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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/28 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushalts- begleitgesetzes 2014 Drucksache18/1050 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 2230 B Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 2232 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2234 A Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2236 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2239 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2240 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2243 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2246 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2247 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 2249 A Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 2250 D Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2252 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2255 A Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2256 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2258 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 2259 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2261 B Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 2262 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2263 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2264 D Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2266 A Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2267 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2268 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2269 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 2270 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2271 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2273 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 2275 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2276 D Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 2278 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2279 D Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2281 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2282 B Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2283 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2285 C Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2287 A Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2288 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2289 B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2291 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 2292 D Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2294 A Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2295 B Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2296 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2297 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2299 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2300 C Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2301 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2303 A Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 C Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2305 C Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2306 D Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Europäischen Über- brückungsmission in der Zentralafrikani- schen Republik (EUFOR RCA) auf Grund- lage der Beschlüsse 2014/73/GASP sowie 2014/183/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. Februar 2014 und vom 1. April 2014 in Verbindung mit den Resolutionen 2127 (2013) und 2134 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 5. Dezember 2013 und vom 28. Ja- nuar 2014 Drucksache 18/1081 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2309 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2310 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 C Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2312 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2313 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2314 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2315 B Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2315 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2317 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2221 (A) (C) (D)(B) 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Beginn: 11.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2317 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 08.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 08.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 08.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 08.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 08.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 08.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 08.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 08.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.04.2014 Groß, Michael SPD 08.04.2014 Groth, Annette DIE LINKE 08.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 08.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 08.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 08.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 08.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 08.04.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 08.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 08.04.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 08.04.2014 Pronold, Florian SPD 08.04.2014 Reichenbach, Gerold SPD 08.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 08.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schauws, Ulle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.04.2014 Schwabe, Frank SPD 08.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 08.04.2014 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 08.04.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 08.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 08.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 08.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 08.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 28. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2014 – Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft TOP 3 Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will

    zunächst den schwarzen Humor des Kollegen Barthle
    aufnehmen. Er meinte den Haushalt mit einem Lächeln
    einzubringen, um sich dann über die Tauglichkeit der
    Vorschläge der Linken lustig machen zu müssen. Ich
    will Ihrer Erinnerung ein bisschen auf die Sprünge hel-
    fen: Sie haben jetzt in Ansätzen so etwas Ähnliches wie
    einen Mindestlohn etabliert. Wer hat die Debatte im
    Deutschen Bundestag zum Mindestlohn angestoßen?
    Das waren die Linken. Links wirkt, meine Damen und
    Herren!


    (Beifall bei der LINKEN – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben das schon 2004 als Grüne gefordert!)


    Mein nächstes Stichwort: Börsengang der Bahn. Darüber
    reden Sie in der Großen Koalition nicht mehr.


    (Christine Lambrecht [SPD]: Zu Recht!)


    Wer aber hat als einzige Fraktion gegen den beabsichtig-
    ten Börsengang der Bahn gestimmt? Das war die Frak-
    tion der Linken und zuvor die der PDS. Links wirkt,
    meine Damen und Herren!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das sollten Sie nicht vergessen.

    „Deutschlands Zukunft gestalten“ haben Sie Ihren
    Koalitionsvertrag, Ihre Vereinbarung, genannt. Jetzt
    müssen Sie sich daran messen lassen, wie es Ihnen ge-
    lingt, Deutschlands Zukunft zu gestalten. Wir haben den
    Eindruck – das ist hier schon gesagt worden –, dass Sie
    ausgesprochen selbstverliebt sind, dass Sie ausgespro-
    chen verliebt sind in Ihre schwarze Null, und Liebe
    macht bekanntlich blind.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


    Keine neuen Schulden – das ist natürlich auch für uns
    wichtig. Das haben wir in den Ländern, in denen wir
    mitregiert haben, gründlich nachgewiesen. In Berlin hat
    die CDU infolge des Nicht-umgehen-Könnens mit Geld
    inzwischen den Status einer Nichtregierungsorganisation
    angenommen. Deshalb achten wir natürlich diese For-
    mulierung. Aber auch in diesem Jahr müssen mehr als
    30 Milliarden Euro für Zinsen eingestellt werden. Des-
    halb sagen wir Ihnen: Die schwarze Null ist für die aller-
    meisten Menschen in diesem Lande eine ziemlich ab-
    strakte Größe,


    (Beifall bei der LINKEN)


    eine Größe, die in ihrem Lebensalltag nicht ankommt. In
    ihrem Lebensalltag kommen Fakten wie steigende Mie-
    ten, steigende Energiekosten und zeitlich befristete Ar-
    beitsverträge an. Berufseinsteigerinnen und -einsteiger
    im Osten werden in aller Regel mit Zehnmonatsverträ-
    gen und dem Hinweis: „Danach gehst du zur Agentur“,
    eingestellt. Junge Wissenschaftler – bis 45 Jahre gerech-
    net – können in ihrer Erwerbsbiografie auf eine Vielzahl
    befristeter Verträge verweisen, ihnen wird aber keine
    Zukunftsperspektive geboten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Und Sie erfinden schöne Losungen wie die, die Sie an
    die Wandtafel vor dem Bundespresseamt geschrieben
    haben: „Der Aufschwung ist bei den Menschen ange-
    kommen“. Wir aber haben im Land mit Menschen zu
    tun, die mit einer solchen Agitation, mit einer solchen
    Propaganda nichts anfangen können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Herr Bundesfinanzminister, Sie haben – das gehört
    zur Wahrheit – bei diesem Haushalt drei gigantische
    Schlupflöcher zur Verfügung. Wir haben in fast der
    Hälfte dieses Haushaltsjahres den Zustand der vorläufi-
    gen Haushaltsführung. Jeder weiß: Da bleibt eine Menge
    an geplanten Ausgaben stehen. Ich rechne fest damit,
    dass Sie Ihre schwarze Null zu einem Großteil daraus
    decken wollen.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das ist richtig!)


    Über die Eingriffe in die Sozialkassen – das ist das
    zweite Schlupfloch – ist bereits gesprochen worden. Die
    Sondervermögen für die Finanzmarktstabilisierung
    – drittes Schlupfloch – sind außerhalb des Haushalts ver-
    anschlagt. Wir, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler,
    sind Besitzer der zu 100 Prozent verstaatlichten Bad
    Banks. Deshalb sagen wir Ihnen: Ihrem eigenen An-
    spruch, Deutschlands Zukunft gestalten zu wollen, wer-
    den Sie vor lauter Faszination über die schwarze Null
    wirklich nicht gerecht. Solide Haushaltspolitik sieht an-
    ders aus.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wie denn?)


    Zukunftsfähig und enkeltauglich ist der Haushalt in
    der Tat nicht. Die Mittel der Wirtschaftsförderung, die
    einen, wie wir finden, viel zu geringen Anteil im Haus-
    halt ausmacht, gehen zu einem großen Teil an staatsnahe
    Monopolisten. Die Investitionsquote sinkt, und das Pro-
    blem der ausbleibenden Mauteinnahmen haben Sie hier
    mit dem Satz kommentiert: Der Verkehrsminister und
    der Finanzminister werden eine Lösung finden. – Aber
    diese Lösung müssen Sie dann auch präsentieren.

    Wir meinen, dass Sie auch den Osten erneut ausge-
    blendet haben. Im Osten ist die Arbeitslosigkeit doppelt
    so hoch, und der Anteil von Jobs mit Niedriglöhnen ist
    wesentlich höher. Sie verfolgen bei der Mütterrente ein
    Konzept, bei dem erneut Erziehungsleistungen in Ost
    und West unterschiedlich anerkannt werden sollen. Das
    ist 25 Jahre nach der deutschen Einheit ein Skandal. Da
    werden wir Sie nicht in Ruhe lassen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir bekommen häufig zu hören, wir hätten kein Ein-
    nahmeproblem. Das sehen wir ausdrücklich anders.





    Roland Claus


    (A) (C)



    (D)(B)

    Auch mit dem Haushalt 2014 wird die Steuerungerech-
    tigkeit fortgesetzt. Das ginge auch anders. Die Linke hat
    ein Steuerkonzept vorgelegt, bei dessen Umsetzung ge-
    rechte Besteuerung an den Tag gelegt würde. Das trauen
    Sie sich nicht. Bei den Einkommensschwächsten ist
    – das wissen Sie – nichts zu holen, und an die Reichen
    trauen Sie sich nicht heran. Deshalb belasten Sie nach
    wie vor die Mitte dieser Gesellschaft. Das ist sozial un-
    gerecht. Das ginge auch anders.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Linke wird, wie eingangs beschrieben, zahlreiche
    Änderungsvorschläge für diesen Haushalt einbringen.
    2014 ist ja das Jahr der zweiten Chance. Wir werden be-
    reits unmittelbar nach der Sommerpause über den Ent-
    wurf des Haushaltes 2015 reden. Ich habe den Eindruck,
    dass Sie die zweite Chance brauchen werden. Die Oppo-
    sition ist dabei. Wir werden Sie mit guten Vorschlägen
    behelligen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nächster Redner ist der Kollege Ralph Brinkhaus für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ralph Brinkhaus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

    lege Schneider, ich habe mit großem Wohlwollen ver-
    nommen, dass die SPD für solide Finanzpolitik steht.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Schon immer!)


    Angesichts der zwei verfassungswidrigen Haushalte in
    Nordrhein-Westfalen, der Probleme in Rheinland-Pfalz
    und dessen, was momentan in Baden-Württemberg pas-
    siert, ist das, glaube ich, eher ein zartes Pflänzlein. Sie
    können froh sein, dass Sie sich zumindest hier im Bund
    an den starken haushaltspolitischen Stamm der Union
    anlehnen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Unglaublich! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh mein Gott! So ein Quatsch!)


    Ich möchte mit einem anderen Sozialdemokraten be-
    ginnen, und zwar mit Alex Möller. Ich möchte über Karl
    Schiller sprechen, ich möchte über Helmut Schmidt
    sprechen, ich möchte über Hans Matthöfer, über Hans
    Apel und über Manfred Lahnstein sprechen. Ich möchte
    über den Christdemokraten Gerhard Stoltenberg spre-
    chen, natürlich über Theo Waigel, über Oskar
    Lafontaine, über Hans Eichel und über Peer Steinbrück.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Reicht dafür die Redezeit?)

    Ich glaube, sie alle – die meisten von ihnen waren sehr
    gute Finanzminister; nicht alle, aber die überwiegende
    Anzahl – wären ziemlich froh gewesen und hätten ziem-
    lich viel dafür gegeben, hier heute stehen und ein derarti-
    ges Haushaltspaket vorlegen zu können.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Man muss sich bewusst machen: Das letzte Mal
    wurde irgendwann Ende der 60er-Jahre ein so erfolgrei-
    ches Paket mit einem strukturellen Überschuss im ak-
    tuellen Haushaltsjahr und mit einer Finanzplanung, die
    eine Nettokreditaufnahme von null vorsah, vorgelegt. Da
    war Franz Josef Strauß noch Finanzminister. Wenn ich
    hier in die Reihen schaue, stelle ich fest, dass circa ein
    Drittel der Abgeordneten des Deutschen Bundestages,
    die heute hier sitzen, zu der Zeit noch gar nicht geboren
    waren. So lange ist das her. Das heißt, wir haben jetzt et-
    was geschafft – und viele haben daran mitgewirkt –, an
    dem sich seit 45 Jahren viele aufgerieben, es aber nicht
    hinbekommen haben. Das ist auch ein Grund zur Freude,
    und für diese Freude sollte man sich etwas Zeit nehmen.
    Das kann man auch ein bisschen feiern.

    Wenn man sich einmal anschaut, unter welchen Be-
    dingungen wir das geleistet haben, ist das Ergebnis umso
    erstaunlicher. Wir haben das geschafft, obwohl wir da-
    rauf verzichtet haben, Steuern zu erhöhen oder neue
    Steuern einzuführen. Wir haben das geschafft, obwohl
    wir vereinbart haben, dass wir in diesem Haushaltsjahr
    und in dieser Legislaturperiode ganz viel Geld zusätzlich
    für Bildung, für Infrastruktur und auch für soziale Teil-
    habe ausgeben werden. Wir haben das erreicht, obwohl
    wir – beginnend mit der christlich-liberalen Koalition
    und jetzt auch fortgesetzt in der Großen Koalition – ein
    Paket geschnürt haben, in dem, je nachdem, wie man es
    rechnet, 45 bis 50 Milliarden Euro für die Kommunen
    vorgesehen sind. Was ganz besonders ist: Wir haben das
    geschafft, obwohl wir uns noch vor vier Jahren in der
    schlimmsten Wirtschaftskrise der deutschen Nachkriegs-
    geschichte befunden haben. Das ist aller Ehren wert.

    Es ist nicht die Aufgabe der Opposition, die Regie-
    rung zu loben;


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie loben sich ja schon selbst genug!)


    funktional müssen Sie in einer Demokratie Kritik üben.
    Ich kann auch verstehen, dass Sie sich ungerne mit den
    Koalitionsfraktionen freuen. Aber die Kritik, die Sie ge-
    äußert haben, was die Sozialkassen und die Ausgaben
    für Soziales angeht, war doch etwas dünn. Der Finanz-
    minister und der Kollege Barthle haben es erwähnt: Wir
    haben noch nie so viel Geld für Soziales ausgegeben,
    wie es heute der Fall ist. Ich glaube, dafür müssen wir
    uns auch nicht schämen, sondern wir können stolz da-
    rauf sein, dass es nur wenige Länder gibt, die soziale Un-
    gleichheit mit einem derart massiven Staatseinsatz be-
    kämpfen wie Deutschland.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um die Zweckentfremdung der Gelder der Beitragszahler! – Gegen Ralph Brinkhaus ruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: So ein Quatsch, was Sie erzählen! – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Warum haben Sie den Rentenbeitrag denn nicht gesenkt?)





    (A) (C)


    (D)(B)


    Meine Damen und Herren, was die Sozialkassen be-
    trifft, muss man sich fragen: Wie erklären Sie den Men-
    schen in diesem Land, dass der Staat, der Bund Schulden
    aufnehmen soll, um die Rücklagen, die wir in den So-
    zialkassen haben, weiter zu steigern? Das ist eine Ge-
    schichte, die Sie auch mir einmal erklären müssen.

    Ich habe mit großer Freude zur Kenntnis genommen,
    Herr Kindler, dass Sie gesagt haben: Die Mütterrente ist
    eigentlich gar nicht schlecht; über die Finanzierung müs-
    sen wir uns aber unterhalten. – Herr Kindler, Sie wissen
    – Sie sind Haushaltspolitiker –: Circa ein Drittel der
    Ausgaben für die gesetzliche Rentenversicherung, circa
    80 Milliarden Euro, wird bereits heute vom Steuerzahler
    beglichen.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind aber andere Leistungen!)


    Auch das gehört zur Wahrheit dazu.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie doch mal die Deutsche Rentenversicherung! Die hat Ihnen gesagt, Sie sollen das über Steuern finanzieren!)


    Ich komme auf die Kritikpunkte, die Sie hinsichtlich
    der Kommunen geäußert haben, zurück. Ich glaube, dass
    es keine Bundesregierung gab, die so viel für die Kom-
    munen getan hat, wie es diese Bundesregierung tut,


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie doch mal die Kommunen! Die sehen das anders!)


    und das unter Kraftanstrengungen. Wir wären mit der
    Haushaltskonsolidierung schon längst weiter, wenn wir
    den Ländern und den Kommunen nicht immer wieder
    unter die Arme gegriffen hätten. Auch das gehört zur
    Wahrheit dazu.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben ihnen das Geld mit der Hotelsteuer weggenommen!)


    Meine Damen und Herren, Sie haben die Investitio-
    nen angesprochen. Investitionen sind wichtig. Auch wir
    würden gerne mehr Geld für Investitionen ausgeben; das
    ist überhaupt keine Frage.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie aber nicht!)


    In diesem Zusammenhang möchte ich auf die rot-grüne
    Landesregierung in Nordrhein-Westfalen zurückkom-
    men.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die machen das da gut!)

    Da gibt es eine Kultusministerin, die Ihrer Partei ange-
    hört, und eine Ministerpräsidentin, die durch das Land
    zieht und behauptet: Die beste Investition in die Zukunft
    ist, Geld in Bildung, in Kitas und in ähnliche Geschich-
    ten zu investieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christine Lambrecht [SPD]: Und sie hat recht!)


    Wenn Sie sich den Koalitionsvertrag und unser finanz-
    politisches Programm ansehen, stellen Sie fest: Wir in-
    vestieren in Kitas, wir investieren in Forschung, wir in-
    vestieren in Bildung;


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist das im Haushalt 2014?)


    denn auch das sind Investitionen in diesem Lande. Auch
    das gehört zur Wahrheit dazu, und auch das sollte man
    an dieser Stelle berücksichtigen.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn das im Haushalt 2014 drin? – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Komisch, dass die Investitionen nur um 1 Milliarde steigen!)


    Es ist ja nicht so, dass wir uns aufgrund der aktuellen
    Haushaltssituation entspannt in unserer Komfortzone zu-
    rücklehnen und sagen könnten: Die Messe ist gelesen;
    alles ist für ewige Zeiten gut. – Nein, ganz im Gegenteil
    – auch das hat der Bundesfinanzminister in seiner Rede
    zur Einbringung des Haushalts angesprochen –: Wir
    müssen natürlich weiterstrampeln, damit wir über Was-
    ser bleiben. Wir müssen eine Menge tun. Wir müssen
    vor allen Dingen auf eines achten: dass uns die Einnah-
    men in diesem Land nicht wegbrechen. Die Einnahmen,
    meine Damen und Herren, werden nicht durch den Staat,
    sondern durch unsere Wirtschaft generiert. Deswegen ist
    die beste Haushaltspolitik, die wir in diesem Lande ma-
    chen können, dafür zu sorgen, dass es der Wirtschaft gut
    geht.

    Auch da komme ich noch einmal auf die Kritik der
    Grünen zu sprechen. Was tun Sie denn, damit es der
    Wirtschaft gut geht? Ich denke, wir sollten Sie an Ihren
    Taten messen. Was machen Sie in Nordrhein-Westfalen?
    Dort gibt es ein Knebelungsprogramm, das sich „Lan-
    desentwicklungsplan“ nennt, Regulierung, neue Vor-
    schriften und Bürokratie. Das ist grüne Wirtschaftspoli-
    tik.


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn! Sie wurden da doch schon nach fünf Jahren abgewählt! Warum eigentlich?)


    Wir werden einen anderen Weg gehen. Wir werden dafür
    sorgen, dass die Wirtschaft auch weiterhin gut und sicher
    läuft, sodass Steuereinnahmen fließen.


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie erzählen hier doch Grimms Märchen! Warum regiert die CDU denn in NRW Ralph Brinkhaus nicht mehr? Weil Sie nach einer Legislaturperiode gleich wieder abgewählt wurden!)





    (A) (C)


    (D)(B)


    Zu einer anderen Sache. Lassen Sie uns über Investi-
    tionen und Einnahmen reden. Die Investitionen, die die
    meisten Einnahmen mit sich bringen, sind die Investitio-
    nen, die eben nicht vom Staat, sondern in der Wirtschaft
    getätigt werden. Dafür brauchen wir ein vernünftiges
    Steuersystem. Wir werden dafür sorgen, dass unser Steu-
    ersystem vernünftig bleibt und das Geld nicht vom Staat
    durch Steuererhöhungen abgegriffen wird, sondern es
    für Investitionen in der Wirtschaft verwendet werden
    kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Da sind wir grundsätzlich ja einer Meinung!)


    Jetzt könnten Sie sagen: Moment, Moment, Moment!
    Es gibt ja noch so viel zu tun. Lassen Sie uns einmal
    über Steuererhöhungen reden. – Auch darüber ist ge-
    sprochen worden. Wir können die ganze Geschichte ein-
    mal durchspielen. Sie sagen – das war ja der große
    Wahlkampfschlager –: Der Staat leistet alles; er sorgt für
    alles. Wir finanzieren das durch höhere Steuern, aber
    durch höhere Steuern, die immer die anderen zahlen.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Das sagt kein Mensch!)


    Höhere Spitzensteuern zahlen die Reichen. Ihr Argu-
    ment, Herr Bartsch – „Nehmen Sie doch denjenigen, die
    jetzt so viel vererben, etwas weg!“ –, das sind auch die
    anderen. „Nehmen Sie den Vermögenden etwas weg!“,
    das sind auch die anderen. „Nehmen Sie den Zockern
    und Spekulanten etwas weg!“, das sind auch die ande-
    ren.

    Wenn man die Steuergeschichte in diesem Land ein-
    mal bei Licht betrachtet, erkennt man, dass jede höhere
    Steuer, jede neue Steuer am Ende bei der Mittelschicht
    gelandet ist. Das gehört zur Wahrheit dazu. Deswegen
    sind wir gegen höhere Steuern, gegen neue Steuern und
    gegen andere Steuern.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Das ist bei der Millionärssteuer ausgeschlossen!)


    Hier blinkt der Präsident.