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    Plenarprotokoll 18/29 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 29. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2319 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2319 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2319 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2322 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2328 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2333 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2337 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2341 B Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2343 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2345 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2347 C Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2349 D Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 2350 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2352 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2353 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2354 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2356 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2357 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2358 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2360 D Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . 2361 D Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2364 B Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2365 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2366 C Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2367 C Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2368 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2369 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2370 C Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2371 C Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2372 B Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 2373 D Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2374 D Tagesordnungspunkt 4: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Beteiligung Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydro- lyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der ge- meinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen Drucksachen 18/984, 18/1067 . . . . . . . . . 2376 D – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/1096 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2376 D Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2377 A Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2378 D Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2380 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2381 B Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2382 C Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2383 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 2384 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2387 D Annette Groth (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2384 D Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2385 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2390 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2391 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2393 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2395 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 2397 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2397 D Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2399 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2399 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2401 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2402 C Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2404 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2405 B Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2407 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2409 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2411 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2412 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 2414 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2415 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2416 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2418 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2419 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2420 D Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2422 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2423 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2424 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2425 A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2425 C Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2425 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2426 B Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2426 C Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2426 D Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2427 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2428 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 III Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Herbert Behrens, Matthias W. Birkwald, Cornelia Möhring, Martina Renner, Kathrin Vogler (alle DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2428 A Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Hubertus Zdebel (beide DIE LINKE) zur namentlichen Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleit- schutz bei der Hydrolyse syrischer Chemie- waffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Ta- gesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2428 C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Alexander S. Neu, Heike Hänsel, Inge Höger, Annette Groth, Alexander Ulrich, Andrej Hunko, Karin Binder, Pia Zimmermann, Niema Movassat, Azize Tank, Katrin Werner (alle DIE LINKE) zur nament- lichen Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2429 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2319 (A) (C) (D)(B) 29. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2425 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 09.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 09.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 09.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 09.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 09.04.2014 Gleicke, Iris SPD 09.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 09.04.2014 Groß, Michael SPD 09.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 09.04.2014 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 09.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Lezius, Antje CDU/CSU 09.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 09.04.2014 Pronold, Florian SPD 09.04.2014 Rawert, Mechthild SPD 09.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 09.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 09.04.2014 Schwabe, Frank SPD 09.04.2014 Dr. Tauber, Peter CDU/CSU 09.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 09.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 09.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 09.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 09.04.2014 Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschus- ses zu dem Antrag der Bundesregierung: Betei- ligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syri- scher Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemiewaf- fen (Tagesordnungspunkt 4) Ulla Jelpke (DIE LINKE): In diesem Parlament wer- den zurzeit im Wochentakt Militäreinsätze beschlossen. Es wird umgesetzt, was die Große Koalition angekün- digt und was Bundespräsident Joachim Gauck bei der Münchner Sicherheitskonferenz gefordert haben: Deutsch- land will militärisch wieder an möglichst vielen Schau- plätzen der Welt mitmischen, Deutschland will zur welt- weiten Militärmacht werden, der bewaffnete Einsatz – früher hat man einfach Krieg gesagt – soll zur norma- len Option deutscher Außenpolitik werden. Ich bin nicht in dieses Parlament gewählt worden, um dieser militaristischen Politik zuzustimmen. Ich habe in den vielen Wahlkämpfen, die ich bislang für die PDS und die Linke geführt habe, immer klargestellt, dass ich gegen jeden deutschen Militäreinsatz bin, so wie es auch heute im Programm der Linkspartei und auch im Wahl- programm verankert ist. Es ist bezeichnend, dass eine kompromisslose Anti- kriegspolitik vom Mainstream der deutschen Medien und von deutlich über 90 Prozent dieses Hauses als „nicht regierungsfähig“ abgetan wird. Ich mache keinen Hehl daraus: Wenn die Bereitschaft zum Krieg, die Be- reitschaft zur Entsendung der Bundeswehr, die Eintritts- karte zum Regieren sein soll, dann bin ich gegen das Mitregieren. Das gilt auch bei der heutigen Abstimmung. Da ist zunächst festzuhalten: Es gibt für die von der Bundesre- gierung geforderte Militärmission nicht einmal ein UN- Mandat. Es gibt keine präzise Gefährdungseinschätzung und keinerlei konkrete Hinweise auf mögliche Angriffe auf das US-amerikanische Schiff, auf dem die Chemie- waffen neutralisiert werden sollen. Die Bundesregierung Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2426 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 (A) (C) (D)(B) hat in ihrer Antwort auf eine schriftliche Frage vage auf mögliche „organisierte Kriminalität, Piraterie und Terro- rismus“ verwiesen. Damit lässt sich aber kein Bundes- wehrmandat rechtfertigen. Die aufgezählten „mögli- chen“ Bedrohungen sind allesamt nichtmilitärischer Natur. Ihre Abwehr ist eine Polizeiaufgabe. Das betont die Linke schon in der Kritik des „Antipiraterie“-Einsat- zes vor Somalia, und das gilt es auch jetzt zu betonen. Die EU-Mittelmeeranrainer verfügen über entspre- chende polizeiliche Ressourcen, ihre Küstenwachen und andere Grenzbehörden sind für den Einsatz auch auf See ausgestattet. Davon abgesehen ist das Mittelmeer ohne- hin schon hochmilitarisiert und wimmelt nur so von Kriegsschiffen der NATO. Ein zusätzlicher Bundes- wehreinsatz ist daher auch sachlich unnötig und dient einzig dem politischen Zweck, Deutschland wieder an eine Art vorderster Front zu bringen. Hinzu kommt, dass das Mandat, wie gewohnt, extrem „großzügig“ ist und nicht nur das Mittelmeer, sondern auch bei Bedarf den Nordatlantik mit angrenzenden See- gebieten in internationalen Gewässern umfasst. Mit an die 50 Millionen Quadratkilometer deckt das Mandat da- mit einen äußerst großen Teil der Nordhalbkugel der Erde ab. Das ist sachlich völlig unnötig und nur Aus- druck des Großmachtstrebens, das hinter dem Mandat steckt. Eine Zustimmung zu einem solchen Einsatz würde nicht nur die prinzipielle Haltung der Linken gegen Bun- deswehreinsätze im Ausland durch eine nur scheinbar harmlose Einzelfallentscheidung durchlöchern. Sie würde auch den Einsatz der Bundeswehr zum Zwecke der „Ab- wehr“ einer „Gefahr“ gutheißen, die ganz und gar im Va- gen bleibt. Und sie würde die Mandatierung der Bundes- wehr mit Polizeiaufgaben legitimieren. Das sind viele Gründe, dagegenzustimmen. Stefan Liebich (DIE LINKE): Die Debatte um den Schutz der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen wird innerhalb meiner Fraktion kontrovers geführt. Ich respektiere viele Argumente derer, die dem vorliegenden Mandat nicht ihre Zustimmung erteilt haben, bin aber zu einem anderen Schluss gekommen. Ich habe dem Antrag der Bundesregierung zugestimmt und möchte hier meine Begründung darlegen. Ich halte den Schutz der Zerstörung von Massenver- nichtungswaffen für den besten Auftrag, den eine Armee erfüllen kann. Als am 27. September 2013 der einstim- mige Beschluss des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen mit der Zustimmung Russlands und der Volksrepu- blik China für die Ausfuhr und die Vernichtung der Chemiewaffen aus Syrien – Resolution 2118 – gefasst wurde, ist eine weitere Eskalation des Bürgerkriegs ver- hindert worden. Die angekündigte Intervention der Ver- einigten Staaten von Amerika in diesen Krieg konnte so vermieden werden und der erneute Einsatz von Massen- vernichtungswaffen wurde bis zu deren vollständigem Abzug erschwert bzw. danach verhindert. Die Vereinten Nationen haben in der Resolution 2118 des Sicherheitsrates alle Mitgliedstaaten um die Hilfe bei der Beseitigung der Chemiewaffen gebeten. Dänische Schiffe bringen die Chemiewaffen unter dem Schutz rus- sischer und chinesischer Schiffe nach Italien, dort wer- den sie auf die US-amerikanische „Cape Ray“ verladen; es ist unter anderem ein deutsches Schiff, das dann den Prozess der Hydrolyse bewacht. Viele Länder beteiligen sich an diesem wichtigen Prozess. Die Bundesrepublik Deutschland steht durch ihr Han- deln in der Vergangenheit in diesem Konflikt in beson- derer Verantwortung. Die Auslieferung von Dual-Use- Gütern, die zur Herstellung von Chemiewaffen genutzt werden können, an Syrien, ein Land, das zu diesem Zeit- punkt die Chemiewaffenkonvention nicht ratifiziert hatte, war falsch. Auch darum ist es jetzt wichtig, dass die Bundesrepublik Deutschland sich in besonderem Maße bei der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen engagiert. Ich bin für eine konsequente Abrüstung von Massen- vernichtungswaffen weltweit. Ich bin für eine starke UNO. Ich bin für eine konsequente Einhaltung des Völ- kerrechts. Daher habe ich dem Antrag der Bundesregie- rung zugestimmt. Petra Pau (DIE LINKE): Hiermit erkläre ich, dass ich zur vorliegenden Beschlussempfehlung mit Enthal- tung stimme. Erstens. Zur Abstimmung stand die Beschlussempfeh- lung des Auswärtigen Ausschusses – Drucksache 18/1067 – zu einem Antrag der Bundesregierung – Drucksache 18/984 – zur „Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Ver- nichtung der syrischen Chemiewaffen“. Ich habe mit Enthaltung votiert. Zweitens. Es geht um die Vernichtung syrischer Che- miewaffen, also um Abrüstung. Das findet meine Zu- stimmung, zumal die Bundesrepublik Deutschland dafür eine große Verantwortung trägt, da sie maßgeblich an der Hochrüstung Syriens – und weiterer Staaten – betei- ligt war bzw. ist. Das spräche für ein Ja. Drittens. Zugleich ist nicht auszuschließen, dass die USA und weitere NATO-Staaten diese Beteiligung der Deutschen Bundeswehr als Entlastung missdeuten, um die angedrohte militärische Eskalation gegen Russland im aktuellen Krim-Konflikt zu forcieren. Das spräche für ein klares Nein. Viertens. Meine gewissenhafte politische Abwägung zwischen einem Ja zum militärischer Abrüstung und ei- nem Nein zu militärischer Eskalation führt mich im kon- kreten Fall zu einer Enthaltung in oben genannter Ab- stimmung. Richard Pitterle (DIE LINKE): Dem Wunsch der Bundesregierung, dem beantragten Mandat meine Zu- stimmung zu geben, kann ich nicht entsprechen. Grundsätzlich befürworte ich den Einsatz der Bundes- wehr im Ausland nicht. Dies nicht aus einer pazifisti- schen, sondern aus einer antimilitaristischen Grundhal- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2427 (A) (C) (D)(B) tung heraus, weil alle Erfahrungen zeigen, dass sich letztlich Probleme in der Welt nicht militärisch lösen las- sen. Darüber hinaus bin ich der festen Überzeugung, dass sich Deutschland aus historischen Gründen – aufgrund der bei den europäischen Völkern unvergessenen Verbrechen der Deutschen Wehrmacht – militärisch nicht engagieren sollte. Gegenwärtig erleben wir eine Politik der systemati- schen Ausweitung von Bundeswehreinsätzen, die mit der „gewachsenen Verantwortung“ Deutschlands be- gründet wird. Diese lehnt die Linke zu Recht als einzige Fraktion ab. Trotz meiner grundsätzlichen Ablehnung der deut- schen Auslandseinsätze war ich bereit, das vorliegende Mandat auf seine Zustimmungsfähigkeit zu prüfen, weil es sich meines Erachtens um keinen Kriegseinsatz han- delt. Denn eine grundsätzliche Haltung entbindet den Abgeordneten nicht von der Verantwortung, zu prüfen, ob eine Teilnahme der Bundeswehr an Abrüstungsmaß- nahmen sinnvoll wäre. Die Abrüstung und Vernichtung der chemischen Waffen Syriens sind ein positiver Schritt, der von mir und meiner Fraktion als Ganzes be- grüßt wird. Insbesondere die Entsorgung der Waffen in der niedersächsischen Anlage in Munster ist ein wichti- ger Beitrag, den Deutschland leisten kann. Die hingegen von der Bundesregierung beantragte Teilnahme einer Fregatte der Bundeswehr zur Sicherung des Vorgangs der Demontage auf einem Kriegsschiff halte ich für nicht erforderlich und für reine Symbolpoli- tik. Auf Kosten der Steuerzahler soll die Fregatte der Bundeswehr eingesetzt werden, damit Frau von der Leyen ihren Anspruch auf „Mitverantwortung“ unter- streichen kann. Die hierbei von der Bundesregierung ge- nannten Kosten von 7,2 Millionen Euro sind reine Steu- erverschwendung und könnten anderweitig sinnvoller eingesetzt werden. Als Finanzpolitiker muss ich den Einsatz daher bereits aus fiskalischen Gründen ablehnen. Ich habe mich nach gründlicher Abwägung aller Ar- gumente entschieden, mit Nein zu stimmen, aber will festhalten, dass ich ausdrücklich die Entscheidung mei- ner Kolleginnen und Kollegen respektiere, die nach Ab- wägung der Argumente zustimmen oder sich enthalten. Es ist eine Stärke unserer Fraktion, dass wir unsere un- terschiedliche Meinung respektieren und dem anders Entscheidenden nicht andere Motive für seine Entschei- dung unterstellen. Halina Wawzyniak (DIE LINKE): Der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Che- miewaffen habe ich nicht zugestimmt. Die nachfolgen- den, im Wesentlichen vom Journalisten René Heilig be- reits im Neuen Deutschland vom 5. April 2014 unter dem Titel „Deutsche Marine als Lückenbüßer“ genann- ten Argumente haben mich zu einem Nein bei der Ab- stimmung bewogen. Erstens. Deutschland beteiligt sich an der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen im eigenen Land, in Muns- ter. Die Abfallprodukte der Zerstörung auf hoher See werden nach Deutschland transportiert und von einer bundeswehreigenen Gesellschaft am Bundeswehrstand- ort Munster endgültig vernichtet. Diese Beteiligung an der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen ist aus- drücklich zu begrüßen und zu unterstützen. Das Argu- ment, Deutschland würde sich nicht an der Vernichtung beteiligen, gilt demnach nicht. Deutschland beteiligt sich an der Vernichtung. Zweitens. Die „Cape Ray“ ist nicht schutzlos. Für ih- ren Schutz bedarf es der deutschen Marine nicht. Für den Abtransport der syrischen Kampfstoffe aus dem Hafen von Latakia durch den dänischen Frachter „Ark Futura“ und die norwegische „Taiko“ ist eine Nahsicherung vor- gesehen, die von der russischen und der chinesischen Marine gestellt wird. Derzeit sind rund 60 Prozent der syrischen Kampfstoffe, die in der Masse in Tanks gela- gert sind, auf die Schiffe gebracht. Auf hoher See über- nehmen drei Kriegsschiffe aus Norwegen, Dänemark und Großbritannien den Schutz der beiden Frachter. Die sollen die Kampfstoffe in den italienische Containerha- fen Gioia Tauro nördlich der Straße von Messina brin- gen. Dort werden diese unter Schutz der italienischen Sicherheitskräfte auf die „Cape Ray“ umgeladen. Außer- halb der italienischen Hoheitsgewässer wird das US- Spezialschiff durch die US-Navy gesichert. Das Argu- ment, die Vernichtung der Chemiewaffen müsse geschützt werden, ist richtig. Es ist aber nicht erkennbar, dass zum Schutz der Vernichtung die deutsche Marine erforderlich ist. Drittens. Die US-Mittelmeerflotte hat zwei Fregatten ins Schwarze Meer abgestellt, um vor den Krim-Gewäs- sern Manöver mit Verbündeten abzuhalten. Soweit diese beim weiteren Schutz der „Cape Ray“ fehlen sollten, kann und darf dies nicht durch die deutsche Marine aus- geglichen werden. Diese wäre dann tatsächlich Lücken- büßer und legitimiert damit das militärische Manöver vor der Krim. Militärische Manöver statt Schutz von Ab- rüstungsaktivitäten sind keine gute Begründung, um ei- nen Einsatz der deutschen Marine im Ausland als Lü- ckenbüßer zu rechtfertigen. Viertens. Das Mandat umfasst – Punkt 3 – auch Tran- sitfahrten im Mittelmeer und bei Bedarf auch im Nordat- lantik mit angrenzenden Seegebieten – also der Nord- und Ostsee. Damit sollen jene Schiffe eskortiert werden, die die nach der Hydrolyse der syrischen Kampfstoffe auf der „Cape Ray“ anfallenden chemischen Stoffe zu den endgültigen Vernichtungsstätten in Großbritannien, im deutschen Munster und nach Finnland bringen. Diese Fracht ist dann aber gar nicht mehr als Waffe verwend- bar. Ein militärischer Begleitschutz ist hier also gar nicht nötig. Ganz klar will ich aber auch sagen: Es handelt sich nicht um einen Kriegseinsatz der Bundeswehr. Krieg ist etwas anderes. Wer hier von Kriegseinsatz spricht, ver- harmlost Krieg. 2428 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 (A) (C) (D)(B) Harald Weinberg (DIE LINKE): Ich bin für die Ver- nichtung dieser syrischen und aller anderen Chemiewaf- fen sowie aller weiteren Massenvernichtungswaffen – sie hätten niemals hergestellt werden dürfen –, auch wenn ich den Antrag der Bundesregierung ablehne. Ich begrüße es, dass die endgültige Entsorgung in Deutschland – Munster, GEKA – vorgenommen wird. Mit der Lieferung von Ausgangsstoffen hat Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit einen wesentlichen Anteil an der Existenz dieser Chemiewaffen und leistet durch die Entsorgung einen wichtigen Beitrag zu ihrer Ver- nichtung. Für die Gesamtaktion der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ ist eine Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz aus meiner Sicht völlig entbehrlich. Das gilt selbst dann, wenn man berücksichtigt, dass die von Russland im Rahmen des NATO-Russland-Rats angebo- tene Unterstützung mit Begleitschiffen nun seitens der NATO im Zusammenhang mit der Krim-Krise abgewie- sen wurde. Sogar die Bundesverteidigungsministerin spricht von einem eher symbolischen Beitrag, den die deutsche Fregatte hier leiste. Deshalb werde ich den Antrag der Bundesregierung ablehnen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Herbert Behrens, Matthias W. Birkwald, Cornelia Möhring, Martina Renner, Kathrin Vogler (alle DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am mariti- men Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Tagesordnungspunkt 4) Die Vernichtung syrischer Chemiewaffen ist ein be- deutsamer Beitrag zur Abrüstung und ein notwendiger, jedoch nicht hinreichender Beitrag zum Schutz der syri- schen Zivilbevölkerung in einem anhaltenden, grausa- men Bürgerkrieg, dem bereits Zehntausende zum Opfer gefallen sind. In Übereinstimmung mit unserer Fraktion unterstützen wir die Beteiligung Deutschlands an dieser Aktion durch die Entsorgung der Reststoffe im nieder- sächsischen Munster. Die Entsendung deutscher Solda- tinnen und Soldaten auf der Fregatte „Augsburg“ zum militärischen Begleitschutz im Rahmen der US-geführ- ten Aktion lehnen wir jedoch ab und stimmen deswegen mit Nein. Das von der Bundesregierung vorgelegte Mandat be- gründet unserer Ansicht nach weder die Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit dieses erneuten Bundeswehrein- satzes noch schafft es hinreichende Klarheit über Art und Umfang von Einsatzgebiet und Auftrag. Zudem steht dieser Einsatz symbolisch für eine Politik der syste- matischen Ausweitung von Bundeswehreinsätzen, die wir ablehnen. Wir haben uns intensiv mit dieser Frage auseinander- gesetzt und unsere Entscheidung begründet nach Abwä- gung aller Argumente getroffen. Wir erklären ausdrück- lich unseren Respekt vor denjenigen Kolleginnen und Kollegen, die nach ebenso ernsthafter Abwägung der Argumente und Hintergründe für sich zu einer anderen Schlussfolgerung gekommen sind. Wir halten das für ei- nen Gewinn an politischer Kultur. Die Linke ist diejenige Fraktion im Bundestag, die sich am deutlichsten für eine Zivilisierung der deutschen Außenpolitik, für umfassende Abrüstung, Vernichtung von Massenvernichtungswaffen und gegen Rüstungs- exporte einsetzt. Das konsequente Nein zu den Kampf- einsätzen der Bundeswehr und das Aufzeigen von Alter- nativen bleibt Grundlage unserer gemeinsamen Politik. Damit vertritt die Linke auch eine Mehrheit in der Be- völkerung, die diese Einsätze ablehnt und ohne uns keine Stimme im Bundestag hätte. Das wird auch so bleiben. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Hubertus Zdebel (beide DIE LINKE) zur na- mentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am mariti- men Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Tagesordnungspunkt 4) Wir haben heute gegen den Antrag der Bundesregie- rung zur Entsendung eines bewaffneten Kriegsschiffes der Bundeswehr mit 300 Soldatinnen und Soldaten ins Mittelmeer, den Nordatlantik und angrenzende Seege- biete gestimmt. Wir sind für die Vernichtung des syrischen Giftgases und auch dafür, dass die Reststoffe in der bundeswehrei- genen Firma GEKA in Munster vernichtet werden. Den Begleitschutz durch die Fregatte „Augsburg“ lehnen wir ab. Denn er findet nicht im luftleeren Raum statt. Er ist Teil der Neuausrichtung der Bundeswehr, die in immer mehr internationale Einsätze geschickt werden soll. Die Bundesregierung will die Öffentlichkeit weiter an Auslandseinsätze der Bundeswehr gewöhnen. Vor nicht mal einer Woche wurde ein neuer Bundeswehreinsatz in Somalia beschlossen, morgen stimmen wir über einen weiteren neuen Einsatz in der Zentralafrikanischen Re- publik ab. Wir lehnen diese Neuausrichtung ab. Die Bundesregierung nutzt die Vernichtung der Chemiewaf- fen auch, um das schlechte Bild von Auslandseinsätzen zu korrigieren. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2429 (A) (C) (D)(B) Die Bundesregierung hat in den Fachausschüssen des Bundestages falsch informiert. Sie hat ein Mandat vor- gelegt, das ein weit über den geplanten Einsatz hinaus- gehendes Einsatzgebiet vorsieht. Dieses Vorgehen zeigt zum wiederholten Mal, dass die Regierung zum Teil keine korrekten Informationen über die Planung von Bundeswehreinsätzen und die Einsätze selbst gibt. Deutsche Unternehmen haben jahrelang Material für Giftgasfabriken und Giftgasbestandteile, sogenannte Dual-Use-Güter, nach Syrien geliefert. Es wäre wichtig, sofort die Lieferung von Dual-Use-Chemikalien an Län- der, die nicht Mitglied der Chemiewaffenkonvention sind, einzustellen. Dies wäre, neben der Beteiligung an der Vernichtung des Chemiewaffenprogramms Syriens in Munster, der wichtigste Beitrag, den zukünftigen Ein- satz von Chemiewaffen zu verhindern, nicht die Entsen- dung der Bundeswehr ins Mittelmeer. Deshalb haben wir heute gegen die Entsendung der Marine gestimmt. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Alexander S. Neu, Heike Hänsel, Inge Höger, Annette Groth, Alexander Ulrich, Andrej Hunko, Karin Binder, Pia Zimmermann, Niema Movassat, Azize Tank, Katrin Werner (alle DIE LINKE) zur namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Ver- nichtung der syrischen Chemiewaffen (Tages- ordnungspunkt 4) Wir haben heute aus prinzipieller Sicht, aber gerade auch angesichts der konkreten Sachlage gegen den An- trag der Bundesregierung zur Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ gestimmt. Wir teilen die Einschätzung aus der Friedensbewegung, von Friedensaktivisten und Frie- densforschern, dass „kein plausibler Grund erkennbar (ist), den zwischen Syrien und den Vereinten Nationen bzw. der OPCW ausgehandelten Abzug des gesamten syrischen Chemiewaffenarsenals und dessen Vernich- tung mit einer militärischen Komponente vonseiten der Bundesrepublik Deutschland zu begleiten“ (Stellung- nahme Bundesausschuss Friedensratschlag 08.04.2014). Unsere Antwort muss zivil bleiben. Wir möchten, dass der zivile Beitrag Deutschlands zur Vernichtung der syri- schen Chemiewaffen ausgeweitet wird. Deutschland darf in Zukunft nicht weiter Chemikalien oder Anlagen, die zur Herstellung von Chemiewaffen dienen, in Länder exportieren, die die Chemiewaffenkonvention nicht rati- fiziert haben. Wir haben gegen den Antrag der Bundesregierung ge- stimmt, weil wir überzeugt sind, dass unsere Antwort eben nicht militärisch sein darf. Auslandseinsätze der Bundeswehr lösen kein einziges Problem. Im Gegenteil schaffen sie ständig neue Probleme. Deutschland ist an der Vernichtung der Chemiewaffen aus Syrien beteiligt, ohne dass es an einem Auslandseinsatz teilnehmen muss: Die sichergestellten Chemiewaffen werden unter anderem nach Munster in Niedersachsen gebracht, wo sie vernichtet werden. Deutschland erbringt damit einen maßgeblichen Beitrag zur Vernichtung der Chemiewaf- fen. Das ist konkrete Abrüstungspolitik. Wir haben heute gegen den Einsatz gestimmt, weil sich zudem eine ganze Reihe von neuen Risiken, die mit dem Einsatz eines deutschen Kriegsschiffs verbunden sind, ergeben. Gerade auch vor dem Hintergrund der Be- endigung der militärischen NATO-Russland-Koopera- tion, einer neuen Eskalation der USA, Saudi-Arabiens und der Türkei mit False-Flag-Operations und der mög- lichen Vorbereitung eines Angriffskriegs gegen Syrien ist äußerste Vorsicht geboten. Auf Nachfragen konnte die Bundesregierung keine schlüssige Erklärung liefern, warum das Mandat nicht nur das Mittelmeer, sondern auch den Nordatlantik und dessen angrenzende Seege- biete umfasst. Unklar ist weiterhin, wie viele Kriegs- schiffe insgesamt überhaupt eingesetzt werden sollen. Auch was die Aufgaben angeht, ist das Mandat einfach unklar. Diese Situation gebietet es, der Bundesregierung nicht eine unwidersprochene Carte blanche für ihren Mi- litäreinsatz zu erteilen. Die Anfrage für die Entsendung des deutschen Kriegsschiffs kommt direkt von den USA. Die Frage, ob neben einer symbolischen Funktion hier eine deutsche Entlastung der Kriegsmarine der USA für andere Aufgaben nach dem Vorbild der Abstellung deut- scher Wachmannschaften zur Bewachung von US-Ka- sernen im Vorfeld des Irak-Krieges übernommen werden soll, bleibt ungeklärt. Sie stellt sich allerdings aktuell verschärft, da ein weiteres US-amerikanisches Kriegs- schiff ins Schwarze Meer entsandt wurde und die Bundeswehr hier somit eine Entlastungsfunktion für die US-Streitkräfte im Mittelmeer übernimmt. Die 12 Mil- lionen Euro für diesen neuen Militäreinsatz wären für die Aufstockung des Etats des World Food Programme für die syrischen Flüchtlinge besser aufgehoben. So stimmen wir auch deshalb gegen den Einsatz, weil er ne- ben einer symbolischen Funktion dazu beiträgt, Kriegs- schiffe für eine Eskalationspolitik der USA gegen Russ- land freizusetzen. Wir sagen aber nicht zuletzt auch heute Nein zum Einsatz deutscher Kriegsschiffe im Mittelmeer, weil es der Kontext einer verstärkt militarisierten deutschen Au- ßenpolitik ist, der eine Ablehnung des Einsatzes nahe- legt. Seit der Münchner Sicherheitskonferenz und den Erklärungen von Außenminister Steinmeier und Vertei- digungsministerin von der Leyen, mehr deutsche Welt- geltung mit einer Ausweitung deutscher Auslandsein- sätze erreichen zu wollen, wird im Bundestag nahezu in jeder Sitzungswoche über einen neuen Auslandseinsatz abgestimmt. Wie die große Mehrheit der Bevölkerung lehnen wir Auslandsabsätze der Bundeswehr ab. Deutsch- land sollte sich nicht militärisch engagieren, sondern zi- vil. Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 29. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt TOP 4 Bundeswehreinsatz VN/OVCW (Syrische C-Waffen) Epl 14 Verteidigung Epl 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Als Nächstem erteile ich das Wort Kollegen

    Dr. Tobias Lindner, Bündnis 90/Die Grünen.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
    ren! Zu Beginn Ihrer Amtszeit, liebe Frau von der
    Leyen, hatte ich den Eindruck, dass Sie erst ein bisschen
    gezögert haben, ob Sie dieses Amt, diesen neuen Verant-





    Dr. Tobias Lindner


    (A) (C)



    (D)(B)

    wortungsbereich übernehmen sollen. Aber kurz danach
    haben Sie viele Dinge angekündigt. Sie haben selbst die
    Ansprüche definiert, an denen Sie sich messen lassen
    wollen. Das betrifft die Vereinbarkeit von Familie und
    Dienst sowie eine Reform des Beschaffungsprozesses.
    Diese Ansprüche haben Sie selbst definiert, und an die-
    sen werden Sie sich messen lassen müssen.

    Sie haben nicht nur Veränderungen angekündigt, son-
    dern vielfach auch über Transparenz gesprochen, da-
    rüber, dass zu Beginn einer politischen Debatte eine ehr-
    liche und vollständige Bestandsanalyse stehen muss. Sie
    haben heute hier Ausführungen zu den drei Zielen der
    Bundeswehrreform gemacht, unter anderem zum Thema
    Finanzen.

    Ich habe mir eben von meinem Büro geben lassen,
    was Ihr Vorvorgänger, Karl-Theodor zu Guttenberg, am
    26. Mai 2010 vor der Führungsakademie gesagt hat. Er
    sprach darüber, dass der mittelfristig höchste strategi-
    sche Parameter, quasi als Conditio sine qua non, für die
    Zukunft der Bundeswehr die im Grundgesetz verankerte
    Schuldenbremse sei. Zur Ehrlichkeit gehört nun einmal,
    liebe Frau Ministerin, wenn Sie heute hier stehen und
    über einen Etat von 32 Milliarden Euro reden, auch, zu
    sagen, dass dieser Etat mittlerweile 5 Milliarden Euro
    über dem liegt, was Karl-Theodor zu Gutenberg damals
    in seiner mittelfristigen Finanzplanung für das Jahr 2010
    veranschlagt hat. Das Ergebnis dieser Analyse kann so-
    mit nur lauten, dass die Bundeswehrreform zumindest an
    ihren finanziellen Vorgaben, an dem Ziel, Einsparungen
    zu leisten, bitter gescheitert ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Wir legen einen strukturell ausgeglichenen Haushalt vor!)


    – Darauf komme ich noch zu sprechen.

    Ein zweiter Punkt, den Sie hier nur am Rande ge-
    streift haben, ist der Aufwuchs von 800 Millionen Euro
    in der mittelfristigen Finanzplanung, der darauf zurück-
    geht, dass Rüstungsprojekte zu spät zulaufen. Wir haben
    es also nicht mit einem Absinken des Etats in diesem
    Jahr zu tun, sondern in Wirklichkeit schieben Sie eine
    Welle von fehlgeschlagenen Rüstungsprojekten vor sich
    her.

    Wenn Kollege Arnold hier Ideen präsentiert, wie man
    MEADS weiter verwenden könnte, wie man ein takti-
    sches Luftverteidigungssystem machen könnte, wenn
    wir also in Zukunft für Rüstungsprojekte von heute zah-
    len sollen, die teurer werden und später kommen, kann
    ich dazu nur sagen: Wir können Geld nur einmal ausge-
    ben. Dieses Geld fehlt dann nicht nur innerhalb der Bun-
    deswehr für notwendige Beschaffungen, zum Beispiel
    Schutzwesten, oder für die Verbesserung der Vereinbar-
    keit von Familie und Dienst, sondern dieses Geld fehlt
    dann auch in dem vorgelegten, strukturell ausgegliche-
    nen Etatentwurf für andere wichtige Zukunftsausgaben
    wie Bildung, Forschung und Teilhabe. Das ist alles an-
    dere als eine zukunftsgerichtete Finanzplanung, liebe
    Frau von der Leyen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    An einem Thema haben Sie sich heute ein bisschen
    vorbeigemogelt, nämlich um die Beschaffungspolitik.
    Neben der Vereinbarkeit von Familie und Dienst ist dies
    das zweite große Thema Ihrer bisherigen Amtszeit. Sie
    haben sich bei einer Rüstungsklausur über die größten
    15 Beschaffungsvorhaben informieren lassen. Sie haben
    ausdrücklich keinen der Ihnen vorgelegten Projektstatus-
    berichte gebilligt. Sie haben den verantwortlichen
    Staatssekretär in den einstweiligen Ruhestand versetzt
    und den verantwortlichen Abteilungsleiter von seinen
    Aufgaben entbunden. Wohl wahr, ich habe den Ein-
    druck, Sie haben erkannt, dass im Beschaffungsbereich
    der größte Risikoposten im Bundeswehrhaushalt liegt.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man spricht ja auch von Beschaffungskriminalität!)


    Sie holen nun externe Berater in Ihr Haus. Sie kaufen
    sich Zeit. Bisher ist aber noch nicht zu erkennen, welche
    Lehren Sie aus diesen Erkenntnissen ziehen, liebe Frau
    Ministerin. Sie verschieben mehr als 1 Milliarde Euro
    aus 2013 in die Zukunft. In 2013 sind beispielsweise von
    über 1 Milliarde Euro, die für den Eurofighter eingestellt
    waren, gerade einmal 47 Millionen Euro abgeflossen.
    Sie legen heute im Wissen darum, dass bei den Rüs-
    tungsprojekten der größte Problemberg in Ihrem Haus
    liegt, einen Haushalt vor, der alles andere als Haushalts-
    klarheit und Haushaltswahrheit für das Jahr 2014 auf-
    weisen wird. So geht das nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es geht auch nicht, dass Sie zwar Projektstatusbe-
    richte nicht billigen, Staatssekretäre in den Ruhestand
    versetzen und Abteilungsleiter von ihren Aufgaben ent-
    binden, aber gleichzeitig die Projekte weiterlaufen las-
    sen, als wäre nichts geschehen. Sie billigen den Status-
    bericht nicht, leiten aber keine Schlussfolgerungen zu
    konkreten Auswirkungen auf das Projekt ab! Frau von
    der Leyen, ich will Ihnen an dieser Stelle ganz ehrlich
    sagen: Wenn Sie es ernst damit meinen, dass Sie neue
    Verhältnisse schaffen wollen, dass das Material, das die
    Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr benötigen,
    das beste sein soll, dass Mittel effizient verwendet wer-
    den sollen und dass das Beschaffungswesen neu struktu-
    riert werden muss, dann müssen Sie diese 15 Rüstungs-
    projekte jetzt unterbrechen, und zwar mindestens so
    lange, bis Ihrem Hause die Ergebnisse der Untersuchun-
    gen zu den neuen Strukturen vorliegen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Warum das denn? – Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Dann würden sie sich ja noch länger verzögern!)


    – Ich danke der Koalition für diesen Zwischenruf, dass
    sie sich noch länger verzögern würden. Die Ministerin
    hat ja selbst angekündigt, dass im Herbst die Ergebnisse
    der Untersuchungen eines Beratungsunternehmens vor-
    liegen und dass dann Entscheidungen folgen werden. Ich
    bin gespannt, ob dieser Zeitplan eingehalten werden
    kann.





    Dr. Tobias Lindner


    (A) (C)



    (D)(B)

    Meine Fraktion, meine sehr geehrten Damen und Her-
    ren, wird in den anstehenden Haushaltsberatungen für
    diese 15 größten Rüstungsprojekte ein Moratorium be-
    antragen.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Was?)


    Wir wollen, dass die Mittel im Haushalt so lange ge-
    sperrt bleiben, bis die Ergebnisse der Untersuchung, die
    Sie selbst in Auftrag gegeben haben, vorliegen. Wir wol-
    len nicht, dass weiterhin auch nur ein Cent an Steuergel-
    dern in Projekte fließt, die risikobehaftet sind, während
    man im Ministerium ganz klar erkannt hat, dass man et-
    was ändern muss. Deshalb werden wir uns für dieses
    Moratorium starkmachen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Rainer Arnold [SPD]: Und die Mitarbeiter in den Firmen machen ein halbes Jahr Urlaub?)


    – Lieber Kollege Arnold, wenn ich über den Haushalt
    des Verteidigungsministeriums rede, dann sorge ich
    mich dabei um die Soldatinnen und Soldaten unserer
    Bundeswehr und weniger um die Beschäftigten und die
    Aktionäre von deutschen Rüstungsunternehmen. Wenn
    wir Projekte mit einer Mehrheit im Parlament beschlie-
    ßen – ganz gleich, wie diese aussieht –, dann liegt es im
    Interesse aller, dass die Gelder in der Höhe und dafür
    ausgegeben werden, wofür sie veranschlagt sind, und
    dass die Produkte pünktlich, mängelfrei und in der be-
    stellten Eigenschaft zulaufen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte noch auf einen allerletzten Punkt einge-
    hen, von dem ich mir in den kommenden Monaten etwas
    erhoffe. Sie haben selbst gesagt, dass Sie die Transpa-
    renz des Rüstungsbereichs im Parlament verbessern wol-
    len; im Koalitionsvertrag finden sich dazu entsprechende
    Formulierungen. Es ist klar, dass, wenn es um Rüstungs-
    projekte geht, die Hauptbaustelle der Verteidigungshaus-
    halt ist. Meine Fraktion erwartet von Ihnen darüber hi-
    naus regelmäßige proaktive Unterrichtungen durch das
    Ministerium und nicht nur Berge von Akten und das Be-
    antworten von Anfragen, die zu stellen unser gutes par-
    lamentarisches Recht sind. Wir erwarten also, dass Sie
    uns regelmäßig Ihre Einschätzungen über Risiken im fi-
    nanziellen, technischen und rechtlichen Bereich mittei-
    len, damit das Parlament im Zweifel auch gegensteuern
    kann. Ich denke, das Euro-Hawk-Desaster aus dem letz-
    ten Sommer ist uns da Lehre genug.

    Wir werden uns gemeinsam mit allen im Haus, die
    das wollen, in Form von vielen Anträgen engagiert in
    diese Debatte einbringen. Wir schauen gespannt auf die
    Beratungen zum Verteidigungshaushalt 2014.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als Nächstem erteile ich dem Kollegen Henning Otte,

CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Henning Otte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf.
    Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer
    Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan
    ergeben.

    So steht es in Art. 87 a Abs. 1 unseres Grundgesetzes.
    Daraus ergibt sich für uns Politiker, dass wir den finan-
    ziellen Handlungsrahmen so zu setzen haben, dass die
    Sicherheit unseres Landes zu jeder Zeit gewährleistet
    werden kann.

    „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
    Das sagte einmal Joachim Ringelnatz. Für uns Verteidi-
    gungspolitiker bedeutet dies wiederum, dass wir auch
    unvorhersehbare Risiken in den Blick nehmen müssen,
    dass wir alle vorhersehbaren Risiken abdecken müssen
    und dass wir dabei Chancen für einen möglichst dauer-
    haften Frieden in Freiheit gemeinsam mit unseren Freun-
    den für eine größtmögliche sichere Welt zu nutzen ha-
    ben. Dafür müssen wir uns einbringen.

    100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges,
    75 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, aber
    auch 25 Jahre nach dem Fall der Mauer steht fest:
    Deutschland ist in einem vereinten Europa fest inte-
    griert, aber von uns wird auch viel erwartet. Daher ha-
    ben wir, CDU/CSU zusammen mit der SPD, im Koali-
    tionsvertrag der Großen Koalition die Grundzüge
    unserer Verteidigungspolitik festgelegt. Wir sagen
    dazu:

    Deutschland stellt sich seiner internationalen Ver-
    antwortung. Wir wollen die globale Ordnung aktiv
    mitgestalten. Dabei lassen wir uns von den Interes-
    sen und Werten unseres Landes leiten. Deutschland
    setzt sich weltweit für Frieden, Freiheit und Sicher-
    heit, für eine gerechte Weltordnung, die Durchset-
    zung der Menschenrechte und die Geltung des Völ-
    kerrechts sowie für nachhaltige Entwicklung und
    Armutsbekämpfung ein.


    (Beifall des Abg. Bernd Siebert [CDU/CSU])


    Wir stehen bereit, wenn von unserem Land Beiträge
    zur Lösung von Krisen und Konflikten erwartet
    werden. Dabei stehen für uns die Mittel der Diplo-
    matie, der friedlichen Konfliktregulierung und der
    Entwicklungszusammenarbeit im Vordergrund.

    Diese Linie wurde durch den Bundespräsidenten, unse-
    ren Außenminister und vor allem auch durch unsere Ver-
    teidigungsministerin, Dr. Ursula von der Leyen, auf der
    Münchner Sicherheitskonferenz noch einmal unterstri-
    chen. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Aussagen im Koalitionsvertrag sollen auch Ver-
    lässlichkeit und Verbindlichkeit gegenüber unseren Sol-
    datinnen und Soldaten symbolisieren. Ich glaube, eines
    brauchen unsere Soldaten: Sie brauchen diese Verläss-
    lichkeit; denn sie müssen jetzt diese Neuausrichtung so,
    wie wir sie vereinbart haben, auch umsetzen.





    Henning Otte


    (A) (C)



    (D)(B)

    Deutschland übernimmt Verantwortung, auch für hu-
    manitäre Einsätze. Deswegen ist es unverantwortlich,
    dass der Kollege Movassat gestern hier davon gespro-
    chen hat, dass das Beihilfe zum Krieg sei. Das ist keine
    verantwortungsvolle Politik und gehört nicht in dieses
    Haus, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Auf dem Kontinent Afrika nehmen wir Anteil an ei-
    ner übergreifenden Mission mit einem ausgewogenen
    Ansatz von diplomatischen, entwicklungspolitischen
    und militärischen Mitteln – im Sinne der vernetzten Si-
    cherheit. Das haben wir mit dem beschlossenen Ausbil-
    dungsmandat EUTM Somalia und EUFOR Zentralafrika
    erneut gezeigt.

    Doch die sicherheitspolitischen Herausforderungen
    nehmen nicht ab: Die überraschende völkerrechtswid-
    rige Annexion der Krim durch Russland stellt ein erhöh-
    tes Konfliktpotenzial dar. Es ist angeraten, dieses Ereig-
    nis mit aller Vernunft und aller Abgeklärtheit zu
    bewerten und entsprechende Rückschlüsse zu ziehen, je-
    der in seinem Ressort, niemand mit Scheuklappen.

    Es ist aber auch wieder sehr offensichtlich geworden,
    dass – neben den Einsätzen, die wir in Afghanistan und
    im Kosovo über lange Jahre haben – die Bündnis- und
    Landesverteidigung innerhalb der NATO zu Recht an
    vorderster Stelle der verteidigungspolitischen Aufgaben
    steht. Oft wird über die historische Verantwortung
    Deutschlands gesprochen. Es gehört zu unserer histori-
    schen Verantwortung, dass wir die Sicherheitsbedenken
    unserer Freunde, zum Beispiel der baltischen Staaten
    oder Polens, nicht einfach wegwischen können. Die Bei-
    standsverpflichtung der NATO ist kein bloßes Lippenbe-
    kenntnis; Kollege Arnold hat das auch, mit seinen Wor-
    ten, gesagt.

    Nachdem die Alliierten 40 Jahre zu ihrer Verpflich-
    tung und Verantwortung gegenüber Deutschland stan-
    den, darf es uns nicht überraschen, wenn wir zu unserer
    Beistandsverpflichtung gegenüber unseren osteuropäi-
    schen Verbündeten und Freunden befragt werden. Des-
    halb sind die Anmerkungen unserer Bundesverteidigungs-
    ministerin – auch heute in ihrer Rede – zur Verstärkung
    des Bündnisses richtig, verantwortungsvoll und als klare
    Information für unsere Bürgerinnen und Bürger zu wer-
    ten. Unsere Bürger erwarten, dass man ihnen offen sagt,
    wo die Aufgaben unseres Landes liegen, wo die Verant-
    wortung unseres Landes liegt. Auch dafür herzlichen
    Dank!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Den Alliierten einerseits größere Anstrengungen in
    Aussicht zu stellen und den Bürgern in Deutschland an-
    dererseits ein trügerisches Gefühl der heilen Welt zu ge-
    ben: Das geht nicht auf und wird nicht geschätzt. Wir in
    Deutschland verstehen sehr wohl, für welche Anstren-
    gungen wir unseren Beitrag innerhalb der NATO leisten
    müssen.
    Wenn wir uns die sicherheitspolitischen Entwicklun-
    gen ansehen, dann können wir in aller Ruhe feststellen,
    dass die Neuausrichtung der Bundeswehr auch vor dem
    Hintergrund dieser neuen Lage richtig war. Das Ord-
    nungsmerkmal „Breite vor Tiefe“ hat sich bewährt. Nur
    hierdurch lässt sich eine Einsatzbreite von Kampfeinsät-
    zen wie in Afghanistan über Ausbildungs- und Unter-
    stützungsmissionen, wie gegenwärtig in Ländern Afri-
    kas, bis hin zur Bündnis- und Landesverteidigung
    glaubhaft realisieren. Allerdings sollten wir in einem dy-
    namischen Prozess stets überprüfen, ob das operative
    Dispositiv an Kräften für die Bündnis- und Landesver-
    teidigung den Anforderungen entspricht und in vollem
    Umfang präsent ist.

    Von der reinen Präsenzarmee in Zeiten des Kalten
    Krieges über eine Armee der Einheit bis hin zu einer Ar-
    mee im Einsatz hat die Bundeswehr eine enorme Ent-
    wicklung und Veränderung hinter sich. Oder, um es so
    auszudrücken: Wir haben die Streitkräfte unseres Landes
    an den neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen
    ausgerichtet.

    Die Truppen, die wir für den Auftrag „Bündnis- und
    Landesverteidigung“ vorhalten, müssen modern ausge-
    stattet sein. Auch hier dürfen wir nicht eingeengt nur den
    Auslandseinsatz sehen. Es geht auch um die Instandhal-
    tung und um die Ausbildung am Gerät. Darum bin ich
    durchaus auch für eine stetige Überprüfung der Qualität
    und Quantität der Ausrüstung. Eine verringerte Masse an
    Truppe und Ausrüstung muss durch noch mehr Klasse
    – auch der Ausrüstung – kompensiert werden.

    Lieber Herr Kollege Lindner, hier kann ich nur sagen:
    Ein Moratorium zu fordern, durch das unseren Soldatin-
    nen und Soldaten die Lieferung der notwendigen Aus-
    rüstung vorenthalten werden soll,


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Helikopter sind mangelhaft!)


    kann ich nicht akzeptieren, und das können wir auch
    nicht so hinnehmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen den Soldaten also Material liefern, das mangelhaft ist!)


    Meine Damen und Herren, wir müssen rational analy-
    sieren: Sicherheit ist nicht zum Nulltarif zu bekommen.
    Wir brauchen gut ausgerüstete, hochmotivierte Streit-
    kräfte für den Schutz Deutschlands. Dies umzusetzen, ist
    Ausdruck unseres sicherheitspolitischen Anspruchs und
    unserer Verantwortung für die Bürger unseres Landes,
    Europas und unseres Bündnisses.

    Verantwortung ist dynamisch. Unser NATO-Partner
    USA konzentriert sich vermehrt auf den pazifischen
    Raum. Für Europa und damit auch für Deutschland be-
    deutet dies, dass wir bereit sein müssen, Verantwortung
    für Frieden, Freiheit und Sicherheit zu tragen. Der Ga-
    rant des Friedens war in der Vergangenheit die klare Ab-
    schreckungsstrategie der NATO. Diese Strategie war er-
    folgreich und hat uns den Frieden gesichert.

    Die Strategie der Abschreckung sollte auch in Zu-
    kunft elementarer Bestandteil des NATO-Bündnisses





    Henning Otte


    (A) (C)



    (D)(B)

    sein. Davon hat Deutschland profitiert. Deutschland
    muss auch bereit sein, einen Beitrag dazu zu leisten.

    Vermehrte Einsätze innerhalb der NATO, der EU und
    der UN in Kooperation mit vielen Nationen haben einen
    Preis, aber auch einen Wert. Dafür müssen wir die not-
    wendigen finanziellen Voraussetzungen erfüllen. Unsere
    Soldaten erbringen diese Aufgaben im Namen unseres
    Landes und haben es verdient, dass ihnen die notwendi-
    gen Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden.

    Meine Damen und Herren, die Attraktivität ist für
    eine Freiwilligenarmee von besonderer Bedeutung; un-
    sere Ministerin hat dies dargestellt. Wir müssen als Frei-
    willigenarmee den Wettbewerb um die besten Kräfte
    auch bestehen können. Dazu ist eine Vielzahl von Maß-
    nahmen notwendig, die wir mit einer Attraktivitätsoffen-
    sive weiterführen wollen.

    Wir haben in der Außen- und Sicherheitspolitik neue
    Herausforderungen. Der Verteidigungshaushalt ist kein
    Selbstzweck. Er ist Grundlage für die Sicherheit
    Deutschlands und unserer internationalen Verantwor-
    tung.

    Ebenso wie eine wirtschaftliche Krise unsere Wirt-
    schaft und unsere Gesellschaft gefährden kann und wir
    Anstrengungen auf uns nehmen müssen, diese zu bewäl-
    tigen, kann die Bedrohung der Freiheit und des Selbstbe-
    stimmungsrechts der Staaten in Europa zu nachhaltiger
    Instabilität und Verunsicherung führen. Schließlich war
    der Verteidigungshaushalt in seiner Höhe in den vergan-
    genen Jahren vor dem Hintergrund einer zunehmenden
    sicherheitspolitischen Entspannung in Europa nicht un-
    antastbar. Das Gleiche gilt aber auch für die andere
    Richtung. Ohne Sicherheit gibt es keine Freiheit, und
    ohne Freiheit gibt es keine Sicherheit. Das gilt für
    Deutschland. Das gilt für Europa, für die NATO und
    auch für die Vereinten Nationen.

    Deutschland ist ein Teil dieser friedlichen Weltge-
    meinschaft. Deutschland übernimmt Verantwortung
    durch seine Streitkräfte, eine Parlamentsarmee. Die hier-
    für notwendigen materiellen und finanziellen Mittel wer-
    den zur Verfügung gestellt. Dafür sind wir unserem Bun-
    desfinanzminister, Dr. Wolfgang Schäuble, dankbar.

    Für die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag
    hat Sicherheit nicht nur einen Preis, sondern auch einen
    Wert; ich habe es erwähnt. Uns für diesen Wert einzuset-
    zen, ist uns als Union sehr wichtig: für Frieden, für Si-
    cherheit und für Freiheit.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der SPD)