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    Plenarprotokoll 18/29 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 29. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2319 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2319 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2319 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2322 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2328 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2333 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2337 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2341 B Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2343 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2345 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2347 C Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2349 D Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 2350 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2352 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2353 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2354 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2356 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2357 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2358 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2360 D Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . 2361 D Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2364 B Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2365 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2366 C Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2367 C Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2368 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2369 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2370 C Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2371 C Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2372 B Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 2373 D Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2374 D Tagesordnungspunkt 4: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Beteiligung Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydro- lyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der ge- meinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen Drucksachen 18/984, 18/1067 . . . . . . . . . 2376 D – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/1096 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2376 D Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2377 A Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2378 D Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2380 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2381 B Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2382 C Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2383 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 2384 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2387 D Annette Groth (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2384 D Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2385 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2390 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2391 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2393 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2395 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 2397 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2397 D Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2399 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2399 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2401 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2402 C Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2404 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2405 B Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2407 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2409 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2411 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2412 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 2414 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2415 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2416 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2418 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2419 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2420 D Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2422 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2423 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2424 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2425 A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2425 C Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2425 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2426 B Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2426 C Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2426 D Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2427 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2428 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 III Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Herbert Behrens, Matthias W. Birkwald, Cornelia Möhring, Martina Renner, Kathrin Vogler (alle DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2428 A Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Hubertus Zdebel (beide DIE LINKE) zur namentlichen Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleit- schutz bei der Hydrolyse syrischer Chemie- waffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Ta- gesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2428 C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Alexander S. Neu, Heike Hänsel, Inge Höger, Annette Groth, Alexander Ulrich, Andrej Hunko, Karin Binder, Pia Zimmermann, Niema Movassat, Azize Tank, Katrin Werner (alle DIE LINKE) zur nament- lichen Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2429 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2319 (A) (C) (D)(B) 29. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2425 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 09.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 09.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 09.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 09.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 09.04.2014 Gleicke, Iris SPD 09.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 09.04.2014 Groß, Michael SPD 09.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 09.04.2014 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 09.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Lezius, Antje CDU/CSU 09.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 09.04.2014 Pronold, Florian SPD 09.04.2014 Rawert, Mechthild SPD 09.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 09.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 09.04.2014 Schwabe, Frank SPD 09.04.2014 Dr. Tauber, Peter CDU/CSU 09.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 09.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 09.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 09.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 09.04.2014 Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschus- ses zu dem Antrag der Bundesregierung: Betei- ligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syri- scher Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemiewaf- fen (Tagesordnungspunkt 4) Ulla Jelpke (DIE LINKE): In diesem Parlament wer- den zurzeit im Wochentakt Militäreinsätze beschlossen. Es wird umgesetzt, was die Große Koalition angekün- digt und was Bundespräsident Joachim Gauck bei der Münchner Sicherheitskonferenz gefordert haben: Deutsch- land will militärisch wieder an möglichst vielen Schau- plätzen der Welt mitmischen, Deutschland will zur welt- weiten Militärmacht werden, der bewaffnete Einsatz – früher hat man einfach Krieg gesagt – soll zur norma- len Option deutscher Außenpolitik werden. Ich bin nicht in dieses Parlament gewählt worden, um dieser militaristischen Politik zuzustimmen. Ich habe in den vielen Wahlkämpfen, die ich bislang für die PDS und die Linke geführt habe, immer klargestellt, dass ich gegen jeden deutschen Militäreinsatz bin, so wie es auch heute im Programm der Linkspartei und auch im Wahl- programm verankert ist. Es ist bezeichnend, dass eine kompromisslose Anti- kriegspolitik vom Mainstream der deutschen Medien und von deutlich über 90 Prozent dieses Hauses als „nicht regierungsfähig“ abgetan wird. Ich mache keinen Hehl daraus: Wenn die Bereitschaft zum Krieg, die Be- reitschaft zur Entsendung der Bundeswehr, die Eintritts- karte zum Regieren sein soll, dann bin ich gegen das Mitregieren. Das gilt auch bei der heutigen Abstimmung. Da ist zunächst festzuhalten: Es gibt für die von der Bundesre- gierung geforderte Militärmission nicht einmal ein UN- Mandat. Es gibt keine präzise Gefährdungseinschätzung und keinerlei konkrete Hinweise auf mögliche Angriffe auf das US-amerikanische Schiff, auf dem die Chemie- waffen neutralisiert werden sollen. Die Bundesregierung Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2426 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 (A) (C) (D)(B) hat in ihrer Antwort auf eine schriftliche Frage vage auf mögliche „organisierte Kriminalität, Piraterie und Terro- rismus“ verwiesen. Damit lässt sich aber kein Bundes- wehrmandat rechtfertigen. Die aufgezählten „mögli- chen“ Bedrohungen sind allesamt nichtmilitärischer Natur. Ihre Abwehr ist eine Polizeiaufgabe. Das betont die Linke schon in der Kritik des „Antipiraterie“-Einsat- zes vor Somalia, und das gilt es auch jetzt zu betonen. Die EU-Mittelmeeranrainer verfügen über entspre- chende polizeiliche Ressourcen, ihre Küstenwachen und andere Grenzbehörden sind für den Einsatz auch auf See ausgestattet. Davon abgesehen ist das Mittelmeer ohne- hin schon hochmilitarisiert und wimmelt nur so von Kriegsschiffen der NATO. Ein zusätzlicher Bundes- wehreinsatz ist daher auch sachlich unnötig und dient einzig dem politischen Zweck, Deutschland wieder an eine Art vorderster Front zu bringen. Hinzu kommt, dass das Mandat, wie gewohnt, extrem „großzügig“ ist und nicht nur das Mittelmeer, sondern auch bei Bedarf den Nordatlantik mit angrenzenden See- gebieten in internationalen Gewässern umfasst. Mit an die 50 Millionen Quadratkilometer deckt das Mandat da- mit einen äußerst großen Teil der Nordhalbkugel der Erde ab. Das ist sachlich völlig unnötig und nur Aus- druck des Großmachtstrebens, das hinter dem Mandat steckt. Eine Zustimmung zu einem solchen Einsatz würde nicht nur die prinzipielle Haltung der Linken gegen Bun- deswehreinsätze im Ausland durch eine nur scheinbar harmlose Einzelfallentscheidung durchlöchern. Sie würde auch den Einsatz der Bundeswehr zum Zwecke der „Ab- wehr“ einer „Gefahr“ gutheißen, die ganz und gar im Va- gen bleibt. Und sie würde die Mandatierung der Bundes- wehr mit Polizeiaufgaben legitimieren. Das sind viele Gründe, dagegenzustimmen. Stefan Liebich (DIE LINKE): Die Debatte um den Schutz der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen wird innerhalb meiner Fraktion kontrovers geführt. Ich respektiere viele Argumente derer, die dem vorliegenden Mandat nicht ihre Zustimmung erteilt haben, bin aber zu einem anderen Schluss gekommen. Ich habe dem Antrag der Bundesregierung zugestimmt und möchte hier meine Begründung darlegen. Ich halte den Schutz der Zerstörung von Massenver- nichtungswaffen für den besten Auftrag, den eine Armee erfüllen kann. Als am 27. September 2013 der einstim- mige Beschluss des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen mit der Zustimmung Russlands und der Volksrepu- blik China für die Ausfuhr und die Vernichtung der Chemiewaffen aus Syrien – Resolution 2118 – gefasst wurde, ist eine weitere Eskalation des Bürgerkriegs ver- hindert worden. Die angekündigte Intervention der Ver- einigten Staaten von Amerika in diesen Krieg konnte so vermieden werden und der erneute Einsatz von Massen- vernichtungswaffen wurde bis zu deren vollständigem Abzug erschwert bzw. danach verhindert. Die Vereinten Nationen haben in der Resolution 2118 des Sicherheitsrates alle Mitgliedstaaten um die Hilfe bei der Beseitigung der Chemiewaffen gebeten. Dänische Schiffe bringen die Chemiewaffen unter dem Schutz rus- sischer und chinesischer Schiffe nach Italien, dort wer- den sie auf die US-amerikanische „Cape Ray“ verladen; es ist unter anderem ein deutsches Schiff, das dann den Prozess der Hydrolyse bewacht. Viele Länder beteiligen sich an diesem wichtigen Prozess. Die Bundesrepublik Deutschland steht durch ihr Han- deln in der Vergangenheit in diesem Konflikt in beson- derer Verantwortung. Die Auslieferung von Dual-Use- Gütern, die zur Herstellung von Chemiewaffen genutzt werden können, an Syrien, ein Land, das zu diesem Zeit- punkt die Chemiewaffenkonvention nicht ratifiziert hatte, war falsch. Auch darum ist es jetzt wichtig, dass die Bundesrepublik Deutschland sich in besonderem Maße bei der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen engagiert. Ich bin für eine konsequente Abrüstung von Massen- vernichtungswaffen weltweit. Ich bin für eine starke UNO. Ich bin für eine konsequente Einhaltung des Völ- kerrechts. Daher habe ich dem Antrag der Bundesregie- rung zugestimmt. Petra Pau (DIE LINKE): Hiermit erkläre ich, dass ich zur vorliegenden Beschlussempfehlung mit Enthal- tung stimme. Erstens. Zur Abstimmung stand die Beschlussempfeh- lung des Auswärtigen Ausschusses – Drucksache 18/1067 – zu einem Antrag der Bundesregierung – Drucksache 18/984 – zur „Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Ver- nichtung der syrischen Chemiewaffen“. Ich habe mit Enthaltung votiert. Zweitens. Es geht um die Vernichtung syrischer Che- miewaffen, also um Abrüstung. Das findet meine Zu- stimmung, zumal die Bundesrepublik Deutschland dafür eine große Verantwortung trägt, da sie maßgeblich an der Hochrüstung Syriens – und weiterer Staaten – betei- ligt war bzw. ist. Das spräche für ein Ja. Drittens. Zugleich ist nicht auszuschließen, dass die USA und weitere NATO-Staaten diese Beteiligung der Deutschen Bundeswehr als Entlastung missdeuten, um die angedrohte militärische Eskalation gegen Russland im aktuellen Krim-Konflikt zu forcieren. Das spräche für ein klares Nein. Viertens. Meine gewissenhafte politische Abwägung zwischen einem Ja zum militärischer Abrüstung und ei- nem Nein zu militärischer Eskalation führt mich im kon- kreten Fall zu einer Enthaltung in oben genannter Ab- stimmung. Richard Pitterle (DIE LINKE): Dem Wunsch der Bundesregierung, dem beantragten Mandat meine Zu- stimmung zu geben, kann ich nicht entsprechen. Grundsätzlich befürworte ich den Einsatz der Bundes- wehr im Ausland nicht. Dies nicht aus einer pazifisti- schen, sondern aus einer antimilitaristischen Grundhal- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2427 (A) (C) (D)(B) tung heraus, weil alle Erfahrungen zeigen, dass sich letztlich Probleme in der Welt nicht militärisch lösen las- sen. Darüber hinaus bin ich der festen Überzeugung, dass sich Deutschland aus historischen Gründen – aufgrund der bei den europäischen Völkern unvergessenen Verbrechen der Deutschen Wehrmacht – militärisch nicht engagieren sollte. Gegenwärtig erleben wir eine Politik der systemati- schen Ausweitung von Bundeswehreinsätzen, die mit der „gewachsenen Verantwortung“ Deutschlands be- gründet wird. Diese lehnt die Linke zu Recht als einzige Fraktion ab. Trotz meiner grundsätzlichen Ablehnung der deut- schen Auslandseinsätze war ich bereit, das vorliegende Mandat auf seine Zustimmungsfähigkeit zu prüfen, weil es sich meines Erachtens um keinen Kriegseinsatz han- delt. Denn eine grundsätzliche Haltung entbindet den Abgeordneten nicht von der Verantwortung, zu prüfen, ob eine Teilnahme der Bundeswehr an Abrüstungsmaß- nahmen sinnvoll wäre. Die Abrüstung und Vernichtung der chemischen Waffen Syriens sind ein positiver Schritt, der von mir und meiner Fraktion als Ganzes be- grüßt wird. Insbesondere die Entsorgung der Waffen in der niedersächsischen Anlage in Munster ist ein wichti- ger Beitrag, den Deutschland leisten kann. Die hingegen von der Bundesregierung beantragte Teilnahme einer Fregatte der Bundeswehr zur Sicherung des Vorgangs der Demontage auf einem Kriegsschiff halte ich für nicht erforderlich und für reine Symbolpoli- tik. Auf Kosten der Steuerzahler soll die Fregatte der Bundeswehr eingesetzt werden, damit Frau von der Leyen ihren Anspruch auf „Mitverantwortung“ unter- streichen kann. Die hierbei von der Bundesregierung ge- nannten Kosten von 7,2 Millionen Euro sind reine Steu- erverschwendung und könnten anderweitig sinnvoller eingesetzt werden. Als Finanzpolitiker muss ich den Einsatz daher bereits aus fiskalischen Gründen ablehnen. Ich habe mich nach gründlicher Abwägung aller Ar- gumente entschieden, mit Nein zu stimmen, aber will festhalten, dass ich ausdrücklich die Entscheidung mei- ner Kolleginnen und Kollegen respektiere, die nach Ab- wägung der Argumente zustimmen oder sich enthalten. Es ist eine Stärke unserer Fraktion, dass wir unsere un- terschiedliche Meinung respektieren und dem anders Entscheidenden nicht andere Motive für seine Entschei- dung unterstellen. Halina Wawzyniak (DIE LINKE): Der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Che- miewaffen habe ich nicht zugestimmt. Die nachfolgen- den, im Wesentlichen vom Journalisten René Heilig be- reits im Neuen Deutschland vom 5. April 2014 unter dem Titel „Deutsche Marine als Lückenbüßer“ genann- ten Argumente haben mich zu einem Nein bei der Ab- stimmung bewogen. Erstens. Deutschland beteiligt sich an der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen im eigenen Land, in Muns- ter. Die Abfallprodukte der Zerstörung auf hoher See werden nach Deutschland transportiert und von einer bundeswehreigenen Gesellschaft am Bundeswehrstand- ort Munster endgültig vernichtet. Diese Beteiligung an der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen ist aus- drücklich zu begrüßen und zu unterstützen. Das Argu- ment, Deutschland würde sich nicht an der Vernichtung beteiligen, gilt demnach nicht. Deutschland beteiligt sich an der Vernichtung. Zweitens. Die „Cape Ray“ ist nicht schutzlos. Für ih- ren Schutz bedarf es der deutschen Marine nicht. Für den Abtransport der syrischen Kampfstoffe aus dem Hafen von Latakia durch den dänischen Frachter „Ark Futura“ und die norwegische „Taiko“ ist eine Nahsicherung vor- gesehen, die von der russischen und der chinesischen Marine gestellt wird. Derzeit sind rund 60 Prozent der syrischen Kampfstoffe, die in der Masse in Tanks gela- gert sind, auf die Schiffe gebracht. Auf hoher See über- nehmen drei Kriegsschiffe aus Norwegen, Dänemark und Großbritannien den Schutz der beiden Frachter. Die sollen die Kampfstoffe in den italienische Containerha- fen Gioia Tauro nördlich der Straße von Messina brin- gen. Dort werden diese unter Schutz der italienischen Sicherheitskräfte auf die „Cape Ray“ umgeladen. Außer- halb der italienischen Hoheitsgewässer wird das US- Spezialschiff durch die US-Navy gesichert. Das Argu- ment, die Vernichtung der Chemiewaffen müsse geschützt werden, ist richtig. Es ist aber nicht erkennbar, dass zum Schutz der Vernichtung die deutsche Marine erforderlich ist. Drittens. Die US-Mittelmeerflotte hat zwei Fregatten ins Schwarze Meer abgestellt, um vor den Krim-Gewäs- sern Manöver mit Verbündeten abzuhalten. Soweit diese beim weiteren Schutz der „Cape Ray“ fehlen sollten, kann und darf dies nicht durch die deutsche Marine aus- geglichen werden. Diese wäre dann tatsächlich Lücken- büßer und legitimiert damit das militärische Manöver vor der Krim. Militärische Manöver statt Schutz von Ab- rüstungsaktivitäten sind keine gute Begründung, um ei- nen Einsatz der deutschen Marine im Ausland als Lü- ckenbüßer zu rechtfertigen. Viertens. Das Mandat umfasst – Punkt 3 – auch Tran- sitfahrten im Mittelmeer und bei Bedarf auch im Nordat- lantik mit angrenzenden Seegebieten – also der Nord- und Ostsee. Damit sollen jene Schiffe eskortiert werden, die die nach der Hydrolyse der syrischen Kampfstoffe auf der „Cape Ray“ anfallenden chemischen Stoffe zu den endgültigen Vernichtungsstätten in Großbritannien, im deutschen Munster und nach Finnland bringen. Diese Fracht ist dann aber gar nicht mehr als Waffe verwend- bar. Ein militärischer Begleitschutz ist hier also gar nicht nötig. Ganz klar will ich aber auch sagen: Es handelt sich nicht um einen Kriegseinsatz der Bundeswehr. Krieg ist etwas anderes. Wer hier von Kriegseinsatz spricht, ver- harmlost Krieg. 2428 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 (A) (C) (D)(B) Harald Weinberg (DIE LINKE): Ich bin für die Ver- nichtung dieser syrischen und aller anderen Chemiewaf- fen sowie aller weiteren Massenvernichtungswaffen – sie hätten niemals hergestellt werden dürfen –, auch wenn ich den Antrag der Bundesregierung ablehne. Ich begrüße es, dass die endgültige Entsorgung in Deutschland – Munster, GEKA – vorgenommen wird. Mit der Lieferung von Ausgangsstoffen hat Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit einen wesentlichen Anteil an der Existenz dieser Chemiewaffen und leistet durch die Entsorgung einen wichtigen Beitrag zu ihrer Ver- nichtung. Für die Gesamtaktion der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ ist eine Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz aus meiner Sicht völlig entbehrlich. Das gilt selbst dann, wenn man berücksichtigt, dass die von Russland im Rahmen des NATO-Russland-Rats angebo- tene Unterstützung mit Begleitschiffen nun seitens der NATO im Zusammenhang mit der Krim-Krise abgewie- sen wurde. Sogar die Bundesverteidigungsministerin spricht von einem eher symbolischen Beitrag, den die deutsche Fregatte hier leiste. Deshalb werde ich den Antrag der Bundesregierung ablehnen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Herbert Behrens, Matthias W. Birkwald, Cornelia Möhring, Martina Renner, Kathrin Vogler (alle DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am mariti- men Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Tagesordnungspunkt 4) Die Vernichtung syrischer Chemiewaffen ist ein be- deutsamer Beitrag zur Abrüstung und ein notwendiger, jedoch nicht hinreichender Beitrag zum Schutz der syri- schen Zivilbevölkerung in einem anhaltenden, grausa- men Bürgerkrieg, dem bereits Zehntausende zum Opfer gefallen sind. In Übereinstimmung mit unserer Fraktion unterstützen wir die Beteiligung Deutschlands an dieser Aktion durch die Entsorgung der Reststoffe im nieder- sächsischen Munster. Die Entsendung deutscher Solda- tinnen und Soldaten auf der Fregatte „Augsburg“ zum militärischen Begleitschutz im Rahmen der US-geführ- ten Aktion lehnen wir jedoch ab und stimmen deswegen mit Nein. Das von der Bundesregierung vorgelegte Mandat be- gründet unserer Ansicht nach weder die Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit dieses erneuten Bundeswehrein- satzes noch schafft es hinreichende Klarheit über Art und Umfang von Einsatzgebiet und Auftrag. Zudem steht dieser Einsatz symbolisch für eine Politik der syste- matischen Ausweitung von Bundeswehreinsätzen, die wir ablehnen. Wir haben uns intensiv mit dieser Frage auseinander- gesetzt und unsere Entscheidung begründet nach Abwä- gung aller Argumente getroffen. Wir erklären ausdrück- lich unseren Respekt vor denjenigen Kolleginnen und Kollegen, die nach ebenso ernsthafter Abwägung der Argumente und Hintergründe für sich zu einer anderen Schlussfolgerung gekommen sind. Wir halten das für ei- nen Gewinn an politischer Kultur. Die Linke ist diejenige Fraktion im Bundestag, die sich am deutlichsten für eine Zivilisierung der deutschen Außenpolitik, für umfassende Abrüstung, Vernichtung von Massenvernichtungswaffen und gegen Rüstungs- exporte einsetzt. Das konsequente Nein zu den Kampf- einsätzen der Bundeswehr und das Aufzeigen von Alter- nativen bleibt Grundlage unserer gemeinsamen Politik. Damit vertritt die Linke auch eine Mehrheit in der Be- völkerung, die diese Einsätze ablehnt und ohne uns keine Stimme im Bundestag hätte. Das wird auch so bleiben. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Hubertus Zdebel (beide DIE LINKE) zur na- mentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am mariti- men Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Tagesordnungspunkt 4) Wir haben heute gegen den Antrag der Bundesregie- rung zur Entsendung eines bewaffneten Kriegsschiffes der Bundeswehr mit 300 Soldatinnen und Soldaten ins Mittelmeer, den Nordatlantik und angrenzende Seege- biete gestimmt. Wir sind für die Vernichtung des syrischen Giftgases und auch dafür, dass die Reststoffe in der bundeswehrei- genen Firma GEKA in Munster vernichtet werden. Den Begleitschutz durch die Fregatte „Augsburg“ lehnen wir ab. Denn er findet nicht im luftleeren Raum statt. Er ist Teil der Neuausrichtung der Bundeswehr, die in immer mehr internationale Einsätze geschickt werden soll. Die Bundesregierung will die Öffentlichkeit weiter an Auslandseinsätze der Bundeswehr gewöhnen. Vor nicht mal einer Woche wurde ein neuer Bundeswehreinsatz in Somalia beschlossen, morgen stimmen wir über einen weiteren neuen Einsatz in der Zentralafrikanischen Re- publik ab. Wir lehnen diese Neuausrichtung ab. Die Bundesregierung nutzt die Vernichtung der Chemiewaf- fen auch, um das schlechte Bild von Auslandseinsätzen zu korrigieren. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2429 (A) (C) (D)(B) Die Bundesregierung hat in den Fachausschüssen des Bundestages falsch informiert. Sie hat ein Mandat vor- gelegt, das ein weit über den geplanten Einsatz hinaus- gehendes Einsatzgebiet vorsieht. Dieses Vorgehen zeigt zum wiederholten Mal, dass die Regierung zum Teil keine korrekten Informationen über die Planung von Bundeswehreinsätzen und die Einsätze selbst gibt. Deutsche Unternehmen haben jahrelang Material für Giftgasfabriken und Giftgasbestandteile, sogenannte Dual-Use-Güter, nach Syrien geliefert. Es wäre wichtig, sofort die Lieferung von Dual-Use-Chemikalien an Län- der, die nicht Mitglied der Chemiewaffenkonvention sind, einzustellen. Dies wäre, neben der Beteiligung an der Vernichtung des Chemiewaffenprogramms Syriens in Munster, der wichtigste Beitrag, den zukünftigen Ein- satz von Chemiewaffen zu verhindern, nicht die Entsen- dung der Bundeswehr ins Mittelmeer. Deshalb haben wir heute gegen die Entsendung der Marine gestimmt. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Alexander S. Neu, Heike Hänsel, Inge Höger, Annette Groth, Alexander Ulrich, Andrej Hunko, Karin Binder, Pia Zimmermann, Niema Movassat, Azize Tank, Katrin Werner (alle DIE LINKE) zur namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Ver- nichtung der syrischen Chemiewaffen (Tages- ordnungspunkt 4) Wir haben heute aus prinzipieller Sicht, aber gerade auch angesichts der konkreten Sachlage gegen den An- trag der Bundesregierung zur Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ gestimmt. Wir teilen die Einschätzung aus der Friedensbewegung, von Friedensaktivisten und Frie- densforschern, dass „kein plausibler Grund erkennbar (ist), den zwischen Syrien und den Vereinten Nationen bzw. der OPCW ausgehandelten Abzug des gesamten syrischen Chemiewaffenarsenals und dessen Vernich- tung mit einer militärischen Komponente vonseiten der Bundesrepublik Deutschland zu begleiten“ (Stellung- nahme Bundesausschuss Friedensratschlag 08.04.2014). Unsere Antwort muss zivil bleiben. Wir möchten, dass der zivile Beitrag Deutschlands zur Vernichtung der syri- schen Chemiewaffen ausgeweitet wird. Deutschland darf in Zukunft nicht weiter Chemikalien oder Anlagen, die zur Herstellung von Chemiewaffen dienen, in Länder exportieren, die die Chemiewaffenkonvention nicht rati- fiziert haben. Wir haben gegen den Antrag der Bundesregierung ge- stimmt, weil wir überzeugt sind, dass unsere Antwort eben nicht militärisch sein darf. Auslandseinsätze der Bundeswehr lösen kein einziges Problem. Im Gegenteil schaffen sie ständig neue Probleme. Deutschland ist an der Vernichtung der Chemiewaffen aus Syrien beteiligt, ohne dass es an einem Auslandseinsatz teilnehmen muss: Die sichergestellten Chemiewaffen werden unter anderem nach Munster in Niedersachsen gebracht, wo sie vernichtet werden. Deutschland erbringt damit einen maßgeblichen Beitrag zur Vernichtung der Chemiewaf- fen. Das ist konkrete Abrüstungspolitik. Wir haben heute gegen den Einsatz gestimmt, weil sich zudem eine ganze Reihe von neuen Risiken, die mit dem Einsatz eines deutschen Kriegsschiffs verbunden sind, ergeben. Gerade auch vor dem Hintergrund der Be- endigung der militärischen NATO-Russland-Koopera- tion, einer neuen Eskalation der USA, Saudi-Arabiens und der Türkei mit False-Flag-Operations und der mög- lichen Vorbereitung eines Angriffskriegs gegen Syrien ist äußerste Vorsicht geboten. Auf Nachfragen konnte die Bundesregierung keine schlüssige Erklärung liefern, warum das Mandat nicht nur das Mittelmeer, sondern auch den Nordatlantik und dessen angrenzende Seege- biete umfasst. Unklar ist weiterhin, wie viele Kriegs- schiffe insgesamt überhaupt eingesetzt werden sollen. Auch was die Aufgaben angeht, ist das Mandat einfach unklar. Diese Situation gebietet es, der Bundesregierung nicht eine unwidersprochene Carte blanche für ihren Mi- litäreinsatz zu erteilen. Die Anfrage für die Entsendung des deutschen Kriegsschiffs kommt direkt von den USA. Die Frage, ob neben einer symbolischen Funktion hier eine deutsche Entlastung der Kriegsmarine der USA für andere Aufgaben nach dem Vorbild der Abstellung deut- scher Wachmannschaften zur Bewachung von US-Ka- sernen im Vorfeld des Irak-Krieges übernommen werden soll, bleibt ungeklärt. Sie stellt sich allerdings aktuell verschärft, da ein weiteres US-amerikanisches Kriegs- schiff ins Schwarze Meer entsandt wurde und die Bundeswehr hier somit eine Entlastungsfunktion für die US-Streitkräfte im Mittelmeer übernimmt. Die 12 Mil- lionen Euro für diesen neuen Militäreinsatz wären für die Aufstockung des Etats des World Food Programme für die syrischen Flüchtlinge besser aufgehoben. So stimmen wir auch deshalb gegen den Einsatz, weil er ne- ben einer symbolischen Funktion dazu beiträgt, Kriegs- schiffe für eine Eskalationspolitik der USA gegen Russ- land freizusetzen. Wir sagen aber nicht zuletzt auch heute Nein zum Einsatz deutscher Kriegsschiffe im Mittelmeer, weil es der Kontext einer verstärkt militarisierten deutschen Au- ßenpolitik ist, der eine Ablehnung des Einsatzes nahe- legt. Seit der Münchner Sicherheitskonferenz und den Erklärungen von Außenminister Steinmeier und Vertei- digungsministerin von der Leyen, mehr deutsche Welt- geltung mit einer Ausweitung deutscher Auslandsein- sätze erreichen zu wollen, wird im Bundestag nahezu in jeder Sitzungswoche über einen neuen Auslandseinsatz abgestimmt. Wie die große Mehrheit der Bevölkerung lehnen wir Auslandsabsätze der Bundeswehr ab. Deutsch- land sollte sich nicht militärisch engagieren, sondern zi- vil. Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 29. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt TOP 4 Bundeswehreinsatz VN/OVCW (Syrische C-Waffen) Epl 14 Verteidigung Epl 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Leutert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrte Frau Ministerin, Sie verfügen als Verteidi-
    gungsministerin über fast 33 Milliarden Euro. Das sind
    exakt 11 Prozent des Bundeshaushaltes. Das ist viel
    Geld. Egal wie man politisch zu den Militärausgaben
    steht, kann man einen sorgsamen Umgang mit den Steu-
    ergeldern erwarten. Das ist leider nicht der Fall. In Ihrem
    Haus herrschen inakzeptable Zustände. Das darf ich,
    nachdem Sie 112 Tage im Amt sind, so sagen. Ihre
    Schonfrist ist also vorbei. Ich möchte das gern an zwei
    Beispielen verdeutlichen.

    Erstes Beispiel: Großwaffensysteme. Damit sind Sys-
    teme gemeint wie zum Beispiel der Kampfhubschrauber
    Tiger, der Transporthubschrauber NH90, das Kampf-
    flugzeug Eurofighter, das Transportflugzeug A400M,
    der Schützenpanzer Puma oder die Fregatte F 125. Das
    alles sind in der Öffentlichkeit bekannte Projekte.

    Wir wissen mittlerweile alle, dass jede Anschaffung
    den finanziellen Rahmen gesprengt hat. Wir wissen
    auch, dass jede Anschaffung nicht zu dem Zeitpunkt ge-
    liefert wurde, wie eigentlich vertraglich fixiert war. Zum
    Beispiel: Der Kampfhubschrauber Tiger wurde mit einer
    Verzögerung von sechseinhalb Jahren geliefert, Kosten
    3 Milliarden Euro. Der Transporthubschrauber NH90
    wurde mit einer Verzögerung von zwölf Jahren geliefert;
    Kosten 3,7 Milliarden Euro. Der Eurofighter hatte ein
    Jahr Verzögerung; Kosten 15 Milliarden Euro. Der
    A400M hat derzeit vier Jahre Verzögerung; Kosten über
    9 Milliarden Euro. Wegen der Reduzierung der Stück-
    zahl kostet ein Flugzeug nicht mehr 125 Millionen, son-
    dern 175 Millionen Euro. Ich könnte das weiter fortset-
    zen, aber meine Redezeit ist leider begrenzt. Richtig,
    Frau Ministerin, ist – das begrüßen wir –, dass Sie alle
    Statusberichte zu diesen Rüstungsprojekten nicht gebil-
    ligt haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben personelle Konsequenzen gezogen mit der
    Entlassung des verantwortlichen Staatssekretärs und des
    zuständigen Abteilungsleiters. Auch das begrüßen wir.
    Aber trotzdem geht es im Haushalt ohne Konsequenzen
    weiter. Bei allen Waffensystemen gibt es mehr Geld. Für
    den Eurofighter gibt es in diesem Jahr 85 Millionen Euro
    mehr, für den A400M gibt es 175 Millionen Euro mehr
    usw. Aber ich frage Sie: Wo ist das Geld eingeplant,
    wenn es zur weiteren Reduzierung der Stückzahl
    kommt? Wo ist das Geld eingeplant, welches EADS ver-
    langt, weil weniger Eurofighter gekauft werden sollen?
    Ich weiß nicht, ob allen klar ist, worum es geht: Wenn
    zum Beispiel 100 Flugzeuge bestellt werden und der
    Bundestag später der Meinung ist, dass man nur noch 50
    benötigt, dann nimmt die Industrie das nicht so hin und
    sagt „okay“, sondern dann sind Ausgleichszahlungen
    fällig. Das muss im Haushalt dementsprechend einge-
    plant werden. Das ist es aber nicht.
    Mein zweites Beispiel, Frau Ministerin – Sie haben es
    vorhin angesprochen –, bezieht sich auf die Familien-
    freundlichkeit. Sie haben sich die Vereinbarkeit von Fa-
    milie und Beruf auch bei der Bundeswehr auf die Fahne
    geschrieben. Ich erkenne derzeit nicht, wo im Bundes-
    haushalt mehr Mittel eingeplant sind.

    Ich möchte Ihnen aber ein Beispiel nennen, wo ohne
    zusätzliches Geld – es freut Haushälter immer, wenn et-
    was ohne zusätzliches Geld umgesetzt wird – eine Mög-
    lichkeit geschaffen würde, mehr Familienfreundlichkeit
    einzuführen. Es geht mir um die Auslandseinsätze von
    Soldatinnen mit Kindern unter drei Jahren oder auch al-
    leinerziehenden Vätern von Kindern unter drei Jahren.
    Ich möchte kurz erklären, worum es geht: Wenn eine
    junge Soldatin oder ein junger Soldat ein Kind hat – sa-
    gen wir 18 oder 20 Monate alt – und ihr oder ihm befoh-
    len wird, an einem Auslandseinsatz teilzunehmen, dann
    ist das Kind kein Hinderungsgrund. Er oder sie muss
    sich mit dem Befehlshaber einigen, ob er oder sie geht
    oder nicht. Für die alleinerziehenden Männer ist es ei-
    gentlich noch schlimmer als für die Frau; denn die Sol-
    datin als Mutter hat vielleicht noch einen Mann, der sich
    als Vater um das Kind kümmern kann. Der alleinerzie-
    hende Vater hat per Definition niemanden, sonst würde
    er nicht alleinerziehender Vater heißen.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)


    Frau Ministerin, das steht im Bericht des Wehrbeauftrag-
    ten. Der Wehrbeauftragte hat in seinem Bericht ange-
    führt, dass er diese Zustände im Ministerium mehrmals
    vorgetragen und um Änderung gebeten hat. Das Ministe-
    rium möchte allerdings an dieser Praxis festhalten. Dies
    halte ich für dubios. Wir müssen quer durch alle Haus-
    halte das Betreuungsgeld, das sich die CSU gewünscht
    hat, ersparen, und zwar mit dem Argument, die Eltern
    sollen sich zu Hause um ihre Kinder kümmern. Wenn
    ein Auslandseinsatz befohlen wird, dann ist ein Kleinst-
    kind für eine Soldatin oder einen Soldaten kein Hinde-
    rungsgrund. Das halte ich für absurd. Ich hoffe, dass Sie
    das schon geregelt, nämlich abgeschafft haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Frau Ministerin, das waren zwei Beispiele. Ich bitte
    Sie, nicht zu versuchen, diese Einwände der Opposition
    unter den Teppich zu kehren, indem Sie immer wieder
    neue öffentlichkeitswirksame Verlautbarungen anstellen.
    Man hat viel von Ihnen gehört. Zuletzt waren es die Di-
    cken, die in die Bundeswehr kommen sollen. So bekom-
    men Sie keine Ordnung in Ihr Haus. Schaffen Sie Trans-
    parenz in Ihrem Haus! Die Öffentlichkeit hat ein Recht
    darauf, zu erfahren, was von Ihrer Seite geplant ist und
    wo die Probleme liegen. Immerhin erwarten Sie von den
    Soldatinnen und Soldaten, dass sie im Ausland einen
    Auftrag ausführen, der ihnen ihre Gesundheit und im
    schlimmsten Fall ihr Leben kosten kann. Frau Ministe-
    rin, Sie haben sieben Kinder. Wir werden uns bestimmt
    verstehen. Ich habe auch zwei Söhne. Ich bin der festen
    Überzeugung: Die Familien haben das Recht, zu erfah-
    ren, worauf sich ihre Kinder, Väter, Mütter oder Ge-
    schwister einlassen, wenn sie sich bei der Bundeswehr
    verpflichten. Den besten Job machen Sie, wenn Sie dafür
    sorgen, dass kein Soldat, keine Soldatin in den Aus-





    Michael Leutert


    (A) (C)



    (D)(B)

    landseinsatz gehen muss. Dafür hätten Sie unsere volle
    Unterstützung – definitiv.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Kolle-

gen Rainer Arnold, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rainer Arnold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja,

    die Verteidigungsministerin hat viele Themen aufs Gleis
    gesetzt. Das ist ambitioniert. Ich denke, es ist richtig und
    notwendig, all diese Themen anzugehen. Bei manchen
    ist das sogar überfällig. Ein Beispiel hat die Ministerin
    heute genannt: die Korrekturen im Bereich der Zivilbe-
    schäftigten. Das begrüßen wir sehr; wir haben lange da-
    rüber diskutiert und sie gefordert.

    Wir wissen allerdings auch, Frau Ministerin: Die
    Wegstrecke, um die Ziele zu erreichen, wird manchmal
    steil sein, da wird es manchmal auch rumpeln.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer!)


    Wir sagen Ihnen zu, dass wir Sie unterstützen werden,
    dass wir die Rumpelsteine aus dem Weg räumen wollen,
    damit wir das Ziel einer leistungsfähigen und attraktiven
    Bundeswehr, das wir gemeinsam verfolgen, auch errei-
    chen. Manchmal werden wir allerdings in der Koalition
    auch darüber diskutieren müssen, wie die Weichen zu
    stellen sind, um dieses Ziel auf dem besten Weg zu errei-
    chen.

    Sie haben auch heute die Debatte über die Frage er-
    wähnt: Welche Verantwortung, welche Rolle hat
    Deutschland in der Welt? Wir sind froh, dass diese De-
    batte angestoßen wurde; wir müssen sie führen. Es darf
    jetzt aber nicht bei diesem Impuls, bei diesem Aufschlag
    auf der Münchner Sicherheitskonferenz bleiben. Ich
    glaube, wir als Parlament und auch Sie als Regierung
    müssen miteinander darüber nachdenken, wie wir diese
    Debatte in diesem Hohen Hause in den nächsten Jahren
    fortführen wollen. Wir dürfen nicht nur immer über
    Haushalt und Mandate reden, sondern wir müssen auch
    öfter über Grundzüge der deutschen Außen- und Sicher-
    heitspolitik und über wohlverstandene deutsche Interes-
    sen reden.

    Natürlich spüren wir alle, dass die Schere in dieser
    Diskussion ziemlich weit auseinanderklafft: einerseits
    Deutschlands Zurückhaltung, wenn es um militärische
    Einsätze geht – daran ändert sich im Kern nichts; nie-
    mand sehnt sich danach, Soldaten in ferne Länder zu
    schicken –, andererseits der Anspruch, den wir erfüllen
    wollen, nämlich ein verlässlicher Partner in den interna-
    tionalen Bündnissen zu sein. Hier bedarf es auch in der
    deutschen Gesellschaft eines Diskurses und einer Klä-
    rung.
    Ich verstehe manchmal die Linke nicht. Ich weiß an-
    gesichts der Art, wie Sie die Debatten führen, angesichts
    dessen, dass Sie immer über eine Militarisierung der Au-
    ßenpolitik reden, gar nicht, ob Sie sich selbst noch ernst
    nehmen.


    (Michael Leutert [DIE LINKE]: Davon habe ich doch gar nicht gesprochen!)


    Nehmen Sie doch einfach einmal wahr: Wir haben viel,
    viel weniger Soldaten im Auslandseinsatz als noch vor
    Jahren; es ist etwa die Hälfte.


    (Zurufe von der LINKEN)


    In all den Mandaten, die wir in den letzten Wochen und
    auch heute neu beschlossen haben, geht es nicht darum,
    Kriege zu führen, sondern um Ausbildung, um Vernich-
    tung von Chemiewaffen, um Unterstützung, um Beob-
    achtermissionen in Afrika und vieles andere mehr.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aber klar ist: Wir müssen schon aufpassen, dass es
    nicht dazu kommt, dass Deutschland zwar im Geleitzug
    der internationalen Gemeinschaft sitzt, aber dort kein ei-
    genes Bordpersonal hat. Wenn die Bundesrepublik inter-
    national mehr mitgestalten will – das ist der formulierte
    außenpolitische Anspruch dieser Regierung –, dann
    müssen wir Verantwortung übernehmen; das ist ganz
    klar. Dieser Wille, mitzugestalten, ist keine Anmaßung
    von uns Deutschen, sondern stellt die Erfüllung der Er-
    wartungen aller unserer Partner in den Bündnissen dar.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Natürlich wissen auch die deutschen Bürgerinnen und
    Bürger: Unser Wohlstand hängt vom freien Handel ab
    – das hat etwas mit sicheren Verkehrswegen auch auf
    hoher See zu tun –, unser Wohlstand hängt auch von Sta-
    bilität in Krisenregionen ab, die über Rohstoffe verfü-
    gen. Denn wir wollen fair handeln können, damit die
    Menschen dort und bei uns etwas davon haben.

    Wenn man über den Anspruch diskutiert, in der inter-
    nationalen Politik mehr zu tun, dann ist unter anderem
    – das ist aber wirklich nur ein Modul davon – die Frage
    zu klären: Welche Bundeswehr brauchen wir dazu? Da
    schauen wir am heutigen Tag natürlich auch auf die Fi-
    nanzen der Bundeswehr. Die Bundeswehr leistet in der
    Tat einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung der
    Staatsfinanzen – mit einem sinkenden Etat und einer sin-
    kenden Zahl von Soldaten in den letzten Jahren. Trotz-
    dem muss viel geleistet werden.

    Der Wunsch der Bürgerinnen und Bürger, dass es
    nach Ende des Kalten Krieges so etwas wie eine Frie-
    densdividende gibt, ist also längst erfüllt worden. Zur
    Zeit des Kalten Krieges betrug der Anteil der Verteidi-
    gungsausgaben am Bundesetat noch 20 Prozent; dieses
    Jahr liegt der Anteil, bereinigt um die Versorgungsleis-
    tungen, bei 9,45 Prozent. Während des Kalten Krieges
    war es manchmal in gewisser Weise einfach, weil man
    wusste, worauf man sich vorzubereiten hatte. Man
    wusste auch, dass man sich möglichst so vorbereitet,
    dass es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zum Einsatz





    Rainer Arnold


    (A) (C)



    (D)(B)

    kommt. Mit Ende des Kalten Krieges sehen wir nun, wie
    komplex die Welt ist und wie differenziert unsere militä-
    rischen Antworten sein müssen.

    In den letzten Wochen haben wir außerdem gemerkt,
    dass Russland ein schwieriger Partner ist. Mancher von
    uns hatte ja die Hoffnung, dass sich nicht nur eine Inte-
    ressenspartnerschaft mit Russland entwickelt, sondern
    – das ist ja in Wirklichkeit der Wunsch der Menschen in
    Russland und auch bei uns – dass auch freundschaftliche
    Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten aufge-
    baut werden können. Diese Hoffnung hat zweifellos ei-
    nen Dämpfer bekommen.

    Aber wir müssen aufpassen: Die Antwort auf die Pro-
    bleme in der Ukraine und um die Ukraine kann nicht
    sein, dass die NATO zum entscheidenden Akteur wird.
    Es gibt keine militärischen, sondern nur diplomatische
    Antworten. Es ist mühsam, aber wir müssen immer wie-
    der dicke Bretter bohren. Wir sind in diesem Zusammen-
    hang froh, dass der Außenminister auch auf der interna-
    tionalen Bühne ein sehr engagierter Akteur ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Klar ist auch: Die Situation in den letzten Wochen hat
    uns ein Stück weit die Kernaufgabe der NATO in Erin-
    nerung gerufen; diese hat sich ja gar nicht verändert. Die
    Botschaft lautet immer noch, dass ein Angriff auf einen
    NATO-Partner als Angriff auf das ganze Bündnis ver-
    standen wird und dass wir alle in einem solchen Fall ver-
    pflichtet sind, Beistand zu leisten. – Dies war immer so,
    aber das wurde manchmal ein bisschen verdrängt.

    Was nicht sein kann, ist, dass mancher in der NATO
    und auch einige Politiker angesichts der Krise in der
    Ukraine glauben, die vermeintliche Gunst der Stunde
    nutzen zu können, um die NATO anders zu positionie-
    ren, als es ihrer Historie und unseren Erwartungen ent-
    spricht.

    Klar ist: Die NATO ist ein verlässliches kollektives
    Verteidigungsbündnis. Wir müssen auch in Zukunft in
    der NATO immer wieder neu darüber nachdenken: Wie
    bleiben wir als NATO so stark, dass wir unsere militäri-
    schen Fähigkeiten möglichst nie einsetzen müssen? Je-
    der weiß doch, was es bedeuten würde, wenn die NATO
    diese tatsächlich zum Einsatz brächte.

    In den letzten Jahren hatte ich viele Gelegenheiten,
    mit Menschen im Baltikum zu sprechen. Deren Sorgen
    und Befürchtungen angesichts der aktuellen Entwicklun-
    gen müssen wir ernst nehmen; das ist klar. Bei einer
    genaueren Betrachtung werden wir aber merken: Die
    Befürchtungen im Baltikum und bei manchen osteuro-
    päischen Partnern sind nicht wirklich neu.

    Die Botschaft ist: Wir Deutsche sind ein verlässlicher
    Partner. Art. 5 des NATO-Vertrages gilt. Deshalb ist es
    auch so wichtig, dass man nicht achtlos über die Auf-
    nahme neuer NATO-Partner diskutiert und dabei gleich-
    zeitig im Hinterkopf hat, dass dann Art. 5 des NATO-
    Vertrages möglicherweise gar nicht zum Tragen kom-
    men kann. Solche Gedankenspiele stärken die NATO
    nicht, sondern sie schwächen sie, weil auch in Zukunft
    die zentrale Funktion der NATO sein muss, dass man
    sich auf die Beistandsgarantie nach Art. 5 verlassen
    kann.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Reden wir in diesem Kontext über die Funktion der
    Bundeswehr. In allen Ländern muss bei Verteidigungs-
    ausgaben gespart werden, auch bei der deutschen Bun-
    deswehr. Es wird nicht mehr Geld geben, zumindest
    nicht in den nächsten Jahren. Aus den vielen Diskussio-
    nen geht eindeutig hervor: In den nächsten Jahren muss
    mit Pooling, Sharing und Anlehnungspartnerschaft usw.
    ernst gemacht werden. Nur über arbeitsteiliges Vorgehen
    wird es uns gelingen, die knappen Mittel so effizient ein-
    zusetzen, dass die Fähigkeiten erhalten und, wo notwen-
    dig, auch modernisiert werden. Ich wünsche mir sehr
    – das steht so im Koalitionsvertrag; die Ministerin setzt
    hier ebenso wie der Außenminister Impulse –, dass
    Deutschland Motor dieser vertieften Integration in der
    NATO und auch im Bündnis der Europäischen Union
    wird.

    Um nicht missverstanden zu werden: Der parlamenta-
    rische Vorbehalt ist auf diesem Weg kein Hindernis. Er
    ist eine Stärke Deutschlands. An die Grünen und die
    Linken gerichtet sage ich: Sie können in der nun einge-
    setzten Kommission jederzeit mitarbeiten. Die Tür dazu
    steht offen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Ingo Gädechens [CDU/CSU] – Zuruf des Abg. Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Statt mit Verdächtigungen, die jeder Grundlage entbeh-
    ren, die Kommissionsarbeit schon im Vorfeld zu kritisie-
    ren, wäre es klüger, sich mit uns zusammenzusetzen und
    zu überlegen, wo es Klärungsbedarf gibt und wo nach-
    justiert werden muss. Dabei kann es allerdings nicht um
    ein Aushebeln der grundsätzlichen Politik gehen. Sie
    sind eingeladen, gemeinsam mit uns darüber zu diskutie-
    ren.

    Zum Thema Nachsteuern. Wir Sozialdemokraten le-
    gen auf folgende Tatsache Wert: Wenn wir in eine Koali-
    tion eintreten, dann wird nicht alles so bleiben, wie es in
    der Vergangenheit war. Das gilt auch für die Bundes-
    wehrreform, für die Struktur der Bundeswehr. Wir wer-
    den in den nächsten Tagen mit dem Koalitionspartner
    und der Ministerin über unsere Vorstellungen von Nach-
    steuern diskutieren. Ein wichtiger Grundsatz wird sein:
    nicht nur Breite vor Tiefe, nicht nur Absenken. Wir wis-
    sen nämlich: Wenn das alle NATO-Partner machen, sind
    am Ende alle Mittelmaß. Das ist nicht das, was eine
    starke NATO ausmacht. Wir werden vielmehr Schwer-
    punkte setzen müssen. Ich möchte das an zwei Beispie-
    len kurz verdeutlichen.

    Deutschland ist jetzt schon gut im Bereich der boden-
    gebundenen Luftverteidigung; das ist ein richtiges Argu-
    ment. Wir haben schon viel Geld ausgegeben, auch für
    die Weiterentwicklung – Stichwort MEADS. Die deut-
    sche Wirtschaft hat im Bereich Sensorik und bei anderen
    Technologien auf dem Weltmarkt die Marktführerschaft
    inne bzw. besitzt hohe Fähigkeiten. Deshalb wäre es





    Rainer Arnold


    (A) (C)



    (D)(B)

    klug, die bodengebundene Luftverteidigung zu einem
    Schwerpunkt der deutschen Verteidigungspolitik zu ma-
    chen und den Bündnispartnern anzubieten.

    Ich weiß, dass es einfach ist, Forderungen zu erheben,
    die Geld kosten. Irgendwann muss man auch die Frage
    beantworten, wie man das finanzieren will. Wenn wir die
    bodengebundene Luftverteidigung stärken wollen – das
    wird nicht billig sein –, dann ist es legitim, darüber nach-
    zudenken, ob wir zugleich eine so hohe Stückzahl an
    Kampffliegern brauchen oder es nicht klüger wäre, dass
    Länder wie Großbritannien und Frankreich, die in die-
    sem Bereich sehr stark sind, mehr machen als wir. Die
    Eurofighter sind ja im Betrieb sehr teuer. Mit dem Geld,
    das wir einsparen, wenn wir die Stückzahlen verringern,
    kann man neue Ideen finanzieren.

    Bei den Hubschraubern gilt übrigens Ähnliches. Wir
    brauchen nicht weniger Hubschrauber, sondern das
    Bündnis braucht mehr. Deutschland sollte keinen
    schlechten Deal machen – er wird jetzt Global Deal ge-
    nannt –


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


    und am Ende für weniger Hubschrauber mehr Geld be-
    zahlen.


    (Zuruf des Abg. Dr. Reinhard Brandl [CDU/ CSU])


    Wir sollten vielmehr die Fähigkeiten nutzen. Wir haben
    Zeit, um Partner zu finden. Ich denke gerade an osteuro-
    päische Partner – Stichwort Anlehnungspartnerschaft –,
    die alleine kaum Hubschrauber finanzieren können. Wir
    haben vier Jahre Zeit, Anlehnungspartner zu finden, mit
    denen wir gemeinsam Hubschrauber betreiben können.
    Damit würden wir das Bündnis stärken. Das ist eine Fä-
    higkeit, bei der Deutschland jetzt schon gut ist.

    Zu den Fähigkeiten, die gestärkt werden müssen, ge-
    hört auch der Sanitätsdienst. Wir dürfen nicht übersehen,
    dass der Sanitätsdienst der Bundeswehr schon heute eine
    tragende Säule bei Einsätzen der internationalen Ge-
    meinschaft ist, weil wir da wirklich gut sind. Wir müssen
    aber einkalkulieren, dass der hohe Frauenanteil in die-
    sem Bereich – glücklicherweise! – zu vielen Kindern
    und vielen Familienphasen führt. Auch dies müssen wir
    miteinander besprechen.


    (Michael Leutert [DIE LINKE]: Ich habe gerade einen Vorschlag gemacht!)


    Eines bleibt wichtig: Im Kern geht es nicht um Aus-
    rüstung oder militärische Fähigkeiten, sondern es geht
    um die Menschen bei der Bundeswehr. Denen haben wir
    in den letzten Jahren in der Tat viel zugemutet: immer
    wieder neue Reformen, immer wieder Einschnitte, im-
    mer wieder neue Einsatzgebiete. Viele mussten auch län-
    ger im Einsatz bleiben. Bei Mangelfähigkeiten mussten
    die Soldaten zum Teil sogar unzumutbar lang im Einsatz
    bleiben. Vor diesem Hintergrund ist das Thema Attrakti-
    vität in der Tat ein zentrales Thema; da sind wir ganz bei
    Ihnen, Frau Ministerin.
    Attraktivität ist aber mehr als soziale Rahmenbedin-
    gungen und Familienfreundlichkeit. Zur Attraktivität ge-
    hören auch die Arbeitsbedingungen an den Standorten.
    Deshalb müssen wir, Frau Ministerin, wenn notwendig,
    auch bei den Standorten nachbessern. Wir dürfen nicht
    immer mehr verdichten, weil das effizient ist, weil wir
    glauben, so Geld sparen zu können. Es macht keinen
    Sinn, Geld für Attraktivitätsmaßnahmen auszugeben,
    wenn gleichzeitig die Büros klein und die Arbeitsbedin-
    gungen schlecht sind. Das funktioniert so nicht.

    Neben der Frage der Standorte gehören zur Attraktivi-
    tät auch gutes Gerät und eine gute Ausstattung. Junge,
    gut ausgebildete Menschen werden dann zur Bundes-
    wehr kommen, wenn sie wissen, dass sie dort mit moder-
    ner Technik umgehen.

    Am Schluss will ich noch Folgendes sagen: Diese
    Koalition ist angetreten, um die Lebenssituation der
    Menschen in Deutschland zu verbessern. Das gilt vom
    sozialpolitischen Bereich bis zur Bundeswehr. Ich bin
    ziemlich zuversichtlich: Wenn wir, Frau Ministerin und
    liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, das, was
    jetzt andiskutiert und angeschoben wurde, in den nächs-
    ten Jahren konzentriert auf dem Gleis halten und die
    Weichen gemeinsam richtig stellen, werden wir die Be-
    dingungen für die Menschen bei der Bundeswehr, für
    Soldaten und Zivilbeschäftigte, zum Guten wenden.
    Dann ist die Bundeswehr ein attraktiver und interessan-
    ter Arbeitgeber. Diese Koalition hat eine Chance, das zu
    erreichen.