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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/28 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushalts- begleitgesetzes 2014 Drucksache18/1050 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 2230 B Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 2232 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2234 A Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2236 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2239 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2240 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2243 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2246 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2247 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 2249 A Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 2250 D Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2252 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2255 A Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2256 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2258 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 2259 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2261 B Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 2262 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2263 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2264 D Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2266 A Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2267 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2268 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2269 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 2270 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2271 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2273 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 2275 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2276 D Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 2278 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2279 D Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2281 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2282 B Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2283 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2285 C Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2287 A Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2288 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2289 B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2291 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 2292 D Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2294 A Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2295 B Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2296 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2297 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2299 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2300 C Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2301 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2303 A Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 C Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2305 C Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2306 D Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Europäischen Über- brückungsmission in der Zentralafrikani- schen Republik (EUFOR RCA) auf Grund- lage der Beschlüsse 2014/73/GASP sowie 2014/183/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. Februar 2014 und vom 1. April 2014 in Verbindung mit den Resolutionen 2127 (2013) und 2134 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 5. Dezember 2013 und vom 28. Ja- nuar 2014 Drucksache 18/1081 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2309 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2310 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 C Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2312 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2313 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2314 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2315 B Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2315 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2317 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2221 (A) (C) (D)(B) 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Beginn: 11.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2317 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 08.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 08.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 08.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 08.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 08.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 08.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 08.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 08.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.04.2014 Groß, Michael SPD 08.04.2014 Groth, Annette DIE LINKE 08.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 08.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 08.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 08.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 08.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 08.04.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 08.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 08.04.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 08.04.2014 Pronold, Florian SPD 08.04.2014 Reichenbach, Gerold SPD 08.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 08.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schauws, Ulle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.04.2014 Schwabe, Frank SPD 08.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 08.04.2014 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 08.04.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 08.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 08.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 08.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 08.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 28. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2014 – Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft TOP 3 Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulla Jelpke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Ich komme gleich zum Schluss. – Die Bundesregie-

    rung muss und kann hier mehr Druck machen. Mit dieser
    tödlichen Abschottungspolitik muss endlich Schluss ge-
    macht werden.

    Sie können sich vorstellen, dass wir einem solchen
    Haushalt mit Sicherheit nicht zustimmen werden.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die SPD-Fraktion hat der Kollege Michael

Hartmann das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Hartmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Natürlich wird es niemanden verwundern, dass die
    Linke jetzt schon ankündigt, den Haushalt abzulehnen;
    das ist ja geradezu die Pflicht einer Oppositionsfraktion.
    Aber, liebe Ulla Jelpke: Trotz allem, was man kritisch
    oder ablehnend sagen kann, möchte ich gerne die kolle-
    giale Bitte äußern, nicht damit zu beginnen, unseren Si-
    cherheitsbehörden oder anderen vorzuwerfen, sie befän-
    den sich in einer Art Kumpanei mit anderen, die unseren
    Staat ausspähen oder belasten. Diesen Konsens der De-
    mokraten muss es doch geben. Unsere Sicherheitsbehör-
    den tun ihre Pflicht.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Herr Minister, wir reden heute keineswegs über den
    größten Einzelhaushalt, den die Bundesregierung im
    Portfolio hat. Es geht um bescheidene 6 Milliarden Euro,
    und das bei insgesamt rund 300 Milliarden Euro. Den-
    noch hat Ihr Ressort, hat der Innenminister einen riesi-
    gen Geschäftsbereich zu verwalten, in dem es oftmals
    um zentrale und fast immer um heikle Fragestellungen
    geht. Man denke nur an die innere Sicherheit, den Katas-
    trophenschutz, die Integration, den Datenschutz und
    – auch nicht immer ganz einfach – das Dienstrecht, das
    zu verwalten und zu pflegen ist; die Tarifverhandlungen
    sind ja gerade glücklicherweise schiedlich-friedlich be-
    endet worden. Das sind nicht die populärsten, aber oft-
    mals die wichtigsten Themen.

    Jeder erwartet, dass vieles im Stillen funktioniert, kei-
    neswegs lautstark und keineswegs mit vielen Ankündi-
    gungen und lautem Blasen in die Trompete. Das bedeu-
    tet aber, dass die vielen, vielen Mitarbeiter, die
    insbesondere im nachgeordneten Bereich tätig sind – Sie
    haben das völlig zu Recht mit Blick auf die Bundespoli-
    zei erwähnt –, jeden Tag, sieben Tage die Woche, an
    365 Tagen im Jahr ihre Pflicht tun. Deshalb möchte ich
    ganz ausdrücklich und besonders in Richtung der im
    Moment etwas arg gebeutelten Sicherheitsbehörden sa-
    gen: Herzlichen Dank für Ihre Arbeit und Ihre Pflichter-
    füllung bei Tag und bei Nacht!


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)






    Michael Hartmann (Wackernheim)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Der Europäische Gerichtshof hat die Richtlinie zur
    Vorratsdatenspeicherung gekippt. Die Vorgaben, die von
    dort gemacht werden, sind klar. Deshalb ist auch für uns
    ganz klar: Es kann nicht so weitergehen, als sei nichts
    geschehen. Wir müssen uns gemeinsam genau ansehen,
    was Luxemburg entschieden hat und wie es begründet
    wurde. Die Kritiker freuen sich heute; die Befürworter
    sind etwas leise geworden. Das ist in einem Glaubens-
    krieg – so wurde diese Auseinandersetzung in den letz-
    ten Monaten und Jahren ja oftmals geführt – nun einmal
    so. Entscheidend ist aber, dass jetzt rational abgewogen
    wird. Europa und das Bundesverfassungsgericht haben
    klare Vorgaben gemacht. Diese Vorgaben besagen an
    keiner Stelle, dass es grundsätzlich nicht möglich oder
    notwendig sei, solche Regelungen einzuführen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie müssen nur richtig gemacht werden. Darüber werden
    wir jetzt in den nächsten Monaten gemeinsam nachden-
    ken, Herr Minister.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Allerdings sage ich auch: Europa hat die Richtlinie zu
    definieren. In Zeiten der NSA, wo wir gar nicht so sicher
    sind, was mit den bei uns erfassten Daten geschieht, ist
    es vielleicht auch einmal klug, etwas Ruhe hineinzubrin-
    gen und auch genau zu schauen, wie die Daten, die wir
    erheben – auch im Bereich der Sicherheitsbehörden –,
    hier geschützt werden können. Das ist, glaube ich, die
    Maßgabe, nach der wir jetzt weiter diskutieren und reden
    werden.

    Wir haben im Innenbereich auch ansonsten viel Ar-
    beit vor uns. Der NSU wurde von Ulla Jelpke und Ihnen,
    Herr Minister, bereits erwähnt. Für uns sollte sehr klar
    sein: Wir machen weiter bei dem, was an Aufarbeitung
    geschehen ist. Das gilt aber nicht nur für den Bund, son-
    dern mindestens im gleichen Maße auch für die Sicher-
    heitsbehörden der Länder. Es geht dabei nicht nur um
    den Verfassungsschutz. Auch die Justiz hat sich nicht ge-
    rade mit Ruhm bekleckert, als diese Mörderbande durch
    Deutschland zog. Deshalb gilt es, weiterzumachen, alles
    umzusetzen, was der Untersuchungsausschuss in einer
    großen Geste gemeinsam beschlossen hat, es Punkt für
    Punkt abzuarbeiten. Das sieht unser Koalitionsvertrag
    vor, und davon werden wir – seien Sie dessen versichert,
    meine Damen und Herren – keinen Millimeter abwei-
    chen.

    Bei der anstehenden Diskussion über das Bundesver-
    fassungsschutzgesetz muss es, wie gemeinsam mit den
    Ländern vereinbart, darum gehen, die Zentralstellen-
    funktion zu stärken. Das soll nicht die Konsequenz ha-
    ben, dass die Landesämter, die Landesbehörden ihrer
    Kompetenzen beraubt werden. Aber vorhandene Daten,
    vorhandenes Wissen muss endlich zusammengeführt
    werden, sodass wechselseitiges Nichtwissen es nicht
    mehr möglich machen kann, dass noch einmal Ähnliches
    geschieht. Wir müssen Daten austauschen, die Behörden
    müssen sich in die Augen schauen, und auch die V-Leute
    müssen viel zentraler geführt werden als bisher.

    Die NSA ist das nächste große Stichwort. Wir werden
    bei der Spionageabwehr viel Kraft und Anstrengung auf-
    wenden müssen, um klarzumachen, dass niemand ohne
    Weiteres Daten aus Deutschland abziehen kann, ganz
    egal aus welcher Himmelsrichtung der Angriff auf un-
    sere Daten erfolgt. Es ist wurscht, ob die Lauscher im
    Osten oder im Westen sitzen: Es geht nicht an – da sind
    wir in der Tat in einer patriotischen Pflicht –, dass deut-
    sche Staatsbürger beliebig ausgespäht werden, dass Da-
    ten von Unternehmen geraubt werden oder dass wichtige
    Regierungsmitglieder belauscht werden, als wären wir
    eine Art Feindstaat, als wären wir Nordkorea. Wir wer-
    den deutsche Daten besser schützen. Wir werden deshalb
    auch unsere Spionageabwehr mit mehr Geld ausstatten.

    Wir werden, Herr Minister, mit dem nötigen Selbstbe-
    wusstsein mit unseren Partnern in den USA zu reden ha-
    ben.


    (Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Das machen Sie doch andauernd!)


    Ich bemerke dabei eines: Wenn man unseren US-ameri-
    kanischen Freunden in Anerkennung der für uns weiter-
    hin zentralen Sicherheitspartnerschaft zugleich sagt,
    dass es unsere patriotische Pflicht ist, uns genauso zu
    schützen, wie sie sich schützen, dann kann man da ein
    gewisses Nachdenken auslösen. Im Übrigen gilt: Die
    USA und wir haben gemeinsame Werte zu verteidigen;
    wir haben die Freiheit zu verteidigen. Diese Freiheit darf
    nicht durch Maßnahmen der Nachrichtendienste mit Fü-
    ßen getreten werden. Deshalb muss Schluss sein mit die-
    ser Ausspähpraxis der NSA, und unsere Fragen müssen
    beantwortet werden, Herr Minister.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich bin sehr froh, Herr de Maizière, dass die Bekämp-
    fung der organisierten Kriminalität bei Ihnen ein stärke-
    res Gewicht bekommt. Die SPD arbeitet da gerne Hand
    in Hand mit Ihnen; denn für das Rechtsempfinden der
    Bürgerinnen und Bürger ist es oftmals fatal, zu sehen,
    wie Banden Tageswohnungseinbrüche einfach so durch-
    ziehen können, wie Rocker das Sicherheitsgefühl nega-
    tiv beeinflussen oder wie mit Geldwäsche, Steuerhinter-
    ziehung und sogenannter Weiße-Kragen-Kriminalität die
    einen etwas tun und die anderen schon wegen eines klei-
    nen Delikts verhaftet und verurteilt werden. Wir müssen
    eine gemeinsame Aktion starten, die unsere Sicherheits-
    behörden mit dem Zoll und anderen zusammenführt, da-
    mit die Mafia und andere Banden in Deutschland nicht
    fröhliche Urständ feiern und dieses Land als Rückzugs-
    raum ansehen können. Ganz klar ist: null Toleranz für
    organisierte Kriminalität in Deutschland, auch wenn das
    den Finanzminister vielleicht noch ein paar Euro kosten
    wird.

    Die Bundespolizei darf kein Verschiebebahnhof wer-
    den, auch keiner für die Länder, die selbst Polizei ab-
    bauen. Insofern müssen wir auch bei dieser Frage ge-
    meinsam im Gespräch bleiben. Jene Beamtinnen und
    Beamten – oftmals im mittleren Dienst –, die an den Wo-
    chenenden gegen ein paar Randalierer, die den schönen
    Sport Fußball kaputtmachen wollen, agieren müssen, die
    Castortransporte überwachen oder die am 1. Mai wieder
    in Berlin und im Hamburger Schanzenviertel aktiv sein
    müssen, versehen ihren Dienst selbstverständlich und





    Michael Hartmann (Wackernheim)



    (A) (C)



    (D)(B)

    ohne zu klagen. Aber auch für sie ist ein Ende der Fah-
    nenstange der Belastung erreicht. Deshalb gilt: Wir
    müssen die Arbeit der Bundespolizei auch durch Stel-
    lenhebungen anerkennen und dafür sorgen, dass bei-
    spielsweise in den großen Ballungsräumen die Lebens-
    bedingungen für die Angehörigen der Bundespolizei in
    Zukunft noch finanzierbar bleiben. Wenn wir hier ge-
    meinsam vorangehen können, Herr Minister, dann reicht
    Ihnen die SPD dazu gerne die Hand.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU])


    All das wird nur gelingen, wenn wir genügend quali-
    fiziertes Personal im Geschäftsbereich des Bundesminis-
    ters des Innern haben. Das wird nicht einfacher, weil wir
    angesichts des demografischen Wandels mit den Ge-
    haltsstrukturen der gewerblichen Wirtschaft zu konkur-
    rieren haben. Hier verlangt es Kreativität und gute Ideen
    vielleicht auch außerhalb der üblichen Besoldungsstruk-
    turen. Auch dieser Frage sollten wir uns intensiver wid-
    men, und wir sollten eine Antwort darauf finden. Das
    kann und wird gelingen.

    Lieber Stephan Mayer, sehr geehrter Herr Minister,
    im Bereich der Innenpolitik haben wir ganz gut angefan-
    gen. Das Vertrauen war nicht von Anfang an so, wie wir
    es uns wechselseitig gewünscht haben; aber es wächst
    Schritt für Schritt.