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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/28 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushalts- begleitgesetzes 2014 Drucksache18/1050 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 2230 B Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 2232 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2234 A Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2236 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2239 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2240 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2243 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2246 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2247 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 2249 A Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 2250 D Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2252 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2255 A Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2256 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2258 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 2259 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2261 B Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 2262 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2263 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2264 D Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2266 A Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2267 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2268 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2269 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 2270 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2271 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2273 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 2275 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2276 D Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 2278 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2279 D Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2281 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2282 B Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2283 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2285 C Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2287 A Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2288 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2289 B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2291 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 2292 D Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2294 A Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2295 B Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2296 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2297 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2299 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2300 C Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2301 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2303 A Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 C Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2305 C Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2306 D Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Europäischen Über- brückungsmission in der Zentralafrikani- schen Republik (EUFOR RCA) auf Grund- lage der Beschlüsse 2014/73/GASP sowie 2014/183/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. Februar 2014 und vom 1. April 2014 in Verbindung mit den Resolutionen 2127 (2013) und 2134 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 5. Dezember 2013 und vom 28. Ja- nuar 2014 Drucksache 18/1081 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2309 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2310 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 C Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2312 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2313 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2314 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2315 B Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2315 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2317 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2221 (A) (C) (D)(B) 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Beginn: 11.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2317 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 08.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 08.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 08.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 08.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 08.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 08.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 08.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 08.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.04.2014 Groß, Michael SPD 08.04.2014 Groth, Annette DIE LINKE 08.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 08.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 08.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 08.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 08.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 08.04.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 08.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 08.04.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 08.04.2014 Pronold, Florian SPD 08.04.2014 Reichenbach, Gerold SPD 08.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 08.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schauws, Ulle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.04.2014 Schwabe, Frank SPD 08.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 08.04.2014 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 08.04.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 08.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 08.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 08.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 08.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 28. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2014 – Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft TOP 3 Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Renate Künast


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich zuerst auf
    die EuGH-Entscheidung von heute eingehen.


    (Dr. Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Aber richtig!)


    Der EuGH hat heute quasi eine Zeitenwende eingeleitet.
    Das wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wie
    sich die Rechtspolitik in den letzten Jahrzehnten in den
    Bereichen Datenschutz und Grundrechte entwickelt hat
    – das ist schon beeindruckend –: Vor Jahrzehnten hat das
    Bundesverfassungsgericht gesagt: Es gibt ein Grund-
    recht auf informationelle Selbstbestimmung. Viele Jahre
    später hat es in Bezug auf die Vorratsdatenspeicherung
    kritisch entschieden. Heute hat der Europäische Ge-
    richtshof glasklar entschieden – und weg ist die Richt-
    linie. Herr de Maizière hat vor einigen Stunden hier
    gesagt, lieber wäre ihm gewesen, der EuGH hätte bean-
    standet und man hätte zwei Jahre Zeit bekommen, die
    Richtlinie zu überarbeiten. Ich sage Ihnen ganz ehrlich:
    Wir sind froh darüber, dass sie sogar rückwirkend für un-
    gültig erklärt wurde. Das ist wirklich ein Meilenstein.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Das wird mehr bringen, als zwei Jahre an diesem Teil
    herumzufummeln.

    Ich möchte aus der Entscheidung zitieren. Es wird ge-
    sagt, dass das Eingriffe „von großem Ausmaß und be-
    sonderer Schwere in die Grundrechte“ sind, und zwar
    gegen alle und bei jeder Kommunikationsform. Das Ge-
    richt hat kritisiert, dass es keine Differenzierung gibt,
    sondern eine große Streubreite. Es hat kritisiert, dass
    ohne Anlass gespeichert wird, egal ob eine schwere
    Straftat vorliegt oder gar keine. Es hat kritisiert, dass es
    keine Beschränkung auf das absolut Notwendige gibt.
    Deshalb lautet das Ergebnis – das ist Fakt –: Die Zeiten-
    wende beginnt mit dieser Entscheidung heute, weil jetzt
    klar ist, dass die Sicherheit definitiv nicht jedes anlass-
    lose Eingreifen in unsere Grund- und Menschenrechte
    rechtfertigt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will an dieser Stelle durchaus auch Folgendes sa-
    gen: Herr Maas, es ist wohltuend, wie Sie sich in der De-
    batte verhalten haben, klar und auch mal abwartend, was
    das Gericht uns aufgibt. Ich finde es auch wohltuend,
    wie Sie sich heute äußern.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich muss allerdings anfügen, dass die Bundesdaten-
    schutzbeauftragte, wie ich gerade gelesen habe, sagt:
    Einmal abwarten, ob der europäische Gesetzgeber eine
    neue Richtlinie macht oder nicht, und dann schauen wir
    weiter. – Das löst bei mir die Frage aus: Wozu brauchen
    wir eigentlich eine Bundesdatenschutzbeauftragte? In
    dieser Hinsicht ist es ein Tag zum Zweifeln.

    Jetzt habe ich genug gelobt. Herr Maas, Sie und auch
    Herr Lischka haben gerade gesagt: Die Rechtspolitik
    und die Verbraucherpolitik haben einen neuen, einen ho-
    hen Stellenwert. Alles ist ganz toll. – Ich muss ehrlich
    sagen: Auch hier finde ich wieder nur jede Menge An-
    kündigungen. Bei der Rede von Herrn Lischka hatte ich
    schon das Gefühl, dass er, wenn er hier nur wiederholt,
    was in 100 Tagen angekündigt wurde, schon Lob für
    große politische Errungenschaften bekommt. So dumm
    sind wir nicht, Herr Lischka. Wir können sehr wohl zwi-
    schen Ankündigungen und einem Gesetz im Bundesge-
    setzblatt unterscheiden.


    (Burkhard Lischka [SPD]: Sie werden staunen, wie schnell das geht!)


    Schauen wir uns einmal an, was alles angekündigt
    wurde: Frauenquote, Mietpreisbremse, Adoptionsrecht,
    Anlegerschutz, Kinderschutz im Strafrecht, Antidoping-
    gesetz, Modernisierung des Mordparagrafen, Verbesse-
    rung des Datenschutzes, No-Spy-Abkommen, Einrich-
    tung eines Sachverständigenrats für Verbraucherfragen
    und Anpassung des Urheberrechts an die Erfordernisse
    des digitalen Zeitalters. Meine Redezeit reicht nicht aus,
    jetzt bei jedem dieser Punkte zu schauen, was von den
    Ankündigungen umgesetzt wurde.





    Renate Künast


    (A) (C)



    (D)(B)

    Nehmen wir als ein Beispiel das Adoptionsrecht. Dies
    ist einer der Punkte, für den Sie sich hier loben. Sie lo-
    ben sich für etwas, was durch das Bundesverfassungsge-
    richt ab 30. Juni dieses Jahres zwingend vorgeschrieben
    ist. Sie haben es immerhin geschafft, eine Vorlage zu
    machen, die null Gestaltungsspielraum bietet. Sie schrei-
    ben nur das Allernötigste, was das Gericht vorschreibt,
    ins Gesetz. Dafür sollen wir Ihnen noch Applaus geben?
    Nein, das können Sie nicht von uns erwarten. Ich kann
    allenfalls sagen: Applaus für die Bürger, die Betroffe-
    nen, die dafür gekämpft haben, dass es eines Tages diese
    Gerichtsentscheidung gibt, die dieses Parlament zum
    Handeln zwingt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ein weiteres Beispiel ist die Mietpreisbremse. Es
    wurde groß gelobt, was jetzt alles passieren wird. Ich
    muss Sie einmal bitten: Noch ist dieser Gesetzentwurf
    nicht verabschiedet. Das Erste, was ich gehört habe, als
    dieser Gesetzentwurf vorgestellt wurde, war Kritik von
    Herrn Luczak, der als Zuständiger der CDU/CSU-Frak-
    tion sagte: So haben wir uns das nicht gedacht. Dadurch
    weiß ich zumindest, dass dieser Entwurf in der aktuellen
    Fassung offensichtlich nicht in oder durch den Deut-
    schen Bundestag kommt.


    (Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das Struck’sche Gesetz!)


    Angesichts all der Lorbeerkränze, die sich manche hier
    schon selber aufsetzen, muss ich sagen: Wissen Sie, bis
    Ihr Gesetzentwurf verabschiedet ist, sind die Mieten si-
    cherheitshalber zwei- bis dreimal erhöht worden, was
    auch zu einer Erhöhung des Mietspiegels führt.


    (Zuruf des Abg. Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/ CSU])


    Ich habe noch eine Frage: Warum gehen Sie nicht
    gleich die Modernisierungsumlage mit an und machen
    dazu einen Vorschlag? Denn die Modernisierungsum-
    lage – 11 Prozent der Modernisierungsaufwendungen
    können auf die Miete umgelegt werden – und die Maß-
    nahmen, die man dulden muss, bedeuten eine große Be-
    lastung für die Mieterinnen und Mieter. Sie sind also
    noch gar nicht richtig losgesprungen, wieso sollen wir
    dann applaudieren?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich komme zur Frauenquote. Wenn Ekin Deligöz jetzt
    hier wäre, würde sie seufzen. Die Frauenquote war ja
    nicht gerade das Lieblingsthema der SPD-Fraktion in der
    letzten Legislaturperiode.


    (Widerspruch bei der SPD – Burkhard Lischka [SPD]: Wir haben zusammen einen Gesetzentwurf gemacht!)


    – Das kann man so nicht sagen. Einige schauen dabei
    weg. – Man musste Sie zum Jagen tragen.


    (Burkhard Lischka [SPD]: Was?)

    Ich glaube, Dagmar Ziegler weiß, wie schwer es war.
    Man soll ja klüger werden, weiterkommen und positiv
    denken. Aber statt der eigentlich 3 300 Betriebe, auf die
    man dabei setzen müsste, sind von der von Ihnen geplan-
    ten Quote ungefähr 100 Betriebe betroffen.

    Ich könnte noch weitermachen. Wo ist eine Vorlage
    zum Kundendatenschutz? Wo sagen Sie etwas zu den
    18 Millionen gestohlenen Passwörtern? Wo sagen Sie et-
    was zum Urteil des BGH zur Schufa und ändern das
    Bundesdatenschutzgesetz? Wo ist das Geld für die Ein-
    richtung einer Geschäftsstelle für den Sachverständigen-
    rat? Zu all diesen Dingen findet man am Ende gar nichts.

    Ein weiteres Beispiel. Ende April jährt sich der Tag, an
    dem das Rana Plaza in Bangladesch, in dem sich mehrere
    Textilfabriken befanden, zusammenbrach und regelrecht
    zertrümmert wurde. Dabei starben 1 200 Menschen. Wo
    ist jetzt eine Initiative von Ihnen? Herr Müller, Ihr Kol-
    lege, erklärt uns gerade, dass er einen Runden Tisch für
    die deutsche Textilindustrie einsetzen wird. Ich rufe
    Herrn Müller zu: Es gibt eine internationale, eine globale
    Textilindustrie. Also lassen Sie uns dafür Maßnahmen
    ergreifen. Was hat eigentlich der Bundesverbrauchermi-
    nister zum Beispiel zu einer möglichen Transparenz-
    richtlinie für die Textilindustrie auf europäischer Ebene
    gesagt?

    Herr Maas, Sie haben sich bei der Vorratsdatenspei-
    cherung klug verhalten. Trotz alledem sage ich Ihnen:
    Minister werden nicht an Interviews gemessen, sondern
    an Taten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Für die CDU/CSU erteile ich jetzt dem Kollegen

Sebastian Steineke das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Sebastian Steineke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

    sprechen heute – das ist bereits mehrfach angeklungen –
    über den Einzelplan mit dem niedrigsten Volumen. Es
    geht in der Debatte deswegen in erster Linie um die In-
    halte. Diesen sollten wir uns auch widmen. Einige
    rechtspolitische Aspekte möchte ich näher betrachten.

    Kollege Lischka hat angesprochen, was wir auf den
    Weg gebracht haben. Es gibt Referentenentwürfe, und es
    gibt Vorlagen, die wir zum Teil sogar schon in erster Le-
    sung behandelt haben. Von bloßen Ankündigungen kann
    also keine Rede sein. Wir haben in den ersten 100 Tagen
    extrem viele Vorhaben auf den Weg gebracht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ein besonderes Thema möchte ich ansprechen. Mit
    der Neuregelung des Straftatbestandes der Abgeordne-
    tenbestechung haben wir schon im Februar dieses Jahres
    eines der größten Streitthemen der letzten zwei, drei Le-
    gislaturperioden abgeräumt.





    Sebastian Steineke


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie früher immer dagegen waren!)


    Nach langen Diskussionen, vielen Debatten und einer
    Menge Anhörungen, die es dazu gegeben hat,


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    konnten wir eine ausgewogene Regelung finden,


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr habt lange genug gebraucht!)


    die sowohl der Korruptionsbekämpfung als auch der Si-
    cherung des freien Abgeordnetenmandats Rechnung
    trägt. Es haben alle Fraktionen im Bundestag zuge-
    stimmt, Herr Ströbele; auch das sollte man erwähnen.


    (Beifall des Abg. Burkhard Lischka [SPD] – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es hat ja auch lange genug gedauert, bis Sie sich entschlossen haben!)


    Wir Abgeordnete werden gewählt, um die Interessen
    der Bürger und Bürgerinnen zu vertreten. Wir sind im
    besten Sinne des Wortes Interessenvertreter. Das darf
    nicht zum Risiko für die Mandatsausübung werden. Uns
    war daher wichtig, dass das vom Grundgesetz geschützte
    freie Mandat, aber vor allen Dingen auch die Tätigkeit
    Zehntausender ehrenamtlich tätiger Kommunalvertreter
    – auch sie sind uns wichtig – durch diese Neuregelung
    nicht beeinträchtigt werden. Hierbei galt es zu bedenken,
    dass ein Ermittlungsverfahren für jeden Bürger eine Be-
    lastung ist, dass es für einen Politiker aber in der Regel
    das Ende der Laufbahn bedeutet.

    In den kommenden Monaten wird der Bundestag die
    bisher geltenden Verhaltensregeln überarbeiten müssen.
    Wir sind uns einig, dass wir klare, transparente Regeln
    brauchen, dass diese aber auch praxisgerecht und um-
    setzbar sein müssen. In diesem Zusammenhang gehört
    sicherlich auch das Immunitätsrecht auf den Prüfstand.
    Es erfüllt schon lange nicht mehr den Zweck, für den es
    ursprünglich gedacht war.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


    Es schützt den Abgeordneten nicht,


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


    sondern führt vielfach zu Vorverurteilungen und schadet
    daher viel mehr.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    Wir haben uns in der Koalition für die nächsten drei-
    einhalb Jahre auch im Bereich des Zivilrechts Ziele ge-
    setzt. Die Justiz soll bürgernäher und effizienter werden;
    wir wollen eine moderne Justiz. Dazu sollen die Länder
    unter anderem die Möglichkeit erhalten, spezialisierte
    Spruchkörper einzurichten, beispielsweise für Baupro-
    zesse; so wollen wir das Fachwissen in Bezug auf diese
    komplexe Materie erhöhen. Zu einer modernen Justiz
    gehört insbesondere die Fortentwicklung des elektroni-
    schen Rechtsverkehrs. Dies darf aber kein reiner Selbst-
    zweck sein, sondern muss den Bürgerinnen und Bürgern
    einen echten Mehrwert bieten.

    Der Anteil der Internetnutzer in Deutschland liegt ak-
    tuell bei 76, 77 Prozent. Für die allermeisten Menschen
    sind E-Mail- und Internetnutzung eine absolute Selbst-
    verständlichkeit. Die Kommunikation zwischen Anwäl-
    ten und Justiz erfolgt trotzdem fast ausschließlich in Pa-
    pierform. Bereits in der letzten Legislaturperiode wurde
    deswegen das Gesetz zur Förderung des elektronischen
    Rechtsverkehrs mit den Gerichten verabschiedet. Mit
    den entsprechenden Neuregelungen in Zivilprozessord-
    nung und Verfahrensordnung sollen die elektronischen
    Zugangswege zur Justiz in den nächsten Jahren verbes-
    sert werden.

    Mit der Eröffnung des elektronischen Rechtsverkehrs
    bietet sich der Justiz die Chance auf eine zeitgemäße und
    unkomplizierte Kommunikation mit Bürgern, Anwälten
    und Unternehmen.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die müssen erst mal alle einen Computer haben!)


    Die Anwaltschaft ist hier, vertreten durch die Bundes-
    rechtsanwaltskammer, in Vorleistung gegangen, sowohl
    finanziell als auch organisatorisch; das wissen Sie. Be-
    reits ab Anfang 2016 stehen allen Rechtsanwälten in
    Deutschland elektronische Anwaltspostfächer zur Verfü-
    gung. Um auch wirklich Synergieeffekte erzielen zu
    können, ist es wichtig, dass mittelfristig auch die Ge-
    richte verpflichtet werden, Schriftstücke elektronisch zu-
    zustellen, und dass die elektronische Akte in deutschen
    Gerichten zum Alltag wird, um Medienbrüche sinnvoll
    zu verhindern.

    Es stellen sich dabei aber auch im Prozessrecht einige
    Fragen, die beantwortet werden müssen: Wie ist zum
    Beispiel mit dem Risiko von Fehlern und Ausfällen bei
    elektronischer Kommunikation umzugehen? Kann man
    dies tatsächlich ausschließlich dem Wiedereinsetzungs-
    recht überantworten? Ich denke, nicht. Darüber müssen
    wir sicherlich noch nachdenken.

    Wir stehen jedoch hinsichtlich der dafür notwendigen
    Ausstattung zweifellos vor einer enormen finanziellen
    Herausforderung; das gilt sowohl für die Länderhaus-
    halte als auch für den Bundeshaushalt. Der elektronische
    Rechtsverkehr ist ein Modernisierungs- und kein Spar-
    programm. Er wird sich nicht automatisch kurz- oder
    mittelfristig durch Effektivitätsgewinne refinanzieren.
    Die bloße Umsetzung darf deswegen nicht zu einem
    weiteren Personalabbau im Bereich der Justiz führen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Bezüglich des Personals gilt dies im Übrigen auch an
    einer anderen Stelle: Die starke Zunahme im Bereich der
    Nichtzulassungsbeschwerden bei den Zivilsenaten des
    BGH muss uns Sorgen machen. Ihre Zahl hat sich bei-
    spielsweise im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr um





    Sebastian Steineke


    (A) (C)



    (D)(B)

    41 Prozent erhöht. Diese Steigerung bei den Nichtzulas-
    sungsbeschwerden beruht maßgeblich auf der hier im
    Haus verabschiedeten Änderung des § 522 ZPO. Mit
    Einführung des Abs. 3 können seither auch Beschlüsse,
    mit denen das Berufungsgericht die Berufung zurückge-
    wiesen hat, angegriffen werden. Die hohe personelle Be-
    lastung aufgrund des vermehrten Eingangs von Nichtzu-
    lassungsbeschwerden ist offensichtlich und auf Dauer so
    nicht mehr tragbar.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Burkhard Lischka [SPD])


    Hier müssen ebenfalls entsprechende Mittel bereitge-
    stellt werden.

    Als Rechtspolitiker wird man von Zeit zu Zeit auch
    mit nicht so sinnvollen Gesetzesvorschlägen konfron-
    tiert. Vor kurzem ist ein Vorschlag der Europäischen
    Kommission zur Änderung der Verordnung über das eu-
    ropäische Verfahren für geringfügige Forderungen in
    Zivil- und Handelssachen, die sogenannte Small-
    Claims-Verordnung, auf unseren Tischen gelandet.
    Diese Verordnung gibt es bereits seit 2009. Mit ihrer
    Hilfe sollen grenzüberschreitende Forderungen bis
    2 000 Euro leichter geltend gemacht werden können.
    Dabei kann man mittels eines kleinen Formblatts Klage
    erheben. Eine mündliche Verhandlung oder die Vertre-
    tung durch einen Rechtsanwalt ist nicht vorgesehen, und
    es gelten sehr kurze Fristen.

    In meiner praktischen Arbeit als Rechtsanwalt bin ich
    mit dieser Verordnung bisher nicht in Berührung gekom-
    men. Anscheinend bin ich damit nicht ganz allein; denn
    das Small-Claims-Verfahren wird auch fünf Jahre nach
    seiner Einführung nur äußerst spärlich genutzt.

    Um dies zu ändern, soll nun der Anwendungsbereich
    der Verordnung massiv ausgeweitet werden. Bei der Be-
    gründung des Vorschlags zur Änderung geht die Kom-
    mission davon aus, dass die Ursache im Wesentlichen im
    fehlenden Bekanntheitsgrad und zum Teil in Mängeln
    bei der Ausgestaltung der Verordnung liegt. Sie möchte
    nun unter anderem die Streitwertgrenze von 2 000 auf
    10 000 Euro anheben und die Begriffsbestimmung für
    grenzüberschreitenden Rechtsverkehr deutlich erwei-
    tern.

    Dieser Vorschlag stößt auf erhebliche Bedenken: Er
    lässt nicht nur die Schutzbedürftigkeit der Prozesspar-
    teien völlig außer Acht, sondern eröffnet zusätzlich eine
    Bandbreite an Missbrauchsmöglichkeiten. Die auf das
    Fünffache angehobene Streitwertgrenze ist für die Bür-
    ger und die meisten Unternehmen beim besten Willen
    keine Bagatelle mehr. Die Geringfügigkeitsgrenze der
    ZPO liegt bekanntlich bei lediglich 600 Euro, und die
    hinter einem hohen Streitwert stehenden Rechtsstreitig-
    keiten sind in der Regel auch keine einfachen Verfahren.
    Ebenso fragwürdig ist, dass der Vorschlag auch keine
    Vertretung durch einen Rechtsanwalt vorsieht; allein da-
    von verspricht man sich, billiger und schneller zu sein.
    Dadurch wird jedoch weder die Attraktivität des Verfah-
    rens erhöht, noch ist den Verbraucherinnen und Verbrau-
    chern in Deutschland mit der Einführung solch einer, ich
    will einmal sagen, europäischen ZPO durch die Hinter-
    tür geholfen.

    Anstatt den Anwendungsbereich dieser Verordnung
    in solch einer Art und Weise zu erweitern, sollten wir
    hier darüber nachdenken, wie wir die Attraktivität der
    bestehenden Regelung deutlich erhöhen können, schon
    dadurch, dass wir sie bekannter machen. Dafür könnten
    wir uns im Bundestag am besten gemeinsam einsetzen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)