

    Ich will Ihnen ein kleines Zitat von Arno Lustiger
    vorlesen, für mich einer der wichtigsten jüdischen Intel-
    lektuellen und Schriftsteller. Er hat in einem Buch – ein
    großes Werk –, in dem er Stalin kritisiert, am Ende ge-
    schrieben:

    … unerlässlich, der Millionen sowjetischer Solda-
    ten zu gedenken, die im Kampf gegen Hitler-
    deutschland gefallen sind oder in der Gefangen-
    schaft ermordet wurden. Ohne ihr Opfer wäre die
    Welt verloren; sie haben uns vor der Herrschaft des
    mörderischen Nazismus gerettet.

    Ich finde, die Panzer dieses Ehrenmals sind Symbole für
    diese Aussage von Arno Lustiger, von der ich möchte,
    dass wir sie uns selber aneignen.

    Wenn das der Ausgangspunkt ist, dann muss man
    auch dazusagen: Das Ziel war, die Spaltung Europas zu
    überwinden. Meine Einschätzung ist, dass Europa nach
    wie vor tief gespalten ist, vielleicht sogar tiefer denn je:
    in Ost und West, sozial gespalten, militärisch tief gespal-
    ten.

    Im Verbund mit der Europäischen Union – darüber
    sprachen Sie nicht, Herr Außenminister – kam leider die
    NATO. Die Friedensdividende, die möglich gewesen
    wäre, ist nicht eingebracht worden. Die NATO steht
    heute an den Grenzen Russlands. All das kann die Spal-
    tung nicht überwinden; es ist vielmehr Ausdruck von
    Spaltung.

    Spaltungen müssen überwunden werden, in Europa
    und weltweit. Ich sage das sehr bewusst – auch das
    fehlte mir in Ihrer Rede –: Wenn man Spaltungen über-
    winden will, dann darf Europa keine Festung werden
    wollen, sondern dann muss Europa sich der Welt gegen-
    über öffnen. Ich finde es nach wie vor völlig unerträg-
    lich, dass Europa sich als Festung gegen andere Teile der
    Welt geriert.

    Wäre es nicht ein Anlass, Herr Außenminister, einen
    solchen Appell „Spaltung überwinden, Festung Europa
    abbauen!“ im deutschen Parlament aufzugreifen? Ich
    möchte, dass Menschen in Not in dieses Land, nach Eu-
    ropa kommen können, ohne die Gefahr einer Mittelmeer-
    überquerung auf sich nehmen zu müssen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich möchte, dass soziale Spaltungen durch Umvertei-
    lung überwunden werden, und zwar von oben nach un-
    ten statt umgekehrt. Ich möchte Umverteilung zwischen
    den Regionen, und ich möchte, dass militärische Spal-
    tungen durch Abrüstung überwunden werden. Dazu ge-
    hört auch, nach wie vor daran zu arbeiten, Militärbünd-
    nisse zu überwinden.


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal einen positiven Satz!)


    Abrüstung kann man erreichen, auch heute in Europa.
    Ich will Ihnen kurz einen Gedanken von Michael
    Gorbatschow vortragen. Sie haben vom gemeinsamen
    Haus Europa gesprochen, ohne den Namen Gorbatschow
    zu erwähnen. Gorbatschow hat 1988 in einer Rede zum
    gemeinsamen Haus Europa gesagt:

    Wir sehen in der Zukunft ein Europa, in dem West
    und Ost keine Waffen mehr gegeneinander richten,
    sondern im Gegenteil einen früher nie dagewesenen
    Nutzen aus dem Austausch von Waren und Werten,
    Fachkenntnissen, Menschen und Ideen ziehen, die
    es gelernt haben, trotz aller Unterschiede einander
    nicht als Gegner, sondern als Partner zu betrachten.

    Gilt das nicht auch heute im Verhältnis dieses Teils Eu-
    ropa zum anderen Teil Europas, nämlich zu Russland
    und anderen Ländern, diese nicht als Gegner zu betrach-
    ten?


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal noch etwas zur EU-Erweiterung, Herr Gehrcke! Sie reden die ganze Zeit über Russland!)


    All das hat die Osterweiterung der Europäischen
    Union aus meiner Sicht nicht eingebracht. Daran ist zu
    arbeiten.

    Im Gegenteil: Neoliberale Zerstörung in Europa hat
    die soziale Lage schwieriger und teilweise aussichtslos
    gemacht. Ich möchte auch im Namen der Linken sagen,
    dass wir daran arbeiten, Europa vom Kopf auf die Füße
    zu stellen. Das würde für mich unter anderem bedeuten,
    wenn man den Gedanken des gemeinsamen Hauses Eu-
    ropa weiterverfolgt, heute die Arbeit an einer europäi-
    schen Verfassung wieder aufzunehmen,


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen die Sie gestimmt haben!)






    Wolfgang Gehrcke


    (A) (C)



    (D)(B)

    die Friedfertigkeit statt Aufrüstung festschreibt, Antifa-
    schismus für ganz Europa verbindlich vorschreibt und
    sich an Abrüstung und sozialer Gerechtigkeit orientiert.

    Wäre das nicht eine Aufgabe, die dem angemessen
    ist, was hier debattiert worden ist, Europa vom Kopf auf
    die Füße zu stellen? Sie wissen, dass die Verträge von
    Lissabon und Maastricht nur unter unendlichen Schwie-
    rigkeiten geändert werden können.

    Wir müssen feststellen, dass mit einer gestärkten Eu-
    ropäischen Union zugleich das Gesellschaftsmodell Ka-
    pitalismus in ganz Europa durchgesetzt worden ist.


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Soziale Marktwirtschaft!)


    Werfen Sie einen Blick in unser Grundgesetz! Es ist vor-
    bildlich in dieser Frage. Das Grundgesetz hält die wirt-
    schaftliche und gesellschaftliche Ordnung offen. Um das
    zur Freude der CDU/CSU ein bisschen zugespitzt zu sa-
    gen: Ich bin für eine Revolution mit dem Grundgesetz
    statt gegen das Grundgesetz, weil das Grundgesetz eine
    grundlegende wirtschaftliche und gesellschaftliche Um-
    gestaltung möglich macht. Wäre es nicht ein Impuls für
    Europa, sich eine solche Verfassung zu geben, dass Eu-
    ropa umgestaltet werden kann?


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wir haben doch eine Verfassung!)


    Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Ich habe nicht
    den Eindruck, dass Deutschland europäischer, sondern
    dass Europa deutscher geworden ist.


    (Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Polen findet sich in Ihrer Rede wieder, Herr Gehrcke! Polen wäre stolz auf diese Rede! Halten Sie diese Rede mal in Polen, im Baltikum! Meine Güte! Peinlich!)


    – Regen Sie sich doch nicht so auf! – Ich wünsche mir
    ein Deutschland, das europäischer wird, in einer Vielfalt,
    die zur Einheit führt. Das ist meine politische Zielrich-
    tung. Das ist meine Wertung, und das ist die Herausfor-
    derung.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)