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ID1803104700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/31 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 31. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. April 2014 I n h a l t : Begrüßung der Oppositionsführerin des Un- terhauses des Parlaments der Republik der Union Myanmar, Frau Aung San Suu Kyi . . 2583 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 B Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digi- tale Infrastruktur Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2587 D Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2589 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2591 A Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2593 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2594 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2595 D Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2597 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2597 D Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2598 C Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2599 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2601 A Arno Klare (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2602 A Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2603 B Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2014 Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2605 A Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2607 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2610 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2612 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2614 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2616 B Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 2617 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2618 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2620 C Ingrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2622 C Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2624 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 2626 A Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2627 D Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2629 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2630 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2630 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2631 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2632 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 2583 (A) (C) (D)(B) 31. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. April 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 30. Sitzung, Seite 2553 B, die ersten beiden Absätze sind wie folgt zu lesen: Den Gipfel finde ich aber wirklich, dass Sie den An- teil, den Ihr Ministerium erbringen muss, damit das unsägliche Betreuungsgeld gezahlt werden kann, den Ar- beitslosen aufdrücken. Die Arbeitslosen sollen die 5 Millionen Euro aufbringen, die das Betreuungsgeld kostet. Das mag nicht viel Geld sein, aber ich finde, das ist an Symbolkraft nicht mehr zu toppen. Sie handeln nach dem Motto „Die Etats der Jobcenter reichen sowieso von vorne bis hinten nicht; da kommt es auf die 5 Millionen Euro auch nicht mehr an“. Ich halte das für eine ungeheure Unverschämtheit. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 2631 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.04.2014 Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Bareiß, Thomas CDU/CSU 11.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 11.04.2014 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Becker, Dirk SPD 11.04.2014 Dörmann, Martin SPD 11.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 11.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 11.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 11.04.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 11.04.2014 Fograscher, Gabriele SPD 11.04.2014 Freitag, Dagmar SPD 11.04.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 11.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.04.2014 Groß, Michael SPD 11.04.2014 Held, Marcus SPD 11.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 11.04.2014 Kelber, Ulrich SPD 11.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Kömpel, Birgit SPD 11.04.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 11.04.2014 Dr. Lengsfeld, Philipp CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Lindner, Tobias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 11.04.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Nowak, Helmut CDU/CSU 11.04.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 11.04.2014 Pilger, Detlev SPD 11.04.2014 Poschmann, Sabine SPD 11.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 11.04.2014 Rohde, Dennis SPD 11.04.2014 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 11.04.2014 Rüthrich, Susann SPD3 11.04.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 11.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.04.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 11.04.2014 Schwabe, Frank SPD 11.04.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 11.04.2014 Thönnes, Franz SPD 11.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 11.04.2014 Wellenreuther, Ingo 11.04.2014 Werner, Katrin 11.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 11.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 11.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 11.04.2014 CDU/CSU DIE LINKE Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2632 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 (A) (C) (B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebens- lagen von Menschen mit Beeinträchtigungen Teilhabe – Beeinträchtigung – Behinderung Drucksachen 17/14476, 18/413 Nr. 1.3 Ausschuss für Gesundheit – Bericht gemäß § 56a GO-BT des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Technikfolgenabschätzung (TA) Fortpflanzungsmedizin – Rahmenbedingungen, wissen- schaftlich-technische Entwicklungen und Folgen Drucksachen 17/3759, 18/770 Nr. 24 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Erfahrungsbericht der Bundesregierung über die Durchführung des Stammzellgesetzes (Fünfter Stammzellbericht) Drucksachen 17/12882, 18/770 Nr. 25 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Erweiterungsszenarien zur elektroni- schen Dokumentation der Organspendeerklärung auf der elektronischen Gesundheitskarte Drucksachen 17/14326, 18/641 Nr. 18 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Projekt „Deutsches Elektronisches Melde- system für Infektionsschutz“ (DEMIS) Drucksachen 17/14697, 18/641 Nr. 27 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.28 Ratsdokument 13173/13 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/419 Nr. A.83 Ratsdokument 10900/13 Drucksache 18/544 Nr. A.30 Ratsdokument 5160/14 Drucksache 18/642 Nr. A.3 Ratsdokument 5742/14 Drucksache 18/822 Nr. A.16 EP P7_TA-PROV(2014)0069 Drucksache 18/822 Nr. A.17 Ratsdokument 5489/14 (D) kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 31. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 12 Verkehr und digitale Infrastruktur TOP 1 Schlussrunde Haushaltsgesetz 2014 Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Brackmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Der Haushaltsentwurf, der uns zu Beginn der
    Großen Koalition vorgelegt wurde, ist auch so etwas wie
    eine Eröffnungsbilanz, mit der wir in die nächsten vier
    Jahre starten.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das stimmt!)


    Insofern darf man einmal darauf eingehen, wo wir heute
    stehen.

    In den vergangenen zwei Jahren hatten Bund, Länder,
    Gemeinden und Sozialkassen zusammen mehr Einnah-
    men als Ausgaben. Das ist einzigartig in der gesamten
    Europäischen Union. Kein anderes Land in der EU hat
    dies geschafft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch das muss einmal gesagt werden!)


    Deutschland hat die zweitniedrigste Arbeitslosen-
    quote in ganz Europa; bei den unter 25-Jährigen haben
    wir sogar mit großem Abstand die geringste Arbeits-
    losigkeit. Ich glaube, das gibt den Menschen eine gute
    Perspektive. Auch dies ist Teil der Eröffnungsbilanz.

    Wir werden in diesem Jahr mit über 42 Millionen Be-
    schäftigten den höchsten Stand an Beschäftigten in der
    Geschichte der Bundesrepublik Deutschland haben. Dies
    gibt allen Menschen Zuversicht und selbst Langzeitar-
    beitslosen Perspektiven, in den ersten Arbeitsmarkt zu
    kommen. Auch das ist eine hervorragende Ausgangs-
    basis.

    Das alles kann nicht Glück sein, liebe Frau Hajduk,
    und das ist es auch nicht. Es war Leistung, und Leistung
    wird durch entsprechende Ergebnisse belohnt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es wäre gar nicht spannend, wenn nur meine Kolle-
    ginnen und Kollegen aus der Großen Koalition und ich
    Ihnen dieses Votum hier vortragen würden. Deshalb ist
    es gut, dass auch der neueste Bericht des IWF dies vor
    wenigen Tagen ganz deutlich zum Ausdruck gebracht
    hat. Mit einer Wachstumsprognose von 1,7 Prozent, so
    der IWF, für 2014 haben wir weiterhin eine gute Per-
    spektive. Wenn wir uns die jüngsten Wirtschaftsberichte
    aus Deutschland anschauen, dann sehen wir, dass wir so-
    gar dicht an die 2 Prozent herankommen können. Beson-
    ders gelobt wird vom IWF die Binnennachfrage, die wir
    hier in Deutschland weiter ankurbeln. Ein Teil dieser
    Binnennachfrage ist dadurch bedingt, dass wir in den
    letzten fünf Jahren wieder deutliche Lohnzuwächse hat-
    ten. Diese Lohnzuwächse sind auch gerecht. Als wir in
    einer schwierigen Phase waren, haben die Tarifpartner
    Lohnzurückhaltung geübt, womit sie sehr viel dazu bei-





    Norbert Brackmann


    (A) (C)



    (D)(B)

    getragen haben, dass wir heute in dieser sehr komfortab-
    len Situation sind. Deswegen ist es an der Zeit, einen
    Teil davon an die Beschäftigten zurückzugeben, die
    diese Leistung erbracht haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir sehen: Die gute wirtschaftliche Lage kommt bei den
    Menschen an und ist in ihren Portemonnaies spürbar. In
    2014 werden im fünften Jahr infolge die Preise weniger
    steigen als die Löhne, und das ist, glaube ich, gut so.

    Man sagt uns Deutschen nach, wir würden leben, um
    zu arbeiten. Im Rest der Welt sei das andersherum. Aber
    ein Stück Leben gehört auch dazu. Deswegen ist eine
    Frage nach der Eröffnungsbilanz: Was machen wir ei-
    gentlich mit dem Geld? Wir investieren es in soziale
    Leistungen. Im Bundeshaushalt, wie er Ihnen hier vor-
    liegt, sind 49 Prozent der Ausgaben für den Bereich „Ar-
    beit und Soziales“ vorgesehen. Das heißt, das Geld geht
    in die Verbesserung unserer Sozialstruktur.


    (Beifall der Abg. Petra Hinz [Essen] [SPD])


    Weil wir für die Menschen tätig sind, hat die Große
    Koalition bewusst festgelegt, dass 23 Milliarden Euro
    des Gesamtpakets mit den Maßnahmen, die wir realisie-
    ren wollen, nicht unter Finanzierungsvorbehalt stehen,
    sondern gleich auf den Weg gebracht werden. Das ist
    auch gut so; denn es ist wichtig, dass die Menschen se-
    hen, dass wir als Große Koalition zu dem stehen, was
    wir sagen, dass wir Menschen belohnen, die dazu beige-
    tragen haben, dass es unserem Staat so gut geht. Es ist
    vereinbart – und so wird es auch kommen –, dass derje-
    nige, der 45 Jahre lang hart gearbeitet und in die Renten-
    kasse eingezahlt hat, nach dieser Zeit ohne Abschläge in
    Rente gehen kann. Auch die Mütter, die durch die Erzie-
    hung ihrer Kinder einen wesentlichen Beitrag geleistet
    haben, werden berücksichtigt. Ihnen wird insofern Ge-
    rechtigkeit widerfahren.

    „Die Zukunft gehört denen, die der nachfolgenden
    Generation Grund zur Hoffnung geben.“ Deswegen
    kommt es darauf an, was wir uns für die nächsten Jahre
    vorgenommen haben und welche Ansätze dieser Haus-
    halt beinhaltet. Wir setzen auf Generationengerechtig-
    keit. Der Kollege Kahrs hat darauf hingewiesen, dass wir
    nicht in die Schuldenfalle laufen dürfen. Deswegen ist es
    so wichtig, dass wir keine Steuererhöhungen machen;
    denn Steuererhöhungen sind ein Eingriff in die Leis-
    tungsfähigkeit der Wirtschaft und ein Eingriff in die
    Leistungsfähigkeit der Menschen. Trotzdem gelingt es
    uns, einen strukturell ausgeglichenen Haushalt vorzule-
    gen und den Weg dafür freizumachen, dass wir im
    nächsten Jahr einen vollkommen ausgeglichenen Haus-
    halt vorlegen. „Langfristig ist man nur erfolgreich, wenn
    man weiß, warum man erfolgreich ist.“ Deshalb wollen
    wir den Haushalt auch langfristig sichern. Die guten
    Zahlen sind nämlich kein Glück, Kollegin Hajduk.

    Dieser Haushalt weist ein paar zusätzliche Ausgaben-
    steigerungen auf. Die Zukunft kann nur gewinnen, wer
    in Bildung und Forschung investiert. Sie sind langfristig
    die Basis für neue Aufgaben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

    Deswegen hat sich der Etat dieses Haushalts von 2005
    bis heute fast verdoppelt. Wir erhöhen das Volumen in
    diesem Haushalt im Vergleich zum letzten Jahr noch ein-
    mal um 1,7 Prozent, damit diese beispiellose Politik vor-
    angebracht werden kann.

    Wichtig ist nicht nur, dass wir in Forschung und Bil-
    dung investieren, sondern auch, dass wir die Infrastruk-
    tur erhalten und weiter zur Verfügung stellen, um lang-
    fristig klare Ziele zu setzen. Nun mag man darüber
    streiten, ob die 5 Milliarden Euro, die wir für diese Le-
    gislaturperiode vorgesehen haben, schon ausreichend
    sind; denn wir sehen natürlich die Risiken, die auf uns
    zukommen. Da ist der Versuch der Länder Berlin und
    Brandenburg, einen Flughafen zu bauen.


    (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Der Bund ist auch dabei!)


    Da sind beispielsweise Ausschreibungsergebnisse, die
    etwas anders ausfallen, als erwartet wurde. Das zeigt
    aber, dass wir bereit sind, mit klaren Entscheidungen
    nach vorne zu gehen. So war es auch überhaupt kein
    Problem und bei den Mitgliedern der Fraktionen dieses
    Hauses nicht umstritten, heute Morgen ein deutliches Si-
    gnal für den Nord-Ostsee-Kanal zu setzen, für den wir
    überplanmäßig 185 Millionen Euro in die Hand genom-
    men haben; denn wir haben gesagt: Diese Schleuse muss
    sein. Der Nord-Ostsee-Kanal ist ein Stück Zukunftsper-
    spektive für ganz Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir sind davon überzeugt, dass wir den Etat für die
    Verkehrsinvestitionen in die Infrastruktur in den nächs-
    ten Jahren noch so anpassen können, wie es der Bedarf
    erforderlich macht. Denn nicht nur am Nord-Ostsee-Ka-
    nal, sondern an vielen Orten sind Brücken wichtig. Das
    gilt auch für die Rheinbrücke bei Leverkusen und aktuell
    für die Rader Hochbrücke. Brücken verbinden die Men-
    schen und die Wirtschaft. Wenn sie nicht mehr zur Ver-
    fügung stehen, birgt das erhebliche Risiken. Das zeigt
    sich konkret bei der Rader Hochbrücke, auf die Schles-
    wig-Holstein Wert legt; denn ohne sie würden die beiden
    Landesteile, „up ewig ungedeelt“, auseinanderbrechen.
    Das gilt aber auch für viele andere Orte in Deutschland.
    Deswegen werden wir daran festhalten, die Infrastruktur
    als einen der wichtigsten, zukunftssichernden Maßnah-
    menbereiche zu unterstützen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Kollegin Hajduk, Sie haben gesagt, ein bisschen mehr
    Bescheidenheit täte uns gut.


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Plan für die Zukunft!)


    Aber gerade mit diesem Haushaltsentwurf weisen wir
    Bescheidenheit aus. Wie Sie leicht den Zahlen entneh-
    men können, liegt das Haushaltsvolumen zum ersten
    Mal unter 300 Milliarden Euro, was, glaube ich, ange-
    sichts steigender Preise ein hervorragendes Ergebnis ist.





    Norbert Brackmann


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Haushalt wächst immens im nächsten Jahr!)


    Der Stellenbestand des Bundes sinkt von Jahr zu Jahr.
    Wir hatten 1990 314 000 Beschäftigte im Bund. Mittler-
    weile sind es nur noch 249 000. Das zeigt, dass wir mit
    unseren eigenen Anstrengungen vorbildlich vorangehen
    und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig unter
    Beweis stellen.

    Aber wir müssen diese Politik auch durchhalten,
    meine lieben Kolleginnen und Kollegen; denn für Haus-
    hälter beginnt eine Legislaturperiode am besten mit ei-
    nem sanierten Budget. Deswegen ist es so wichtig, die
    schwarze Null zu erreichen. Wir müssen nicht nur das
    Haushaltsergebnis im Blick behalten, sondern auch be-
    achten, was uns unsere Verfassung vorschreibt und wel-
    che Spielräume wir in den nächsten Jahren haben wer-
    den. Was das strukturelle Defizit angeht, besteht
    theoretisch noch die Möglichkeit, in diesem Jahr Kredite
    in Höhe von 34 Milliarden Euro aufzunehmen. Das wird
    aber in den nächsten Jahren sinken, zunächst auf 11 Mil-
    liarden Euro und dann bis auf circa 10 bis 11 Milliarden
    Euro im Jahr 2016. Insofern ist die Differenz zwischen
    0 und 11 Milliarden Euro der einzige Spielraum, den wir
    noch haben, wenn wir auf ungewöhnliche Entwicklun-
    gen reagieren wollen, sei es, dass die Wirtschaft irgend-
    wann nicht mehr so brummt wie heute, oder sei es, dass
    aus anderen Ecken Europas entsprechende Probleme auf
    uns zukommen. Deswegen ist es ein Stück Zukunfts-
    sicherung, einen soliden Haushalt auf die Beine zu stel-
    len, der es uns ermöglicht, auch in Zukunft leistungsfä-
    hig zu sein und den großen Aufgaben, die wir in
    Deutschland haben, auch in einer Großen Koalition letz-
    ten Endes mit großem Erfolg zu begegnen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner hat der Kollege Roland Claus

von der Linken das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sie

    wollten mit diesem Haushaltsentwurf Deutschlands Zu-
    kunft gestalten. Stehen geblieben sind Sie aber bei der
    schwarzen Null, im Übrigen einer Größe, die erst Ende
    des nächsten Jahres erreicht werden soll. Damit wir uns
    nicht missverstehen: Das ist in 19 Monaten. Sie schwa-
    dronieren nämlich so, als hätten Sie das schon geschafft.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Staatssekretär Kampeter hat sogar rührend bekannt, dass
    er sich in die schwarze Null verliebt habe. Dann musste
    er selber darüber lachen. Ich will daran erinnern: Liebe
    macht nicht nur heiter, sondern auch blind, Herr Staats-
    sekretär.

    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Keine neuen Schulden – das ist zwar vernünftig, aber
    eine verantwortungsvolle Gestaltungspolitik ist das noch
    nicht. Ich bleibe dabei: Für die allermeisten Menschen in
    diesem Lande ist es für ihren Lebensalltag kein Zuge-
    winn, ständig diese Propaganda zu hören.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich will einige Hauptaussagen dieser Haushaltswoche
    kommentieren und zähle die bemerkenswerte Erkenntnis
    des Staatssekretärs Kampeter, dass von jetzt an die Ge-
    setze eingehalten werden, ausdrücklich einmal nicht
    dazu.

    Bundeskanzlerin Merkel hat gesagt: Wir kümmern
    uns um die internationale Finanzmarktregulierung. – Ty-
    pisch Merkel! Hier wird der Eindruck erweckt, da würde
    jetzt etwas losgehen. Sie hat auch ausdrücklich nichts
    Falsches gesagt. Aber sich kümmern zu wollen, ist so
    unkonkret, so wenig fassbar, dass darin eben überhaupt
    keine Aussage steckt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir haben es doch mit entfesselten Finanzmärkten zu
    tun. Im Jahre 2012 übertraf die Bilanzsumme der Schat-
    tenbanken zum ersten Mal die Bilanzsumme der real
    existierenden Banken, also der Banken mit Adresse.
    Diese Schattenbanken sind doch nicht mit dem Ziel un-
    terwegs, sich an der Wertschöpfung zu beteiligen, son-
    dern sie sind die eigentlichen Feinde von Mittelstand
    und Handwerk, weil sie nur auf die Umverteilung von
    Arbeit und Werten setzen, die von anderen Leuten ge-
    schaffen wurden. Da muss man etwas tun. Da hilft keine
    Regulierung. Da hilft nur Abschalten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Frau Merkel hat auch gesagt: Deutschland ist Gewin-
    ner der Globalisierung. – Das ist wahr, aber auch zy-
    nisch. „The winner takes it all“ – Gewinner nehmen alles
    mit. Es wurde mit der gemeinsamen Währung in Europa
    eben nicht zugleich vereinbart, wie künftig gemeinsame
    Wirtschafts- und Sozialpolitik zu gestalten sei. Deshalb
    stehen unseren Gewinnen die sozialen Verwerfungen in
    Südeuropa gegenüber. Europäische Verantwortung sieht
    anders aus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Minister Schäuble und Nahles haben die giganti-
    sche Dimension des Sozialetats hier als soziale Großtat
    gepriesen. 82,5 Milliarden Euro allein für die Renten-
    kassenzuschüsse, 10 Milliarden Euro für Aufstocker. Vor
    diesem Hintergrund sage ich Ihnen – das kann man näm-
    lich auch einmal anders betrachten –: Der Sozialetat ist
    ein riesengroßer Reparaturbetrieb für eine zuvor zer-
    störte Sozial- und Solidarsystemgesellschaft.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


    Sie müssen heilen, was Sie vorher kaputtgemacht haben.
    Das Kaputtmachen ist eben geschehen als Folge von
    Niedriglohn, von Leiharbeit – beides im Osten doppelt
    so hoch wie im Bundesdurchschnitt – und der Privatisie-





    Roland Claus


    (A) (C)



    (D)(B)

    rung der Renten. Wir Linken sagen: Da muss ein anderer
    Weg gegangen werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Haushalts- und Finanzpolitik in Zeiten einer globali-
    sierten Welt ist auch immer internationale Politik; Minis-
    ter Gabriel hat das angesprochen. Im besten Fall sind in-
    ternationale Wirtschaftsbeziehungen natürlich Beiträge
    zur Friedenssicherung. Aber es gibt auch eine Kehrseite,
    die nicht verschwiegen werden darf. Das sind Rüstungs-
    exporte, bei denen Deutschland inzwischen auf dem un-
    rühmlichen dritten Platz gelandet ist. Die Bundesregie-
    rung – wir hatten ja Auseinandersetzungen mit der
    Bundesregierung – hält weiterhin die Öffentlichkeit und
    das Parlament im Unklaren, was Auskünfte über die
    Fakten zu Rüstungsexporten angeht. Damit, vor allen
    Dingen mit den Exporten selbst, wird sich die Linke we-
    der in diesem Haus noch anderswo jemals abfinden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Bundesminister Gabriel hat auch einen Halbsatz zur
    Lage in Ostdeutschland gesagt, als er auf die besondere
    wirtschaftliche Situation eingegangen ist. Ein Halbsatz
    in einer ganzen Woche zu den ostdeutschen Ländern ist
    mir ausdrücklich zu wenig, ist meiner Fraktion zu wenig.


    (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


    Wir fordern mehr Selbstbewusstsein für den Osten, An-
    erkennung der Leistungen in diesen schwierigen Um-
    bruchs- und Transformationsprozessen und auch Aner-
    kennung von Dingen, die wir Erfahrungsvorsprung der
    Ostdeutschen nennen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deutschlands Zukunft gestalten heißt, den Lebens-
    alltag der Menschen im Blick zu haben und ihn zu ver-
    bessern, sich an enkeltauglicher Politik zu orientieren,
    endlich Steuergerechtigkeit herzustellen, die Mitte zu
    entlasten, endlich von oben nach unten umzuverteilen.
    Deutschlands Zukunft gestalten – das beruhigt mich wie-
    der ein bisschen – ist zum Glück kein Privileg von Ko-
    alition und Regierung. Es ist Sache des ganzen Parla-
    ments, Sache der ganzen Gesellschaft. Da kann ich nur
    sagen: Gut, dass es die Linke gibt.


    (Beifall bei der LINKEN)