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ID1803103700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/31 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 31. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. April 2014 I n h a l t : Begrüßung der Oppositionsführerin des Un- terhauses des Parlaments der Republik der Union Myanmar, Frau Aung San Suu Kyi . . 2583 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 B Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digi- tale Infrastruktur Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2587 D Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2589 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2591 A Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2593 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2594 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2595 D Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2597 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2597 D Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2598 C Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2599 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2601 A Arno Klare (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2602 A Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2603 B Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2014 Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2605 A Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2607 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2610 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2612 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2614 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2616 B Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 2617 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2618 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2620 C Ingrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2622 C Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2624 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 2626 A Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2627 D Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2629 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2630 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2630 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2631 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2632 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 2583 (A) (C) (D)(B) 31. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. April 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 30. Sitzung, Seite 2553 B, die ersten beiden Absätze sind wie folgt zu lesen: Den Gipfel finde ich aber wirklich, dass Sie den An- teil, den Ihr Ministerium erbringen muss, damit das unsägliche Betreuungsgeld gezahlt werden kann, den Ar- beitslosen aufdrücken. Die Arbeitslosen sollen die 5 Millionen Euro aufbringen, die das Betreuungsgeld kostet. Das mag nicht viel Geld sein, aber ich finde, das ist an Symbolkraft nicht mehr zu toppen. Sie handeln nach dem Motto „Die Etats der Jobcenter reichen sowieso von vorne bis hinten nicht; da kommt es auf die 5 Millionen Euro auch nicht mehr an“. Ich halte das für eine ungeheure Unverschämtheit. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 2631 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.04.2014 Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Bareiß, Thomas CDU/CSU 11.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 11.04.2014 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Becker, Dirk SPD 11.04.2014 Dörmann, Martin SPD 11.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 11.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 11.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 11.04.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 11.04.2014 Fograscher, Gabriele SPD 11.04.2014 Freitag, Dagmar SPD 11.04.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 11.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.04.2014 Groß, Michael SPD 11.04.2014 Held, Marcus SPD 11.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 11.04.2014 Kelber, Ulrich SPD 11.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Kömpel, Birgit SPD 11.04.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 11.04.2014 Dr. Lengsfeld, Philipp CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Lindner, Tobias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 11.04.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Nowak, Helmut CDU/CSU 11.04.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 11.04.2014 Pilger, Detlev SPD 11.04.2014 Poschmann, Sabine SPD 11.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 11.04.2014 Rohde, Dennis SPD 11.04.2014 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 11.04.2014 Rüthrich, Susann SPD3 11.04.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 11.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.04.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 11.04.2014 Schwabe, Frank SPD 11.04.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 11.04.2014 Thönnes, Franz SPD 11.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 11.04.2014 Wellenreuther, Ingo 11.04.2014 Werner, Katrin 11.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 11.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 11.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 11.04.2014 CDU/CSU DIE LINKE Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2632 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 (A) (C) (B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebens- lagen von Menschen mit Beeinträchtigungen Teilhabe – Beeinträchtigung – Behinderung Drucksachen 17/14476, 18/413 Nr. 1.3 Ausschuss für Gesundheit – Bericht gemäß § 56a GO-BT des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Technikfolgenabschätzung (TA) Fortpflanzungsmedizin – Rahmenbedingungen, wissen- schaftlich-technische Entwicklungen und Folgen Drucksachen 17/3759, 18/770 Nr. 24 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Erfahrungsbericht der Bundesregierung über die Durchführung des Stammzellgesetzes (Fünfter Stammzellbericht) Drucksachen 17/12882, 18/770 Nr. 25 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Erweiterungsszenarien zur elektroni- schen Dokumentation der Organspendeerklärung auf der elektronischen Gesundheitskarte Drucksachen 17/14326, 18/641 Nr. 18 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Projekt „Deutsches Elektronisches Melde- system für Infektionsschutz“ (DEMIS) Drucksachen 17/14697, 18/641 Nr. 27 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.28 Ratsdokument 13173/13 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/419 Nr. A.83 Ratsdokument 10900/13 Drucksache 18/544 Nr. A.30 Ratsdokument 5160/14 Drucksache 18/642 Nr. A.3 Ratsdokument 5742/14 Drucksache 18/822 Nr. A.16 EP P7_TA-PROV(2014)0069 Drucksache 18/822 Nr. A.17 Ratsdokument 5489/14 (D) kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 31. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 12 Verkehr und digitale Infrastruktur TOP 1 Schlussrunde Haushaltsgesetz 2014 Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Steffen Kampeter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Die Schlussrunde in der Debatte zum Bundes-
    haushalt dient dazu, auf die Woche zurückzublicken,
    aber auch dazu, einen Blick auf die Lage insgesamt zu
    werfen. Wenn man von außen auf die Haushaltspolitik
    schaut, dann kann man gelegentlich den Eindruck be-
    kommen, es ginge um Buchhaltung, um das Verschieben
    von Zahlen von der einen auf die andere Seite der Haus-
    haltsstelle.

    Es ist mir wichtig, am Anfang dieser Debatte festzu-
    stellen, dass Haushaltspolitik und Wachstumspolitik
    – und damit Wirtschaftspolitik und Finanzpolitik – in ei-
    nem engen Zusammenhang zu sehen sind. So hat zum
    Beispiel vor wenigen Tagen – das ist angesichts der hei-
    ßen Themen der Haushaltsdebatte ein Stück weit unter-
    gegangen – der Internationale Währungsfonds seine
    neue Wachstumsprognose vorgelegt: Nicht nur, dass die
    Prognose für die Bundesrepublik Deutschland besser ist
    als noch vor wenigen Monaten, insgesamt gibt es ein po-
    sitives Signal für Europa, und zwar nicht nur für die
    Euro-Zone, sondern beispielsweise auch für Großbritan-
    nien. Es gibt insgesamt ein verhaltenes Lob für die Fis-
    kalpolitik und die Strukturreformen, die die europäi-
    schen Länder in den vergangenen Jahren durchgeführt
    haben.

    Aber nicht nur, weil der Internationale Währungs-
    fonds das so sieht, sondern auch, weil das viele hier in
    diesem Hause und vor allem die Bundesregierung so se-
    hen, sage ich: Erfreuliche Zahlen beim Wachstum sind
    kein Grund, sich in eine Komfortzone zurückzuziehen
    oder in allgemeiner Hybris festzustellen: Wir müssten
    uns in Deutschland nicht mehr anstrengen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Deswegen, meine sehr verehrten Damen und Herren,
    wollen wir in der Bundesregierung in den nächsten Mona-
    ten, insbesondere auch im Hinblick auf die G-7-Präsident-
    schaft – Wolfgang Schäuble ist gerade in Washington, um
    die Koordination voranzutreiben –, auf diesen Zusam-
    menhang zwischen Wirtschaftswachstum und Haushalts-
    konsolidierung hinweisen. Unsere Finanzpolitik im enge-
    ren Sinne, unsere Haushaltspolitik kann nie erfolgreich
    sein, wenn wir als Bundesrepublik Deutschland, als
    Große Koalition, als Deutscher Bundestag und als Bun-
    desregierung nicht alle Initiativen, national wie interna-
    tional, unterstützen, die das Ziel haben, dass die Industrie-
    länder in Europa und weit darüber hinaus wieder auf
    einen nachhaltigen und höheren Wachstumspfad kom-
    men. Nachhaltige Finanzpolitik bedarf nachhaltigen
    wirtschaftlichen Wachstums, und dafür sollten wir uns
    einsetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    In diesen Kontext muss man bestimmte Entscheidun-
    gen oder Signale dieser Woche, die in der Haushaltsde-
    batte eine Rolle gespielt haben, einordnen, beispiels-
    weise den erfreulichen Abschluss der Verhandlungen mit
    der Europäischen Kommission zu der Frage der Wettbe-
    werbsfähigkeit der Industrie in Deutschland mit Blick
    auf die Energiepolitik. Das war ein großer Erfolg des
    Bundeswirtschaftsministers und ist ein Beitrag zu einer
    nachhaltigen Wachstumsstrategie in Deutschland und
    damit einer Wachstumsstrategie für Europa.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn ich die Verkehrsdebatte einmal Revue passieren
    lasse, muss ich sagen: Wir haben das frühere Verkehrs-
    ministerium ganz bewusst umgestaltet mit der Erweite-
    rung um den Zukunftsbereich der digitalen Infrastruktur
    in Deutschland.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber da macht ihr nichts! Ihr macht nichts bei Breitband! – Zuruf der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


    Früher haben wir beim Thema Infrastruktur ausschließ-
    lich in den Kategorien von Schiene, Straße, Wasser-
    straße gedacht. Heute wissen wir: Der Industrie- und
    Dienstleistungsstandort Deutschland wird auf Dauer nur
    dann wettbewerbsfähig sein, wenn wir auch bei der digi-
    talen Infrastruktur spitze sind. Deswegen ist es ein wich-
    tiges politisches Signal, das wir mit dem Neuzuschnitt
    der Bundesregierung und der entsprechenden Neugestal-
    tung des Haushaltes für Deutschland und für Europa set-
    zen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bisher gibt es den Computerspielepreis, sonst nichts!)


    Ich glaube, dass die Ausweitung der Investitionen in
    Bildung und Forschung auf verschiedene Bereiche – es
    geht eben nicht nur um das Ressort von Johanna Wanka –
    deutlich macht, dass die Zukunft des Standorts Deutsch-
    land und das wirtschaftliche Wachstum Deutschlands
    davon abhängen, wie viel Leistungsbereitschaft und wie
    viel Exzellenz wir in unserem Bildungs-, Ausbildungs-
    und Forschungssystem mobilisieren.





    Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter


    (A) (C)



    (D)(B)

    Deutschland schrumpft. Wir werden weniger. Wir ha-
    ben uns verändert. Deswegen müssen wir diejenigen, die
    morgen und übermorgen dazu beitragen können, unseren
    Wohlstand und die Stabilität unserer sozialen Siche-
    rungssysteme zu gewährleisten und unsere Innovations-
    kraft nach vorne zu treiben, besser unterstützen. Der in
    dieser Woche debattierte Haushalt liefert dazu einen gu-
    ten Beitrag. Wir sollten alles daransetzen, dass der Bil-
    dungs- und Forschungsstandort Deutschland in den
    nächsten Jahren weiter gedeiht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn ich sage „alles daransetzen“, steht dahinter der
    Gedanke: Politik – auch Haushaltspolitik, Wirtschafts-
    und Wachstumspolitik – muss konsequent sein. Konse-
    quente Politik wird sich vielleicht nicht morgen, aber
    übermorgen auszahlen. Ich will ein Beispiel dafür brin-
    gen, dass Konsequenz sich wirklich auszahlt.

    Seit einigen Jahren erleben wir als Antwort auf die
    Staatsschulden- und Bankenkrise europäische Solidari-
    tät; der Bundesfinanzminister ist da führend beteiligt.
    Das wird von vielen Deutschen, aber auch international
    kritisch gesehen. Ich möchte an dieser Stelle hervorhe-
    ben, dass Griechenland gestern einen ersten Schritt da-
    hin gemacht hat, dass nicht mehr die europäische Solida-
    rität den griechischen Staat finanziert. Griechenland hat
    eine Anleihe an den internationalen Märkten platziert,
    mit einem erheblichen Volumen, und sie wurde erheb-
    lich überzeichnet. Das heißt, es gibt wieder Interesse an
    Griechenland. Die Märkte sagen: Mit dem, was dort in
    den vergangenen Jahren geleistet worden ist, ist Grie-
    chenland auf dem richtigen Weg.

    Der Besuch der Frau Bundeskanzlerin heute in Grie-
    chenland macht deutlich, meine sehr verehrten Damen
    und Herren: Mit diesem Land geht es aufwärts. Grie-
    chenland hat konsequent reformiert, konsolidiert, auf
    Wachstum umgeschaltet.


    (Zuruf des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


    Dies anzuerkennen, sollte auch in dieser Haushaltsde-
    batte ein ganz wichtiger Punkt sein.

    Konsequenz zahlt sich aus. Reformfreude stößt zuerst
    immer auf Widerstand, aber am Ende führt sie zu mehr
    Wachstum, zu mehr Wohlstand und zu mehr Stabilität,
    nicht nur in Griechenland, sondern in Europa insgesamt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    In dieser Debatte hat an der einen oder anderen Stelle
    die Frage, warum wir so scharf auf die Nullen sind, eine
    größere Rolle gespielt. Haushaltspolitiker und Finanzpo-
    litiker sind gelegentlich etwas seltsame Leute; wir lieben
    Nullen. Die schwarze Null, so hat ein Vertreter der Op-
    position gesagt, sei abstrakt.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einiges ist nur kurzfristig finanziert! – Zuruf von der SPD: Manche haben auch Nullen! – Lachen des Abg. Johannes Kahrs [SPD])

    Wir als Haushaltspolitiker haben eine gewisse soziale
    Verantwortung. Diese schwarze Null ist nicht abstrakt,
    sie ist sehr konkret. Sie bedeutet: keine neuen Schulden,
    keine zusätzlichen Zinsbelastungen, mehr finanziellen
    Spielraum zur Bewältigung der demografischen Heraus-
    forderungen – der Kollege Kahrs lässt es da gelegentlich
    an Ernsthaftigkeit vermissen –


    (Beifall der Abg. Petra Hinz [Essen] [SPD])


    und mehr Gerechtigkeit für zukünftige Generationen,
    meine sehr verehrten Damen und Herren. Dafür ist die
    schwarze Null, wie wir sie nennen, das richtige Instru-
    ment.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir werden uns dafür einsetzen, dass die schwarze
    Null die neue Normalität der Haushaltspolitik ist.
    Wolfgang Schäuble hat dies in seiner Einbringungsrede
    gesagt.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles nicht auf Dauer finanziert!)


    Dies wird dazu führen, dass wir in den nächsten Jahren
    eine sinkende Schuldenstandsquote haben und wir in
    zehn Jahren bei unter 60 Prozent landen werden. Damit
    sind wir wieder auf einem klaren Kurs und können end-
    lich mit Maastricht unseren Frieden schließen. Sünden
    gibt es in der Finanzpolitik nicht nur außerhalb Deutsch-
    lands; denn auch wir erfüllen nicht alle Kriterien des
    Maastricht-Vertrages. Wir sollten an diesem Vertrag fest-
    halten. Dieser Kurs führt zu mehr Wachstum, zu mehr
    Stabilität und zu mehr Möglichkeiten nicht nur für die
    heutige, sondern auch für alle zukünftigen Generationen.
    Das ist ein Markenkern unserer Haushalts- und Finanz-
    politik.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ein weiterer Kritikpunkt in dieser Debatte, der gele-
    gentlich vorgetragen worden ist, ist, dass wir auch dafür
    Sorge tragen, dass die Überschüsse in den Sozialkassen
    nicht zu groß werden. Meine sehr verehrten Damen und
    Herren, die sozialen Sicherungssysteme haben Über-
    schüsse – das ist das Spiegelbild der positiven wirt-
    schaftlichen Entwicklung –, teilweise im mittleren zwei-
    stelligen Milliardenbereich. Wir haben uns dazu
    entschieden, dass wir vorübergehend dafür Sorge tragen,
    dass diese Überschüsse nicht zu groß werden, weil es
    gleichzeitig immer noch Defizite im Bundeshaushalt
    gibt. Da unsere Politik in verbal-radikaler Art und Weise
    von den Vertreterinnen und Vertretern der Opposition
    diskreditiert wird, will ich sagen: Alle sozialen Leistun-
    gen in der Renten-, in der Kranken-, in der Arbeitslosen-
    und in der Pflegeversicherung sind weiterhin gewähr-
    leistet. Alle gesetzlichen Ansprüche sind garantiert. Die
    Beiträge bleiben stabil, meine sehr verehrten Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zwei Jahre, aber nicht länger! – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Glauben Sie das denn?)






    Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir machen einen soliden Interessenausgleich zwi-
    schen den öffentlichen Kassen. Aus dem Bundeshaushalt
    gehen in diesem Jahr 90 Milliarden Euro, also knapp ein
    Drittel der gesamten Ausgaben, in die sozialen Siche-
    rungssysteme. Am Ende dieser Legislaturperiode sind es
    deutlich über 100 Milliarden Euro. Der Bundeshaushalt
    ist ein Haushalt des inneren sozialen Zusammenhalts.
    Aber er ist auch ein Haushalt, in dem darauf geachtet
    wird, dass nicht an der einen Stelle Überschüsse gene-
    riert werden, während an der anderen Stelle Defizite pro-
    duziert werden. Dieses wäre unsinnig. Deswegen senken
    wir die Defizite und gleichen so den Haushalt aus. Das
    ist solide, das ist nachhaltig und es ist vor allem wirt-
    schaftlich vernünftig.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)


    Ein ganz wichtiger Punkt, auf den ich noch hinweisen
    möchte, ist, dass dieser Bundeshaushalt auch für die an-
    deren Gebietskörperschaften, für Länder und Gemein-
    den, deutliche Signale setzt. Wir haben schon in den ver-
    gangenen Jahren erhebliche Leistungen von Ländern
    und Gemeinden in die finanzielle Verantwortung des
    Bundes übernommen. Ich sage dies vor folgendem Hin-
    tergrund: Es entsteht allgemein immer der Eindruck,
    dass es den reichen Onkel gibt – das ist der Bund – und
    dass alle anderen nicht genügend Geld haben. Tatsache
    ist: Wenn Sie sich die Finanzkennziffern ansehen, dann
    erkennen Sie, dass der Bund am stärksten unter der
    Schulden- und Zinslast ächzt, gefolgt von den Ländern.
    In den Gemeindehaushalten – ich darf das hier einmal
    erwähnen; es ist ein großes Geheimnis – gibt es, aller-
    dings unterschiedlich verteilt, Überschüsse.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Unterschiedlich verteilt! Darauf sollte man achten!)


    Deswegen, meine sehr verehrten Damen und Herren,
    will ich an dieser Stelle festhalten, dass wir zwischen
    2010 und 2017 Ausgaben von Ländern und Gemeinden
    in Höhe von 93 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt
    übernehmen. 93 Milliarden Euro bei einem Bundeshaus-
    halt von jährlich etwa 300 Milliarden Euro – das ist
    schon eine ganze Menge Geld. Dies zeigt: Der Bund
    steht nicht nur zu seiner Verantwortung, was seine Auf-
    gaben betrifft, sondern er zeigt auch im föderalen Ge-
    füge Solidarität. Wir weiten diese Solidarität in den
    nächsten Jahren aus.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Vor diesem Hintergrund mutete es schon abenteuer-
    lich an, dass die Vertreterinnen und Vertreter der Opposi-
    tion angeführt haben, wir würden nicht zu unseren Zusa-
    gen stehen.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, klar ist: Mit
    diesem Haushalt und der mittelfristigen Finanzplanung
    setzen wir eins zu eins das um, was wir in den Koali-
    tionsvereinbarungen festgelegt haben. Wir schließen ers-
    tens die umfassende Übernahme der Kosten für die
    Grundsicherung im Alter ab. Wir bereiten zweitens das
    Bundesteilhabegesetz vor, das spätestens 2018 finanz-
    wirksam werden wird. Wir entlasten drittens die Ge-
    meinden ab 2015 im Vorgriff auf das Bundesteilhabege-
    setz in geeigneter Art und Weise um etwa 1 Milliarde
    Euro.

    Es ist kein Bild der Vergangenheit, dass wir Solidari-
    tät zeigen; es ist ein Markenkern für die Zukunft, dass
    wir eine kommunalfreundliche Politik machen, die die
    Leistungsfähigkeit und Handlungsfähigkeit auch anderer
    Gebietskörperschaften steigert. Dafür stehen die Große
    Koalition und die Bundesregierung, nicht nur mit diesem
    Haushalt, sondern auch mit ihrer Politik in den nächsten
    Jahren, meine sehr verehrten Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir sollten jetzt in den Beratungen deutlich machen,
    dass wir an diesem Kurs festhalten. Ich habe in den letz-
    ten Tagen vieles gehört, das gut klang, aber von dem ich
    mir unter dem Strich nicht wünsche, dass es umgesetzt
    wird. Dazu gehört auch der eine oder andere Vorschlag
    aus den Koalitionsfraktionen.


    (Johannes Kahrs [SPD]: EEG abschaffen, zum Beispiel!)


    Wenn wir jeden Vorschlag umsetzen würden, hätten wir
    Schwierigkeiten, unsere globalen Vorgaben einzuhalten.
    Ich bin mir aber der Unterstützung dieses Hauses bei der
    Fortführung unserer konsequenten Politik sicher.

    Ich bedanke mich bei den Haushältern der Koalition,
    die uns schon in den ersten Tagen der Koalition gut be-
    gleitet haben. Ich setze auf einen konstruktiven Dialog
    mit der Opposition auch im Haushaltsausschuss. Ich
    weiß, dass die Grünen und die Linken sicherlich kluge
    Vorschläge machen werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Am Ende muss eines klar sein: Stabilität ist der
    Schlüssel zu Wachstum. Haushaltskonsolidierung muss
    die neue Normalität sein. Sie schafft Möglichkeiten, die
    notwendigen Investitionen zur Gewährleistung der mit-
    telfristigen Wachstumsfähigkeit unserer Volkswirtschaft
    voranzutreiben. So können wir uns einigen. Dazu lade
    ich alle ein, die Koalition und gleichermaßen die Op-
    position.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächste Rednerin spricht die Kollegin Gesine

Lötzsch von der Linken.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Die Bilanz dieser Woche lautet: Die
    Regierung ist mit sich zufrieden und lobt sich über den
    grünen Klee. Das scheint sie für ihr Seelenheil zu brau-





    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    chen, und für fünf Minuten können wir es ihr auch gön-
    nen. Aber Steffen Kampeter hat schon richtig gesagt:
    Die Opposition wird kluge Vorschläge machen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Insofern will ich Ihnen am Ende dieser Woche acht ganz
    konkrete Vorschläge mit auf den Weg geben, die wir in
    den Beratungen umsetzen können:

    Erster Vorschlag: die Finanztransaktionsteuer endlich
    einführen. Deutschland kann da vorangehen.


    (Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Kein guter Vorschlag!)


    Die Kanzlerin hat am Mittwoch darauf verwiesen, dass
    Deutschland bei der Regulierung der Finanzmärkte in
    Europa immer vorangeht. Ich finde, man sollte sie beim
    Wort nehmen: Sie sollte auch hier mit gutem Beispiel
    vorangehen und durchsetzen, dass die Finanztransak-
    tionsteuer zuerst in Deutschland eingeführt wird. Ich
    sage Ihnen: Die anderen Länder werden uns folgen, weil
    sie sich dem nicht entziehen können, meine Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn beim Kauf von Aktien im Wert von 1 000 Euro
    Steuern von nur 1 Euro anfallen würden, dann wäre das,
    wie ich glaube, für jedermann vertretbar. Der Staat
    würde 50 Milliarden Euro mehr in der Kasse haben. Da-
    mit könnte man eine Menge anfangen. Ich glaube, die
    Kanzlerin als die mächtigste Frau der Welt könnte das
    doch locker durchsetzen, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der LINKEN – Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Wer zahlt denn diese Finanztransaktionsteuer, Frau Lötzsch? Wer zahlt das denn? Haben Sie sich einmal Gedanken darüber gemacht?)


    Zweiter Vorschlag: Kindergelderhöhung. Unseren
    Kindern steht nach dem Bericht über das Existenzmini-
    mum eine Kindergelderhöhung zu. Es geht hier um
    425 Millionen Euro im Jahr. Das hört sich erst einmal
    nach viel an, aber im Hinblick auf den Gesamthaushalt
    ist das durchaus vertretbar.

    Wir haben gerade in dieser Woche erfahren, dass Frau
    von der Leyen dem Finanzminister 1 Milliarde Euro zu-
    rückzahlen musste, weil sie ihre Rüstungsprojekte nicht
    finanziert bekommt. Wir hätten also Geld für eine Kin-
    dergelderhöhung übrig. Das wäre sinnvoller, als es für
    Rüstungsprojekte auszugeben.


    (Beifall bei der LINKEN – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Was ist denn die Alternative?)


    Meine Damen und Herren von der Union, wir alle wer-
    fen einen Blick in unsere Wahlprogramme, Sie sicherlich
    auch in Ihres. Sie haben im Wahlkampf 35 Euro mehr
    Kindergeld versprochen. Darüber sollten wir uns in den
    Haushaltsberatungen unterhalten.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dritter Vorschlag: Industrie an der Energiewende be-
    teiligen. Kollege Gabriel hat den Satz formuliert:
    40 Euro für einen Dreipersonenhaushalt im Jahr
    tauschen gegen ein paar Hunderttausend Arbeits-
    plätze … das hielte ich für ein frivoles Unterfangen.

    Ich weiß nicht, was die SPD sagen würde, wenn je-
    mand gegen den Mindestlohn, der ihr so sehr am Herzen
    liegt, folgendermaßen argumentieren würde: Ein paar
    Euro mehr Lohn in der Stunde tauschen gegen ein paar
    Hundert Arbeitsplätze, das wäre frivol. – Sie würden
    demjenigen doch einen Vogel zeigen, und das zu Recht.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Der Vergleich hinkt ja auch!)


    Herr Gabriel – ich gehe davon aus, dass Sie ihn alle
    unterstützen – hat ein ganz altes Argument der Arbeitge-
    ber einfach auf die Energiewende übertragen. Das finde
    ich nicht in Ordnung; denn solange es die SPD gibt – Sie
    erinnern sich doch an Ihre Geschichte –, erklären Arbeit-
    geber in Bezug auf die sozialen Vorschläge der SPD,
    dass diese eine Menge Arbeitsplätze kosten würden.
    Dieses Argument gab es übrigens schon, als es um die
    Abschaffung der Kinderarbeit und die Einführung des
    Achtstundentages ging. – Das können Sie sich doch
    nicht im Ernst zu eigen machen!


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Vierter Vorschlag: Mindestlohn schneller und flä-
    chendeckend einführen. Gerade das Finanzministerium,
    hier heute vertreten durch Herrn Kampeter und nicht
    durch Herrn Schäuble, müsste doch ein sehr großes Inte-
    resse daran haben, dass der flächendeckende gesetzliche
    Mindestlohn schneller, als bisher geplant, eingeführt
    wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Denn der Mindestlohn entlastet die öffentlichen Haus-
    halte. Wir haben es gestern Abend, leider zu relativ spä-
    ter Stunde, besprochen: Allein 10 Milliarden Euro zu-
    sätzlich müssen für die sogenannten Aufstocker – also
    für Menschen, die so wenig Geld bekommen, dass sie
    von ihrer Arbeit nicht leben können – in den Haushalt
    eingestellt werden.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Die meisten davon arbeiten Teilzeit!)


    Ich habe gestern Abend – ich erzähle es gerne noch
    einmal – von dem skandalösen Urteil des Arbeitsgerich-
    tes in Cottbus berichtet. Die Richter waren der Auffas-
    sung, dass Menschen freiwillig für 1,54 Euro in der
    Stunde arbeiten würden, damit sie auf dem Arbeitsmarkt
    wieder Fuß fassen können. Ich finde: Gerade solche Ur-
    teile zeigen, dass wir keine Ausnahme beim gesetzlichen
    Mindestlohn zulassen dürfen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Fünfter Vorschlag: Ost- und Westmütter endlich
    gleich behandeln. Es ist möglich und für alle wünschens-
    wert, dass wir keinen Unterschied mehr bei der Rente
    machen. Ich finde, wir sollten bei der Mütterrente anfan-
    gen.





    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir werden im kommenden Jahr den 25. Jahrestag der
    deutschen Einheit begehen. Wir werden feiern, viele Re-
    den werden gehalten. Nach 25 Jahren kann man nieman-
    dem mehr erklären, dass es Unterschiede zwischen Ost
    und West gibt, insbesondere bei Müttern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sechster Vorschlag: endlich die kalte Progression ab-
    schaffen.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sehr gut! CDU-Vorschlag!)


    – Genau, das ist ein CDU-Vorschlag. – CDU/CSU und
    auch SPD wollen wieder einmal die kalte Progression
    abschaffen, aber dafür fehlt angeblich das Geld. Die
    SPD ist nur für die Steuersenkung, wenn es eine Gegen-
    finanzierung gibt. Es gibt natürlich eine Gegenfinanzie-
    rung! Wir müssen nur die Vermögenden in unserem
    Land steuerlich etwas mehr belasten, damit die Mittel-
    schicht ihre Lohnerhöhungen nicht mehr vollständig
    beim Finanzminister abgeben muss; denn das ist unge-
    recht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Bund der Steuerzahler hat ausgerechnet, dass der
    Finanzminister in den Jahren bis 2017 durch die kalte
    Progression insgesamt etwa 55 Milliarden Euro mehr
    einnehmen würde.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt aber nicht! – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das ist Quatsch!)


    Ich finde, dieses Geld gehört den Menschen, die es erar-
    beitet haben, nämlich der Mittelschicht. Wir brauchen
    endlich eine gerechte Besteuerung der Reichen. Das hat
    unser Land verdient.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Siebenter Vorschlag: Geben Sie den Kommunen mehr
    Geld! Steffen Kampeter ist auf dieses Thema eingegan-
    gen und hat immerhin zugestanden, dass die Lage der
    Kommunen sehr unterschiedlich ist. Ich finde, wir soll-
    ten die Augen davor nicht verschließen. Natürlich gibt es
    reiche Kommunen, aber sehr viele Kommunen ächzen
    und leiden unter der Situation. Hier im Haus sind Kolle-
    gen aus allen Bundesländern vertreten; jeder wird Bei-
    spiele dafür kennen.

    Das ist nicht nur eine Finanzfrage. Denn Finanzen
    und Haushalt beschreiben auch den Zustand unserer Ge-
    sellschaft. Es geht dabei auch um die Frage einer leben-
    digen Demokratie. Warum soll man sich eigentlich bei
    einer Kommunalwahl zur Wahl stellen, wenn man genau
    weiß, dass man aufgrund der Finanzsituation entschei-
    den muss, ob zuerst die Schwimmhalle, die Bibliothek,
    das Theater oder vielleicht eine Schule geschlossen wer-
    den muss? Ich glaube, die Frage einer gerechten Finan-
    zierung der Kommunen ist auch die Frage einer lebendi-
    gen Demokratie, und dafür sollten wir doch alle
    einstehen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben vor wenigen Minuten die Debatte über den
    Verkehrsetat beendet. Ich bin der Auffassung, dass wir
    wesentlich mehr in unsere Infrastruktur investieren müs-
    sen. Jeder von uns kennt mindestens eine Brücke oder
    eine Straße in diesem Land, die marode ist. Da muss
    wirklich schnell etwas passieren. Wer die Sanierung auf
    die lange Bank schiebt, wird später mehr ausgeben müs-
    sen. Das ist doch nun wirklich eine Binsenweisheit.

    Wir stehen im Augenblick augenscheinlich vor zwei
    demografischen Herausforderungen: Die Menschen,
    aber auch die Infrastruktur unseres Landes werden im-
    mer älter. Wir müssen beide Herausforderungen ernst
    nehmen und müssen wirklich mehr Geld für sinnvolle,
    für langfristige Investitionen zur Verfügung stellen.

    Achter Vorschlag: Investieren Sie in ein friedliches
    Europa! Die Bundesrepublik Deutschland hat immer
    dann profitiert, wenn sie in friedliche Beziehungen mit
    anderen Ländern investiert hat, und Deutschland hat im-
    mer verloren, wenn es auf Gewalt und Militär gesetzt
    hat. Vielleicht sollten wir uns an dieser Stelle einmal für
    zwei Minuten an die FDP erinnern.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Nee, nee, nee! – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Jetzt kommt etwas Gutes!)


    Man kann über die FDP viel Schlechtes sagen, aber dass
    Guido Westerwelle als Außenminister eine Politik der
    militärischen Zurückhaltung verfolgt hat, war, glaube
    ich, eine richtige Entscheidung. Davon sollten wir nicht
    abweichen.


    (Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Neue Koalitionsangebote!)


    – Lieber Kollege Barthle, nicht jedes Lob ist ein Koali-
    tionsangebot.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)


    Sie werden im Laufe unserer Zusammenarbeit bestimmt
    noch erleben, dass ich auch Sie lobe.


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Bitte keine Drohungen!)


    Aber Sie müssen keine Angst haben. Das ist nicht auto-
    matisch ein Koalitionsangebot.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Kommen wir zurück zum Verteidigungsetat, den ich
    kurz ansprechen möchte. Ich glaube, man kann nieman-
    dem erklären, warum der zweitgrößte Einzelplan in un-
    serem Bundeshaushalt immer noch der Etat für Verteidi-
    gung ist. Das ist doch ein teurer Reflex aus dem Kalten
    Krieg. Das hat nichts mehr mit realen Bedrohungen zu
    tun. Wer den Bürgerinnen und Bürgern in der Bundesre-
    publik Deutschland Sicherheit geben will, der muss in
    Arbeitsplätze, in Wohnungen und in unsere solidarischen





    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    Sicherungssysteme investieren und nicht in veraltete
    Waffensysteme.


    (Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist gerade mal ein Fünftel des Sozialetats!)


    In Anbetracht der Tatsache, dass im Bundestag partei-
    übergreifend ein großes Interesse daran besteht, Waffen
    zu vernichten, sollten wir in den Haushaltsberatungen
    darüber diskutieren, welche Rüstungsprojekte wir über-
    haupt noch brauchen und welche wir deutlich reduzie-
    ren, wenn nicht gar streichen können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dabei haben Sie uns ganz auf Ihrer Seite.

    Zum Abschluss. Vor uns liegen die Detailberatungen.
    Wir werden uns über viele Fragen sehr intensiv aus-
    einandersetzen. In einigen Wochen werden wir wieder
    hier im Plenum beraten. Ich glaube, wir können diese
    Beratungen alle miteinander vernünftig führen, wenn
    wir die guten Vorschläge der anderen ernst nehmen und
    wenn wir uns – davon bin ich überzeugt – wie in den
    letzten Jahren auf die unermüdliche Geduld und Ausge-
    glichenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Se-
    kretariats verlassen können. Ich hoffe, dass wir gemein-
    sam, wenn wir in einigen Wochen wieder hier stehen,
    wesentliche Veränderungen des Etats erreicht haben, die
    bewirken, dass er gerechter, ausgeglichener, solidari-
    scher und friedlicher ist.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)